| Zwölftes Kapitel„Unerwünschte Mitbürger"
Hunderte von Bergarbeitern aus Cripple Creek waren nach den neuen  Goldfeldern in Nevada gezogen. Dort bestanden in Goldfield, Tonopah und  in anderen Orten starke Organisationen. Die Streiks in Cripple Creek  und Colorado City dauerten noch immer an, ohne bestimmte Aussichten auf  ihren Ausgang.Eines Tages saß ich an meinem Schreibtisch, als  Moyer hereinkam und mir ein Telegramm vorlegte. Es kam von seiner Frau  aus Kalifornien, die ihn benachrichtigte, dass sie sehr krank sei und  ihn bitte, sofort zu kommen. Moyer hatte mir das Telegramm ohne ein  Wort hingelegt. Ich nahm es auf, ging in sein Arbeitszimmer und gab es  ihm zurück:
 „Es tut mir leid, dass deine Frau krank ist, Charlie. Du wirst wohl  sofort hinfahren müssen." Er erwiderte, dass er fahren wolle und traf  die Reisevorbereitungen für den selben Abend. Nachdem er das Haus  verlassen hatte, musste ich aus irgendeinem Grund nochmals in Moyers  Arbeitszimmer. Auf seinem Schreibtisch lag ein Durchschreibheft mit  Telegrammformularen, das Blaupapier oben auf. Ein Gedanke schoss mir  durch den Kopf: warum er wohl die letzte Kopie abgerissen habe. Ich  nahm das Blaupapier in mein Arbeitszimmer und las es mit Hilfe eines  Spiegels. Es war ein Telegramm von Moyer an seine Frau, in dem er sie  beauftragte, ihm zu telegrafieren, dass sie krank sei und ihn zu kommen  bitte.
 Ich war erstaunt über dieses Manöver, da kein einleuchtender Grund  dafür vorhanden war. Hätte Moyer den Wunsch geäußert, nach Kalifornien  zu fahren, so hätte ich sicher nichts dagegen gehabt. Moyer kehrte  zurück und brachte seine Frau mit.
 Bald nach diesem Zwischenfall erschienen sensationelle Meldungen in den  Zeitungen, dass Exgouverneur Steunenberg von Idaho am 30. Dezember 1905  in seinem Haus in Caldwell von einer Bombe getötet worden sei. Wir  ahnten nicht, dass dieses Attentat uns noch näher beschäftigen sollte.
 Im Laufe des Januar begann ein gewisser Hynes häufig unser Büro  aufzusuchen und hielt sich manchmal eine ganze Weile in der Redaktion  auf. Eines Tages, Anfang Februar, fragte er mich, ob ich den  monatlichen Kassenbericht schon fertig habe. Ich ging in das  Nebenzimmer, um ihm eine Kopie zu holen. Dann fiel mir aber ein, wie  merkwürdig es sei, dass er eine Kopie des Kassenberichtes verlangte;  das war noch niemals vorgekommen. Also kehrte ich zurück und sagte ihm,  dass der Bericht noch nicht vom Drucker gekommen sei. Unauffällig  verließ ich dann das Zimmer und sagte unserem Pförtner: „In meinem Büro  hält sich ein Mann auf, ein dicker Bursche. Wenn er fortgeht, folge ihm  und pass auf, wohin er geht."
 Der Pförtner befolgte die Anweisung und berichtete nach seiner  Rückkehr, dass Hynes in das Büro der Detektivagentur Pinkerton in der  Taborstraße gegangen war. O'Neill schrieb über diesen Detektiv für die  nächste Nummer des „Miners' Magazine" einen kurzen Artikel. Eine Kopie  des Artikels mit dem Bild des Spitzels wurde als Liebesbrief an das  Pinkertonbüro geschickt. „Es muss noch mehr dieser Stinktiere geben",  sagte ich. „Sie arbeiten wahrscheinlich nicht nur in einer Schicht."  Ich hatte nämlich einen rothaarigen Burschen bemerkt, der sich auf der  Straße vor unserem Büro herumtrieb. Um eine Probe aufs Exempel machen  zu können, schlug ich Moyer vor, zur Viehausstellung zu gehen. Wir  bestiegen die Straßenbahn, und richtig: als sie sich gerade in Bewegung  setzte, sprang der Rotköpfige ebenfalls auf. Bei den Viehhöfen  angekommen, gaben wir uns den Anschein, als ob wir auf nichts achteten,  und bemerkten dabei den Spitzel, der sich durch die Menge hindurchwand.  Diese Feststellung genügte uns vorerst. Wir kehrten zum Büro zurück und  sahen vom Fenster aus den Strolch etwas später auf einen Mann zugehen,  der auf der hinteren Plattform eines Expresswagens saß. „Dann sind es  also drei", stellten wir fest. Am nächsten Morgen erzählte Moyer, dass  er beim Herauskommen aus seinem Haus einen Mann gesehen habe, der unweit
 gegen eine Mauer gelehnt stand. Als er sich umsah, bemerkte er, dass  der Mann ihm folgte. Wir sollten bald entdecken, was alle diese  Detektive zu bedeuten hatten. In der Nacht vom 17. Februar wurden  Moyer, George Pettibone und ich verhaftet; Moyer auf dem Bahnhof, als  er zum Hüttenarbeiterverband in Iola und von dort aus weiter in andere  Orte des Staates Kansas fahren wollte, Pettibone in seiner Wohnung, und  ich in einer Pension in der Nähe des Büros. Ungefähr um 11.30 Uhr  abends klopfte es an die Tür. Ich stand auf und fragte, wer draußen  sei. Eine Stimme antwortete:
 „Ich möchte dich sprechen, Bill." Ich öffnete etwas die Tür und sah  durch die Spalte einen mir bekannten Hilfssheriff. Er sagte:
 „Bitte, komm mit." Ich fragte  ihn, warum, worauf er erwiderte:
 „Ich kann es dir jetzt nicht sagen, aber du musst mitkommen." Ich bat  ihn, einige Minuten zu warten, kleidete mich an und folgte ihm. Wir  stiegen in einen Wagen, und ich fragte, wohin wir führen. „Ins  Bezirksgefängnis", erwiderte er. „Wenn du mich verhaftest, warum bist  du dann nicht mit einem Haftbefehl gekommen?" „Ich habe keinen  Haftbefehl", entgegnete er, „wir haben einen Boten zu Richardson  geschickt; wir konnten ihn telefonisch nicht erreichen." Da Richardson  einer der Anwälte der Bergarbeiterföderation war, fühlte ich mich bei  dieser Mitteilung etwas erleichtert. Im Gefängnis angekommen, wurde ich  „eingemessen", wie beim letzten Mal, als dieser Ort in ein Büro der  Bergarbeiterföderation verwandelt worden war. Dann teilte man mir mit,  dass auch Moyer und Pettibone bereits verhaftet und im Gefängnis  eingeliefert seien.
 Sie steckten mich in eine der Zellen des Bundesgerichts. Die Kameraden  waren in der gleichen Abteilung. Nach einigen Minuten kam der Sheriff,  der als Nachfolger meines Freundes Ham Armstrong gewählt worden war.  Ich fragte ihn, was all das zu bedeuten habe. Er erwiderte:
 „Sie wollen euch nach Idaho bringen. Ihr werdet mit dem Mord an  Steunenberg in Zusammenhang gebracht." „Sind wir denn ganz vogelfrei?  Man kann doch niemanden ohne Haftbefehl verhaften und ohne  Auslieferungspapiere in einen anderen Staat schaffen?" „Es scheint  aber, dass sie so etwas Ähnliches vorhaben", gab er zu.
 Ungefähr um 5 Uhr früh wurde ich mit Moyer und Pettibone in das  Amtszimmer geführt, in dem sich eine Menge fremder Leute, unter ihnen  auch wieder Bulkeley Wells, aufhielten. Einer sagte:
 „Die Wagen sind bereit. Wir wollen zum Hotel fahren." Die Fahrt ging  durch die ruhigsten Straßen, jeder von uns in einem besonderen Wagen  und mit drei Mann Bedeckung. Es war sehr dunkel. Kein Haus war durch  das Wagenfenster zu erkennen. Als wir anhielten, sah ich, dass wir uns  vor dem Oxford-Hotel befanden. Nach kurzem Aufenthalt wurden wir zum  Bahnhof geführt, der zu dieser frühen Stunde noch verlassen dalag. Ein  Zug stand bereit. Wir stiegen ein und fuhren ab nach Idaho.
 Wir hatten einen Wagen für uns und unsere Bewachung, zu der auch Bob  Meldrum aus Telluride gehörte. Ich habe niemals ein menschliches  Antlitz gesehen, das so sehr dem einer Hyäne glich. Seine Augen lagen  tief und eng nebeneinander; die Oberlippe war zurückgezogen und ließ  Zähne sehen, die Hauern ähnelten. Der Vizedirektor des Zuchthauses von  Idaho kam in den Wagen und setzte sich zu uns. Im Verlauf des  Gespräches erzählte er von seinen Heldentaten bei der Verhaftung  gefährlicher Männer. In Ermangelung einer besseren Unterhaltung hörten  wir ihm zu. Später ließ sich Bulkeley Wells mit einer Flasche Whisky  sehen und bot uns zu trinken an. Von ihm erfuhren wir, dass wir uns in  einem Sonderzug befanden und am nächsten Morgen in Boise ankommen  würden. Der Zug fuhr mit ungeheurer Geschwindigkeit. Die Lokomotive  nahm nur auf kleinen Stationen Kohle und Wasser und hielt in keiner der  größeren auf dieser Strecke gelegenen Städte.
 In Boise, wo sich eine Menge Leute auf dem Bahnhof angesammelt hatten,  wurden wir in besondere Wagen gesteckt und zum Zuchthaus transportiert.  Noch immer hing die Bekanntmachung: „Eintritt 25 Cent" über dem Tor,  aber ebenso wie bei einer früheren Gelegenheit - beim Besuch Paul  Corcorans  -, wurde ich ohne Eintrittsgeld eingelassen. Im Amtszimmer  unterschrieben wir ein Papier, das den Direktor bevollmächtigte, jeden  für uns ankommenden Brief zu öffnen. Ich stellte das Ersuchen, ein  Telegramm an John O'Neill nach Denver zu schicken, mit der  Aufforderung, meine persönliche Post an das Zuchthaus nachzusenden. Mir  entging nicht der Ausdruck des Erstaunens, der das Gesicht Bulkeley  Wells' bei diesen Worten überzog; er hätte mit Worten nicht deutlicher  seine Verwunderung darüber äußern können, dass ich in meiner  persönlichen Korrespondenz nichts zu verbergen hatte.
 Nach der Durchsuchung wurden wir ins Gefängnis geführt und in die  „Todeszellen" gesperrt. Diese Maßnahme diente offensichtlich dem Zweck,  uns in den Augen der Öffentlichkeit schon vor dem Prozess zu  verurteilen.
 Als wir den Zellengang betraten und unsere Nummern aufgerufen wurden,  bemerkte Pettibone:  „Ungerade Nummern bringen Glück, sagte Barney  McGraw!" Meine Nummer war 9, Moyer hatte 11 und Pettibone 13. Durch das  Fenster an der hinteren Wand konnte ich ein Haus sehen, das, wie ich  später erfuhr, das Todeshaus war, in dem die Verurteilten gehängt  wurden. Da waren wir nun, als Mörder ins Zuchthaus gesteckt, ohne  Haftbefehl verhaftet, ohne Auslieferungsbefehl in einen anderen Staat  überführt, unter Aufsicht des Todeswärters! Bei Nacht und Nebel  verschleppt, und wir wussten nicht einmal, ob unsere Anwälte unseren  Aufenthalt kannten! Sicherlich hatte niemand erwartet, dass wir ohne  Verhör, ohne einen Prozess oder selbst den Schein einer Untersuchung  ins Zuchthaus kommen würden. Fast drei Wochen lang hielten sie uns hier  fest. Später erfuhren wir, dass Gouverneur Gooding geäußert hatte, wir  würden „diesen Staat niemals wieder lebendig verlassen".
 Links und rechts von meiner Zelle saßen Gefangene, die zum Tode  verurteilt waren. Während der ganzen Haftzeit war ich fortwährend dem  beobachtenden Auge des Todeswärters ausgesetzt, der gerade meiner Zelle  gegenüber saß. Wie oft dachte ich: „Es gibt Augenblicke, in denen man  allein sein möchte!" Er schien sich gar nicht für die übrigen Männer zu  interessieren, deren Beobachtung ihm oblag. Die ganze Zeit schien er  vielmehr seinen boshaften Blick auf mich zu heften, ausgenommen dann,  wenn er die Zellen aufschloss, um die Eimer auszuwechseln, oder zur  Essenszeit, wenn er die Speise auf die Teller verteilte, um sie dann  unter den Türen durchzuschieben. Man kann sich schwer vorstellen, dass  unter solchen Bedingungen Nachrichten von irgendwoher in den Kerker  dringen konnten. Aber das Zuchthaus von
 Boise war nicht anders als die Gefängnisse überall. Die Gefangenen  hatten eine Codesprache, mit der sie sich untereinander verständigten.  Nachrichten kamen und gingen. Wie - das kann ich nicht sagen, weil noch  immer manche von den Männern ihre Strafen in Boise absitzen, die mit  mir zugleich vor zwanzig Jahren dort waren.
 Eines Tages sah ich von der Nachbarzelle zu meiner Linken zwischen den  Lücken der vorderen Gitterstäbe einen Papierstreifen hereingleiten. Ich  stand auf und versuchte, ihn zu fassen, aber ich zog zu stark, und der  Streifen riss in zwei Stücke. Die eine Hälfte hielt ich in der Hand  versteckt, bis ich einen geeigneten Augenblick zum Lesen der Botschaft  fände.
 Der Wächter, der wahrscheinlich seinen Kopf einen Augenblick abgewandt  hatte, dachte nun, dass ich den Brief meinem Nachbar zugesteckt hätte.  Er rief einen Kalfaktor und schickte nach dem Direktor. Sofort war  alles in Bewegung. Sie zerrten den Mann heraus, warfen sein Bettzeug  und seine Pritsche auf den Boden und untersuchten alles aufs  sorgfältigste. Schließlich zogen sie den Eimer heraus und entdeckten  die schmutzigen Überbleibsel eines Papierfetzens, eines Teiles des  Briefchens, das er versucht hatte, mir zuzustecken. Das kleine Stück  Papier, das ich erwischt hatte, war unbeschrieben gewesen.
 Der Direktor trat an meine Zelle und sagte: „Haywood, so lange Sie hier  sind, haben Sie sich den Vorschriften dieses Zuchthauses zu fügen. Ich  wünsche, dass Sie alle Versuche, sich mit irgend jemanden in Verbindung  zu setzen, unterlassen."
 Ich erwiderte: „Sie brauchen sich  darüber nicht aufzuregen. Ich weiß gar nicht, wen alles Sie hier hineingesteckt  haben."
 Nach einer Weile kam er mit einer Schachtel Zigaretten zurück, die uns  ein Freund aus der Stadt geschickt hatte. Man hatte die Zigaretten  natürlich zuerst herausgenommen und die Schachtel untersucht. Er wollte  sie mir durch das Gitter hineinreichen, aber ich bat ihn, mir einige zu  geben und die übrigen den Kameraden zu bringen. Unsere Anwälte schlugen  einen solchen Lärm über unsere Haft im Zuchthaus, dass wir schließlich  in das Bezirksgefängnis Caldwell übergeführt wurden. Die Reise von  Boise nach Caldwell machten wir in einem normalen  Personenzug.  Die   anderen  Passagiere  im Wagen lasen ihre Zeitungen. Die Schlagzeilen  enthielten die Namen Moyer, Haywood und Pettibone in Buchstaben, die  man auf fünfzig Fuß Entfernung lesen konnte. Auf dem Sitz vor mir hatte  ein Mann seine Zeitung so ausgebreitet, dass ich sie über seine  Schulter hinweg lesen konnte. Ein Detektiv der Thiel-Agentur, der uns  bewachte, sagte: „Sie dürfen das nicht lesen." „Nichts interessiert  mich aber gerade mehr als das", erwiderte ich ihm. „Ihr Kerle habt uns  lange genug im dunkeln gehalten."
 Das Gefängnis von Caldwell war ein kleines Ding mit vier Zellen. In  einer Zelle wurden wir zur Nachtzeit eingesperrt. Tagsüber gestattete  man uns den Aufenthalt in einem großen Zimmer, in dem ein Küchenherd  stand. Außer uns befanden sich in Caldwell fünf oder sechs Häftlinge  mit kurzen Freiheitsstrafen. Einer der Gefangenen, ein frischer, junger  Bursche, teilte uns mit, dass er in einigen Tagen das Gefängnis  verlassen werde und bereit sei, eine Botschaft für uns mitzunehmen,  falls wir irgend etwas brauchen sollten, und dass er auch die Antwort  entweder in das Gefängnis von Caldwell oder an irgendeinen anderen Ort  bringen werde, falls man uns inzwischen verlegen sollte. Er erklärte  uns, dass er sich darauf verstehe, jederzeit in ehr Gefängnis  einzudringen und dass er nichts riskieren werde, was ihn mehr als sechs  Monate Haft kosten könne. Wir dankten ihm herzlich und sagten ihm, dass  wir durch unsere Anwälte alle notwendigen Nachrichten hinaussenden und  hereinbekommen könnten. Es schien wirklich, dass wir nicht ohne Freunde  waren. Hier gab es einen Mann, der bereit war, sechs Monate Gefängnis  abzusitzen für den Vorzug, uns eine Botschaft übermitteln zu dürfen.  Und im Zuchthaus war der andere gewesen, der den Versuch wagte, uns  Nachricht zukommen zu lassen, obwohl seine Tage gezählt waren. Und auch  andere hatten Strafen riskiert, um uns zu helfen. In Caldwell wurden  wir dem Bezirksgericht vorgeführt. Nachdem man unter dem Vorsitz des  Richters Smith ein vorläufiges Verhör mit uns angestellt hatte, wurden  wir in den Kerker zurückgeschickt. Irgendein juristischer Hokuspokus  hatte der Behörde die Möglichkeit gegeben, einen Wechsel des für uns  zuständigen Gerichtes anzuordnen. Wir wurden daher in das  Bezirksgefängnis von Ada gebracht, in den Bezirk, wo auch unser Prozess  stattfinden sollte. Hier wurden wir für die Nacht in ein kleines, vom  Hauptgebäude abgesondertes Gefängnis gesperrt, das Tag und Nacht von  besonderen Wachen umstellt war.
 Das Gefängnis war übrigens das gleiche, in dem 1893, vor dem  Gründungskongress in Butte, die Organisationspläne für die  Bergarbeiterföderation des Westens besprochen wurden. Ungefähr vierzehn  Jahre später saßen nun Moyer und ich, die Funktionäre der Organisation,  in diesem historischen Gefängnis.
 Der Exekutivausschuss der Bergarbeiterföderation hatte mir einen Urlaub  mit einer Beihilfe von fünfhundert Dollar bewilligt. Fünf Jahre lang  hatte ich ununterbrochen am Arbeitstisch gesessen und konnte eine  Erholung wohl brauchen. Ich habe diesen Urlaub aber niemals genossen;  die achtzehn Monate im Gefängnis konnte man kaum Ferien nennen.
 Tagsüber hausten wir in einer besonderen Zelle, in der wir gemeinsam  unsere Mahlzeiten erhielten; jeder durfte täglich eine Stunde in den  Hof hinaus, um unter scharfer Bewachung in der Sonne auf und ab zu  spazieren oder sich sonst nach Belieben die Zeit zu vertreiben. Ich  achtete auf meine Gesundheit, so gut ich nur konnte. Eine Badewanne  stand jederzeit zur Verfügung, und so nahm ich alle Abende ein Bad;  kein Morgen verging ohne Turnübungen. Ich fastete mehrere Male zwei  oder drei Tage lang, einmal sogar sechs Tage. Zur Zeit des Prozesses  fühlte ich mich körperlich und geistig vollkommen auf der Höhe.
 Als eine der ersten guten Nachrichten von der Zentrale erfuhren wir,  dass spontan ein Verteidigungsfonds für unseren Prozess  zusammengebracht worden war. Schon drei Tage nach der Verhaftung, am  20. Februar, sandte die Ortsgruppe Belleville der Vereinigten  Bergarbeiter fünftausend Dollar, noch bevor irgendein Aufruf zur  Schaffung eines Fonds erschienen war. Vom Bergarbeiterverband Telluride  ging ein großer Beitrag zusammen mit der Mitteilung ein, dass er, falls  notwendig, zur Ergänzung des Fonds sein Krankenhaus verkaufen würde.  Silverton, Colorado, schickte fünftausend Dollar und versprach, falls  notwendig, dreißigtausend Dollar durch den Verkauf des  Versammlungslokales zu beschaffen. Goldfield sandte sechstausend  Dollar. So war ohne weiteres ersichtlich, dass wir genügend Mittel für  unsere Verteidigung haben würden.
 Die Zentrale ließ ein von mir entworfenes Plakat drucken, auf dem der  Zug, in dem wir davongeschleppt wurden, darüber in der Mitte die  Verhafteten, umrahmt von Handschellen und Revolvern, abgebildet waren.  Darüber stand ein Mahnruf von Debs: „Erhebt euch, Sklaven! Das einzige  Verbrechen jener Männer ist ihre Treue zur Arbeiterklasse!" Außerdem  enthielt das Plakat eine Beschreibung unserer Verhaftung. Es wurde  überall verbreitet und trug wahrscheinlich sehr zu dem großen Erfolg  der Geldsammlungen bei.
 Die erste Zeit im Bezirksgefängnis von Ada war die ruhigste und  friedlichste meines ganzen Lebens. Ich habe mich niemals besser  unterhalten als während der ersten Monate meiner Haft. Zum ersten Male  hatte ich wirklich Gelegenheit zum Lesen. Ich studierte Buddes  „Geschichte der Zivilisation" und erneuerte meine Bekanntschaft mit  Voltaire; ich las viele englische Klassiker, „Tristam Shandy", „Die  sentimentale Reise", Werke von Carlyle und anderen Schriftstellern über  die französische Revolution, viel revolutionäre Literatur, Marx und  Engels, und ich erinnere mich noch, dass mich „Der Sumpf" von Upton  Sinclair eine ganze Nacht wach hielt. Außerdem studierte ich  Rechtswissenschaft nach Lehrbriefen. John Murphy hatte das für mich in  die Wege geleitet, denn er trug sich immer mit dem Gedanken, in mir  einen Mitarbeiter zu finden. Aber meine Erfahrungen im Gefängnis sowie  das, was ich schon früher über die „Rechtspflege" in Colorado und  vorher in Idaho beobachtet hatte, nahmen mir alle Lust, mich mit einem  für die Arbeiterklasse zu krummen und bedeutungslosen Beruf abzugeben.
 Wir hatten uns unter Berufung auf die Habeaskorpusakte an den Obersten  Gerichtshof der Vereinigten Staaten gewandt und die ungesetzlichen  Umstände, unter denen unsere Verhaftung erfolgte, geschildert. Einem  solchen Antrag muss sofort Folge geleistet werden. Trotzdem waren wir  vom Februar bis zum folgenden Dezember in Untersuchungshaft. In dem  Bescheid, den wir endlich vom Obersten Gerichtshof erhielten, wurde  unser Antrag abgelehnt.
 Als Antwort auf diesen Beschluß entwarf ich ein zweites Plakat mit dem  Titel: „Zum Teufel mit der Unverletzlichkeit der Person. Gebt ihnen  statt dessen einen Totenschein." Diese Worte hatte seinerzeit  Generaladjutant Sherman Bell gebraucht, als er und Hauptmann Bulkeley  Wells die Verfügung unter Berufung auf die Habeaskorpusakte ignoriert  hatten, die damals Moyer in Telluride gewährt worden war. Sie waren  damals wegen Missachtung des Gerichts zu je fünfhundert Dollar Strafe  verurteilt worden, die sie niemals bezahlten. Aber in diesem Falle  hatte nun der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten selbst ihr  verbrecherisches Vorgehen gutgeheißen.
 Als Maxim Gorki aus Russland nach New York kam, war eine seiner ersten  Handlungen, dass er uns im Namen der russischen Arbeiter ein  Begrüßungstelegramm sandte. In der Antwort bezeichneten wir unsere  Verhaftung als eine Folge des Klassenkampfes, der in Amerika wie in  Russland und in allen übrigen kapitalistischen Ländern der gleiche sei.  Sofort begann nun gegen Gorki eine Hetze wegen seiner Frau, die mit ihm  aus Russland gekommen war. Amerikanische Tugendrichter, unter ihnen  Mark Twain, ereiferten sich darüber, dass Gorki mit seiner Frau nicht  legal verheiratet war, obwohl die beiden schon viele Jahre  zusammenlebten. Es war merkwürdig, dass es niemandem eingefallen war,  daran Anstoß zu nehmen, bevor Gorki uns ins Gefängnis telegrafiert  hatte. Nun wurde er aus Hotels hinausgeworfen, von Zeitungen  niederträchtig angegriffen und schließlich gezwungen, das Land zu  verlassen.
 Der Jahreskongress 1906 der Bergarbeiterföderation des Westens sandte  uns eine ermutigende Resolution. Auf der anderen Seite wollte Theodore  Roosevelt, der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, bei der  Hetze gegen uns nicht zurückstehen und bezeichnete uns als  „unerwünschte Mitbürger". Auf diese Äußerung sandte ich eine kurze  Erwiderung, in der ich den Präsidenten auf die Tatsache aufmerksam  machte, dass wir nach den Gesetzen des Landes als unschuldig zu  betrachten seien, solange wir nicht der Schuld überführt wären, und  dass ein Mann in seiner Stellung der letzte sein sollte, der uns  richtete, bevor der Fall vor dem Gericht entschieden wäre. Aber was  konnte auch von einem Manne erwartet werden, der sich in seinem Buch  über die Schlacht am San-Juan-Hügel offen gerühmt hatte, einen  fliehenden Spanier in den Rücken geschossen zu haben, wobei er  hinzufügte: „Erst am nächsten Tage erfuhr ich, dass nicht ich allein so  gehandelt hatte, denn ein Leutnant hatte einen anderen Spanier auf die  gleiche Weise getötet."
 Für die Sozialistische Partei von Colorado kandidierte ich zu den  Gouverneurswahlen von 1906. Es war etwas höchst Außergewöhnliches,  einen Mann, der in einem anderen Staate im Gefängnis saß, als  Kandidaten aufzustellen. Ich kam zwar nicht durch; immerhin zeigten die  Wahlergebnisse, dass auf mich über sechzehntausend Stimmen gefallen  waren: kein schlechtes Ergebnis in einem Staat, wo die  Gesamtstimmenzahl ohnehin gering war.
 Bei diesen Wahlen lag ich Kopf an Kopf mit Richter Ben Lindsey, einem  Reformer, der das Jugendgericht in Denver leitete. Lindsey stand der  Bergarbeiterföderation des Westens im allgemeinen sympathisch  gegenüber. Einmal jedoch mussten wir gegen die von ihm angewandte  Methode protestieren, den ihm vorgeführten Kindern einen Landaufenthalt  zu verschaffen. Er schlug nämlich vor, sie zur Arbeit auf die  Rübenfelder zu schicken. Gegen diesen Vorschlag, Kinder zur Feldarbeit  zu verwenden, schrieb O'Neill im „Miners' Magazine" einen heftigen  Artikel. Er erklärte dem Richter, dass es ihm besser anstünde, den  Kindern einen wirklichen Ferienaufenthalt an irgendwelchen schönen  Orten in den Bergen zu erwirken. Es gereicht Lindsey zur Ehre, dass er  die Anregung mit Verständnis aufnahm und durchzusetzen versuchte.
 Auf dem zweiten Jahreskongress der IWW im September 1906 in Chicago kam  es zu unliebsamen Auseinandersetzungen zwischen Charley Mahoney, dem  damaligen Vizepräsidenten der Bergarbeiterföderation des Westens, und  Vincent St. John, der als Delegierter auf der Konferenz anwesend war.  Diese Feindseligkeit war zum Teil eine Folge des Gegensatzes zwischen  St. John und Charles Sherman, dem Präsidenten der IWW. Sherman wurde  abgesetzt und das Amt des Präsidenten abgeschafft. Er hatte sich als  untauglich erwiesen; wenn er auch nicht gerade unehrlich war, so hatte  er doch ungeheure Summen für überflüssige Dinge verwendet. Mahoney  hatte sich mit den Metallarbeitern zusammengetan, und St. John hatte  die Ortsgruppen der früheren Amerikanischen Arbeiterunion hinter sich,  sowie die paar Mitglieder von De Leons Sozialistischem Handwerker- und  Arbeiterbund, die sich der IWW angeschlossen hatten. St. Johns Anhänger  hatten den entscheidenden Einfluss auf der Konferenz, aber Sherman und  Mahoney besetzten das Büro.
 So hatten sich zwei Fraktionen der IWW gebildet: die Fraktion St. Johns  mit dem Sekretär Trautmann und die Mahoney-Sherman-Fraktion, die einen  Mann namens
 Hanneman gewählt hatte. Die letztgenannte Fraktion löste sich jedoch  infolge Mitgliedermangels bald auf. Durch die Schiebungen eines  sozialistischen Rechtsanwalts, Seymour Stedman, kam die Sozialistische  Partei in den Besitz des Büromaterials, der Safes, Schreibtische usw.  Die Bergarbeiterföderation hielt sich abseits von beiden Elementen.  Während der erbitterte Kampf vor sich ging, waren wir hinter Schloss  und Riegel machtlos, irgend etwas zu tun.
 Inzwischen entwickelte sich zwischen Moyer und mir eine Verstimmung,  und fast ein Jahr sprachen wir nicht miteinander. Zum nächsten  Jahreskongress der Bergarbeiterföderation des Westens schrieb ich einen  Brief, in dem ich die Methoden Mahoneys, die Art, wie er die ganze  Angelegenheit in Chicago behandelt hatte und seine Verwendung  handfester Leute zur Verteidigung des Büros der IWW, heftig  verurteilte. Mahoney hatte nämlich das Büro besetzt und hielt es mit  Gewalt gegen die St. John-Fraktion. Den Brief hatte ich an James Kirwan  gerichtet, der in meiner Vertretung Hauptkassierer war. Erst lange Zeit  später erfuhr ich, dass Kirwan nur jenen Teil meines Briefes dem  Kongress vorgelesen hatte, der sich auf ihn bezog. Den ersten Teil des  Briefes, in dem ich Mahoney kritisierte, hatte er ausgelassen. Der  Brief erschien so, wie er ihn verlesen hatte, im Kongressprotokoll der  Bergarbeiterföderation. Das damalige Vorgehen St. Johns und seiner  Anhänger war vollkommen einwandfrei, und ihnen gebührt das volle  Verdienst für das Weiterbestehen der IWW. Paul F. Brissenden  charakterisiert die Ursachen für die langsame Entwicklung der IWW zu  dieser Zeit und für den Austritt der Bergarbeiterföderation des Westens  folgendermaßen:
 „Obwohl der Moyer-Haywood-Prozess und der schließlich erfolgte  Freispruch der Angeklagten die IWW unter der Arbeiterklasse im ganzen  Lande etwas weiter bekannt machte und ihnen ein etwas größeres  Verständnis sicherte, war er alles in allem genommen doch nur ein  Unglück für diese Organisation. Die IWW erlangten nicht einmal eine  gewisse Berühmtheit durch den Moyer-Haywood-Prozess. Der Nutzen fiel  gänzlich der Bergarbeiterföderation zu. Diese war eine gut gefestigte  Arbeiterorganisation, mit einer ereignisreichen - fast sagenumwobenen  Vergangenheit. Ihre frühere Tätigkeit hing mehr oder weniger mit der  Moyer-Haywood-Pettibone-Affäre zusammen, und in der breiten  Öffentlichkeit dachte man ganz natürlicherweise auch an die Föderation,  sobald man an Haywoods Verschleppung dachte. Die IWW wurden in der  öffentlichen Meinung überhaupt nicht mit dem Prozess von Boise in  Zusammenhang gebracht. Die Organisation war gezwungen, ihre wichtigste  Organisationsarbeit fast vollkommen einzustellen, um Mittel für die  Verteidigung zu sammeln.
 Aber das war nicht die schlimmste Folge. Die Verschleppung Moyers,  Haywoods und Pettibones war zweifellos eine der Ursachen, die zum  Austritt der Bergarbeiterföderation des Westens führte. Haywoods  Inhaftierung schwächte sicherlich die Kräfte in der Föderation, die die  IWW unterstützten, und stärkte diejenigen, die gegen eine Fortdauer der  engen Verbindung mit ihr waren. Dazu kam die Absetzung des Präsidenten  Sherman, die den Einfluss der Bergarbeiter, die für die IWW waren, noch  mehr schwächte. Das alles verschaffte den Feinden der IWW in der  Bergarbeiterföderation schließlich die Oberhand. Das Ergebnis war  erstens ein durch Urabstimmung herbeigeführter Beschluß der  Bergarbeiterföderation des Westens, an keine der beiden Fraktionen der  IWW Beiträge ab-
 zuführen, und zweitens die offizielle Abtrennung der  Bergarbeitersektion und die Wiederherstellung einer unabhängigen  Bergarbeiterföderation des Westens im Sommer 1907." (Anm.: Paul F.  Brissenden: The Industrial Workers of the World New York 1920, S. 175.)
 Wie mir damals zumute war, lässt sich schwer beschreiben. Ich musste  mit ansehen, wie die Arbeit eines ganzen Lebens in Fetzen gerissen  wurde. Mit dem Frieden und der Ruhe des Gefängnislebens war es vorbei.  Der Dichter, der schrieb: „Steinwände machen noch kein Gefängnis,  Eisengitter noch keinen Käfig", empfand sicherlich anders als ich, der,  von Gedanken bestürmt, nicht die Möglichkeit hatte zu handeln. Ich war  im Gefängnis, und jeder Brief, jeder Artikel, dem ich dieses  Auseinanderfallen der Organisation ansah, steigerte meine Unruhe in der  Haft.
 Aus dem ganzen Lande bekamen wir Briefe verschiedener Organisationen,  die von Demonstrationen zu unserer Verteidigung berichteten.  In Boston  fand ein Protestmeeting statt, an dem schätzungsweise zwanzigtausend  Menschen teilnahmen, um ihre Entrüstung über unsere gesetzwidrige  Verhaftung und Verschleppung zu bekunden. Überall wurden  Moyer-Haywood-Pettibone-Demonstrationen abgehalten. In Chicago  marschierten fünfzigtausend  gewerkschaftlich  organisierte  Männer und  Frauen zum Protest auf. In New York war die Demonstration sogar noch  größer. Auch die Arbeiter in der kleinen Stadt Boise arbeiteten für  uns. Eines Tages erhielten wir aus einem Restaurant in Boise einen  Kuchen mit einem Brief von den Bäckern und den anderen Angestellten des  Restaurants. Im zweiten Sommer meiner Haftzeit schaffte ich eine Menge  Gerümpel fort, das im Gefängnis umherlag, grub
 ein Stück Boden um und legte einen Garten an, in dem ich  Kapuzinerkresse, bunte Wicken und Sonnenblumen zog, die acht bis zehn  Fuß hoch wurden und riesige Köpfe hatten. Auch alle möglichen  Gemüsesorten pflanzte ich an, genug nicht nur für uns selbst, sondern  auch für die Familie des Wärters und für die übrigen Gefangenen.
 Moyers und Pettibones Frauen lebten während der Zeit unserer  Inhaftierung in Boise. Meine Familie kam kurz vor Beginn des Prozesses,  und ich verbrachte gewöhnlich jeden Tag eine Stunde mit ihnen auf dem  Rasen im Garten. Eines Tages sah ich zu meiner Überraschung meine  Mutter aus einem Wagen steigen, der in den Hof eingefahren war. Ich  lief auf sie zu und wurde von ihr mit einer herzlichen Umarmung  empfangen. Sie fühlte sich nicht sehr wohl, war aber fast bis zur  Beendigung meines Prozesses stets im Gerichtssaal anwesend, bis sie  schließlich ins Krankenhaus musste. Nach und nach trafen unsere Anwälte  ein, bis wir ein starkes  Aufgebot  juristischer   Fachleute    versammelt hatten. Da war John Murphy, der ständige Anwalt der  Bergarbeiterföderation des Westens, dann Darrow und Richardson, unser  Sachwalter, der die Prozessführung übernommen hatte; John F. Nugent,  ein Anwalt aus Silver City, später Senator im Kongress, ein alter  Freund von mir, Edgar Wilson, früherer Kongressabgeordneter, Miller und  Whitsell. Einige von ihnen kamen täglich ins Gefängnis.
 Darrow kam oft niedergeschlagen und verstimmt in das Gefängnis.  Pettibone versuchte dann, ihn zu trösten, und sagte, wir wüssten, dass  es ihn schwer ankommen würde, seinen großen Prozess zu verlieren, und  er pflegte hinzuzufügen: „Aber wissen Sie, schließlich sind wir  diejenigen, die gehenkt werden sollen!" Und ich meinte zu Darrow, wenn  die Dinge in seinem Büro gar zu trübe aussähen, sollte er nur ins  Gefängnis kommen, wir würden ihn schon erheitern.
 Als der Eröffnungstermin des Prozesses heranrückte, kamen allmählich  die Korrespondenten vieler Zeitungen; von der „Associated Press", der  „United Press", dem „Appeal to Reason" (Appell an die Vernunft), an dem  auch Debs Redakteur war. Der „Appeal to Reason" ließ viele Nummern über  unseren Prozess erscheinen. Eine davon, über unsere Verschleppung, kam  in einer Auflage von vier Millionen Exemplaren heraus; etwas Ähnliches  ist weder vorher noch nachher wieder vorgekommen.
 Auch der „New York American", ein Blatt des Hearst-Monopols,  veröffentlichte eine Sondernummer, die nur Artikel über den „Fall  Moyer-Haywood-Pettibone" enthielt.
 Die Staatsanwaltschaft entschied, dass  mein Prozess zuerst verhandelt werden solle.
   | 
  
    
    Hinweis:      Für die Korrektheit der Angaben in diesen Versionen und die Identität              der Texte mit dem angegebenen Original wird keine Verantwortung übernommen.              Eine Vervielfältigung der Dokumente zum Zwecke des Vertriebs ist              nicht gestattet.
 |  |