13. Kapitel Zwangsarbeit und Tod
Am Dienstag, dem Tage nach seiner Unterhaltung mit Rushton, blieb Owen zu Hause und arbeitete an seinen Entwürfen. Sie wurden nicht fertig, waren jedoch so weit fortgeschritten, dass er glaubte, am Mittwoch Abend nach dem Tee werde er sie beenden können. Am Mittwoch ging er erst nach dem Frühstück zur Arbeit, und seine Abwesenheit schien die unter den übrigen Arbeitern herrschende
Meinung, er sei entlassen worden, zu bestätigen. Dieser Glaube wurde noch weiter bestärkt, denn Hunter hatte einen neuen Mann ins Haus gesandt und kam selbst gleichfalls ungefähr um Viertel nach sieben; fast hätte er Philpot beim Rauchen ertappt.
Während des Frühstücks fragte Philpot besorgt Crass in Bezug auf Hunter:
„Wie ist er 'n heut morgen gelaunt, Bob?" „Weich wie Butter", erwiderte der. „Du würd'st annehmen, er könnte keiner Fliege was tun."
„Scheint, er ist recht zufrieden mit sich, was?" sagte Harlow.
„Ja", bemerkte Newman. „Er hat ,guten Morgen!' zu mir gesagt."
„Zu mir auch", meinte Easton. „Kommt er doch in 'n Salon und sagt: ,Oh, Sie sind hier, Easton!' - einfach so, ganz freundlich. Ich sage: Jawoll, Mr. Hunter.' - ,Nun', sagt er, ,pinseln Sie das über, so schnell Sie können, für die Arbeit kriegen wir nicht viel; verschwenden Sie nicht erst viel Zeit damit, die Löcher zu verschmieren. Pinseln Sie einfach drüber, und fertig!'"
„Er scheint sich wirklich über irgendwas sehr zu freuen", sagte Harlow. „Ich dachte, vielleicht ist'n Auftrag für'n Begräbnis gekommen; da ist er gewöhnlich guter Laune."
„Ich glaube, nichts würde ihm soviel Freude machen wie 'ne Epidemie", äußerte Philpot. „Pocken, Influentsia, Cholera oder irgend so was."
„Jawohl, wisst ihr nicht mehr, wie gut er letzten Sommer gelaunt war, als es soviel Scharlachfälle gab?" bemerkte Harlow.
„Freilich", schmunzelte Crass. „Ich weiß noch - wir hatten sechs Kinderbegräbnisse in einer Woche. Das olle Elend hat gegrient wie 'n Primeltopf, denn gewöhnlich gibt's im Sommer nicht viel Leichen in 'n Kasten zu packen. Beerdigungsinstitute bringen ihre Ernte im Winter ein.
„Diesen Winter haben wir aber bisher noch nicht viel Leichen gehabt", sagte Harlow.
„Nicht soviel wie sonst", gab Crass zu. „Trotzdem - wir können uns nicht beklagen: seit Anfang Oktober haben wir fast jede Woche eine gehabt. Immerhin, nicht schlecht.
Crass war lebhaft interessiert an der Beerdigungsabteilung von Rushton & Co. Er erhielt stets den Auftrag, den Sarg zu polieren oder zu lackieren, ihn ins Haus tragen und die Leiche „reinlegen" zu helfen, und außerdem gab er bei der Beerdigung einen der Sargträger ab. Diese Arbeit wurde höher bezahlt als die Malerarbeit.
„Aber ich glaub nicht, dass 'n Begräbnis eingelaufen ist", fügte Crass nach einer Pause hinzu. „Ich glaub, es ist, weil er sich freut, dass er Owen endlich los ist, wenn ihr mich fragt."
„Vielleicht hat das was damit zu tun", meinte Harlow. „Aber trotzdem - ich nenn das nicht den richtigen Weg, jemand zu behandeln - 'nen Mann rauszuschmeißen, bloß weil er 'n nicht leiden kann."
„Ich nenn's 'ne gottverfluchte Schande!" rief Philpot. „Owen ist 'n Kerl, der immer bereit ist, jemand 'n Gefallen zu tun, und seine Arbeit versteht er; wenn er einem auch manchmal 'n bisschen auf den Wecker fällt, muss ich zugeben, wenn er über den Sozialismus loslegt."
„Elend hat woll heut morgen nichts über ihn gesagt, was?" fragte Easton.
„Nö", antwortete Crass und fügte hinzu: „Ich hoffe nur, Owen denkt nicht, ich hätt was gegen ihn gesagt. Er hat mich an dem Abend sehr komisch angesehn, nachdem Nimrod fort war. Von nur braucht Owen so was nicht zu denken; ich bin so 'n Mensch - wenn ich schon jemand nichts Gutes tun kann, würde ich ihm doch niemals was Böses antun!"
Bei diesen Worten warfen sich einige der anderen verstohlen bedeutsame Blicke zu, und Harlow begann zu lächeln, aber niemand sagte etwas.
Da Philpot bemerkte, dass der Neue sich keinen Tee genommen hatte, machte er Bert darauf aufmerksam; der Junge füllte Owens Tasse und reichte sie dem neuen Arbeiter.
Keine ihrer Vermutungen über die Ursachen von Hunters guter Laune traf zu. Wie der Leser weiß, war Owen gar nicht entlassen worden, und einen Todesfall gab es auch nicht. Der wirkliche Grund war der: Nachdem Hunter sich entschlossen hatte, noch einen Arbeiter anzustellen,
hatte er ohne Schwierigkeit einen Mann zu dem gleichen gekürzten Lohn gefunden, zu dem Newman arbeitete, denn es gab ja so viele Arbeitslose. Bisher hatte der übliche Tarif in Mugsborough für gelernte Maler sieben Pence die Stunde betragen. Der Leser wird sich erinnern, dass Newman sich bereit erklärt hatte, Arbeit zu sechseinhalb Pence anzunehmen. Bis jetzt hatte keiner seiner Kollegen erfahren, dass Newman unter Tarif arbeitete; er hatte es niemand erzählt, denn er wusste nicht genau, ob er der einzige war oder nicht. Der heute morgen von Hunter eingestellte Mann beschloss gleichfalls, seinen Lohn zu verschweigen, bis er herausgefunden hatte, was die anderen erhielten.
Kurz vor halb neun traf Owen ein und wurde sogleich mit Fragen bestürmt, was im Büro geschehen sei. Crass hörte Owens Bericht mit schlecht verhehltem Kummer an; fast alle übrigen waren jedoch ehrlich erfreut.
„Aber was für 'ne Art und Weise, mit jemand zu sprechen!" bemerkte Harlow zu Hunters Betragen am vorigen Montagabend.
„Wisst ihr, ich meine, wenn das olle Elend vier Beine hätte, würd er 'n recht gutes Schwein abgeben", sagte Philpot ernsthaft, „und von 'nem Schwein könnt ihr nichts erwarten, als dass es grunzt."
Als Easton und Owen während des Vormittags zusammen im Salon arbeiteten, bemerkte jener:
„Hab ich dir erzählt, dass ich 'n Zimmer hab, das ich vermieten wollte, Frank?"
„Ja, ich glaube, du hast's mir erzählt."
„Nun, ich hab's dem Slyme vermietet. Mir scheint, er ist 'n sehr anständiger Kerl, meinste nicht?"
„Ja, vermutlich", erwiderte Owen zögernd. „Ich weiß nichts Nachteiliges über ihn."
„Natürlich hätten wir das Haus lieber allein, wenn wir's uns leisten könnten, aber in letzter Zeit ist die Arbeit so knapp. Ich hab mir genau ausgerechnet, wie viel Geld ich durchschnittlich während der letzten zwölf Monate verdient hab - wie viel, glaubste, macht es die Woche?"
„Weiß der Himmel", sagte Owen. „Wie viel denn?"
„Ungefähr achtzehn Schilling. Du siehst also, irgendwas mussten wir machen", fuhr Easton fort, „und ich denke, wir haben Glück, einen ehrbaren Menschen wie Slyme zu kriegen, religiös, Abstinenzler und all das, weißte. Meinste nicht auch?"
„Ja, ich glaube", sagte Owen, der, obwohl er eine starke Abneigung gegen Slyme empfand, nichts Bestimmtes wusste, das gegen ihn sprach.
Eine Zeitlang arbeiteten sie schweigend, dann sagte Owen:
„Es gibt gegenwärtig viele Tausende Menschen, denen es so schlecht geht, dass wir im Vergleich zu ihnen reich sind. Sie haben so zu leiden, dass man sagen kann, mit ihnen verglichen, leben wir im Luxus. Das weißt du doch, nicht?"
„Ja, das ist tatsächlich wahr, Mann. Wir sollten wirklich sehr dankbar sein; wir sollten uns glücklich schätzen, 'ne Innenarbeit wie die hier zu haben, wo so viele rumlaufen und nichts zu tun finden."
„Ja", sagte Owen, „wir haben Glück! Obgleich wir im Zustand scheußlicher, elender Armut leben, müssen wir uns glücklich schätzen, dass wir nicht buchstäblich am Verhungern sind."
Owen strich die Tür und Easton die Scheuerleiste. Das war eine geräuschlose Arbeit; daher konnten sie sich ohne Schwierigkeit unterhalten.
„Glaubst du, es sei recht, dass wir uns friedlich damit abfinden, den Rest unseres Lebens unter solchen Umständen zuzubringen?"
„Nein, gewiss nicht", antwortete Easton, „aber bestimmt wird sich die Lage bald bessern. Das Geschäft ist nicht immer so flau gewesen wie jetzt. Du kannst dich doch genauso gut wie ich dran erinnern, dass es vor 'n paar Jahren so viel zu tun gegeben hat, dass wir vierzehn und sechzehn Stunden am Tag gearbeitet haben. Ende der Woche bin ich immer so fertig gewesen, dass ich fast den ganzen Sonntag über im Bett geblieben bin."
„Aber meinst du nicht, es lohnt den Versuch, ausfindig zu machen, ob es nicht möglich ist, die Dinge so einzurichten, dass wir wie zivilisierte menschliche Wesen leben können, ohne uns abwechselnd totzuarbeiten und zu verhungern?"
„Ich weiß nicht, wie wir's ändern sollten", antwortete Easton. „Nach allem, was ich höre, gibt's augenblicklich überall wenig Arbeit. Wir können doch keine Arbeit schaffen, oder?"
„Glaubst du denn, die Zustände in der Welt sind etwas wie der Wind oder das Wetter - gänzlich außerhalb unserer Gewalt? Und wir könnten, falls sie schlecht sind, nichts tun als nur dasitzen und warten, bis sie besser werden?"
„Na, ich weiß nicht, wie wir's ändern könnten. Wenn die Leute, die's Geld haben, es nicht ausgeben wollen, kann unsereiner sie doch nicht dazu bringen, oder?"
Owen sah Easton forschend an.
„Ich schätze dich auf etwa sechsundzwanzig Jahre", sagte er. „Das bedeutet, du hast noch ungefähr dreißig Jahre zu leben. Freilich, hättest du anständig zu essen und richtig was anzuziehn und müsstest täglich nicht mehr als eine vernünftige Anzahl Stunden arbeiten, gäbe es keinen natürlichen Grund, weshalb du nicht noch fünfzig oder sechzig Jahre leben solltest - aber sagen wir dreißig. Willst du behaupten, du kannst die Aussicht, noch dreißig Jahre unter solchen Umständen zu leben, wie wir sie jetzt ertragen, mit Gleichgültigkeit betrachten?"
Easton gab keine Antwort.
„Wenn du eine ernsthafte Gesetzesverletzung begingest und nächste Woche zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt würdest, hieltest du dein Schicksal vermutlich für sehr bemitleidenswert - und doch scheinst du dich ganz frohgemut diesem anderen Urteil zu beugen, nämlich, dass du eines vorzeitigen Todes sterben sollst, nachdem du noch dreißig Jahre Zwangsarbeit verrichtet hast."
Easton fuhr fort, die Scheuerleiste zu streichen.
„Wenn es keine Arbeit gibt", fuhr Owen fort, tauchte dabei den Pinsel in die Farbe und begann, eines der unteren Felder der Türfüllung zu streichen, „wenn es keine Arbeit gibt, wirst du entweder verhungern oder in Schulden geraten. Wenn es - wie jetzt - ein bisschen Arbeit gibt, wirst du halb verhungern. Sind die Zeiten das, was du gut nennst, so wirst du zwölf bis vierzehn Stunden am Tag schuften und, wenn du sehr viel Glück hast, gelegentlich die ganze Nacht hindurch. Das zusätzliche Geld, das
du dann verdienst, wird draufgehen, um deine Schulden zu bezahlen, damit du wieder Kredit bekommst, wenn es keine Arbeit gibt."
Easton schmierte ein wenig Kitt in einen Riss der Scheuerleiste.
„Infolge einer solchen Lebensweise wirst du mindestens zwanzig Jahre früher sterben, als natürlich wäre, oder falls du eine ungewöhnlich kräftige Natur hast und noch weiterlebst, nachdem du nicht mehr arbeitsfähig bist, wird man dich in eine Art Gefängnis stecken und für den Rest deines Lebens wie einen Verbrecher behandeln."
Nachdem Easton die Risse verschmiert hatte, strich er die Scheuerleiste weiter.
„Machte jemand den Vorschlag, ein Gesetz zu erlassen. dass alle Arbeiter und Arbeiterinnen getötet werden sollen - erstickt, erhängt, vergiftet oder in eine Todeskammer gesperrt -, sobald sie das Alter von fünfzig Jahren erreichen, so gibt es nicht den geringsten Zweifel, dass du dich am Sturm der Entrüstung beteiligtest, der daraufhin ausbrechen würde. Und doch lässt du es dir einfach gefallen, dass dein Leben verkürzt wird - durch langsames Verhungern und Überarbeitung, durch Mangel an richtigem Schuhwerk und ordentlicher Kleidung und weil du häufig hinaus zur Arbeit musst, wenn du so krank bist, dass du eigentlich zu Bett liegen und ärztlich betreut werden solltest."
Easton antwortete nicht; er wusste, all das stimmte, aber er hatte ein gutes Maß jener falschen Scham, die uns veranlasst, unsere Armut zu verbergen und vorzutäuschen, es ginge uns viel besser, als es uns in Wirklichkeit geht. Er trug gerade die altgekauften Stiefel, die Ruth ihm besorgt hatte; aber zu Harlows Bemerkung darüber hatte er gesagt, er besitze sie seit Jahren und habe sie nur sonntags getragen. Er war sehr verärgert, während er den Reden des anderen zuhörte; Owen bemerkte es, fuhr aber trotzdem fort:
„Wenn das gegenwärtige System nicht verändert wird, ist dies alles, was wir zu erwarten haben; und doch bist du einer der Verteidiger dieses Systems - du hilfst, es zu verewigen."
„Wieso helf ich, es zu verewigen?" fragte Easton. „Indem du nicht versuchst, einen Weg zu finden, wie man es ablösen kann - indem du denen nicht hilfst, die versuchen, bessere Zustände herbeizuführen. Selbst wenn du deinem eigenen Schicksal gegenüber gleichgültig bist, wie du es zu sein scheinst, hast du kein Recht, gleichgültig gegenüber dem Schicksal des Kindes zu sein, für dessen Dasein auf dieser Welt du verantwortlich bist. Jeder Mensch, der nicht mithilft, für die Zukunft bessere Zustände herbeizuführen, hilft, das augenblickliche Elend zu verewigen, und ist daher der Feind seiner eigenen Kinder. So etwas wie neutral sein gibt es nicht: wir müssen entweder helfen oder hindern."
Als Owen die Tür öffnete, um deren Kante zu streichen, kam Bert den Flur entlang.
„Passt auf!" rief er, „Elend kommt die Straße rauf. In 'ner Minute ist er hier!"
Nicht oft war Easton froh, von Nimrods Kommen zu hören, aber diesmal vernahm er Berts Botschaft mit einem Seufzer der Erleichterung.
„Hör mal", fügte der Junge, zu Owen gewandt, flüsternd hinzu, wenn's was wird - ich meine, wenn du den Auftrag kriegst, das Zimmer hier zu machen -, wirste dann verlangen, dass ich zu dir komm?"
„Jawohl, abgemacht, mein Sohn", antwortete Owen, und Bert ging fort, um die anderen zu warnen.
Ohne zu wissen, dass er beobachtet worden war, stahl sich Nimrod heimlich ins Haus und schlich leise von Zimmer zu Zimmer, spähte um die Ecken, schielte durch die Türspalten und lugte durch die Schlüssellöcher. Beinahe freute er sich, als er sah, dass alle sehr eifrig bei der Arbeit waren; als er aber in Newmans Zimmer kam, war er mit dem Fortschritt, den die Arbeit seit seinem letzten Besuch gemacht hatte, nicht zufrieden. Tatsächlich hatte sich Newman heute morgen wieder vergessen. Er hatte sich mit der Arbeit ein wenig Mühe gegeben und sie einigermaßen ordentlich ausgeführt, anstatt zu schludern und in der üblichen Weise zu hetzen. Das Ergebnis war, dass er nicht genügend geleistet hatte.
„Wissen Sie, Newman, so geht das nicht!"brüllte Nimrod.
„Entweder Sie schaffen 'n bisschen mehr, oder Sie genügen mir nicht. Wenn Sie sich nicht 'n bisschen fixer bewegen können, muss ich jemand anders nehmen. Seit heute früh treiben Sie sich in diesem Zimmer rum, und 's wird, verdammt noch mal, Zeit, dass Sie endlich rauskommen!"
Newman murmelte undeutlich, er sei jetzt beinahe fertig, und Hunter stieg zum nächsten Stockwerk hinauf, zum Boden, wo der billige Mann - der ungelernte Sawkins -am Werk war. Harlow war vom Boden fortgeholt worden, damit er einige der feineren Arbeiten ausführte, und so arbeitete Sawkins jetzt allein. Er hatte sich in die Arbeit wie ein Trojaner in die Schlacht gestürzt und ziemlich viel geschafft. Nicht nur die Fensterrahmen hatte er gestrichen, sondern auch ein großes Stück der Scheiben, und beim Streichen der Scheuerleiste hatte er einen Streifen des Fußbodens mit übermalt - zuweilen einen Zoll, zuweilen einen halben Zoll breit.
Der Anstrich war dunkelgrau; die Oberfläche der frischgestrichenen Türen erinnerte sehr an Kord, und von den unteren Ecken fast jedes Feldes der Füllung tropfte eine große Träne hinab, als weinten die Türen über den heruntergekommenen Zustand der Dekorationsmalerei. Diese Tränen verursachten indessen keinerlei mitleidiges Pochen in Elends Busen - auch die kordähnliche Oberfläche der Türen beleidigte seine Gefühle nicht. Er bemerkte sie gar nicht. Er sah nur, dass eine Menge Arbeit getan worden war, und seine Seele füllte sich mit Entzücken, als er überlegte, dass der Mann, der all dies vollbracht hatte, nur eine Bezahlung von fünf Pence die Stunde erhielt. Er durfte Sawkins indessen nicht wissen lassen, dass er mit dem von ihm gemachten Fortschritt zufrieden war; deshalb sagte er:
„Ich will nicht, dass Sie sich hiermit zu lange aufhalten, wissen Sie, Sawkins. Pinseln Sie nur irgendwie drüber und machen Sie damit Schluss, so rasch Sie können."
»Gut, Mr. Hunter", erwiderte Sawkins und wischte sich den Schweiß von der Stirn, während Elend wieder nach unten schlich.
„Wo ist 'n Harlow hingekommen?" fragte er Philpot. »Der ist doch eben nicht hier gewesen, wie ich raufkam."
„Ist nach unten gegangen, Mr. Hunter, nach hinten raus" antwortete Joe, stieß mit dem Daumen über die Schultet und blinzelte Hunter zu. „Wird gleich wieder zurück sein.' Und tatsächlich kam Harlow in diesem Augenblick gerade wieder die Treppe herauf.
„Hören Sie mal, so was können wir während der Arbeitszeit nicht dulden, wissen Sie!" brüllte Hunter, „dazu ist in der Mittagsstunde Zeit genug!"
Nun ging Nimrod zum Salon hinunter, den Easton und Owen gestrichen hatten. Dort stand er ein Weilchen tief in Gedanken versunken und verglich bei sich den Umfang der von den beiden Männern in diesem Zimmer geleisteten Arbeit mit dem, was Sawkins auf dem Boden geschafft hatte. Elend selbst war kein Maler; er war Zimmermann und hielt wenig von Qualitätsunterschied der Arbeit -für ihn war alles ungefähr gleich: nichts als einfaches Pinseln.
,Ich glaube, wir würden viel besser dabei wegkommen', dachte er bei sich, ,wenn wir noch 'n paar Fliegengewichtler wie Sawkins kriegen könnten.' Und von diesen Gedanken erfüllt, schlich er sich kurz danach verstohlen aus dem Haus. |
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