Willkommen bei Nemesis - Sozialistisches Archiv für Belletristik
|
http://nemesis.marxists.org
|
||||||||||||
2. SzeneRaum im Direktionsgebäude. Direktor Oster, Direktor Weinbrand, zwölf Betriebsratsmitglieder, unter ihnen Konne, Dammel, Bromme und Kessel. Direktor Oster: Es steht fest, dass die Arbeiter Material verschiedenster Art aus dem Werk heraustragen. Die Verluste sind kolossal. Das Werk kann auf die Dauer diese Verluste nicht tragen. Bromme: Nicht die Arbeiter stehlen. Die Baufirmen stehlen sich gegenseitig die Gerüste. Dammel: Ich darf gar nicht mehr den Mund auftun. Die Arbeiter sind so verhetzt. Konne: Herr Direktor, es herrscht eine große Erbitterung unter der Arbeiterschaft, weil für die Beamten wertvolle Möbel in den Werkstätten angeÂfertigt werden, und der Arbeiter soll nicht mal einen Sack voll Brennholz mitnehmen. Direktor Oster: Das sind Gerüchte und Ãœbertreibungen. Die Diebstähle müssen aufhören. Vorgestern hat der Betriebsrat es unternommen, die Pförtner durch Vertrauensleute der Arbeiter zu unterstützen, aber es wurde dadurch gestern nicht besser. Konne: Wie könnten wir an einem Tage die Selbstkontrolle in diesem Riesenwerk organisieren! Direktor Oster: Wenn der Betriebsrat es nicht kann, so muss die Direktion andere Mittel versuchen. Konne: Solange es einen Betriebsrat im Leunawerk gibt, wird Werkspolizei das Grundstück nicht betreten. Direktor Oster: Der Betriebsrat fühlt sich allmächtig. Aber die Direktion hat schließlich auch noch etwas zu sagen. Kessel: Werkspolizei haun wir raus wie die Mansfelder Kumpels. Direktor Oster: Wilde Aktionen bringen der Arbeiterschaft wenig Erfolg. Mehrere: Viel Erfolg. Eisleben! Direktor Oster: Die Eislebener Beschlüsse sind vom Gewerkschaftskartell und den Führern der sozialistischen Parteien für ungültig erklärt worden. Mehrere: Was?! (Bewegung unter den Arbeitern) Direktor Oster (ein Zeitungsblatt vorweisend): Bitte, lesen Sie! (Alle drängen sich um das Blatt) Rufe: Ungültig erklärt! - Die Verräter! Die Judasse! Direktor Oster: Wir wollen zu Ende kommen. Was will der Betriebsrat gegen die Holzdiebstähle tun? Kessel: Diebstähle!! - Abfallholz, das der Betrieb nicht mehr braucht! Und wenn's einen richtigen Lohn gäbe und der Arbeiter für eure Papierlappen was kaufen könnte, dann war' ihm auch euer Abfallholz nicht nötig, obwohl's von jeher Brauch war, dass der Arbeiter Abfälle mitnehmen kann. So steht's. Konne: Wir werden mit allen Mitteln versuchen, die Angelegenheit zur beiderseitigen Zufriedenheit zu regeln. Nur braucht das etwas Zeit und geht nicht von heut auf morgen. Direktor Oster: So wäre jetzt nichts weiter zu besprechen. Ich möchte nur noch bemerken, dass es unerwünscht ist, wenn während der Arbeitszeit Versammlungen abgehalten werden. Kessel: Wann Versammlungen abzuhalten sind, das bestimmt der Betriebsrat. Direktor Weinbrand: Und dann noch: - es tauchen so  allerhand  Subjekte  hier  auf.  Die  Direktion wünscht nicht, dass ein gewisser Max Hoelz das Grundstück betritt. (Der Betriebsrat geht hinaus. Der Direktor geht erregt hin und her.) Direktor Oster: Es geht nicht so weiter. Es geht unmöglich so weiter. Die Zügel entgleiten unserer Hand. Ich fahre noch heute zu Hörsing. Es muss etwas geschehen. |
Hinweis: Für die Korrektheit der Angaben in diesen Versionen und die Identität der Texte mit dem angegebenen Original wird keine Verantwortung übernommen. Eine Vervielfältigung der Dokumente zum Zwecke des Vertriebs ist nicht gestattet. |
|||||||||||
Sozialismus • Kommunismus • Sozialistische Belletristik • Kommunistische Unterhaltungsliteratur • Proletarisch-Revolutionäre Literatur • Utopische Klassiker • Arbeiterroman • Agitationsliteratur |