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Robert Tressell – Die Menschenfreunde in zerlumpten Hosen (1914)
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35. Kapitel Der Anfang des Endes

Im Laufe der Monate Januar und Februar arbeiteten Owen, Crass, Slyme und Sawkins weiterhin in unregelmäßigen Zeitabständen für Rushton & Co.; jedoch selbst wenn es etwas zu tun gab, waren sie jetzt nur sechs Stunden am Tag beschäftigt. Sie begannen des Morgens, machten von zwölf bis eins eine Stunde Mittagspause und hatten um vier Uhr Feierabend. Nachdem sie mit der „Ausrüstung" fertig waren, strichen sie die Vorderfront von Rushtons Laden. Als das beendet war und keine andere Arbeit hereinkam, mussten sie alle aussetzen, mit Ausnahme von Sawkins, der gehalten wurde, weil er billig war und alle möglichen Kleinarbeiten verrichten konnte: verstopfte Abflussrohre säubern, regendurchlässige Dächer flicken, grobe Malerarbeiten ausführen oder kalken, und auch als Hilfsarbeiter für die Installateure war er nützlich, von denen jetzt drei bei Rushton angestellt waren; denn infolge des strengen Frostes, der im Januar eingesetzt hatte, gab es in diesem Beruf viel zu tun. Mit Ausnahme dieses einen Zweiges war praktisch alle Arbeit zum Stillstand gekommen.
Während dieser Zeit hatte die Firma Rushton & Co. mehrmals „Einsargungen" vorzunehmen, und bei solchen Aufträgen polierte Crass stets die Särge; dazu half er, „die Kiste" ins Haus zu bringen, wenn sie fertig gestellt war, und die Leiche hineinzulegen. Danach fungierte er jedes Mal als einer der Leichenträger bei der Beerdigung. Für das Begräbnis gewöhnlicher Klasse verbrachte er im allgemeinen drei Stunden mit dem Polieren des Sarges; das waren ein Schilling neun Pence. Den Sarg ins Haus bringen und die Leiche hineinlegen machte einen Schilling - gewöhnlich waren zwei Mann damit beschäftigt, neben Hunter, der sie stets begleitete und die Arbeit beaufsichtigte -, dem Begräbnis beiwohnen und das Amt eines Leichenträgers verrichten machte vier Schilling, so dass Crass bei jedem Begräbnis sechs Schilling neun Pence verdiente und zuweilen noch ein wenig mehr. Hatten sie zum Beispiel eine Leiche von außergewöhnlich gutem Stand, so wurde ein Doppelsarg verwendet, und dann hatten sie natürlich zwei „Einsargungen" vorzunehmen; denn zuerst wurde der innere Sarg ins Haus gebracht und vielleicht einen oder zwei Tage später der äußere: das machte noch einen Schilling. Wie teuer die Beerdigung auch sein mochte, die Leichenträger erhielten niemals einen höheren Betrag. Bei einem guten Auftrag konnten der Tischler und Crass für das Bauen und das Polieren des Sarges zuweilen eine Stunde oder zwei mehr anrechnen, das war jedoch alles. Manchmal, wenn es sich um einen sehr billigen Auftrag handelte, erhielten sie nur drei Schilling für ihre Arbeit als Leichenträger, das kam indessen nicht oft vor; in der Regel bekamen sie den gleichen Betrag, ob es sich nun um eine billige oder um eine teure Beerdigung handelte. Slyme verdiente nur fünf Schilling an jedem Begräbnis und Owen nur einen Schilling sechs Pence - für das Schreiben des Sargschilds.
Zuweilen gab es in der Woche drei oder vier Beerdigungen, und dann verdiente Crass wirklich ausgezeichnet. Er hatte noch immer die beiden jungen Leute als Untermieter im Haus, und obwohl einer von ihnen arbeitslos war, konnte der doch noch immer bezahlen, da er etwas Geld auf der Bank hatte.
Einer der Beerdigungsaufträge führte zu einem furchtbaren Streit zwischen Crass und Sawkins. Die Leiche war die einer wohlhabenden Frau, die lange Zeit an Magenkrebs gelitten hatte, und nach dem Begräbnis musste die Firma Rushton & Co. das Zimmer, in dem sie während ihrer Krankheit gelegen hatte, säubern, anstreichen und neu tapezieren. Obwohl Krebs nicht für eine ansteckende Krankheit gehalten wird, hatte die Firma den Auftrag, das gesamte Bettzeug fortzuschaffen und verbrennen zu lassen. Sawkins war angewiesen worden, einen Handwagen zu dem Haus zu fahren, das Bettzeug abzuholen und zur städtischen Abfallvernichtungsstelle zu bringen, um es beseitigen zu lassen. Es bestand aus zwei Federbetten, einem Polster und zwei Kopfkissen, und es waren so gute Sachen, dass Sawkins insgeheim beschloss, sie zu einem Altwarenhändler anstatt zur Abfallvernichtungsstelle zu bringen und dort zu verkaufen.
Als er mit dem Bettzeug von dem Haus fortfuhr, traf er Hunter, der ihm erklärte, er brauche ihn für eine andere Arbeit; er solle also den Wagen auf den Gerätehof fahren und für den Augenblick dort stehen lassen; das Bettzeug könne er dann im Laufe des Tages zur Abfallvernichtungsstelle schaffen. Sawkins tat, was Hunter ihm aufgetragen hatte, und inzwischen sah Crass, der zufällig auf dem Gerätehof mit dem Anstreichen einiger Jalousien beschäftigt war, die Sachen auf dem Wagen, und als er hörte, was damit geschehen sollte, dachte er gleichfalls, es sei doch schade, so gute Sachen verbrennen zu lassen; als Sawkins am Nachmittag kam, um sie fortzuschaffen, sagte ihm Crass daher, er könne sich die Mühe sparen. „Den Krempel nehme ich", sagte er, „der ist viel zu gut, um 'n wegzuschmeißen; der ist doch ganz in Ordnung."
Das passte nun Sawkins in keiner Weise. Er erklärte, er habe Auftrag, die Sachen zur Abfallvernichtungsstelle zu bringen, also werde er das tun. Als er den Karren aus dem Hof zog, stürzte sich Crass darauf, hob das Bündel herab und trug es in die Malerwerkstatt. Sawkins rannte ihm nach, und sie begannen, einander anzuschreien und zu beschimpfen, wobei Crass Sawkins beschuldigte, er beabsichtige, die Sachen in einen Altwarenladen zu bringen und dort zu verkaufen. Sawkins packte das Bündel, in der Absicht, es wieder auf den Handwagen zu legen; Crass ergriff es jedoch ebenfalls, und so fand ein Kampf darum zwischen ihnen statt, eine Art Tauziehen - wobei sie in der ganzen Werkstatt herumtaumelten, miteinander rangen und entsetzlich schimpften und fluchten. Schließlich gelang es Sawkins als dem stärkeren der beiden, das Bündel an sich zu reißen, und er legte es auf den Karren zurück; nun zog Crass schleunigst seinen Mantel an und erklärte, er ginge zum Büro, um Mr. Rushton zu fragen, ob er die Sachen haben könne. Als Sawkins das hörte, geriet er dermaßen in Wut, dass er das Bündel vom Karren herunterhob, es mitten in eine Pfütze schmutzigen Wassers auf die Erde schleuderte und darauf herumtrampelte; danach zog er sein Taschenmesser heraus und begann, wie wild das Inlett zu zerhacken und zu zerschneiden, so dass alle Federn herausflogen. In wenigen Minuten hatte er das Zeug so zerfetzt, dass es nicht mehr zu flicken war, während Crass bleich und zitternd danebenstand und zusah, ohne dass er den Mut hatte einzuschreiten.
„Nu geh doch ins Büro und frag Rushton drum, wenn du willst!" schrie Sawkins. „Jetzt kannste's haben, wenn du Lust hast."
Crass antwortete nicht, und nachdem er einen Augenblick lang gezögert hatte, ging er wieder an seine Arbeit, während Sawkins die Sachen von neuem auf den Karren lud und zur Abfallvernichtungsstelle fuhr. Jetzt konnte er sie nicht mehr verkaufen; aber zumindest hatte er verhindert, dass das dreckige Schwein Crass sie bekam.
Als Crass in die Malerwerkstatt zurückkehrte, fand er dort eines der Kopfkissen, das während des Kampfes aus dem Bündel gefallen war. Am Abend nahm er es mit nach Hause und schlief darauf. Es war ein wunderschönes Kissen, viel voller, weicher und behaglicher als das, welches er gewohnt war.
Einige Tage danach, als er in dem Zimmer arbeitete, in dem die Frau gestorben war, gab man ihm noch einige Dinge zum Vernichten, die ihr gehört hatten, darunter auch einen grauen gestrickten Wollschal. Crass behielt ihn für sich; das war genau das Richtige für einen kalten Morgen, wenn man zur Arbeit ging, und während des ganzen Winters benutzte Crass den Schal zu diesem Zweck. Außer den Beerdigungen gab es noch ein wenig andere Arbeit; zuweilen waren ein oder zwei Zimmer zu streichen und zu tapezieren oder Decken zu weißen, und einmal hatten sie zwei Außenanstriche bei zwei kleinen Häuschen vorzunehmen - das heißt, die Türen und die Fenster von außen zu streichen. Sie arbeiteten alle vier an diesem Auftrag, und in zwei Tagen war er erledigt. Und so ging es weiter.
Während einiger Wochen verdiente Crass ein Pfund oder achtzehn Schilling; manchmal hatte er ein wenig mehr, im allgemeinen weniger und gelegentlich gar nichts.
Es gab wegen der Arbeit viel Neid und böses Blut zwischen den Arbeitern. Slyme und Crass ärgerten sich beide über Sawkins, sobald sie „feiern" mussten, besonders wenn er einen Anstrich vornahm oder eine Decke weißte, und ihre Empörung wurde von allen übrigen geteilt, die aussetzen mussten. Harlow fluchte fürchterlich darüber, und alle waren der gleichen Meinung: es sei doch eine Schande, dass so ein verdammter Ungelernter für fünf Pence die Stunde mit Arbeiten beschäftigt wurde, die eigentlich ein gelernter Handwerker verrichten sollte, und währenddessen gingen qualifizierte Leute „spazieren". Die anderen waren auch gegen Slyme und Crass aufgebracht, weil die stets den Vorzug erhielten, wenn es ein wenig zu tun gab, und es wurde gemunkelt, die beiden arbeiteten für sechs Pence die Stunde, um sich diese Bevorzugung zu sichern. Zwischen Crass und Slyme herrschte gleichfalls keinerlei Liebe: Crass war wütend, wenn es vorkam, dass Slyme für einige Stunden Arbeit hatte, während er selbst beschäftigungslos war, und sobald Crass arbeitete, während Slyme „feierte", ging dieser unter den übrigen arbeitslosen Kollegen umher und sagte hässliche Dinge über Crass, den er beschuldigte, ein „Kriecher" zu sein. Owen erntete gleichfalls seinen Teil Tadel und Beschimpfung; die meisten sagten, ein Mann wie er sollte unbedingt auf höheren Lohn bestehen, gleichgültig, ob er gerade besondere Arbeiten ausführte oder nicht, dann gäbe man ihm jedenfalls nicht den Vorzug. Was einer jedoch auch über den anderen hinter dessen Rücken sagen mochte - sobald sie einander von Angesicht zu Angesicht trafen, waren alle äußerst freundlich zueinander.
Ein-, zweimal führte Owen für diesen oder jenen seiner Arbeitskollegen, dem es gelungen war, sich auf eigene Faust einen kleinen Auftrag zu beschaffen, eine Arbeit aus, etwa eine Tür marmorieren oder ein Schild schreiben; alles in allem jedoch, einbegriffen die Sargschilder und anderen Arbeiten bei Rushton, hatte sein Verdienst während der letzten sechs Wochen durchschnittlich nicht einmal zehn Schilling betragen. Häufig hatten sie daheim keine Kohle und zuweilen nicht einmal einen Penny, um ihn in den Schlitz der Gasuhr zu stecken, und da er nichts mehr besaß, was
gut genug zum Versetzen war, beschaffte er sich manchmal durch den Verkauf einiger seiner Bücher an einen Antiquar ein paar Pennies. So schlimm indessen ihre Lage war, wusste Owen doch, dass es ihnen besser ging als den meisten seiner Kollegen; denn jedes Mal, wenn er ausging, traf er sicher zahlreiche Leute, mit denen er dann und wann zusammen gearbeitet hatte und die ihm sagten - einige von ihnen -sie seien bereits seit zehn, zwölf, fünfzehn und manche sogar seit zwanzig Wochen ohne einen Schilling Verdienst. Owen pflegte sich zu fragen, wie sie es wohl fertig brachten, weiter zu existieren. Die meisten trugen anderer Leute abgelegte Anzüge, Hüte und Stiefel, die ihre Frauen in einigen Fällen von Wohltätigkeitsdamen erhalten hatten oder aber von den „Herrschaften", bei denen sie als Aufwärterinnen arbeiteten. Was ihre Nahrung betraf, so lebten die meisten von Kredit, soweit sie welchen erhielten, und von den übrig gebliebenen Lebensmitteln und Fleischresten, die ihre Frauen von ihren Aufwartestellen mit heimbrachten. Manche hatten erwachsene Söhne und Töchter, die noch bei ihnen wohnten und durch ihren Verdienst die Familie erhielten, und die Frauen etlicher Arbeiter ergänzten ihre jämmerlichen Einkünfte durch das Vermieten von Zimmern.
Während der Woche, ehe der alte Linden ins Armenhaus ging, verdiente Owen nichts, und zu allem Unglück weigerte sich plötzlich der Kaufmann, bei dem sie gewöhnlich ihre Lebensmittel einholten, ihnen noch weiter Kredit zu geben. Owen suchte ihn auf, und der Mann sagte, es tue ihm sehr leid, aber ohne Bezahlung könne er ihnen nichts mehr geben; er sei wohl bereit, einige Wochen auf das Geld zu warten, das sie ihm bis jetzt schuldeten, aber den Betrag noch höher werden lassen könne er nicht, seine Bücher seien bereits voll von zweifelhaften Schulden. Zum Abschluss sagte er noch, er hoffe, Owen werde nicht das gleiche tun wie so viele andere und, wenn er wieder Geld habe, es woandershin tragen. Zu ihm kämen die Leute und kauften auf Kredit, wenn sie knapp bei Kasse seien, und hätten sie dann wieder Geld, so kauften sie im Laden der „Monopolgesellschaft" gegenüber auf der anderen Straßenseite, weil die Ware dort um eine Kleinigkeit weniger kostete - und das sei doch nicht anständig. Owen gab zu, dass es nicht anständig war, erinnerte aber den Mann, dass sie ihre Ware stets in seinem Laden holten. Der Kaufmann war jedoch unerbittlich; er wiederholte mehrmals, seine Bücher seien voll von zweifelhaften Schulden, und seine eigenen Gläubiger drängten ihn. Während dieser Unterhaltung wanderten die Blicke des Mannes ständig zum großen Laden auf der anderen Straßenseite hinüber; die riesigen vergoldeten Lettern des Namens „Monopol-Lebensmittelhandlung" schienen eine unwiderstehliche Anziehung auf ihn auszuüben. Einmal unterbrach er sich mitten im Satz und zeigte Owen ein kleines Mädchen, das eben mit einem Päckchen in der Hand aus dem Laden kam.
„Ihr Vater schuldet mir fast dreißig Schilling", sagte er; „aber wenn sie Geld haben, geben sie es dort aus."
Die Vorderfront des Kolonialwarenladens hatte einen Anstrich dringend nötig, und der Name auf dem Firmenschild „A. Kleinmann" war derartig verblasst, dass er kaum noch zu entziffern war. Owen hatte beabsichtigt, dem Mann anzubieten, er wolle die Arbeit ausführen und die Kosten gegen seine Schulden verrechnen - aber der schien so große Sorgen zu haben, dass Owen den Vorschlag unterließ.
Sie hatten noch immer Kredit beim Bäcker, aber sie nahmen nicht viel Brot: hat einer einen Monat lang kaum etwas anderes zu essen als Brot, so fällt es ihm schwer, überhaupt zu essen. Als Owen an diesem Tage nach seinem Gespräch mit dem Kaufmann heimkehrte, hatten sie einen Laib herrliches frisches Brot; aber keiner von ihnen konnte es essen, obwohl sie hungrig waren: es schien ihnen im Halse steckenzubleiben, und selbst mit einem Schluck Tee konnten sie es nicht herunterbringen. Aber den Tee tranken sie; er war das einzige, das sie am Leben erhielt.
Während der nächsten Woche verdiente Owen im ganzen acht Schilling; ein paar Stunden Arbeit hatte er damit, Crass beim Abwaschen und Weißen einer Decke und beim Anstreichen eines Zimmers zu helfen, und außerdem war ein Sargschild zu schreiben. Dies tat er zu Hause, und während er damit beschäftigt war, hörte er, wie Frankie, der sich mit Nora draußen in der Spülkammer aufhielt, zu seiner Mutter sagte:
„Mutti, wie viel Tage, glaubst du, werden wir wohl noch nichts weiter als trocken Brot und Tee haben?"
Owen schien das Herz stillstehen zu wollen, als er die Frage des Kindes hörte und auf Noras Antwort lauschte. Die Frage wurde jedoch vorläufig überhaupt nicht beantwortet, denn im gleichen Augenblick hörten sie, wie jemand die Treppe hinauflief; kurz darauf wurde ohne jede Zeremonie die Tür aufgestoßen, und Charley Linden stürzte herein, atemlos, ohne Hut und bitterlich weinend. Seine Kleidung war alt und zerlumpt; sie war an den Knien und Ellbogen geflickt worden, aber die Flicken rissen aus dem mürben Stoff heraus, auf den sie genäht waren. Er trug ein Paar schwarze Strümpfe voller Löcher, durch welche die Haut schien. Die Sohlen seiner Stiefel waren auf einer Seite bis zum Oberleder abgetragen, und während er ging, kamen die Seiten seiner nackten Fersen mit dem Boden in Berührung; an einem Schuh hatte sich die Sohle vorn vom Oberleder gelöst, und seine nackten, kältegeröteten und schlammbedeckten Zehen zwängten sich durch den klaffenden Spalt. Irgend etwas Scharfes - ein Nagel, ein Stück Glas oder ein spitzer Stein - hatte offenbar seinen rechten Fuß verletzt, denn Blut lief vom zerrissenen Hacken seines Stiefels auf den Fußboden.
Viel konnten sie aus der verworrenen Geschichte nicht entnehmen, die er ihnen unter Schluchzen erzählte, sobald er sprechen konnte. Das einzige, was klar daraus hervorging, war, dass zu Hause etwas sehr Ernstes geschehen war; er glaubte, seine Mutter müsse entweder im Sterben liegen oder tot sein, denn sie spreche nicht, bewege sich nicht, noch öffne sie die Augen, und „Bitte, bitte, kommen Sie mit mir nach Hause und sehen Sie nach ihr!"

Während Nora sich fertigmachte, um mit dem Jungen zu gehen, hieß ihn Owen, sich auf einen Stuhl zu setzen, und nachdem er den Stiefel von dem blutenden Fuß gezogen hatte, wusch er die Wunde mit warmem Wasser aus und verband sie mit einem sauberen Lappen; danach versuchten sie, Charley zu bewegen, hier bei Frankie zu bleiben, während Nora nach seiner Mutter sehen ging; davon wollte der Junge jedoch nichts hören. So begleitete sie Frankie statt Jessen. Owen konnte nicht mitgehen, da er das Sargschild fertigschreiben musste, das er soeben erst begonnen hatte.
Der Leser wird sich erinnern, dass wir Mary Linden, nachdem sie die alten Leute fortbegleitet hatte und zurückgekehrt war, allein im Haus gelassen hatten. Als die Kinder etwa eine halbe Stunde später heimkamen, fanden sie ihre Mutter bewusstlos auf einem der Stühle sitzen, den Kopf auf die Arme und diese auf den Tisch gelegt. Sie ängstigten sich furchtbar, als es ihnen nicht gelang, Mary zu wecken, und sie begannen zu weinen; dann aber dachte Charley an Frankies Mutter, und nachdem er seiner Schwester erklärt hatte, sie solle dort bleiben, während er fort war, rannte er zu Owens Haus und ließ hinter sich die Eingangstür sperrangelweit offen.
Als Nora und die beiden Jungen das Haus erreichten, fanden sie dort zwei Nachbarinnen vor, die gehört hatten, dass Elsie weinte, und nachsehen gekommen waren, was es gab. Mary war aus ihrer Ohnmacht erwacht und lag auf dem Bett. Nora blieb noch einige Zeit bei ihr, als die anderen Frauen gegangen waren. Sie machte Feuer und gab den Kindern ihren Tee - es waren noch etwas Kohle und einige Lebensmittel von den Vorräten übrig, die Mary mit den von der Armenfürsorge erhaltenen drei Schilling gekauft hatte -, und danach räumte Nora das Haus auf.
Mary sagte, sie wisse noch gar nicht, was sie künftig tun solle. Wenn sie irgendwo ein Zimmer zu zwei oder drei Schilling die Woche fände, so reichte das Geld vom Armenverweserrat für die Miete aus, und für ihren und der Kinder Unterhalt könnte sie genug verdienen.
Das war in großen Zügen die Geschichte, die Nora bei ihrer Heimkehr Owen berichtete. Er hatte das Sargschild fertiggeschrieben, und da es fast trocken war, zog er den [[Mantel an und brachte es zur Tischlerwerkstatt unten auf dem Gerätehof.
Auf dem Rückweg traf er Easton, der sich in der vergeblichen Hoffnung, Hunter zu treffen und zu erfahren, ob irgendeine Aussicht auf Arbeit bestehe, dort herumgedrückt hatte. Während sie miteinander gingen, gestand Easton Owen, dass er kaum etwas verdient hatte, seit er bei Rushton aussetzen musste. Und was er verdient hatte, war, wie
gewöhnlich, für die Miete draufgegangen. Slyme war vor einiger Zeit von ihnen fortgezogen. Ruth schien sich mit ihm nicht vertragen zu können; sie war überhaupt merkwürdig gereizt, aber seit Slyme fort war, hatte sie ein wenig Arbeit in einer Pension auf der Großen Paradeallee gefunden. Ihre Lage hatte sich jedoch ständig verschlimmert Sie konnten die Raten für ihre Möbel nicht aufbringen, und so wurden diese beschlagnahmt und fortgeschafft. Selbst das Linoleum war herausgerissen worden. Easton bemerkte, es tue ihm leid, den verdammten Dreck nicht so fest angenagelt zu haben, dass er nicht vom Fußboden abgenommen werden konnte, ohne zerfetzt zu werden. Er hatte Didlum aufgesucht, und der hatte erklärt, er wolle nicht hart gegen sie sein und werde die Sachen drei Monate lang zu ihrer Verfügung halten; wenn Easton bis dahin die fälligen Raten nachzahle, könne er alles zurück haben, aber Easton meinte, hierfür bestehe sehr wenig Aussicht.
Owen hörte ihm voller Verachtung und Zorn zu. Hier war ein Mann, der wohl über den gegenwärtigen Zustand der Dinge murrte, sich aber doch nicht die Mühe gab, selbst nachzudenken und zu versuchen, ihn zu ändern, und bei der nächsten Gelegenheit werde er für die Beibehaltung des Systems stimmen, das sein Elend bewirkte.
„Hast du gehört, dass der alte Jack Linden und seine Frau heute ins Armenhaus gegangen sind?" fragte er.
„Nein", antwortete Easton gleichgültig. „Aber ich hab nichts andres erwartet."
Nun meinte Owen, es wäre kein schlechter Gedanke, wenn Easton sein Vorderzimmer jetzt, wo es leer stand, an Mrs. Linden vermietete, die ihre Miete zuverlässig bezahlen werde, und das helfe Easton, die seine aufzubringen. Easton stimmte ihm zu und sagte, er werde mit Ruth darüber sprechen, und einige Minuten darauf trennten sie sich. Am nächsten Morgen traf Nora Ruth bei Mary Linden im Gespräch über das Zimmer]], und da Eastons nur etwa fünf Minuten entfernt wohnten, gingen sie alle drei dorthin, damit Mary das Zimmer betrachten konnte. Von außen sah das Haus unverändert aus; die weißen Spitzengardinen schmückten noch das Fenster des Vorderzimmers, und mitten im Erker stand, was ein kleiner runder Tisch zu sein schien, mit einem roten Tuch bedeckt und darauf in einer Untertasse ein mit bunter Papiermanschette umwickelter Blumentopf mit einer Geranie. Diese Dinge und die Gardinen, die dicht zusammenfielen, ließen niemand sehen, dass das Zimmer sonst leer war. Der „Tisch" bestand aus einer aufrecht gestellten leeren Holzkiste - sie stammte vom Kaufmann -, und darauf, mit der Oberseite nach unten als Tischplatte gelegt und mit einem alten Stück roten Stoff bedeckt, der Deckel des Kupferkessels aus der Spülkammer. per Zweck des Ganzen war, zu verhindern, dass die Nachbarn glaubten, den Eastons ginge es schlecht, obgleich die wussten, dass sich eben diese Nachbarn fast alle mehr oder weniger in der gleichen Bedrängnis befanden.
Das Zimmer war nicht sehr groß, wenn man bedachte, dass es Mrs. Linden und den beiden Kindern für alle Zwecke dienen musste; aber sie wusste, dass sie wahrscheinlich nirgends ein so gutes Zimmer für den gleichen Preis bekommen werde. Deshalb erklärte sie sich bereit, es ab nächsten Montag für zwei Schilling die Woche zu beziehen.
Da die Entfernung nur so gering war, konnten Mary und die Kinder während der folgenden Tage den größten Teil ihrer kleineren Habseligkeiten in die neue Wohnung hinübertragen, und am Montagabend, als es dunkel war, brachten Owen und Easton den Rest auf einem Handwagen, den sie sich zu diesem Zweck von Hunter ausgeliehen hatten.
Während der letzten Februarwochen wurde die Kälte noch strenger. Am Zwanzigsten schneite es heftig, und darauf folgte strenger Frost, der mehrere Tage anhielt.
Ein Polizist fand eines Abends gegen zehn Uhr einen Mann, der bewusstlos mitten auf einer einsamen Straße lag. Zuerst dachte er, der Mann sei betrunken, und nachdem er ihn von der belebten Fahrbahn auf den Bürgersteig geschafft hatte, ging er eine Bahre holen. Der Mann wurde aufs Revier gebracht und in eine Zelle gelegt, in der bereits ein anderer saß, der dabei erwischt worden war, wie er eine Kohlrübe aus einer Scheune stahl. Als der Polizeiarzt kam, erklärte er, der angeblich Betrunkene liege infolge von Bronchitis und Unterernährung im Sterben; er sagte auch, es gebe kein Anzeichen dafür, dass der Mann trunksüchtig
sei. Als wenige Tage danach die amtliche Totenschau abgehalten wurde, bemerkte der Leichenbeschauer, das sei der dritte durch Entbehrung verursachte Todesfall, den es während der letzten sechs Wochen in der Stadt gegeben habe Es ergab sich, dass der Mann, ein Stuckateur, in der Hoffnung, irgendwo im Lande Arbeit zu finden, aus London fortgewandert war. Er besaß kein Geld, als er von dem Polizisten gefunden wurde; das einzige, was seine Taschen enthielten, waren mehrere Pfandzettel und ein Brief von seiner Frau, der in einer Innentasche der Weste steckte und deshalb erst entdeckt wurde, nachdem der Mann bereits gestorben war. Einige Tage vor der Leichenschau war der Mann, der wegen des Diebstahls von Kohlrüben verhaftet worden war, vor die Obrigkeit geführt worden. Der arme Schlucker erklärte, er habe es getan, weil er am Verhungern war; aber nachdem ihm die Ratsherren Sweater und Schinder erklärt hatten, Verhungern sei kein Grund zur Unehrlichkeit, verurteilten sie ihn zu einer Strafe von sieben Schilling und Verfahrenskosten oder zu sieben Tagen Gefängnis mit Zwangsarbeit. Da der Sträfling weder Geld noch Freunde hatte, musste er ins Gefängnis gehen, wo er schließlich besser aufgehoben war als die Mehrzahl derer, die nur deshalb noch draußen waren, weil es ihnen entweder an Mut oder an Gelegenheit fehlte, etwas zu stehlen, um ihre Leiden zu mildern.
Mit der Zeit begannen sich die Folgen der langwährenden Entbehrungen bei Owen und seiner Familie zu zeigen. Er hatte einen starken Husten, seine Augen lagen tief in ihren Höhlen und nahmen einen auffallenden Glanz an, und stets war sein mageres Gesicht entweder totenbleich oder fieberhaft gerötet.
Auch bei Frankie machte sich bemerkbar, dass er so häufig genötigt war, auf seinen Haferbrei und seine Milch zu verzichten; er wurde sehr blass und magerte ab, und wenn die Mutter sein langes Haar kämmte und bürstete, fielen ganze Händevoll davon aus. Das beunruhigte den Jungen sehr, der, seit ihm in der Schule die Geschichte von Simson aus der Bibel vorgelesen worden war, aufgehört hatte zu fordern, sein Haar solle kurz geschnitten werden, aus Furcht, er könne dann seine Stärke einbüßen. Er pflegte sich zu prüfen, indem er eine gewisse, selbst erfundene Übung mit einem Plätteisen vornahm, und er war stets erleichtert, wenn er feststellte, dass er trotz des Verlusts seines Haferbreis noch imstande war, das Plätteisen so oft wie erforderlich zu stemmen. Als er jedoch nach einiger Zeit bemerkte, dass es ihm immer schwerer wurde, die Übung durchzuführen, gab er sie gänzlich auf und beschloss insgeheim zu warten, bis Vati mehr Arbeit hätte, so dass er wieder seinen Haferbrei und seine Milch bekommen könnte. Es tat ihm leid, die Übung aufgeben zu müssen; er sagte darüber jedoch nichts zu seinem Vater und seiner Mutter, weil er ihnen keine „Sorgen" bereiten wollte.
Zuweilen gelang es Nora, sich eine kleine Näharbeit zu beschaffen. Einmal brachte eine Frau, die einen kleinen Jungen hatte, ein Paket Kleidungsstücke, die ihr oder ihrem Mann gehörten: einen alten Überzieher, mehrere Jacken und dergleichen - Sachen, die schon zu altmodisch oder zu schäbig waren, um getragen zu werden, die jedoch noch gut aussehen mochten, wenn sie gewendet und für den Jungen zurechtgemacht wurden.
Nora übernahm die Arbeit, und nachdem sie eine Woche lang täglich mehrere Stunden daran gesessen hatte, betrug ihr Verdienst vier Schilling - und selbst dabei dachte die Frau noch immer, es sei zu teuer, so dass sie nichts mehr brachte.
Ein andermal besorgte ihr Mrs. Easton Arbeit in einer Pension, in der sie selbst beschäftigt war. Das Hausmädchen war erkrankt, und die Wirtsleute brauchten für einige Tage eine Aushilfe. Die Bezahlung sollte zwei Schilling täglich betragen und dazu das Mittagessen. Owen wollte nicht, dass Nora die Arbeit annahm, denn er befürchtete, sie sei dafür nicht stark genug; schließlich gab er jedoch nach, und sie ging dorthin. Sie hatte die Schlafzimmer zu machen, und infolge des ständigen Treppaufs, Treppabs mit den schweren Wasserkannen und -eimern, die sie schleppen musste, hatte sie am Abend des zweiten Tages so heftige Schmerzen, dass sie kaum imstande war, nach Haus zu gehen, und sie musste danach mehrere Tage lang mit einem Rückfall ihrer alten Krankheit das Bett hüten, die ihr, sobald sie zu stehen versuchte, unsagbare Schmerzen verursachte.
Owen war abwechselnd mutlos und ergrimmt im Bewusstsein seiner Ohnmacht; wenn er gerade nichts für Rushton zu tun hatte, ging er in der Stadt umher und versuchte andere Arbeit zu finden, gewöhnlich jedoch mit wenig Erfolg. Er fertigte einige Muster von Geschäftskarten und Schaufensterreklameschildern an und versuchte, sich einige Aufträge zu beschaffen, indem er die Läden der Stadt einen nach dem andern aufsuchte; aber auch das war ein Fehlschlag, denn die Besitzer hatten schon einen Schriftmaler dem sie ihre Arbeit gewöhnlich gaben. Einige kleine Aufträge erhielt er; bei dem Preis, der ihm dafür bezahlt wurde, lohnte es jedoch kaum, sie auszuführen. Jedes Mal, wenn er in einen Laden ging, um nach Arbeit zu fragen, kam er sich wie ein Verbrecher vor; denn er wusste ja, dass er zu dem Inhaber praktisch sagte: „Nehmen Sie Ihre Arbeit dem andern Mann weg und beschäftigen Sie mich." So lebhaft war er sich dessen bewusst, dass es ihn schamhaft machte, und das, in Verbindung mit seiner schäbigen Kleidung, hinterließ keinen sehr günstigen Eindruck bei den Angesprochenen, die ihn gewöhnlich mit etwa ebensoviel Höflichkeit behandelten, wie sie die auch jeder anderen Art Bettler erwiesen hätten. Nachdem er den ganzen Tag über von Laden zu Laden gegangen war, kehrte er gewöhnlich erfolglos und schwach vor Hunger und Müdigkeit heim.
Einmal, als ein schneidend kalter Ostwind blies, befand er sich auf einem seiner Rundgänge und zog sich eine schwere Erkältung zu; seine Brust wurde so schlimm, dass er kaum sprechen konnte, denn fast jeder Versuch endete mit einem heftigen Hustenanfall. Während dieser Zeit sandte ihm eine Tuchhandlung, für die er einige Reklamekarten geschrieben hatte, den Auftrag, sofort noch eine weitere davon anzufertigen; sie musste am nächsten Morgen geliefert werden, daher blieb er fast bis Mitternacht allein auf, um sie fertigzuschreiben. Bei der Arbeit hatte er ein seltsames Gefühl in der Brust: es war nicht gerade ein Schmerz, und es in Worten zu beschreiben, wäre ihm schwer gefallen - es war eben nur so ein Gefühl. Er maß ihm nicht viel Gewicht bei und hielt es für eine Folge der Erkältung, die er sich zugezogen hatte; doch was es auch immer sein mochte, es kam ihm die ganze Zeit über nicht aus dem Bewusstsein.
Frankie war an diesem Abend zur gewohnten Stunde zu Bett gebracht worden; er schien jedoch nicht so gut zu schlafen wie sonst. Owen konnte hören, wie er sich unruhig hin und her warf und im Schlaf stöhnte.
Owen verließ mehrmals seine Arbeit, um zu dem Jungen ins Zimmer zu gehen und die Decken über ihn zu breiten, die durch die unruhigen Bewegungen des Kindes verschoben waren. Nach und nach wurde Frankie ruhiger, und als Owen gegen elf Uhr nach ihm sah, fand er ihn in tiefem Schlaf; er lag auf der Seite, den Kopf auf dem Kissen zurückgeworfen, und atmete so leicht durch die ein wenig geöffneten Lippen, dass der Laut fast unhörbar war. Das blonde, um die Stirn gebauschte Haar war feucht von Schweiß, und der Junge lag so reglos, blass und still da, dass man hätte meinen können, er schliefe den Schlaf, aus dem es kein Erwachen mehr gibt.
Als Owen ungefähr eine Stunde später das Reklameschild fertiggeschrieben hatte, ging er in die Spülkammer hinaus, um sich vor dem Schlafengehen die Hände zu waschen, und während er sie am Handtuch abtrocknete, wurde das merkwürdige Gefühl stärker, dessen er sich den ganzen Abend über bewusst gewesen war, und einige Sekunden darauf stellte er voller Schrecken fest, dass sein Mund plötzlich mit Blut gefüllt war.
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, während der er gegen den erstickenden Schwall ankämpfte, und als der endlich zum Stillstand gekommen war, sank Owen zitternd auf den Stuhl neben dem Tisch, presste das Handtuch gegen den Mund und wagte kaum zu atmen, während ihm kalter Schweiß aus den Poren brach und sich in großen Tropfen auf der Stirn sammelte.
Durch die Totenstille der Nacht erklangen von Zeit zu Zeit die Schläge einer fernen Kirchturmuhr; er aber blieb unbeweglich sitzen, der vorübergehenden Stunden nicht achtend und von einer furchtbaren Angst ergriffen.
Das also war der Anfang des Endes! Und danach blieben die anderen beiden allein übrig, der Gnade der Welt ausgeliefert. In wenigen Jahren werde dann der Junge, ebenso
wie Bert White, in die Klauen eines Psalmen singenden Teufels wie Hunter oder Rushton geraten, der ihn ausnutzen werde, als sei er ein Lasttier. Owen bildete sich ein er könne ihn schon jetzt sehen: abgearbeitet, gehetzt und eingeschüchtert werde er Lasten schleppen, Karren ziehen hierhin und dorthin rennen, werde er versuchen, sein Bestes zu geben, um die brutalen Tyrannen zufrieden zu stellen, deren einziger Gedanke sein werde, zu ihrem eigenen Nutzen Profit aus ihm zu schlagen. Überlebte er, so nur, um aufzuwachsen mit einem durch unnatürlich schwere Arbeit deformierten, zwergenhaften Körper und einen durch Unwissenheit und Armut verkümmerten, entwürdigten und verrohten Geist. Als diese Vision der Zukunft des Kindes vor Owen auftauchte, beschloss er bei sich, dass es nie so kommen solle! Er werde sie nicht allein und hilflos inmitten der „christlichen" Wölfe lassen, die nur darauf warteten, sie zu zerreißen, sobald er dahin war. Konnte er ihnen kein Glück geben, so konnte er sie zumindest aus dem Bereich weiteren Leids bringen. Konnte er nicht bei ihnen bleiben, so mussten sie mit ihm kommen. Das war milder und barmherziger.

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