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Kurt Kläber – Passagiere der III. Klasse (1927)
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VI.

Glock sieben kam der Steward herauf und rief zum Souper, Alle diskutierten weiter, nur die Frauen und der Korrekte verließen den Raum. Draußen wehte der Wind noch schauerlicher. Der Sturm schien seinen Höhepunkt erreicht zu haben, das Schiff ächzte und stöhnte, als wäre seine letzte Stunde gekommen.
Die Dunkelheit hob alles ins Grausige. Der Himmel, zerfetzt, nur manchmal von gelben Feuerstrahlen durchbrochen, stand über den anrauschenden Wassern wie eine zerbrechliche Felswand. Lichtspeiend leuchteten große Scheinwerfer hinein. Das Licht zerbarst aber schon an den ersten Nebelbänken, wurde zurückgeworfen und legte sich seltsam über Masten, Kajüten und über das ganze Deck.
Zu einem gläsernen feurigen Kasten wurde das Schiff durch diese Helle. Gespensternd fuhr es in die anrollenden Wogen hinein, hob sich glänzend wie ein großer Silberfisch wieder empor und tänzelte weiter.
Die Frauen trippelten einzeln bis zur Treppe. Jedes Mal, wenn die Wellen ihre Füße umspülten, schrieen sie auf und blieben mit großen Augen stehen. Nur die Französin war mutiger. Sie drohte mit den Fäusten, wenn ihr das Wasser zu nahe kam, schlug ihre Röcke hoch und patschte dann einfach hinein.
Der Korrekte ging ein paar Schritte hinter ihr. Er fasste manchmal nach ihrer Hand, um sie zu stützen, oder stemmte sich gegen sie, wenn der Wind zu einem neuen Stoß ausholte. Er kam ihr dabei immer näher, fasste sie plötzlich um den Leib und drückte sie an sich.
Sie drehte sich in seinen Armen um und sah ihn an, Er presste sie noch fester. Sein Gesicht war steif und beinahe feierlich. Da kicherte sie leise auf, hob ihren Finger und schlug ihn auf die Nase.
Er wusste nicht, wie er das deuten sollte und ließ sie ängstlich los. Da kicherte sie lauter, stieß ihn aufmunternd in die Seite und stupste ihn vorwärts. Enganeinander lehnend wurden sie von der nächsten Welle überschüttet.
Das Schiff war wärmer geworden. Auch im Eßraum war es behaglicher. Die Jüdin und die Betschwester saßen bereits in ihren Stühlen. Die Französin trällerte, als sie hereinkam. Der Korrekte, der sie ein Stück vor sich hergehen ließ, strich sich eilig ein paar Falten am Ärmel glatt.
Nach ihm stießen sich der Krumme und der Geduckte in den Raum. Der Amerikaner stelzte langsamer und aufrechter hinter ihnen.
Der Krumme machte einen Umweg. Er stiefelte an der Französin vorbei, streifte im Vorübergehen ihren Hals, tätschelte sie sogar darauf und versuchte, in ihr Gesicht zu sehen.
Der Korrekte, der es sah, war erstaunt. Er stemmte sich hoch und öffnete den Mund, als wollte er dem Krummen etwas zurufen. Als er aber merkte, dass sich die Frau nicht gegen die Berührung wehrte, ja, sich unter ihr schüttelte, als wäre es ihr angenehm, ließ er sich wieder auf seinen Sitz zurückfallen. Sein sonst untadeliges Gesicht schien unter dem Vorfall zu leiden. Wenigstens war es um eine Nuance bleicher, und der steife Schnurrbart zitterte leicht.
Der Schotte und der Däne betraten den Saal. Gleich nach ihnen der Belgier und der Deutsche. Sie redeten noch aufeinander ein, sie hatten sich kaum gesetzt, da zerzausten sie sich schon wieder.
Der Belgier reckte sich hoch. Er war gestrafft, und seine Augen blitzten Feuer. Das Knurren ist leicht!" schrie er laut. „Das Bekleckern auch! Beschmutzt ihn also ruhig, den Sozialismus. Er bleibt auch mit eurem Dreck das Beste!"
Der Deutsche wurde puterrot, seine Arme fuchtelten wie klumpige Keulen über den Tisch. Er schien lange nicht zu Wort gekommen zu sein. Dummheit!" krähte er, und seine Stimme stieg so hoch, dass sie kaum aus der Kehle kam, „Dummheit ist alles, was ihr sagt!"
„He! Was!" fragte ihn der Schotte und brachte seine Fäuste vor das Gesicht des Deutschen. Aber der sah es gar nicht, so aufgeregt war er.
„Wer seid ihr denn!" schrie er lauter. „Wo wisst ihr denn das her, was ihr da redet? Zusammengestohlen ist es. Nichts wisst ihr. Das richtige Wissen fängt erst an, wenn man etwas hat. Ich war auch einmal so ein Grünschnabel. Sozialismus! Sozialisieren! Ha! Gibt dir der etwas, der auf den Geldsäcken sitzt? Schuften müsst ihr! Spekulieren! Ich habe sieben Jahre Tag und Nacht gearbeitet, bis ich meine Schreinerei in Baltimore und meinen Bauch hatte!"
Der Deutsche musste eine Pause machen, so hatte er sich angestrengt. Alle lachten und sahen seine dicke, zappelige Gestalt an, „Und", krähte er das dritte Mal los, zornig und giftig durch das Lachen der Männer, auch von mir bekämt ihr keinen Pfennig, ihr sozialistischen Hungerleider! Lieber würfe ich mein Geld ins Wasser und zapfte mir mein Fett selber wieder ab!"
Mit dem Steward, der die Suppe brachte, kamen der Lange und der Russe. Sie gingen nicht nebeneinander. Der magere Russe war zuerst am Tisch, sah sich nach allen Seiten um und setzte sich dann. Der Engländer schritt gravitätischer zu seinem Platz, Er hatte seinen Kopf leicht gesenkt. Das Erlebnis mit der Jüdin saß ihm noch stark in allen Gliedern.
Die blickte auf, als sie ihn sah, rückte mit selbstverständlichen Handbewegungen Messer und Gabel, die etwas entfernt von seinem Platze lagen, näher zu ihm und nickte ihm, nachdem er sich gesetzt hatte, lächelnd und wie eine alte Bekannte zu.
Der Engländer spreizte alle Finger gegen diese Vertraulichkeit, steckte seinen Kopf tief zwischen die Schultern und schloss die Augen. Die Jüdin sah es nur nicht mehr. Sie löffelte schon an ihrer Suppe, schlürfte sie ein und zog sie laut schmatzend nach unten.
Alle aßen, da kam erst der Dicke. Er sah sonderbar aus. Er hatte sich umgezogen. Seine breiten Schultern staken in einem zu engen schwarzen Rock, Um den Hals, den er bis jetzt kragenlos getragen hatte, wand sich ein seidenes Tuch. Es war gelb und grün durchwirkt, und darüber saß der dicke Kopf wie eine große, überreife Melone.
Selbst die Betschwester blinzelte, als er sich hereinschob und sich wie ein Würdenträger neben sie setzte. Er benahm sich auch so, löffelte die Suppe sorgsamer als am Mittag und schleckte den Löffel nur am Schluss ab. Sogar ein Taschentuch brachte er aus der Tiefe seines Rockes, schnäuzte sich umständlich die Nase und wischte sich den
Mund.
Der Heilige erschien zuletzt. Er war ganz nass, und sein Haar hing wild und zerzaust bis auf die Schulter. Das Gesicht war feuerrot, die Hände weiß und durchfroren. Er zitterte.
„Er hat hinten am Steuerhaus gestanden", sagte die Französin zu dem Langen. „Ich habe ihn gesehen. Mitten im Regen. Er ist ein spaßiger Kauz."
Der Lange sah nach ihm. „Er sieht aus wie ein halb verhungerter Pastor", sagte er.
Der Krumme bog sich weit vor. „Nein!" meckerte er, „er sieht aus wie ein zu stark begossener Täufling!"
Alle lachten, die in der Nähe saßen. Auch der Korrekte verzog seinen Mund. Bis zu dem Heiligen selber drang der Lärm aber nicht. Der setzte sich schweigend wie sonst an seinen Platz, bewegte leise den Mund und begann zu essen.
Um ihn her wurde es sehr laut. Der Däne rückte dem Deutschen zu Leibe und schlug dazu mit der Faust auf die Tischplatte, „Also weil du so fett und dick geworden, bist du gegen den Sozialismus?" schrie er zu ihm hinüber. „Das Fett steht dir übrigens schon bis über den Hals und ist dir wahrscheinlich auch ins Gehirn gestiegen!"
Der Schotte setzte dem Deutschen noch derber zu. „Das ist es ja!" rief er, „Die sich erst zu Lebzeiten den Bauch angemästet haben, sind die Schlimmsten. Sie sitzen auf ihren Hinterbacken, als hätten sie die ganze Seligkeit erobert, und sie fluchen danach auf alles. Auf ihre Vergangenheit. Auf die verloren gegangenen Ideen und Ideale. Der Geldsack ist ihnen das Heiligste geworden!"
„Lass sie nur darauf sitzen!" knurrte der Belgier und zwinkerte mit den Augen. „Wenn sie dabei nichts weiter tun als ihr Maul aufreißen, so ist das nicht gefährlich. Wir zünden langsam ein Feuer unter ihnen an und braten ihnen Geld und Fett schon wieder aus!"
„Ja!" rief der Däne und hob seine Stimme feierlich, „ein Feuer müssen wir anzünden. Die Erde muss unter ihnen eine Flamme, ein großer Vulkan werden!"
Der Steward sammelte die Teller ein und brachte Fleisch. Schweigend wurde es herumgegeben. Es war überhaupt stiller. Alle langten nach der Schüssel, gabelten sich die Fleischstücke heraus, nahmen sich noch Salz und Kartoffeln und ließen es sich schmecken.
Plötzlich begann der Schotte zu sprechen. Er blickte hinüber zu dem Dänen und sagte so laut, dass es der ganze Tisch hörte: „Ich pfeife auf euer Feuer, Ich pfeife überhaupt auf euch. Ich habe zehn Jahre auf euch gewartet, demonstriert und gestreikt. Ich kam, wenn gerufen wurde, und ging, wenn wir die Hosen voll bekommen hatten, aber eines Tages bekam ich den Schwindel satt, denn mit Leuten, die nie den Mut aufbringen, einmal selber zuzuschlagen und Hiebe auszuteilen, soll der Teufel Kompanie machen!"
„Ja!" redete er lauter, „ein Dreck ist es, euer Feuer. Genau derselbe Dreck wie euer Sozialismus und Syndikalismus, euer Kommunismus und euer Anarchismus. Ich verlasse mich jetzt auf meine Fäuste. Freilich, ich muss arbeiten. Aber wer mir zu nahe kommt, um mich anzuknurren oder zu pfeifen, als wäre ich ein Hund, den schlage ich zusammen, dass er es nie wieder vergisst. Wozu haben wir unsere Fäuste? Und wozu haben wir unsern Verstand? Damit wir sie gebrauchen, wenn es notwendig ist!"
Der Krumme meckerte Beifall. Der Geduckte gab seine Zustimmung durch Klatschen auf die Schenkel. „Das ist ein Kerl!" schrie er. „So muss man es machen, Ich habe einmal einen gedroschen, der mich mit seinem Knüttel zur Arbeit treiben wollte, dass er das Amen nicht mehr aus der Kehle brachte!"
„Sicher“, sprach der Schotte weiter, „sie teilen auch aus. Mich haben sie dreimal eingesperrt, und einmal habe ich eine Portion bekommen, von der mir noch heute der Hintern brennt. Aber was macht das! Ich habe vorher genau so zugeschlagen!"
„Ist das das Richtige?" unterbrach ihn der Amerikaner. „Wir kämpfen doch alle für die gleiche Freiheit."
„Verdammt!" gab der Schotte zurück, „soll ich denn warten, bis jedes Männchen den Mut hat, die Hand zu erheben? Mein Vater ist von diesem Warten grau geworden und trotzdem arm verreckt. He! Ich dächte, wenn jeder begänne, dann sähe es bald besser aus mit unserer Freiheit!"
Der Belgier schob sich vor und glühte den Schotten an. „Sie werden dich eines Tages totschlagen. Jeden schlagen sie tot, der aus der Reihe läuft, aber den ganzen Haufen zusammen können sie nicht umbringen!"
„So“, antwortete der Schotte, in Chikago haben sie oft einige Dutzend Mal in die Haufen hineinkartätscht. Da hatten die andern die Hosen voll. Und es gibt immer solche, die die Hosen voll haben, und wenn es einmal gar zu schlimm wird, stopft man dem Haufen etwas ins Maul, dann ist er wieder ruhig. Und", der Schotte blitzte den Belgier in die Augen, „hast du vielleicht gehört, dass dein Haufen der Freiheit schon näher gekommen ist?"
„In Russland!" sagte der Däne ruhig.
Der Schotte fuhr sich über das Gesicht. „Ja, davon schwatzen sie in den südlichen Staaten und im Norden. Das schmieren sie sich in Philadelphia und in Boston ums Maul. Das ist ihnen wie ein neubemalter Messias. Habt ihr aber ein einziges Mal gehört, dass das einer von den gröblichen Amerikanern oder Europäern nachgemacht hätte? Da sitzt jeder auf seiner Hoffnung und auf seinem Stühlchen und hat Angst, dass dieses Wunder auch über ihn kommen könnte!"
Es war eine Weile still. Der Belgier und der Däne ließen den Kopf hängen. Die andern aßen. Plötzlich begann der Russe zu sprechen.
Er hatte dem Schotten zugehört. Nun bog er das schmale, schwarzumrahmte Gesicht, in dem man kaum mehr sah als die großen, flackernden Augen, zu ihm hinüber und sagte leise mit einer beinahe verhauchenden Stimme: „Die Menschen sind aber wirklich frei in Russland. Sogar glücklich", setzte er nach einer Pause dazu.
Als ihm der Schotte nicht antwortete, sprach er weiter. „O, „sagte er schneller, „du könntest es bezweifeln. Ich habe zwei Brüder in der Nähe von Ufa. Wir sind alle Bauern. Der Kleine, er ist 19 Jahre, er schreibt: Ich bin roter Soldat! Roter Soldat für die Freiheit! Der andere, er ist 37, Er schreibt: Brüderchen komm! Ich habe Feld! Denke: 15 Morgen Feld! Du kennst unser Dorf. Ich habe den Streifen am Wald, den wir früher für Iwan Wassilij, den Herrn, beackern mussten. Er ist jetzt mein. Ich habe außerdem vier Kühe und ein Pferd. Einmal ist es uns schlecht gegangen. Wir sind bald verhungert. Aber die Sowjets haben uns geholfen, und nun ist alles gut."
„Seht“, sagte er und. zog einen Zettel aus der Tasche, „und das schreibt der Alte, unser Väterchen." Langsam begann er zu lesen, „Simeon, Liebster und Bester, das sagt dir dein alter Vater Iljaß Gawrilo, der 73jährige: Komm heim! Wir haben ein neues Väterchen in Moskau: Wladimir Iljitsch, den sie hier alle das wirkliche Väterchen nennen und für dessen Gesundheit wir täglich beten. Er hat uns allen die Freiheit geschenkt und uns Feld gegeben. Es ist Feld auch für dich da. Ich habe mit meinen alten zittrigen Händen noch schreiben gelernt, um dir das zu sagen. Also Simeon, Bester, komm und umarme deinen glücklichen Vater Iljaß Gawrilo."
Der Russe faltete mit seinen kleinen, zerarbeiteten Händen den Brief wieder zusammen und steckte ihn sorgfältig in die Tasche zurück. So schreiben sie alle aus Russland", sagte er noch und ließ seine Augen nicht von dem Gesicht des Schotten. „Wir wohnten in Wisconsin. Eine ganze Kolonie. Wir sind zwölf und fünfzehn Jahre in Amerika. Uns ging es nicht schlecht. Aber ich bin der letzte, der zurückfährt."
Es war wieder still. Alle, die auf die Worte des Russen gehört hatten, senkten die Köpfe und versuchten zu essen. Nur der Däne nicht. Der hatte seinen Kopf zwischen die Fäuste gestemmt und starrte geradeaus.
„Du fährst also nach Russland?" fragte er, sich umwendend, den wieder stillen und in sich zurückgezogenen mageren Russen.
„Ja", antwortete der. „Zuerst nach Petrograd."
Der Däne nickte ihm zu, drückte die Augen zusammen, dass seine Stirn voller Falten stand, und sagte mehr zu sich selber als zu den andern: „Ich fahre nur nach Kopenhagen!"
Der Steward brachte noch Brot und Butter. Zuletzt Kaffee. Der hob das Schweigen ein wenig. Das Sprechen begann wieder.
Unten am Ende des Tisches rückte der Dicke gegen die Betschwester vor. Er saß auf seinem Stuhl wie ein Hochzeiter, schielte mit den in Fett versteckten Äuglein in ihr Gesicht und versuchte, ihr beim Essen behilflich zu sein. Wenn sie nach links blinzelte, langte er nach der Butter. Wenn sie nach rechts blinzelte, so holte er ihr Käse. Er war so galant, als hätte er sein ganzes Leben für diese ältliche Betschwester sein dickes Hinterteil gedreht.
Er war außerdem fröhlich und hochrot. Die Betschwester machte bereits ein freundliches Gesicht, und wenn sich die Schärfe ihrer Nase und das Kantige und Blasse der Backenknochen unter seinen feurigen Blicken auch noch nicht milderte oder verschönte, sie sagte doch schon „Bitte" und „Danke" zu ihm.
Ho! Er zappelte hin und her wie ein auf dem Leim sitzender Liebhaber, schlug seine kleinen Augen immer zärtlicher in die Höhe, dass es" aussah, als wäre ihm die Liebe schon in den Kopf gestiegen, und die Französin, die ihn seit einiger Zeit beobachtete, kicherte hell auf und hielt sich die Seiten.
Der Krumme wurde aufmerksam und sah auch nach den beiden. Der Dicke schob der Betschwester gerade den Zucker zu. Er versuchte ihn ihr sogar in den Kaffee zu löffeln. Die Frau scheuchte ihn aber mit einem ihrer kalten und feierlichen Blicke zurück, nahm sich den Zucker selber und goss nun das Getränk mit kleinen, glucksenden Schlucken in ihre Kehle.
„Duckmäuser!" schrie der Krumme an der Frau vorbei, die sich erschrocken zurücksetzte. „Willst du heute Nacht in der Bibel lesen? Such dir aber lieber eine rundere Heilige für das Paternoster. Dieser Besen ist für deine Dicke zu stachlig!"
Der Dicke wurde unter diesem Anruf scheckiger als sein Halstuch. Er erstickte beinahe vor Wut und fasste sich mit beiden Händen an dl« Kehle. Als er aber aufkreischen und aufspringen wollte, tasteten sich die spitzen Finger der Betschwester nach ihm, zogen ihn fest nach unten, und die Frau sah ihm außerdem so scharf in sein zitterndes und bebendes Gesicht, dass er das Gefühl hatte, sie würde sich auf ihn stürzen, wenn er sein Mundwerk gegen die Fratze des Krummen öffnete. Da knickte er wie ein Geschlagener zurück und um anzudeuten, dass er schweigen würde, legte er noch beteuernd eine Hand auf den geöffneten Mund.
Die Betschwester beruhigte das. Sie stand aber dann auf, fasste eilig nach ihrem Buch, drückte es an die Brust, ließ Kaffee und Brot stehen und trippelte hinaus.
Der Dicke sah diesem Aufbruch erstaunt zu. Als die Frau ihren Rock raffte, schnellte er gleichfalls in die Höhe. Nach einem schrecklichen Blick auf den Krummen watschelte er hinter der Davonlaufenden her.

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