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Berta Lask - Leuna 1921 (1927)
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8. Szene

Abend. Dunkle Ecke im Leunawerk. Prell, Spitzel.

Prell: Kollegen, das Wichtigste kommt jetzt. Das Leunawerk ist eingeschlossen und soll erstürmt werden. Ich weiß nicht, was die Kampfleitung hier beschließen wird, ob man den Kampf aufnimmt, ob man das Werk verteidigt, ob man einen Ausfall macht, ob man flieht. Die Befehle können plötzlich kommen und uns überraschen. Darum gebe ich euch Anweisung: Alle Befehle müssen durch euch sabotiert oder gefälscht werden. Mehrere von euch sind Unterführer. Diese Stellung müsst ihr ausnützen. Sollen Feldwachen hereingeholt werden, so sorgt, dass sie draußen bleiben. Sollen vorgeschobene Posten benachrichtigt werden, so sorgt, dass sie ohne Nachricht bleiben. Wird zum Sammeln gerufen, so seht ihr zu, dass möglichst viele nicht kommen. Die Kompanien liegen weit verstreut in den Bauten, die Wachen noch weiter verstreut ums Gelände. Wenn ihr vom Nachrichtendienst und ihr Unterführer geschickt arbeitet, könnt ihr die größte Verwirrung anrichten. Habt ihr verstanden?

Die Spitzel: Wir haben verstanden.

Prell: An die Arbeit! Ihr werdet bezahlt und habt eure Arbeit zu tun.

1. Spitzel: Verlas dich drauf! Wir werden die Sache schmeißen.

(Die Spitzel gehen fort außer Prell. Oskar kommt.)

Prell: Hast du den zweiten Kassenschrank auch aufbekommen?

Oskar: Ja, den zweiten auch.

Prell: Gib mir noch Geld!'Die Kerls wollen Anzahlung.

Oskar: Da. (Gibt ihm Geld) Wo steht das Pferd?

Prell: Drüben im Dorf. Mach rasch!

Oskar: Auf Wiedersehen

nachher!

(Oskar rasch ab. Karl stürmt vorüber.)

Karl (ruft): Zur Probefahrt mit dem Panzerzug!

(Matrose und Heizer mit Gewehren)

Heizer: Kalter Märzwind. Es schauert einem. Ostern ist heute.

Matrose: Nach den Feiertagen wird die Flut steigen im ganzen Reich, pass auf. Und hier im Leunawerk, da soll's jetzt auch anders werden. Diese Nacht - Bruder, mach mit! Diese Nacht stürmen wir den Aktionsausschuss, nur Ehrliche, Feuerfeste, der Bruno, der Willi, Grasser und andere, Revolver in der Hand. Schluss mit Verrätern und Saboteuren! Jetzt sind wir dran.

Heizer: Ich mach' mit. Wir stehen zusammen im Leben und Tod. Wie Schafe in der Hürde haben die uns gehalten. Pfui! Ich hab' meinen Ofen ausgeblasen, ein anderes Feuer anzufachen, ein großes Feuer übers ganze Land.

Matrose: 's ist an der Zeit, Bruder. Aus Russland kam das Flammenzeichen schon lang!

Heizer: Einheizen, und dann die feinen Herrlein, die Direktoren und Oberdirektoren mal an den glühenden Koksofen, dass sie sehen, wie das tut.

Matrose: Wir teilen alles ein, Arbeit und Kampf, alles, wie's sein muss. Wir haben viel erlebt, wir Matrosen. Wir wissen Bescheid. Das will ich noch erleben - auf  einem deutschen  Sowjetschiff übers Meer.

Heizer: Kalt ist's. Mich schauert. Komm! (Er hustet)

Matrose: Um Mitternacht ruf ich dich.

(Kessel kommt)

Holla, du bist's, Kamerad Kessel?

Kessel: Ihr zwei. Das ist gut. Gebt mir die Hand! Euch trau' ich wie Brüdern. Ihr wisst Bescheid? Der Unterführer hat's euch durchgesagt?

Matrose: Der Unterführer? Durchgesagt? Nichts hat er durchgesagt.

Kessel: Der Schuft!

Matrose: Was gibt's denn?

Kessel: Ich sammle zum Aufbruch. Ich mach' Schluss. Das Werk stillgelegt und fort. Hier stecken Verräter von unten bis oben.

Matrose: Ha du! (Er schüttelt Kessels Hände) Wir haben uns auch verschworen für diese Nacht. Du bist ehrlich. Du sollst unser Führer sein.

Kessel: Wartet im Bau, bis alles geordnet ist! Meine Patrouillen erkunden schon den Weg.

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