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Berta Lask - Leuna 1921 (1927)
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7. Szene

Kleines Zimmer in der Barackenstadt. Konne-Bernd, Kessel, Bruno, Grasser.

Kessel: Die Parteileitung der Barackenstadt wurde dringend zusammengerufen. Beginnen wir!

Konne: Genossen, wie konnte es kommen, dass die Wirrköpfe von der so genannten Kommunistischen Arbeiterpartei, wo in Wirklichkeit gar nicht viel Arbeiter drin sind, sechs Stimmen im Aktionsausschuss haben?

Grasser: Ist überhaupt nicht zu verstehen.

Kessel: Man fasst sich an die Stirn und kann's nicht fassen.

Bruno: Ist einfach ein Trauerspiel.

Konne: In Wirklichkeit hat doch unsere Partei die Mehrheit im Industriegebiet.

Kessel: Wie stark war unsere Partei, und was haben wir alles zustande gebracht, gerade in den letzten Monaten, manches, was selbst alte Genossen kaum für möglich hielten!

Konne: Die Achtundvierzigstundenwoche haben wir durchgekämpft. -

Grasser: Und den Steuerstreik, wo die Herren von der Industrie alle sagten, das werden wir niemals durchsetzen und haben's doch durchgesetzt.

Kessel: Hielten eben zusammen, waren alles saubere, feste Leute.

Konne: Ja, saubere, feste Genossen und jetzt? -

Grasser: Hört mal! Ich hab' schon manchmal gestaunt und geguckt, was man jetzt so für Gesichter bei uns sieht, Galgengesichter.

Kessel: Stimmt. Und überall neue. Wo die alle herkommen, Genossen, in alle Bauten, auf allen Höfen. (Mit der Faust aufschlagend) Dieser Spur muss man nachgehen. Ungeziefer hat sich eingeschlichen.

Konne: Ja, Robert, so scheint's zu sein. Sonst wär' das gar nicht zu erklären. Denkt doch zum Beispiel an diese Burschen mit den Mandolinen, wie sie da in der Pause sitzen und den Kumpels wüste Landsknechtslieder vorspielen. Und ihre Gesichter sehn ebenso aus. Was sind das für Leute? Wo sind die hergekommen?

Grasser: Richtig, Bernd! Das hab' ich mich neulich auch gefragt, wie ich gerade da vorbeikam. Das sind keine  ehrlichen  Arbeiter.  Anarchistische  Stromer sind das, diese wüsten Sänger. Das sind dem Malchow seine Anhänger und vielleicht von der Direktion uns auf die Nase gesetzt, und nun sitzen sechs Stück davon im Aktionsausschuss.

Bruno: Verdammt noch mal!

Kessel: Ein schwerer Brocken!

Konne: Einen schweren Brocken haben wir zu verdauen. Da muss man die Augen vorn und hinten haben. Merkt euch das! Öffentlich darf man nicht davon sprechen, sonst verliert mancher Arbeiter den Mut.

Kessel: Stimmt. Und die Mansfelder Kumpel stehn schon im Kampf.

Konne: Also kämpfen und den Mut nicht verlieren und gut aufpassen, wenn der Feind Verwirrung stiften will!

Bruno: Wir sind doch hier im Leunawerke ein mächtiger Trupp, zwanzigtausend Mann oder mehr.

Konne: Musst bedenken, das ist hier nicht wie bei euch im Ruhrgebiet, wo ihr nah zusammenwohnt. Unsere Arbeiter kommen per Rad und per Bahn von weit her, wohnen in vierhundert verschiedenen Ortschaften und haben an ihren Wohnorten viel zu tun. Darum ist's schwer, die zusammenzuhalten. Und aus den vierhundert Städten und Dörfern kannst du sie nicht holen.

Kessel: Richtig! Nur die Treuen und Festen, nur, wem's im Herzen brennt wie uns, nur solche werden zu unserer großen Sache stehn.

Bruno   (nachdenklich):   Und   niemand   aus   Berlin kommt. - Ja, ja, Karl und Rosa ermordet und viele andere von den Besten, das fühlt man nun.

Konne: Nicht den Kopf verlieren, Genossen! Die Partei der Arbeiter ist stark. Trotz aller Morde und Niederlagen - uns besiegt man nicht.

(Sie reichen sich die Hände und gehen dann auseinander)

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