49. Kapitel Die Weisen aus dem Morgenlande
Am Ende der folgenden Woche gab es eine furchtbare „Metzelei" bei der Firma Rushton. Barrington und alle vorübergehend beschäftigten Arbeiter wurden entlassen, darunter auch Newman, Easton und Harlow, und es gab so wenig Arbeit, dass es aussah, als müssten alle übrigen gleichfalls feiern. Der Sommer war praktisch vorüber; deshalb hatten alle, die abgebaut wurden, nur wenig Aussicht, irgendwo anders unterzukommen, denn auch bei den meisten übrigen Firmen wurden Entlassungen vorgenommen.
Es gab nur ein weiteres Geschäft in der Stadt, das überhaupt noch nennenswerte Arbeit hatte, und das war die Firma Sudler & Schluder. Diese Firma war während des Sommers sehr in den Vordergrund gerückt und hatte mehrere große Aufträge gekapert, die Rushton Sc Co. zu erhalten erwartet hatte; überdies hatte sie Rushton auch mehrere alte Kunden abspenstig gemacht.
Sudler & Schluder übernahmen Arbeiten zu beinahe der
Hälfte des Preises, zu dem Rushton sie ausführen konnte, und sie hatten einen Meister, der mehr Grobheit im kleinen Finger aufwies als Nimrod in der ganzen Faust. Einige Gesellen, die während des Sommers bei beiden Firmen tätig gewesen waren, sagten, nachdem man bei Sudler & Schluder gearbeitet habe, komme einem die Arbeit bei Rushton vor wie ein Urlaub.
„Einen Kerl gibt's da", meinte Newman während einer Unterhaltung mit Harlow und Easton, „einen Kerl gibt's da, der klebt an einem Tag fünfundzwanzig Tapetenrollen und schneidet sie noch dazu allein und bestreicht sie mit Leim, und die Maler - von denen schafft fast jeder soviel wie wir drei zusammen, und wenn du da arbeitest, mußte's ebenso machen, oder du fliegst."
Wie viel Wahrheit, wie viel Lüge oder Übertreibung auch in den Erzählungen über die Ausbeutung und Antreiberei, die bei Sudler & Schluder herrschten, enthalten sein mochten - so war es doch eine unbestreitbare Tatsache, dass es den anderen Bauunternehmern schwer fiel, mit ihnen zu konkurrieren, und alle zusammen beendeten -oder schluderten - das bisschen Arbeit, das es gab, in etwa einem Viertel der Zeit, die sie gebraucht hätten, um sie ordentlich auszuführen.
Ende September war eine große Anzahl von Leuten arbeitslos, und schon bereiteten sich die praktischen Männer, welche die Stadt beherrschten, darauf vor, die übliche Posse von der „Bekämpfung" der Not, die mit Gewissheit folgte, aufzuführen. Ehrwürden Schwätzer sprach davon, den Arbeitshof wieder zu eröffnen; der Sekretär des Wohltätigkeitsvereins erließ einen Aufruf, weiteres Geld, abgelegte Kleidungsstücke und Stiefel zu spenden - infolge der Auszahlung des Vierteljahresgehalts für den Sekretär waren die Geldmittel des Vereins erschöpft. Das Gerücht lief um, die Suppenküche werde bald eröffnet werden, um „Nahrung" zu verkaufen, und wohltätige Leute begannen, von „Gerümpelverkäufen" und Suppengutscheinen zu sprechen.
Ab und zu, wenn gerade ein Auftrag hereinkam, konnten einige von Rushtons Leuten ein paar Stunden Arbeit erhalten; Barrington aber kam nicht wieder. Seine ehemaligen Arbeitskollegen zerbrachen sich häufig über seine Lebensweise den Kopf; die Tatsache, dass er viel besser gekleidet war, als sie ihn je gesehen hatten, und dass er nie ohne Geld war, setzte sie nicht wenig in Erstaunen. Gewöhnlich hatte er einen Sechser oder einen Schilling zu verleihen, und er war stets bereit, einem ein Glas Bier zu spendieren - gar nicht zu reden von dem Geld, das ihn die sozialistischen Broschüren und Flugblätter gekostet haben mussten, die er mit vollen Händen verteilte. Er wohnte drüben in Windley zu Untermiete; seine Mahlzeiten aber nahm er in einem kleinen Kaffeehaus unten in der Stadt zu sich, und häufig lud er einen oder zwei seiner alten Kollegen dorthin zum Mittagessen ein. Zuweilen kam es vor, dass einer von ihnen Barrington für einen Abend zu sich nach Hause einlud, eine Tasse Tee mitzutrinken oder irgend etwas Seltenes anzusehen, von dem der andere meinte, es werde ihn interessieren, und bei solchen Gelegenheiten achtete Barrington gewöhnlich darauf - falls es dort, wo er hinging, Kinder gab -, unterwegs in einem Laden eine Tüte Kekse oder Obst für sie zu kaufen.
Alle möglichen Theorien wurden zur Erklärung seines offenbaren Wohlstands erwogen. Einige sagten, er sei ein verkleideter Herr, andere meinten, er habe reiche Verwandte, die sich seiner schämten, weil er Sozialist sei, und die ihm soundso viel die Woche gäben, solange er ihnen nur vom Halse blieb und seinen wahren Namen nicht benutzte. Einige der Liberalen erklärten, er sei von den Konservativen bezahlt, die versuchten, durch unterirdische Methoden die Fortschrittliche Liberale Partei zu spalten. Eben zu dieser Zeit fanden einige Einbrüche am Ort statt, und die Diebe kamen mit ihrer Beute davon; dieser Umstand hatte das versteckte Gerücht zur Folge, Barrington sei der Verbrecher, und es sei dieses unrecht erworbene Gut, dass er so freigebig verteilte.
Gegen Mitte Oktober geschah etwas, das die Stadt in wilde Aufregung versetzte, und solche verhältnismäßig unwichtigen Dinge wie Arbeitslosigkeit und Hunger gerieten fast in Vergessenheit.
Sir Raffall von Einfriedland war im Dienste des Landes, von dem er einen so großen Teil besaß, zu einem noch höheren Posten ernannt worden; er sollte nicht nur eine höhere und ehrenvollere Stellung einnehmen, sondern ebenfalls - was ja nur gerecht war - ein höheres Gehalt Seine Bezahlung sollte auf siebentausendfünfhundert Pfund im Jahr erhöht werden oder auf hundertundfünfzig Pfund die Woche, und infolge dieser Beförderung musste er seinen Sitz im Parlament aufgeben und sich neu wählen lassen.
[[Während die konservativen Arbeiter in ihren zerlumpten Hosen mit leerem Magen in den Straßen umherbummelten, sagten sie zueinander, es sei eine große Ehre für Mugsborough, dass ihr Abgeordneter auf diese Weise befördert werde. Sie brüsteten sich damit und stolzierten so großspurig einher, wie es ihre zerrissenen Stiefel nur zuließen.
Sie steckten Wahlpropagandakarten mit Sir Raffalls Photographie in ihre Fenster und banden ihren unterernährten Kindern blaugelbe Bänder um - Sir Raffalls Farben.
Die Liberalen waren wütend. Sie sagten, sie seien mit dieser Wahl überfallen worden - auf gemeine Weise übervorteilt worden -, sie hielten keinen Kandidaten bereit.]]
Über das Gehalt beschwerten sie sich nicht; alles, worüber sie sich beschwerten, war die kurze Frist. Es war nicht anständig, denn während sie - die führenden Liberalen - die Wähler mit der üblichen verächtlichen Gleichgültigkeit behandelt hatten, war Sir Raffall von Einfriedland unter den seinen bereits seit Monaten äußerst aktiv gewesen und hatte listig den Wettkampf vorbereitet. Eigentlich hatte er bereits seit sechs Monaten eine Wahlkampagne durchgeführt! Während des letzten Winters hatte er eine ganze Reihe Fußballwettkämpfe eingeleitet und daneben noch allerlei für die Mannschaft des Ortes getan. Er war den Büffeln und den Druiden beigetreten war zum Präsidenten der Gesellschaft der Totenkopf-jungen gewählt worden, und obgleich er selbst kein Abstinenzler war, stand er der Enthaltsamkeit so wohlwollend gegenüber, dass er mehrmals bei Antialkoholveranstaltungen den Vorsitz geführt hatte - von den Teespenden für arme Schulkinder und ähnlichem ganz zu schweigen. Kurz, monatelang war er ein recht tätiger Politiker gewesen, [[im Tory-Sinne des Wortes, und die armen Liberalen hatten nicht Lunte gerochen, bis sie mit der Wahl überfallen wurden.
In höchster Eile wurde nun eine Versammlung der Liberalen Dreihundert einberufen und eine Abordnung nach London entsandt, um einen Kandidaten zu finden; diese hatte aber keinen Erfolg mit ihrer Mission, da bis zum Wahltag nur noch eine Woche blieb. Eine zweite Versammlung wurde abgehalten, bei der Mr. Adam Sweater den Vorsitz führte - und auch Rushton und Didlum waren anwesend.]]
Tiefe Niedergeschlagenheit zeichnete sich auf den Gesichtern der dort versammelten Sklavenantreiber ab, während sie dem Bericht der Delegierten zuhörten. Das darauf folgende düstere Schweigen wurde endlich von Mr. Rushton gebrochen, der sich plötzlich erhob und sagte, er glaube langsam, sie hätten einen Fehler gemacht, sich überhaupt außerhalb des Wahlkreises nach einem Kandidaten umzusehen. Es sei seltsam, aber wahr: der Prophet gelte nichts im eigenen Land. Sie hätten die kostbare Zeit verschwendet, seien im Lande umhergejagt, hätten um einen Kandidaten gebeten und gebettelt und dabei gänzlich übersehen, dass sich in ihrer Mitte ein Herr befinde - ein Mitbewohner ihrer Stadt, der, wie er glaube, größere Aussichten habe als jeder Fremde. Gewiss werde ihm jedermann zustimmen - wenn sie nur Adam Sweater überreden könnten, sich aufstellen zu lassen -, so wäre der ein idealer liberaler Kandidat!
Während Mr. Rushton sprach, richteten sich die geknickten Gemüter der Dreihundert wieder auf, und als der Name Sweater fiel, begannen alle in die Hände zu klatschen und mit den Füßen zu trampeln. Lautes, begeistertes Beifallsgeschrei ertönte, und rings im Raum erklang der Ruf: „Unser guter, alter Sweater!"
Als der aufstand, um zu antworten, legte sich der Tumult so plötzlich, wie er entstanden war. Sweater dankte ihnen für die Ehre, die sie ihm erwiesen hätten. Es sei nicht genügend Zeit vorhanden, um sie mit Worten und leeren Komplimenten vergeuden zu können; ehe er zuließe, dass der Feind widerstandslos einen Sieg davontrage, wolle er lieber ihrem Drängen nachgeben und sich als Kandidat aufstellen lassen.
Tosendes Beifallsgebrüll brach aus den Kehlen der entzückten Dreihundert.
Draußen, vor dem Saal, in dem die Versammlung stattfand, stand eine große Menschenmenge, bestehend aus liberalen Arbeitern, die sich in tiefster Armut befanden und von denen viele zerrissene Stiefel oder die abgelegten Anzüge anderer trugen, und wartete darauf, den Bericht der Delegation von Sklavenantreibern zu hören; sobald sich Sweater bereit erklärt hatte zu kandidieren, stürzte Didlum zu dem auf die Straße hinausgehenden Fenster, öffnete es und schrie die gute Botschaft hinunter zur Menge, die in das Jubelgeschrei einstimmte. Auf ihr Verlangen, Sweater möge eine Rede halten, schob der seine feiste Gestalt ans Fenster und sprach einige Worte zu ihr, erinnerte sie an die Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit und ersuchte sie, tüchtig zu arbeiten, um die „erhabene" alte „Fahne" zum Siege zu tragen.
In solchen Zeiten vergaßen die Leute gänzlich Arbeitslosigkeit und Hunger und begeisterten sich für „erhabene alte Fahnen". So groß war ihre Hingabe an diese, dass es ihnen nichts ausmachte, arm zu sein, Hunger zu leiden und in Lumpen gekleidet zu gehen, solange sie nur die Fahne zum Siege tragen konnten; alles, worauf es ankam, war, dass sie ihre verhassten Feinde, ihre Landsleute, die Tories, an die Wand drückten und die erhabene alte Fahne zum Siege trugen. Die Tatsache, dass sie diese in der Vergangenheit schon so häufig zum Siege getragen hatten, ohne etwas von der Beute zu erhalten, schien ihren Eifer nicht im mindesten zu dämpfen. Da sie ja Menschenfreunde waren, gaben sie sich - nachdem sie den Sieg errungen hatten - damit zufrieden, dass stets ihre Herren das Plündern besorgten.
Als Sweater mit seiner Ansprache zu Ende war, ließen ihn die Menschenfreunde in wilder Begeisterung dreimal hochleben, und dann schrie jemand aus der Menge: „Was haben wir für 'ne Farbe?" Nach hastiger Beratung mit Rushton, der als „Malermeister" für eine Autorität auf dem Gebiet der Farben gehalten wurde, entschied man sich für grün - grasgrün - und rief das der wartenden Menge hinunter, die von neuem in Hochrufe ausbrach. Dann gab es einen Ansturm auf Sweaters Warenhaus, mehrere Meter billiges grünes Band wurden gekauft und in kleine Stückchen geteilt, welche sich die Leute ins Knopfloch banden, und so angemessen geschmückt, stellten sich diese in militärischer Ordnung in Viererreihen auf und marschierten durch sämtliche Hauptstraßen, die Große Paradeallee hinauf und hinunter, rings um den Springbrunnen und schließlich über den Hügel nach Windley; dabei sangen sie auf die Melodie des Liedes „Trapp, trapp, trapp, die Jungen marschieren":
„Stimmt, stimmt, stimmt für Adam Sweater,
den alten Einfriedland hängt an 'nen Baum!
Sweater ist unser Mann,
den wähle, wer nur kann,
ein großes Brot zum Tee bleibt dann kein Traum."
Das von diesen Leuten, unter denen es Grauhaarige und Graubärtige gab, gebotene Schauspiel, wie sie den Takt schlugen oder mit den Füßen stampften, während sie diesen kindischen Unsinn sangen, hätte belustigend gewirkt, wäre es nicht so widerlich gewesen.
Zur Abwechslung sangen sie auch verschiedene andere Lieder, darunter:
„Wir hängen den ollen Einfriedland
an 'nen Sauerapfelbaum'"
und
„Schließt euch zusammen,
ihr Männer von Windley,
denn gewinnen wird Sweater gewiss."
Als sie an der großen Kirche in der Qualitätsstraße vorüberzogen, begann die Uhr zu schlagen. Es war eine von jenen, die alle Viertelstunde die Töne eines Glockenspiels erklingen lassen. Jetzt war es zehn Uhr, daher ertönten sechzehn harmonische Klänge:
Ding, dong! Ding, dong!
Ding, dong! Ding, dong!
Ding, dong! Ding, dong!
Ding, dong! Ding, dong!
„Adam Sweater!",
und die Tories:
„Raff-all Einfried-land!
Raff-all Einfried-land!
Raff-all Einfried-land!
Raff-all Einfried-land!"
Bald war die Stadt mit lügnerischen Schriften überschwemmt und mit riesigen Plakaten bepflastert:
„Stimmt für Adam Sweater, den Freund des Arbeiters!"
„Stimmt für Sweater und die Enthaltsamkeitsreform!"
„Stimmt für Sweater - für Freihandel und billige Nahrung!"
oder
„Stimmt für Einfriedland -
für Zollreform und REICHLICH ARBEIT!"
Dieses schöne Ideal - „REICHLICH ARBEIT" - sprach die konservativen Arbeiter mächtig an. Sie schienen sich und ihre Kinder als eine Art von Maschinen oder Lasttieren zu betrachten, geschaffen zu dem Zweck, für andere Leute zu schuften. Sie hielten es nicht für recht, dass sie lebten und die Wohltaten der Zivilisation genossen. Alles, was sie sich und ihren Kindern wünschten, war „reichlich Arbeit".
Sie zogen durch die Straßen, sangen ihre Marseillaise „Schafft, Jungens, schafft und gebt euch zufrieden" auf die Melodie des Liedes „Trapp, trapp, trapp, die Jungen marschieren", und während sie so dahintrabten, ließen sie periodisch Sir Raffall, die Zollreform und „reichlich Arbeit" hochleben.
Beide Seiten ließen Trupps von gemieteten Rednern kommen, die sich jeden Abend von tragbaren Plattformen sowie von Automobilen und Lastautos aus an den Ecken der wichtigsten Straßen und auf den freien Plätzen hören ließen. Die Tories erklärten, die Parlamentsfraktion der Liberalen Partei im Unterhaus bestehe vorwiegend aus Schurken und Dummköpfen, [ [und die Liberalen erklärten, die Fraktion der Konservativen Partei bestehe aus Dummköpfen und Schurken. Ein Schwarm gutgekleideter Wahlagitatoren in Kutschen und Autos ließ sich in Windley nieder und bettelte bei den dort wohnenden, in Armut lebenden Arbeitern um deren Stimme.
Eines Abends wurde am Kreuzweg auf dem Hügel von Windley eine Kundgebung der Liberalen abgehalten. Trotz des kalten Wetters befand sich eine große Menge von schäbig gekleideten Leuten dort, von denen viele schon seit Monaten keine wirklich gute Mahlzeit genossen hatten. Es war ein wolkenloser Abend.]] Der Vollmond schien, und die Szene wurde durch das flackernde Licht mehrerer auf vier Meter langen Pfählen steckender Fackeln noch mehr erhellt. Als Plattform diente ein großer Lastwagen, und mehrere Redner waren angesagt, darunter Adam Sweater in eigener Person und ein echter lebendiger liberaler Pair - Lord Eimittspek. Dieser Mann hatte sich durch den Lebensmittel- und Materialwarenhandel ein beträchtliches Vermögen erworben und war wegen seiner Verdienste um die Partei sowie in Erwägung anderer Erwägungen von der letzten liberalen Regierung in den Pairstand erhoben worden.
Sowohl Sweater wie Eimittspek sollten an diesem Abend auf zwei weiteren Versammlungen sprechen und wurden erst gegen halb neun Uhr in Windley erwartet; um die Sache, bis sie kamen, in Gang zu halten, sprachen deshalb mehrere andere Herren zu den Versammelten, darunter auch Rushton - der den Vorsitz führte -, Didlum und einer der Redner zu fünf Pfund die Woche. Unter die Menge verstreut standen etwa zwanzig rau aussehende Männer -Stadtfremde -, die riesige grüne Rosetten trugen und den Rednern laut Beifall klatschten. Sie verteilten auch Schriften über Sweater und Karten mit einer Liste der verschiedenen Versammlungen, die während der Wahlzeit veranstaltet werden sollten. Diese Leute waren von Sweaters Agenten gedungene Schläger. Sie kamen aus der Gegend von Seven Dials in London und erhielten eine Bezahlung
von zehn Schilling pro Tag. Zu ihren Pflichten gehörte es, die Menge anzufeuern, jeden zusammenzuschlagen, der die Versammlung störte oder den Rednern unangenehme Fragen zu stellen versuchte.
Der bezahlte Redner war ein großer, schlanker Mann mit dunklem Haar sowie dunklem Kinn- und Schnurrbart; man hätte ihn als gutaussehend bezeichnen können, wäre nicht eine hässliche Narbe auf seiner Stirn gewesen, die ihm ein ziemlich finsteres Aussehen gab. Er war ein wirkungsvoller Redner; die Hörer unterbrachen seine Rede mit Beifallsrufen, und als er zum Schluss ernsthaft an sie -als Arbeiter - appellierte, für Adam Sweater zu stimmen, kannte ihre Begeisterung keine Grenzen.
„Ich hab ihn doch schon irgendwo gesehen", bemerkte Barrington, der mit Harlow, Owen und Easton in der Menge stand.
„Ich ebenfalls", meinte Owen verwirrt. „Aber ich kann mich um alles in der Welt nicht besinnen, wo."
Harlow und Easton waren gleichfalls der Meinung, sie hätten den Mann bereits gesehen; aber ihrem Herumraten wurde ein Ende gesetzt durch ein Beifallsgebrüll, das die Ankunft eines Autos begrüßte, in welchem Adam Sweater und sein Freund, Lord Eimittspek, saßen. Leider hatten die Versammlungsveranstalter vergessen, für eine Leiter zu sorgen; daher war das Besteigen der Plattform für Sweater ein recht schwieriges Unternehmen. Während seine Freunde ihn hinaufzogen und -stießen, vertrieb sich die Menge die Zeit mit dem Gesang:
„Stimmt, stimmt, stimmt für Adam Sweater."
Nach furchtbarer Anstrengung gelang es, ihn auf den Wagen zu befördern, und während er nach Atem rang, richtete Rushton einige Worte an die Menge. Danach trat Sweater vor; wegen der Hochrufe und des Singens konnte er sich jedoch minutenlang nicht Gehör verschaffen.
Als er endlich zu Wort kam, hielt er eine sehr kluge Rede - sie war extra für ihn geschrieben worden und hatte zehn Guineen gekostet. Zu einem großen Teil bestand sie aus Warnungen vor dem Sozialismus. Sweater hatte diese Rede sorgfältig geprobt und gab sie sehr wirkungsvoll
wieder. Einige dieser Sozialisten, so sagte er, seien gutgläubige, jedoch irregeleitete Menschen, die sich nicht bewusst seien, welcher Schaden entstehen werde, wenn ihre wunderlichen Ideen jemals in die Praxis umgesetzt würden. Wie ein Schmierenschauspieler senkte er die Stimme zu einem Flüstern, das einem das Blut in den Adern gerinnen ließ, und fragte:
„Was ist denn dieser Sozialismus, von dem wir so viel hören, den aber so wenige verstehen? Was ist er denn, und was bedeutet er denn?"
Nun hob er die Stimme, so dass sie durch den Äther erschallte und der versammelten Menge wie das Läuten einer Sterbeglocke in den Ohren dröhnte, und fuhr fort:
„Wahnsinn ist er! Das Chaos! Die Anarchie! Er bedeutet den Ruin! Schwärzesten Ruin für die reichen Leute, und infolgedessen noch schwärzeren Ruin für die Armen!"
Während Sweater eine Pause machte, überlief ein Furcht-schauer die Menge. Männer, die zerrissene Schuhe, Flicken auf Hosenboden und Knien, Hosen mit ausgefransten Rändern trugen, erblassten und blickten einander verstört an. Offensichtlich glaubten sie, wenn der Sozialismus je käme, so müssten sie in einer Art prähistorischem Schottenkostüm einhergehen - gänzlich ohne Hosen und Stiefel.
Abgearbeitete Frauen - die meisten mit den schäbigen, abgelegten Sachen anderer Frauen bekleidet -, müde, erschöpft aussehende Mütter, die ihre Kinder zum größten Teil mit verfälschtem Tee, kondensierter Magermilch, Brot und Margarine ernährten, gerieten in Zorn bei dem Gedanken an die bösen Sozialisten, die versuchten, ihnen den Ruin zu bringen.
Keinem von diesen armen Menschen kam es je in den Sinn, dass sie sich ja bereits im Ruin, im schwärzesten Ruin befanden. Wäre jedoch Sweater plötzlich in die gleiche gesellschaftliche Lage geraten wie die, in der seine Zuhörer lebten, so wäre er zweifellos der Meinung gewesen, er befinde sich im Zustand des schwärzesten Ruins.
Das düstere Schweigen, das sich auf die erschrockene Menge herabgesenkt hatte, wurde nach einiger Zeit von einem Menschenfreund in zerlumpten Hosen unterbrochen, der ausrief:
„Wir wissen doch, was die sind, lieber Herr. Die meisten sind Kerle, die keine Lust mehr haben, für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten, und die deshalb wollen, dass wir sie unterhalten!"
Durch zahlreiche Beifallsbezeigungen der übrigen Menschenfreunde ermutigt, fuhr der Mann fort:
„Solche Idioten sind wir aber nicht, wie die glauben, das wer'n sie nächsten Montag schon sehn. Die meisten davon sollten gehängt wer'n, und ich hätt nicht übel Lust, selbst mit 'nem Strick dabei zur Hand zu gehn."
Beifall und Gelächter begrüßten den Ausdruck dieser edlen Gefühle, und Sweater fuhr in seiner Rede fort, als ein anderer Mann - offenbar ein Sozialist, denn er war von drei oder vier Leuten begleitet, die wie er eine rote Krawatte trugen - ihn unterbrach und erklärte, er möchte ihm eine Frage stellen. Dieses Verlangen wurde weder von Mr. Sweater noch vom Versammlungsleiter beachtet; aus der Menge aber kamen einige erzürnte Rufe: „Ruhe!" Sweater sprach weiter; der Mann unterbrach ihn jedoch von neuem, und die Rufe der Menge wurden bedrohlicher. Da erhob sich Rushton und sagte, er könne nicht zulassen, dass der Redner unterbrochen werde; wenn der Herr jedoch bis zum Ende der Versammlung warten wolle, so werde er dann Gelegenheit haben, seine Frage zu stellen.
Der Mann erklärte, er wolle warten, wie gewünscht; Sweater nahm seine Rede wieder auf, und kurz danach sahen sich der Zwischenrufer und seine Freunde von der Bande gedungener Schläger umringt, die große Rosetten trugen und sie drohend anstarrten.
Sweater schloss seine Rede mit der Aufforderung an die Menge, am nächsten Montag „dem Feinde einen zerschmetternden Schlag" zu versetzen, und danach trat unter brausendem Beifall Lord Eimittspek vor. Er sagte, er wolle sie heute nicht mit einer langen Rede belästigen, und da morgen der Tag sei, an dem die Kandidaten auf die Wahlliste gesetzt würden, hätte er nicht die Ehre, während der Zeit der Wahl noch einmal zu ihnen zu sprechen; doch selbst wenn er eine lange Rede hätte halten wollen, wäre das nach der glänzenden und beredten Ansprache, die sie soeben von Mr. Sweater gehört hätten, schwierig gewesen, denn ihm (Eimittspek) schiene, Adam Sweater habe für einen anderen nichts mehr zu sagen übriggelassen. Er möchte ihnen jedoch von einem Gedanken erzählen, der ihm heute Abend gekommen sei. Sie hätten in der Bibel gelesen, dass die Weisen aus dem Morgenlande, dem Osten, gekommen seien. Windley sei, wie sie alle wussten, das östlichste Viertel der Stadt. Sie aber seien die Leute aus dem Osten, und er sei gewiss, nächsten Montag werden sie beweisen, dass auch sie Weise aus dem Osten, dem Morgenlande, seien, indem sie für Adam Sweater stimmten und ihn mit „überwältigender Mehrheit" an die Spitze brächten. Die Weisen aus dem Morgenlande nahmen Eimittspeks Worte mit nicht enden wollendem, idiotischem Beifallsgeschrei auf, und inmitten des Tumults stiegen Seine Lordschaft und Sweater ins Auto und machten sich davon, ohne dem Mann mit der roten Krawatte oder sonst jemand, der es wünschte, Gelegenheit zu geben, Fragen zu stellen. Rushton und die übrigen Führer stiegen in ein zweites Auto und folgten dem ersten, um an einer anderen Versammlung unten in der Stadt teilzunehmen, auf welcher der große Sir Featherstone Blood sprechen wollte.
Die Menge stellte sich nun in militärischer Ordnung auf, voran die Leute mit den Fackeln und einem großen weißen Banner, auf dem in riesigen schwarzen Buchstaben geschrieben stand:
„Unser Mann ist Adam Sweater."
Singend marschierten sie den Hügel hinab, und als sie den Springbrunnen auf der Großen Paradeallee erreichten, sahen sie dort eine zweite Menschenmenge, die gleichfalls eine Versammlung abhielt. Es waren Tories, Konservative, und diese gerieten beim Anhören der Lieder der Liberalen und beim Anblick von deren Flagge dermaßen in Wut, dass sie ihre Versammlung verließen und sich auf die Teilnehmer des Umzugs stürzten. Eine wüste Schlägerei entbrannte. Beide Seiten kämpften wie die Wilden, da die Liberalen jedoch etwa drei zu eins in der Minderheit waren, wurden sie mit großem Gemetzel vom Schlachtfeld getrieben; die meisten der Fackelstangen wurden ihnen abgenommen, und die Fahne wurde in Fetzen gerissen. Dann kehrten die Tories, die eroberten Fackeln tragend,
zum Springbrunnen zurück und sangen auf die Melodie des Liedes „Hat jemand 'ne deutsche Kapelle gesehn?":
„Hat jemand 'ne lib'rale Flagge gesehn, Flagge gesehn, Flagge gesehn?"
Während die Tories ihre Versammlung am Springbrunnen weiterführten, sammelten sich die Liberalen in einer Nebenstraße. In die verschiedensten Richtungen wurden Boten um Verstärkung entsandt, und etwa eine halbe Stunde später kamen die Liberalen aus ihrem Schlupfwinkel hervor und stürzten sich auf die Versammlung der Tories. Sie warfen die Plattform um, eroberten ihre Fackeln zurück, rissen das Banner des Feindes in Fetzen und schlugen ihn aus seiner Stellung hinaus. Nun zogen die Liberalen durch die Straßen und sangen: „Hat jemand 'ne Toryflagge gesehn?", [zogen zu dem Saal, in dem Sir Featherstone sprach, und kamen dort an, als das Publikum gerade heimging.]
Die aus dem Saal strömende Menge war zu wilder Begeisterung aufgepeitscht, denn die Rede, die sie soeben vernommen hatte, war eine Art Manifest an das Land gewesen.
In Antwort auf die Hochrufe der Umzugsteilnehmer -die freilich die Rede nicht gehört hatten, aber aus Gewohnheit „Hoch!" riefen - stand Sir Featherstone Blood in seinem Wagen auf und hielt eine Ansprache an die Menge, skizzierte kurz die großen Sozialreformen, die seine Partei zum Gesetz zu erheben vorschlug, um die Lage der Arbeiterklasse zu bessern, und während die Weisen ihm zuhörten, wurden sie von einem Begeisterungsrausch erfasst. Er sprach von Grundsteuern und Sterbeabgaben, die genügend Geld zum Bau von Kriegsschiffen einbringen sollten, durch die das Eigentum der Reichen beschützt und für die Armen Arbeit beschafft würde. Eine weitere Steuer sollte das Geld für den Bau einer schönen, glatten Straße einbringen, auf der die Reichen in ihren Automobilen fahren konnten - und durch den für die Armen Arbeit beschafft würde. Eine weitere Steuer sollte für Entwicklungszwecke verwendet werden, was den Armen gleichfalls Arbeit beschaffte. Und so fort. Sehr betont wurde, dass die Reichen für die Kosten ihrer Straße tatsächlich auch selbst etwas beisteuern sollten! Nichts wurde jedoch darüber gesagt, wo sie das Geld hierfür hernähmen. Es wurde nicht erwähnt, wie die Arbeiter ausgebeutet, angetrieben und dem Hunger preisgegeben würden, damit sie für die Taschen der Reichen Dividenden, Grundrenten, Zinsen und Profite schafften, bevor diese überhaupt in der Lage wären, etwas zu bezahlen.
„Das sind die Maßnahmen, meine Herren, die wir vorschlagen, für Sie durchzuführen, und bei dem Tempo des Fortschritts, das einzuschlagen wir beabsichtigen, sage ich, ohne Widerspruch zu befürchten: Wir werden während der nächsten fünfhundert Jahre die sozialen Bedingungen in unserem Lande derartig umgestalten, dass die Arbeiterklasse in den Genuss einiger von den Wohltaten der Zivilisation gelangen kann.
Die vor Ihnen stehende Frage ist die: Sind Sie bereit, noch fünfhundert Jahre zu warten?"
„Jawohl, lieber Herr!" riefen die Weisen, begeistert angesichts dieser glänzenden [Aussicht].
„Jawohl, lieber Herr: wenn Sie wollen, warten wir noch tausend Jahre, lieber Herr!"
„Ich hab mein ganzes Leben lang gewartet", sagte ein armer alter Veteran, der in der Vergangenheit schon unzählige Male geholfen hatte, die „,alte Fahne' zum Siege zu tragen", und dessen Beuteanteil an diesen Siegen darin bestand, dass er sich nun im Zustand äußerster, jämmerlichster Armut befand, während das Tor des Armenhauses bereits sperrangelweit offen stand, um ihn zu empfangen. „Ich hab mein ganzes Leben lang gewartet und auf bessre Bedingungen gehofft und vertraut - da wer'n mir 'n paar Jahre nichts mehr ausmachen!"
„Hetzen Sie sich bloß nicht, lieber Herr", rief ein zweiter Salomo aus der Menge. „Uns macht's nichts aus, zu warten. Lassen Sie sich nur Zeit, lieber Herr. Sie wissen ja besser als unsereins, wie lang's dazu braucht."
Abschließend warnte sie der große Mann davor, sich durch die Sozialisten irreleiten zu lassen, jene törichten, unvernünftigen, unpraktischen Leute, die eine sofortige Besserung ihrer Lage sehen wollten, und er erinnerte sie daran, dass Rom ja auch nicht an einem Tage erbaut worden sei.
Die Weisen klatschten ihm eifrig Beifall. Keinem von ihnen schien es in den Sinn zu kommen, dass das Tempo, in dem die alten Römer ihre Bauvorhaben ausführten, mit der Sache nicht das geringste zu tun hatte.
Unter wildem Beifallsgebrüll setzte sich nun Sir Featherstone Blood, und der Zug wurde von neuem gebildet; verstärkt durch die Zuhörer aus der Versammlungshalle, zogen die Weisen durch die schäbigen Straßen und sangen zur Melodie des Liedes „Die Männer von Harlech":
„Stimmt für Sweater, stimmt für Sweater!
Stimmt für Sweater, stimmt für Sweater!
Er muss es sein, er hat 'nen Plan,
um zu befrein den Arbeitsmann!
Männer Mugsb'ro's, zeigt nur, wie gescheit
und was für Kerle ihr doch seid,
dann ist die Frage keine Frage:
Sweater soll es sein!"
Der Wagen mit Sir Featherstone, Adam Sweater, Rushton und Didlum fuhr in der Mitte des Zuges. Das Banner und die Fackeln befanden sich an der Spitze, und die Größe des Schauspiels wurde noch durch vier Männer erhöht, die - zwei zu jeder Seite - neben dem Wagen einherschritten und grüne Feuer in Bratpfannen trugen. Als sie am Sklavenmarkt vorbeikamen, kletterte ein schäbig gekleideter armer Teufel, dessen Stiefel so abgetragen und zerschlissen waren, dass sie ihm fast von den Füßen fielen, auf einen Laternenpfahl, nahm die Mütze ab, schwenkte sie und kreischte: „Sir Featherstone Blood, unser zukünftiger Premierminister, er lebe hoch, dreimal hoch!"
Die Menschenfreunde schrieen sich heiser, und schließlich spannten sie die Pferde aus und zogen an ihrer Stelle selbst den Wagen.
„Wie viel Gehalt kriegt denn Sir Featherstone, wenn er Premierminister wird?" fragte Harlow einen anderen Menschenfreund, der gleichfalls hinter dem Wagen herdrängte.
„Fünftausend im Jahr", erwiderte der andere, der es durch einen merkwürdigen Zufall wusste. „Macht hundert Pfund die Woche."
„Wenig genug für so 'nen Mann!" meinte Harlow.
„Recht haste, Kumpel", sagte der andere, und tiefes Mitleid klang aus seiner Stimme. „Als er letztesmal dran war, hat er's bloß fünf Jahre lang gemacht; da hat er also bloß fünfundzwanzigtausend Pfund eingesteckt. Natürlich hat er noch 'ne Pension - zweitausend im Jahr auf Lebenszeit, glaub ich; aber was ist das schließlich - für so 'nen Mann?"
„Gar nichts", antwortete Harlow im Ton des Bedauerns, und Newman, der ebenfalls dort war und den Wagen ziehen half, sagte, die Summe sollte zumindest doppelt so hoch sein.
Es tröstete sie jedoch ein wenig, dass Sir Featherstone nicht warten musste, bis er siebzig Jahre alte wäre, ehe er seine Pension erhielte; er bekäme sie, sobald er seinen Posten aufgäbe.
Während der folgenden Abende beschäftigten sich Barrington, Owen und einige andere Gleichgesinnte, die gemeinsam genügend Geld aufgebracht hatten, um einen Stapel sozialistischer Flugblätter zu kaufen, damit, diese unter die Zuhörermengen bei den Versammlungen der Liberalen und Konservativen zu verteilen, und während sie das taten, gerieten sie häufig in Diskussionen mit den Anhängern des kapitalistischen Systems. Bei ihrem Versuch, andere zu bewegen, auf eine Stimmabgabe für einen der Kandidaten zu verzichten, stießen sie selbst bei denen auf Widerstand, die angeblich an den Sozialismus glaubten und die sagten, da kein besserer sozialistischer Kandidat vorhanden sei, müsse man eben für den besseren der beiden anderen Kandidaten stimmen. Das war auch die Ansicht Harlows und Eastons, denen Barrington und Owen begegneten. Harlow hatte ein grünes Band im Knopfloch, Easton aber trug von Einfriedlands Farben.
Ein Mann erklärte, wenn es nach ihm ginge, müssten alle, die das Stimmrecht hätten, gezwungen werden, es auszuüben - ob sie nun wollten oder nicht -, oder aber sie verlören das Wahlrecht! Barrington fragte ihn, ob er an die Zollreform glaube. Der Mann sagte nein. „Weshalb nicht?" fragte Barrington. Der andere erwiderte, er sei gegen die Zollreform, weil er der Meinung sei, sie würde das Land ruinieren. Barrington fragte, ob er ein Anhänger des Sozialismus sei. Der Mann sagte, das sei er nicht, und auf eine weitere Frage erklärte er, er glaube, wenn man den Sozialismus jemals durchführte, werde der dem Land den schwärzesten Ruin bringen - er glaubte das, weil es Mr. Sweater gesagt hatte. Als ihn nun Barrington fragte, angenommen, es gäbe nur zwei Kandidaten, einen Sozialisten und einen Anhänger der Zollreform, wie es ihm dann wohl gefiele, gezwungen zu werden, für einen von beiden zu stimmen, da konnte er keine Antwort finden...
Während der nächsten Tage wurde der Wahlkampf fortgesetzt. Die bezahlten Redner ließen ihren Redestrom weiterfließen, und tonnenweise wurde die Stadt mit Druckmaterial überschwemmt. Die Wände waren mit riesigen Plakaten bedeckt: „Wieder eine Lüge der Liberalen" -„Wieder ein Betrug der Tories".
Unbewusst leistete jede dieser beiden Parteien eine großÂartige Arbeit für den Sozialismus, indem die eine die Heuchelei der anderen gründlich entlarvte. Hätten die Leute nur genügend Verstand gehabt, so hätten sie vielleicht gesehen, dass der Streit zwischen den Führern der Liberalen und denen der Konservativen einzig nur ein Streit unter Dieben um die Beute war; leider hatten die meisten Leute jedoch nicht genügend Verstand, um das zu bemerken. Sie waren durch bigotte Hingabe an ihre Parteien geblendet, und, von wahnsinniger Begeisterung entflammt, dachten sie an nichts anderes, als „ihre Fahne zum Siege zu tragen".
Unter erheblicher Gefahr für sie selbst fuhren Barrington, Owen und die übrigen Sozialisten fort, ihre Flugblätter zu verteilen und Zwischenrufe bei den Ansprachen der liberalen und konservativen Redner zu machen. Sie forderten die Tories auf, zu erklären, weshalb in Ländern wie Deutschland und Amerika, die doch durch Zollschranken geschützt waren, Arbeitslosigkeit und Armut herrsch-
ten, und bei Sweaters Versammlungen verlangten sie zu wissen, welches denn das Mittel der Liberalen gegen die Arbeitslosigkeit sei. Von beiden Parteien erhielten die Sozialisten die gleichen Antworten: Gewaltandrohungen und die Aufforderung, „die Versammlung nicht zu stören".
Diese Sozialisten hielten selbst ziemlich viele improvisierte Versammlungen ab. Immer wieder, während sie ihre Flugblätter verteilten, begann ein unvorsichtiger Anhänger des kapitalistischen Systems einen Wortwechsel, und dann sammelte sich bald eine Menschenmenge um sie und hörte zu.
Zuweilen gelang es den Sozialisten, durch ihre Diskussion ihre Gegner völlig in die Enge zu treiben; denn sowohl die Liberalen als auch die Tories konnten unmöglich leugnen, dass die Maschinen die Ursache des übersättigten Arbeitsmarktes sind, dass der übersättigte Arbeitsmarkt die Ursache der Arbeitslosigkeit ist, dass die Tatsache des ständigen Bestehens einer Reservearmee von Arbeitslosen, die darauf warten, anderen Leuten den Arbeitsplatz zu nehmen, die Unabhängigkeit der Beschäftigten vernichtet und diese ihren Herren unterwürfig hält. Es war ihnen unmöglich zu leugnen, dass diese Maschinen nicht zum Wohl aller benutzt werden, sondern zu dem Zweck, für wenige ein Vermögen zu schaffen. Kurz, es war unmöglich zu widerlegen, dass der ausschließliche Besitz an Grund und Boden sowie an Maschinen durch verhältnismäßig wenige Leute die Ursache für die Armut der Mehrheit ist. Hielt man ihnen aber diese Argumente vor, auf die sie nichts erwidern konnten, und wies sie darauf hin, dass die einzig wirksamen Gegenmittel das gesellschaftliche Eigentum und die gesellschaftliche Verwaltung der Produktionsmittel sind, so bewahrten sie ärgerliches Stillschweigen und konnten dem keinen anderen Plan entgegenstellen.
Manchmal löste sich auch die Versammlung in eine Anzahl von heftigen Disputen zwischen Liberalen und Konservativen auf, aus welchen die Menge bestand; diese zersplitterte sich in viele Grüppchen, und welches die ursprüngliche Streitfrage auch gewesen sein mochte - bald kamen sie vom Hundertsten ins Tausendste, denn die Mehrzahl der Anhänger des herrschenden Systems schienen un-
fähig zu sein, irgendein Thema zu seinem logischen Schluss zu verfolgen. Eine Diskussion über dies oder jenes wurde begonnen; bald danach tauchte irgendeine unwichtige Nebenfrage auf, dann wurde der ursprüngliche Gesprächsgegenstand liegengelassen, sie stritten über die Nebenfrage und schrieen einander an. Nach einem Weilchen tauchte eine andere Nebenfrage auf, und dann wurde die erste gleichfalls liegengelassen, und ein ärgerlicher Streit über die zweite Nebenfrage entbrannte, während das ursprüngliche Thema völlig in Vergessenheit geriet.
Sie wollten anscheinend nicht wirklich die Wahrheit entdecken oder den richtigsten Weg finden, um eine Besserung ihrer Lage herbeizuführen; ihr einziges Ziel schien zu sein, ihre Gegner totzureden.
Gewöhnlich ging Owen nach solchen Streitgesprächen allein davon; der Kopf schmerzte ihm, und sein Herz war von unaussprechlicher Niedergeschlagenheit und Trübsal erfüllt; er war bedrückt von der wachsenden Überzeugung, es sei alles umsonst, es sei Wahnsinn, zu erwarten, seine Arbeitskollegen werden jemals versuchen wollen, die Ursachen, die ihre Leiden bewirkten, selbst zu begreifen. Nicht, als wären diese Ursachen so versteckt, dass es außergewöhnlicher Intelligenz bedurfte, um sie zu bemerken. Die Ursachen all des Elends waren so offenbar, dass man einem Kind leicht hätte beibringen können, sowohl die Ursachen als auch die Heilmittel zu verstehen; ihm jedoch schien, die Mehrzahl seiner Arbeitskollegen seien von ihrer eigenen geistigen Minderwertigkeit bereits so überzeugt, dass sie gar nicht wagten, sich auf ihren Verstand zu stützen, um sich von ihm leiten zu lassen, und dass sie es vorzogen, die Verwaltung ihrer Angelegenheiten rückhaltlos in die Hände derer zu legen, die sich an ihnen mästeten und die sie ausraubten. Sie kannten die Ursachen der Armut nicht, die sie und ihre Kinder unaufhörlich in ihren grausamen Klauen gepackt hielt, und - sie wollten sie gar nicht kennen! Erklärte man ihnen diese Ursachen in solchen Worten und auf eine solche Weise, dass sie nahezu gezwungen waren zu verstehen, und zeigte man ihnen nachher das offensichtliche Gegenteil, so waren sie weder froh noch dafür empfänglich, sondern sie schwiegen und ärgerten sich, weil sie keine Antwort darauf wussten und es nicht widerlegen konnten.
Sie schwiegen - voller Furcht, ihrem eigenen Verstand zu trauen, und der Grund für diese Haltung war, dass sie zwischen dem Zeugnis ihres eigenen Verstandes und den Märchen wählen mussten, die ihnen ihre Herren und Ausbeuter erzählt hatten. Und da sie nun diese Wahl zu treffen hatten, hielten sie es für sicherer, ihren alten Führern zu folgen, als sich auf ihr eigenes Urteil zu verlassen, denn von Kindheit an war ihnen die Doktrin von ihrer eigenen geistigen und gesellschaftlichen Minderwertigkeit eingeimpft worden, und sie brachten ihre Überzeugung von der Wahrheit dieser Doktrin mit der unwürdigen Bezeichnung zum Ausdruck, die sie so häufig auf den Lippen führten, wenn sie von sich und voneinander sprachen: „Unsresgleichen!"
Sie kannten die Ursachen ihrer Armut nicht, sie wollten sie nicht kennen, sie wollten nichts davon hören.
Alles, was sie wollten, war, dass man sie in Ruhe ließ, damit sie auch weiterhin jenen folgen und sie verehren konnten, die sich ihre Einfalt zunutze machten und sie der Früchte ihrer Arbeit beraubten - ihre alten Führer, die Narren oder Schurken, die sie mit Worten abspeisten und die sie in das Elend geführt hatten, in dem sie es jetzt anscheinend zufrieden waren, für ihre Herren Schätze zusammenzuscharren und zu hungern, wenn ihre Herren es für unvorteilhaft hielten, sie zu beschäftigen. Es war, als unterstelle sich eine Herde törichter Schafe einem Rudel rasender Wölfe.
Mehrmals kam die kleine Gruppe von Sozialisten gerade nur eben davon, ohne verprügelt zu werden; es gelang ihnen jedoch, ohne größere Unfälle die Mehrzahl ihrer Flugblätter an den Mann zu bringen. Eines Abends spät wurden Barrington und Owen von den anderen getrennt, und kurz darauf verloren auch diese beiden einander im Gedränge.
Gegen neun Uhr befand sich Barrington in einer großen Menge von Liberalen und hörte demselben bezahlten Redner zu, der einige Abende zuvor auf dem Hügel gesprochen hatte - der Mann mit der Narbe auf der Stirn. Die Menge klatschte ihm laut Beifall, und Barrington grübelte von neuem, wo er den Mann nur bereits gesehen hatte. Wie beim letzten Mal, erwähnte der auch diesmal den Sozialismus nicht, sondern beschränkte sich auf andere Dinge Barrington betrachtete ihn aufmerksam und versuchte sich zu erinnern, unter welchen Umständen sie bereits früher zusammengetroffen waren, und nun entsann er sich, dass es ja einer der Sozialisten war, die an jenem Sonntagmorgen mit einem Trupp Radfahrer in die Stadt gekommen waren, vor längerer Zeit, zu Beginn des Sommers -der Mann, der danach mit dem Agitationswagen zurückgekehrt und mit einem Stein niedergeschlagen worden war, als er versuchte, von der Plattform des Wagens aus zu sprechen, der Mann, der von den Anhängern des kapitalistischen Systems beinahe getötet worden wäre. Es war derselbe Mann! Der Sozialist freilich war glattrasiert gewesen - dieser Mann aber trug Bart und Schnurrbart -, Barrington war jedoch sicher, dass es derselbe war.
Als der Mann seine Rede beendet hatte, stieg er herab und stellte sich in den Schatten hinter dem Podium, während ein anderer zur Menge sprach, und mit der Absicht, ihn anzusprechen, ging Barrington dorthin, wo er stand.
Rings um sie war die Hölle los. Sie befanden sich in der Nachbarschaft des Sklavenmarktes, in der Nähe des Springbrunnens auf der Großen Paradeallee, wo mehrere Straßen zusammentrafen; an jeder Ecke fand eine Versammlung statt, dazu noch eine Anzahl anderer an verschiedenen Stellen des Fahrwegs und auf dem Bürgersteig der Paradeallee. Einige der Versammlungen wurden von zwei oder drei Leuten durchgeführt, die abwechselnd von kleinen, tragbaren Podien aus sprachen, die sie mit sich führten und dort niedersetzten, wo sie glaubten, Aussicht auf ein Publikum zu haben.
Hin und wieder wurden einige dieser armen Teufel -alle waren bezahlte Redner - von einer feindseligen Menge umzingelt, wüst misshandelt und zusammengeschlagen. Waren es Zollreformanhänger, so wurden sie von den Liberalen überfallen, und umgekehrt. Reihen von Rowdys stolzierten Arm in Arm hin und her und sangen: „Stimmt, stimmt, stimmt für den guten alten Einfriedland" oder „für den guten alten Sweater", je nachdem, ob sie grün oder blaugelb waren. Mit Stöcken bewaffnete Banden von Radaubrüdern marschierten auf und ab, sangen, brüllten, fluchten und blickten sich nach jemand um, den sie verprügeln konnten. Andere standen in Gruppen auf dem Bürgersteig, die Hände in den Taschen, oder lehnten, mit dem Ausdruck verzückter Geistesschwäche auf dem Gesicht, gegen eine Wand oder gegen den Rolladen eines Geschäfts und sangen zum Klang der Kirchenglocken das melancholische Klagelied:
„Guter - alter - Sweat-er
Guter - alter - Sweat-er
Guter - alter - Sweat-er
Guter - alter - Sweat-er."
Andere Gruppen sangen - auf die gleiche Melodie:
„Guter - alter - Einfried-land",
und hin und wieder unterbrachen sie ihren Gesang und begannen sich miteinander zu prügeln. Schlägereien fanden statt, häufig unter Arbeitern, wegen der jeweiligen Verdienste Adam Sweaters und Sir Raffall von Einfriedlands.
Die Mauern waren mit riesigen Plakaten der Liberalen und Konservativen bedeckt, und in jeder Zeile dieser Plakate drückte sich die Verachtung ihrer Herausgeber für die Intelligenz der Arbeiter aus, an die sie gerichtet waren. Ein Plakat der Konservativen stellte das Innere eines Wirtshauses dar: Vor der Bar, einen Literhumpen in der Hand, eine Tonpfeife im Mund und eine Last Werkzeuge auf dem Rücken, stand ein verkommen aussehender, roher Kerl, der verkörperte, wie nach dem Ideal der Tories ein Engländer aussehen sollte; der Text auf dem Plakat besagte, dies sei ein Mann! So sieht also das Ideal der Männlichkeit aus, das sie der Mehrzahl ihrer Landsleute vorhalten; privatim jedoch - unter sich - betrachten die konservativen Aristokraten solche „Männer" mit weit weniger Achtung, als sie für die niedrigeren Tiere empfinden -Pferde und Hunde zum Beispiel.
Die Plakate der Liberalen waren nicht ganz so beleidigend. Sie waren verschlagener, scheinbar wahrhaftiger, heuchlerischer und daher mehr darauf berechnet, die Intelligenteren unter den Wählern irrezuführen und zu täuschen.
Als Barrington hinter das Podium gelangte, fand er dort den Mann mit der Narbe im Gesicht allein und trübselig schweigend im Schatten stehend. Barrington gab ihm eines der Flugblätter der Sozialisten; der Mann nahm es, und nachdem er einen Blick darauf geworfen hatte steckte er es in seine Rocktasche, ohne etwas darüber zu bemerken.
„Ich hoffe, Sie werden meine Frage verzeihen - aber waren Sie nicht früher Sozialist?" fragte Barrington.
Selbst im Halbdunkel sah er, wie der andere heftig errötete und dann erblasste, während die hässliche Narbe an dessen Stirn mit furchtbarer Deutlichkeit sichtbar wurde.
„Ich bin noch immer Sozialist; niemand, der jemals Sozialist war, kann aufhören, es zu sein."
„Sie scheinen das Unmögliche fertig gebracht zu haben, nach der Arbeit zu urteilen, mit der Sie sich augenblicklich befassen. Sie müssen Ihre Meinung geändert haben, seit Sie das letzte Mal hier waren."
„Keiner, der Sozialist ist, kann jemals aufhören, Sozialist zu sein. Für einen Mann, der einmal Wissen erworben hat, ist es unmöglich, es wieder fahrenzulassen. Ein Sozialist ist ein Mensch, der die Ursachen des Elends und der Erniedrigung versteht, die wir ringsum sehen, der das einzige Mittel dagegen kennt und weiß, dass dieses Mittel - die Gesellschaftsordnung, die eben Sozialismus genannt wird - schließlich eingeführt werden muss und dass es die einzige Alternative zur Ausrottung der Mehrheit der Arbeiterschaft ist; daraus folgt jedoch nicht, dass jeder, der genügend Verstand hat, sich dieses Maß an Wissen anzueignen, darüber hinaus auch noch willens sein muss, sich zu opfern, um diese Gesellschaftsordnung ins Leben zu rufen. Als ich dieses Wissen erworben hatte", fuhr er bitter fort, „brannte ich zuerst darauf, anderen die gute Botschaft zu bringen. Ich opferte meine Zeit, mein Geld, meine Gesundheit, um andere zu lehren, was ich selbst gelernt hatte. Ich tat es bereitwillig und gern, weil ich dachte, sie würden sich freuen, die Botschaft zu hören,
und sie seien die Opfer wert, die ich um ihretwillen brachte. Jetzt bin ich jedoch eines Besseren belehrt worden."
„Selbst wenn Sie nicht mehr an die Arbeit für den Sozialismus glauben, brauchten Sie doch zumindest nicht dagegen zu arbeiten. Wenn Sie schon nicht bereit sind, sich zum Wohle anderer zu opfern, so könnten Sie zumindest davon Abstand nehmen, ihnen zu schaden. Wenn Sie schon nicht helfen wollen, bessere Zustände zu schaffen, so gibt es doch keinen Grund, weshalb Sie helfen, das gegenwärtige System zu verewigen."
Der andere lachte bitter. „O doch, es gibt einen, und zwar einen sehr guten Grund."
„Ich glaube nicht, dass Sie mir einen Grund anführen könnten", sagte Barrington.
Der Mann mit der Narbe lachte von neuem - das gleiche unangenehme, unfrohe Lachen ~, steckte die Hand in die Hosentasche und zog sie voll Silbermünzen wieder heraus, und auch ein oder zwei Goldstücke blitzten darunter.
„Das hier ist mein Grund. Als ich mein Leben und die Fähigkeiten, die ich besitze, dem Dienst an meinen Arbeitskollegen widmete, als ich versuchte, sie zu lehren, wie sie ihre Ketten zerbrechen könnten, als ich mich bemühte, ihnen beizubringen, wie sie ihre Kinder vor der Armut und einer erniedrigenden Knechtschaft bewahren könnten, wollte ich nicht, dass sie mir Geld gaben. Ich tat es aus Liebe zur Sache. Und sie lohnten es mir mit Hass und Schmähungen. Seit ich aber ihren Herren helfe, die sie berauben, behandeln sie mich mit Achtung."
Barrington antwortete nicht, und nachdem sich der andere das Geld wieder in die Tasche gesteckt hatte, deutete er mit einer weitausholenden Handbewegung auf die Menge.
„Sehen Sie sich das nur an!" fuhr er verächtlich lachend fort. „Sehen Sie sich nur die Leute an, aus denen Sie versuchen, Idealisten zu machen! Einige heulen und brüllen wie wilde Tiere oder lachen wie Schwachsinnige, andere stehen mit stumpfen, blöden, jeder Spur von Intelligenz und allen Ausdrucks baren Gesichtern da und hören den Rednern zu, deren Worte ihren verkümmerten Gehirnen nichts sagen; aus den Augen anderer wieder funkelt der
wilde Hass gegen ihre Mitmenschen, während sie eifrig nach einer Gelegenheit Ausschau halten, einen Streit vom Zaun zu brechen, damit sie ihrer brutalen Natur Genüge tun und jemand schlagen können - ihre Augen hungern nach dem Anblick von Blut! Sehen Sie denn nicht, dass diese Leute, die Sie zum Verständnis Ihres Planes der Welterneuerung zu bringen versuchen, Ihrer Lehre von der allgemeinen Brüderlichkeit und Liebe, dass sie zum größÂten Teil - verstandesmäßig - auf der Stufe von Hottentotten stehen? Die einzigen Dinge, wofür sie sich wirklich interessieren, sind Bier, Fußball, Wetten und - natürlich -noch ein Gebiet. Ihr höchster Ehrgeiz ist, die Erlaubnis zu erhalten, zu arbeiten. Und für ihre Kinder wünschen sie sich auch nichts Besseres!
[Nie in ihrem Leben haben sie] einen selbständigen Gedanken gehabt. Das sind die Leute, die Sie mit erhabenen Idealen zu erfüllen hoffen! Ebenso gut können Sie versuchen, eine Goldbrosche aus einem Klumpen Dung zu machen! Versuchen Sie doch, vernünftig mit ihnen zu reden, sie emporzurichten, ihnen den Weg zu Höherem zu zeigen. Widmen Sie doch Ihr ganzes Leben und Ihren Verstand der Arbeit, bessere Lebensbedingungen für sie zu schaffen, und Sie werden feststellen, dass sie selbst der Feind sind, gegen den Sie kämpfen müssen. Sie werden Sie hassen, und wenn diese Leute die Möglichkeit haben, werden sie Sie in Stücke reißen. Wenn Sie aber ein intelligenter Mensch sind, so benutzen Sie Ihre Gaben und Ihre Intelligenz zu Ihrem eigenen Nutzen. Denken Sie nicht mehr an den Sozialismus noch an sonst einen ,Ismus'. Konzentrieren Sie sich darauf, Geld zu erwerben - es macht nichts aus, wie Sie es erwerben, aber erwerben Sie es. Können Sie es nicht auf ehrliche Weise erwerben, so erwerben Sie es auf unehrliche, aber erwerben Sie es! Das ist das einzige, was zählt. Machen Sie's wie ich - berauben Sie sie! Und dann werden sie einige Achtung vor Ihnen haben."
„Es ist etwas an dem, was Sie sagen", erwiderte Barrington nach einer langen Pause, „aber nicht alles stimmt. Die Umstände machen uns zu dem, was wir sind, und die Kinder jedenfalls sind es wert, dass man für sie kämpft."
„So mögen Sie jetzt denken", sagte der andere, „aber
eines Tages werden Sie die Dinge so ansehen wie ich. Und was die Kinder betrifft - wenn ihre Eltern sich damit zufriedengeben, sie zu halbverhungerten Packeseln für andere Leute aufwachsen zu lassen, dann sehe ich nicht ein, weshalb Sie und ich uns den Kopf darüber zerbrechen sollten. Wenn Sie auf die Vernunft hören wollen", fuhr er nach einer Pause fort, „kann ich Sie zu etwas führen, was Ihnen mehr wert sein wird als Ihr ganzer Sozialismus." „Was meinen Sie?"
„Hören Sie her: Sie sind Sozialist; nun, ich bin gleichfalls Sozialist - das heißt, ich habe Verstand genug, um zu glauben, dass der Sozialismus durchführbar, unvermeidlich und richtig ist; er wird kommen, wenn die Mehrzahl der Menschen aufgeklärt genug sein wird, um ihn zu fordern; diese Aufklärung wird jedoch niemals erreicht werden, indem man mit ihnen diskutiert und argumentiert, denn diese Leute sind verstandesmäßig einfach nicht fähig zu abstraktem Denken - Theorien können sie nicht begreifen. Sie wissen doch, was der verstorbene Lord Salisbury über sie sagte, als jemand vorschlug, ihnen einige kostenlose Büchereien zu geben; er sagte: ,Büchereien wollen sie nicht - gebt ihnen einen Zirkus.' Sehen Sie, diese Liberalen und diese Tories verstehen, mit welcher Art von Menschen sie es zu tun haben; sie wissen, dass zwar ihr Körper der erwachsener Menschen ist, ihr Geist jedoch der kleiner Kinder. Eben das ist der Grund, weshalb es so lange möglich war, sie zu hintergehen, sie irrezuführen und zu berauben. Ihre Partei jedoch besteht darauf, sie als vernünftige Wesen zu betrachten - und darin liegt Ihr Fehler; Sie verschwenden nur Ihre Zeit.
Der einzige Weg, diese Menschen zu belehren, ist durch Anschauungsunterricht, und den haben sie täglich in wachsendem Maße. Die Kartellierung der Industrie - der Anschauungsunterricht, der die Möglichkeit kollektiven Eigentums demonstriert - wird mit der Zeit selbst diese Leute hier zwingen zu begreifen, und wenn sie das gelernt haben, werden sie auch durch bittere Erfahrung, und nicht durch theoretischen Unterricht, gelernt haben, dass sie entweder die Truste besitzen oder untergehen müssen, und dann -und erst dann - werden sie den Sozialismus errichten. Inzwischen aber findet diese Wahl hier statt. Glauben Sie es mache wirklich einen Unterschied - zum Guten oder zum Bösen -, welcher der beiden Leute gewählt wird?" „Nein", erwiderte Barrington.
„Nun, beide können Sie sie nicht aus dem Amt halten -einen eigenen Kandidaten haben Sie nicht -, weshalb also hätten Sie etwas dagegen, ein paar Pfund zu verdienen indem Sie einem von beiden zum Amt verhelfen? Es gibt genügend Wähler, die zweifeln, was sie tun sollen; wie Sie und ich wissen, gibt es nur allzu guten Grund, weshalb sie sich nicht entscheiden können, welcher dieser beiden Kandidaten der schlimmere ist; ein Wort von Ihrer Partei ließe sie zu einem Entschluss kommen. Da Sie ja selbst keinen Kandidaten haben, täten Sie dem Sozialismus keinen Abbruch, sich selbst aber etwas Gutes. Wenn Sie jetzt mit mir kommen wollen, stelle ich Sie Sweaters Agenten vor - niemand braucht etwas davon zu wissen." Er nahm Barringtons Arm; der machte sich jedoch frei. „Wie Sie wollen", sagte der andere und tat gleichgültig. „Sie müssen ja wissen, was Sie wollen. Sie können meinetwegen ein Christus sein, aber was mich betrifft - ich bin fertig damit. In Zukunft beabsichtige ich, für mich selbst zu sorgen. Und was diese Leute hier angeht - sie stimmen, wofür sie wollen, sie erhalten, wofür sie gestimmt haben, und wahrhaftig - sie verdienen nichts Besseres! Sie werden mit den Peitschen geschlagen, die sie sich selbst ausgewählt haben, und wenn es nach mir ginge, züchtigte man sie mit Skorpionen! Für sie bedeutet das gegenwärtige System freudlose Schufterei, halbes Verhungern, zerlumpte Kleidung und vorzeitigen Tod. Für all das stimmen sie, und das stützen sie. Nun, so sollen sie eben haben, wofür sie stimmen - sollen sie doch schuften, sollen sie doch hungern!"
Der Mann mit der Narbe auf dem Gesicht sprach nicht weiter, und einige Augenblicke lang antwortete Barringion nicht.
„Es lässt sich wohl entschuldigen, dass Sie so denken", sagte der schließlich langsam, „mir scheint aber, Sie ziehen die Umstände nicht genügend in Betracht. Von Kindheit an sind die meisten von Predigern und Eltern gelehrt worden, sich und ihre eigene Klasse mit Verachtung anzusehen - als eine Art niedere Tiere -, und Leute, die Reichtum besitzen, mit Verehrung, als höhere Wesen. Der Gedanke, dass sie wirklich menschliche Wesen, von Natur aus den so genannten besseren Leuten völlig gleich, ihnen von Natur aus in jeder Weise völlig ebenbürtig sind, von Natur aus von ihnen verschieden nur insofern, als sich auch die so genannten ,Höheren' voneinander unterscheiden, und diesen unterlegen nur, weil ihnen Bildung, Kultur und Möglichkeiten vorenthalten wurden - Sie wissen doch ebenso gut wie ich, dass sie alle gelehrt wurden, diesen Gedanken als widersinnig anzusehen.
Die, wie sie sich selbst betiteln, ,christlichen' Prediger, die mit heimlichem Vorbehalt sagen, Gott sei unser Vater, und alle Menschen seien Brüder, haben es fertig gebracht, die Mehrzahl dieser ,Brüder' davon zu überzeugen, es sei deren Pflicht, sich mit ihrer Erniedrigung zufrieden zu geben und sich ihren Herren tiefgebückt und ehrfürchtig unterzuordnen. Ihr Zorn sollte gegen die Betrüger und nicht gegen die Betrogenen gerichtet sein."
Der andere lachte bitter.
„Nun, so gehen Sie hin und versuchen Sie, ihnen die Augen zu öffnen", sagte der Mann, während er auf einen Ruf seiner Kollegen zum Podium zurückkehrte. „Gehen Sie hin und versuchen Sie, ihnen beizubringen, dass das Höchste Wesen die Erde und all ihren Reichtum zur Benutzung und zum Wohle aller Seiner Kinder geschaffen hat. Gehen Sie hin und versuchen Sie, ihnen zu erklären, dass sie die Armen an materiellen und geistigen Gütern und in der gesellschaftlichen Stellung nicht wegen irgendeiner naturgegebenen Minderwertigkeit sind, sondern weil sie um ihr Erbe gebracht wurden. Gehen Sie doch hin und versuchen Sie, ihnen zu zeigen, wie sie sich und ihren Kindern dieses Erbe sichern können - und Sie werden sehen, wie dankbar sie Ihnen sein werden."
Während der nächsten Stunde ging Barrington niedergeschlagen durch das Straßengedränge. Seine Unterhaltung mit dem Renegaten schien ihm allen Mut geraubt zu haben. Er hatte noch immer eine Anzahl Flugblätter; aber die Aufgabe, sie zu verteilen, war ihm plötzlich unangenehm
geworden, und nach einer Weile hörte er damit auf. Seine ganze Begeisterung war verschwunden. Wie ein aus einem Traum Erwachter sah er die Menschen ringsum in anderem Licht. Zum ersten Male maß er der beleidigenden Haltung der meisten Leute, denen er die Zettel gab, richtiges Gewicht bei. Einige weigerten sich grob, sie zu nehmen, ohne sich auch nur die Mühe zu machen nachzusehen, wovon sie handelten; andere ließen sie sich geben, und nachdem sie einen Blick auf den Text geworfen hatten, zerknüllten sie sie in der Hand und warfen sie herausfordernd fort. Wieder andere, die ihn als Sozialisten erkannten, lehnten mit einem Fluch oder mit beleidigenden Schimpfworten ärgerlich oder verächtlich ab, sie zu nehmen.
Nun zog eine Menge von etwa dreißig oder vierzig Menschen, die auf der Straßenseite bei einer Gaslaterne versammelt waren, seine Aufmerksamkeit auf sich. Aus der Mitte der Gruppe klangen viele ärgerliche Stimmen, und als Barrington am äußeren Rande dieser Menge stand, konnte er, da er groß war, in die Mitte sehen, wo er Owen erblickte. Das Licht der Straßenlaterne fiel voll auf dessen bleiches Gesicht, während er schweigend inmitten eines Kreises wütender Männer stand, die ihn alle gleichzeitig anschrieen und deren heimtückische Gesichter den Ausdruck wilden Hasses trugen, während sie die törichten Anklagen und Verleumdungen herausbrüllten, die sie in den liberalen und in den konservativen Zeitungen gelesen hatten.
Die Sozialisten wollten die Religion und die Moral abschaffen! Freie Liebe und Atheismus einführen! Alles Geld, das die Arbeiterschaft in der Postsparkasse und bei den Unterstützungsvereinen gespart hatte, sollte ihr geraubt und unter einen Haufen besoffener Taugenichtse verteilt werden, die zu faul waren, um zu arbeiten! Det König und die gesamte königliche Familie sollten umgebracht werden! Und so fort.
Owen versuchte nicht, darauf zu antworten, und die Haltung der Menge wurde mit jedem Augenblick bedrohlicher. Ganz offensichtlich hielten sich einige nur mühsam davon zurück, sich auf ihn zu stürzen. Es war ja eine so ausgezeichnete Gelegenheit, eine kleine Schlägerei zu veranstalten, ohne irgendein Risiko einzugehen! Der Kerl war
doch ganz allein und schien ohnehin nicht sehr kräftig zu sein. Die in der Mitte Stehenden wurden durch die Rufe anderer aus der Menge ermutigt, die sie anfeuerten: „Los, auf ihn!", und endlich - fast im gleichen Augenblick, in dem Barrington herbeikam - hob einer der Helden, der sich nicht länger beherrschen konnte, einen schweren Stock und versetzte Owen einen heftigen Schlag quer über das
Gesicht. Der Anblick des Bluts machte die übrigen rasend, und im Handumdrehen nahm jeder, der in Reichweite an Owen herankommen konnte, am Überfall teil; sie langten einander eifrig über die Schultern und hieben mit Fäusten und Stöcken auf Owen ein, und ehe Barrington sich zu ihm drängen konnte, hatten sie ihn zu Boden geschlagen und begonnen, ihn mit ihren Stiefeln zu bearbeiten.
Barrington fühlte sich selbst wie ein wildes Tier, als er sich wütend durch die Menge hindurchkämpfte und die Leute mit Fäusten und Ellbogen nach rechts und nach links stieß. Er erreichte rechtzeitig den Mittelpunkt, um den erhobenen Arm des Mannes, der den Angriff begonnen hatte, zu packen, wand ihm den Stock aus der Hand und streckte ihn mit einem einzigen Schlag zu Boden. Die übrigen wichen zurück, während andere, die herbeigerannt kamen, die Menge vergrößerten.
Einige dieser Neuankömmlinge waren Liberale und einige Konservative, und da sie nicht wussten, worum der Streit ging, griffen sie einander an. Die Liberalen stürzten sich auf die, welche die Farben der Konservativen trugen, und umgekehrt, und innerhalb von wenigen Sekunden entbrannte eine allgemeine Schlägerei, obwohl die meisten von denen, die zu der ursprünglich dort anwesenden Menge gehörten, fortrannten, und inmitten der nun entstehenden Verwirrung gelangten Barrington und Owen ohne weitere Belästigung aus dem Gedränge.
Montag war der letzte Tag der Wahlkampagne - der Wahltag -, und infolge der vielen umhersausenden Autos waren die Straßen für den normalen Verkehr wenig sicher. Die Reichen, denen diese Wagen gehörten...
Das Ergebnis der Wahl sollte am Abend dieses Tages um elf Uhr auf einer beleuchteten Tafel am Rathaus angezeigt werden, und bereits lange vorher versammelte sich eine riesige Menschenmenge in den umliegenden Straßen. Gegen zehn Uhr begann es zu regnen, die Menge aber hielt aus und wuchs im Laufe der Zeit noch an. Um drei Viertel elf steigerte sich der Regen zu einem heftigen Guss; aber die Leute blieben und warteten auf Nachricht, welcher der beiden Helden gesiegt hatte. Es wurde elf Uhr, und tiefstes Schweigen herrschte in der Menge, deren Blicke begierig auf das Fenster geheftet waren, in dem das Schild ausgestellt werden sollte. Nach dem außerordentlichen Interesse zu urteilen, das diese Leute zeigten, hätte man meinen sollen, sie erwarteten, durch das Resultat einen großen Vorteil zu genießen oder einen großen Verlust zu erleiden; natürlich aber war das nicht der Fall, denn die meisten wussten recht gut, dass das Ergebnis dieser Wahl für sie ebenso wenig einen wirklichen Unterschied bedeutete wie das aller vorhergehenden Wahlen.
Sie waren neugierig, wie die Zahlen aussähen. Auf den Wahllisten standen zehntausend Wähler. Um Viertel nach elf Uhr wurde das Schild beleuchtet, die Zahlen aber wurden noch nicht gezeigt. Danach glitten die Namen der beiden Kandidaten in Sicht, während die Zahlen noch immer fehlten; jedoch stand von Einfriedlands Name oben, und heiseres Triumphgeschrei drang aus den Kehlen seiner Bewunderer. Dann wurden die beiden Namenszüge zurückgezogen, und das Schild war wieder leer. Nach einer Weile begannen die Leute wegen all dieser Verzögerung und dieses Herumwirtschaftens zu murren, und nun fingen einige an zu johlen und zu pfeifen.
Nach einigen Minuten glitten die Namen wieder in Sicht, diesmal stand Sweaters Name oben, und unmittelbar danach erschienen auch die Zahlen:
Sweater.........................4221
von Einfriedland.......4200
Es dauerte einige Sekunden, bis die Liberalen ihren Augen trauten; es war zu schön, um wahr zu sein. Unmöglich zu sagen, welches der Grund für den wilden Ausbruch entzückter Begeisterung war, der nun folgte - welches der Grund aber auch sein mochte, welches der Vorteil auch war, den sie zu ernten hofften -, die Tatsache blieb. Alle jubelten sie und tanzten sie und schüttelten einander die Hände, und einige waren vor unerklärlicher Freude so überwältigt, dass sie kaum sprechen konnten. Es war höchst erstaunlich und geheimnisvoll.
Einige Minuten nach der Verkündung erschien Sweater am Fenster und hielt eine Art Rede; für die jubelnde Menge waren jedoch nur Bruchstücke zu hören, und hin und wieder fing sie Ausdrücke auf wie „Vernichtender Schlag", - „Das Land im Sturm genommen", - „Die erhabene alte liberale Flagge" und dergleichen mehr. Danach erschien von Einfriedland, und man sah, wie er Sweater, den er als „Mein Freund" bezeichnete, die Hand schüttelte. Als die beiden „Freunde" vom Fenster verschwanden, stürzten sich diejenigen Liberalen unter der Menge, die sich nicht in einem Faustkampf mit ihren Feinden - den Tories - befanden, zum Vordereingang des Rathauses, wo Sweaters Wagen wartete, und sobald er seine fetten Rundungen darin verstaut hatte, führten sie die Pferde vom Wagen fort, spannten sich statt ihrer unter rasendem Jubelgebrüll selbst davor und zogen ihn durch den Schlamm und den herniederströmenden Regen den ganzen Weg entlang bis zur „Höhle" - die meisten waren es ja gewohnt, als Lasttiere zu dienen -, wo Sweater vom Balkon aus abermals einige Worte an sie richtete.
Danach, als sie vom Regen durchweicht und von Kopf bis Fuß schlammbedeckt nach Hause gingen, sagten sie, es sei doch ein großer Sieg für die Sache des Fortschritts! Wahrhaftig, die Wölfe haben leichte Beute. |
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