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Upton Sinclair - Jimmie Higgins (1919)
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11. Kapitel:  Jimmie Higgins spürt den Krieg

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Der Krankenwagen traf ein, und die beiden Pfleger, die mitgekommen waren, brachten eine Trage herein und schafften den jungen Granitch weg. Jimmie öffnete die Fenster, damit der Äthergeruch abzog, und dann saßen er und Lizzie noch stundenlang auf und beredeten jede Einzelheit
der schrecklichen Szene, deren Zeuge sie geworden waren, und ergingen sich in Vermutungen, was das alles zu bedeuten hätte. Als Jimmie das Bündel Geldscheine, das ihm in die Hand gedrückt worden war, näher untersuchte, stellte er fest, dass es zehn waren, neu, unzerknüllt und schön gelb, und auf jedem stand die Zahl Zwanzig. Es war mehr Geld, als diese beiden bescheidenen kleinen Leute je gehabt hatten oder je zu haben erwarten durften. Es war im wörtlichen Sinne Blutgeld, fanden sie, aber es ließ sich schwer einsehen, wem es nützen würde, wenn sie es zurückwiesen. Zweifellos konnte das Geschehen dieser Nacht nicht mehr rückgängig gemacht werden - um all das Geld nicht, das der alte Granitch in seinen Stahlkammern angehäuft hatte.
Jimmie hielt den Mund, wie man es ihn geheißen hatte, und offenbar verriet niemand etwas über die Rolle, die er bei der Angelegenheit gespielt hatte - es kamen keine Reporter zu ihm heraus aufs Land, um ihn zu interviewen. Doch als er ein paar Abende später zu dem Laden an der Kreuzung ging, stellte er dort fest, dass alles in hellem Aufruhr war - kein Mensch redete von etwas anderem oder dachte an etwas anderes. Die Nachricht hatte tatsächlich per Telegraf in der ganzen Welt die Runde gemacht, und überall, wo die Leute sie lasen, schauderten sie vor Entsetzen, und die Sozialisten hatten ein Musterbeispiel dafür, wie sich übermäßiger Reichtum auf die Moral auswirkte. Es gab ein halbes Dutzend Versionen von der Geschichte, stellte Jimmie fest; einige erklärten, der erzürnte Ehemann habe den jungen Granitch bei sich zu Hause erwischt und einen Chirurgen dort hingeholt; andere, er habe ihn in ein Krankenhaus gebracht; wieder andere, die Operation sei in einem nahe gelegenen Haus an der Landstraße vollzogen worden. Aber keiner erwähnte das Pächterhaus auf John Cutters Farm, und Jimmie hüllte sich in den Stolz seines Besserwissens und ließ die Dauerkunden im Dorfladen schwatzen. Er ging jeden Abend hin, um neuen Klatsch zu erfahren, und zuerst hörte er, der alte Granitch wolle alle Verschwörer verhaften und ins Gefängnis werfen lassen, dann aber hieß es, der junge Lacey habe das Krankenhaus verlassen und sei verschwunden, niemand wisse, wohin. Und man erfuhr es auch niemals; niemals wieder erschien er, um die Streikenden in den Empirewerken zu verfluchen oder den Ballettmädchen auf der Großen Weißen Straße das Herz zu brechen! Das Haar seines harten alten Vaters wurde in wenigen Wochen grau, und während er fortfuhr, seine Verträge mit der russischen Regierung zu erfüllen, wussten doch alle Leute, dass Gram, Wut und Schande ihm das Herz zerrissen.
Jimmie und seine Frau hatten zahlreiche vertrauliche Beratungen wegen der Zwänzigdollarscheine. Was sollten sie mit ihrem Vermögen anfangen? Der „Worker", der ständig dringend Geld brauchte, gab gerade zu diesem Zeitpunkt Pfandbriefe in kleinen Werten heraus, und Jimmie konnte sich keine bessere Kapitalanlage denken als eine Arbeiterzeitung; aber Lizzie konnte leider nicht dazu gebracht werden, das einzusehen. Und dann blieb sein Auge an der Anzeige einer Ölfirma hängen, die in einer sozialistischen Zeitung abgedruckt war, was sie über jeden Verdacht erhaben machte. Aber wieder versperrte Lizzie den Weg. Sie bat ihren Luftschlösser bauenden Ehemann, das Geld ihr anzuvertrauen; sie argumentierte, dass die Hälfte davon ihr ja sowieso gehöre - denn hatte sie nicht ihr Teil dazu beigetragen, es zu verdienen? „Was für ein Teil?" fragte Jimmie, und sie antwortete, sie habe den Mund gehalten - und hätte er vielleicht mehr getan?
Elisa Betuser wollte diesen Schatz haben als Sicherheit für die Kinder, falls ihr Propagandistenvater in was auch immer für Schwierigkeiten geriete. Und schließlich gab der Propagandistenvater nach, und die Frau ging daran, das Geld auf die uralte Weise ihres Geschlechts zu verwahren. Sie nahm die zehn unzerknüllten Banknoten, nähte sie in ein Stück Stoff ein, wickelte den Stoff um den Knöchel ihres rechten Beines, nähte es dort zusammen und zog ihren Strumpf darüber, damit man ihn nicht sah. Und diese Apparatur würde dort bleiben - Tag und Nacht, Winter und Sommer, sie würde sich nie von ihrer Besitzerin trennen. Lizzie würde eine wandelnde Bank sein, eine Bank, von der sie wusste, dass sie vor Börsenpaniken und Krisen geschützt war; das Gefühl der zweihundert Dollar um ihren Knöchel würde sich jedem Körperteil Lizzies mitteilen - würde ihr Herz wärmen, ihren Kopf erfreuen, ihre Leber und ihre Verdauung anregen.

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Und bald ließen die Zufälle des Lebens Jimmie froh sein über die der weiblichen Natur angeborene konservative Einstellung. Die gigantische britische Offensive erstickte an der Somme in Schlamm und Blut, und die russische Offensive brach vor Lemberg zusammen; und inzwischen verstaute John Cutter seine Äpfel tonnenweise im Keller, wurde mit dem Schälen des Rests seiner Maisernte fertig und fuhr seine Ladung Kürbisse auf den Markt; und dann teilte er eines Sonnabendabends, nachdem die Kühe, nass und dampfend vom Novemberregen, herein getrieben worden waren, seinem Lohnarbeiter mit, dass er nach Ablauf dieses Monats seine Dienste nicht mehr benötige, dass er sich Hilfe nicht länger leisten könne. Jimmie starrte ihn fassungslos an - denn er hatte angenommen, er habe einen Dauerjob, da er die Arbeit gelernt und nie ernste Klagen gehört hatte.
„Aber", erklärte Cutter, „die Arbeit ist doch gemacht. Erwarten Sie von mir, dass ich Sie bezahle, damit Sie herumsitzen können? Natürlich werde ich Sie nächstes Frühjahr gern wiedernehmen."
„Und was soll ich in der Zwischenzeit machen?" funkelte Jimmie ihn an, und sein ganzer Hass auf das schändliche Profitsystem wallte in seinem Herzen auf. So viel Nahrung hatte er erzeugen und speichern helfen - und nicht ein Pfund davon war sein! „Hören Sie", meinte er, „ich weiß, was Sie brauchen! So 'ne Art dressierten Bär, der den ganzen Sommer arbeitet und danach seinen Winterschlaf hält und nichts frisst!"
Der kleine Sozialist war um so wütender, als er wusste, dass sein Boss gerade einen Glückstreffer gezogen hatte - man legte bei der Bahn ein Anschlussgleis zu dem großen Sprengstoffwerk, das draußen auf dem Lande errichtet wurde, und Cutter hatte für einen schmalen Streifen Land, der nichts weiter war als ein Stück Wald, einen Kaufpreis in Höhe seiner Hypothek bekommen. Jimmie war dabei gewesen, als der Handel zustande kam, und hatte ein förderliches Wort eingeworfen über den Wert des „Nutzholzes", doch jetzt hatte er keinen Teil an dem Handel. Er musste zufrieden sein mit dem Angebot, das Pächterhaus für fünf
Dollar im Monat den Winter über zu behalten, und mit einem Job bei der Eisenbahn als Gleisbettbauer. Es kamen Regen, Schnee und Stürme, doch den Bau der Eisenbahn konnte nichts aufhalten. Der lief im Dreischichtbetrieb Tag und Nacht, denn die halbe Welt schrie nach den Mitteln, sich in die Luft zu jagen, und die andere Hälfte musste wie der Teufel arbeiten, um diese Mittel zu beschaffen. So jedenfalls stellte sich die Sache Jimmie Higgins dar, der die Art, wie dieser Teufelskrieg ihn überallhin verfolgte, als persönliche Beleidigung auffasste. Er war vor ihm aufs Land geflohen, hatte seine kleine Familie zu einem Pächterhaus auf einer abgelegenen, armseligen Farm gebracht, die mehrere Meilen von der nächsten Stadt entfernt war; aber dann kreuzte da plötzlich ein Arbeitstrupp von Makkaronis mit Picken und Schaufeln auf. Den Hühnerstall, in dem Lizzie ihre elf Hühner und einen Hahn hielt, und den Schweinestall, in dem ein kleines Schwein gierig die Küchenabfälle verschlang, hoben sie einfach hoch und setzten sie beiseite, und zwei Tage später kam eine Riesendampfmaschine auf einem Gleis heran gekrochen, nahm Schienen und Schwellen von einem Wagen hinter sich auf, schwenkte sie herum, legte sie vor sich nieder und rollte dann weiter über das Gleis, das sie selber gelegt hatte. So wanderte die Eisenbahn im buchstäblichen Sinn hinaus aufs Land, und es dauerte nicht lange, da kamen ganze Zugladungen von Zement und Sand und Wellblechwänden und Dächern an Familie Higgins' Hintertür vorbeigerattert und -gepoltert. Tag und Nacht ging das so, und sie wussten, dass ein bisschen weiter auf einem Stück buschbewachsenem Ödland von zwei Meilen im Quadrat Straßen und Schienenwege angelegt und in großen Abständen voneinander kleine kompakte Häuschen errichtet wurden. Noch ein paar Monate, und die verängstigte Familie würde nachts wach liegen und lauschen, wie die Züge vorbeidonnerten, die aus der Sprengstofffabrik kamen und bis oben mit Trinitrotoluol und dergleichen zungenbrecherischen Werkzeugen des Mordes und der Vernichtung beladen waren. Und dies war nun das Schicksal, das der Kapitalismus einem glühenden Antimilitaristen, einem Propagandisten der internationalen Brüderlichkeit bescherte!

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Jimmie Higgins ging ab und zu in die Ortsgruppe, um seine Beiträge zu bezahlen und sein Herz an pazifistischen Reden zu erquicken. Unmittelbar vor Weihnachten schrieb der Präsident der Vereinigten Staaten einen Brief an alle kriegfrührenden Nationen und beschwor sie, den Kampf zu beenden; er gab zu verstehen, dass die kriegführenden Länder in bezug auf Schlechtigkeit einander nicht nachständen, und erklärte ausdrücklich, dass Amerika mit ihrem Streit nichts zu tun habe. Darüber empfanden die Mitglieder der Ortsgruppe Leesville der Sozialistischen Partei natürlich außerordentliche Genugtuung; genau das sagten sie ja seit zwei Jahren und vier Monaten! Dass ein kapitalistischer Präsident mit ihnen konform gehen würde, hatten sie sich nie träumen lassen, aber als der Fall eintrat, nutzten sie ihn weidlich aus; sie verlangten, dass der kapitalistische Präsident noch weiter gehen, dass er seinen Worten Taten folgen lassen solle. Wenn die einander bekriegenden Nationen keinen Frieden schließen wollten, sollte Amerika wenigstens seine Hände in Unschuld waschen, indem es ein Embargo verhängte und sich weigerte, sie mit den Mitteln der Selbstvernichtung auszurüsten!
Aber aus irgendeinem für Jimmie Higgins unerfindlichen Grund wollte der kapitalistische Präsident diesen nächsten Schritt nicht tun, und die Zeit verging, und Ende Januar schlug der Blitz ein in Gestalt einer Erklärung der deutschen Regierung, dass sie mit Wirkung vom folgenden Tage ihre Zustimmung, Schiffe zu überprüfen und zu durchsuchen, zurücknehme und gegen alle Fahrzeuge, die in verbotenen Zonen angetroffen würden, Krieg bis zum äußersten führen werde. Jimmie ging ein paar Tage danach zu einer Zusammenkunft der Ortsgruppe und fand die Versammlung brodelnd vor Erregung. Der Präsident war an jenem Tag vor den Kongress getreten und hatte eine Rede gehalten, die zum Krieg aufrief, und die Deutschen und Österreicher in der Ortsgruppe tobten vor Empörung, schüttelten die Fäuste und ereiferten sich über das unglaubliche Verbrechen eines Angriffs auf das „Vaterland". Soeben war eine neue Nummer des „Worker" erschienen, voll bitterer Proteste, und die Deutschen und die Pazifisten wollten die
Ortsgruppe zur Propagierung eines landesweiten Generalstreiks der Arbeiterschaft verpflichten. Die Straßenversammlungen waren wieder aufgenommen worden - denn natürlich hatte die Polizei, nachdem der Streik in den Empirewerken beigelegt worden war, keinen Vorwand mehr, sie zu verhindern. Die Extremisten wollten jetzt Antikriegsredner an jede Ecke postiert und Antikriegsflugblätter unter jede Tür geschoben haben; sie waren bereit, für diese Tätigkeiten das Geld aufzubringen und ihre Zeit zu opfern.
Rechtsanwalt Norwood erhob sich und ließ die Spaltung sichtbar werden, die nun in der Partei voll ausgebildet war. Wenn sich die Vereinigten Staaten diese unverschämte Erklärung der deutschen Regierung gefallen ließen, dann hieße das alles in Gefahr bringen, was einem Freund der Freiheit teuer sei. Es würde bedeuten, dass England durch Aushungern zum Ausscheiden aus dem Krieg gezwungen und dass die britische Seemacht zerschlagen werden würde - jene britische Seemacht, die die Grundlage bilde für jede freie Regierung auf der Welt. Norwood kam nicht weiter infolge des Sturms von Hohn und Spott, der sich gegen ihn erhob. „Freiheit in Irland!" schrie Genossin Mary Allen. „Und in Indien! Und in Ägypten!" brüllte Genosse Koeln, der Glasbläser, dessen mächtige Lungen sich zwanzig Jahre lang auf diesen kritischen Augenblick vorbereitet hatten. Es war schwer, dem Gelächter ein Ende zu machen - es schien so komisch, dass ein Mann, der sich Sozialist nannte, britische Schlachtschiffe verteidigte! Doch Genosse Gerrity, der Vorsitzende, klopfte mit seinem Hammer und drang darauf, dass die Versammlung fair bleiben solle; jeder Redner solle angehört werden, wenn er an der Reihe sei. So fuhr Genosse Norwood fort. Er sehe ein, dass keine Regierung der Welt perfekt sei, aber einige seien eben besser als andere, und es sei eine historische Tatsache, ob sie es nun zugeben wollten oder nicht, dass eine solche Freiheit, wie sie auf der Welt bereits erreicht worden sei - in England und Kanada und Australien und Neuseeland und den Vereinigten Staaten -, unter dem Schutz der britischen Schlachtschiffe gestanden habe. Wenn diese Schlachtschiffe untergingen, so würde das bedeuten, dass jeder einzelne dieser freien Staaten anfinge, sich eine Militärmacht aufzubauen, die um vieles stärker wäre als die, die er jetzt habe. Wenn die Vereinigten Staaten in der gegenwärtigen Krise die überkommenen Bräuche im Seehandel nicht hochhielten, so könne das nur eins und nichts anderes bedeuten -dass Amerika die nächsten dreißig Jahre damit zu tun haben würde, seine Kräfte der Vorbereitung eines Kampfes auf Leben und Tod mit dem deutschen Imperialismus zu widmen. Wenn wir nicht später kämpfen wollen, dann müssen wir jetzt kämpfen ...
„Na gut, dann kämpf du doch!" rief Genosse Schneider, der Brauer, und sein rotes Gesicht war röter als je zuvor in der Geschichte der Ortsgruppe Leesville. „Ich werde allerdings kämpfen", antwortete der junge Anwalt. „Dies ist meine letzte Rede hier oder sonstwo - morgen fahre ich ab in ein Offiziersausbildungslager. Ich bin hergekommen, um meine Pflicht zu tun, um euch Genossen zu warnen - wenn ich auch weiß, dass es keinen Zweck hat. Die Zeit für Debatten ist vorbei - das Land tritt in den Krieg ein ..."
„Ich trete nicht in den Krieg ein!" brüllte Schneider. „Nimm dich in acht", antwortete der andere. „Kann sein, du bist mittendrin, ehe du dich's versiehst." Und der große Brauer lachte, dass die Wände wackelten. „Ich möchte mal sehen, wie die mich dazu kriegen wollen! Für die britische Seemacht kämpfen! Ha! Ha! Ha!"

4

Es war eine stürmische Rede, die der junge Norwood hielt, aber er hielt durch bis zum Ende, damit er, wie er sagte, ein reines Gewissen haben könne, damit er sicher sein könne, alles getan zu haben, was in seiner Macht stehe, um die Bewegung vor ihrem schwersten Fehler zu bewahren. Er warnte sie - die Wut im Lande sei im Steigen, man könne sie Stunde um Stunde steigen sehen, und was man in der Vergangenheit geduldet habe, würde man nun nicht mehr länger dulden. Die Demokratie würde ihr Leben schützen - sie würde zeigen, dass sie in einer Krise ebenso stark sei wie der Militarismus...
„Ja, und um das zu erreichen, sich selbst in Militarismus verwandeln!" rief Genossin Mary Allen. Die Quäkerin war völlig außer sich; mehr noch als die Deutschen sah sie in dem, was vorging, die Verletzung ihrer heiligsten Überzeugungen.
Amerika, ihr Vaterland, wollte also in den Krieg ziehen, schickte sich an, seine Reichtümer für ein Massengemetzel unter den Menschen einzusetzen! Genossin Marys dünnes Gesicht war weiß; ihre Lippen waren schmal vor Entschlossenheit, doch ihre Gefühle verrieten sich durch das Beben ihrer Nasenflügel. Und was hielt sie für eine Rede! Solche Sturzbäche von wildem Hass für die Sache der allumfassenden Liebe! Genossin Mary zitierte einen sozialistisches Schriftsteller, der gesagt habe, dass, genau wie die Gladiatorenkämpfe erst aufgehört hätten, als christliche Mönche bereit gewesen seien, sich in die Arena zu werfen, der Krieg erst aufhören würde, wenn die Sozialisten bereit wären, sich unter die Hufe der Kavallerie zu werfen. Und in dieser nicht mehr jungen Quäkerin sah man zumindest einen Sozialisten vor sich, der bereit war, noch am selben Abend hinzugehen und sich unter die Hufe der Kavallerie oder den Infanterie oder Artillerie oder sogar eines Polizeiautos zu werfen.
Und diese Stimmung teilte die Versammlung insgesamt Wenn Amerika in den europäischen Kampf eintrat, dann nur, weil die sozialistische Organisation ihre Protestmittel erfolglos verpufft hätte. Sie würden Kundgebungen ansetzen, sie würden Literatur verteilen, sie würden ihre Überzeugungen auf der Straße verkünden und in den Läden und überall, wo sie an die Menschen herankamen. Sie wollten nichts zu schaffen haben mit diesem niederträchtigen Kampf, weder jetzt noch später; sie würden auch zukünftig, wie in der Vergangenheit, die kapitalistischen Politiker brandmarken und bloßstellen, desgleichen die kapitalistischen Zeitungen, die schuld am Krieg seien und daran reich würden. Und genauso stark wie diese ihre Gefühle würden ihre Erbitterung und ihre Verachtung gegenüber den wenigen Abtrünnigen sein, die in dieser kritischen Stunde, dieser Probe für Mannesmut und Lauterkeit, die Bewegung im Stich ließen und sich freiwillig in Offiziersausbildungslager meldeten!
So trug Jimmie, als er in dieser Nacht nach Hause ging,
einen Armvoll revolutionärer Schriften bei sich, die er in der Mittagsstunde unter den Arbeitern des Bautrupps zu erteilen begann, der jetzt innerhalb des Geländes der Sprengstofffabrik tätig war. Natürlich wurde er im Verlauf des Nachmittags zu seinem Boss beordert und entlassen; sie brachten ihn bis an die Grenze des Fabrikgeländes und sagten ihm, wenn er sich je wieder blicken ließe, würden sie ohne Warnung auf ihn schießen. Abends ging er dann hinauf zum Laden an der Kreuzung, versuchte dort seine Literatur an den Mann zu bringen, und geriet, in Streit mit ein paar Crackerkisten-Dauerkunden; der eine sprang auf, schüttelte seine Faust vor Jimmies Nase und schrie: „Mach, dass du wegkommst, du dreckige kleine Laus! Wenn du nicht aufhörst mit deinem Verrätergesabber, kommen wir eine Nacht runter und machen dir mit 'ner Eisenstange Beine!"

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