7. Kapitel
Eines Tages, es war schon im Monat September, saß Fedka bis zum Abend bei mir zu Hause. Wir machten gemeinsam unsere Schularbeiten.
Wir waren gerade fertig geworden, und Fedka packte schon seine Bücher und Hefte zusammen und wollte nach Hause gehen. Da prasselte auf einmal ein mächtiger Platzregen herab. Ich sprang auf und wollte rasch das Fenster zum Garten schließen. Der Wind pfiff und wirbelte mit jedem Stoß ganze Haufen verwelkten Laubs vom Boden auf; einige dicke Regentropfen schlugen mir ins Gesicht.
Nur mit Mühe konnte ich einen Fensterflügel zumachen. Als ich mich hinauslehnte, um auch den anderen heranzuziehen, flog plötzlich ein dicker Lehmbrocken auf das Fensterbrett.
Ein ganz schöner Wind! dachte ich. Der kann ja Bäume ausreißen.
Ich trat wieder ins Zimmer zu Fedka zurück.
“Ein richtiger Sturm! Und da willst du jetzt nach Hause gehen? Es gießt nur so. Sieh mal den Klumpen Lehm hier, der ist gerade ans Fenster geflogen!”
Fedka schaute ihn sich ungläubig an.
“Den Brocken da soll der Wind reingeworfen haben? Du kohlst ja.”
“Was denn sonst?” Ich ärgerte mich. “Ist schon so, wie ich gesagt habe. Ich wollte gerade das Fenster zumachen, da knallte es auf die Fensterbank.”
Ich schaute mir den Lehmklumpen etwas genauer an… Sollte ihn doch jemand absichtlich geworfen haben? Doch das konnte ja nicht sein, und so fuhr ich fort: “Blödsinn! Da war doch niemand. Wer soll schon bei dem Wetter im Garten gewesen sein? Das war der Wind, klar!”
Mutter saß im Zimmer nebenan und nähte. Mein Schwesterchen schlief schon. Fedka blieb noch eine halbe Stunde da. Schließlich klärte sich der Himmel auf, und durch die regennassen Scheiben schaute der Mond ins Zimmer. Der Wind hatte nachgelassen.
“Ich geh jetzt”, sagte Fedka.
“Ist gut, ich schließ nicht hinter dir ab, mach die Tür fest zu! Das Schloss schnappt dann von selbst ein.”
Fedka zog seine Mütze in die Stirn, steckte die Bücher unter die Jacke, damit sie nicht nass würden, und ging. Ich hörte noch, wie die Tür laut hinter ihm zufiel.
Ich zog die Schuhe aus und wollte schlafen gehen. Da sah ich auf dem Boden ein Heft liegen, das Fedka vergessen hatte. Es war sein Heft mit den Aufgaben, die wir gelöst hatten.
So ein Dussel! dachte ich. Morgen in der ersten Stunde haben wir Algebra… na, ich nehme es ihm mit.
Ich zog mich aus und kroch unter die Decke, hatte mich aber noch nicht einmal umgedreht, als es im Flur leise und vorsichtig läutete.
“Wer kommt denn da noch?” fragte Mutter erstaunt. “Doch wohl kein Telegramm von Vater…? Nein, der Briefträger rüttelt immer so stark an der Klinke. Mach mal auf!”
“Ich bin schon ausgezogen. Das ist bestimmt der Fedka, er hat sein Heft liegenlassen, und das hat er wohl unterwegs gemerkt.”
“Ausgerechnet der!” Sie war ärgerlich. “Konnte er denn nicht morgen früh vorbeikommen? Wo ist denn sein Heft?”
Sie nahm das Heft, zog die Pantoffeln über die nackten Füße und ging hinaus.
Ihre Pantoffeln schlurften über die Treppenstufen, dann knackte das Türschloss. Im selben Augenblick hörte ich einen unterdrückten Schrei. Ich sprang aus dem Bett. Im ersten Augenblick glaubte ich, Einbrecher hätten meine Mutter überfallen, und griff schon nach dem Kerzenleuchter auf dem Tisch. Damit wollte ich das Fenster einschlagen und auf die Straße hinaus um Hilfe rufen. Aber da klang es von unten her wie ein Lachen, wie Küsse… ich hörte lebhaftes, leises Sprechen, dann ein Scharren von Füßen auf der Treppe.
Die Tür flog auf – ich stand wie gebannt vor meinem Bett, nackt und den Leuchter in der Hand.
Tränen noch in den Augen, stand Mutter in der Tür, glücklich und mit lachendem Gesicht, und neben ihr – unrasiert und schmutzig, nass bis auf die Haut – ein Soldat, der liebste von allen, mein Vater.
Ein Satz, und schon hatten mich seine starken, harten Hände gepackt.
Hinter der Wand rührte sich mein Schwesterchen im Schlaf. Die Geräusche machten sie unruhig. Schon wollte ich zu ihr hineinstürzen und sie wecken, als mich Vater festhielt und mir zuflüsterte: “Lass sein, Boris…weck sie nicht auf… und macht auch nicht solchen Krach!”
Dann schaute er Mutter an: “Warjuscha, wenn die Kleine wach wird, sag ihr nicht, dass ich da bin. Lass sie jetzt schlafen. Kannst du sie für drei Tage irgendwohin bringen?”
Mutter antwortete: “Wir können sie morgen in aller Frühe nach Iwanowskoje bringen. Sie will schon so lange zur Großmutter. Und der Himmel ist wieder klar, scheint es. Boris kann sie ja morgen früh mitnehmen. Aber jetzt brauchst du nicht so leise zu sein, Aljoscha, sie hat einen festen Schlaf. Oft kommen nachts Leute und holen mich ins Krankenhaus, sie ist daran gewöhnt.”
Ich stand da mit offenem Mund und konnte das alles gar nicht fassen.
Wieso? Unsere kleine Tanjuschka wollen sie in aller Herrgottsfrühe zur Großmutter bringen, bloß damit sie nicht merkt, dass Vater gekommen ist? Was soll das bedeuten…? Wozu das alles?
“Borja!” sagte Mutter zu mir. “Du schläfst in meinem Zimmer, und morgen früh um sechs nimmst du Tanjuschka und bringst sie zur Großmutter… erzählst aber niemandem, dass der Vater gekommen ist.”
Ich schaute meinen Vater an. Er schloss mich fest in seine Arme, er wollte etwas sagen, zog mich aber nur um so fester an sich und schwieg.
Ich legte mich in Mutters Bett. Vater und Mutter blieben im Esszimmer und schlossen die Tür. Lange fand ich keinen Schlaf. Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere, versuchte bis fünfzig zu zählen, bis hundert – ich konnte nicht einschlafen.
Mir war ganz wirr im Kopf. Dachte ich an das, was geschehen war, stieß ich auf lauter Widersprüche, es war alles so seltsam… An den Schläfen spürte ich einen leichten Druck, als wäre ich lange Karussell gefahren.
Erst spät in der Nacht fiel ich in einen leichten Schlaf, wurde aber gleich wieder wach, als leise die Dielen knarrten. Vater war mit einer brennenden Kerze ins Zimmer getreten. Die Stiefel hatte er ausgezogen und nur noch Socken an den Füßen. Er trat an Tanjuschkas Bett und hielt das Licht tiefer.
So stand er eine Weile und betrachtete sein kleines schlafendes Kind mit dem hellen Haar und den roten Wangen. Er beugte sich über sie – zwei Gefühle in ihm kämpften miteinander, der Wunsch, sie nur einmal anzufassen, sie zu küssen, und die Furcht, sie könne dadurch wach werden. Diese Furcht aber war stärker. Rasch richtete er sich auf, wandte sich ab und ging hinaus.
Noch einmal knarrte die Tür – es war wieder dunkel im Zimmer.
… Die Uhr schlug sieben, da wurde ich wach. Durch die gelben Blätter der Birke vor dem Fenster schien hell die Sonne. Rasch zog ich mich an und blickte ins Zimmer nebenan. Dort schliefen sie noch. Ich machte die Tür wieder zu und weckte mein Schwesterchen.
“Wo ist die Mammi?” fragte sie, rieb sich die Augen und schaute auf das leere Bett.
“Mammi haben sie ins Krankenhaus gerufen. Sie hat mir gesagt, ich soll dich zur Großmutter bringen.”
Mein Schwesterchen lachte und drohte schelmisch mit dem Finger.
“Das ist ja gar nicht wahr, Borka! Großmutter hat doch erst gestern gesagt, ich soll kommen, aber Mammi hat es nicht gewollt.”
“Ja, gestern, aber jetzt hat sie es sich anders überlegt. Zieh dich schnell an… Sieh mal, wie schön es heute ist. Da nimmt dich Großmutter bestimmt mit in den Wald.”
Schließlich glaubte sie, dass es kein Scherz war, und richtete sich rasch auf. Während ich ihr beim Anziehen half, plauderte sie unentwegt: “Hat es sich Mammi doch anders überlegt? Das ist aber fein. Und unsere Katze, die Lissi, die nehmen wir auch mit, ja, Borka?… Wenn du die nicht willst, dann aber den Purzel. Der macht noch mehr Spaß… Gestern hat er mich im Gesicht geleckt, aber Mammi hat geschimpft. Sie hat das nicht gern, wenn man sie im Gesicht leckt. Einmal, da lag sie im Garten, und da hat sie der Purzel geleckt, und da hat er was mit dem Stock gekriegt.”
Sie sprang aus dem Bett und lief zur Tür.
“Borka, mach doch mal auf. Mein Tuch, das liegt da noch in der Ecke, da ist auch mein Wagen.”
Ich zog sie von der Tür fort und setzte sie wieder aufs Bett. “Da darfst du jetzt nicht rein, Tanjuschka, da schläft ein fremder Onkel, der ist gestern gekommen.”
“Was für‘n Onkel?” fragte sie. “Der vom letzten Mal?”
“Ja, ja, der vom letzten Mal.”
Der Weg nach Iwanowskoje führte an der Tescha entlang. Mein Schwesterchen lief voraus. Alle Augenblicke blieb sie stehen, hob ein Stöckchen auf, schaute den Gänsen zu, die im Wasser plantschten, oder hatte sonst irgendwas. Ich ging langsam hinterher. Die Frische des Morgens, die gelbgrüne Weite der herbstlichen Felder, das eintönige Glockengebimmel der weidenden Herde – das alles machte mich wieder ruhig.
Ein Gedanke, der sich mir aufgedrängt und mich die ganze Nacht gequält hatte, er nahm jetzt Gestalt an; ich versuchte schon nicht mehr, ihn loszuwerden.
Immer wieder musste ich an den Klumpen Erde denken, der auf das Fensterbrett geflogen war.
Natürlich war es nicht der Wind gewesen. Wie hätte auch der Wind einen solchen Brocken, mit Wurzeln drin, aus dem Boden reißen können? Das hatte Vater getan, er wollte sich bemerkbar machen. Bei Sturm und Regen hatte er sich im Garten versteckt, hatte gewartet, dass Fedka nach Hause ging. Tanjuschka sollte ihn nicht sehen. Sie war noch zu klein und hätte sich verplappern können. Wenn aber ein Soldat auf Urlaub kam, brauchte er sich vor niemandem zu verstecken…
Ich zweifelte nicht mehr daran, mein Vater war ein Deserteur.
*
Auf dem Rückweg lief ich ausgerechnet unserem Schulinspektor in den Weg.
“Gorikow”, sagte er streng, “was soll das heißen…? Warum sind Sie während des Unterrichts nicht in der Schule?”
“Ich bin krank”, erwiderte ich gedankenlos und ahnte nicht, wie dumm meine Antwort war.
“Krank?” fragte er weiter. “Was reden Sie da für Unsinn? Wer krank ist, liegt zu Hause im Bett und marschiert nicht auf der Straße herum.”
“Ich bin aber doch krank”, wiederholte ich hartnäckig, “ich habe Temperatur…”
“Temperatur hat jeder Mensch”, entgegnete er aufgebracht. “Reden Sie keinen Unsinn, und marsch in die Schule!”
Das hat mir noch gefehlt! dachte ich und schritt hinter ihm her. – Warum habe ich nur gesagt, ich wäre krank? Hätte mir denn nichts Besseres einfallen können, etwas, was der Wahrheit näher gewesen wäre?
Unser Schularzt, ein altes Männchen, brauchte gar nicht erst meine Temperatur zu messen – er legte mir bloß die Hand auf die Stirn und stellte gleich laut und vernehmlich die Diagnose: “Hat einen starken Anfall von Faulfieber. Anstelle von Medizin empfehle ich eine Fünf in Betragen und zwei Stunden Nachsitzen, ohne Mittagessen.”
Mit der Miene eines erfahrenen Apothekers billigte der Inspektor dieses Rezept.
Er rief Semjon, den Schuldiener, und befahl, mich in meine Klasse zu bringen.
“Wie kann man nur seine Bücher und Hefte vergessen?” entrüstete sich die Deutschlehrer,
Elsa Franziskowna entlud ihren ganzen Zorn in einem ellenlangen deutschen Satz, von dem ich gerade noch soviel verstehen konnte, dass Faulheit und Lügen bestraft werden müssen. Aber eines war mir völlig klar: dass ich um die dritte Stunde Nachsitzen nicht herumkam.
In der Pause fragte mich Fedka: “Warum kommst du denn ohne Bücher, und warum hat dich der Semjon in die Klasse gebracht?”
Ich log ihm irgend etwas vor. In der nächsten und letzten Stunde, in Geographie, war ich wie im Halbschlaf. Was der Lehrer sagte, was die Schüler antworteten – alles ging an meinem Bewusstsein vorüber. Ich kam erst wieder zu mir, als es klingelte.
Unser Klassenältester hatte das Gebet gesprochen. Die Schüler klapperten mit den Bankdeckeln und rannten einer nach dem anderen zur Tür hinaus. Dann war die Klasse leer und ich allein.
Mein Gott, dachte ich wehmütig, noch drei Stunden, geschlagene drei Stunden, und zu Hause sitzt jetzt mein Vater. Wie seltsam das alles ist!
Ich ging nach unten. Neben dem Lehrerzimmer stand eine lange, schmale Bank, ganz von Taschenmessern zerschnitten. Dort saßen schon drei. Einer war aus der ersten Klasse. Er musste eine Stunde nachsitzen, weil er einen Kameraden mit Kügelchen aus zerkautem Papier beworfen hatte. Ein anderer saß da, weil er sich geprügelt, und ein dritter, weil er versucht hatte, vom dritten Stock aus einem anderen Schüler, der unten vorbeiging, auf den Kopf zu spucken.
Ich setzte mich auf die Bank und dachte nach. Der Schuldiener Semjon ging vorüber. Laut klirrte sein Schlüsselbund.
Der aufsichthabende Lehrer ging hinaus. Von Zeit zu Zeit hatte er nach uns geschaut und verschwand nun mit einem trägen Gähnen.
Vorsichtig stand ich auf und sah durch die Tür des Lehrerzimmers nach der Uhr. Was? Es war erst eine halbe Stunde vergangen? Und ich glaubte, ich säße hier schon mindestens eine Stunde.
Plötzlich kam mir ein verwegener Gedanke: Was ist überhaupt geschehen? Ich habe nichts gestohlen und bin auch nicht verhaftet. Aber zu Hause sitzt jetzt mein Vater, der zwei Jahre lang nicht daheim war und den ich jetzt unter so eigenartigen und rätselhaften Umständen wieder gesehen habe. Ich stand auf, war aber gleich wieder unschlüssig. Auf eigene Faust weggehen, wenn man nachsitzen muss – das war eines der schwersten Vergehen an unserer Schule.
Nein, ich warte, entschied ich und setzte mich wieder auf die Bank.
Aber mit einem Male packte mich eine unbegreifliche Wut. Ganz egal, dachte ich, der Vater ist von der Front weggelaufen – ich lächelte boshaft –‚ und ich sitze hier und habe Angst.
Ich lief zu den Kleiderhaken, warf mir den Mantel über, knallte die Tür zu und eilte auf die Straße.
*
Vieles wollte mir mein Vater an jenem Abend erklären; er gab sich alle Mühe mit mir.
“Aber Vater”, so fragte ich, “bevor du von der Front wegliefst, da warst du doch ein tapferer Soldat. Du bist doch nicht aus Angst weggelaufen?”
“Ich bin auch jetzt kein Feigling.” Er sagte das ganz ruhig.
In diesem Augenblick schaute ich unwillkürlich zum Fenster hinaus und erschrak heftig: Von der anderen Straßenseite her kam ein Polizist gerade auf unser Haus zu. Bedächtigen Schritts ging er bis zur Mitte der Straße und dann auf dem Fahrdamm nach rechts weiter zum Marktplatz.
“Der… kommt … nicht … zu uns.” Nach jedem Wort holte ich tief Luft.
Am nächsten Abend sagte mein Vater zu mir: “Borka, jeden Tag können sie kommen, verstehst du? Und das Spielzeug, das ich dir geschickt habe, versteck es auch weiter gut. Du musst tapfer sein! Bist ja kein kleiner Junge mehr. Und wenn du in der Schule Ärger hast wegen mir, mach dir nichts draus! Hab keine Angst, hörst du, vor nichts! Aber pass gut auf, was ringsum geschieht, dann verstehst du auch, was ich dir erzählt habe.”
“Wir sehen uns doch wieder, Vater?”
“Wir sehen uns wieder. Ich werde manchmal hier in der Gegend sein, aber zu euch kann ich nicht kommen.”
“Aber wo wirst du denn sein?”
“Das erfährst du, wenn es soweit ist.”
Es war schon dunkel, aber der Schuster von nebenan saß immer noch auf dem Bänkchen am Hoftor und spielte auf seiner Ziehharmonika, um sich herum einen Schwarm Mädchen und Jungen.
“Es wird Zeit für mich”, sagte mein Vater, und man merkte ihm die Erregung an. “Ich darf nicht zu spät kommen.”
“Die bleiben sicher bis spät in die Nacht da sitzen, wir haben ja Sonnabend heute.”
Vater runzelte die Stirn.
“Ausgerechnet! Sag mal, Boris, kommt man nicht irgendwo durch den Zaun oder durch einen anderen Garten? Du musst das doch wissen.”
“Nein”, erwiderte ich, “durch andere Gärten geht es nicht. Links, bei den Aglakows, ist der Zaun zu hoch, und Nägel sind drin. Rechts ginge es schon, aber da haben sie so 'nen scharfen Hund, der ist wie ein Wolf… Aber ich weiß was. Wenn du willst, gehen wir zum Teich runter, da hab ich ein Floss. Damit bring ich dich hinter den Gärten vorbei bis an die Schlucht. Jetzt ist es dunkel, und das ist eine ganz abgelegene Gegend, da sieht dich kein Mensch.”
Unter dem Gewicht meines Vaters wäre unser Floss beinahe untergegangen, das Wasser drang schon in die Stiefel. Vater stand und rührte sich nicht. Lautlos glitt das Floss über das schwarze Wasser. Manchmal blieb unsere Stange im zähen Schlamm des Bodens stecken. Nur mit Mühe konnte ich sie wieder herausziehen.
Zweimal versuchte ich, am Ufer zu landen, aber vergebens – der Boden der Schlucht lag sehr tief und war nass. Ich hielt mehr nach rechts und legte am letzten Garten an.
Es war ein verwilderter Garten, sein Zaun halb zerfallen, niemand kümmerte sich mehr darum.
Ich brachte Vater noch bis zu einem großen Loch im Zaun. Von dort aus kam er gleich in die Schlucht. Wir nahmen Abschied voneinander.
Noch eine Weile blieb ich stehen. Die Zweige knackten unter Vaters schwerem Schritt. Dann wurde das Geräusch leiser und immer leiser…
|
Hinweis: Für die Korrektheit der Angaben in diesen Versionen und die Identität der Texte mit dem angegebenen Original wird keine Verantwortung übernommen. Eine Vervielfältigung der Dokumente zum Zwecke des Vertriebs ist nicht gestattet.
| |