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Berta Lask - Leuna 1921 (1927)
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3. Szene

Leerer Raum des Aktionsausschusses.

Arbeiterwache   (ruft   draußen):   Aktionsausschuss, Aktionsausschuss!

(Malchow, Oskar, Wieland, Freimann, Kessel kommen, dann Arbeiterwache mit Gewehr)

Malchow: Was gibt's?

Wache: Ein Vertreter der Regierung.

Malchow: Sein Ausweis!

Wache: Hier.

Malchow: Ministerialrat von Benndorf. Gut. Bring ihn herein!

(Ministerialrat von Benndorf wird mit verbundenen Augen hereingeführt)

Malchow: Nehmt ihm die Binde ab!

Von Benndorf: Guten Tag, meine Herren! Habe ich's mit den Herren vom Aktionsausschuss zu tun?

Malchow: Ja.  Sie kommen im Auftrage der Regierung?

Von Benndorf: Jawohl.

Malchow: Bitte, nehmen Sie Platz.

Von Benndorf: Ich habe mich allein in die Höhle des

Löwen gewagt, um des Friedens willen.

Wieland: Höhle des Löwen! Hört doch!

Malchow: Wir sind eben dabei, diese Höhle in eine menschenwürdige Arbeitsstätte zu verwandeln.

Von Benndorf:   Daran   zweifle   ich   nicht,   meine Herren. Auch die Regierung will dies.

Freimann: Da zweifeln wir sehr daran. Maschinengewehre sind ein schlechtes Mittel dazu.

Von Benndorf: Auch hierin ist die Regierung derselben Meinung wie Sie, meine Herren. Und ich bin hergekommen, um mit Ihnen darüber zu verhandeln, wie man am besten und schnellsten die Maschinengewehre zum Schweigen bringt.

Wieland: Denn man los! Wir sind nicht so mordlustig wie ihr.

Von Benndorf: Meine Herren vom Aktionsausschuss des Leunawerkes! Warum sollen Volksgenossen noch länger gegen Volksgenossen kämpfen, warum soll nach langem Krieg gegen äußere Feinde nun der schrecklichste aller Kriege, der Bürgerkrieg, unser schwer heimgesuchtes Vaterland verheeren?

Wieland: Ich rate dir, bring uns nicht in Wut! Las deine Salbadereien und sag, was du zu sagen hast!

Kessel: Hunde! Schicken uns Sipo ins Land und verhöhnen uns noch!

Von Benndorf: Meine Herren vom Aktionsausschuss! Ich sage noch einmal: Wozu das Blutvergießen? Man wird sich ja doch früher oder später einigen müssen. Entwaffnen Sie die Arbeiter des Leunawerkes, stellen Sie alle feindlichen Handlungen ein, nehmen Sie die Arbeit in vollem Umfange wieder auf! Wenn dies unverzüglich geschieht, wird die Regierung von strengen Maßnahmen absehen.

Oskar: Wir freuen uns, dass die Regierung-----

Kessel (drohend vortretend): Unsere Bedingungen sind: Sofortige Entwaffnung der Polizeitruppen, soÂfortige Entfernung der Polizeitruppen aus dem Industriegebiet und der Provinz, bessere Bewaffnung der Arbeiterschaft zum Schutze gegen Orgesch und monarchistische Verbände, Anerkennung der Aktionsausschüsse. Haben Sie Vollmacht, diese Bedingungen im Namen der Regierung anzunehmen?

Oskar: Man könnte doch----

Kessel: Schweig!!

Von Benndorf: Ich habe keine Vollmacht, diese Bedingungen anzunehmen.

Kessel: Was wollen Sie uns anbieten, und was für Vollmachten haben Sie?

Von Benndorf: Ich möchte die Arbeiterschaft bitten, die feindseligen Handlungen einzustellen und alles andere der Milde der Regierung anheimzugeben.

(Gelächter)

Freimann: Spionieren will er.

Wieland: Unbewaffnet sollen wir an den Galgen.

Freimann: Wenden Sie sich an den Direktor sein Spitzelgeschmeiß. Den Gang hierher hätten Sie sich sparen können.

Kessel: Da Sie keine Vollmachten haben und uns keine Vorschläge machen können, ersuchen wir Sie, sofort das Leunawerk zu verlassen. Bindet ihm die Augen zu!

Von Benndorf: Vielleicht werden die Arbeiter diesen Schritt bereuen.

Wieland: Schweig mit deinem Lug und Trug! Alles List und Falschheit, wie voriges Jahr in Bielefeld. Da habt ihr den Arbeitern die Waffen aus der Hand geschlagen mit hinterlistigen Versprechungen und habt sie waffenlos ermordet. Euch Fratzen traut der Arbeiter nicht mehr.

(Von Benndorf wird mit verbundenen Augen abgeführt. Malchow geht schweigend hin und her.)

Kessel: Wenn wir sterben sollen, dann mit der Waffe in der Hand. Aber vorerst wird gekämpft.

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