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B. Traven - Der Karren (1930)
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NEUNTES KAPITEL

1

Es war am späten Nachmittag. Das Fest des heiligen Caralampio stand auf seinem Höhepunkt. Es rauschte und wogte von Menschen auf dem engen Platz vor der Hauptkirche in der unteren Stadt. Da war Schnattern wie von Scharen von Gänsen, Schreien, Lärmen, Rufen, Blöken. Betrunkene grölten und sangen mit schreienden Stimmen.
Hier und dort spielten Musikbanden. Die Musiker barfuss und in zerflickten Hosen und fetzigen Flanellhemden.
Vor einem Zirkus, der in dem geräumigen Patio eines Bürgerhauses in einer der nächsten Seitenstraßen sein Zelt aufgeschlagen hatte, spielte eine Marimba. Eine andere Marimba spielte auf der Plaza, vor dem Cabildo, dem Stadthaus. Polizisten schleppten und schleiften alle zehn Minuten einen Betrunkenen in das Stadthaus, um ihn dort in die Carcel zu stecken.
Die Betrunkenen waren meist Peones oder indianische Bauern. Sie konnten keine Strafe bezahlen. Sie mussten die Strafe für ihr Betrunkensein abverdienen. Am Morgen, wenn sie ihren Rausch ausgeschlafen hatten, wurde ihnen in einen Napf heißer und gesüßter schwarzer Kaffee eingeschenkt. Wenn sie den getrunken hatten, so mussten sie die Plätze und Straßen reinigen, wofür sie, wenn sie von der Reinigung, die von einem Polizisten mit geladenem Gewehr beaufsichtigt wurde, zurückkamen, Kaffee, zwei Löffel schwarze Bohnen und einige Tortillas erhielten.
Die Straßenreinigung stand mit soundso viel Tagelöhnern wunderschön verbucht in den Abrechnungen des Haushaltes der Stadt. Aber weil jeden Tag genügend Betrunkene in Haft genommen wurden und, wenn es an denen fehlte, wandernde Indianer angeschuldigt wurden, betrunken zu sein, auch wenn sie es nicht waren, so brauchten der Bürgermeister und der Kassenverwalter die Löhne nicht auszuzahlen, die so schön verbucht wurden.
Die Kosten für die Verpflegung der Verhafteten wurden natürlich auch gebucht. Wenn man die Abrechnung für die Kost der Verhafteten sah, so ging es den Verhafteten bei weitem besser als den guten und ehrsamen Bürgern der Stadt. Die Verhafteten bekamen, aus der Kostenabrechnung zu ersehen, Fleisch, Eier, Früchte und Zigaretten. Man konnte sich eigentlich nur darüber verwundern, warum sich arme indianische Landarbeiter unter solcher vortrefflichen Behandlung nicht jeden Tag verhaften ließen; denn besser konnten sie es nirgends haben als im Gefängnis der Stadt.

 

2

Der Platz vor der Kirche lag sehr tief. In den Regenzeiten war dieser Platz stets mehrere Male während der Regenperiode für einige Tage völlig überschwemmt.
Jetzt aber war der Platz völlig überschwemmt von Verkaufsständen, Restaurantzelten, Schießbuden, Spielbänken und Würfeltischen. Die Gänge zwischen jenen Buden und Ständen waren so eng, dass die Leute, die hier herumschwärmten, sich nur langsam voranschieben konnten. Es war ein ewiges Gedränge, Stoßen und Würgen. Dadurch wurde der Eindruck erweckt, als ob einige Zehntausende von Menschen hier auf dem Platze seien, während, hätte man sie ausgezählt, man wohl kaum auf mehr als dreitausend gekommen wäre.
Was diese drängenden und schiebenden, sich stoßenden und sich drückenden Menschen hier eigentlich suchten, wussten sie ganz gewiss nicht. Es war hier nichts zu kaufen, was sie nicht ebenso gut und besser und billiger und bei weitem zuverlässiger zu jeder beliebigen Zeit in irgendeinem Geschäfte der Stadt hätten kaufen können. Aber jeder trug auf seinem Gesicht einen Ausdruck, als ob er erwarte, hier echte Goldstücke für einen Peso das Stück kaufen zu können.
Alles, was die Leute hier kauften, kauften sie nicht darum, weil sie es brauchten, sondern sie kauften es, weil sie es sahen, weil sie in der Stimmung waren, Geld auszugeben, weil ihnen geschickte Händler einredeten, sie könnten das oder jenes nur bei ihm kaufen und bei niemand anders in der Welt, und es sei zu ihrem eigenen großen Glück, dass er hier hergekommen sei, und wenn sie das zu Kaufende auch jetzt im Augenblick gerade nicht brauchten, so könnte es ihnen morgen mit Sicherheit fehlen, und dann sei es zu spät, und sie hätten die große günstige Gelegenheit in ihrem Leben verpasst.
So gerieten die Leute in einen gewissen Taumel. Unter dem Einfluss des Geschreis, des Lärmens, der Musik, der anpreisenden Händler, des Stoßens und Schiebens der Leute um sie, die kauften und kauften, als ob morgen eine große Katastrophe alles vernichten könnte, verloren die Menschen hier jegliche Kontrolle über sich und über ihr Tun. Sie wurden voll und schwer im Kopf und verloren ihr ruhiges Denken. So kauften und kauften sie, das unsinnigste und dümmste Zeug, Gegenstände, die hässlich waren und keinerlei Gebrauchswert besaßen. Und sie kauften und kauften, weil sie alle anderen Leute um sich herum kaufen und kaufen sahen. Ähnlich war es bei den Schießbuden und bei den Ständen, wo man mit Bällen nach aufgestellten schwarzen Katzen aus Pappe werfen durfte. Für zehn Centavos durfte man mit einer Luftbüchse dreimal mit einem Spicker nach einer kleinen Scheibe schießen. Gelang es einem Schützen, dreimal ins Schwarze zu treffen, so bekam er als Belohnung eine Blumenvase, die sehr verschnörkelt war und mit Gold bemalt. In den größeren Städten konnte ein Geschäft solche Vasen für zwanzig Centavos das Stück anbieten, und niemand, der auch nur etwas Geschmack besaß, hätte sie gekauft. Selbst hier, in dieser kleineren Stadt, wo heute Mode war, was in größeren Städten bereits vor dreißig Jahren Ramsch war, hätte wohl kaum ein Kaufmann solche Vasen, und was sonst die Schießbuden und Wurfstände zu vergeben hatten, an seine Kundschaft verkaufen können.
Aber wenn man dieses Zeug in einer Schießbude gewann, so war es wie ein Geschenk. Es wurde nach Hause geschleppt und im Hause aufgestellt. Es zerstörte zwar jegliche Harmonie im Hause, aber wer hatte den Mut, eine solch schön vergoldete Vase in den Schutt zu werfen. Es wurde versucht, sie als Vase zu gebrauchen. Aber wenn man Blumen wirklich hineinsteckte, so fiel die Vase um mitsamt dem Wasser, weil die tschechoslowakischen Fabrikanten jener Vase weniger an richtige Proportionen der Vasen gedacht hatten als daran, ihnen ein Luxusaussehen zu geben. Und weil die Vase eben für nichts in der Welt gebraucht werden konnte, so wurde sie in der Wohnung des Schützen nur aufgestellt. Darum zerbrach sie nie und konnte sich von Generationen auf Generationen forterben. Auf diese Art blieb der Geschmack der Leute immer so gerichtet, dass jede neue Generation sich bemühte, zwanzigmal drei Schüsse für je zehn Centavos in einer Schießbude zu tun, um eine solche Vase gewinnen zu können.
So leicht war das freilich nicht, überhaupt etwas in der Schießbude zu gewinnen. Man gewann nur aus reinem Zufall etwas, und der Zufall trat nur dann ein, wenn man dreimal ganz anderswo hingezielt hatte, als wo man hintreffen wollte. Die Luftbüchsen waren so eingerichtet, dass selbst Zufälle sehr selten waren. Der Schießbudenmann konnte mit seinen Vasen, Tassen für bebartete Herren, japanischen Fächern aus Halle an der Saale, seinen Weckeruhren und seinen Mariabildern zwei Jahre lang zu vierzig verschiedenen Ferias und Heiligenfesten reisen, und wenn man ihn eines Tages wiedertraf, hatte er immer noch dieselben Vasen und Weckeruhren aufgestellt. Und die Leute schossen immer noch drei Schuss für zehn Centavos, um eine Weckeruhr zu gewinnen, die vom langen Aufstellen rostig und vom vielen Aus- und Einpacken zerbeult war.
Aber der Schießbudenherr war ein freundlicher Mann. Wenn man viel geschossen hatte, und man hatte sich Mühe gegeben und einige gute Schüsse getan, die zwar nicht eine Vase gewannen, aber das gut gemeinte Zunicken des Schießbuders: »Otra vez, Caballero, das nächste Mal haben Sie mehr Glück!«, so bekam der vortreffliche Schütze eine Medaille angeheftet, die ihn unter den übrigen Festteilnehmern als einen besonders wichtigen Mann bemerkbar machte.
Man konnte auch nach aufgestellten Zigarettenpäckchen schießen. Die Päckchen kosteten das Hundert drei Pesos, und man konnte die Päckchen in jedem Laden das Stück für sechs Centavos kaufen. Aber hier auf dem Feste gaben sich die Leute große Mühe, für ein Päckchen zehnmal drei Schuss für je zehn Centavos zu tun, um ein solches Päckchen haben zu können.
Wenn die Leute zu unsinnig drauflos geschossen hatten und das Geld wieder herein haben wollten, so gingen sie zu den Spielbänken und zu den Roulettetischen. Hier war es doch so leicht, für fünfundzwanzig Centavos auf einen Ruck fünf Pesos zu gewinnen.
Diese Gelegenheit durfte man nicht vorübergehen lassen, und jeder war dem Manne mit dem Roulette dankbar, dass er zu dem Feste gekommen war und so den Leuten Gelegenheit gab, über Nacht reich zu werden, ohne zu arbeiten.
Der Schießbudenbesitzer und die Wurfständeinhaber und alle ähnlichen Leute waren große Spitzbuben, das wussten alle Festbesucher. Die Büchsen schossen nicht nach Ziel, die Schusskraft war zu schwach und warf kein einziges Zigarettenpäckchen um, wenn der Schießbudenmann es nicht wollte und wenn er nicht absichtlich das Päckchen so dicht an die hintere Kante gestellt hatte, dass es umfiel, wenn es nur ein wenig getippt wurde. Er musste ja zuweilen ein paar Päckchen gewinnen lassen, um neue Kunden heranzulocken. Auch der Mann mit den Katzen aus Pappe legte hin und wieder eine Bohne so unter das Hölzchen, das zum Aufstellen der Katze diente, dass die Katze umfiel und der Werfer sechs Würfe umsonst bekam, um aufs neue sein Glück zu versuchen und eine goldene Taschenuhr zu gewinnen.
Aber der Mann mit dem Roulette war ehrlich. Das war bekannt. Jeder beliebige Besucher, der gesetzt hatte, durfte das Roulette andrehen, und wenn einer behauptete, das Roulette stände schief, so wurde es sofort ausbalanciert. Hier war keine Spitzbüberei am Werk. Das hätte die Polizei auch gar nicht geduldet.
Merkwürdig war nur das eine, dass der einzige Mann, der beim Roulettetisch dauernd gewann und reich wurde, der Besitzer des Roulettes war. Wie hätte er sonst seine hohen Steuern bezahlen können!
Und leben wollte er auch. Dennoch waren alle Leute, die hier ihre Pesos setzten, des sicheren Glaubens, dass der Mann mit seinem Roulette nur hier hergekommen sei mit der Absicht, sie alle reich zu machen. Und wenn die Spieler trotz eifrigen Setzens nicht reich wurden, sondern das, was sie besaßen, verloren, so schuldigten sie sich nur selbst an und sagten, dass sie eben kein Glück hätten und dass dies ihr Schicksal immer gewesen sei, kein Glück zu haben. Die Klugen freilich, die hier spielten, hofften nicht einen Augenblick lang, dass sie dem Roulettebesitzer auch nur einen Peso abgewinnen könnten. Wenn diese Gefahr für den Roulettemann bestünde, so würde er nicht herkommen. Aber die Klugen spielten, um von ihren Mitspielern zu gewinnen und sich so mit dem Roulettebesitzer im Geschäft zu teilen. Die Klugen hielten stundenlang an dem Tisch aus. Sie setzten nach gewissen Regeln.
Sie gewannen häufig und halfen so dem Besitzer, neue Kunden heranzulocken. Denn der Besitzer zahlte die Gewinne an die Klugen mit lautem Geschrei aus: »Hier, Caballero, wieder fünf Pesos gewonnen für Ihren Toston. Sie machen mich zu einem armen Manne. Ich werde morgen meinen Tisch schließen. Ich habe eine Familie zu ernähren. Aber ich bin Ehrenmann. Neues Spiel beginnt, Caballeros.
Setzen, setzen, Caballeros! Se fue. Rrrr. Quince negra. Wer hat die schwarze Fünfzehn?
Niemand? Setzen, Caballeros, setzen, neues Spiel beginnt!«
Die Klugen gewannen in der Tat. Zwanzig Pesos, dreißig Pesos. Aber sie wollten hundert Pesos gewinnen und dann aufhören. Wenn nachts um eins der Roulettetisch schloss, dann hatte der Besitzer alles Geschäft allein gemacht; die Klugen waren ebenso leer und ausgesackt wie die Dummen. Der einzige,   der  den  Tag  mit  Gewinn   abschloss,   war  der Roulettebankier.
Das Roulette und die übrigen Tische, wo um Bargeld gespielt wurde, hatten nur Lizenz bis neun Uhr abends. Nur unter dieser Bedingung hatten sie die Lizenz bekommen. Aber nach neun Uhr begann ja erst das Geschäft, weil die Caballeros um diese Zeit ihre Frauen ins Bett schickten. Und nun waren die Caballeros frei und unbelästigt.
Der Polizeichef sandte einen Polizisten mit dem Worte, dass die Zeit für das Roulette abgelaufen sei.
Der Roulettebankier überließ für eine Weile den Tisch seinem Mitarbeiter, und er ging zu einer Cantina, wo er den Polizeichef antraf.
»Eine Copita, Jefe? Ein Gläschen?« fragte er. Ohne die Antwort der Obrigkeit, mit der er sprach, abzuwarten, bestellte er zwei große Gläschen mit Comiteco Anejo. Und noch während sie halb ausgeleert in den Händen waren, bestellte er zwei weitere Gläschen. Dann zog er fünf Pesos aus der Tasche, schob sie dem Polizeichef in die nach unten hängende Hand, kniff ein Auge zu und sagte: »Sie haben doch Familie, Jefe? Ist für die Kinder.«
Bis um zehn Uhr ließ sich kein Polizist beim Roulette sehen. Es wurde lustig gespielt. Es war laut Lizenz nichtgestattet, dass mehr als fünf Centavos gesetzt werden durften von derselben Person auf das gleiche Feld. Jeder durfte auf zehn Nummern oder mehr je fünf Centavos setzen. Abends um sieben machte der Roulettebankier bereits ein unwilliges Gesicht, wenn jemand weniger als einen Viertelpeso setzte. Um acht sah man nur halbe Pesos auf den Nummern. Um zehn Uhr nahm der Bankier fünf Pesos auf die Nummer an.
Jetzt um zehn Uhr erschien wieder ein Polizist mit dem Wort, dass es nun aber das allerletzte Spiel sei und dass er nicht gestatten dürfe, dass weitergespielt würde. Der Roulettemann gab dem Polizisten einen Peso. Dann ging er wieder in eine Cantina. Diesmal war es eine andere. Aber richtig, er traf den Polizeichef an. Es war ein Beweis seiner Klugheit, wie es dem Bankier immer gelang, den Polizeichef ohne langes Zeitverlieren und Herumsuchen sofort in der richtigen Cantina zu treffen. Es kostete wieder zwei Gläschen Comiteco Anejo. Aber diesmal zehn Pesos für die Familie.
Dabei blieb es jetzt nicht. Der Polizeichef machte eine leichte Kopfbewegung hin zu einem Herrn, der an einem Tische saß und eine Flasche Bier vor sich stehen hatte.
»Ist der Presidente, der Bürgermeister«, sagte der Polizeichef. Der Roulettemann verstand sofort. Er ging hin zu jenem Tisch.
»Como esta, Senor Presidente, wie geht es?«
»Ah, Don Claudio, que tal? Was tut das Geschäft? Ich muss ihnen sagen, wir können es auf keinen Fall erlauben, dass Sie nach neun Uhr das Roulette laufen lassen. Sie kennen doch die Bedingungen Ihrer Lizenz.«
»Ich schließe sofort, Senor Presidente, nur noch ein paar Spiele. Einige Herren wollen durchaus Revanche haben. Das kann ich nicht gut verweigern. Die Herren sind aufgeregt, und da kann das zu Skandal, vielleicht gar zu einigen Dutzend Revolverschüssen führen.«
»Sie haben recht, Don Claudio«, nickte der Bürgermeister. »Unter solchen Umständen freilich - aber nicht mehr allzu lange, verstehen Sie. Wollen Sie sich nicht zu einer Flasche Bier niedersetzen?«
»Sie müssen mich entschuldigen, Senor Presidente«, sagte der Roulettemann, geschickt der Einladung ausweichend, die ja gar nicht ernst gemeint war. »Bei der Gelegenheit«, sagte er weiter, jedoch wie auf dem Sprunge stehend, zu seinem Geschäft zurückzueilen, »ich habe gehört, Sie wollen hier ein Hospital bauen. Wollen Sie mir erlauben, Senor Presidente, dass ich einen kleinen Beitrag leiste?«
»Mit allem Dank der Bürgerschaft«, gab der Präsident zur
Antwort.
Der Roulettemann zog fünf Goldstücke aus der Tasche und legte sie dicht vor dem Bürgermeister hin und schob sie halb unter den Arm, den der Bürgermeister auf dem Tische ruhen hatte. Die Goldstücke waren spurlos verschwunden, noch ehe der Roulettebankier seine Hand wieder in die Hosentasche gesteckt hatte. »Mit Ihrer gütigen Erlaubnis, Senor Presidente, jetzt muss ich mich aber beeilen, damit es an meinem Tische nicht etwa zu einem Skandal kommt.«
»Bueno, Don Claudio, aber wie ich gesagt habe, nicht allzu lange.« Um ein Uhr nachts spielte das Roulette immer noch. Jetzt war das Hauptgeschäft. Nun spielten die Finqueros. Alle jene Leute, die einen halben oder auch einen Peso nur setzen konnten, wagten sich gar nicht mehr heran. Es wurden ihnen keine Chips verkauft. Die billigsten Chips waren fünf Pesos. Und weil nur mit Chips gespielt wurde, konnte der Roulettemann, falls der Polizeichef oder der Bürgermeister nun doch endlich ernst werden sollten, stets ruhig erklären, die Chips gälten nur fünf Centavos das Stück. Niemand, auch ein Geisterseher nicht, vermochte den Chips anzusehen, zu welchem Preis sie gehandelt wurden.
Der Polizeichef, nachdem er noch dreimal in einer Cantina von dem Bankier besucht worden war, hatte seinen Polizisten den Auftrag gegeben, nach Betrunkenen und Skandalmachern zu fahnden und die Finqueros am Roulettetisch nicht zu belästigen. Der Präsident war gleichfalls noch dreimal besucht worden. In Fragen des Hospitals. Dann war er schlafen gegangen und hatte die Stadt dem Schutz der spielenden Finqueros anvertraut. In deren Schutz war die Stadt wohl geborgen; denn die Finqueros waren für Ruhe und Ordnung, und sie betrachteten alles Bestehende für gut und von Gott so gewollt.

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