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Gertrud Hermes – Rote Fahne in Not (1929)
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IV. Koalition?

Ich bin nicht dafür, dass wir eine dogmatische Fahne aufpflanzen. Im Gegenteil!
Karl Marx.

Die Verhandlungen um die Regierungsbildung begannen. Ein sozialdemokratischer Führer war mit der Aufgabe betraut. Er verhandelte zunächst mit den Kommunisten.
„Mensch Maier, wenn das was würde!" sagte Emil zu Konrad. „Das wäre Sache! Ne reine Arbeiterregierung!! Da könnten wir endlich mal was machen! Es muss was werden."
Konrad antwortete nicht. Nach vierzehn Tagen wurden die Verhandlungen ergebnislos abgebrochen. Die Enttäuschung der Arbeiterschaft war groß.
„Warum können se sich denn nich einig werden??!! Diese Bonzen! Die Arbeiter wären in drei Tagen einig!!"
Die Verhandlungen mit der bürgerlichen Linken zum Zwecke einer Koalition wurden aufgenommen. Die Spannung stieg. Emil hatte im Werk einen schweren Stand.
„Siehste Mensch! Hab ich 's nich immer gesagt", höhnte der Kommunist mit der Hornbrille. „Eure SPdSchweine versauen alles! Was hätten wir ausrichten können, wenn wir einig gegangen wären!"
Emil berief sich auf die Gründe, die der Pressedienst seiner Partei angab: Die Unzuverlässigkeit der Kommunisten, ihre verstiegenen Forderungen. —
„Das lügen se ja alles bloß!"
Die kleine Koalition scheiterte ebenfalls. Demokraten und Zentrum weigerten sich, ohne die Volkspartei in die Regierung zu treten. Die Erregung in der Arbeiterschaft schwoll stärker an. Fünf Wochen hatte man nun eine Mehrheit — aber zustande kam nichts! Emil wich den Gesprächen mit den Kommunisten aus.
„Aha! Er kneift, der Bursche! Wofür is er ooch en SPdHund!!"
Die Volkspartei stellte ebenso unmögliche Forderungen wie die Kommunisten. Die Verhandlungen mit ihr zer-
schlugen sich gleichfalls. Endlich, nach sechs Wochen, kam eine Einigung der Sozialdemokraten mit Demokraten und Zentrum zustande. Man sprach von großen Zugeständnissen an die katholische Kirche. Der offiziöse Pressedienst beider Parteien bestritt sie.
Unzufriedenheit, Misstrauen überall. Die Partei beschloss, die wichtigsten Distrikte systematisch durch Redner von der Berliner Zentrale bearbeiten zu lassen.
„Nächsten Freitag kommt ooch eener zu uns", sagte Emil zu Konrad, als sie eines Abends vom Werk heimwärts fuhren. „Nu woll'n mer mal sehen, was der weeß."
Die Versammlung fand im großen Saale des Volkshauses statt. Das Volkshaus, ein imponierender Bau, war unmittelbar vor dem Kriege errichtet. Dicke Säulen, die nichts zu tragen hatten als große Gesimse, die wiederum keinen Sinn hatten, legten davon Zeugnis ab, dass die Erbauer es sich hatten etwas kosten lassen. Zur Krönung des großen Bauwerkes hatte man einen turmartigen Aufbau mit kleinen Säulen darauf gesetzt. Die Bedeutung dieser Anlage blieb das Geheimnis ihres Erfinders.
Das riesige Versammlungslokal war, als Konrad und seine Freunde zur angesetzten Zeit eintrafen, mit Menschen überfüllt. In dem großen Mittelraum des Saales, wo Tische standen, war der letzte Platz besetzt. Kaum, dass die Kellner sich ihren Weg bahnen konnten. Stärker noch waren die Menschenansammlungen in den Seitengängen und auf den Emporen. Kopf an Kopf standen hier Hunderte und Aberhunderte wie die Mauern. Es war alles vertreten, was je in einer solchen Versammlung anzutreffen ist. Die große Masse bildeten ältere Arbeiter, die normalen Versammlungsbesucher. Ihre Erscheinung schwankte zwischen dem Proletarier und dem Kleinbürger. Manche hatten ihre Frauen mitgebracht; auch allein stehende Frauen waren da. Die ältere Frauengeneration gliederte sich wie die Männer: Die Frau „aus dem Volk", — daneben die gutangezogene Kleinbürgerin. Die jüngere Arbeiterschaft war schwach vertreten. Teils waren es Jugendbewegte in Kniehosen und Kittel, teils
bürgerlich gekleidete junge Männer nebst ihren Damen. Dazwischen verstreut Halbintellektuelle, Studenten, Parteimitglieder aus den Kreisen des gebildeten Bürgertums — das Ganze eine gewaltige, wogende Masse von ungeheurer Spannung.

Der Vorsitzende, ein Mitglied der örtlichen Parteileitung, eröffnete. Nach wenigen einleitenden Worten gab er dem Referenten das Wort. Der Berliner war ein kräftiger, untersetzter Mann mit buschigem Haar und Bart. Man wusste nicht recht, ob sein Kopf an Marx oder an Christus erinnerte. Er entstammte der Arbeiterklasse. Seine Erscheinung erweckte den Eindruck des robusten Kämpfers. Die manikürten Hände freilich wollten zu der derben Gesamterscheinung wenig passen. In ruhiger Sicherheit nahm er das Wort.
„Genossen und Genossinnen", begann er, mit volltönender Stimme den großen Saal mühelos beherrschend. „In einer Stunde weltgeschichtlicher Entscheidungen stehe ich vor Euch!" — Lautlose Stille. — „Der Wahlkampf hat mit einem glänzenden Sieg des Proletariats über alle seine Feinde abgeschlossen. Was Marx verkündet hat, das ist durch die letzte Wahl Wirklichkeit geworden. Das klassenbewusste Proletariat hat sich selbst in den Besitz der Macht gesetzt!" Das Pathos seiner Stimme dröhnte mit ehernem Klang. „Das Proletariat" — — — wie eine Fanfare fiel dieses Wort
jedes Mal in die Versammlung-----------„muss nunmehr durch
eine energische, zielbewusste Politik dem sterbenden Kapitalismus den Todesstoß versetzen." Schweigende Aufmerksamkeit. Die Worte sprachen an. Man bestätigte gern die gewohnte Phraseologie.
Dem eigenen dogmatischen Empfinden entsprechend erwartete die Masse nunmehr eine prinzipielle Stellungnahme zu der gegebenen politischen Situation. Statt dessen ging der Redner sofort zu praktischen Erwägungen über. Dadurch enttäuschte er. Man empfand den Gegensatz zwischen der eigenen, grundsätzlich bestimmten Einstellung und einem Opportunismus, dem die grundsätzliche Entscheidung fehlte.
Er sprach zunächst von der Möglichkeit eines Zusammengehens mit den Kommunisten. Er entwickelte die Gründe, die dagegen sprachen. „Die Kommunisten sind nicht bündnisfähig ... Sie binden sich an keine getroffene Vereinbarung ... Sie sind von Moskau abhängig."
Die Versammlung konnte sich seinen Gründen nicht verschließen. Nur ein paar Grünschnäbel schrieen dazwischen: „Es lebe die Weltrevolution!" — „Proletarier aller Länder vereinigt euch!!" Die Zurufe wirkten unreif und fielen zu Boden.
Eindrucksvoller noch war es, als der Redner die Politik des Vorstandes mit einem andern Grunde stützte. Er führte aus, dass eine Regierung mit fünf Stimmen Majorität zwar allenfalls im Reichstag Mehrheitssiege davontragen könne, im Lande aber sich nicht durchsetze, weil der ganze Behördenapparat gegen sie arbeitet.
„Bei einem Bündnis mit den Kommunisten, Genossen und Genossinnen, würden wir die geeinte Front aller andern Parteien gegen uns haben."
„Hu — hu!!" — „Hast wohl Bange?!"
„Die Genossen, die in jugendlichem Eifer die Politik des Parteivorstandes anzweifeln, haben wohl keine Ahnung von Bau und Funktion der ungeheuren Maschine, die das Proletariat nunmehr in die Hand nimmt."
„Nee!!!" — „Kommt ooch gar nich in Frage!!" — „Marx hat gesagt, das Proletariat soll die Maschine zerbrechen!!!"
Doch die Zwischenrufer unterlagen noch einmal.
„Halt die Klappe!" — „Lasst den Genossen aus Berlin reden. Der versteht mehr als ihr."
Der Redner nutzte geschickt die Situation. Mit einer Fülle von Beispielen aus der Praxis stützte er die Behauptung, dass die großen Körper der Zivilverwaltung, des Heeres, der Justiz bis in ihre untersten Stellen eine reine Arbeiterregierung sabotieren, ihre Maßnahmen unwirksam machen würden. Man hörte ihm aufmerksam zu, wenn auch seine geschickte Rhetorik keine Wärme auslösen konnte. Nun kam das Bekenntnis zur Koalition mit der bürgerlichen Linken.
„Gewiss, Genossen und Genossinnen, auch wir sind der Ansicht, dass die Befreiung der Arbeiterklasse nur das Werk der Arbeiterklasse selber sein kann ..."
„Na, na!!" — „Wenn’s man stimmt!" — „Kann jeder sagen!"
Und der Referent ging dazu über, die Koalitionspolitik durch Darlegung weiterer praktischer Erwägungen zu verteidigen. So bündig sie waren, so wenig vermochten sie die Masse zu Hass oder zu Liebe zu entflammen. Der grundsatzlose, rein opportunistische Charakter der Rede stieß auf das Bedürfnis des unzerspaltenen Menschen nach grundsätzlichen Entscheidungen. Hätte er mit scharfem Verstand und warmer Überzeugung die Demokratie verteidigt und aus dieser grundsätzlichen Einstellung das Bündnis mit den Kommunisten abgelehnt unter gleichzeitiger Geltendmachung der praktischen Gründe, — er hätte zwar Zorn und Entrüstung geweckt, andrerseits aber eine starke, entschlossene Minderheit für sich gehabt. So aber war er seinen Gegnern kein Widerstand und seinen Gesinnungsgenossen keine Stütze. Die geschickte Redetechnik und die überlegene praktische Erfahrung vermochten den Mangel an innerem Mut zu grundsätzlicher Entscheidung nicht zu ersetzen. Die Massen fühlten sich mit taktischen Mitteln anderthalb Stunden lang hingehalten. Als der Referent schloss, erfolgte matter Beifall.

Die Aufgabe des ersten Diskussionsredners war um so dankbarer. Es war ein Mitglied der örtlichen Parteiorganisation. Entsprechend seiner Stellung im Ganzen der großen organisatorischen Pyramide wirkte seine Gesamterscheinung um einige Grade kleinbürgerlicher als die des Referenten. Die sorgfältig gebügelte Hose und der hochmoderne Haarschnitt steigerten diesen Eindruck eher, als dass sie ihn verringerten. Er nahm zunächst grundsätzlich Stellung — einfach, eindeutig.
„Genossen und Genossinnen! Die weltgeschichtliche Stunde ist gekommen, in der das Proletariat die Macht ergreift!
Diese Macht kann nur von dem Proletariat selbst ausgeübt werden."
„Bravo!"
„Jede Koalition mit dem Bürgertum ist ein Verrat an der Arbeiterklasse!!!"
Eine Bewegung flutete durch den Saal.
„Stimmt!" — „Sehr gut!" — „Sehr richtig!" — „Bravo!" — „Weg mit der Koalition!"
„Die Befreiung der Arbeiterklasse kann nur das Werk der Arbeiterklasse selber sein!"
„Jawohl!!" — „Sehr richtig!"
Und als wackerer alter Metaller hämmerte er diese Behauptung den Anwesenden ins Bewusstsein wie ein Nieter seine Nieten in den Kessel, unentwegt, immer dasselbe, Schlag auf Schlag. Zunehmender Beifall begleitete seine Worte. Die Masse fühlte eine grundsätzliche Entscheidung. Ihre Enge entsprach dem eigenen Empfinden und dem eigenen Horizont. Sie empfand auch, dass der Mann da oben an seine Sache glaubte. Es kam aus dem Herzen, nicht aus dem Kopf. Dann ging der Redner zur praktischen Begründung über.
„Genossen und Genossinnen!! Der Redner hat da alle die Erfahrungen ausgepackt, die an der Zentrale gemacht worden sind. Na — wir hierzulande sind ooch nich ganz dumm!" —
„Sehr richtig, Schorsch!"
„Wir brauchen die Berliner Weisheit nich! Wir haben unsere Meinung über die Dinge. Wir haben auch Erfahrungen gemacht! Was hat uns denn die Koalitionspolitik gebracht?!!!-----------------"
„Sehr richtig!!!!--------" — „Bravo, bravo!" — „Weiter,
Schorsch!"
„Wie is es denn in den letzten zehn Jahren gegangen?! Wer ist vorwärts gekommen?! Etwa die Arbeiterschaft?!! Rückwärts is's mit ihr gegangen!! Nur das Kapital hat den Profit von der Sache gehabt!!!" Ein Beifallssturm brach los. Und wie er zuerst den einen grundsätzlichen Gedanken:
„Keine Koalition" eingehämmert hatte, so nun den anderen „Die Misserfolge der bisherigen Koalitionspolitik." Als er am Ende seiner Rede das erste Thema noch einmal erklingen ließ und mit den Worten schloss:
„Die Befreiung der Arbeiterklasse kann nur das Werk der Arbeiterklasse selber sein!!" da erscholl tosender Beifall durch das Haus.

Der nächste Redner war ein angesehener Führer im Reichsbanner. Seine Leute waren in der Stadt wie im Saale beträchtlich an Zahl. Die Rede war das schlichte Bekenntnis zur Demokratie. „Sie ist das Ziel, auf das die Partei seit zwei Menschenaltern hingearbeitet hat."
„Hat aber bankrott gemacht!"
„Genossen! Sie ist die einzige Staatsform, in der die Arbeiterschaft unter den gegebenen politischen Verhältnissen Macht im Staat ausüben kann."
„Was geht uns der Staat an!!"
„Wir wollen doch Politik treiben, Genossen!!------------"
„Der Staat ist ein Instrument zur Ausbeutung der besitzlosen Klassen!!"
„Genossen-----------------"
Neue Zwischenrufe prasselten dazwischen.
„Mit politischen Kindern kann man allerdings keine politischen Diskussionen führen."
Lärm!! Schlussrufe!!
Seine Anhängerschaft demonstrierte. Die anderen blieben ihr nichts schuldig, Endlich gelang es dem Vortragenden, die Ruhe wieder herzustellen. Der Reichsbannerführer begann von neuem. Er versuchte ihnen darzulegen, dass die Weimarer Verfassung unter den gegebenen Verhältnissen, insbesondere den außenpolitischen, die einzigmögliche Staatsform sei. Dass sie die Koalition fordere. Hätte der Referent ihm besser vorgearbeitet, so hätte er Boden in der Versammlung gefunden. Denn seine Rede wirkte echt und seine Freunde unterstützten ihn kräftig. Die Masse empfand einen sicher ausgerichteten Menschen. So aber war die Situation bereits zerhauen, als er begann, und seine Mittel reichten nicht aus, sie zurückzuerobern.
Dann sprach Konrad Amthor. Es war zum ersten Mal, dass er vor eine große Versammlung trat. Er begann mit einem scharfen Angriff auf den grundsatzlosen Opportunismus des Referenten. Auch seine praktischen Gründe focht er an, so die Aufrechnung der Fünf-Stimmen-Mehrheit.
„Die Gefolgschaft ist da, wo geführt wird!"
„Sehr gut!"
Dann ging er zur Darlegung der eigenen grundsätzlichen Stellung über. Jede Koalition sei Mittel: „Das Ziel ist alles, das Mittel nichts."
„Bravo." — „Sehr gut!"
Schlicht, undemagogisch kamen seine Worte. Sie klangen anders, als man es gewohnt war. Man empfand das Format seiner Persönlichkeit. Eine Sympathiewelle ging durch den Saal.
Nun zog Konrad die Konsequenz. Die Arbeiterschaft muss je nach der Situation mit dem Mittel arbeiten, das Erfolg verspricht.
„Man muss das eine einsetzen können und das andre, Genossen! Wir dürfen uns nicht grundsätzlich auf ein Mittel festlegen!"
Man wurde stutzig. Das Befremden wurde zur Ablehnung, als Konrad die Rede des örtlichen Parteimannes um ihrer primitiven Einseitigkeit willen angriff. Und als er dann zu dem Schluss kam, die heutige Lage erheische die Politik der Zentralleitung aus eben den praktischen Gründen, die der Referent dargelegt, brach ein Entrüstungssturm los. Die Versammlung fühlte sich genasführt.
„Bist wohl doof?!" — „So e Grünschnabel!" — „Schluss!" — „Abtreten!" — „Lächerlich!" — „Schluss!"
Die Leitung der Versammlung schlug Schluss der Rednerliste und Beschränkung der Redezeit vor. Der Antrag wurde angenomen.
Es folgte ein hochaufgeschossener Jüngling, allen ständigen Versammlungsbesuchern nur zu gut bekannt. In
wohlgesetzter, verständiger Rede sprach er grundsätzlich bei jeder Gelegenheit. Seine Worte, schon vor der Versammlung präpariert, mit Ernst und Bekennermut vorgetragen, hatten nie einen Inhalt. Aber sie rollten fließend ab und klangen gut. Auch versäumte er nie, derjenigen Parteiinstanz, auf deren Empfehlung er gerade Wert legte, einige Höflichkeiten zu sagen. Die sachlichen Entscheidungen traf er aus demselben Gesichtspunkt. Für diesmal hielt er es mit der örtlichen Parteileitung. Die Versammlung erfreute sich daher des verständigen Jünglings und zollte ihm lebhaften Beifall. Er hatte in dem Rennen einige Punkte gewonnen.
Der nächste war der hagere Student mit dem Vogelprofil. Wie am Sonntag ergoss er sich in fließender akademischer Rede, dem Stolz des älteren Semesters, vor dem sich das jüngere staunend beugt. Er begann damit, den geschichtlichen Materialismus zu entwickeln. Das Wort war in der Versammlung populär. Es wirkte als Erkennungsmarke. Aber schon nach wenigen Sätzen ging es ihm wie am Sonntag im Walde. Die Versammlung, ohnehin ermüdet, wurde unaufmerksam. Man begann zu plaudern, der Redner wurde im Saale nicht mehr vernommen.
„Hör uff!" schrie ein Reichsbannermann. „Du weeßt ja nischt!! Du kennst ja das Leben gar nich!! Du erzählst uns bloß Määrchen!"
Der Vorsitzende griff ein, aber er vermochte nicht, ihm Gehör zu verschaffen. So veranlasste er ihn zum Rücktritt. Die Rednerliste war erschöpft. Der Referent bekam das Schlusswort. Die allgemeine Aufmerksamkeit kehrte zurück. Er begann damit, seine Überlegenheit an praktischer Erfahrung herauszukehren. Mit der Geste des erfahrenen Fachmannes warf er Konrad Verworrenheit vor und machte den Studenten lächerlich. Höflicher verfuhr er mit dem örtlichen Parteiführer. Er versuchte, ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem er sich auch seinerseits in verstärktem Maße der marxistischen Phraseologie bediente.
„Genossen und Genossinnen! Ich sagte bereits in meinem Referat: ,Auch wir sind der Ansicht, dass die Befreiung der
Arbeiterklasse nur das Werk der Arbeiterklasse selber sein kann'."
„Wer's gloobt!" — „Kann jeder sagen!!"
Der demagogische Trick konnte ihn nicht mehr retten. So versuchte er, die Überlegenheit der Zentrale geltend zu machen. Damit goss er Öl aufs Feuer.
„Ihr habt wohl in Berlin den Vorstand gepachtet?!" — „Wir sind ooch nich von gestern!"
Die Erbitterung wuchs, als er die Zwischenrufe scharf zurückwies. Aber auch die Reichsbannertruppen blieben nicht stumm:
„Maul halten!" — „Seid wohl noch nich hintern Ohren trocken!"
Schon war der Redner minutenlang nicht mehr verständlich. Die feindlichen Brüder begannen sich gegenseitig zu beschimpfen. Der Lärm wuchs zum Tumult. Da sprangen einige jüngere Arbeiter, Anhänger der örtlichen Leitung, auf die Tische und stimmten die Internationale an. Zwanzig, fünfzig, hundert Stimmen fielen ein. Im nächsten Augenblick brausten die Klänge des Liedes mit donnerndem Getön durch den Saal. Der Referent war erledigt. Nach Beendigung des Gesanges schloss der Vorsitzende die Versammlung.

Als man auseinander ging, bildete sich eine Gruppe um Konrad Amthor. Der Reichsbannermann, der ihn vom Unawerk her kannte, begrüßte ihn. Auch der hagere Student trat hinzu, während der hochaufgeschossene Jüngling mit abgewandten Augen vorbeiging. Die Bekanntschaft war nicht opportun. Nun trat auch der Reichsbannerführer an die Gruppe heran und machte sich mit Konrad bekannt.
„Genosse, Ihre Rede gefiel mir anfangs gut. Aber zum Schluss verfielen Sie demselben Opportunismus wie der Referent."
„Ohne Zweifel", sagte der Hagere.
Konrad widersprach.
„Es ist nicht möglich, die Sache hier zwischen Tür und
Angel auszufechten", sagte der Reichsbannerführer. „Haben Sie Zeit für eine Aussprache im Cafe Volkshaus?"
„Gewiss!"
Die Freunde, der hagere Student und einige andere schlossen sich an. Wie zufällig war auch Alexa Brand in der Nähe. Sie begrüßte Konrad und ging mit. Die kleine Gesellschaft trat in das Café des Hauses ein. Es trug seinen Namen „Cafe Volkshaus" zu recht. Denn einmal war es ein Cafe mit allem, was zu einem richtigen Cafe gehört: große Spiegelscheiben nach der Straße, dahinter die Tische mit Marmorplatten, elegantes Geschirr in Rokokoimitation, ein reichgeschnitztes Büfett, bemalte Wände mit fröhlichen Amouretten zwischen bunten Weinranken, bemalte Kassettendecke, Leuchtkörper in bunten Glasbehältern. Ein Café Volkshaus aber war es, weil zwischen den Amouretten und Weinranken der Wände die Medaillons von Marx, Engels, Liebknecht, Bebel und anderen proletarischen Führern angebracht waren.
Die kleine Gesellschaft ging in ein hinteres Zimmer. Man rückte zwei Tische zusammen und nahm Platz. Der Reichsbannerführer saß an der Spitze, Konrad irgendwo dazwischen, Alexa Brand ihm gegenüber. Jeder bestellte seinen Imbiss.
„Bei dem Wort Staat hakte es natürlich wieder aus", nahm der Reichsbannerführer das Wort, als man warm geworden war.
„Mit Recht Genosse", fiel der Student schnell ein. „Wenn Sie unseren Genossen mit einer derartigen Ideologie kommen, so müssen sie sich wehren!"
„Sehr richtig", sagte Emil.
„Ich sehe die Dinge anders", widersprach Konrad.
„Aber Genosse!" Und Alexa runzelte die Stirn.
„Ich habe keine Begeisterung, mich hier in eine akademische Erörterung über das Wesen des Staates zu verlieren", sagte der Reichsbannerführer. „Mögen die Genossen das unter sich abmachen. Wichtiger ist mir die Auseinandersetzung mit Ihrer Auffassung, Genosse Amthor. Mir scheint,
Sie sehen die Dinge nicht realpolitisch genug. Nur wenn Sie die grundsätzliche Notwendigkeit der Koalition anerkennen, stellen Sie sich auf den Boden der Wirklichkeit, treiben Sie politische Arbeit. Alles andere ist Wolkenkuckucksheim."
„Wollen Sie auf allgemeine prinzipielle Entscheidungen verzichten?"
„Keineswegs! Die prinzipielle Entscheidung ist diese: Der Kampf um die Befreiung der Arbeit aus den Fesseln des Kapitals. In ihr ist die Richtlinie für die politische Tagesarbeit gegeben."
„Das ist reiner Reformismus", sagte der Student. „Mit Marx hat das nichts mehr zu tun."
„Wie Sie das nennen, Verehrtester, und ob das Marxismus ist, das ist mir vollkommen gleichgültig!!"
„Der Genosse hat aber recht", sagte Konrad. „Bei Ihrer Stellungnahme verzichten Sie auf die große Entscheidung des Endkampfes, beschränken sich also auf Reformen. Damit verlassen Sie tatsächlich die Grundprinzipien von Karl Marx."
„Endkampf!!! Ha, ha, ha! Sehen Sie denn nicht, wie sinnlos es ist, bei einem Prozess von Jahrhunderten von einem Endkampf zu reden?! Außerdem widerspricht der Begriff des Endkampfes dem Entwicklungsgedanken. Er entstammt der Vorstellung von einem seligen Endzustand. Er ist nichts als christliche Mythologie, rot lackiert!"
„Ich gebe Ihnen zu, dass die Vorstellung vom Endkampf
diesen mythologischen Hintergrund hat-------------------------"
wollte Konrad entgegnen, aber der Student schrie dazwischen.
„Das ist unerhört!! Wie können Sie ein Kernstück des Marxismus als rotlackierte christliche Mythologie bezeichnen!"
Alexa zog die Augenbrauen hoch: „Das ist mir auch unbegreiflich."
„Wenn religionsgeschichtliche Zusammenhänge so klar sind wie diese, so hilft aller Marxismus dagegen nichts", erwiderte Konrad. „Aber lassen wir das! Es lenkt uns von der politischen Frage ab." — Er wandte sich dem Älteren
zu: „Ich gebe Ihnen also das Wort Endkampf preis und sage statt dessen: letzte Zielsetzung, wobei das Wort letzte eine Rangordnung, keine zeitliche Ordnung ausdrücken soll. Ich verstehe darunter die Durchführung der Enteignung. Auf friedlichem Wege, durch das, was Sie politische Gegenwartsarbeit auf dem Boden der Wirklichkeit nennen, werden wir sie nie erreichen."
Der andere wiegte den Kopf. „Ich will das nicht unbedingt bestreiten. Aber für uns kommen diese Dinge auf lange Sicht nicht in Frage. Wir sind von der Entente abhängig. Das Kapital erfüllt bei uns noch ungeheure organisatorische Aufgaben. In dieser Lage können wir den gewaltsamen Kampf um die Enteignung nicht führen. Andere Aufgaben harren heute unser! Wir müssen vor allem die Verwaltung durchdringen!"
„Reiner Reformismus......" murmelte der Hagere.
„Was nützen uns formale Rechte, wenn der ganze große Verwaltungsapparat in allen seinen einzelnen Posten vom Gegner besetzt ist? — Und was würde uns die Enteignung der Produktionsmittel nützen, wenn unsere Leute die Aufgaben der Wirtschaftsleitung nicht in die Hand nehmen können? Darum Gegenwartsarbeit!! Zähe Gegenwartsarbeit!! Stück für Stück!! Langsam dem Gegner den Boden abringen und in allen Zweigen des wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Lebens vordringen. Und zu alledem brauchen wir die Koalition als dasjenige politische Instrument, das allein diese Gegenwartsarbeit ermöglicht."
Nur mühsam hatte Konrad seine Ungeduld zurückgehalten.
„Genosse! Das alles bestreite ich keinen Augenblick....."
„Dann sind Sie also auch Reformist......"
Konrad wandte sich dem Studenten zu: „Ich halte die ganze Zielsetzung, die in der Antithese Reformist oder Revolutionär steckt, für überholt, Genosse! Sie hatte vor dreißig Jahren eine bestimmte Aufgabe. Heute ist sie veraltet. — Und darin liegt auch", wandte er sich wieder an den Reichsbannerführer, „meine Kritik Ihrer Ausführungen. Sie haben
recht! Alles, was Sie nannten, muss geschehen. Aber zugleich muss man das ganze politische Handeln an den Notwendigkeiten des großen entscheidenden Machtkampfes orientieren."
„Darin sind Sie Marxist", bestätigte der Student.
„Mit dem andern genau so, Genosse'!" erwiderte Konrad mit Nachdruck. „Sie nennen sich Marxist und wissen nicht, dass Marx beides von uns fordert?! — die Bereitschaft für große entscheidende Machtkämpfe und die Führung des Kleinkrieges auf dem Boden der bestehenden Gesellschaftsordnung? Und das eine", fuhr Konrad mit gesteigerter Wärme fort, „muss sich am andern orientieren. Der Kampf um schrittweisen Fortschritt muss sein Recht aus der Beziehung auf die Entscheidungskämpfe herleiten — sonst wird er in der Tat zum Reformismus — und der große Kampf muss seine Grenzen dort finden, wo die Möglichkeit des Kleinkrieges einsetzt. Eben hier liegt die falsche Fragestellung unsrer heutigen Generation mit ihrem Entweder—Oder. Eben hier der letzte Grund für die Aufspaltung der Arbeiterschaft in zwei große Parteien, von denen jede nur eine Kampfesart sehen kann."
„Für die Sozialdemokraten können Sie das nicht so einheitlich sagen", wehrte der Reichsbannerführer ab.
„Es sollte wenigstens nicht für sie gelten", erwiderte Konrad. „Aber leider gilt es für weite Kreise. Und so ergeben sich jene Verkrampfungen gegenüber der Frage Koalition, die wir heute wieder erlebt haben. Die einen sehen nur die Gegenwartsfragen und fordern die Koalition mit geradezu grundsätzlicher Haltung. Die andern sind ebenso unbedingt gegen sie. Und sie ist doch nur ein Mittel, das man im Hinblick auf die letzten Zielsetzungen mit Erfolg anwendet oder nicht. Sie ist keine Grundsatzfrage. Wer grundsätzlich für, oder grundsätzlich gegen die Koalition ist, kommt mir vor wie ein Mann, der das ganze Jahr hindurch entweder grundsätzlich einen Sommerhut oder grundsätzlich einen Winterhut trägt."
Der Reichsbannerführer lachte auf.
„Sie werden drastisch, Genosse. Ich sehe jetzt Ihre Absichten klarer, wenngleich ich mich auch zu Ihrem Standpunkt nicht bekehren kann. Aber wissen Sie auch, junger Freund, dass das, was Sie wollen, eine ungeheuer gefährliche Sache ist?"
Konrad verzog spöttisch die Lippen. „Dass eine Sache gefährlich sei, ist hierzulande das dritte Wort. Ich war daheim an die Gefahr gewöhnt." „Was waren Sie?"
„Bergführer in Davos." Die Anwesenden musterten ihn voll Interesse. „Der Bergführer geht fast immer den Weg der Gefahr. Es handelt sich für ihn nur darum, die ihm anvertrauten Menschen den Weg der geringsten Gefahr zu führen. Bei Unwetter oder Lawinensturz ist auch dieser Weg voller Gefahren. — Ich glaube", fügte er wie abirrend hinzu, und seine Mienen nahmen einen eigentümlich harten Ausdruck an — „alles Leben ist gefährlich. —" Alexa Brand beobachtete ihn scharf. „Die Doppelseitigkeit aller Entscheidungen", sprach er gedämpft weiter, „führt sicher in die letzten Zusammenhänge des Lebens. Ich wollte, ich sähe diese Dinge selbst klarer! Ich sehe nur den heillosen Konflikt — den Zirkel
ohne Anfang und Ende------------"
„Sie verlieren sich in das Gebiet der Metaphysik, Genosse", sagte der Student. Menschliche Teilnahme lag in ' dem Gesicht des Älteren.
Konrad sah mit tiefem Blick zu ihm auf. „Wenn man zwei Linien sieht, — — immer und überall sieht — —, die einander entgegengesetzt sind, so kommt man zu der Erkenntnis, dass man unrecht handelt, wie man handelt
------------und das ist das Chaos."
„Genosse! Das alles ist durch und durch unmarxistisch." Konrad schwieg eine Weile. „In einer Weise haben Sie recht, Genosse. Wenn ich Marx recht verstehe, so hat das Geistige für ihn kein Eigenleben. Darum hätte er ein Eingehen auf diese Dinge sicher abgelehnt. — Den Ablauf des geschichtlichen Geschehens aber sieht auch er in zwei
Linien: Die bestehende Gesellschaftsform und die revolutionären Kräfte in ihrem Schoße."
„Vielleicht haben Sie mit Ihrer Auffassung über die Koalition nicht so unrecht, Genosse", lenkte der Reichsbannerführer das Gespräch wieder auf das Thema zurück. „Praktisch gesehen aber ist die Haltung, die Sie fordern, aus psychologischen Gründen unmöglich. Sie ist den Massen nicht zumutbar. Wir brauchen einfache gerade Linien, wenn unsere Leute uns verstehen sollen. Mit einem Sowohl—Als— auch können sie nichts anfangen. Sie haben das selbst in der Versammlung erfahren. Sie können nicht heute von den Massen im Zeichen der Koalition Gegenwartsarbeit gemeinsam mit Zentrum und Demokraten verlangen und morgen sie zum Zwecke eines radikalen Umsturzes der Gesellschaftsordnung mit den Kommunisten zusammengehen lassen."
„Das Zentrum kann das", sagte Konrad nachdenklich. „Es lässt seine Truppen heute für die Monarchie, morgen für die Republik marschieren. Warum kann es das?"
„Weil die Schäflein gewohnt sind, dem Hirten zu gehorchen!"
„Ob es das allein ist? Sollte nicht noch ein anderer Grund hinzukommen? Seine Leute wissen, dass hinter dieser Politik ein Glaube steht.------------"
„Vielleicht!"------------
„Und wie steht es bei uns?"
„Mir scheint", sagte der Reichsbannerführer nach einigem Nachdenken, „es sind doch auch im Sozialismus, wie er in den Massen lebt, starke glaubensmäßige Entscheidungen primär getroffen."
„Das glaube ich auch. Aber das sind nur gewisse primitive Grundentscheidungen: der Glaube an einen Sinn der gesellschaftlichen Entwicklung, die Forderung nach Gerechtigkeit der gesellschaftlichen Ordnung, nach Solidarität. Reichen diese Entscheidungen zu, um die Spannungen des dialektischen Handelns erträglich zu machen? — — — Meinen Sie nicht auch", wandte er sich mit plötzlicher Leidenschaft an den Älteren, „dass hier die Not unserer Gegenwart an
ihrer eigentlichen Wurzel getroffen wird?" Lange sah der andere vor sich hin.
„Sie mögen nicht ganz unrecht haben."----------------Man
schwieg. Alle fühlten, dass ein Höhepunkt der Unterhaltung erreicht sei, und zögerten, ihn zu überschreiten.
„Welchen Beruf üben Sie hierzulande aus, Genosse", fragte der Reichsbannerführer nach einer Weile. „Ich bin Schlosser."
Der andere musterte ihn zweifelnd. „Dann haben Sie aber irgendwelche Bildungsanstalten besucht?"
„Ja. Ich hatte mich zum Studium vorbereitet und war mehrere Semester auf der Universität. Dann zwangen mich äußere Umstände zum Abbruch des Studiums."
„Das macht mir Ihre Haltung verständlich, Genosse. Sie gehören zu den zahlreichen Arbeitern, die es zu intellektueller Entwicklung gebracht haben und damit den festen Boden unter den Füßen verlieren."
„Ich glaube nicht, dass Ihre Diagnose zutrifft", entgegnete Konrad verstimmt. „Ich habe nicht den Boden unter den Füßen verloren. Aber vielleicht liegt etwas Richtiges darin.
----------------Ich sehe heute das Leben komplizierter als vor
fünf Jahren, da ich die Alp verließ! — Und die Lösung will
nicht so schnell gelingen------------"
Der Reichsbannerführer stand auf. Er bot Konrad die Hand. „Ich würde mich freuen, wenn Sie mich mal besuchen wollten." Grüßend entfernte er sich.
„Woll'n wir die Sache mit dem Staat nich noch ausknobeln, Konrad", fragte Emil.
„Nein, Emil! Es ist zu spät! Ein andermal." Sie brachen auf. Der Student mit seiner Dame verabschiedete sich.
„Wir haben wohl den gleichen Weg", sagte Alexa zu Konrad. Sie gingen einige Schritte zusammen.
„Entschuldigen Sie mich, Genossin", sagte Konrad an der nächsten Haltestelle der elektrischen Bahn, „es ist schon so spät geworden, dass ich die Bahn benutzen muss." Und er
sprang mit den Freunden auf die Elektrische. Otto und Emil waren noch mitten in der Diskussion.
„Du, das mit dem Staat, das müssen wir aber noch mal richtig knobeln."
„Meinetwegen."
„Wann hast du Zeit?"
„Die nächsten Tage nicht." —
„Heute in vierzehn Tagen?"
„Ja."
„Es ist ohnehin unser Freitag. Aber unser Kreis ganz unter sich."
„Ja."
„Nicht mit Alexa Brand?"
„Um Gottes Willen!"

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