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Arkadi Petrowitsch Gaidar - Russische Kindheit - 1917 (1935)
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9. Kapitel

Soldaten waren auf der Straße nicht zu sehen. Sie schliefen wohl noch. Einige zweirädrige Karren und ein verdeckter Planwagen mit dem roten Kreuz standen vor der Kirche. Neben der Feldküche hackten ein paar verschlafene Köche Holz zum Feueranmachen.
“Soll ich ihn zum Stab bringen?” fragte der Fuhrmann den Starosten.
“Ja, kannst ihn auch zum Stab bringen. Aber Seine Gnaden schlafen wohl noch, bringst ihn am besten ins Arresthaus.”
Der Wagen hielt vor einem niedrigen Steinhaus mit vergitterten Fenstern. Ich wurde zur Tür hineingestoßen. Der Starost tastete mich in aller Eile ab. Meine Ledertasche nahm er mir weg. Dann schlug die Tür zu. Die Feder im Schloss knackte.
Zuerst tat die Angst weh, war wie ein stechender Schmerz. Ich glaubte mich verloren, endgültig und hoffnungslos verloren. Damit hatte ich mich schon abgefunden. Die Sonne würde aufgehen, “Seine Gnaden”, von denen der Starost gesprochen hatte, würden wach werden und mich holen lassen. Und dann wäre alles zu Ende.
Ich setzte mich auf die Bank, mein Kopf sank auf das Fensterbrett. Ich war wie betäubt, konnte keinen klaren Gedanken fassen. Das Blut hämmerte gegen die Schläfen. Wie eine beschädigte Grammophonplatte immer nur ein und dasselbe Wort herunterleiert, so wiederholte sich in meinem Kopf auch nur der eine Gedanke: vorbei – vorbei – vorbei …
Doch mit einem Male, als ich schon fast das Bewusstsein verloren hatte, erhielt mein Denken einen Stoß und glitt – wie die Nadel eines Grammophons wieder in die richtige Rille der Platte hineingerät – in die richtige Windung meines Gehirns. In rasender Eile jagten mir die Gedanken durch den Kopf.
Ich muss doch noch zu retten sein? Wie dumm bin ich gewesen! Vielleicht kann ich fliehen? Nein, das geht nicht. Aber vielleicht kommen die Unsrigen und nehmen das Dorf? Aber wenn sie nicht kommen? Oder wenn sie kommen, und es ist schon zu spät? Vielleicht… Nein, es hat alles keinen Sinn.
An meinem Fenster wurde eine Herde vorbeigetrieben. Eng aneinandergedrängt zogen die Schafe vorüber, die Ziegen meckerten, ihre Glöckchen am Hals läuteten. Der Hirte knallte mit der Peitsche. Ein Kälbchen sprang herum und versuchte unbeholfen, im Laufen an das Euter der Kuh heranzukommen – ein friedliches dörfliches Bild. Es ließ mich den Ernst meiner Lage noch stärker empfinden; ein Gefühl der Bitterkeit kam in mir auf, drängte meine Angst zurück. Wie schön war diese Morgenstunde! Alle durften sie sich ihres Lebens freuen, sogar die Schafe und Ziegen. Überall war Leben… ich allein sollte sterben.
Doch – wie es so oft vorkommt – aus dem Gewirr meiner unklaren Gedanken, meiner unsinnigen und unmöglichen Pläne schälte sich eine ganz einfache und klare Überlegung heraus. Sie war so selbstverständlich, dass sie mir eigentlich gleich zu Anfang hätte kommen müssen.
Dass ich Rotarmist war, Soldat einer proletarischen Abteilung, war mir inzwischen etwas ganz Selbstverständliches geworden und brauchte nicht bewiesen zu werden. Es zu beweisen oder zu leugnen, erschien mir ebenso unnütz, als wollte ich jemandem klarmachen, dass ich helles und nicht dunkles Haar hatte.
Ich hab‘s! sagte ich mir und griff froh nach der rettenden Idee. Ich weiß, ich bin ein Roter. Aber wissen das diese Leute hier auch? Sieht man mir an, dass ich ein Roter bin? –
Nach einigem Überlegen war ich sicher, sie würden es mir nicht ansehen. Einen Ausweis der Roten Armee besaß ich nicht. Meine graue Pelzmütze mit dem Stern war verloren gegangen, als ich von der Hütte im Wald weglief. Dabei hatte ich auch meinen Mantel fortgeworfen. Mein Gewehr lag zerschlagen irgendwo im Wald, und die Patronentasche hatte ich in der Hütte gelassen, als ich zum Baden ging. Meine Bluse war schwarz, eine Schülerbluse. Schließlich war ich auch noch nicht in dem Alter, da man Soldat wird. Was blieb also noch übrig?
Ach ja! Da war noch die Pistole, die ich an der Brust verborgen trug. Noch etwas? Ja, ich musste mir eine Geschichte ausdenken, musste ihnen erzählen, was ich an dem Flussufer gewollt hatte. Die Pistole brauchte ich nur unter den Ofen zu stecken, aber die Geschichte… die Geschichte musste ich mir noch ausdenken.
Dabei durfte ich mir keinen falschen Namen zulegen, kein falsches Alter und keinen falschen Geburtsort erfinden – ich hätte mich sonst zu leicht versprechen können. Also musste ich Boris Gorikow bleiben, Schüler der fünften Klasse der Realschule von Arsamas, der mit seinem Onkel (der Name eines richtigen Onkels fiel mir ein zu Verwandten nach Charkow fahren wollte. Mein Onkel kannte ihre Adresse. Unterwegs hatte ich ihn aus den Augen verloren, und damit waren mein Passierschein und mein Ausweis auch weg. Bei einer Kontrolle hatte man mich deshalb aus dem Zug geschmissen. Kurz entschlossen war ich am Bahndamm weitergegangen, um am nächsten Bahnhof wieder in einen Zug zu steigen. Gerade an dieser Stelle hörte das Gebiet der Roten auf, und das der Weißen begann.
Sollten sie mich fragen, wovon ich gelebt hätte, würde ich sagen, unterwegs hätten mir die Leute in den Dörfern etwas zu essen gegeben. Wenn sie fragten, was ich in Charkow wollte, ohne die Adresse meiner Verwandten zu wissen, würde ich antworten, das könnte ich ja auf dem Einwohnermeldeamt erfahren. Würden sie dann sagen: “Wo gibt‘s denn heute noch ein Einwohnermeldeamt?” müsste ich ganz verwundert tun und erklären, dass es sogar in dem kleinen Arsamas noch eins gegeben hätte. Auf ihre Frage: “Wie hat sich das denn dein Onkel eigentlich vorgestellt, aus dem roten Russland in das weiße Charkow zu kommen?” könnte ich entgegnen, mein Onkel, der wäre so raffiniert, dass er sich nicht nur bis Charkow, sondern auch bis ins Ausland durchschlagen könnte. Ich selbst… nein, ich wäre gar nicht so gerissen und brächte so was auch nicht fertig. An dieser Stelle müsste ich dann anfangen zu weinen, nicht gerade bitterlich zu weinen, aber doch so, dass man sehen könnte, wie traurig ich wäre … Alles übrige käme dann schon von selbst.
Ich zog meine Pistole hervor und wollte sie schon unter den Ofen schieben, doch da überlegte ich es mir anders. Auch wenn man mich laufenließe, bekäme ich sie hier nicht wieder heraus. Das Zimmer hatte zwei Fenster. Eins ging auf die Straße hinaus, das andere auf eine Gasse, durch die zwischen hohen Brennnesselbüschen ein schmaler Pfad getreten war. Kurzentschlossen hob ich ein Stück Papier vom Boden auf, wickelte die Pistole hinein und warf sie mitten in die dichtesten Nesseln. Gleich darauf hörte ich Schritte am Eingang. Es wurden noch drei Mann hereingebracht, zwei Bauern, die ihre Pferde versteckt hatten, als man bei ihnen Wagen requirieren wollte, und ein Bürschchen, das eine Schlossfeder vom Maschinengewehrkarren gestohlen hatte, warum, weiß ich nicht. Sie hatten den Jungen verprügelt, aber er jammerte und stöhnte nicht. Nur sein Atem ging schwer, als wäre man lange hinter ihm hergewesen.
Inzwischen war es auf der Dorfstraße lebendig geworden. Soldaten gingen vorbei. Pferde wieherten, neben der Feldküche klapperten die Essgeschirre. Geführt von einem Unteroffizier mit wichtiger Miene, kam in tadellosem Schritt ein Soldat anmarschiert, vielleicht sollte er den Posten vor dem Haus ablösen.
Wieder knackte das Schloss, der Soldat steckte den Kopf hinein. Auf der Schwelle blieb er stehen, zog ein zerdrücktes Papier aus der Tasche, blickte darauf und rief mit lauter Stimme: “Wer ist hier der Waald? Rauskommen!”
Ich schaute auf die anderen, sie blickten auf mich, niemand aber rührte sich.
“Waald… na, wer ist das denn?”
Waald Juri…! Ich erschrak. Die Papiere fielen mir ein, die ich in der ledernen Tasche gefunden, aber in der Aufregung der letzten Zeit vergessen hatte. Mir blieb nichts anderes übrig: Ich stand auf und schritt unsicher auf die Tür zu.
Natürlich, so musste es ja kommen! Jetzt war mir alles klar – sie haben meine Papiere gefunden und halten mich für jenen…, den ich erschossen habe. Lieber Gott, das ist ja furchtbar! Wie gut und einfach war doch mein erster Plan, aber wie leicht kann ich mich jetzt verraten. Dass die Papiere nicht von mir seien, kann ich auch nicht behaupten. Sofort entsteht dann der Verdacht, wo und warum ich diese Dokumente an mich genommen hätte. Die ganze, so haargenau ausgedachte Geschichte mit der Reise zu Verwandten und mit meinem raffinierten Onkel hatte keinen Sinn mehr… Etwas Neues musste ich erfinden, aber was? Sicherlich wird es mir noch früh genug einfallen. Ich stand also auf, versuchte sogar zu lächeln; doch wie schwer ist es, unbekümmert aussehen zu wollen, wie verkrampfen sich die Lippen und wie zittern sie, wenn man gewaltsam lächeln will!
Von der Treppe des Hauses, in dem der Stab lag, schritt ein hochgewachsener, älterer Offizier herunter. Er trug die Schulterstücke eines Hauptmanns. Neben ihm ging der Starost. Wie ein geprügelter Hund sah er aus. Als er mich erblickte, beteuerte er händeringend: “Entschuldigen Sie bitte.”
Der Offizier fuhr ihn scharf an; der Starost aber neigte unterwürfig den Kopf und eilte die Straße hinab.
“Guten Tag, Herr Kriegsgefangener”, sprach mich der Hauptmann an; ein wenig spöttisch klang das, aber nicht zornig.
“Guten Tag, Herr Hauptmann!” antwortete ich. So hatten wir es auf der Realschule im Militärunterricht gelernt.
“Du kannst gehen.” Mit diesen Worten entließ der Offizier den Soldaten, der mich begleitet hatte, und reichte mir die Hand. “Und wie kommst du hierher?” fragte er mit listigem Lächeln und holte eine Zigarette hervor. “Willst das Vaterland verteidigen, wie? Ich habe den Brief an Oberst Korenkow gelesen, aber er nützt dir jetzt nichts mehr, der Oberst ist schon vor einem Monat gefallen.”
Ein Glück, dass er gefallen ist! dachte ich.
“Gehen wir zu mir rein! Nun sag mal, mein Guter, warum hast du denn dem Starosten nicht gesagt, wer du bist? Ist doch klar, dass sie dich einsperren mussten. Junge, Junge, kommt zu seinen Kameraden und landet gleich im Bau.”
“Ich konnte ja nicht wissen, was das für einer war. Schulterstücke hatte er nicht, und ein Bauer sieht aus wie der andere. Ich hab gedacht, er wär ein Roter. Die sollen doch hier in der Nähe sein, erzählt man sich”, kam es aus mir heraus. Im stillen dachte ich, der Offizier sei im Grunde gar nicht so übel, hatte wohl auch kein allzu wachsames Auge, sonst hätte er schon aus meinem merkwürdigen Äußeren schließen können, dass ich nicht der sei, für den er mich hielt.
“Ich habe deinen Vater noch gekannt”, sprach der Hauptmann weiter. “Es ist schon lange her, 1907; bei den Manövern in Oserke, da war ich bei euch im Hause. Du warst damals noch ganz klein, und nur eine schwache Ähnlichkeit ist geblieben. Kennst du mich noch?”
“Nein”, sagte ich, und es klang so, als wollte ich mich entschuldigen, “ich kenne Sie nicht mehr, damals waren ja so viele Offiziere bei uns.”
Hätte jedoch der Hauptmann bei mir nicht jene “schwache Ähnlichkeit” festgestellt und auch nur den leisesten Verdacht geschöpft, er hätte mich mit zwei Fragen – nach meinem Vater und nach dem Kadettenkorps – entlarven können.
Aber er war nicht im geringsten misstrauisch. Dass ich dem Starosten nicht gesagt hatte, wer ich war, verstand er sehr wohl; außerdem strömten ja jetzt aus ganz Russland die Zöglinge des Kadettenkorps scharenweise an den Don.
“Du hast bestimmt Hunger und willst was essen, nicht wahr? Pachomow!” rief er einem Soldaten zu, der gerade den Samowar angeblasen hatte. “Was kannst du uns anbieten?”
“Ein Hühnchen, Euer Gnaden. Der Samowar kocht auch gleich … und die Frau vom Popen hat eben den Teig aus dem Ofen genommen. Die Pfannkuchen sind bald soweit.”
“Ein Hühnchen! Was sollen wir zwei mit einem Hühnchen? Da muss noch was dazu.”
“Ich hab noch Schmalz mit Grieben, Euer Gnaden, das kann man mit den Pasteten von gestern warm machen.”
“Also dann Pasteten und Hühnchen, aber ein bisschen rasch!”
In diesem Augenblick schrillte im Zimmer nebenan das Telefon.
“Euer Gnaden, Rittmeister Schwarz bittet Sie ans Telefon.”
Mit seiner selbstbewussten, ruhigen, tiefen Stimme gab der Hauptmann dem Rittmeister Schwarz seine Anweisungen.
Als er den Hörer aufgelegt hatte, fragte ihn ein anderer Offizier: “Hat Schwarz etwas Neues von Begitschew gehört?”
“Bis jetzt nicht. Gestern sind zwei Rote auf dem Gutshof von Kustarewskaja gewesen, man hat sie aber nicht gekriegt. Doch – was ich noch sagen wollte… Schreiben Sie eine Meldung, Viktor Iljitsch: Die Abteilung Schebalow will versuchen, an Oberst Shicharew vorbei in das Hauptoperationsgebiet der Roten vorzustoßen. Schwarz hat das von seinen Agenten erfahren. Wir müssen das verhindern, Schebalow darf sich nicht mit Begitschew vereinigen… So, junger Mann, jetzt gehen wir frühstücken. Essen Sie und ruhen Sie sich aus; dann werden wir sehen, wie und wo wir Sie unterbringen.”
Wir hatten kaum Platz genommen, als uns der Bursche schon eine Schüssel mit dampfenden Pastetchen und dem Huhn dazu auftischte. Das Huhn war fast so groß wie ein ausgewachsener Hahn. Daneben stellte er eine Pfanne mit brutzelnden Grieben. Schon griff meine Hand nach dem hölzernen Löffel – wie gut meinte es doch das Schicksal mit mir! –‚ da klang vom Tor her Stimmengewirr und lautes Schimpfen.
“Euer Gnaden, da bringen sie einen Roten mit einem Gewehr”, sagte der Bursche, als er zurückkam. “Den haben sie in den Wiesen von Sabeljonoje geschnappt. Zwei von unseren MG-Schützen wollten Heu machen, dabei haben sie ihn gefunden; er schlief und hatte das Gewehr und eine Handgranate neben sich liegen. Na, und da sind sie drauf und haben ihn gefesselt. Befehlen Euer Gnaden, dass er hier hergebracht wird?”
“Sollen ihn bringen … aber nicht hier rein. Sollen nebenan warten, bis ich gefrühstückt habe.”
Der Boden dröhnte von schweren Schritten, Gewehrkolben schlugen rasselnd auf.
“Hierher!” brüllte eine Stimme hinter der Wand. “Setz dich auf die Bank da und nimm die Mütze ab, siehst wohl nicht, hier hängen doch Heiligenbilder!”
“Mach mir mal erst die Hände los, dann kannst du brüllen, soviel du willst!”
Ich saß da mit offenem Mund, der Bissen fiel in die Schüssel zurück. Ich hatte den Gefangenen an der Stimme erkannt – es war Tschubuk.
“Was ist los, hast du dich verbrannt?” fragte der Hauptmann. “Brauchst dich nicht so zu eilen. Iß nur in Ruhe.”
Wie mir zumute war, welche Qual ich litt und wie aufgeregt ich wurde, das kann mir keiner nachfühlen. Aber ich durfte nicht auffallen, musste heiter und gelassen erscheinen. Wie ein Lehmklumpen lag mir das Pastetchen im Mund. Es kostete mich größte Mühe, auch nur ein Stückchen davon hinunterzuschlingen. Der Hauptmann aber war fest überzeugt, dass ich sehr hungrig war. Schließlich hatte ich es ihm vor dem Frühstück ja selbst erzählt. So musste ich wider meinen Willen weiteressen. Schwerfällig mahlten meine Kiefer, mechanisch spießte ich die fettglänzenden Brocken auf die Gabel; mich peinigte das Gefühl meiner Schuld vor Tschubuk, ich war am Ende meiner Kraft. Gegen seine Warnung war ich baden gegangen. Ich war schuld daran, dass sie ihn gefangen nehmen konnten. Ich war schuld daran, dass mein bester Kamerad, der liebste von allen Menschen, im Schlaf überfallen und zum Stab unserer Feinde geschleppt worden war.
“Na, mein Lieber, du schläfst wohl?” Wie aus weiter Ferne drang die Stimme des Hauptmanns an mein Ohr. “Hält die Gabel im Mund und hat die Augen zu dabei! Geh und leg dich ins Heu, ruh dich aus. Pachomow, bring ihn mal rüber!”
Ich stand auf und ging zur Tür. Jetzt musste ich durch das Zimmer hindurch, wo die Telefonisten saßen, wo Tschubuk gefangen gehalten wurde.
Das war ein schwerer Augenblick.
Durch keine Bewegung, durch keinen Laut durfte Tschubuk mich verraten, und ich musste ihm zu verstehen geben, dass ich alles versuchen würde, ihn zu retten.
Tschubuk saß da mit tief gebeugtem Kopf. Ich hustete. Tschubuk blickte auf und schrak zurück.
Doch sofort hatte er sich wieder in der Gewalt, unterdrückte den Laut, der ihm auf die Lippen trat. Als wollte ich den Husten zurückhalten, legte ich die Hand vor den Mund. Aus der Art, wie Tschubuk die Augen zusammenkniff, seinen Blick von mir abwandte und zu dem Soldaten hinsah, der neben mir ging, erriet ich, dass er nichts begriffen hatte. Wahrscheinlich glaubte er, ich wäre auch gefangen und versuche nun, mich herauszureden. Sein ermutigender Blick sagte mir: “Halb so wild, nur keine Angst! Ich verrate dich nicht!”
“Hierher bitte”, der Offiziersbursche wies auf einen kleinen Heuschuppen neben der Wand des Hauses. “Drin ist Heu, und eine Decke liegt auch da. Machen Sie nur die Tür hinter sich zu, sonst kommen die Ferkel rein.”

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