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Alexandr A. Bogdanow - Der rote Planet (1908)
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10. Die Ankunft

Von Mennis klarem Kopf gelenkt, flog das Sternschiff ohne neue Abenteuer seinem fernen Ziel zu. Ich hatte mich an die Schwerelosigkeit gewöhnt und meisterte sogar die Hauptschwierigkeiten der Marssprache, als Menni allen verkündete, dass wir den halben Weg zurückgelegt und die höchste Geschwindigkeit erreicht. hätten. Von nun an würden wir immer langsamer fliegen.
Im genau vorhergesagten Moment wendete das
Sternschiff schnell und ohne Ruck. Die Erde, die längst aus einer großen hellen Sichel zu einem grünlichen Stern in der Nähe der Sonnenscheibe geworden war, rückte aus dem unteren Teil des schwarzen Himmelsgewölbes in die obere Halbkugel, und der rote Mars, der über unseren Köpfen geleuchtet hatte, befand sich jetzt unten.
Es vergingen noch Hunderte von Stunden, bis sich der Mars in eine helle kleine Scheibe verwandelte, und bald wurden seine beiden Begleiter sichtbar — Deimos und Phobos, unschuldige winzige Monde, die keineswegs die schrecklichen Namen »Furcht« und »Schrecken« verdienen, wie die übersetzung aus dem Griechischen lautet. Die ernsten Marsmenschen wurden lebhafter und kamen immer öfter in Ennos Observatorium, um auf ihren Heimatplaneten zu blicken. Ich schaute ebenfalls durchs Teleskop, aber trotz Ennos Erklärungen verstand ich kaum, was ich sah. Dort gab es wirklich viele merkwürdige Dinge.
Die roten Flecken waren Wälder und Wiesen und die dunklen erntereife Felder. Die Städte zeigten sich als bläuliche Kleckse, nur Wasser und Schnee hatten die mir bekannten Farben. Der fröhliche Enno ließ mich manchmal erraten, was ich sehe, und meine naiven Fehler belustigten ihn und Netti; ich zahlte es ihnen heim, indem ich ihren Planeten ein Reich gelehrter Eulen und verworrener Farben nannte.
Die rote Scheibe wuchs — bald übertraf sie um ein Vielfaches die schrumpfende Sonne und ähnelte einer astronomischen Karte ohne Erklärungen. Die Schwerkraft nahm merklich zu, was ich als äußerst angenehm empfand. Die hellen. Pünktchen des Deimos und Phobos schwollen zu winzigen, aber klar umrissenen Kreisen an.
Einen Tag später drehte sich der Mars schon als flache Kugel unter uns, und mit bloßen Augen sah ich mehr, als alle astronomischen Karten unserer Gelehrten zeigen. Deimos glitt über die runde Karte, während Phobos nicht sichtbar war; er befand sich auf der Rückseite des Planeten.
Alle freuten sich — ich allein vermochte ein beängstigendes, wehmütiges Gefühl nicht zu unterdrücken.
Näher und näher... Niemand wollte sich mit etwas beschäftigen, alle schauten hinunter, wo sich eine andere Welt entfaltete, für sie die Heimat, für mich ein Planet voller Geheimnisse und Rätsel, Nur Menni war nicht bei uns, er stand am Steuer. Die Stunden vor der Landung sind die gefährlichsten, er musste die Entfernung überprüfen und die Geschwindigkeit regulieren.
Und ich, der unfreiwillige Kolumbus dieser Welt, fühle ich denn keine Freude, keinen Stolz, nicht einmal die Erleichterung, die der Anblick einer festen Küste nach einer langen Fahrt durch den luftleeren Ozean hervorrufen muss?
Künftige Ereignisse werfen schon ihren Schatten auf die Gegenwart.
Es blieben noch zwei Stunden. Bald würden wir in die Atmosphäre eintauchen. Mein Herz schlug peinigend schnell, ich konnte nicht länger hinunterschauen und ging in meine Kajüte. Netti folgte mir.
Er begann ein Gespräch mit mir — nicht über die Gegenwart, sondern über die Vergangenheit, über die ferne Erde dort oben.
»Sie werden zurückkehren, wenn Sie Ihre Aufgabe erfüllt haben«, sagte er, und seine Worte klangen wie eine zärtliche Ermunterung.
Wir sprachen über diese Aufgabe, über ihre Notwendigkeit und ihre Schwierigkeiten. Die Zeit verging unmerklich.
Netti blickte auf das Chronometer. »Wir sind gelandet, kommen Sie!«
Das Sternschiff stand still, die breiten metallenen Lamellen flatterten im Wind, frische Luft drang herein. Ein klarer grünlichblauer Himmel über uns — Menschenmassen ringsumher.
Menni und Sterni stiegen als erste aus; auf den Schultern trugen sie einen durchsichtigen Sarg, in dem der starre Leichnam ihres Kameraden Letta lag.
Meine anderen Reisegefährten folgten ihnen. Netti und ich verließen das Sternschiff als letzte, und gemeinsam, Hand in Hand, schritten wir durch die vieltausendköpfige Menge.

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