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Hans O. Pjatnizki - Aufzeichnungen eines Bolschewiks (1925)
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Erinnerungen aus den Jahren 1896 — 1917

Dem Andenken P.A. Wompes, des in der Nacht vom 2. August 1925 verschiedenen Freundes und Genossen, mit dem mich gemeinsame Arbeit in den Eisenbahnerorganisationen und in der Komintern verband, widme ich dieses Buch.

Der Verfasser

 

Vorwort der Istpart zur russischen Ausgabe

(Anm.: Istpart ist die mit dem Studium der Geschichte der Oktoberrevolution und der KP betraute Abteilung des Zentralkomitees der KP der Sowjetunion.)

Die Aufzeichnungen des Genossen Pjatnizki vermitteln uns nicht allein die Kenntnis der revolutionären Autobiographie eines der ältesten und hervorragendsten Mitglieder unserer
Partei, einer Biographie, die äußerst charakteristisch ist für einen Revolutionär, für einen Praktiker der illegalen Arbeit, sondern machen uns auch mit der Taktik und der organisatorischen Tätigkeit der zentralen und einiger lokalen Organisationen unserer Partei bekannt.
Einige vom Genossen Pjatnizki mitgeteilte Tatsachen aus dem Leben unserer Partei werden hier zum ersten Male veröffentlicht und bilden eine wertvolle Ergänzung zu dem, was bereits publiziert worden ist, weil sie die unwillkürlichen Irrtümer richtig stellen, die sich in die Aufzeichnungen anderer Genossen eingeschlichen haben.
Aus diesem Grunde bilden die Erinnerungen des Genossen Pjatnizki einen wertvollen Beitrag zur Geschichte der KP der SU.
Einige Vorbemerkungen zu meinen Erinnerungen
Während der Reinigung der KP der SU im Jahre 1921 mussten alle alten Parteigenossen den mit der Reinigung betrauten Kommissionen der Verwaltungsbezirksleitungen schriftlich ihre Parteibiographie einreichen. Mein Versuch, eine solche Biographie zu schreiben, misslang; an Stelle der Biographie entstanden Aufzeichnungen über meinen Eintritt in die Partei und über Parteiarbeit längst vergangener Zeit.
Im Sommer des Jahres 1922, nach Ausführung einer Reihe von Aufträgen der Moskauer Istpart, führte ich die von mir begonnenen Aufzeichnungen für die Zeit bis Anfang des Jahres 1904 fort. Da ich mit Arbeit überlastet war und keine freie Zeit zur Verfügung hatte, so gelang es mir erst während der Sommerferien 1924 die Niederschrift meiner Erinnerungen zu Ende zu führen. Für meine Aufzeichnungen standen mir weder Briefe noch Dokumente zur Verfügung. Die Reisen aus Russland ins Ausland und zurück, das illegale Leben in Russland und im Ausland, Gefängnishaft und Verbannung machten es mir unmöglich, Briefe und Dokumente aufzubewahren. Außerdem war ich durch Mangel an Zeit verhindert, die zahlreichen Zeitschriften und Veröffentlichungen einzelner Genossen, die die Geschichte unserer Partei behandeln, durchzusehen. Alle Erinnerungen an die Zeit von 1896—1917 schrieb ich aus dem Gedächtnis nieder, was natürlich nicht ohne Wirkung auf ihren Inhalt und ihre Vollständigkeit sein konnte. Einen großen Teil des Niedergeschriebenen habe ich den Genossen gezeigt, mit denen ich in verschiedenen Städten zusammen gearbeitet habe. Diese Genossen haben die von mir aufgezeichneten Tatsachen bestätigt.
Erst nachdem meine Erinnerungen niedergeschrieben waren, sah ich mich gezwungen, die Richtigkeit der Daten nachzuprüfen und nach den wirklichen Namen derjenigen Genossen zu forschen, die mir nur ihren Decknamen nach bekannt waren. Das ist mir fast vollständig gelungen.
Wenn die jungen Mitglieder unserer Partei und die junge Leningarde durch meine Aufzeichnungen auch nur die geringste Vorstellung davon bekommen werden, unter welchen Bedingungen die alten Mitglieder der bolschewistischen Partei zu arbeiten hatten (die Bedingungen, unter denen ich zu arbeiten gezwungen war, sind wohl im großen und ganzen für viele Bolschewiki die gleichen gewesen; manche von ihnen haben sogar noch unter viel schlimmeren Bedingungen arbeiten müssen), und wenn auch nur die geringste Kleinigkeit aus meinen Aufzeichnungen für die Geschichte unserer Partei von Nutzen sein wird, so werde ich die Zeit, die ich auf die Abfassung dieser „Erinnerungen" verwandt habe, nicht für verloren halten.
O. P.

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