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Alfred Kurella - Mussolini ohne Maske (1931)
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DER HEIMLICHE BOLSCHEWISMUS

In seinem Buch „Gestalten und Gestalter" erzählt der demokratische Antifaschist Graf Carlo Sforza eine Episode, die bezeichnend ist für die Unwissenheit, mit der die bürgerlichen Politiker an die Probleme der modernen europäischen Politik herangehen. In den Tagen der schweren Krise von 1920 erhielt der damalige Ministerpräsident Giolitti den Besuch Sir Buchanans des englischen Botschafters in Russland während des Krieges und der ersten Jahre der Revolution. Sir Buchanan, der Gelegenheit hatte, die russische Revolution in ihrem Anfangsstadium aus nächster Nähe kennenzulernen, äußerte Giolitti gegenüber die Befürchtung, dass Italien das Opfer des Bolschewismus werden könnte. Giolitti führte seinen Gast an das Fenster und zeigte ihm einen Ölbaum. Ebenso wenig wie er in Russland je einen Ölbaum finden würde, ebenso wenig würde auch der Bolschewismus jemals in Italien Fuß fassen. Der Sinn dieses Gleichnisses ist klar: Giolitti wollte -und diese Auffassung ist ja weitverbreitet - den Bolschewismus als ein bodenständiges Gewächs der russischen Erde kennzeichnen, das ebenso nur dort gedeihen könnte wie der Ölbaum in Italien.
Der Vergleich wäre ganz schön, wenn nur die Hauptsache richtig wäre: Der Ölbaum ist in Russland ebenso zu Hause wie in Italien! Ich selbst habe auf der Krim große wilde Olivenhaine und an der kaukasischen Küste des Schwarzen Meeres ausgedehnte Ölbaumkulturen gesehen. In jedem größeren Lebensmittelgeschäft in Russland gibt es eingelegte Oliven russischer Herkunft zu kaufen. Der Vergleich ist also auf einem groben Fehler aufgebaut. Giolitti kannte die russische Wirtschaftsgeographie nicht. Aber er kannte ebenso wenig die politische Geographie und die „Klassenbotanik" seines eigenen italienischen Heimatlandes!
Der Bolschewismus wächst überall, wo der moderne Kapitalismus den gesellschaftlichen Boden umgestaltet hat. In Italien wuchs der Bolschewismus der Nachkriegszeit aus den ureigenen Bedingungen des italienischen gesellschaftlichen Bodens, aus den Klassenkämpfen zwischen den Resten des Feudalismus, den landlosen Bauern, der Bourgeoisie und dem modernen Industrieproletariat hervor. Aus denselben Wurzeln schießt er auch jetzt wieder in Italien mächtig empor. Wer Augen hat zu sehen, erkennt unter der Oberfläche der faschistischen Gewaltherrschaft das neue Italien.
Der Bolschewismus steht überall da auf der Tagesordnung der geschichtlichen Entwicklung eines Landes, wo die Massen der Ausgebeuteten aus Stadt und Land zur radikalen Änderung der Gesellschaft, zur Ausrottung jeder Form der kapitalistischen Herrschaft drängen. Ungeheure vulkanische Kräfte sind in den werktätigen Massen Italiens aufgespeichert. Aber wir sagten schon, dass das nicht genügt. Der Bolschewismus wird erst vollkommen, wenn sich die revolutionäre Theorie mit der Massenbewegung verbindet, wenn sich die Organisation der revolutionären Vorhut an die Spitze des Kampfes der Massen stellt. Und auch in diesem Sinn ist der Bolschewismus in Italien lebendig.
Neben der Faschistischen Partei und ihren Zweigorganisationen gibt es, abgesehen von den katholischen Kulturvereinen, nur eine einzige politische Organisation: die Kommunistische Partei Italiens. Sie allein hat sich von allen früher im Lande bestehenden, nichtfaschistischen Organisationen erhalten, sie besitzt einen über das ganze Land verbreiteten Apparat für Agitation, Propaganda und Aktion, sie führt eine planmäßige politische Aufklärung durch, gibt Druckschriften heraus und steht an der Spitze der revolutionären Kämpfe der Arbeiter und Bauern. Sie ist der einzige ernste Gegenspieler des Faschismus in Italien. Während meines Aufenthaltes in Italien fanden vor dem Ausnahmegericht zum Schutze des Staates sieben Prozesse statt. Sämtliche der vierundsiebzig Angeklagten waren der Zugehörigkeit der Kommunistischen Partei und der Teilnahme an ihren Aktionen beschuldigt. Sie wurden zu Gefängnisstrafen von vier bis zwölf Jahren verurteilt. Im Juni 1931 standen drei Anarchisten und einige Demokraten vor dem Ausnahmegericht. Der eine der Anarchisten wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet. Diese Prozesse stellen Ausnahmen dar: Die Angeklagten der übrigen, im selben Monat verhandelten Prozesse waren ebenfalls wieder Kommunisten. Die Faschisten wissen, dass sie nur in den Kommunisten wirklich gefährliche Gegner haben. Es bedarf kaum eines Wortes, dass die Tätigkeit der Kommunistischen Partei in Italien vollkommen illegal ist. Sie besteht und handelt im geheimen. Ihre Mitglieder bringen tagtäglich unerhörte Opfer. Die Partei rechnet heute damit, dass sie etwa alle drei Monate ihre Bezirksleitungen neu besetzen muss, da die alten Funktionäre verhaftet und eingekerkert werden oder fliehen müssen. Aber immer treten neue revolutionäre Arbeiter und Bauern an die Stelle der ausscheidenden Funktionäre, und der Kampf geht unermüdlich weiter.
Ich habe die Organisation der Kommunistischen Partei, in deren Reihen viele meiner italienischen Freunde aus früheren Zeiten stehen, an verschiedenen Stellen des Landes aufgesucht. Aus verständlichen Gründen kann ich hierüber nicht ausführlich und konkret berichten. Um aber dem Leser ein Gefühl für die Atmosphäre zu geben, in der die italienischen Bolschewisten arbeiten, will ich eine Episode erzählen.
Es war in einer kleinen Stadt Toskanas. Ich hatte sie gewählt, weil eines der Mitglieder der Bezirksleitung mir aus früheren Zeiten her persönlich bekannt war. Vor sieben Jahren hatte ich während meiner Arbeiten in dem schon damals schwer verfolgten Kommunistischen Jugendverband Italiens an einer geheimen Bezirkskonferenz in Florenz teilgenommen. Bei Wein, Brot und frischem Fenchel hatten wir auf dem Dachboden eines Arbeiterhauses, in der Hauptstadt Toskanas getagt. Unter den Anwesenden befand sich ein junger Genosse mit dem Spitznamen „Fenicottero" (Flamingo). Er stammte aus L. Vor einem halben Jahr hatte man vor seinen Augen seinen Vater erschlagen und die Mutter vergewaltigt. Er war aus dem Fenster gesprungen und hatte sich dabei den Fuß gebrochen. Aber er entkam und heilte seinen Fuß, bei einer Bauernfamilie verborgen. Er war gleich darauf in den Kampf zurückgekehrt. Jetzt gehörte er längst der Partei an und arbeitete in der geheimen Bezirksleitung.
Ich musste überall an Orten, wo ich fremd war, solche persönliche Bekannten aufsuchen. Denn die Genossen sind jetzt sehr vorsichtig: Die faschistische Geheimpolizei arbeitet gegen sie mit den gemeinsten Spitzelmethoden, von denen ich auch hier einiges erfahren sollte.
Ich suchte „Fenicottero" in dem Obst- und Gemüseladen auf, in dem er seine bürgerliche Existenz führt. Er war tief gerührt, mich wiederzusehen, und wir gingen gleich in das Hinterzimmer.
„Du bist in einem bösen Moment gekommen. Wir sind eben von einem schweren Schlag getroffen worden. Ich allein bin von der alten Bezirksleitung übrig, alle anderen sind verhaftet. Aber wir haben schon wieder die Organisation aufgebaut. Die Mitgliedschaft ist nicht nur erhalten geblieben, sie hat auch weiter zugenommen. Wir haben besonders Fuß gefasst unter den Bergleuten von S., C. und A. Aber wir müssen jetzt auch Umbrien mitbearbeiten. In Sp. haben wir gerade gute Fortschritte gemacht. Dort liegen die großen Baumwollfabriken still, und du kannst dir die Stimmung der Arbeiter denken." „Aber wie ist es denn zu den Verhaftungen gekommen?" „Das war eine scheußliche Geschichte. Vierundfünfzig Mann haben sie geschnappt, fast die ganzen leitenden Kräfte von Toskana und Venetien. Und alles ist durch einen Zufall und durch eine Unvorsichtigkeit gekommen. Einer der Kommissare der Zentrale ist ,hochgegangen'. Und durch einen so dummen Zufall! Er war in Venetien unterwegs. Auf einer kleinen Station stand er in einer Reihe vor dem Billettschalter. Da entdeckte der vorderste Mann, der gerade zahlen wollte, dass man ihm die Brieftasche gestohlen hatte. Die ganze Reihe wurde festgehalten und untersucht. Dabei fand man bei unserem Genossen verdächtige Papiere, suchte weiter, entdeckte den doppelten Boden im Koffer, und dann war alles zu Ende. Auf diese Weise hat die Geheimpolizei, die uns sonst nur schwer auf die Spur kommt, Adressenlisten und alles mögliche andere bekommen. Es war natürlich alles chiffriert. Aber sie haben es doch 'rausgekriegt. Und dann haben sie ein paar ,Geheime' mit den Papieren ausgerüstet und haben sie, als Vertreter der Zentrale verkleidet, in unsere Organisationen geschickt. Sie wandten genau die Methoden an, die wir für unseren Verbindungsdienst ausgemacht hatten. Einer von den Kerlen kam nach S., wo die Bezirksleitung sitzt. Er verlangte von unserm Genossen, dass er sofort eine Sitzung der Bezirksleitung einberufen sollte. Als dann alle zusammen waren, wurden sie hochgenommen. Nur durch einen Zufall ging ich nicht zur Versammlung; eingeladen war ich auch. Wahrscheinlich kommen mehrere Genossen in den nächsten Wochen vor das Ausnahmegericht. Die Einladung und der Besuch der Versammlung ist Beweismaterial genug. Für einfache Zugehörigkeit zur Partei wird ja schon Zuchthausstrafe von fünf bis zehn Jahren erkannt; für leitende Organisationsarbeit gibt es bis zu fünfzehn Jahren."
Aber „Fenicottero" blieb nicht lange bei diesen traurigen Gedanken. Er war ja frei geblieben, und dank diesem Umstande ging die Arbeit sofort weiter.
Es gab viel Neues. In einer Reihe von Gegenden war ein besonderer Zustrom von Bauern zu bemerken. Arbeitsniederlegungen und sogar Demonstrationen wurden häufiger. Wir saßen dann noch lange beieinander und tauschten Erinnerungen über die alten Zeiten aus. „Fenicottero" war auch auf der lustigen illegalen Reichskonferenz im Mai 1924 dabei gewesen, die wir hoch oben in den Bergen der Comer Alpen inmitten blühender Narzissen abgehalten hatten. Wir hatten einfach eine Berghütte besetzt und dem Wirt gegen gute Entschädigung während dreier Tage jede Verbindung mit der Außenwelt untersagt. Er hatte sich fügen müssen, denn wir waren fünfunddreißig handfeste Kerle gegen ihn. Das war übrigens die erste dieser Bergkonferenzen gewesen, nach deren Muster dann später viele ähnliche Zusammenkünfte organisiert worden sind. Wir unterhielten uns dann noch über die Schicksale alter, gemeinsamer Freunde. Manche waren erschlagen, manche saßen im Zuchthaus und auf den Inseln, aber eine ganze Menge war noch aktiv, sei es im Auslande, sei es im Lande selbst. Am späten Abend trennten wir uns. Ich verließ den Laden mit einem Pfund Orangen im Arm. Aber ich trug nicht nur sie. Ich nahm auch noch die Gewissheit mit, dass die Bauern und Arbeiter Italiens in den kommenden Kämpfen nicht ohne Führung sein werden!
Die Tätigkeit der illegalen Kommunistischen Partei ist äußerst vielseitig. Ihre Hauptaufgabe ist es natürlich, die Massen der Industriearbeiter in Kämpfen für ihre Interessen zu schulen, in Kämpfen, die, sich ständig steigernd, dem faschistischen Regime eines Tages den entscheidenden Stoß geben werden. Die Zahl der verschiedenartigsten Streikkämpfe und Unruhen ist in den letzten Monaten angewachsen. Während meines Aufenthaltes in Italien brachen an verschiedenen Stellen derartige Kämpfe aus. Von den Bauernunruhen in Mittelitalien und in den Reisgebieten habe ich schon gesprochen. Wichtiger sind die Kämpfe in den Industriezentren: die Streiks und Manifestationen in den Textilfabriken von Neapel, in den Glashütten von Empoli und in den Textilfabriken von Legnano bei Mailand. Wie in allen kapitalistischen Ländern ist auch im faschistischen Italien der Streik die Grundform der revolutionären Arbeiterbewegung. Arbeitsniederlegungen sind in der letzten Zeit in Italien so häufig geworden, dass die Faschisten sogar gezwungen waren, in einigen Fällen den Streik, der eigentlich gesetzlich verboten ist, für zulässig anzuerkennen. So hat Mitte April der Oberrichter von Castelfranco (Venetien) einige Arbeiter, die des Streiks in der Fabrik „Fervert" angeklagt waren und die tatsächlich zur Durchsetzung ihrer Forderungen die Arbeit niedergelegt hatten, freigesprochen.
Kurz bevor ich nach Neapel kam, hatte sich dort in den „Südlichen Baumwollwerken" ein großer Streik abgespielt, der dadurch bemerkenswert ist, dass er mit einem Sieg der Arbeiter endigte. Die Einzelheiten dieses Streiks waren folgende: Die Belegschaft ist stark zurückgegangen; von den früheren siebentausend Arbeitern sind nur noch dreitausend beschäftigt. Die Löhne standen auf dem gleichen Hungerniveau wie im Ganzen übrigen Italien: neun bis zwölf Lire Tagelohn für die Männer und vier bis acht Lire für die Frauen. Die Empörung der Arbeiter wurde allgemein, als der Unternehmer in Ausführung der Anordnungen Mussolinis über eine neue achtprozentige Lohnsenkung die Kürzung der Löhne um zwanzig Prozent ankündigte. Ein spontaner Streik brach aus. Die Arbeitsniederlegung war vollkommen. Es blieb nicht beim Streik. Als die Werkleitung Gewaltmaßnahmen ankündigte, gingen die Arbeiter zum Angriff vor, beschädigten die Maschinen und warfen in einigen Abteilungen die Fensterscheiben ein. Das leitende Personal musste fliehen. Die zu Hilfe gerufene faschistische Miliz wurde mit Steinen und Eisenstücken in die Flucht geschlagen. Auch die dann eintreffenden Gendarmen stießen auf heftigen Widerstand und konnten die Arbeiter nur nach längerem Kampf aus ihrem Betrieb vertreiben. Die Arbeiter hatten die rote Fahne gehisst. Es gab auf beiden Seiten Verwundete. Der Kommandeur der faschistischen Miliz soll schwer verwundet worden sein. Aber der Unternehmer musste nachgeben. Am 3. März wurde die Arbeit zu den alten Bedingungen wieder aufgenommen, und die Lohnreduktion wurde nicht durchgeführt!
In den Glashütten von Empoli führte der gleiche Versuch der Unternehmer, die von oben geforderte achtprozentige Senkung der Löhne in Gestalt von zwanzigprozentigen Lohnkürzungen durchzuführen, zum Streik. An diesem Streik nahmen auch verschiedene, in der Faschistischen Partei organisierte Arbeiter teil. Und auch hier mussten die Unternehmer, wenigstens teilweise, nachgeben und sich auf eine Lohnkürzung von acht Prozent beschränken.
Den größten Umfang nahm die revolutionäre Aktion in den Textilfabriken von Legnano an. Der Streik richtete sich auch hier gegen die beabsichtigten Lohnkürzungen und gegen die unerträglichen faschistischen Disziplinarmethoden. Der Kampf verwandelte sich bald aus einem wirtschaftlichen Streik in eine politische Demonstration. Auch die faschistischen Arbeiter waren hier für den Kampf. Sie nahmen an den offen politischen Kundgebungen teil. Am zweiten Tage des Streiks schlossen sich die faschistischen Arbeiter, die bis dahin für sich demonstriert hatten, der allgemeinen Front an. Zur Niederwerfung der Bewegung musste aus anderen Gebieten Verstärkung in Gestalt von Abteilungen der Gendamerie, der faschistischen Miliz und der Truppen herangezogen werden. Die Regierung ging schonungslos vor. Eine Reihe von Toten blieb auf dem Platz, und die Zahl der Verhafteten soll in die Hunderte gehen. Die Bewegung wurde niedergeschlagen. Aber das Beispiel der Arbeiter von Legnano war in jenen Wochen im Munde aller Arbeiter der Po-Ebene.
Wer führt diese Kämpfe? Dass es die faschistischen Gewerkschaften nicht tun, braucht wohl nicht erst gesagt zu werden. Die alten sozialistischen Gewerkschaften bestehen nicht mehr. Ihre Führer haben schon vor Jahren die Arbeiter schmählich im Stich gelassen, haben die Organisation freiwillig aufgelöst und befinden sich heute im Ausland. Ja, einige von ihnen haben ihren Frieden mit den Faschisten gemacht. Der letzte Sekretär des Gewerkschaftsverbandes, ein gewisser Rigola, sitzt heute in Mailand, wo er ein von den Faschisten zugelassenes gewerkschaftliches Käseblättchen, genannt „Probleme der Arbeit", herausgibt. In diesem Blättchen wird eine lendenlahme Kritik an den faschistischen Gewerkschaften auf dem Boden ihrer grundsätzlichen Anerkennung geführt.
Aber es ist den Reformisten nicht gelungen, die alten Klassengewerkschaften wirklich zu vernichten. Die Kommunisten haben sich an die Spitze des Wiederaufbaues der offiziell aufgelösten freien Gewerkschaften gestellt und ein Netz von geheimen Gewerkschaftsorganisationen geschaffen. Diese revolutionären Gewerkschaften haben bei den genannten Aktionen und bei anderen ähnlichen Kämpfen eine führende Rolle gespielt. Es erscheint in Italien regelmäßig das heimlich hergestellte und verbreitete Organ der Gewerkschaftsbewegung, das den alten Titel der Zeitschrift der freien Gewerkschaften „Battaglie Sindacali" (Gewerkschaftliche Kämpfe) führt. Es wird von der Leitung der illegalen Gewerkschaftszentrale zusammen mit der Kommunistischen Partei herausgegeben.
Die „Battaglie Sindacali" ist eines von den vielen Druckerzeugnissen, die die Kommunisten in Italien auf illegalem Wege herstellen und verbreiten. Das Hauptorgan ist die zentrale Parteizeitung „Unità" (Einheit). Außer diesen Zeitungen erscheint regelmäßig die alte berühmte Jugendzeitung „Avanguardia" (Vorhut), eine Frauenzeitung und manchmal sogar ein revolutionäres Witzblatt. Außerdem werden nach Bedarf besondere Zeitungen für einzelne Branchen herausgegeben. Während meines Aufenthaltes in Vercelli bekam ich eine solche Zeitung zu Gesicht, „La Risaia" (Die Reisarbeit), die aus Anlass der geschilderten Kämpfe der Reisarbeiter herausgebracht worden war.
Alle diese Presseerzeugnisse sind in winzig kleinen Buchstaben auf hauchdünnem Papier gedruckt, Sie sind darauf berechnet, dass der Besitzer sie im Falle einer Überraschung schnell vernichten und im Notfall - verschlucken kann. Der Besitz und die Verbreitung derartiger Schriften führt vor das Ausnahmegericht und wird mit Gefängnisstrafen von vielen Jahren geahndet.
Trotz aller Verfolgungen wachsen so in Italien unter den Augen des Faschismus die Kader des Bolschewismus heran. Seine Entwicklung unter den Arbeitern und Bauern des Landes ist nicht aufzuhalten. Das Bewusstsein, nicht allein dazustehen, wächst unter den Massen. Sie haben ihre Partei, die Partei der proletarischen Revolution, die sie nicht verraten wird, wie es einst die Sozialdemokraten so ausgiebig getan haben. Die Kommunistische Partei, die heute in Italien besteht, hat aus den Fehlern der Kämpfe von 1920, 1921 und 1922 gelernt. Sie wird sie nicht wiederholen.
In ihren Reihen wächst die wahre „Elite" des Landes heran, dieses Landes, das erst durch die proletarische Revolution zu seiner ganzen Größe und Schönheit aufblühen wird!

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