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Max Hoelz - Vom »Weißen Kreuz« zur roten Fahne (1929)
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Sie hängen mich nicht - sie hätten mich denn!

In Hannover blieb ich noch zwei Tage. Dann fuhr ich nach Halle, wo ich den Genossen Eugen Steinert und einen Tag später auch Otto Rühle traf. Schon am nächsten Abend hielt ich ausgerechnet im Leunawerk eine große Versammlung ab, gerade dort, wo mich die Gendarmen erst vor ganz kurzer Zeit fast erwischt hätten. Diesmal blieben sie unsichtbar.
Ich kehrte von Halle nach dem Vogtlande zurück, wechselte dort oft mein Versteck und benutzte jede Stunde des Tages dazu, die wertvollen Anregungen, die mir der Kursus von Otto Rühle gegeben hatte, durch fleißige Lektüre noch fruchtbarer zu machen. Mein Tätigkeitsdrang galt nun dem Lernen. Es machte mir viel Freude, meinem rein gefühlsmäßigen Verhalten zur revolutionären Sache ein festes, wissenschaftliches Fundament zu geben.
In dieser Zeit las ich oft in der Tagespresse, dass ich mal hier, mal dort aufgetaucht sei und in Versammlungen gesprochen habe. Mehrmals wurde meine Verhaftung gemeldet, einmal von den »Leipziger Neuesten Nachrichten« sogar meine Erschießung. Trauertelegramme und -briefe sowie Kränze und Delegationen aus dem Reich kamen zu meiner »Beerdigung«.
Trotz der Warnung meiner Freunde erschien ich eines Nachmittags in einer riesigen Arbeitslosenversammlung und sprach dort länger als eine
Stunde. Plötzlich drangen Gendarmen in den Saal, um mich zu verhaften. Schüsse fielen, eine Panik entstand. Als die Gendarmen sich meiner bemächtigen wollten, schlug Genosse Popp mit seinem Spazierstock gegen den großen Kronleuchter. Es gab Kurzschluss, eine fast undurchsichtige Dunkelheit trat ein.
Ich wollte eben vom Podium hinunterspringen, um den Saal zu verlassen, als einige Gendarmen mich packten. Ich stürzte. Sie trampelten auf mir herum und bearbeiteten meinen Schädel mit ihren Revolvern. Die Arbeiter befreiten mich, und ich flüchtete.
Draußen setzte die Polizei meine Verfolgung fort, es kam zu einer regelrechten Straßenschlacht, bei der mehrere Polizisten verletzt wurden. Geschützt von der dreitausendköpfigen Menge, entkam ich.
Am Mittwoch, dem 22. Oktober 1919, hatte die Kommunistische Partei eine Versammlung im Schützenhause Falkenstein einberufen. Ich empfand kein Bedürfnis, dieser Versammlung beizuwohnen. Gegen acht Uhr abends, als die Versammlung schon längst begonnen hatte, wurde mir die neueste Ausgabe des »Falkensteiner Anzeigers« gebracht. Aus dieser Nummer glänzte mir mein erneut veröffentlichter Steckbrief entgegen. Die Kopfprämie war wieder um mehrere tausend Mark erhöht worden. Das reizte mich, die Falkensteiner Spießer, die Spitzel und Gendarmen ein bisschen in Aufregung zu bringen.
Ohne einen Freund oder Genossen zu benachrichtigen, da die Zeit viel zu kurz war - es galt, rasch zu handeln -, sprang ich während der Versammlung von der Gartenseite des Schützenhauses durch ein Fenster auf die Bühne. Die Wirkung meines plötzlichen Auftretens war unbeschreiblich. Frauen schrieen und weinten, weil sie fürchteten, dass ich diesmal bestimmt verhaftet würde. Es war bekannt, dass eben in diesen Tagen die Gendarmerie große Verstärkung erhalten hatte und im Saal aufgestellt war. Nach einer kurzen Ansprache verschwand ich wieder durch das Fenster. Über dieses Ereignis schrieb der »Vogtländische Anzeiger«:
»Der Kommunist Hoelz, auf dessen Ergreifung bekanntlich eine hohe Belohnung ausgesetzt ist, hält sich nicht mehr in Hannover und Umgebung auf sondern im Vogtlande. Er ist am Mittwoch in Falkenstein aufgetreten und hat dort vor einer im >Schützenhause< abgehaltenen, von den Kommunisten einberufenen Versammlung eine kurze Ansprache gehalten, in der er sich für den ihm von seinen Anhängern gewährten Schutz bedankte. Darauf verschwand er wieder im Dunkel der Nacht, aus dem er aufgetaucht war. An der Stadtgrenze an der Plauener Straße wartete ein Kraftwagen auf ihn. Mit ihm war er vermutlich angefahren, und mit ihm ist er wieder geflohen. Wegen der Dunkelheit in den Straßen konnte, wie man uns berichtet, weder seine Spur noch seine Verfolgung aufgenommen werden. Ihn zu verhaften war nicht möglich, weil der vollbesetzte Saal innen und außen von seinen Anhängern stark bewacht war.«
Leider stand mir auch in diesem Fall kein Automobil, nicht einmal ein Fahrrad zur Verfügung. Aber ich hatte in der Versammlung erklärt, es sei zwecklos, mich zu verfolgen, da mich bereits mehrere mit bewaffneten Genossen besetzte Automobile draußen erwarteten.
Als ich meine Flucht im »Vogtländischen Anzeiger« gelesen hatte, beschloss ich, der Polizei zu beweisen, dass mein Entkommen auch ohne Automobile sehr gut möglich sei. Kurz nach dieser Versammlung ging ich am helllichten Tage ohne jede Begleitung in die Stadt. Meine Freunde und Genossen hatten keine Ahnung von diesem Streich. Ich ging langsam durch einige Straßen, die Menschen blieben stehen, glotzten mich an, hielten mich für ein Gespenst oder fanden, dass ich eine überraschende Ähnlichkeit mit Hoelz habe. Dann lief ich direkt nach dem Rathaus in die Polizeiwache, in der viele Beamte waren. Dort sagte ich laut: »Guten Tag, ist alles in Ordnung?« Es war ein ganz toller Augenblick. Die Beamten waren so verdutzt, dass sie sich nicht einmal vom Platze rührten. Sie erwiderten meinen Gruß, und als ich noch einmal laut und durchdringend meine Frage wiederholte, antwortete einer: »Ja, es ist alles in Ordnung.« Darauf sagte ich: »Schön!« und machte kehrt, verließ das Rathaus und ging langsamen Schrittes in das etwa hundert Meter entfernte Cafe Meier, nahm an einem von Stammgästen besetzten Tisch Platz, verlangte eine Tasse Kaffee und sagte zur Wirtin, sie möge sich beeilen, da sonst vielleicht die Gendarmen meinen Kaffee trinken würden. Als ich dann nach wenigen Minuten das Cafe verließ, traf ich auf der Straße den Genossen Paul Popp, der mich suchte. Es war das Gerücht verbreitet, ich sei infolge meiner Tollkühnheit verhaftet worden. Gerade als mir Popp Vorhaltungen machte, kamen zwei Polizisten auf uns zu und legten Hand an mich. Popp zog hinter seinem Rücken einen großen Knüppel hervor, der die beiden bewog, Unterstützung herbeizuholen. Inzwischen verschwanden wir.
Am Abend wurde mir gemeldet, die Polizei sei fest überzeugt, dass ich in der an diesem Abend stattfindenden engeren Mitgliederversammlung der KPD erscheinen werde. Es wären bereits alle Vorbereitungen für meine sichere Ergreifung getroffen. Tatsächlich war in der neunten Abendstunde das »Hotel zum Falken« von Gendarmerie umstellt. Die Polizisten stürmten in den kleinen Saal, wo die Mitgliederversammlung stattfand, suchten mich in allen Schränken und krochen unter die Sofas.
Ich beobachtete von einer dunklen Nische der Kirche aus, die sich in einer Entfernung von kaum zwanzig Metern vom Versammlungslokal befand, das Treiben der Gendarmen.
Zwei Wochen später wurde der Genosse Paul Popp verhaftet, die Polizei betrachtete ihn als einen meiner wichtigsten »Adjutanten«. Die Genossen und ich beschlossen, ihn zu befreien. Es war alles vorbereitet; wir wollten nachts mit einer Leiter in das Schlafzimmer des Justizwachtmeisters eindringen, ihm die Schlüssel entreißen, und während zwei Genossen ihn festhielten, sollten die anderen den Genossen Popp aus der Zelle holen.
Noch vor der Ausführung dieses Planes tauchte ein von der Polizei verfolgter auswärtiger Genosse auf, der, als er hörte, was wir vorhatten, erklärte: »Ich mach' das ganz allein!« Er ging zur Frau des Genossen Popp, die politisch vollkommen indifferent war, und gab sich ihr gegenüber als Kriegskamerad ihres Mannes aus. Tatsächlich hatte er Popp in seinem Leben noch nie gesehen. Er erzählte ein Märchen von seiner englisch-französischen Gefangenschaft und von Aufträgen, die er Paul Popp vor der Gefangennahme für seine Angehörigen übergeben hätte. Er fände seine Familie jetzt nicht mehr, und Paul sei der einzige, der ihm Aufschluss geben könne. Da er eine alte Militäruniform trug, die zu kurz und zu eng war, und er auch sonst sehr elend und herabgekommen aussah, fanden seine Schilderungen bei der naiven Frau Glauben. Er hatte erfahren, dass die Frau fast jeden Abend ihrem Mann etwas Brot und Kaffee ins Gefängnis trug, und bat, sie auf einem dieser Gänge begleiten zu dürfen, damit er mit Paul sprechen könne.
Im Gefängnis wollte ihm der Justizwachtmeister den Eintritt verweigern, aber auch hier fand seine Erzählung vollen Glauben; der Justizwachtmeister ließ den Genossen Popp aus seiner Zelle heraustreten. Zwischen dem Gefangenen und dem Justizwachtmeister auf der einen Seite und dem flüchtigen Genossen und Frau Popp auf der anderen Seite befand sich ein schweres, eisernes Gittertor, das abgeschlossen war. Als der Gefangene Popp aus der Zelle trat, warf der Genosse die Arme hoch und schrie: »Paul, so müssen wir uns wieder sehen!« Dann stürzte er hintenüber und markierte einen Ohnmachtsanfall.
Popp hatte keine Ahnung, um was es sich handelte. Der Justizwachtmeister wollte dem Zusammengestürzten helfen und schloss das eiserne Gitter auf. In diesem Augenblick sprang der Ohnmächtige auf, zog aus beiden Hosentaschen schwere Armeepistolen und schrie: »Nun aber los, Paul!« Die beiden verschwanden, ehe der Justizwachtmeister sich von seinem Schreck und seiner Überraschung erholt hatte. Die Frau stand mit ihrem Kaffeetopf da und wusste nicht, wie ihr geschah. Der Justizwachtmeister hatte nichts Eiligeres zu tun, als die Frau zu verhaften und in die Zelle ihres Mannes zu sperren. Frau Popp war schwanger, sie hatte zu Hause noch eine ganze Anzahl unmündiger Kinder, darunter Zwillinge, die sie stillen musste. Der Oberamtsrichter Rietschel, der schon oft Beweise seiner Brutalität gegen Arbeiterfrauen und Arbeitslose gegeben hatte, ließ am nächsten Tag die schwächliche und kränkliche Frau gefesselt und unter Bewachung von acht Gendarmen nach Plauen ins Amtsgerichtsgefängnis transportieren. Diese unglaubliche Misshandlung einer vollkommen unbeteiligten und unschuldigen Frau empörte den Genossen, der Popp befreit hatte, ungemein. Er schwor, den Oberamtsrichter Rietschel zu erschießen. Wir mussten ihn mit aller Gewalt von Falkenstein fortschaffen, sonst hätte er bestimmt seinen Vorsatz ausgeführt.
Wir versuchten die Frau auf legalem Wege freizubekommen. Sollte das innerhalb von fünf Tagen nicht gelingen, wollten wir sie mit Gewalt befreien. Aber mit Hilfe eines Anwaltes erreichten wir nach wenigen Tagen ohne Gewaltanwendung ihre Freilassung.
Zwei Tage später ging ich mit einem Genossen in den Abendstunden ein Stück außerhalb der Stadtgrenze spazieren. Es lag tiefer Schnee. Plötzlich kreuzte dicht vor uns ein Skifahrer die Straße. Er war schon etwa zwanzig Meter weiter, als ich zu meinem Begleiter sagte: »Du, das war doch der Oberamtsrichter Rietschel?« Ich verlangte, dass der Genosse dem Skifahrer nachlaufe und ihn nach seinem Namen frage. Der Genosse rannte hinter dem Skifahrer her und rief: »Sind Sie der Oberamtsrichter Rietschel?« Der erwiderte: »Ja, der bin ich, was wünschen Sie von mir?« Da sprangen wir beide auf ihn los, packten ihn, warfen ihn zu Boden, entrissen ihm seine beiden Skistöcke und prügelten ihn länger als eine halbe Stunde windelweich, bis die Stöcke vollkommen zerbrochen waren und die Splitter in unseren Handballen saßen. Während dieser Strafbehandlung wurde von unserer Seite kein Wort gesprochen. Nur Rietschel, der wohl wusste, warum er diese Prügel bekam, jammerte: »Ich kann ja nichts dafür, ich kann ja nichts dafür.«
Die Folge war, dass Rietschel auf einige Wochen ins Krankenhaus kam und um seine Versetzung ersuchte.
Ich hielt es nur einige Monate in meiner Zurückgezogenheit aus. Dann erfüllte ich den Wunsch der Organisation und agitierte wieder im Vogtland und in Nordbayern.
Das erste Mal sprach ich nunmehr auf einer Versammlung in dem Industrieort Werdau. Unter dem Pseudonym Professor Lermontow behandelte ich das Thema: »Bringt uns der Kommunismus Freiheit und Brot oder Elend und Not?«
Aus der Ankündigung im Lokalblättchen war nicht ersichtlich, ob es sich um eine pro- oder antikommunistische Versammlung handelte. Der größte Saal des Ortes war voll besetzt, teils von Arbeitern, teils von einflussreichen Bürgern der Stadt, dem Bürgermeister, mehreren Stadträten und allen Honoratioren. Ich hatte mir eine Hornbrille aufgesetzt und sprach eine Stunde lang; erst am Schlusse der Versammlung lüftete ich mein Inkognito.
Sofort verließen die Bürger, allen voran der Bürgermeister, fluchtartig den Saal, dafür kam sehr bald die Polizei. Die Genossen rissen mich von der Bühne, und ich wurde an einer Strickleiter über die Hinterwand des großen Saalbaues ins Freie gelassen. Die Strickleiter war zu kurz - ich musste noch einen Sprung von mehreren Metern machen, bei dem ich mir einen Bluterguss im Knie zuzog, der mir in den nächsten Wochen viel zu schaffen machte.
Von Werdau fuhr ich nach Selb in Bayern, wo eine Versammlung angesetzt war. Die verlief ruhig. Die bayrischen Gendarmen wagten nicht, mich aus der Masse heraus zu verhaften. Sie glaubten, dies besser nach Schluss der Versammlung tun zu können, und hatten draußen alles abgesperrt. Aber ebenso unsichtbar, wie ich in das Versammlungslokal hineingekommen war, verschwand ich wieder. Als ich am nächsten Morgen abreisen wollte, hatten die Gendarmen, alle in Zivil, den weitab vom Ort liegenden Bahnhof besetzt. Mein kranker Fuß, durch die Anstrengungen der letzten Tage verschlimmert, gestattete mir nicht, Fußmärsche zu machen. Mit meinem Begleiter hatte ich bereits die Fahrkarten nach Hof gelöst, als ich erkannte, dass die Verfolger nur warteten, bis ich in den Zug stieg, um mich in dieser Mausefalle zu fassen. Ich ließ sie in dem Glauben, dass ich den Zug benutzen wolle. Im Augenblick, als der Zug in den Bahnhof einlief, verschwanden mein Begleiter und ich über die Geleise in den nahen Wald. Aber die Gendarmen hatten unsere Flucht bemerkt, und nun begann eine wilde Hetzjagd, die von früh vier Uhr bis abends sieben Uhr dauerte. Das war am 12. März 1920. Im Walde lag noch tiefer Schnee. Die ganze Umgebung war alarmiert worden. Es war unmöglich, auf dieser Flucht auch nur hundert Meter lang eine Landstraße zu benutzen; sobald wir einen Augenblick aus dem Walde heraustraten, sahen wir an irgendeiner Straßenbiegung Helme aufblitzen. Gendarmen zu Fuß und zu Rad und zu Pferde suchten uns. Der Polizeiapparat arbeitete gut. Ein Entkommen wäre undenkbar gewesen, wenn nicht der dichte Wald uns immer wieder den Blicken unserer Verfolger entzogen hätte.
Nass, hungrig und ermüdet kamen wir am Abend in Oberkotzau an. Mein kranker Fuß war durch die Strapazen und Anstrengungen stark angeschwollen und bereitete mir so heftige Schmerzen, dass ich bei jedem Schritt aufschreien musste. In Oberkotzau nahm uns ein Genosse auf. Von ihm bekamen wir die erste Nachricht darüber, dass in Berlin und im Reiche die monarchistischen Offiziere einen Putsch unternommen hätten.
Die wildesten Gerüchte jagten einander. Fest stand, dass etwas Bedeutungsvolles im Gange war und wir Arbeiter deshalb doppelt wachsam sein mussten.
Ich beschloss, von Oberkotzau bis Hof mit der Bahn zu fahren, um dort Näheres zu hören. Am Eingang zum Bahnhof stand ein Gendarm, der meinen Begleiter und mich scharf musterte und dann im Bahnhofsgebäude verschwand. Wir hatten kaum den Zug bestiegen, das Abteil war bereits von fünfzehn Menschen besetzt, da kamen zwei Gendarmen herein und forderten mich auf, ihnen zu folgen. Ich weigerte mich. Es gab eine scharfe Auseinandersetzung, nach der sie das Abteil verließen; kurz darauf kehrten sie mit einer größeren Anzahl Gendarmen zurück. Jetzt gingen sie entschlossen vor und versuchten, mich anzufassen.
In meiner Tasche hatte ich unauffällig eine Eierhandgranate entsichert, die riss ich blitzschnell heraus, hielt sie vor mein Gesicht und rief laut: »In dem Augenblick, wo mich jemand anrührt, fliegt der ganze Wagen in die Luft.« Ich war zu allem entschlossen. Die diesen Worten folgende Bestürzung und Panik war unbeschreiblich. Alles schrie durcheinander und drängte zum Ausgang, die
Gendarmen voran. Dabei riefen sie unablässig den Fahrgästen zu: »Drinbleiben, drinbleiben!« und waren doch die ersten, die nach dem rettenden Boden des Bahnsteiges strebten. Im Verlaufe weniger Sekunden stand ich allein mit meiner Handgranate im Wagen. Selbst mein Begleiter hatte sich davongemacht. Diesen günstigen Augenblick benutzte ich, um durch Überspringen der Barriere und der Geleise das Weite zu suchen. Beim Überklettern eines Gartenzaunes blieb ich mit der Abziehschnur der Granate, die ich noch immer in der Hand hielt, hängen, und es hätte nicht viel gefehlt, so wäre ich auf diese dumme Weise in die Luft geflogen.
Ich schleppte mich mit meinem geschwollenen Bein unter fürchterlichen Schmerzen bis nach Hof. Dort erfuhr ich Näheres über den Putsch der monarchistischen Offiziersclique gegen die Republik.

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