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2. SzeneKonferenzzimmer wie im 1. Akt. Hörsing, Regierungspräsident, Reichskommissar, Rittergutsbesitzer, Polizeimajor Storch, Polizeimajor Kranz. Regierungspräsident: Die in Aussicht genommenen Polizeikräfte sind meiner Auffassung nach durchaus unzureichend. Polizeimajor Kranz: Auch nach meinem Dafürhalten sollten sofort größere geballte Formationen verwendet werden. Regierungspräsident: Sehr richtig. Hörsing: Wir haben die Kräfte nicht bereit, doch können sie durch Zeitfreiwillige ergänzt werden. Reichskommissar: Es ist unmöglich, meine Herren, große Formationen von Polizeitruppen sofort nach Mitteldeutschland zu entsenden. Es ist schon aus außenpolitischen Gründen unmöglich. Die Entente erlaubt nicht die Zusammenziehung ungewöhnlich starker Polizeikräfte, außer in Fällen dringendster Gefahr. Die fehlt in diesem Falle. Eine Aufstandsgefahr liegt nicht vor. Regierungspräsident: Sind Sie sich dessen so sicher, Herr Reichskommissar? Reichskommissar: Ich bin lückenlos informiert. Schon nach dem Kapp-Putsch gelang es den gemäßigten  sozialistischen  Parteien,  die  Arbeiter rechtzeitig zurückzuziehen und dadurch die Front der radikalen zu unterhöhlen und den Staat zu retten. Jetzt fehlt die zündende Parole einer Rechtsputschabwehr. Die Kommunisten werden allein stehen. Regierungspräsident: Bedenken Sie die allgemeine Situation, Herr Reichskommissar. Es gärt überall. Die Franzosen haben Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort besetzt. In Oberschlesien herrscht angesichts der Abstimmung eine Siedetemperatur. In Ostpreußen ist Landarbeiterstreik. Der Geldwert fällt. Die Arbeitslosen rotten sich in immer bedrohlicherer Weise zusammen. Reichskommissar: Das ist alles wahr, Herr Regierungspräsident. Es ist vielleicht auch wahr, dass die kommunistischen Parteien eine Aktion herbeizuführen wünschen. Doch es fehlen die Voraussetzungen. Ich bin genau informiert, dass die Gewerkschaften sowie SPD und wahrscheinlich auch USPD, so radikal sich letztere auch in Worten gebärdet, einen Aufstand nicht unterstützen. Wäre dies anders, würden sich die Führer der Gewerkschaften und der sozialdemokratischen Parteien den Kommunisten anschließen, so hätten wir angesichts der furchtbaren inneren und äußeren Lage in vier Wochen eine deutsche Räterepublik vom Rhein bis zur Memel. Doch dies ist nicht der Fall. Die Kommunisten haben als einzige Unterstützung die Arbeitslosen. Daher besteht eine Aufstandsgefahr in Mitteldeutschland nicht. Wir können nicht der Entente gegenüber gegen eine nicht existierende Aufstandsgefahr riesige Polizeikräfte mobilisieren, bekämen sie aber sofort bewilligt, wenn ein Aufstand begonnen hat. Polizeimajor Kranz: Könnte man nicht mit der ganzen Polizeiaktion warten, bis die Polizeikräfte in Oberschlesien frei werden? Hörsing: Das ist ausgeschlossen, meine Herren. Die Werksdirektoren schreien nach polizeilichem Schutz. Außerdem ist schnelles Losschlagen erforderlich, denn die kommunistischen Kampfverbände sind noch in sehr unvollkommenem Zustand, und man darf ihnen keine Zeit zum Rüsten lassen. Jedes Zögern schwächt unsere Position. Reichskommissar: In der Woche vor Ostern muss unsere Aktion stattfinden. Hörsing: Ganz recht. Die Arbeiterfamilien wollen ihre Feiertage haben. In den Feiertagen herrscht keine Kampfstimmung. Reichskommissar: Es bleibt also bei den gefassten Beschlüssen. Auch sind die Garnisonen Merseburg, Weißenfels und Naumburg alarmiert. Hörsing: Ohne Reichswehr! Sonst werden auch die vernünftigen Arbeiter nervös. Das könnte 'ne Katastrophe geben. Reichswehr nur im äußersten Falle! Polizeimajor Storch: Das ist ganz meine Ansicht, Herr Oberpräsident. Hörsing: Ãœbermorgen erscheint ein vorbereitender Aufruf in der Presse, und dann sofort drei Hundertschaften nach Eisleben, zwei Hundertschaften nach Hettstedt und die übrigen Polizeikräfte wie verabredet auf die Dörfer des Industriegebietes verteilt. Meine Herren Polizeimajore, eine große Aufgabe ist in Ihre Hand gegeben. Verbrechen und Willkürhandlungen entarteter Menschen bedrohen die Ruhe und Ordnung des Staates. Welche Ursachen diese Verbrechen auch haben, der Staat ist heilig, der Staat muss geschützt werden. Wir müssen auf dem Boden des Staatsgedankens stehen. Darum haben wir die neue Schutzpolizei aufgebaut, zur BekämpÂfung des inneren Feindes, zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung. Meine Herren Polizeimajore, unsere Schutzpolizei ist eine noch junge Formation, aber ich hoffe, sie wird sich Dank und Achtung der beunruhigten und in ihren Eigentumsinteressen gefährdeten Bevölkerung erwerben. Ich überreiche Ihnen hier zur Orientierung eine Liste mit den Namen der kommunistischen Führer und sonstigen Unruhestifter. Nehmen Sie diese Liste mit; sie kann Ihnen gute Dienste erweisen. Im Ãœbrigen benutzen Sie die Ihnen zur Verfügung stehenden Mittel, wie Sie es für gut befinden, je nach dem Gebot der Stunde. Gehen Sie mit Gott, meine Herren! Polizeimajor Kranz: Ich danke dem Herrn Oberpräsidenten für die vertrauensvolle Ansprache. Was die uns zur Verfügung stehenden Mittel betrifft, so sind sie etwas unzulänglich. Doch ist ja zu hoffen, dass es zu Kämpfen ernster Art nicht kommen wird. Rittergutsbesitzer: Im Gegenteil, es wäre zu wünschen, dass man ein paar Dutzend Rädelsführer abknallte, damit die anderen endlich wieder kuschen. Ich stelle mich als Zeitfreiwilliger zur Verfügung, Herr Major. Bei der genauen Orts- und Personalkenntnis, die ich habe, kann ich Ihnen vielleicht von Nutzen sein. |
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