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Kurt Kläber – Passagiere der III. Klasse (1927)
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XVIII.

Als der Krumme am andern Morgen durch das Läuten des Stewards erwachte und seinen Kopf durch das kleine Fenster streckte, schlug ihm ein Regenschauer um das Gesicht Das Wetter war also wieder schlechter geworden.
Trotz seines geschwollenen Kopfes und den kleinen verkleisterten Augen zog er sich aber an, steckte die Seife»in die Tasche, band das Handtuch um den Hals und
stolperte nach dem Waschraum.
Er plätscherte in dem kleinen Becken wie ein Hund, rieb sich dann fauchend wieder trocken und kämmte sich mit einem alten, ausgebrochenen Kamm die strupplichen und widerspenstigen Haare.
Als er in den Eßraum kam, saß nur der Heilige auf seinem Platz. Er umschnitt ihn in einem kleinen Bogen und setzte sich schweigend zu seiner Grütze, Er war hungriger als sonst. Er schlang den schleimigen Brei in großen, aufgehäuften Portionen,
In den Tagesraum stoßend, sah er den Geduckten und den Belgier. Die saßen sich gegenüber und schienen auf ihn zu warten.
„Komm!" rief der Geduckte und schnippte mit einem Spiel verschlissener und eingebogener Karten.
Der Krumme spitzte die Lippen. Er machte zwei große Schritte und schnellte sich zu ihnen.
„Mauscheln!" sagte der Geduckte und steckte schon die Karten zusammen.
„Mauscheln!" wiederholte der Belgier.
Der Krumme rückte sich einen Stuhl zurecht. „Trumpf!" schrie er und schlug das erste Kartenblatt auf den Tisch.
Allmählicher als sonst kamen die anderen. Der Raum lief voll Ais es 11 Uhr schlug, fehlte niemand weiter als die Jüdin,
Es war aber ruhiger als in den vergangenen Tagen. Der Amerikaner und der Lange, die sich zusammengesetzt hatten, spielten schweigend auf einem Brett. Der Deutsche und der Holländer saßen noch schweigsamer zusammen. Sie zogen graue Gesichter und schlossen abwechselnd die Augen.
Nur der Schotte war mobil. Er trommelte mit seinen Fingern gegen die kleinen verregneten Scheiben und blinzelte dazwischen zu der etwas schläfrig in einer Ecke sitzenden Französin.
Es war halb Zwölf, als plötzlich ein Fremder in den Raum trat. Die Männer hatten ihn gar nicht kommen hören und hoben darum erstaunt die Augen, als sich der Mann in der Mitte des Raumes aufstellte und sie mit kleinen, aus dicken Fettpolstern zuckenden Augen musterte.
Er war auch sonst beleibt. Sein Kinn war so dick wie das Kinn des Deutschen und des Holländers zusammen, und sein Bauch stand so weit von ihm ab, als wäre er zur Zierde oder als Ballast nur vorgebunden»
Über dieser Dicke hing ein schwärzlicher, gut gebügelter und durch zwei Schwänze geschmückter, langer Frack Darüber thronte ein großer, breitrandiger Hut, der über dem roten Gesicht wie ein Regendach schwebte, und unten lief alles in zwei gewaltige, gestreifte und versteifte Hosenröhren.
„Bruder!" sagte er langsam und mit einer schmelzenden Weiche, nachdem er festgestellt hatte, dass ihn alle gebührend bewunderten, „will einer von euch das Wort Gottes hören?"
Die Männer rissen die müden Augen noch weiter auf. Sogar die Kartenspielenden legten ihre Blätter auf die Seite und besahen sich den redenden Fettberg.
Der fasste unterdessen nach einem der Frackschwänze und fischte mit vieler Mühe ein längliches Buch heraus. „Kommt näher!" sagte er, nachdem er es aufgeschlagen hatte. Seine Augen wanderten dabei mit einem freundlichen Lächeln von einem zum andern.
Es kamen auch einige. Zuerst nahte die Betschwester. Sie hatte die Augen züchtig nach unten gesenkt, und ihre spitzen Finger presste sie wie eine Andächtige in die Herzgegend.
Der Deutsche, der ihr folgte, watschelte schon unfrommer. Er sah auch nicht nach unten, sondern er schielte zu den anderen. Seine Augen schillerten gelb und zornig, als er sah, dass ihm keiner folgte.
Den Befrackten machte der geringe Zulauf genau so zornig. Er verlor aber noch nicht den Mut und ließ seine Augen ein zweitesmal kreisen.
Es hatte Erfolg. Der Nächste, der sich erhob, war der Dicke. Er stand zögernd auf, und erst ein giftiges Blitzen der Betschwester zog ihn näher.
Der Krumme, der dieses Blitzen gesehen hatte, lachte auf. Er verbiss aber sein Lachen wieder. Ja, er stellte sich sogar plötzlich selber in die Höhe, drückte seinen Stuhl zur Seite und schob sich hinter seinem zusammengekniffenen Gesicht gleichfalls in die Nähe des Predigers.
„Bruder!" fragte er den Schwarzen, ehe er ganz in den Kreis trat, und sein zusammengekniffenes Gesicht öffnete sich fromm und einfältig, „von welchem Gott kommst du eigentlich?"
Dem Befrackten, der bereits seine Hände gehoben hatte und seine Zahne zeigte, öffnete sich der Mund bis hinter die Ohren.
„Von dem Großen, Dreieinigen, Allmächtigen!" donnerte er nach einer kurzen Pause und ließ die erhobenen dicken Hände wie zwei Fallhammer durch die Luft sausen.
„Von dem Einzigen!" donnerte er schon gefasster weiter, und seine Augen umblitzten den Krummen.
Den Krummen schienen diese Blicke auch zu treffen. Jedenfalls senkte er wie die andern den Kopf und drückte die Hände aneinander. Bevor er sich aber ganz in diese Andächtigkeit verlor, öffnete er seinen Mund ein zweitesmal.
„Bruder!" begann er wieder, nur eine Oktave tiefer, und diesmal war sein Gesicht noch einfältiger und wie von einem sonnigen Glanz umschlossen, „werde ich auch so dick wie du, wenn ich an diesen Gott glaube?"
Den Befrackten traf das wie ein Schlag. Seine Augen, die erst wie zwei rote Kugeln aus den Fettpolstern quollen, fielen schreckhaft zurück, und er schwankte sogar. Aufkeuchend drückte er eilig sein Buch an den vorstehenden Bauch. Er drehte sich dann schnaufend und mit kleinen Bewegungen um, und sein sich schüttelnder und hin- und herschwankender Kopf suchte ängstlich nach der Tür.
Die Betschwester, deren Gesicht spitz und wild geworden war, folgte dem Enteilenden.
Auch der Dicke trippelte ihm nach. Vorher spie er dem Krummen, der sein einfältiges Gesicht langsam veränderte, laut und klatschend vor die Füße.
„Den habe ich gut getroffen!" lachte der Angespuckte gellend auf, als sich die Tür hinter dem Flüchtenden schloss. Die anderen lachten belustigt mit, klatschten laut in die Hände, und der Schotte ließ ein paar anerkennende Töne fahren,
„Ich nehme jeden Schwarzrock so aufs Korn!" erklärte der Krumme, der sich schon wieder in seinen Stuhl schob. »Ob sie nun evangelisch sind oder katholisch, jeder ist ein gesottener Sünder, und auf sieben von ihnen kommt erst ein gewöhnlicher Spitzbube!"
„Hat dir einer auf die Nase geschlagen?" fragte der Geduckte spitz und kniff das rechte Auge zu.
„Auf den ganzen Kopf!" kreischte der Krumme auf und duckte sich bissig. „Und dabei war der Kerl noch kleiner als ich!"
„Warst du ihm nicht fromm genug?" Der Geduckte kniff auch das linke Auge zusammen.
„In die Seele haben mir die schwarzen Brüder nicht gesehen. Aber dieser Halunke hat mich einen schlechten Sohn genannt!"
„Gottessohn!" meckerte der Belgier.
„Nein!" antwortete der Krumme. „Er behauptete, ich hätte meinen Vater verhungern lassen. Und das sagte der Bruder, als wir gerade den Sarg in die Erde ließen und uns die Augen schnäuzten!
„Hatte der Kerl aber ein Recht dazu?" Der Krumme stemmte seine Fäuste auf den Tisch. „Der Alte hat mich wie seine sieben anderen Söhne mit zwölf Jahren auf die Straße gesetzt, und ich musste selber sehen, dass mir der Bauch nicht einfiel. Bin ich aber dazu da, dass ich den Schlotbaronen ihre Invaliden erhalte, besonders, wenn so ein einarmiger Krüppel ihnen 50 Jahre lang die Taschen gefüllt hat?
Außerdem", der Krumme holte Luft, „wusste ich gar nichts mehr von dem Alten und von seiner Verkrüppelung, und ich kam nur zum Begräbnis zurecht, weil mir gerade in Lincoln die Arbeit ausgegangen war.
Und warum hing er mir das überhaupt an? Warum bläkte er über die Menschen, dass acht Söhne sich seit 30 Jahren nicht um ihren alten Vater gekümmert haben? Weil die Stadt die Zeche gezwungen hatte, für ihren Krüppel den Sarg zu kaufen. Weil sie auch der Leichenfrau sieben Schillinge bezahlen mussten, und da ihnen das in die Krone gefahren war, ihnen außerdem den Geldbeutel erleichtert hatte, haben sie sicher ihren Bibeltagelöhner mit einigen Pfunden diese Ermahnungen unter seinen heiligen Text geschoben!"
Das Gesicht des Krummen blähte sich auf. „Was geht diese Brüder unser Leben überhaupt an?" schrie er. Was wollen sie von uns? Von ihrem Gesangbuch und von ihrer Bibel ist noch kein Arbeiter satt geworden, und ihre Psalmen sollen sie mit denen plärren, die schon auf der Erde im Paradiese sitzen!"
Der Geduckte meckerte. „Bei denen?" sagte er. „Da kommen sie vor Saufen und Fressen gar nicht dazu!"
„Dja“, sagte der Belgier, und er zog sich an seinen Schnurrbartspitzen, „besonders in den Staaten. Ich habe noch nie so viel wohlgenährte und fettbäuchige Heilige gesehen wie in Amerika!"
Dem Geduckten fiel etwas ein. Er lachte. „Am schlimmsten ist es in Chikago", sagte er. „Da wachsen und vermehren sich diese Schwarzröcke wie die Pilze. In der Michigan Avenue quollen an einem Sonntag einmal 47 aus dem Pflaster. Sie standen an den Straßenecken mit ihren schwarzen Röcken wie Dohlen, und sie fielen über jeden, der an ihnen vorbei musste, wie über einen hingeworfenen Knochen!
Vor einer Kapelle", der Geduckte lachte lauter, „gerieten sich auf einmal zwei van ihnen in die Haare. Der eine hatte, wohl aus Versehen oder weil der seine nicht einträglich genug war, den Platz des andern eingenommen. Erst bewarfen sie sich nur mit dem Wort Gottes. Dann suchten sie ihren eignen Wortschatz zusammen. Aber als sie sich auch damit nicht einigen konnten, streiften sie ihre heiligen Röcke ab, spieen sich in die Hände und stürzten aufeinander los. Sie schlugen sich solange, bis sie von einigen Policemen auseinandergespritzt wurden. ,Teufel! Ausgeburt der Hölle!' schrie der Kleine noch, als sie ihn blutüberströmt abführten. ,Aas! Beelzebub!' kreischte der Große, der in einen Wagen geschafft werden musste. ,Freunde!' posaunte da aber schon wieder ein Dritter von der umstrittenen Erhöhung und streckte seine langen Hände über die belustigte Menge, ,das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen!'"
„Trumpf darauf!" schrie der Belgier laut, der die Karten eine ganze Zeit ungeduldig in der Hand gehalten hatte. „Ja, Trumpf darauf!" schrie der Geduckte, der seine Karten schnell ordnete, und überstach den Belgier.
Der Krumme, der noch eine lange Rede zwischen den Zähnen hatte, verzog erst seine Lippen. Danach warf er auch sein Blatt.
Während die drei klatschend und schlagend weiterspielten, begannen der Amerikaner und der Lange ein Gespräch,
„Ihr Engländer seid evangelisch?" fragte der Amerikaner und schob langsam das Brettspiel auf die Seite.
Der Lange nickte nur. „Nicht ganz, „sagte er nach einer Weile, „es ist eigentlich eine besondere Religion!" „Und bist du selber noch ein Kirchengänger?" Der Amerikaner machte kindliche Augen und rückte näher.
Der Engländer zog sein Gesicht zurück. „Ihr seid verdammt neugierig, ihr Amerikaner", antwortete er.
„Ja!" stimmte ihm der Abgewiesne zu. Er lächelte leicht. „Die Kirche", sagte nun der Engländer, „ist in unserem Lande genau so verdorben und schlecht wie in den Staaten. Das Kapital braucht sie zur Erhaltung der Dummheit, und die Regierung macht mit ihrer Hilfe die öffentliche Moral und die öffentliche Meinung. Was soll ich also darin?"
„O!" sagte der Amerikaner schnell, „es ist nicht immer leicht, das zu erkennen. Ich bin aus einer sehr frommen Familie. Mein Großvater war ein bekannter Prediger, mein Vater und meine Mutter gehören zu den Quäkern. Ich", er lächelte wieder, „bin diesen frommen Leuten und ihrem lieben Gott erst mit 21 Jahren entronnen!"
„Sind die heiligen Stimmen oder die Behelligungen bei dir ausgeblieben?" fragte der Engländer spöttisch.
„Nein!" antwortete der Amerikaner. „Ich war bis zum zwanzigsten Jahre sogar so mit heiligem Geist geschwängert, dass ich mein ganzes Leben nur predigen wollte. Ich fuhr deswegen auch mit großen Hoffnungen nach Neuyork in das Seminar. Als ich aber das erste Mal nicht vor, sondern hinter dem Halleluja und dem Amen stand, ist mir das Predigen mitsamt der Kirche aus dem Hirn gefallen!"
„Auch der Glaube?" Der Engländer fragte weiter spöttisch.
„Den habe ich erst später verloren!" antwortete der Amerikaner ernster. „Die alten Leute in Atlanta waren zu gute Christen, als dass ich mit ihrer Kirche gleich ihren Glauben verdammen konnte."
„Und heute?"
„O!" der Amerikaner neigte seinen Kopf schräger nach vorn, „ein paar Hafenarbeitern in Hobbken haben mich nach zwei Jahren ganz kuriert. ,Boy,' sagte der ältere zu mir, zu dem ich mich mit meinen religiösen Nöten flüchtete — und ich hatte nach meiner Flucht aus dem Seminar sehr viele —, ,du musst dir, wenn du bei uns bleiben und ein wirklicher Arbeiter werden willst, das quälen für oder zu einem lieben Gott abgewöhnen. Erstens, für einen Arbeiter gibt es gar keinen „lieben Gott". Oder hast du schon einmal gehört, dass sich einer mit dem Namen „Gott" um unsere schlechten Löhne gekümmert hat? Der ist bloß für die Reichen da. Zweitens, wenn der Kerl wirklich vorhanden wäre, was spricht dann dafür, dass er ein lieber Gott ist. Es ist mir in meinem ganzen Leben noch nichts geschehen, was ich ihm und seiner Liebe in die Schuhe schieben könnte. Und du kannst im Hafen herumfragen, es ist hier auch keinem anderen von einem lieben Gott ein Stück Fleisch oder ein Dollar zugeschickt worden. Im Gegenteil, er muss sogar ein sehr schlechter Kerl sein, und er scheint das, was er hat, nur dahin zu tragen, wo schon ein ganzer Haufen liegt!
Glaubst du das nicht?' fragte er, als ich ihn ungläubig anstarrte. ,Geh einmal morgen in die Wallstreet oder in die Fünfte Avenue und stecke deine Nase zwischen die Gespräche. Freut euch, Freunde, werden überall die Makler sagen, die Apfelsinen sind mit Gottes großer Hilfe sieben Tage früher angekommen, als wir erwartet hatten. Wir können sie also mit fünf anstatt mit vier Cents losschlagen. In den Börsen hörst du das gleiche. Gott sei dank, werden sich die Aufkäufer und Börsianer zuflüstern, die Aktien steigen wieder, steigen alle Tage, steigen bis in den Himmel. Ho,' der Alte ballte seine Fäuste, ,als sie uns 86 in Chikago auseinander bliesen, weil wir uns auch einmal Butter auf das Brot schmieren wollten und zu streiken versuchten, haben sie dem Kerl sogar dafür gedankt, dass wir Hunde und Pack wieder zur Räson gebracht wurden und für den alten Lohn weiterschuften mussten. Das mit seiner Schlechtigkeit ist also richtig!'"
Der Amerikaner sprach schneller: Der andere fasste seine Abneigung kürzer zusammen. „Gott", sagte er, „ist nichts weiter als eine Erfindung. Als es noch lauter Arme auf der Welt gab, wurde langsam einmal einer reich, und als seine Schätze so groß wurden, dass er sie nicht mehr mit seinem Hinterteil bedecken konnte, dachte er darüber nach, wie er sie wohl vor den anderen schützen könnte. Das war damals schwierig. Es gab nämlich noch keine Polizei und noch kein Militär. Es gab auch noch keine Schulen und noch keine Universitäten, und die Armen konnten noch nicht wissen, dass das Eigentum wird, was sich ein Reicher zusammenstielt. Da er aber sehr an seinen Schätzen hing, überlegte er so lange, wie er sich ewig mit ihnen ergötzen könnte, dass ihm endlich auch etwas einfiel — er erfand Gott!
Es war noch nicht der heutige Gott. Es war eine Holzfratze, die er sich vor seine Hütte setzte. Später eine Schlangenhaut mit einem Ochsenkopf, Aber es war immer etwas, vor dem sich die anderen, weil es besonders und schrecklich war, ängstigten. Mit der Zeit, und weil die Armen neugierig wurden, kam dieser erste Schutzmann in den Himmel. Da steht er noch heute und passt auf die Geldsäcke auf, und er wird erst verschwinden, wenn der Reichtum verschwunden ist."
„Ho, ho!" lachte der Engländer laut und strich sich über die Schläfen, „das sind ein paar gute Geschichten. Sie haben dir das Hirn hoffentlich richtig reingewaschen!"
Der Amerikaner reckte sich hoch. „Ja!" sagte er und fiel in seinen pathetischen Ton, „ich glaube an nichts mehr. Weder an den Gott über uns noch an den Gott in uns. Ich glaube nicht einmal an das Gute im Menschen. Der Mensch ist zu alt, als dass er sich und die Erde noch ändern könnte. Das einzige, was ich erhoffe, ist, dass die Menschen in den nächsten Jahrzehnten wenigstens so vernünftig werden, dass sie sich nicht gegenseitig totschlagen und unterdrücken, sondern sich die letzten Jahrhunderte, die sie noch zu leben haben, aneinander gewöhnen und untereinander und miteinander vertragen. Dafür kämpfe ich auch."
Der Engländer stand gleichfalls auf. In sein Gesicht kam wieder der Spott. „Ihr denkt also, dass es mit dem Menschen und seiner Herrlichkeit zu Ende geht?" fragte er.
„Ja!" sagte der Amerikaner. „Das denke ich nicht nur. Das weiß und spüre ich!"
Dem Engländer, der zuerst lächelte, blieb der Mund offen. Bevor er aber antworten konnte, ließ sich eine andere Stimme hören. „Du weißt nichts!" zischte sie hinter den Ohren des Amerikaners.
Der Lange sah sich erstaunt und der Amerikaner drehte sich erschrocken um. Hinter ihnen, am Fenster, stand der Heilige. Sein durchsichtiges, blasses Gesicht wurde ernst, als sich die Augen der beiden groß und verwundert auf ihn richteten.

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