Nemesis-Archiv   WWW    

Willkommen bei Nemesis - Sozialistisches Archiv für Belletristik

Nemesisarchiv
Sunao Tokunaga - Stille Berge (1948)
http://nemesis.marxists.org

16

Es war Ende November. Ungefähr sechs Wochen zuvor hatte die Fabrik in Kawasoi die Arbeit wiederaufgenommen. Eines Nachmittags, als es schon zu dämmern begann, trat Takenoutschi Tadaitschi aus dem Zimmer des Direktors. Die Hände über der Brust verschränkt, lief er vornübergebeugt den Korridor entlang zum Ausgang, der auf den Fabrikhof führte. Hier blieb er einen Augenblick stehen und sah sich misstrauisch nach allen Seiten um. Offenbar überlegte er, wohin er sich wenden sollte. Schließlich lenkte er seine Schritte eilig zur Versuchshalle, die unmittelbar neben dem Verwaltungsgebäude lag. Dort hielt er sich etwa zehn Minuten auf und stieg dann zur Schleiferei im zweiten Stock empor. Gleich darauf kam er wieder herunter, begab sich in die Polierabteilung und anschließend in die Montagehalle. Mit ernster Miene ging er von Abteilung zu Abteilung. „Ich habe den Direktor mit Gewalt überredet... Wir rechnen mit Ihrem Einverständnis", teilte er den Meistern mit. Er wollte wohl zeigen, wie sehr es auf ihn ankam; deshalb hob er die Worte „mit Gewalt überredet" besonders hervor. Es handelte sich um die Bildung eines „Freundschaftskomitees" im Werk Kawasoi, dem Vertreter der Arbeiterschaft und der Betriebsleitung angehören sollten.
„Jaja, wir werden alles in beiderseitigem Einverständnis und in Freundschaft regeln. Heutzutage muss man rückhaltlos alle sein Wünsche und Gedanken äußern... sozusagen auf demokratischer Grundlage... in so einem Plan..." Aber als er sich in der Dreherei dem Platz Arakis näherte, wurde er etwas verlegen.
Araki stützte die Ellbogen auf den Tisch und blickte ihn misstrauisch an. „Wodurch unterscheidet sich dieses Komitee von der Gewerkschaft?" fragte er. Doch Takenoutschi wusste das selbst nicht.
„Sie sagen also - rückhaltlos?" meinte Araki nachdenklich und legte das Kinn in die Hand. „Die Arbeiter in unserer Abteilung zum Beispiel haben viele Wünsche. Darf man sie vorbringen?"
„Die Wünsche der Arbeiter? Na ja, gewiss... natürlich..." Takenoutschis Antwort klang sehr unbestimmt, und er zog es vor, rasch in eine andere Abteilung zu verschwinden.
Als Mitglied der Sozialistischen Partei, die kurz zuvor in Tokio gegründet worden war, bemühte sich Takenoutschi, in der Fabrik eine Organisation zu schaffen, auf die sich diese Partei stützen konnte. Ob die Arbeiter einen Nutzen von dieser Organisation haben würden oder nicht, war ihm völlig gleichgültig.
Im Übrigen hatte er den Direktor gar nicht zu „überreden" brauchen; denn es waren überhaupt keine Hindernisse zu überwinden. Sagara wusste nämlich bereits, dass die Kommunistische Partei ihre Tätigkeit im Tokioter Hauptwerk der Company aufgenommen hatte, und er setzte alles daran, den Kommunisten im Werk Kawasoi von vornherein jeden Einfluss zu nehmen. Und dazu benutzte er Takenoutschi.

Sozialismus • Kommunismus • Sozialistische Belletristik • Kommunistische Unterhaltungsliteratur • Proletarisch-Revolutionäre Literatur • Utopische Klassiker • Arbeiterroman • Agitationsliteratur