Revolution, Freiheit, Brot!
Ein Bild, das ich nie vergessen werde, entrollte sich, als plötzlich gegen fünf Uhr nachmittags in unmittelbarer Nähe des Gefängnisses mehrere Gewehrsalven krachten und anschließend auf dem Gelände der Festung laute Schreie und Rufe: — „Freiheit — Brot — Revolution" sich vernehmen ließen. Wie durch elektrischen Strom getrieben, brachte mich das in die Höhe. Ich ergriff einen Schemel und schlug kurzerhand in den sechs bis acht Fenstern sämtliche Scheiben ein. Klirrend rasselten die Scherben zu Boden. „Hallo! Kameraden, lasst euch endlich erklären, her mit dem Tisch, angefasst!" Soviel Mann Platz hatten, den Tisch zu fassen, rammten ihn mit seiner bohlenartigen schweren Platte gegen die Tür. Allen brannte die helle Empörung aus den Augen. — „Hinaus, Kameraden! Oder man wird uns wie Hunde hier drinnen niederknallen!" — Immer wuchtiger prallte der Tisch gegen die Tür. Das Holz splitterte ab. Die Tür bog sich durch die Wucht des Rammens. Noch gab sie nicht nach. — „Hau ruck! Hau ruck! Hau — ruck — hau — rruck!" Ein einziger Strudel brüllender, schreiender, schlagender, tobender Menschen, die plötzlich innerhalb weniger Minuten aus dem tierischen Stumpfsinn, aus dumpfester Verzweiflung erweckt waren. Die Pritschen wirbelten im Raume herum, alles ging in Trümmer. Die Rebellion steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. „Wo ist der Kalfaktor? Wo sind die anderen Schweinehunde? Her mit den Lumpen! Her mit ihnen, her mit den Schuften!" Immer wütender krachte der schwere Tisch gegen die ächzende Tür. Das Ganze war wie ein Vulkan, der in den nächsten Sekunden seinen Ausbruch machte. Wüstes, schrilles Geheul begleitete die rasenden Stöße des Tisches gegen die Tür. Meine Stimme ging unter in dem vierzigstimmigen Kommando. Alle, auch die keine Hand am Tische hatten, brüllten. Endlich lösten sich die Schlösser aus dem Mauerwerk. Als wäre ein Staudamm gebrochen, so stürzten mit vorgelegtem Oberkörper die heulenden Sträflinge über die herausgeplatzte Tür. Wer könnte die entsetzlich abgemagerten Gesichter wieder erkennen, wie sie noch vor einer halben Stunde, apathisch dem scheinbar unabänderlichen Schicksal ergeben, aussahen; und jetzt: mit weit offenem Rachen, mit den kalkigen, mageren, blutleeren Händen ein Holzscheit umkrallt, blutige, rachedurstige Schreie ausstoßend, stürmten sie hinaus in die Freiheit. Ich hing an der Glocke am Tor und läutete wie wahnsinnig solange, bis der Strick riss. Dann stürzte auch ich durch das letzte Tor in die Freiheit hinaus, warf die Arme hoch in die Luft und stieß einen Freudenschrei aus: „Re—vo—lu—tion!" an dem ich erstickt wäre, wenn ich ihn noch länger zurückgehalten hätte. Diese erste Stunde der Freiheit mit ihrem Gefühl überschwänglicher Freude zu schildern, bin ich nicht imstande. Immer wieder schreie ich das Wort hinaus: „Revolution — Re—vo—lution!"
Aller Hass, aller Hunger, vieltausend Stunden Unterdrückung, Wut und Verachtung, Erniedrigung, alle Schmähungen, das glühendste Sehnen nach Rache, meine Angst vor dem Hungertod, alles erduldete Unrecht machte sich nun Luft, explodierte. „Wo sind die Schurken, ich bin jetzt riesenstark. Kommt her, ihr Gesindel, ich will euch dutzendweise das Genick brechen. Kommt doch her, ihr Banditen, versucht es noch einmal, meine Hände zu fesseln, ich beiße euch die Gurgel durch." Arm in Arm mit anderen Kameraden und Spandauer Mädchen, die große Küchenmesser in den Händen hielten, marschierten wir zum Rathaus. Dort erwischte unser Trupp einen Offizier. Im Nu fielen die Mädels über ihn her. Ich nahm einem alten Landstürmer, der untätig dastand, das Seitengewehr weg und schwang mich auf ein vorbeisausendes Lastauto.
„ Nach Berlin!" Dort sollte es noch königstreue Truppen geben, die bereits Frauen und Kinder niedergeschossen hatten. „Wir werden euch Schleimscheißern schon zeigen, was wir aus euch machen!" Wir rasten durch die Straßen Berlins, überall stießen wir auf Gleichgesinnte. Ich verließ das Lastauto und sprang auf ein Panzerauto. Alle Wut vergebens, nirgends fanden sich Königstreue. Berlin war also in der Hand der Revolutionäre. „Wie sieht's bei dir in Stendal aus?" Diese Frage stellte ich mir laut. Ich beantwortete sie sogleich, indem ich den Führer des Panzerautos zu überreden versuchte, sofort sich auf die Chaussee nach Stendal zu machen. Der sagte, ich sei verrückt! Darauf verließ ich das Panzerauto, um vom Lehrter Bahnhof aus nach Stendal zu gelangen. Züge gingen nicht. Ich ging zu Fuß, bis ich nach Charlottenburg kam und dort ein Auto erwischte und mitfuhr.
Ich war wieder in Spandau. Nach etwa einstündigem Marsch in Richtung Wustermark begegnete mir eine marschierende Maschinengewehr-Kompanie mit mehreren schweren MG in Richtung auf Berlin. Sie kamen vom Truppenübungsplatz Döberitz. Ich schlich hinterher. Da rasselte ein Lastauto vollbesetzt mit Soldaten heran aus der Richtung Berlin. Es fuhr in einem bedenklichen Zickzackkurs ohne Licht. Mit einem Satz war ich hinauf und forderte vergebens, die Maschinengewehr-Kompanie zu überfallen. Die Kameraden waren betrunken und dachten trotz reichlicher Bewaffnung nicht daran, meinem Wunsche zu folgen. Sie wären auf der Fahrt nach Hamburg; dort hätten die Kulis alles schon kurz und klein gemacht. Noch einen ganzen Ballon Rum besaßen sie, der wurde in Trinkbechern verschenkt. Immer unsicherer steuerte der Fahrer den Wagen, denn er war ebenfalls stark betrunken. Man gab mir einen Becher voll Rum, ich schmiss ihn voller Wut über Bord. Zehn Sekunden später flog ich hinterher. Man hatte zu diesem Zweck das Auto nicht abgestoppt, in voller Fahrt landete ich zwischen zwei Chausseebäumen und musste es als ein Glück betrachten, dass ich mit heilen Knochen davonkam. Doch war mein rechter Fuß verstaucht. Humpelnd zog ich meine Straße.
Da kam mir plötzlich eine Idee: Ob nicht doch von Wustermark aus, dem großen Verschiebebahnhof, eine Möglichkeit zum Fortkommen zu erhaschen sei? An einer Straßenüberführung stand ein Bahnwärterhaus. Mit der Faust trommelte ich den schlafenden Bahnwärter wach. — „Fahren Güterzüge in Richtung Hannover?"
— „Nee! Is doch alles lahmjeleecht, et jeht ja alles drunter und drüber, ick weeß nich, wat dat noch werden soll hier!" — Ich frage, ob vielleicht Schienen aufgerissen sind oder Brücken kaputt. —
— „Nee, davon weeß ick nischt." — Laut schlage ich die Tür ins Schloss und höre im selben Moment, wie drinnen der Riegel vorgeschoben wird. Durch die Scheiben sieht mir ein besorgtes Gesicht noch lange nach.
Gewiss, ich war ein wunderlicher Geselle in meiner Sträflingskluft, Durch Nacht und Wind stolperte ich zwischen den Schienen entlang zum Verschiebebahnhof Wustermark. Die Verstauchung des Fußes ist bereits vergessen, nur wenn ich daran denke, schmerzt es. Ebenso spüre ich weder Hunger noch Müdigkeit. Der Weg wird mir furchtbar lang. Obgleich ich die Lichter des Bahnhofes am Horizont leuchten sehe, komme ich ewig nicht hin. Ich hetze nur so über die Schwellen, dann laufe ich ein Stück auf den Schienen, es geht nicht schnell genug. Unten am Bahndamm ist ein Fußsteig, nun geht's besser. Im Dauerlauf flitze ich vorwärts. Unerträglich! Während die Revolution in ganz Deutschland in hellen Flammen zum Himmel schlägt, hier auf dem öden Bahnkörper allein untätig spazierenzugehen! Die Zunge klebt im Halse fest. Mein Atem geht wie eine Maschine. Es ist unmöglich, ich kann nicht langsam gehen. Ich muss an der Grenze zwischen Umfallen und Aufrechterhalten weiterhetzen bis zum Bahnhof.
Ein Eisenbahner wird angehalten und gründlich ausgefragt, — kaum habe ich Luft zum Sprechen. — „Um fünf Uhr geht ein Eilgüterzug." — „Wann? Um fünf?" — „Na um fünf! In drei Stunden!" — „Wie spät ist es?" — „Zwei Uhr gleich!" So war ich schon neun Stunden in Freiheit. Ich ließ den Mann nicht eher laufen, als bis er mir genau den Schienenstrang gezeigt hatte, auf dem der Zug hielt, mit dem ich nach Stendal gelangen sollte. Jetzt, wo ich wusste, dass ich drei Stunden zu warten hatte, packte mich die Müdigkeit. Eine Bahnschwelle schleppte ich herbei, legte sie zwischen die Räder eines Wagens auf die Schienen und legte mich daneben mit dem Kopf auf die Schwelle. So musste ich unbedingt merken, wenn der Zug anrückte, denn die Schwelle wäre als Hemmschuh nicht so leicht überfahren worden. Sofort schlief ich ein. Mit klappernden Zähnen stand ich wieder auf, ging am Zug auf und ab, es war zu kalt zum Schlafen.
Dieser erste Morgen, dieses erstmalige Erwachen in der Freiheit, wie ich mit den Augen die fernsten Lichter aufsuchte, um mich an der ungehinderten Weite zu erfreuen, das war eine wirkliche Erhebung, eine wahre Freude, die im Herzen wohltat. Nach kurzer Zeit kamen Eisenbahner, das Fahrpersonal des Güterzuges. Man hielt es für selbstverständlich, dass man mich mitnehmen müsse. Der Zugführer opferte seinen Topf Kartoffelsalat. Ich verschlang ihn mit einer Geschwindigkeit, die ich heute selbst kaum noch für möglich halte. Es war noch jemand im Wagen, der hatte gerade Zeit, aus seinem Etui eine Zigarette zu entnehmen, sie anzuzünden und das Etui wegzustecken, es wieder aus der Tasche zu holen, um mir eine Zigarette anzubieten, denn ich hatte bereits gespeist.
Mehrmals hielt der Zug. Nach drei Stunden stand er vor dem Einfahrtssignal des Stendaler Bahnhofes. Es hielt mich nicht mehr im Zug, ich sprang ab und lief im Dauerlauf zum Bahnhofsgebäude. Arbeiter- und Soldatenrat! Also auch hier! — „Wo ist der Oberst Krause?!" — „Den haben Matrosen weggeschleppt und bei Hämerten von der Brücke herunter in die Elbe geschmissen!" „Bravo!" Später habe ich erfahren, dass er leider gerettet worden ist.
Etwas beruhigt ging ich nach Hause. Nur meine Schwester war anwesend. Sie sagte mir, dass mein Vater in Berlin und meine Mutter in Flessau, einem Dorf an der Kleinbahn Stendal—Arendsee, sei. Wann der Vater zurückkomme sei unbestimmt. Die Mutter käme bis Mittag zurück. — Ich ging zum Kleinbahnhof, um meine Mutter abzuholen. Sie stieg aus dem Zug, ich stellte mich gerade vor ihr auf. Sie sah mich groß an. — Trotzdem sie mich erst vor einem halben Jahr gesehen hatte, erkannte sie mich nicht. — „Mutter! Erkennst du mich nicht mehr!?" — „Junge, das bist du?!" — Einige Tränen tropften aus ihren Augen. — „Wie siehst du denn aus, mein Junge?!" — N' bisken verhungert bloß, Mutter." — Wie ein Wiesel lief sie mit mir nach Hause. Als hätte sie Angst, ich könnte auf dem Wege noch ganz verhungern, packte sie im Gehen eine Schnitte Brot und einen Wurstzipfel aus. Alles Eßbare verschwand in meinem Magen, als wäre er unergründlich.
Ich saß gerade bei einer großen Pfanne Bratkartoffeln, als es an der Tür klopfte. Auf ein leises „Herein" meiner Mutter stampfte mein Freund Theodor Hoffmann in die Stube. In großem Bogen warf er den Tornister in die Ecke, und schon umarmten wir uns. Er hatte gleich mir die Revolution schon lange vorweg gerochen und seine letzten Wochen als Soldat auf der Eisenbahn in Belgien und im Rheinland verbracht. Von einem Urlaub war er nicht zurück an die Front gekehrt, sondern hatte, ewig seine Truppe suchend, die Revolution im Bahnabteil abgewartet. Schnell wurde noch etwas gespeist, und dann schwirrten wir ab.
Die Umwälzung war in Stendal bereits beendet. Die einstigen Großschnauzen und Hurraschreier stellten sich schnell auf den berühmten Boden der gegebenen Tatsachen und blieben dort so lange als altes Inventar, bis sie von den Sozialdemokraten mit der Nationalversammlung wieder heruntergeholt wurden. Hoffmann und ich wurden vom Soldatenrat zum Kommando des Gefangenenlagers geschickt, um dortselbst die alten Leute abzulösen. Wir hatten uns aus rotem Tuch Kokarden gemacht und erregten bei dem diensthabenden Feldwebel, der bei seinen Landstürmern noch keine roten Kokarden gesehen hatte, das größte Aufsehen, und über unsere weggelassene Ehrenbezeugung konnte er sich etlicher schnauziger Worte nicht enthalten. Darauf warteten wir schon lange. Wie giftige Kröten spuckten wir die unflätigsten Worte über ihn aus. Das trotz der Revolution ehrerbietige Personal der Schreibstube sperrte die Mäuler auf. Zum Schluss erklärten wir dem verdatterten Feldwebel, er solle seinen Scheißdreck selber machen, schlugen die Tür zu und trabten gemächlichen Schrittes wieder ab. Bemerken muss ich noch, dass wir uns zuvor von der Lagerkammer neue Sachen geben ließen. Wir gingen zurück zum Arbeiter- und Soldatenrat und erzählten dort, wie wenig Lust wir verspürten, bei dem Fatzken da draußen Soldat zu spielen. Man bedeutete uns, ruhig wieder hinauszugehen, Dienst brauchten wir vorläufig nicht zu machen. Solange nicht eine genügende Anzahl jüngerer Leute zur Stelle wäre, könnte man ja doch die Alten nicht entlassen. Wir gingen aber erst auf einen Tanzsaal.
Nach Mitternacht torkelten wir langsam auf das etwas auswärts liegende Lager los. Ein Posten verlangte einen Ausweis. — „Du hast woll'n Vogel, du Bauer?!" — In irgendeine Baracke schlitterten wir hinein, legten uns in zwei gegenüberstehende Betten und schnarchten bald. Morgens, es war noch dunkel, kam ein Chargierter und krähte mit echt militärischer Stimme: „Aufstehen!" — Ziemlich korrekt krabbelten die Landser aus den Betten. Wir dachten nicht daran. Nach einer Stunde war in demselben Raum Antreten und Dienstausgabe. Ich will nicht das Rededuell schildern, das wir mit dem Sergeanten, dem Unteroffizier vom Dienst, führten. Mit den beleidigendsten Worten auf seine Sergeantenknöpfe und -litzen machten wir ihn nieder und verlangten zum Hohn dauernd den Feldwebel zu sprechen. Als der zur Diensteinteilung kam und erfuhr, dass Hoffmann und Turek die Langschläfer waren, sagte er nur: „Ach lasst die Brüder pennen, die machen doch keinen gescheiten Dienst!" — Nun begann ein Leben. Nur zum Essen, Geldabholen und Schlafen erschienen wir im Lager.
Das Vergnügen riss nicht ab. Es war die wildeste Zeit. Ein Volk, das Jahre hindurch dem Vergnügen entsagt hatte, machte nun aus ganz Deutschland einen großen Lunapark. Jeden Tag konnte man sich bis zum Morgen an mehreren Stellen amüsieren. Zu wilden Melodien wurde getanzt!
Licht aus, Messer raus,
Haut ihn, dass die Fetzen fliegen,
Straße frei, Fenster zu,
Runter vom Balkon.
Vierzehn Tage hab' ich schon kein Hemd mehr an,
Und alles wegen dir und alles wegen dir!
Wenn du denkst,
Ich bringe dich umsonst nach Haus',
Ja, so siehste grade aus,
Ja; so siehste grade aus.
Auch uns, die wir aus der Jugendbewegung ein anderes Milieu gewöhnt waren, riss es mit in den Taumel. Ich las in den Zeitungen: „Spartakuskämpfe in Berlin." — Spartakus!? Was und wer ist Spartakus? Ein Flugblatt flatterte zufällig in meine Hände. Alles, was dort geschrieben stand, war doch für mich geschrieben. Gleich am anderen Tage saß ich im Zuge nach Berlin. Es war kurz vor Weihnachten. Bald fand ich Anschluss. Irgendwohin und irgendwoher wurde geschossen. Ein paar finstere, bestahlhelmte Gestalten. Blut und Patronen. Ich hing wie in der Luft. Plötzlich stand ich allein, die finsteren Gestalten schossen nicht mehr. Ich war ohne jegliche Fühlung mit dem Spartakusbund, daher fuhr ich wieder nach Hause.
Noch einmal: „Spartakus kämpft in Berlin!" Freund Hoffmann und ich fuhren wieder hin. Das hole doch der Deibel! Wir fanden wieder keinen Anschluss. Aber schneller als andere merkten wir an den Kämpfen, dass Spartakus eine wichtige Funktion in der Revolution zu spielen hatte. Wir fühlten selbst in dem kleinen Nest Stendal, dass die Revolution am Versacken war. Ernst Brandenburg als Hauptmacher in Stendal ließ die 10. Husaren, die dort ihre Garnison hatten, mit Musik einziehen und alle ehrbaren Bürger steckten zu diesem Fest schwarz-weiß-rote Fahnen heraus. Wir stellten ihn zur Rede: — er gab verschwommene, unklare Antworten. Immer mehr ehemalige Jugendgenossen kehrten von der Front nach Stendal zurück. Wir versammelten uns und debattierten. Jedoch die Lügennachrichten, welche von der Presse — nicht zu vergessen: auch der sozialdemokratischen — über Spartakus verbreitet wurden, taten ihre Wirkung. Hoffmann und ich standen mit unseren Ansichten über Spartakus isoliert. Auch von allen älteren Arbeitern wurden wir infolge der wüsten Schwindeleien über Spartakus glatt abgelehnt. Man sah uns scheel von der Seite an. — Rosa Luxemburg von der wütenden Menge getötet, Karl Liebknecht auf der Flucht erschossen! — Das und Ähnliches waren die Schlagzeilen der Zeitungen am 16. Januar 1919. Uns ging ein Licht auf. Mitten in der Revolution, wenige Monate nach dem Sturz der Monarchie, konnte das passieren? Kaum ein Proletarier nahm davon besondere Notiz. Karl Liebknecht? Ach so! Das ist doch der Spartakist, na, nu hat ihn die wütende Menge totgeschlagen, so so.------- |
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