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William Dudley Haywood - Unter Cowboys und Kumpels (1930)
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Neuntes Kapitel
In den Schmelztiegeln von Colorado

Der Miliz von Colorado gehörten vornehmlich Handelsangestellte, Geschäftsleute und Rechtsanwälte an, die in „Friedenszeiten" die Organisation als den geeigneten Rahmen für die Veranstaltung von Tanzfesten, Boxkämpfen und anderen Vergnügungen betrachteten. Die meisten Handelsangestellten waren Mitglieder von Max Morris' Gewerkschaft. Max war Mitglied des Exekutivausschusses der AFL, und der Verband, dessen Sekretär er spielte, war eine künstlich gezüchtete Organisation, die einzig zu dem Zweck existierte, Max den Genuss der Einkünfte aus seiner offiziellen Position zu ermöglichen. Er war ein persönlicher Freund von Sam Gompers, der häufig angegriffen wurde, weil er zuließ, dass einige hundert Handelsangestellte einen eigenen Vertreter im Exekutivausschuss der AFL hatten. Viele dieser so genannten Gewerkschafter trieben sich in Cripple Creek, Telluride und Trinidad herum und leisteten dort für den Bürgerbund schmutzige Arbeit.
Der lange Kampf in Cripple Creek zwang die Miliz, besondere Prämien für Ersatzleute anzubieten, da ein Teil der Mitglieder, die schon zu lange von ihrer Berufsarbeit abgehalten wurden, nicht mehr bleiben wollte. Die Miliz wurde mit Raufbolden aus den Elendsvierteln von Denver, Chicago und anderen Städten aufgefüllt. General Sherman Bell ließ drei Führerinnen unserer Frauenhilfsorganisationen verhaften, Margaret Hooten aus Anaconda, Estelle Nicholls aus Cripple Creek und Mrs. Morrison aus Victor. Sie wurden den Generalen vorgeführt, die ihnen eröffneten, dass sie „sich anständig benehmen sollten", sonst würden sie in den „Bullenstall" gesteckt. Auf ihre Frage, was unter „anständigem Benehmen" gemeint sei, erhielten sie keine Antwort und wurden freigelassen.
Dann erließ Bell eine Verordnung, dass alle Waffen im Bezirk zu registrieren seien. Ihr wurde nicht nachgekommen, da die meisten Arbeiter nicht die Absicht hatten, ihre Waffen abzuliefern oder sie auch nur bei den Militärbehörden zu registrieren. General Engley, der Bürgerkriegs-Veteran und Rechtsanwalt der Föderation, spazierte ostentativ mit seinem geschulterten Gewehr
durch die Straßen. John Glover, ein anderer Rechtsanwalt, erklärte in einem offenen Brief, dass er zwei nicht registrierte Gewehre besitze, und wenn die Miliz sie haben wolle, so müsse sie sich dieselben in seinem Büro holen. Hierauf erschien tatsächlich eine Abteilung Soldaten in seinem Büro. Zuerst versuchte er, sie sich vom Leibe zu halten, dann, als er sah, dass sie ihn festnehmen wollten, begann er zu schießen. Die Soldaten erwiderten mit einer Salve von fünfundzwanzig oder mehr Schüssen, von denen einer Glover in den Arm traf. Schließlich ergab er sich und wurde ins Gefängnis gesteckt. Bevor sie ihn freiließen, zwangen sie ihn zu dem Versprechen, der Presse kein Interview über den Vorfall zu geben. Eines Nachts schickte General Bell, um sich der Extrabelohnung würdig zu erweisen, eine Abteilung Soldaten in die Redaktion des „Victor Record", der damals die offiziellen Erklärungen der Bergarbeiterföderation ver­öffentlichte. Die Miliz verhaftete den ganzen Redaktionsstab und schleppte ihn sofort in den „Bullenstall". Emma Langdon, die Frau eines der Maschinensetzer, selbst Buchdruckerin, brachte in dieser Nacht die Zeitung mit der flammenden Überschrift heraus: „Leicht angeschlagen, aber immer noch im Ring." General Sherman Bell, der Wilhelm II. mit seinem Gottesgnadentum um mehrere Jahre zuvorkam, verkündete der Bevölkerung von Cripple Creek und der Welt im allgemeinen, dass „niemand außer ihm, Gott und dem Gouverneur Peabody wisse, was geschehen werde". Er teilte mit, er werde „keine weiteren Anweisungen von den Zivilbehörden entgegennehmen, es sei denn auf besondere Anweisung von Gouverneur Peabody".
General Tom McClellan tat den bis zum heutigen Tage „berühmten" Ausspruch: „Zur Hölle mit der Verfassung!
Wir richten uns nicht nach der Verfassung, wir befolgen die Befehle des Gouverneurs Peabody." Das war eine so auffallende Erklärung aus dem Munde eines Generals der Miliz, dass ich sie als Schlagzeile für ein Flugblatt verwendete und darunter einige Sätze aus der Verfassung abdruckte, die von den Soldaten und Behörden von Colorado verletzt worden waren. Die Streikenden befestigten die Zettel des Nachts an Anschlagbrettern, Telegrafenstangen und anderen Stellen, von wo sie allerdings am nächsten Tag auf Befehl des Generals Bell von den Soldaten wieder abgekratzt wurden. Ungefähr zu dieser Zeit setzte der Bürgerbund durch, dass uns die Büroräume im Gebäude der Bergwerksbörse gekündigt wurden. Das wäre vielleicht schon früher geschehen, wenn wir nicht die Miete immer für ein Jahr im voraus bezahlt hätten. Wir übersiedelten nun in das nur einen Häuserblock entfernt gelegene Gebäude der Pioniere.
Eines Abends saß ich zu Hause über einem Blatt Papier bei der Arbeit. Meiner Frau antwortete ich auf die Frage, was ich täte: „Ich mache Peabody wieder etwas zu schaffen", und zwar war ich bei dem Entwurf des später sehr bekannt gewordenen Flugblattes mit der „verunglimpften Flagge". In rohen Umrissen hatte ich das Bild der Flagge der Vereinigten Staaten gezeichnet, mit der Überschrift: „Liegt Colorado in Amerika?" Außerdem trug jeder Streifen des Sternenbanners eine Inschrift:
In Colorado herrscht das Standrecht. In Colorado ist die Unverletzlichkeit der Person abgeschafft.
In Colorado wurde die Pressefreiheit erdrosselt. In Colorado sperrt man Gewerkschafter in den „Bullenstall".
In Colorado gibt es keine Redefreiheit.
In Colorado missachten Soldaten die Gerichte.
In Colorado wüten Massenverhaftungen ohne Haftbefehl.
In Colorado werden Gewerkschafter von Haus und Familie verbannt.
In Colorado ist das verfassungsmäßige Recht des Waffentragens in Frage gestellt.
In Colorado korrumpieren und beherrschen die Unternehmerverbände die Behörden.
In Colorado ist das Recht auf eine gerechte, unparteiische
und schnelle Gerichtsverhandlung aufgehoben.
In Colorado greift der Bürgerbund zur Mob-Justiz und
Gewalt.
In Colorado steht die Miliz als Streikbrecher im Sold der Unternehmer.
Das Plakat zeigte außerdem ein Bild von Henry Maki, an den Flaggenstock angekettet. Die Fotografie stammte aus Telluride, wo er während des Streiks an eine Telegrafenstange gefesselt worden war. Unter dem Bild stand: „In Colorado, unter dem Schutz der amerikanischen Flagge", und unter der Flagge:  „Wenn das Sternenbanner entweiht wurde, so ist es durch den Gouverneur von Colorado geschehen. Die Streikenden kämpfen, um die Gesetze des Staates durchzusetzen und die Ketten zu brechen, die nicht nur Henry Maki fesseln, sondern die gesamte Arbeiterschaft." Darunter stand die Aufforderung, zum Fonds der Streikenden von Colorado beizutragen, mit Moyers und meiner Unterschrift. Die Vindicator-Grube wurde von der Miliz bewacht; trotzdem wurde eine Explosion in einer Tiefe von sechshundert Fuß, bei der ein Vorarbeiter und der Aufseher ums  Leben  kamen,  der  Bergarbeiterföderation den Westens zur Last gelegt. Die Leichenbeschauer waren
nicht in der Lage, auf Grund ihrer Untersuchung in der Grube und des beigebrachten Materials die genaue Ursache der Explosion festzustellen. Das angebliche Verbrechen wurde nichtsdestoweniger  Sherman Parker, Charles Kennedy, Bill Davis und Tom Foster zugeschrieben. Sie wurden verhaftet, aber der Staatsanwalt des Bezirks hob das Verfahren wegen Mangels an Beweisen auf. Die Verfolgung dieser Männer wurde zum allgemeinen Tagesgespräch im Bezirk. Man hatte sie verhaftet, freigelassen und wieder verhaftet; sie wurden fast jedes Verbrechens beschuldigt, das sich in den Annalen der Verbrechen finden lässt, aber keinem von ihnen konnte jemals auch nur das geringste Vergehen wirklich nachgewiesen werden. Parker, Davis und Foster waren schließlich nach Erlegung einer hohen Bürgschaft auf freien Fuß gesetzt worden. Da sich keine der früheren Beschuldigungen als stichhaltig erwiesen hatte, wurde nun eine schwere Anklage gegen sie fabriziert. Damals war ein bestimmtes Kosthaus in Cripple Creek das Stelldichein der Revolverhelden und Spitzel des Bürgerbundes. Dort pflegten sie ihre verbrecherischen Pläne auszuhecken. Ohne Zweifel war das auch der Ort, wo Sterling und Scott mit Beckman, dem Detektiv der Thiel-Agentur, und McKinney, einem Polizeispitzel und Zuhälter, die Einzelheiten des Planes eines Attentats auf einen Eisenbahnzug besprachen, das Parker, Foster und Davis zur Last gelegt werden sollte. Scott hatte bereits durch einen Lokomotivführer namens Rush die gefährlichste Stelle für ein Eisenbahnattentat ausfindig gemacht. Rush erklärte ihm, man brauche nur eine Schiene auf der hohen Brücke zu lockern, dann müsse der Zug drei- bis vierhundert Fuß tief vom Eisenbahndamm stürzen, und alle Passagiere würden entweder getötet oder verletzt.
Von Scott entsprechend instruiert, brachte Rush in der für das Attentat vorgesehenen Nacht an einer vorher bezeichneten Stelle in der Nähe der hohen Brücke seinen Zug zum Stehen und führte den Heizer und andere Personen auf die Strecke, wo sie feststellten, dass die Bolzen herausgezogen worden waren und sich eine Schiene gelockert hatte. Hätte er versucht, seinen Zug über diese Stelle zu fahren, so wäre es sicherlich zu einer Katastrophe gekommen, bei der zwei- bis dreihundert Menschen getötet oder verletzt worden wären. Auch Kennison, der Vorsitzende des Bergarbeiterverbandes von Victor, und viele andere Gewerkschafter befanden sich in dem Zug und wären unweigerlich ums Leben gekommen.
Sherman Parker, Bill Davis und Tom Foster wurden als die „Haupträdelsführer" dieses ungeheuerlichen Verbrechens verhaftet. In dem Prozess spielte McKinney den Kronzeugen der Staatsanwaltschaft. Er sagte zuerst aus, dass er das Verbrechen zusammen mit den Angeklagten begangen habe, jedoch nach einem strengen Kreuzverhör gab er zu, er habe seine Aussagen auf Veranlassung Sterlings und Scotts gemacht, die ihm tausend Dollar Bargeld und eine Fahrkarte an jeden behebigen Ort versprochen hatten. Für den Fall einer Verhaftung und Verurteilung hatten sie ihm Begnadigung durch den Gouverneur Peabody zugesichert.
Beckman gab zu, dass er für fünfhundert Dollar bereit gewesen war, zweihundert oder mehr Leute zu töten. Die Anwälte der Bergarbeiterföderation verlangten eine sofortige Verhaftung und forderten den Bezirksstaatsanwalt und seinen Stellvertreter auf, ihre Pflicht zu erfüllen. Aber dem Lockspitzel geschah nichts. Sterling und Scott traten ebenfalls als Zeugen auf; aber diese schleimigen Gesellen schoben, da ihr sauberer Plan nicht
gelungen war, alle Schuld auf ihre eigenen Kreaturen, Beckman und McKinney.
Der letzte Zeuge für die Staatsanwaltschaft war Rush, der Lokomotivführer; dieser bezeugte, dass Scott ihn gefragt habe, wo die schlimmste Stelle für einen Unfall sei, und dass er ihm angedeutet habe, man werde einen Versuch an dem bezeichneten Ort in der Nähe der hohen Brücke machen.
Ohne einen einzigen Entlastungszeugen aufzurufen, noch bevor die Angeklagten selbst ein Wort zu ihrer Entlastung oder die Anwälte der Bergarbeiterföderation ein Wort zur Verteidigung vorgebracht hatten, riet der Richter den Geschworenen, das Urteil „nicht schuldig" zu fällen.
Die Verfechter von „Ruhe und Ordnung", mit anderen Worten, die Leute in Seidenstrümpfen, waren zu den Gemeindewahlen in Denver außerordentlich geschäftig. Alle Damen vom Capitol Hill wechselten am Wahltag immer wieder ihre Kostüme, damit sie mehrere Male zur Abstimmung gehen konnten. Billy Green, der politische „Boss" des Bezirkes Green, hatte mit seinem Gehilfen, Cooney dem Fuchs, alle Hände voll zu tun, um festzustellen, wer mehr als eine Stimme für die Demokratische Partei abgegeben hatte. Zu seinem Bereich gehörten auch die Freudenhäuser auf der Market Street. Sogar dieser Stadtteil war von der Aristokratie des Capitol Hill überschwemmt. Der kleine Billy war in Verlegenheit. Er konnte die feingekleideten, angemalten und gepuderten Damen vom Capitol Hill nicht von den Strichmädchen des Bezirks mit den roten Laternen unterscheiden. Die Berichte aus den verschiedenen. Stadtbezirken liefen allmählich im Büro der Bergarbeiterföderation ein, wo wir am Wahltag ruhig an der Arbeit saßen. Dan Mac-Donald, der Vorsitzende der Amerikanischen Arbeiterunion, war gerade aus Butte eingetroffen. Er und Moyer unterhielten sich über die Wahlen. Einer von ihnen schlug vor, einige Wahllokale der benachbarten Bezirke zu besuchen, um zu sehen, was vor sich gehe. Ich steckte meinen 3,8kalibrigen Colt in die Tasche. Vom Büro aus gingen wir durch verschiedene Straßen, bemerkten aber nichts Ungewöhnliches. In der Champa Street schlüpften wir durch die Hintertür in ein Wirtshaus; alle Wirtshäuser sollten nämlich am Wahltag geschlossen bleiben. Mac und Moyer tranken ein Glas, ich kaufte mir eine Zigarre.
Beim Verlassen des Lokals begegneten wir einer Schar von Hilfssheriffs, die von einem jungen Mann, einem Neffen Felix O'Neills, des Hauptmanns der Polizei von Denver, angeführt wurde. Sie alle trugen das Sheriffabzeichen.
Moyer äußerte sarkastisch: „Hübsche Abzeichen!"
O'Neill erwiderte scharf: „Gefallen sie euch nicht?" Moyer erwiderte: „Doch, ich hätte wirklich gern eins für meinen Hund."
Kaum hatte er das gesagt, als ihm einer von den Leuten gerade zwischen die Augen schlug. Der Mann muss einen Schlagring gehabt haben. Moyer stürzte hin, er schlug mit dem Kopf auf die steinerne Schwelle und lag von Krämpfen geschüttelt da. Inzwischen hatte der Neffe des; Hauptmanns eine große sechsschüssige Pistole herausgezogen, ging auf MacDonald los und hieb diesem den Griff über die Stirn, dass ihm die Kopfhaut drei Zoll breit aufgerissen wurde. Mac fiel hin und brach dabei den Arm. Ich schlug den jungen Burschen zurück und machte mich dann über die ganze Bande her. Ich hatte keine Zeit, daran zu denken, wie verzweifelt meine Lage war. Ich kämpfte um mein Leben. Einer von ihnen schlug mir
mit einem Revolver über den Schädel. Ich ratschte vom Bürgersteig hinunter, sank in die Knie und zog meinen Revolver. Der Neffe des Hauptmanns stürzte sich auf mich, um mir einen zweiten Schlag zu versetzen; ich schoss dreimal hintereinander auf ihn. Er taumelte zurück und machte eiligst kehrt. Ich rappelte mich wieder auf, und die Hilfssheriffs rannten Hals über Kopf davon, O'Neill hinter ihnen drein, den Revolver in der Luft schwingend und schreiend wie ein Comanche-Indianer. Ich konnte nicht weiterschießen, da der gegenüberliegende Bürgersteig schon voller Leute war. Ein Polizist lief herzu; auch er, wie die anderen alle, kannte mich. „Ich werde dich auf die Wache bringen müssen, Bill", sagte er.
„Schön", erwiderte ich und bestieg den Streifenwagen, der inzwischen angefahren war. Mittlerweile war auch die Ambulanz eingetroffen und brachte MacDonald und
Moyer ins Krankenhaus. Auf der Wache wurde zu Protokoll genommen, dass ich der Körperverletzung und des Mordversuchs verdächtig sei; ich wurde in eine Zelle gesteckt, einige Minuten später jedoch wieder herausgeführt, um mir vom Arzt den Kopf verbinden zu lassen. Der junge Jim, der Neffe des Hauptmanns, war auch gerade auf der Wache eingeliefert worden. Man sagte mir, dass er übel zugerichtet sei. Ich bat den Doktor, ihn zuerst vorzunehmen, da ich selbst nicht ernstlich verletzt war. Meine drei Kugeln hatten ihn in den linken Arm getroffen, so dass er für immer verkrüppelt blieb. Zwei Kugeln waren im Knochen stecken geblieben, sonst hätten sie ihn wahrscheinlich getötet, da er den Arm vor sich hielt, als ich auf ihn schoss. Der Arzt meinte, während er meine Kopfwunde vernähte, ich könne von Glück sagen, dass es nicht schlimmer ausgefallen sei.
„Ich bedaure, dass ich ihn so übel zugerichtet habe", erwiderte ich, „aber von jetzt ab werde ich einen stärkeren Revolver tragen."
Kurze Zeit danach erschienen Coates und Pettibone im Gefängnis, und ich wurde freigelassen. Ich trollte mich heim, um der Familie diese Begebenheiten eines ruhigen Wahltages zu erzählen. Die Behörden kamen nicht weiter auf diesen Zwischenfall zurück. Anfang Januar 1904 erließ General Sherman Bell eine Verordnung gegen Landstreicherei. Diese sollte sich gegen alle beschäftigungslosen Personen im Bezirk wenden; damit waren natürlich in erster Linie die streikenden Bergarbeiter gemeint. Wir erließen daraufhin von der Zentrale aus sofort folgende Bekanntmachung:
An alle Mitglieder der Bergarbeiterföderation des Westens im Bezirk Cripple Creek. Die Gerichte haben wiederholt entschieden, dass Mitglieder der organisierten Arbeiterbewegung keine Landstreicher sind. Behaltet eure Gewerkschaftskarten und lasst euch nicht aus eurem Hause verjagen. Den gewerkschaftlich organisierten Arbeitern, die mit Waffengewalt gezwungen werden, die Heimat zu verlassen, raten wir, sofort in den Bezirk Cripple Creek zurückzukehren. Die Bergarbeiterföderation des Westens wird für die Familien aller streikenden Bergarbeiter sorgen.
Charles H. Moyer, Präsident
Wm. D. Haywood, Sekretär und Hauptkassierer
Der Bürgerbund versuchte noch einmal, der Föderation ein Verbrechen anzuhängen. In der Independence-Grube hatte sich eine furchtbare Katastrophe ereignet. Sie war durch die Unachtsamkeit eines gewissen Frank Gillese, eines als Maschinisten arbeitenden Streikbrechers aus
Coeur d'Alene, verursacht worden. Er fuhr 2.30 Uhr morgens eine Schicht mit dem Aufzug aus der Grube heraus und ließ den Förderkorb aus irgendeinem unerklärlichen Grund über den Boden des Schachthauses hinaus in das Rad des Aufzuges hineinfahren, wodurch sich das Seil lockerte und vom Rad abrutschte. Der Förderkorb sauste darauf hemmungslos in den Schacht zurück. Ein Mann wurde auf den Boden des Schachthauses hinausgeschleudert, aber die übrigen fünfzehn fanden einen schrecklichen Tod. Bei dem Sturz in die Tiefe von elfhundert Fuß wurden die Arbeiter durch den Luftdruck aus dem Förderkorb hinausgeschleudert und an den Wänden des Schachtes vollkommen zermalmt. Erst vierundzwanzig Stunden nach der Katastrophe konnte man die Überreste der Leichen bergen. Dieses Unglück wurde wie jedes andere, das sich im Bezirk zugetragen hatte, der Föderation zur Last gelegt, obwohl die Independence-Grube ebenso wie vorher die Vindicator-Grube von Soldaten bewacht wurde und der Maschinist ein Streikbrecher war.
Die Leichenschaukommission stellte fest, dass die Gesellschaft die sonst üblichen Sicherheitsvorkehrungen vernachlässigt hatte. Es fehlte an Aufsichtspersonen, es gab keine Sicherungen, die Bremse der Aufzugmaschine war in Unordnung und unbrauchbar. Dieses Gutachten der Leichenbeschauer machte jeden Versuch, die Mitglieder der Bergarbeiterföderation mit dem schrecklichen Unglück in Verbindung zu bringen, unmöglich. Es fand aber keine Untersuchung gegen die Werkleitung statt, die nach dem Urteil der Leichenbeschauer nichts Geringeres als Mord begangen hatte.
Im Büro der Bergarbeiterföderation des Westens ließ sich des Öfteren ein Journalist sehen, um Informationen für seine Berichte über den Streik zu holen. Er schien
mit der Organisation zu sympathisieren. Gelegentlich zeigte er mir die Korrekturbogen des „Rotbuches", einer Broschüre, die von der Vereinigung der Grubenherren herausgegeben werden sollte und eine so genannte Liste der Verbrechen der Bergarbeiterföderation enthielt. Ich begann sofort mit der Vorbereitung einer Gegenschrift über die Verbrechen der Vereinigung der Grubenherren, die als „Grünbuch" erscheinen sollte. Wir beeilten uns mit der Redaktion, so dass die Broschüre in den Buchhandel kam, noch bevor das „Rotbuch" die Presse verlassen hatte.
Einer der Besitzer der Strong-Grube in Cripple Creek, Scott, war Senator für West-Virginia. An ihn wandten sich die Zechenbesitzer mit dem Verlangen, eine Erklärung im Senat der Vereinigten Staaten mit einem starken Angriff auf die Bergarbeiterföderation des Westens vorzubringen.
Die von Scott in der zweiten Sitzungsperiode des 58. Kongresses verlesene, von C. C. Hamlin gezeichnete Erklärung strotzte von verleumderischen Behauptungen über die Führer und Mitglieder der Föderation. Unter anderem wurde versucht, die Erfolge der Föderation einem Terror zuzuschreiben, der nicht vor Mordtaten, Brandstiftungen, Dynamitattentaten, Aufruhr, Körperverletzungen, Einschüchterungen, Drohungen und Beschimpfungen zurückschrecke. Zechenbesitzer, die den Angriffen der Föderation Widerstand leisteten, seien ihres Lebens und Eigentums nicht sicher. Dann hieß es: „Es ist also ersichtlich, dass die Bergarbeiterföderation des Westens bei allen diesen Streiks, nicht nur Zwang, Organisierung von Streikposten, Drohungen und Einschüchterungen angewandt, sondern auch zum Aufstand, zur Brandstiftung, zum Blutvergießen und zur Unruhestiftung Zuflucht genommen hat. In allen diesen Orten wurden auch in Zeiten scheinbarer äußerer Ruhe Angriffe, Einschüchterungen und Mordtaten verübt, um die Arbeiter zum Eintritt in die Föderation zu zwingen. Wo diese Organisation festen Fuß gefasst hat, kann es keine persönliche Freiheit geben ... Während der letzten Monate war der Bezirk Cripple Creek das Zentrum der von der Bergarbeiterföderation geschaffenen Unruhen, einmal, weil dort mehr Arbeitskräfte beschäftigt sind als in irgendeinem anderen Bergwerksgebiet des Staates, zum anderen, weil die Föderation ihn als einen ihrer Stützpunkte betrachtet und als den besten Ort, um einen entscheidenden Schlag zu führen..."
Auf diese Rede erwarteten die Grubenherren wahrscheinlich keine Erwiderung. Doch ich telegrafierte sofort dem Senator Patterson von Colorado und bat ihn, im Senat eine Erwiderung für uns abzugeben. Er erklärte sich bereit, und wir sandten ihm daraufhin eine Antwort von siebenundzwanzigtausend Worten zu. Mit einer einzigen Abänderung - es handelte sich um die Kennzeichnung eines mit Patterson befreundeten Unternehmers als Lügner, die von ihm gestrichen wurde - legte er das Schriftstück dem Senat vor und telegrafierte mir dann, ich solle die ganze Erklärung in der nächsten Sonntagsausgabe seiner Zeitung, den „Rocky Mountain News", veröffentlichen.
Der Artikel nahm mehr als sieben Zeitungsseiten ein. Die Grubenherren waren so wütend, dass sie sich am liebsten selber in den Nacken gebissen hätten, als sie unsere vom Senator Patterson eingebrachte Erklärung lasen, in der wir die Regierung der Vereinigten Staaten zu einer Untersuchung der Streiks in Colorado aufforderten und uns erboten, sie dabei auf jede mögliche Weise zu unterstützen.
Aus der Eingabe des Senators Patterson an den Senat, die unsere Erwiderung an die Zechenbesitzer enthielt, stellten wir unser „Grünbuch" als Antwort auf das bereits erwähnte „Rotbuch" der Grubenherren zusammen. Im folgenden seien einige Beschuldigungen der Grubenherren gegen uns und Auszüge unserer Antworten aus dem Senatsdokument, wie sie im „Grünbuch" erschienen, wiedergegeben:
„Die Grubenherren behaupteten: dass eine große Zahl von Verbrechern und gesetzesscheuen Elementen von der Bergarbeiterföderation des Westens aufgenommen, unterstützt und beherbergt wurde... Die Bergarbeiterföderation des Westens erwiderte: dass eine große Zahl von ehemaligen Zuchthäuslern, Spielern, Desperados und anderem Gesindel wissentlich von der Vereinigung der Grubenherren in Colorado und vom Bürgerbund in Cripple Creek, Telluride und anderen Orten dieses Staates als Hilfssheriffs, Wächter, Detektive usw. beschäftigt und bezahlt wurde und wird... Die Grubenherren behaupteten: dass die Funktionäre dieser Organisation (der Bergarbeiterföderation) und eine große Zahl der Mitglieder, wenn sie vielleicht auch nicht selbst Verbrechen begangen haben, für die sie belangt werden können, direkt und indirekt die Gesetzesverächter in ihren Reihen bei der Begehung von Verbrechen beraten oder ermutigen... Die Bergarbeiterföderation des Westens erwiderte: dass die Angestellten dieser Organisationen (der Vereinigung der Grubenherren und des Bürgerbundes) und eine große Zahl der Mitglieder nicht nur selbst Verbrechen begingen, für die sie belangt und bestraft werden könnten und sollten, sondern dass auch die Organisationen als solche direkt und offen diese Personen unterstützt und angestiftet haben und dass ihre Mitglieder sich solcher
Verbrechen in aller Öffentlichkeit gerühmt und sie gutgeheißen haben...
Die Grubenherren behaupteten: dass diese Funktionäre und Mitglieder die Missachtung der Gesetze und die Verachtung der gesetzlichen Behörden predigen und als Einzelpersonen frei und öffentlich billigen und darüber frohlocken, dass ihre verbrecherischen Verbündeten Unorganisierte zusammenschlagen, morden und gegen sie Sprengstoffattentate verüben...
Die Bergarbeiterföderation des Westens erwiderte: dass die Vereinigung der Grubenherren und der Bürgerbund zur selben Zeit, als sie scheinheilig nach Ruhe und Ordnung schrieen, die Gerichte offen provozierten, die Freiheit der Presse zunichte machten, Hausfriedensbruch begingen, Verhaftungen ohne Haftbefehl veranlassten, Arbeiter, die keines Verbrechens beschuldigt waren, ins Gefängnis warfen, Männer aus dem Bezirk schleppten, nachdem sie sie vorher beraubt hatten... Sie haben Männer gefoltert und Frauen und Kinder eingeschüchtert, um von ihnen Geständnisse zu erpressen. Sie haben sich laut und öffentlich dieser Verbrechen gerühmt, und ihre Organisationen billigten sie durch die Annahme und Veröffentlichung von Resolutionen, in denen diese Dinge gutgeheißen wurden...
Die Grubenherren behaupteten: Wo Mitglieder dieser Organisation ein öffentliches Amt in der Gemeinde versahen oder wo sie die Macht hatten, die Friedensrichter und Gerichtshöfe zu beeinflussen, lähmten sie die Hand der Justiz und machten es beinahe unmöglich, die bei verbrecherischen Handlungen betroffenen Mitglieder der Föderation zu verurteilen...
Die Bergarbeiterföderation des Westens erwiderte: Wo immer Mitglieder der Vereinigung der Grubenherren oder des Bürgerbundes in öffentlichen Diensten standen,
übten sie durch Gewalt und Einschüchterung Zwang aus, wann immer sie es für notwendig hielten. Sie erzwangen den Rücktritt der ordnungsgemäß gewählten öffentlichen Beamten und die Einstellung ihrer eigenen Kreaturen in die angeblich frei gewordenen Stellen. Überall, wo ihre Mitglieder oder ihre Werkzeuge im Amte sind oder wo sie die Macht hatten, die Friedensrichter und die Gerichtshöfe dieses Staates zu beeinflussen, ist das Gesetz, wie es seit der Magna Charta galt,... verdreht worden. Die Verurteilung ihrer Mitglieder konnte selbst dann nicht durchgesetzt werden, wenn sie bei verbrecherischen Handlungen ertappt wurden, diese offen bekannten und sich derselben rühmten.
Die Grubenherren behaupteten: dass diese Organisation, die offiziell die Sache der so genannten Sozialistischen Partei verficht, gegen unsere gegenwärtige Regierungsform ist und ihren Sturz und die Abschaffung der gegenwärtigen Verfassung anstrebt...
Die Bergarbeiterföderation des Westens erwiderte: dass diese Organisationen offiziell für die Sache der so genannten Republikanischen Partei eintreten, von der sie behaupten, sie sei noch immer die Partei Lincolns; dass sie beide gegen unsere gegenwärtige Regierungsform sind und ihren Sturz anstreben. Zu diesem Zweck haben sie Eigentum zerstört und konfisziert, die Freiheit der Presse vernichtet, den Gerichtshöfen Trotz geboten, das Recht auf die Unverletzlichkeit der Person für null und nichtig erklärt, Haussuchungen ohne amtlichen Befehl durchgeführt, das Recht auf Aburteilung durch Geschworene vorenthalten; sie haben sich das Recht angemaßt, Bürger aus ihrem Heimatort zu verbannen, das Recht des Besitzes und Tragens von Waffen verweigert und auch jede andere durch die Verfassung des Staates und der Vereinigten Staaten gegebene Garantie der persönlichen Freiheit mit Füßen getreten. Abgesehen von diesen und anderen Verletzungen der verfassungsmäßigen Rechte der Bürger versuchen sie, die Verfassung abzuschaffen und die Herrschaft des Geldes einzuführen und haben deshalb einen Satz von geradezu klassischer Knappheit, der für die Leute und ihr Ziel außerordentlich charakteristisch ist, zur Parole erwählt, nämlich: ,Zur Hölle mit der Verfassung!'"
Das Erscheinen des „Grünbuches" war für den Bürgerbund und die Vereinigung der Grubenherren ein schwerer Schlag. Sie hatten keine Ahnung und wissen bis zum heutigen Tage nicht, wie wir zu dem Material gelangten und dass wir die Korrekturbogen von einem Journalisten erhielten. Das „Grünbuch" wurde überall im Bergwerksgebiet kostenlos verteilt und im ganzen Westen weit verbreitet. Die Bergarbeiter waren begeistert, dass es vor dem „Rotbuch" erschienen war; die Mitglieder erkannten, dass ihre Leute in der Zentrale auf dem Posten waren.
Aus den zahlreichen Zuschriften von allen Seiten konnte ich mir ein Bild über die Lage in den Gruben- und Hüttenorten des Westens machen. Der Streik in Colorado City sprühte Funken, die den Kampf um den Achtstundentag an vielen Orten neu aufflammen ließen. Die Belegschaften der großen Schmelzhütten von Pueblo standen jetzt ebenfalls im Streik. Der ganze Staat Colorado war in Brand, und die Bewegung machte auch an den Grenzen des Staates nicht halt. Die Kohlengrubenarbeiter hatten sich uns angeschlossen und ihren Kampf bis nach Wyoming, Arizona und Neumexiko ausgedehnt. Aus verschiedenen Teilen dieses Gebietes kamen Berichte von Terrorakten der Detektivagentur Reno und anderer Halunken und Mörder, die samt und sonders von der Colorado Fuel and Iron Company und anderen
Kohlengesellschaften, einschließlich derjenigen von Südutah, gedungen worden waren. Diese Berichte waren grauenerregend: Häuser der Bergarbeiter wurden mit Dynamit zerstört, streikende Bergarbeiter tödlich verwundet; Familien wurden aus ihren elenden Hütten, die der Rockefeller-Gesellschaft gehörten, exmittiert; Bergarbeiter wurden aus ihrer Wohnung von Frau und Kindern fortgerissen und deportiert; die Organisationssekretäre Warjeon, Mooney und andere waren grausam misshandelt worden.
Ebenso furchtbar wie diese Berichte waren andere über die Tätigkeit von Spitzeln und Detektiven, die in die Organisation eingedrungen waren, um die Pläne des Verbandes auszukundschaften und über die Arbeit und die persönlichen Verhältnisse der Organisationssekretäre zu berichten.
Außer Zeitungsmeldungen und Kuriernachrichten liefen Briefe, telefonische Anrufe und Telegramme aus allen Gebieten ein. Ein Telegramm meldete, dass fünfunddreißig Bergarbeiter in der Daly-West-Grube in Utah durch eine Explosion getötet wurden, weil Pulver in ungesetzlicher und verbrecherischer Weise in der Grube gelagert worden war. Ferner erhielten wir Nachricht, dass dreihundertaditunddreißig Mann in Wyoming bei einer Grubenexplosion umgekommen waren. Zusammen mit den Opfern der Katastrophe in Fernie, in der Independence-Grube und in vielen anderen wurden insgesamt eintausendsiebenundachtzig Todesfälle infolge von Grubenkatastrophen gezählt, die sich hätten verhüten lassen und die nach dem Urteil der Leichenbeschauer den Zechenbesitzern zur Last gelegt werden mussten. Viele Unglücksfälle waren der Bergarbeiterföderation in die Schuhe geschoben worden, aber diese Beschuldigungen wurden in keinem einzigen Falle von
den Leichenbeschauern bestätigt. Brieflich wurde uns über einen Streik in Keswick, Kalifornien, und über die Deportation von Bergarbeitern aus Dutch Flat berichtet. Dann wieder kamen Nachrichten, dass aus Coeur d'Alene Streikbrecher abgegangen seien.
Neben der regelmäßigen Korrespondenz wurden die Sekretäre der Verbände durch häufige Bulletins über die Streiks unterrichtet. Von ihnen wurden ebenfalls Informationen über die Tätigkeit aller Verbandsgruppen verlangt. Sie sandten Bilder von den Streiks, den Versammlungssälen der Verbände, den Demonstrationen usw., und ich veröffentlichte diese in unserem Magazin, um das gegenseitige Interesse der Mitglieder der Bergarbeiterföderation zu stärken. Mein Bestreben war, Alaska mit Arizona, Montana mit Colorado vertraut zu machen, eine Art Händeschütteln auf weite Entfernung. Ich wollte den Geist der Kameradschaftlichkeit wecken, und es gelang mir.
Als ich zum Sekretär und Hauptkassierer gewählt wurde, war ich ein Neuling in der Arbeiterbewegung. Aber die drei Jahre, seitdem ich zum letzten Mal am Bohrer in der Blaine-Grube gearbeitet hatte, waren für mich eine ernste Schule des Klassenkampfes gewesen. Ich hatte erkannt, dass weder die herkömmlichen Fachverbände noch der parlamentarische Sozialismus ein taugliches Mittel
zur Lösung der vor der Arbeiterklasse stehenden Probleme waren.
Immer wieder hatte ich die Schwäche der nach Fachverbänden gegliederten Gewerkschaften beobachtet. Unter den Bergarbeitern von Cripple Creek gab es Streikbrecher; unter den Hüttenarbeitern von Colorado City gab es Streikbrecher; die Eisenbahnen, die beide Orte verbanden, wurden von gewerkschaftlich organisierten Eisenbahnern gefahren, die von Streikbrechern gefördertes Erz in von Streikbrechern in Gang gehaltene Hüttenwerke transportierten. Das ist das Elend der Fachverbände.
Als ich John Mitchell seinerzeit telegrafierte, die Arbeiter der Erzbergwerke des Westens würden zusammen mit den Kohlengrubenarbeitern in den Generalstreik treten, bekannte ich mich damit zum Gedanken der gewerkschaftlichen Organisation nach Industrieverbänden. Zu dieser Erkenntnis kam ich in weniger als drei Jahren, und ich habe meine Meinung darüber nicht mehr ändern müssen.
Gesetze und gesetzgeberische Bestimmungen standen nur auf dem Papier oder blieben fromme Wünsche, solange wir nicht die wirtschaftliche Macht hatten - durch die Stärke unseres Verbandes -, sie durchzusetzen. Die vielgerühmte Garantie der Habeaskorpusakte war gegen das Standrecht wirkungslos. Richterliche Verfügungen waren nur für jene Klasse nützlich, die die Regierung in der Hand hatte.
All diese Streikbewegungen stellten die höchsten Anforderungen an die Organisation. Die Mitglieder wurden in den „Schmelztiegeln" von Telluride, Denver, Cripple Creek und überall, wo der Streik im Gange war, erprobt. Und sie erwiesen sich als hochwertiges Erz.

 

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