Willkommen bei Nemesis - Sozialistisches Archiv für Belletristik
|
http://nemesis.marxists.org
|
||||||||||||
V.AKT1. SzeneAbend. Kantine 2. Tagungsraum des Aktionsausschusses. Malchow und andere vom Aktionsausschuss, vom Betriebsrat und den Kompanieführern. Kessel: Wo ist Wieland? Malchow: Fort, irgendwo zur Konferenz. Kessel: Verdammt, Gerade heute. Betriebsrat Bromme: Was gibt's denn? Warum ruft ihr uns zusammen? Wir müssen jetzt sehr aufpassen im Betrieb; da treibt sich auf einmal Gesindel herÂum. Man weiß nicht, wo's herkommt. Fremde Gesichter. Bei den Kontaktöfen habe ich eben einen erwischt, der machte sich da verdächtig zu schaffen. Ich habe eine Wache vor den Bau gestellt. Kessel: Jetzt geht's um kein Rohr und um keinen Ofen, sondern um unseren ganzen Aufstand. Ich beantrage, ich befehle, das Werk sofort stillzulegen. So hat's Konne-Bernd von Anfang an gesagt: Wenn's hinaus zum Kampf geht, wird stillgelegt. Wir reiben unsre Kräfte auf mit nichts als Wachdienst und Patrouillengefechten. Wir verbluten uns langsam in Patrouillengefechten. 4. Kompanieführer: Du bist doch selbst dran schuld, bist doch selbst militärischer Leiter. Kessel: Ihr wisst, ich habe nicht allein die Leitung. Malchow und Oskar sind mit drin. Geh' ich einen Schritt vor, reißen die anderen mich drei Schritt zurück. 4. Kompanieführer: Wo ist der andere von der Kampfleitung? Ihr sollt uns Rechenschaft geben. Rufe: Wo ist Oskar? Malchow: Ich habe ihn im ganzen Werk suchen lassen. Er ist nicht zu finden. Kessel: Ha, das dacht' ich mir, eines Tages aufgetaucht, und ebenso wird er verschwinden. Ein Lump ist er, ein Spion. (Arbeiterwache kommt) Arbeiterwache:. Die Kassenschränke sind aufgebrochen und leer. Drüben im Dorf hat eine Wache den Kampfleiter Oskar auf einem Pferd davonjagen sehen. Die Wache hat gerufen und geschossen, aber weg war er. (Erregung. Arbeiterwache ab. Malchow sinkt in sich zusammen.) Kessel: Bleibt ruhig, Kameraden! Jetzt keine unnützen Worte! Kein Streit! Das Werk stillgelegt. Eine kleine Besatzung bleibt hier zurück, alle anderen per Auto, zu Rad und zu Fuß, mit Sprengstoff, Maschinengewehren und Gewehren hinaus in den Kampf. Erkundungskuriere sind unterwegs. Bei Ammendorf scheint ein schweres Gefecht im Gange. Noch weiß ich nichts Sicheres. Ich warte auf Meldung. Dann greifen wir ein. (Die Tür wird aufgerissen. Konitzky und mehrere Bewaffnete kommen.) Kessel: Konitzky! Konitzky: Wir sind - zersprengt. (Alle reden erregt durcheinander) Kessel: Ruhe! Genosse Konitzky, berichte! Konitzky: Truppen gegen uns von allen Seiten. Ãœberlegene Kräfte, überlegene Bewaffnung. Hundert gegen zehn, schwere Maschinengewehr, Flammenwerfer, Artillerie. Die Hoelztruppe müde und abgekämpft, von unseren Unterleitern manche unerfahren. Wir haben die Bahnbrücke gesprengt. Wir haben Straße für Straße verteidigt. Die Genossen haben gekämpft wie die Teufel. Es half nichts. Ãœbermacht zu groß. Sind geschlagen und zersprengt. Manche suchen sich nach Gröbers durchzuschlagen, wo noch eine Kampftruppe steht. Die anderen flüchten nach Leuna. Es werden noch viele kommen. Der Schlag gegen Halle ist jetzt unmöglich mit unserer geschlagenen Truppe und ohne Artillerie. (Drohend gegen Malchow) Wo blieb der Zuzug aus Leuna, den ich heute morgen bestellte? Die Leunatruppen hätten uns gerettet. Kessel: Heute morgen bestellt, und ich weiß nichts davon?! Malchow (gebrochen): Schießt mich tot! Macht mit mir, was ihr wollt! Es ist alles eins. Ich habe zu schwere Fehler gemacht. Rufe: Verrat! Abrechnen! Konitzky: Nein, jetzt ist nicht die Stunde zum Abrechnen und Zeitverlieren. Jetzt heißt's handeln. Ihr kennt eure Lage wohl nicht genau? Wir sind umstellt. Das Leunawerk ist eingeschlossen. Rufe: Eingeschlossen! Konitzky: Wir sind auf Umwegen durch die Aue hierher. Der Weg über Merseburg war nicht mehr frei. (2. Kurier kommt) 2. Kurier: Ãœberall Schupo und Reichswehr.  Kein Durchgang mehr frei, nach Merseburg nicht, nach Mansfeld nicht, nach Weißenfels nicht. Nur nach Thüringen zu ist noch Luft, wenn man die vorderste Kette durchbricht. Rufe: Nach Thüringen! Andere Rufe: Nein, hier im Leunawerk bleiben, es verteidigen! Konitzky: Genossen, gestern früh kam ein Kurier aus Jena. In Jena, Weimar und Gotha sind sie zum Losschlagen bereit und warten auf uns. Wir wollen mit der ganzen bewaffneten Mannschaft nach Thüringen. Dann flammt der Aufstand in Thüringen auf, und wir stoßen von Thüringen aus gegen das Industriegebiet vor und erobern die verlorenen Stellungen zurück. Mehrere, unter ihnen Malchow: Nach Thüringen! 4. Kompanieführer: Hört doch den Malchow! Sonst hieß es immer: Betriebsbesetzung! Der Betrieb unsere Burg! Und jetzt will er türmen. Du hast uns hier eingepökelt in deinem Betrieb, als Räucherware in den Rauchfang gehängt. Aufhängen sollte man dich am Leunator. In den Gaskompressoren sollte man dich zermalmen. 3. Kompanieführer: Ins Verderben geführt ohne ehrlichen Kampf! Konitzky (mit starker Stimme die anderen übertönend): Ruhe! Hört die Befehle! Alle Bewaffneten verlassen das Werk in Autokolonnen und zu Fuß. Man darf keine Waffen im Leunawerk finden. Die Produktion geht weiter. Das Werk wird von den waffenlosen Arbeitern friedlich übergeben. So wird ein Sturm und unnötiges Blutvergießen vermieden. Die Arbeiter und die Bewohner der Barackenstadt werden geschont. Kessel: Kameraden, mir ist, als ob mir wer das Herz in Stücke reißt. Alle Tage wollt' ich euch hinausÂführen zum Kampf und hab's nicht können durchsetzen, und nun muss ich euch hinwegführen ins Thüringer Land. Aber noch ist nicht alles verloren. Wir stoßen neu vor und von dort aus. Kompanieführer, ruft die Unterführer zusammen und sagt's ihnen durch: alles marschbereit machen zum Ausmarsch, und sofort! Und alle Waffen zusammen! Nur ein paar Scheinstellungen müssen draußen bleiben, damit der Feind nicht gleich merkt, was gespielt wird. Nicht sagen, wohin wir aufbrechen! Sonst wird's gleich verraten, wie alle Tage alles verraten wurde. Sind alle Kompanieführer da? 3. Kompanieführer: Nur sechs Kompanieführer sind da. Die anderen fehlen. Der Willi macht ProbeÂfahrt mit dem Panzerzug. 4. Kompanieführer: Auf eure Befehle pfeif ich. Ich überlege selbst, was wir tun sollen. (Er stürmt hinaus) Kessel: Alle Autos fahrbereit machen! Alle Waffen herausschaffen! Befehle weitergeben! |
Hinweis: Für die Korrektheit der Angaben in diesen Versionen und die Identität der Texte mit dem angegebenen Original wird keine Verantwortung übernommen. Eine Vervielfältigung der Dokumente zum Zwecke des Vertriebs ist nicht gestattet. |
|||||||||||
Sozialismus • Kommunismus • Sozialistische Belletristik • Kommunistische Unterhaltungsliteratur • Proletarisch-Revolutionäre Literatur • Utopische Klassiker • Arbeiterroman • Agitationsliteratur |