Nachwort
Für viele ist Max Hoelz heute ein Unbekannter. Im dritten Band der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung ist im Zusammenhang mit den Märzkämpfen von 1921 ein Absatz über seine Rolle zu finden. Nur in wenigen speziellen marxistischen Abhandlungen wird ausführlich auf ihn eingegangen, aber auch dort - berechtigt - auf seine begrenzte, temporäre Wirksamkeit hingewiesen. Der 1974 zur Aufführung gelangte DEFA-Film »Wolz - Leben und Verklärung eines deutschen Anarchisten« war ebenso wenig geeignet, ein Bild von der Persönlichkeit Hoelz' zu vermitteln wie wirklich Aufschluss über den Anarchismus zu geben, wobei ersteres vermutlich trotz bestimmter Analogien nicht beabsichtigt war. In der BRD ist neben der Darstellung von Max Hoelz als eine Art Räuberhauptmann mit kommunistischen Neigungen in historischer Fachliteratur und Publizistik auch dessen Vereinnahmung in das Traditionsbild linkssektiererischer Gruppen anzutreffen, gänzlich ungerechtfertigt, wie die Autobiographie und das Leben von Max Hoelz nach der Haftentlassung beweisen.
Die noch lebenden Teilnehmer der erbitterten Klassenkämpfe nach der Revolution von 1918/19, vor allem wenn sie damals im Vogtland oder im mitteldeutschen Raum zu Hause waren, werden freilich gerade durch seinen Namen an Ereignisse erinnert, die für sie wenigstens Vorentscheidungen von historischer Tragweite waren.
In der zeitgenössischen biographischen Skizze von Erich Müller, die 1928 erschien, als im Zusammenhang mit der Freilassung von Max Hoelz dessen Name wieder in aller Munde war, ist sogar zu lesen: »Max Hoelz gebührt in Deutschland das Verdienst, im Sinne von Karl Marx die zum revolutionären Fortschritt nötige klare Scheidung der modernen kapitalistischen Gesellschaft in zwei Fronten verdeutlicht, wenn nicht herbeigeführt zu haben.« Er »beschließt die Reihe der sozialen Rebellen und eröffnet die Reihe der Revolutionäre«. Aber gerade das traf nicht zu. Max Hoelz war vielmehr der soziale Rebell, eher motiviert durch ein geradezu abstraktes Gerechtigkeitsgefühl als durch tiefere Einsicht in gesellschaftliche Vorgänge. Er war mutig und selbstlos, seine Spontaneität und Aktivität rissen andere mit; wie Freund und Feind berichteten, besaß er eine starke persönliche Ausstrahlungskraft. Häufig wurde er »Tatmensch« genannt.
Seine Eigenschaften machten ihn populär, weil die Kämpfe der revolutionären Nachkriegskrise schnelles und entschlossenes Handeln verlangten. Um ein Führer des Proletariats von wirklichem Format zu werden, hätte es jedoch der Bändigung des Spontanen in ihm durch die klare Erkenntnis des geschichtlich Notwendigen bedurft. Dass er diese in jenen Kämpfen noch nicht besaß und auch später nicht umfassend erwarb, lag z. T. in seinem Temperament begründet. Wie Wolf Donnerhack in seiner bemerkenswerten Diplomarbeit über das Wirken von Max Hoelz 1919 bis 1921 nachweist, war gewichtiger wohl noch der Einfluss von Mitgliedern der KPD bzw. der Kommunistischen Arbeiterpartei (KAPD), die selbst linksradikale Positionen einnahmen. Bezeichnenderweise führt Max Hoelz in seinen Memoiren an, seinen Grundkurs in revolutionärer Theorie bei Otto Rühle erhalten zu haben. Rühle war zwar ein suggestiv wirkender Agitator mit zeitweilig beträchtlichem Einfluss vor allem in Ostsachsen, er hatte aber schon auf dem Gründungsparteitag der KPD sektiererische Auffassungen vertreten und wurde aus der Partei ausgeschlossen. Eine kurze Zeit spielte er noch eine Rolle in der KAPD, die im April 1920 als »linke« Absplitterung der KPD entstand. In der Mitte der 20er Jahre war er in politische Bedeutungslosigkeit versunken, was ihn, wie Ludwig Renn berichtet, nicht hinderte, gelegentlich anmaßend und selbstherrlich aufzutreten.
Über das Vogtland hinaus bekannt wurde Max Hoelz durch seine Beteiligung an den Aktionen gegen Kapp und Lüttwitz 1920 sowie an den Märzkämpfen 1921. Als er seine Erinnerungen daran niederschrieb, sah er seine eigene Rolle selbstkritischer als 1920/21, so wenn er sich z. B. von den Sprengungen vor den Märzkämpfen distanzierte. Andere offenkundig falsche Positionen verteidigte er weiterhin, etwa wenn er die Aktenverbrennungen als historisch notwendig bezeichnete oder wenn er bei der Meinung verharrte, auch nach dem 24. März 1920 hätten bewaffnete Kämpfe eine Perspektive gehabt. Es war gewiss nicht Rechthaberei, die hier Hoelz die Feder führte, sondern das Bestreben, seine Meinung ungeschminkt darzulegen, wie überhaupt Ehrlichkeit ein Grundzug seiner Memoiren ist. Er versucht nichts zu beschönigen, verschweigt auch regelrecht kindliche Handlungen wie das Necken der Polizei in so ernster Situation nicht. Hierin und mehr noch in seinen Streifzügen mit bewaffneten Gruppen sieht man etwas, was Thomas Mann einmal als »Freude am Indianerspiel« bei Schiller zu entdecken glaubte. So ganz unähnlich ist denn auch Max Hoelz dem Karl Moor nicht.
Im Kampf gegen den Kapp-Putsch spielte Max Hoelz zunächst eine durchaus positive Rolle, als er die Bewaffnung der Arbeiter in Falkenstein und Umgebung vorantrieb. Ohne die bewaffneten Aktionen der Arbeiter hätte der Generalstreik kaum diesen Erfolg gehabt. Problematischer waren schon die Requirierungsmaßnahmen bei vermögenden Bürgern u. ä. Es waren nicht so sehr die Maßnahmen an sich, denn in dieser Situation waren Repressalien gegen konterrevolutionäre Kräfte in gewissem Maße notwendig. Aber die Art und Weise, wie er diese Maßnahmen organisierte und nicht zuletzt auch propagierte, machte es dem Gegner leicht, Max Hoelz als Bürgerschreck hinzustellen und die KPD zu verunglimpfen. Der Wortlaut der von ihm autorisierten Plakate konnte schon Schrecken einflößen, die Androhung von Geiselerschießungen tauchte immer wieder auf. Dabei ist nicht eine einzige Geisel erschossen worden, und das Gericht musste ihm später widerwillig zugestehen, dass er sich stets um die humane Behandlung seiner Gefangenen bemüht habe. Beim Lesen der Passagen, die solche Aktionen behandeln, entsteht fast der Eindruck der Großspurigkeit, die sonst Max Hoelz fremd war. Vielleicht liegt das daran, dass er gelegentlich seine Wirkungsmöglichkeiten überschätzte. Dies mag auch der Grund dafür sein, dass er angibt, 50000 Reichswehrsoldaten hätten nach ihm und seinen Scharen nach Abbruch der Kämpfe gegen Kapp gefahndet. In Wirklichkeit waren es wohl etwas weniger als 20000 Mann, immer noch genug, um auszudrücken, welchen Schrecken Max Hoelz den gegenrevolutionären Kräften einflößte.
Seit dem 22. März 1920 war es endgültig klar, dass eine Fortsetzung des Generalstreiks und der bewaffneten Kämpfe nicht mehr möglich war. Der SPD-Vorstand hatte den Streik ohnehin nur mit dem Ziel unterstützt, den Status quo ante wiederherzustellen, so dass nach dem 18. März die Streikfront brüchig zu werden begann.
Als sich auch die Führungen der Gewerkschaften und der USPD für die Wiederaufnahme der Arbeit aussprachen, musste die Zentrale der KPD dem Rechnung tragen, denn die Mehrheit der Arbeiter stand unter dem Einfluss der reformistischen Organisationen. Deshalb setzte sich auch Wilhelm Pieck für den Abbruch der Kämpfe an der Ruhr ein, damit bürgerliche und sozialdemokratische Politiker nicht den Vorwand hätten, die für die Arbeiter positiven Seiten des Bielefelder Abkommens einfach zu negieren. Immerhin war zugesichert worden, die Urheber des Putsches zu bestrafen, den Gewerkschaftseinfluss zu erhöhen und bestimmte Zweige der Wirtschaft zu sozialisieren. Die Bemühungen der KPD zielten jetzt darauf ab, die Aktionseinheit der Arbeiter zur Durchsetzung dieser Ziele neu zu beleben.
Max Hoelz glaubte an die Möglichkeit, die bewaffneten Kämpfe fortsetzen zu können. Die KPD geriet in eine schwierige Lage, denn Hoelz gab vor, im Namen der Kommunistischen Partei zu handeln. Da er sich nicht umstimmen ließ, blieb gar keine andere Möglichkeit, als ihn wegen Disziplinbruchs aus der Partei auszuschließen.
In der Autobiographie polemisiert Max Hoelz mehrfach gegen Heinrich Brandler und dessen Schilderung der Ereignisse in der Schrift »Die Aktion gegen den Kapp-Putsch in Westsachsen«. Er übersieht, dass es sich um eine von der Zentrale oder doch von maßgeblichen Mitgliedern der Parteiführung getragene Darstellung handelt. In ihr wurden die Aktionen vom März und April 1920 im wesentlichen richtig und auch Hoelz differenziert gewertet. Wenn die Parteiführung seine Kritik von 1928 unwidersprochen ließ, dann einmal, um die Authentizität des Buches nicht zu gefährden und zum anderen, weil zum Zeitpunkt des Erscheinens der Autobiographie Brandler in direkter Opposition zur Parteiführung stand, was der KPD zeitweilig nicht geringen Schaden zufügte. Eine Verteidigung seiner Positionen von 1920 gegen Max Hoelz hätte in der KPD 1928/29 eher Verwirrung als Aufklärung gebracht.
Die Märzkämpfe von 1921 stellten für die KPD
eine schwerere Belastung dar als die Aktionen von Hoelz und anderen »Linken« bei der Niederwerfung des Kapp-Putsches, weil die Partei als Ganzes und vor allem die Parteiführung in diese Kämpfe verstrickt waren. Im Dezember 1920 hatte sich die KPD auf marxistisch-leninistischer Grundlage mit dem linken Flügel der USPD vereinigt. Sie war damit zu einer Massenpartei geworden. Im Januar 1921 richtete die Parteiführung einen offenen Brief an die Organisationen und Mitglieder der deutschen Arbeiterklasse, in dem politische und sozialökonomische Interessen der großen Mehrheit der Bevölkerung aufgegriffen wurden. Er zeigte den Weg zum Abbau der Schranken zwischen den proletarischen Organisationen in einheitlichen Aktionen und wurde deshalb von Lenin auf dem III. Kominternkongress im Sommer 1921 als vorbildlich für die gesamte kommunistische Bewegung bezeichnet. Fast gleichzeitig traten erneut linksradikale Kräfte auf den Plan, die eine so genannte Offensivtheorie propagierten. In Überschätzung der neugewonnenen Stärke der Partei glaubten sie, die Kommunisten könnten allein in die Offensive gehen und eine revolutionäre Situation herbeizwingen. Auch der nunmehrige Parteivorsitzende Brandler hing dieser Theorie an.
In Regierungskreisen wurde die Situation in der kommunistischen Partei erfasst und auch, dass die Mehrheit der deutschen Arbeiter zu diesem Zeitpunkt kampfesmüde war. Es entstand der Plan, die Arbeiter im Mansfelder und Leuna-Merseburger Industriegebiet zu bewaffneten Aktionen zu provozieren und niederzuschlagen. Diese Region bildete damals die Hochburg der revolutionären Arbeiter Deutschlands, und deren Beseitigung war als entscheidender Schlag gegen die kommunistische Bewegung gedacht.
Zur Ausführung des ebenso infamen wie geschickt inszenierten Planes beorderte der sozialdemokratische Oberpräsident der preußischen Provinz Sachsen, Otto Hörsig, am 18. März schwerbewaffnete Polizeieinheiten ins mitteldeutsche Industrierevier. Die Empörung unter den Arbeitern dieser Region war groß. Im Mansfelder Revier begann nach einem Aufruf der dortigen Unterbezirksleitung der KPD und des Gewerkschaftskartells am 21. März der Generalstreik, um die Provokation abzuwehren. Der Streik wuchs schnell hier und im Leunawerk in den bewaffneten Aufstand über. Dies war nicht zuletzt auch deshalb möglich, weil die mitteldeutschen Arbeiter noch Waffen und Munition aus der Revolutionszeit besaßen. Sie folgten der Lehre aus dem Kapp-Putsch, dass der Erfolg des Generalstreiks auch von seiner Absicherung mit militärischen Mitteln abhänge. Nur konnte diese Lehre eben nicht schematisch auf die Situation von 1921 angewendet werden. Es war richtig, die Arbeiter ganz Deutschlands zur Solidarität mit Mitteldeutschland aufzurufen, und es wäre auch richtig gewesen, wenn irgend möglich, die Entwaffnung der dortigen proletarischen Formationen zu verhindern. Falsch war aber die Annahme, mit punktuell ausgelösten militärischen Aktionen das Signal für den bewaffneten Aufstand in ganz Deutschland geben zu können. Im Frühjahr 1921 gab es keine revolutionäre Krise.
Neben den schon genannten Ursachen für die falsche Beurteilung der Lage und den Beginn der bewaffneten Kämpfe sind noch folgende Momente zu nennen: In dieser Region hatte auch die linksradikale KAPD relativ großen Einfluss, KPD und KAPD arbeiteten hier wenigstens teilweise zusammen, und nicht immer war klar, was von welcher Partei ausging. Hinzu kam eine gewisse Uneinigkeit in der Führung der KPD, was zu widersprüchlichen Orientierungen führte, die aber eher zum Kampf mit militärischen als mit nichtmilitärischen Mitteln ermunterten. Auch die Kominternemissäre, unter ihnen der Führer der Ungarischen Räterepublik Bela Kun, verstärkten die Bestrebungen zum bewaffneten Kampf. Ein nicht unwesentlicher Faktor war schließlich das Erscheinen von Max Hoelz, der vorgab, im Auftrage der KPD-Führung zu handeln und dessen Aktivismus die noch Zögernden mitriss.
Aber wer wollte es den revolutionären Arbeitern anlasten, in dieser komplizierten Lage zur Waffe gegriffen zu haben? Ihnen war dieser Kampf faktisch aufgezwungen worden. Sie fochten ihn mutig gegen eine Übermacht von Polizei und Reichswehr aus und brachen ihn erst in gänzlich aussichtsloser Lage ab.
Nach den Kämpfen wurden etwa 6000 »Verdächtige« verhaftet, von denen rund 4000 z. T. beträchtlich hohe Freiheitsstrafen zudiktiert erhielten. Der Prozess gegen Max Hoelz erweckte internationales Aufsehen. Bis auf wenige Ausnahmen versuchte die Presse in Deutschland vor dem Prozess Hoelz als einen blutgierigen Bandenführer, getrieben von niedrigen und selbstsüchtigen Motiven, hinzustellen. Es ist verständlich, wenn er sich von einer Welt von Feinden umgeben und alleingelassen vorkam. Was er zunächst nicht sehen konnte, war ein gewisser Wandel im Urteil der Öffentlichkeit, bewirkt durch sein Auftreten vor Gericht. Sein Mut, seine Ehrlichkeit und nicht zuletzt sein Intellekt verschafften ihm mehr und mehr Respekt und da und dort, selbst im Gerichtssaal, Sympathie.
Die Haft wurde für Max Hoelz zu einer Zeit der Leiden, aber auch des menschlichen und politischweltanschaulichen Reifens. Das vorliegende Buch verdeutlicht dies, aber verglichen mit der wirklichen und bestandenen Bewährungsprobe auf fast unterkühlte Weise. Seine menschliche Größe ist besser noch in seinen Briefen an Angehörige und Freunde zu erfassen. Sie wurden 1927 auszugsweise durch Egon Erwin Kisch publiziert und lassen sich durchaus mit Rosa Luxemburgs Briefen aus dem Gefängnis oder in Passagen mit Ernst Tollers »Schwalbenbuch« vergleichen.
Seine Rebellion im Zuchthaus war eine Fortsetzung des Klassenkampfes und nicht primär auf persönliche Erleichterungen gerichtet. Er unterschied sich hierin beträchtlich von Karl Plättner, der auch in den Märzkämpfen eine Rolle gespielt hatte und verurteilt worden war. Aber für diesen war die Befreiung des Proletariats wohl doch eine zweitrangige Sache und der Glorienschein des »mitteldeutschen Bandenführers« wichtiger gewesen. Seine 1930 erschienenen Erinnerungen aus dem Zuchthaus erscheinen gegenüber dem Lebensbericht von Hoelz als beinahe wehleidiges Lamentieren.
Am 24. November 1921 trat Max Hoelz aus der KAPD, der er seit April 1920 angehört hatte, aus. Damit demonstrierte er, dass er sich von nun an in die Disziplin der proletarischen Partei einfügen wollte.
Die KPD und die Rote Hilfe Deutschlands, die
1921 zur Unterstützung politisch Verfolgter entstanden war und 1924 zu einer Massenorganisation umgebildet wurde, führten seit Ende 1921/Anfang
1922 einen systematischen Kampf zur Befreiung inhaftierter Arbeiter. Max Hoelz wurde zur Symbolgestalt der ungebrochenen politischen Gefangenen, für deren Befreiung sich zunehmend auch Nichtkommunisten, vor allem Künstler und Wissenschaftler, einsetzten. Im April 1927 konstituierte sich ein überparteiliches Komitee zur Befreiung von Max Hoelz und anderer Justizopfer, dem etwa 120 namhafte Persönlichkeiten angehörten, unter ihnen sein Anwalt Alfred Apfel, Hans Baluschek, Otto Dix, Albert Einstein, Heinrich und Thomas Mann, Max Pechstein. Entscheidend war aber letztlich das Ringen der Kommunistischen Partei um ein Amnestiegesetz, das Max Hoelz am 14. Juli 1928 die Freiheit wiedergab.
Die unmittelbar nach der Haft niedergeschriebenen Erinnerungen fanden nicht nur in Deutschland große Resonanz. Noch 1929 erschienen Übersetzungen in tschechischer und russischer Sprache. In der Folgezeit stellte er sich ganz in den Dienst der Kommunistischen Partei. Schon in der Haft hatte er erkannt, dass Gewalt nur eines der proletarischen Kampfmittel sein kann und dass dem politischen Kampf der Primat zukomme. So betätigte er sich zu Beginn der politischen und ökonomischen Krise vor allem als Redner auf Veranstaltungen der KPD und der Roten Hilfe, um mit seiner Beredsamkeit vor der Offensive der Reaktion zu warnen und für die revolutionäre Arbeiterbewegung zu werben. Anfang 1930 reiste er zur Erholung in die Sowjetunion, wo zahlreiche Menschen Anteil an seinem Schicksal genommen hatten und wo er begeistert begrüßt wurde. Bald kehrte er jedoch nach Deutschland zurück. Sein Engagement für die KPD und gegen den Faschismus trug ihm die Todfeindschaft der Nazis ein. Anfang September wurde er in Bad Elster von Nazis angegriffen und dabei schwer verletzt.
Im Herbst 1930 fuhr Max Hoelz erneut in die Sowjetunion. Obwohl er eigentlich die Reise zur Wiederherstellung seiner Gesundheit unternehmen sollte, stürzte er sich bald in eine rastlose Tätigkeit. Er arbeitete als politischer Publizist, vor allem aber widmete er seine Kraft der Unterstützung deutscher Arbeiter in der Sowjetunion, denen er half, die für sie ungewohnten Bedingungen zu meistern.
Es verblieb ihm nicht mehr viel Zeit. Die genauen Umstände seines Todes am 16. September
1933 werden sich wahrscheinlich nie ganz klären lassen, doch kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass er bei einem Unglücksfall ums Leben kam. In Gorki nahmen Tausende von ihm Abschied. Fritz Heckert würdigte ihn im Namen der Komintern und der KPD als »Partisanen der deutschen Revolution«.
Max Hoelz war kein Anarchist. Selbst als es bei ihm anarchistische Tendenzen gab, fühlte er sich so stark dem Gesamtinteresse der deutschen Arbeiter und dem proletarischen Internationalismus verpflichtet, dass er sich nie prinzipiell in den Gegensatz zur revolutionären Arbeiterbewegung brachte. Disziplinierung fiel ihm freilich nicht leicht, auch nach der Haft nicht, aber er bemühte sich darum und letztlich erfolgreich. Max Hoelz war eine starke, lebensvolle Persönlichkeit, die ganz in den Kämpfen ihrer Zeit aufging. Und schließlich wurde er zu einem bedeutenden Chronisten seiner Zeit.
Werner Bramke |
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