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Die Absetzung GottesGott hat seinen Zweck schlecht erfüllt. Sein Auftrag war, das Wunder zu vermenschlichen. Je weniger der Mensch sich bewusst war, Spitze und Vollender der Natur und des Organisch-Lebendigen zu sein, desto fremder und lebendigkeitsferner tritt ihm die Natur und Umwelt entgegen. Es ist wie eine Vorahnung künftigen Menschlichkeitswirkens, menschlicher Produktion sagen wir noch dafür, dass ein Mittelpunkt geschaffen wurde, ganz von selbst und aus dem unmenschlichen Wesen heraus, um den aber die dumpfen Vorstellungen und Einzelempfindungen von der Umwelt und den Mitmenschen sich sammeln und ordnen konnten, bis der Mensch den Grad von Verängstigung überwunden hatte, sie mit einem größeren Fonds von Eigenwissen in sich aufzunehmen und zu verarbeiten. Dazu war Gott gut genug. Dass er nicht mehr genügte, liegt daran, dass die Menschen in der Steigerung ihres Wissens voneinander und von dem Lebendigen an sich ein besseres Mittel fanden, sich zu verständigen, sich zusammenzuhalten und das Lebendige in der Welt in Glück zu verarbeiten, dass heißt Mensch zu sein. Sie brauchten keinen Umweg mehr, keinen Vater, zu dem man Gott sich hatte entwickeln lassen, einen Popanz, der da straft und belohnt und sich hoch oben oder tief unten oder da und dort versteckt und eingerichtet ein besonderes Leben baut, um die Menschen und das Menschliche nachzuäffen und zu verspotten - sie hatten sich bewusst gemacht der Gemeinschaft, gemeinschaftlich handeln und denken und fühlen, gemeinsam wissen und arbeiten. Es war damit jene Stufe der Menschlichkeit erreicht, die aus sich heraus sichert und glücksfähig macht. Da entdeckte man obendrein, dass Gott eine schlimme Eigenschaft sich angewöhnt hatte, weil eben die Menschen dachten, auch das Schlimme in sich nach oben loswerden zu können, wozu ja im Grunde Gott geschaffen war, als Abladeplatz - es wäre auch somit gut gewesen, aber Gott seiner Stellung müde, im Herzen der vielen, fing selber an zu leben und sich zu bewegen und dazusein — da entdeckte man, dass Gott einsam machte. Die Einsamkeit kam von Gott. Alle täglichen Wünsche hatten sich zum Himmel verdichtet, die Ängste zur Hölle, und dort, über das Leben hinaus, dort, wo Gott war, dort sehnten sich die Menschen hin, die nicht recht sicher waren in ihrem eigenen Leben. Sie entzogen sich der Gemeinschaft der Lebenden, wurden einsam und machten die Menschen um sich herum in gleicher Weise einsam. Es war eine Krankheit, die angebrochen war, eine Seuche, die die Menschen zu vergiften drohte und deren Ursache Gott war. Denn der lebende Mensch, wer überhaupt lebt, ist nicht einsam. Und so strich man denn Gott aus der Reihe der Begriffe, die noch Verständigungsmittel waren, aus. Gott ist tot. Gott ist nicht mehr. Nicht mehr oben in der Luft, in der Tiefe der Erde oder in alten Weidenbäumen. Gott lebt nicht, denn das, was lebt, das ist gegen Gott, das ist der vollkommene Gegensatz zu Gott. Das ist Gemeinschaft. Gott aber im Herzen der Ängstlichen war immer allein. Es war nichts als die Angst, die jetzt einem fröhlichen Lachen gewichen ist, der Mitfreude. Gott selbst hatte dafür die eine Eigenschaft, das Mitleid. Nun ist, wie das Leid, auch das Mitleid aus der Welt geschafft. Und das Unglück Gott ist damit zugleich auf den Haufen geflogen. Es war noch an der Zeit, denn Gott fing bereits an zu stinken. |
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