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Nikolai Ostrowski – Wie der Stahl gehärtet wurde (1934)
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ACHTES KAPITEL

Trübe schimmert der Fluss im dämmrigen Morgennebel; murmelnd rieselt das Wasser über die Steine am Ufer. Bis zur Mitte ist der Fluss ruhig, seine glänzende graue Fläche scheint unbeweglich. In der Mitte ist das Wasser dunkel, unruhig, man sieht, wie es fließt, wie es abwärts eilt. Der Fluss ist schön, majestätisch. Ihm galten Gorkis unvergessliche Worte »Herrlich ist der Dnepr …« In steilem Hang läuft das hohe rechte Ufer zum Wasser hinab. Es ragt wie ein Berg in den Dnepr hinaus, als wäre es mitten in seiner Bewegung stehen geblieben, von der Breite des Flusses überwältigt. Das linke Ufer ist mit Sandbänken bedeckt. Die lässt der Dnepr nach dem Hochwasser im Frühling zurück, wenn er wieder in seinen Ufern strömt.
Am Fluss, in einem engen Schützengraben, hocken fünf Menschen. Sie haben sich um eine stumpfnasige »Maximka« gruppiert. Das ist der vorderste Horchposten der 7. Schützendivision. Neben dem Maschinengewehr, das Gesicht dem Dnepr zugewandt, liegt Serjosha Brusshak.
Gestern hatte man, in endlosen Zusammenstößen entkräftet, vom Sturmfeuer der polnischen Artillerie zermürbt, Kiew aufgegeben. Die Truppen gingen auf das linke Ufer über, befestigten sich dort.
Der Rückzug, die großen Verluste und schließlich die Preisgabe Kiews bedrückten die Kämpfer.
Die 7. Division hatte sich heldenmütig durch mehrere Umzingelungen hindurchgeschlagen, auf Waldwegen die Eisenbahnlinie bei der Station Malin erreicht und hier in erbittertem Kampf die polnischen Kräfte, die die Station besetzt hielten, zerstreut und in den Wald zurückgeworfen und damit den Weg nach Kiew freigelegt. Jetzt, da diese herrliche Stadt geräumt war, ließen die Rotarmisten die Köpfe hängen.
Die Polen hatten die Roten Truppen aus Darniza zurückgedrängt und einen kleinen Brückenkopf am linken Ufer der Eisenbahnbrücke besetzt.
Aber trotz ihrer Bemühungen konnten sie nicht weiter vorrücken, denn sie stießen auf erbitterten Widerstand.
Serjosha bückte dem dahineilenden Fluss nach und dachte an den vergangenen Tag.
Gestern, zur Mittagszeit, hatte er bei einem Gegenangriff mit den weißen Polen Berührung gehabt; gestern war er auch zum ersten Mal mit einem Legionär zusammengestoßen. Jener stürzte auf ihn los, das Gewehr mit dem französischen Bajonett, das lang wie ein Säbel war, vorgestreckt, sprang über das Feld und schrie dabei etwas Unverständliches. Einen Augenblick lang erblickte Sergej seine Augen, die vor Ingrimm weit aufgerissen waren. Noch wenige Sekunden - und Sergej schlug mit der Spitze seines Bajonetts auf das Bajonett des Polen. Die blinkende französische Klinge flog zur Seite.
Der Pole stürzte nieder …..
Sergejs Hand zuckte nicht. Er wusste, dass er jetzt töten musste, er, Sergej, der kein böser, kein grausamer Bursche war, aber er wusste, dass diese betrogenen und aufgehetzten Soldaten in blindem Hass gegen die geliebte Sowjetheimat ausgerückt sind.
Und er, Sergej, tötete, damit der Tag schneller kommt, da man auf der Welt einander nicht mehr töten wird.

Schon ein ganzes Jahr lang jagte Pawel Kortschagin durchs heimatliche Land, bald auf einem MG-Wagen, bald auf einer Geschützprotze, bald auf einem grauen Gaul mit zerfetztem Ohr. Er war erwachsener und kräftiger geworden. Kampf und Mühsal hatten ihn zum Mann gemacht.
Die durch die schweren Patronentaschen blutiggescheuerte Haut war längst geheilt, und die harten, narbigen Schwielen unter dem Gewehrriemen verschwanden schon nicht mehr.
Viel Schreckliches hatte Pawel in diesem einen Jahr durchgemacht. Zusammen mit Tausenden anderen Kämpfern - ebenso abgerissen und zerlumpt, ebenso mitgerissen von der lodernden Begeisterung des Kampfes für die Macht ihrer Klasse - hatte er sein Heimatland kreuz und quer durchstreift und war nur zweimal aus dem Wirbelsturm herausgekommen: das erste Mal wegen einer Verwundung an der Hüfte, und das zweite Mal, als er im eisigen Februar 1920 an Typhus erkrankte, der furchtbarer als alle polnischen Maschinengewehre unter den Regimentern und Divisionen der 12. Armee wütete.
Kaum gesundet, kehrte Pawel zu seinem Truppenteil zurück. Sein Regiment lag jetzt bei der Bahnstation Frontowka, an der Zweigbahn, die von Kasatin nach Uman führte, in Stellung.
Eine Station im Wald. Ein kleines Bahnhofsgebäude, daneben die zerstörten, von ihren Bewohnern verlassenen Häuschen. Das Leben in dieser Gegend war unmöglich geworden. Schon das dritte Jahr tobten immer wieder neue Kämpfe, die bald abflauten, dann heftiger wurden, bald erloschen, dann wieder aufflammten. Was hatte Frontowka in dieser Zeit nicht alles erlebt!
Und wiederum reiften große Ereignisse heran. Während die 12. Armee, von schrecklichen Verlusten geschwächt und teilweise desorganisiert, unter dem Andrang der polnischen Armeen auf Kiew zurückwich, rüstete die proletarische Republik zu einem vernichtenden Schlag gegen die siegestrunkenen weißen Polen.
Aus dem fernen Nordkaukasus wurden die kampf gestählten Divisionen der 1. Reiterarmee in einem bisher in der Kriegsgeschichte beispiellos dastehenden Marsch nach der Ukraine geworfen. Die 4., 6., 11. und 14. Kavalleriedivision näherten sich nacheinander dem Bezirk Uman und gruppierten sich hinter der Front. Auf ihrem Weg zu entscheidenden Kämpfen vernichteten sie die Machno-Banden.
Sechzehneinhalbtausend Säbel, sechzehneinhalbtausend von der Sonnenglut der Steppe braungebrannte Kämpfer.
Die ganze Aufmerksamkeit des Roten Oberkommandos und des Kommandos der südwestlichen Front war jetzt darauf gerichtet, die Pilsudski-Leute diesem in Vorbereitung befindlichen entscheidenden Schlag nicht zuvorkommen zu lassen. Sorgsam bewachten der Stab der Republik und die Frontstäbe die Gruppierung dieser Reitermassen.
Am Umaner Frontabschnitt waren die aktiven Kampfhandlungen eingestellt worden. Unaufhörlich tickten die Telegrafen, die Moskau direkt mit dem Stab der Front in Charkow und von dort aus mit den Stäben der 14. und 12. Armee verbanden. Auf die schmalen Papierstreifen tippten die Morseapparate chiffrierte Befehle: »Verhindern, dass die Polen auf die Gruppierung der Reiterarmee aufmerksam werden.« Wenn es mitunter noch zu aktiven Gefechten kam, so nur dort, wo der Vormarsch der Polen die Divisionen der Budjonny-Reiterei in den Kampf zu verwickeln drohte.

In rötlichen Fetzen flackert das Lagerfeuer. Spiralförmig, in schwarzbraunen Ringen, steigt der Rauch auf. Rings um das Feuer lagern die Kämpfer. Im Schein der Flammen glühen ihre Gesichter wie Kupfer. In der bläulichen Asche beim Feuer werden die Kochgeschirre heiß.
Das Wasser siedet. Lustig huscht ein Flammenzünglein unter den glühenden Holzscheiten hervor und streift einen Lockenkopf. Der fährt hoch und brummt missmutig:
»Verdammt noch mal!«
Ringsum schallendes Gelächter.
Ein älterer Rotarmist mit gestutztem Schnurrbart, in einer Feldbluse aus Tuch, der soeben prüfend durch den Lauf seines Gewehrs geschaut hat, sagt mit Bassstimme:
»So vertieft hat er sich in seine Wissenschaft, dass er das Feuer nicht mehr spürt.«
»Erzähl uns doch mal, Kortschagin, was du da herausgelesen hast.« Der junge Rotarmist betastet das versengte Haarbüschel und lächelt.
»Wirklich ein fabelhaftes Buch, Genosse Androstschuk. Seitdem ich es angefangen habe, kann ich mich nicht mehr losreißen.«
Kortschagins Nachbar, ein stupsnasiger junger Bursche, der eifrig an dem Riemen seiner Patronentasche hantiert, beißt mit den Zähnen einen groben Faden durch, dann fragt er neugierig:
»Wovon handelt es denn? Wenn's eine Liebesgeschichte ist, interessiert es mich sehr.« Alle mussten lachen. Matwetschuk hob seinen borstigen Schöpf und wandte sich, seine schalkhaften Augen spöttisch zusammenkneifend, an den Burschen:
»Na ja, Liebe ist 'ne ganz schöne Sache, Sereda. Bist ja auch ein schmucker Bursche - bildhübsch! Überall, wo wir nur hinkommen, gucken sich die Mädel die Augen nach dir aus. Hast nur einen einzigen, winzigen Fehler - deine Nase erinnert ein wenig zu sehr an einen Schweinerüssel. Aber das lässt sich noch gutmachen, häng dir mal eine zehn Pfund schwere Granate an die Nasenspitze, wirst sehen, wie lang sie in einer Nacht wird.«
Durch das laute Gelächter erschreckt, begannen die an die MG-Wagen gekoppelten Pferde zu wiehern. Sereda wandte sich träge um.
»Es kommt nicht auf die Schönheit an, sondern auf das, was im Schädel drin ist.« Er klopfte sich vielsagend gegen die Stirn.
»Du hast zum Beispiel eine spitze Zunge, bist aber dabei ein rechter Trottel, dumm wie Bohnenstroh.«
Der Zugführer Tatarinow trennte die beiden, die schon aufeinander los wollten.
»Nanu, Kinder, wozu denn gleich so hitzig. Soll uns lieber Kortschagin was aus dem Buch vorlesen, wenn's was taugt.«
»Los, Pawluscha, fang an«, rief man von allen Seiten. Kortschagin brachte einen Sattel zum Feuer, machte es sich darauf bequem und schlug ein dickes, nicht sehr großes Buch auf seinen Knien auf.
»Genossen, dieses Buch heißt ›Die Stechfliege‹. Der Bataillonskommissar hat's mir gegeben. Es hat auf mich einen sehr starken Eindruck gemacht. Wenn ihr wollt, werde ich euch vorlesen!«
»Na los, fang schon an! Keiner wird dich stören.« Als dann der Regimentskommandeur, Genosse Pusyrewski, in Begleitung des Kommissars unbemerkt zum Lagerfeuer kam, sah er elf Augenpaare gespannt auf den Vorlesenden gerichtet.
Pusyrewski wandte sich zum Kommissar und deutete auf die Gruppe:
»Hier, siehst du, ist der halbe Aufklärungszug des Regiments versammelt. Ich hab da vier Mann, noch ganz grüne Jungkommunisten, und doch ist jeder von ihnen ein vorbildlicher Kämpfer. Dieser da, der vorliest, und der dort, siehst du ihn? - Augen hat er wie ein junger Wolf -, das sind Kortschagin und Sharki. Sie sind Freunde. Und trotzdem besteht zwischen ihnen eine geheime Eifersucht. Früher war Kortschagin mein bester Späher. Jetzt hat er einen sehr gefährlichen Rivalen bekommen. Sie leisten ganz unmerklich politische Arbeit, ihr Einfluss ist sehr groß. Dieser Jugend hat man nicht umsonst den Namen ›Junge Garde‹ gegeben.«
»Ist das der politische Leiter des Aufklärungszuges, der da vorliest?« fragte der Kommissar.
»Nein. Politischer Leiter ist Kramer.«
Pusyrewski ritt näher heran.
»Guten Tag, Genossen«, rief er laut. Alle drehten sich um. Der Kommandeur sprang behänd aus dem Sattel und ging auf die Lagernden zu.
»Ihr wärmt euch da ein bisschen, Freunde«, sagte er mit einem breiten Lächeln, und sein männliches Gesicht mit den ein wenig mongolisch geschlitzten Augen verlor sogleich seine Härte.
Der Kommandeur wurde herzlich und freundschaftlich wie ein guter Kamerad empfangen. Der Kommissar blieb im Sattel, er wollte gleich weiterreiten.
Pusyrewski schob die Tasche mit der Mauserpistole nach hinten und ließ sich neben Kortschagin nieder. Er zündete sich eine Zigarette an und wandte sich dann an den Kommissar:
»Reit du nur los, Doronin. Ich bleibe hier. Wenn man mich im Stab brauchen sollte, gib mir Bescheid.«
Als sich Doronin entfernt hatte, sagte Pusyrewski zu Kortschagin:
»Lies weiter, ich will auch zuhören.«
Als Pawel die letzte Seite gelesen hatte, legte er das Buch auf die Knie und blickte nachdenklich ins Feuer.
Minutenlang herrschte tiefes Schweigen. Alle standen noch unter dem Eindruck des Schicksals der »Stechfliege«.
Pusyrewski rauchte eine Zigarette und wartete auf Meinungsäußerungen.
»Eine ergreifende Geschichte«, unterbrach schließlich Sereda das Schweigen.
»Es gibt also wirklich solche Menschen auf der Welt. So einfach hätte wahrscheinlich ein Mensch all das nicht ertragen können, wenn es nicht um seine Überzeugung gegangen wäre.«
Er war sichtlich erregt. Das Buch hatte auf ihn einen tiefen Eindruck gemacht.
Andrjuscha Fomitschew, ein Schustergeselle aus Belaja Zerkow, rief entrüstet aus:
»Wenn dieser Pfaffe, der den Helden zwang, das Kreuz zu küssen, mir in die Hände geraten wäre, so hätte ich mit diesem verdammten Hund kurzen Prozess gemacht.«
Androstschuk schob mit einem Holzscheit das Kochgeschirr näher ans Feuer.
»Zu wissen, wofür man in den Tod geht, ist eine besondere Sache. Da zeigt sich die Stärke, die einer hat. Man muss es sogar fertig bringen, mit Geduld zu sterben, wenn man weiß, dass die Wahrheit mit einem ist. Daher kommt das Heldentum.
Ich kannte ein Bürschchen, das hieß Poraika. Als er in Odessa von den Weißen erwischt wurde, sah er sich plötzlich einem ganzen feindlichen Zug gegenüber. Bevor sie ihn noch mit dem Bajonett erreichen konnten, hatte er sich eine Handgranate vor die Füße geschmissen. Er wurde in Stücke gerissen und mit ihm ein ganzes Rudel Weißer. Und wenn man den so angeschaut hat - nichts Besonderes, klein, schmächtig, und keiner schreibt ein Buch über ihn, obwohl sich das lohnen würde. Ja, es gibt viele solcher Helden unter unseren Genossen.«
Er rührte mit dem Löffel im Kochgeschirr, spitzte die Lippen und probierte den Tee, dann fuhr er fort:
»Man kann aber auch einen anderen, einen hündischen Tod sterben. Einen jämmerlichen Tod ohne Ehre. Das war, als wir vor Isjaslawl im Gefecht standen - das ist eine alte Stadt, noch in der Fürstenzeit erbaut. Sie liegt am Fluss Goryn. Dort gibt es eine polnische Kirche, sie steht da wie eine Burg, man kann nur von einer Seite an sie herankommen. Wir gingen also da vor. In Schützenlinie arbeiteten wir uns durch die Gässchen durch. An unserem rechten Flügel standen die Letten. Wir kommen also auf die Chaussee heraus -siehe da, neben einem Garten stehen drei gesattelte Pferde am Zaun festgebunden.
Nun, wir denken natürlich, jetzt werden wir die Polen schnappen. Ungefähr ein Dutzend Leute von uns stürzen in den kleinen Hof vor, allen voran, mit einer Mauserpistole in der Hand, der Führer der lettischen Kompanie.
Wir kommen zum Haus - die Tür steht offen. Wir stürzen hinein. Da machten sich Leute von uns zu schaffen, eine Patrouille. Sie hatten vor uns das Haus erreicht. Was wir sahen, war alles andere als schön. Der Tatbestand war klar. Sie belästigten eine Frau. Ein polnischer Offizier hatte da gewohnt. Da haben sie sich also seine Frau vorgenommen, auf den Boden geschmissen, na, und alles Weitere kann man sich denken. Wie das der Lette sieht, schreit er etwas in seiner Sprache. Man packt jene drei und schleift sie auf den Hof. Wir waren
nur zwei Russen, alle anderen waren Letten. Der Kommandeur hieß Bredis. Obwohl ich ihre Sprache nicht verstehe, war mir doch klar, dass man mit ihnen Schluss machen wollte. Ein energisches Volk sind diese Letten, stahlharte Kerle! Man schleppt also die Burschen zum Pferdestall. Ach, du lieber Himmel, denke ich mir, jetzt wird man sie bestimmt abknallen. Und der eine von den drei Erwischten, so ein kräftiger Kerl mit einem Backpfeifengesicht, leistet Widerstand, versucht freizukommen, flucht widerwärtig. ›Wegen einem Weib‹, sagt er, ›wollt ihr mich an die Wand stellen! ‹ Die anderen betteln auch um Gnade.
Mich überlief es kalt. Ich ging zu Bredis und sagte: ›Genosse Kompaniechef, soll sie doch das Revolutionstribunal aburteilen. Wozu willst du dir die Hände mit ihrem Blut besudeln? In der Stadt ist der Kampf noch nicht zu Ende, und wir vergeuden die Zeit, um mit denen da abzurechnen.‹ Er warf mir einen Blick zu, dass mich meine Worte sofort gereuten. Augen machte er wie ein Tiger. Und hielt mir die Mauserpistole unter die Nase. Sieben Jahre bin ich an der Front gewesen, aber da verlor ich auf einmal die Courage. Ich sah, der macht kurzen Prozess. Er schrie mich auf russisch an. Kaum zu verstehen war das: ›Unsere Fahne ist mit unserem Blut rot gefärbt, aber diese da sind eine Schande für die ganze Armee. Banditen müssen mit ihrem Leben bezahlen.‹
Ich konnte es nicht mehr aushalten, rannte vom Hof auf die Straße. Hinter mir hörte ich schießen. Schluss, dachte ich. Als wir wieder die Schützenlinie erreichten, war die Stadt bereits in unseren Händen. So ist es also zugegangen. Die Kerle sind eines jämmerlichen Todes gestorben. Diese Leute von der Patrouille gehörten zu denen, die sich uns bei Melitopol angeschlossen hatten. Früher waren sie bei Machno gewesen. Ein unangenehmes Gesindel.«
Androstschuk schob einen Napf heran und machte sich an seinem Brotbeutel zu schaffen.
»So ein Pack schleicht sich bei uns ein. Man kann ja nicht alle genau prüfen. Und sie tun so, als kämpften sie auch für die Revolution, und hängen uns allen damit nur Dreck an. Und doch war es schwer, die Geschichte mit anzusehen. Noch bis heute kann ich das nicht vergessen.« Damit schloss er seine Erzählung und fing an, Tee zu trinken.
Erst spätnachts schliefen die Kavalleriespäher ein. Sereda stieß im Schlaf pfeifende Laute durch die Nase. Den Kopf auf dem Sattel, schlief Pusyrewski. Nur Kramer, der politische Leiter, schlief nicht, er trug etwas in sein Notizbuch ein.
Als Pawel am nächsten Tag von einem Spähgang zurückkam und das Pferd an einen Baum gebunden hatte, rief er Kramer, der gerade Tee getrunken hatte, beiseite.
»Hör mal, Genosse Politleiter, wie stellst du dich dazu, wenn ich zur 1. Reiterarmee übergehe. Die steht vor heißen Kämpfen. Es ist ja nicht zum Spaß, dass dort so viele Leute zusammengezogen worden sind. Und wir treten hier immer nur auf der Stelle.« Kramer blickte Pawel erstaunt an.
»Was soll das heißen, übergehen? Hältst du die Rote Armee etwa für ein Kino? Wohin würde das führen, wenn wir alle von einem Truppenteil zum anderen spazieren wollten? Würde ja was Schönes dabei herauskommen.«
»Ist's denn nicht ganz gleich, wo man kämpft?« fiel ihm Pawel ins Wort. »Ob hier oder da? Ich desertiere ja nicht ins Hinterland.« Aber Kramer protestierte kategorisch.
»Und wie steht's da mit der Disziplin? Bei dir, Pawel stimmt sonst alles so ziemlich, aber ein bisschen anarchistisch bist du doch. Was dir in den Kopf kommt, tust du einfach. Partei und Komsomol stützen sich aber auf eiserne Disziplin. Die Partei über alles! Ein jeder von uns muss nicht da sein, wo er möchte, sondern da, wo man ihn braucht. Pusyrewski hat deine Versetzung abgelehnt. Also: Strich drunter.«
Der hagere, hochgewachsene Kramer mit dem gelblichen Gesicht hustete vor Aufregung. Der Bleistaub der Druckerei hatte sich tief in seine Lungen eingefressen. Oft brannte auf seinen Wangen eine ungesunde Röte.
Als sich Kramer beruhigt hatte, sagte Pawel mit leiser, aber sicherer Stimme: »Das mag ja alles stimmen, aber zu den Budjonny-Reitern gehe ich doch - das steht fest.« Am nächsten Abend war Pawel nicht mehr am Lagerfeuer zu finden.

Im Nachbardörfchen hatten sich auf einem Hügel neben der Schule die Reiter in einem weiten Kreis gelagert. Auf dem Hintersitz eines MG-Wagens hockend, die Mütze tief in den Nacken geschoben, mühte sich ein baumstarker Budjonny-Reiter auf seiner Ziehharmonika ab. Sie kreischte und kam immer wieder aus dem Takt. Auch der forsche Kavallerist in den weiten roten Reithosen drinnen im Kreis konnte daher beim Tanzen des tollen Hopaks keinen Takt halten.
Neugierige Mädchen und Bauernburschen waren auf die MG-Wagen und die umliegenden Zäune geklettert, um die flotten Tänzer der soeben in ihr Dorf eingerückten Kavalleriebrigade zu bewundern.
»Leg los, Toptalo! Stampf tüchtig auf! Vorwärts, hopp, Bruderherz! Musikant! Feuriger!«
Aber die riesigen Finger des Harmonikaspielers, die mit Leichtigkeit Hufeisen zu biegen imstande waren, fuhren nur schwerfällig über die Tasten.
»Schade, dass Afanassi Kuljabka dran glauben musste«, bemerkte ein braungebrannter Kavallerist bedauernd.
»Das war ein Ziehharmonikaspieler - prima. In der Schwadron war er der rechte Flügelmann. Schade um den Burschen. Er war ein guter Kämpfer und ein noch besserer Musikant.«
Pawel stand im Kreis. Als er die letzten Worte vernahm, zwängte er sich zum Wagen durch und legte die Hand auf den Balg der Ziehharmonika. Das Instrument verstummte.
»Was soll das?« rief ihm der Harmonikaspieler mit schiefem Blick ärgerlich zu.
Toptalo hielt im Tanzen inne - ringsum vernahm man unzufriedene Stimmen:
»Was ist da los? Warum geht's nicht weiter?«
Pawel streckte die Hand nach dem Tragriemen aus.
»Lass mich ein bisschen spielen.«
Misstrauisch blickte der Budjonny-Reiter den unbekannten Rotarmisten an und nahm zögernd den Riemen ab.
In gewohnter Weise schwang Pawel die Ziehharmonika aufs Knie. Er entfaltete den Balg zu einem Fächer, und schon legte er mit allen Registern und Griffen los, was das Zeug halten wollte …..
Toptalo fing sofort die vertraute Melodie auf. Die Arme wie Flügel schwingend, raste er im Kreis herum, drehte sich mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit auf einem Bein, klatschte flott und schallend mit der Handfläche auf seine Stiefelschäfte, auf Knie, Nacken, Stirn und Sohlen und schließlich auf den offenen Mund.
Wild peitschte die Harmonika in unbändigem, berauschendem Rhythmus. Toptalo drehte sich wie ein Kreisel, und die Beine hochschleudernd, schrie er außer Atem:
»He, ho, he, ho!« -

Am 5. Juni 1920 durchbrach Budjonnys 1. Reiterarmee nach mehreren kurzen erbitterten Gefechten die polnische Front an dem Abschnitt, wo die 3. und die 4. polnische Armee zusammenstießen, schlug die sich ihr entgegenstellende Kavalleriebrigade des Generals Zawicki und rückte in der Richtung auf Rushin vor.
Um die Lücke zu stopfen, schuf das polnische Oberkommando in fieberhafter Hast eine Stoßgruppe. Von der Eisenbahnstation Pogrebistsche jagten fünf Panzerwagen, die eben erst ausgeladen worden waren, zum Schlachtfeld.
Die Reiterarmee umging jedoch Sarudnizy, von wo aus der Stoß erfolgen sollte, und tauchte plötzlich im Rücken der polnischen Armee auf.
Die Kavalleriedivision des Generals Kornicki heftete sich der 1. Reiterarmee an die Fersen. Sie hatte den Befehl, dieser Armee, die nach Meinung des polnischen Oberkommandos nun gegen den wichtigsten strategischen Punkt im Hinterland der Polen, Kasatin, vorstoßen musste, in den Rücken zu fallen. Das aber brachte für die weißen Polen keine Erleichterung. Obwohl sie am nächsten Tag die in ihre Front geschlagene Bresche wieder füllten und die Front hinter der Reiterarmee wieder schlossen, befand sich doch in ihrem Rücken eine starke Kavallerieeinheit, die sich nach Vernichtung der Stützpunkte des Gegners im Hinterland auf die Kiewer Gruppe der Polen stürzen sollte. Auf ihrem Vormarsch vernichteten die Reiterdivisionen die kleineren Eisenbahnbrücken und zerstörten die Gleise, um den Polen die Rückzugswege abzuschneiden.
Als man von Gefangenen erfuhr, dass sich in Shitomir ein polnischer Armeestab befand - in Wirklichkeit war dort sogar der Stab der ganzen Front -, beschloss der Befehlshaber der Reiterarmee, die wichtigen Eisenbahnknotenpunkte und Verwaltungszentren Shitomir und Berditschew zu nehmen. In der Morgendämmerung des 7. Juni stürmte die 4. Kavalleriedivision bereits gegen Shitomir vor.
In einer der Schwadronen ritt Pawel Kortschagin als rechter Flügelmann anstelle des gefallenen Kuljabka. Man hatte ihn auf die gemeinsame Bitte der Kämpfer hin, die einen so vorzüglichen Harmonikaspieler nicht wieder weglassen wollten, in die Schwadron aufgenommen.
In der Nähe von Shitomir schwärmten sie fächerartig aus, ohne die erhitzten Pferde zu zügeln. Silbern blitzten die Säbel in der Sonne.
Die Erde ächzte, die Pferde schnauften, die Kämpfer richteten sich in den Steigbügeln auf.
Immer rascher flog der Erdboden unter ihren Füßen dahin. Die große Stadt mit ihren Gärten eilte der Division entgegen. Die Kavalleristen drangen durch die ersten Gärten, brachen ins Stadtzentrum ein, und der Ruf »Drauf und dran!« erfüllte, grauenerregend wie der Tod selbst, die Luft.
Die überrumpelten Polen leisteten kaum Widerstand. Die Garnison der Stadt wurde niedergemacht.
Kortschagin galoppierte in rasender Geschwindigkeit, den Oberkörper vorgebeugt. An seiner Seite ritt Toptalo auf einem feingliedrigen Rappen.
Ein wild drauflossprengender Budjonny-Reiter machte vor Pawels Augen mit einem einzigen unerbittlichen Hieb einen Legionär nieder, ohne diesem auch nur Zeit zu lassen, das Gewehr anzulegen.
Dröhnend schlugen die Hufeisen gegen das Pflaster. Plötzlich tauchte an einer Kreuzung, mitten auf der Straße, ein Maschinengewehr auf, über das sich drei Mann mit blauen Uniformen und viereckigen polnischen Mützen beugten. Ein vierter, mit geschlängelten Goldschnüren am Kragen, warf, als er die Reiter erblickte, den Arm mit der Mauserpistole vor.
Weder Toptalo noch Pawel vermochten die Pferde zurückzuhalten. Sie jagten geradewegs auf das Maschinengewehr zu, direkt dem Tod in die Arme. Der Offizier schoss auf Kortschagin … daneben … Zwitschernd wie ein Sperling flog die Kugel an seiner Wange vorüber.
In derselben Sekunde ratterte das Maschinengewehr in fiebriger Hast. Toptalo stürzte samt seinem Rappen, von einem Dutzend Kugeln getroffen, zu Boden.
Erschrocken schnaubend bäumte sich Pawels Pferd und trug den Reiter über die Gefallenen, direkt auf die Männer am Maschinengewehr zu. Der Säbel beschrieb einen funkensprühenden Bogen und drang in das blaue Viereck einer Mütze ein.
Wieder flog der Säbel in die Höhe, um auf einen anderen Schädel niederzusausen. Doch das feurige Pferd sprang zur Seite.
Gleich einem reißenden Gebirgsfluss ergoss sich die Schwadron über den Kreuzweg. Dutzende von Säbeln sausten durch die Luft.
Durch die langen, schmalen Gefängniskorridore hallen Schreie.
In den Zellen, voll von Menschen mit zerquälten, ausgemergelten Gesichtern, herrscht Erregung. In der Stadt wird gekämpft - sollte das die Freiheit bedeuten, konnten das die Unseren sein?
Jetzt hört man schon Schüsse auf dem Hof. Durch die Korridore hallen hastende Schritte. Und plötzlich ertönen die erschütternden, langersehnten Worte:
»Genossen, ihr seid frei!«
Pawel rannte zu einer verschlossenen Tür und hieb wütend immer wieder mit dem Gewehrkolben auf das Schloss ein.
»Warte, ich mach's gleich so …«, rief Mironow und zog eine Handgranate aus der Tasche.
Der Zugführer Zygartschenko entriss ihm die Handgranate.
»Halt, du Narr! Bist wohl verrückt geworden? Die Türen, die nicht aufgebrochen werden können, werden eben aufgeschlossen.«
Und schon erschienen am Ende des Korridors die Wächter, man trieb sie an, stieß sie mit den Pistolen vorwärts. Der Gang füllte sich mit abgerissenen, ungewaschenen, von unbändiger Freude erfüllten Menschen.
Als Pawel die breite Tür geöffnet hatte, stürzte er in die Zelle.
»Genossen, ihr seid frei! Wir sind Budjonny-Reiter, unsere Division hat die Stadt genommen.«
Eine Frau mit tränenfeuchtem Gesicht warf sich Pawel entgegen, umarmte ihn wie einen Sohn und schluchzte vor Freude.
Teurer als alle Siegestrophäen, teurer als der Sieg selbst war den Kämpfern der Division die Befreiung von fünftausendeinundsiebzig Bolschewiki, die von den weißen Polen in den steinernen Käfigen gefangen gehalten worden waren und dort auf die Erschießung oder den Galgen gewartet hatten, und die Befreiung der zweitausend politischen Funktionäre der Roten Armee. Die hoffnungslose finstere Nacht war für die siebentausend Revolutionäre mit einem Schlag zum sonnenhellen heißen Junitag geworden.
Einer der Gefangenen, dessen Gesicht gelb wie Zitronenschale war, stürzte freudig auf Pawel zu. Es war Samuil Lechner, ein Setzer aus der Druckerei in Schepetowka.

Pawel lauschte dem Bericht Samuils, und sein Gesicht wurde aschgrau. Samuil schilderte die blutige Tragödie, die sich in der Heimatstadt abgespielt hatte, und die Worte des Gefangenen brannten sich wie Tropfen geschmolzenen Metalls in Pawels Herz ein.
»Wir wurden alle in ein und derselben Nacht geholt, ein niederträchtiger Spitzel hatte uns verraten. Wir fielen der Feldgendarmerie in die Hände. Man hat uns fürchterlich geschlagen. Ich hatte weniger als die anderen zu leiden; nach den ersten Schlägen sank ich bereits bewusstlos nieder, doch die anderen waren kräftiger als ich. Wir hatten nichts zu verbergen. Die Gendarmerie wusste alles besser als wir selber. Jeder unserer Schritte war ihr bekannt. Wie sollte sie auch nicht unterrichtet sein, da unter uns ein Verräter war!
Diese Tage lassen sich nicht schildern. Du kanntest doch viele von ihnen, Pawel: Walja Brusshak, Rosa Grizman aus der Kreisstadt, ein Mädchen von siebzehn Jahren, ein feiner Kerl, sie hatte so vertrauensvolle Augen, dann Sascha Bunschaft, du kanntest ihn ebenfalls, unser Setzer, ein lustiger Bursche, er hat immer Karikaturen von unserem Chef gezeichnet. Nun, und dann noch zwei Gymnasiasten - Nowosselski und Tushiz. Die kennst du auch. Und die anderen waren alle aus der Kreisstadt und aus dem Marktflecken. Insgesamt wurden neunundzwanzig Menschen verhaftet, darunter sechs Frauen. Man hat sie alle bestialisch zugerichtet. Walja und Rosa wurden gleich am ersten Tag vergewaltigt. Diese Lumpenhunde machten sich über sie her, wie sie's gerade gelüstete. Halbtot schleifte man dann die Mädchen in die Zellen.
Rosa fing an, wirres Zeug zu reden, und ein paar Tage später war sie schon völlig geistesgestört.
Sie glaubten nicht an ihr Irresein, sahen in ihr eine Simulantin und prügelten sie bei jedem Verhör. Rosa war schrecklich anzusehen, als man sie erschoss. Ihr Gesicht war ganz schwarz von den Schlägen, ihre Augen blickten wild, irre.
Walja Brusshak hat sich bis zur letzten Minute sehr gut gehalten. Rätselhaft ist mir, woher sie die Kraft genommen hat. Lässt sich denn erzählen, wie sie gestorben ist, Pawel? Nein, das kann man nicht. Ihr Tod war entsetzlicher, als alle Worte wiedergeben können … Walja war am gefährlichsten belastet: Sie hatte ja die Verbindung mit den Funktelegrafisten aus dem polnischen Stab aufrechterhalten, wurde auch, um diese Verbindung herzustellen, in die Kreisstadt geschickt. Bei der Haussuchung fand man zwei Handgranaten und einen Browning bei ihr. Die Handgranaten hatte ihr eben jener Spitzel übergeben. Alles war so eingerichtet, dass man sie wegen Vorbereitung eines Anschlags gegen den Stab anklagen konnte.
Ach, Pawel, es fällt mir schwer, von diesen letzten Tagen zu sprechen, aber du musst alles erfahren.
Das Feldgericht verurteilte Walja und zwei andere zum Tod durch den Strang, die übrigen Genossen zum Tod durch Erschießen.
Die polnischen Soldaten, unter denen wir agitiert hatten, wurden zwei Tage früher als wir abgeurteilt.
Ein junger Korporal, der Telegrafist Sniegurko, der vor dem Krieg als Elektromonteur in Lodz gearbeitet hatte, wurde des Landesverrats und der kommunistischen Propaganda unter den Soldaten beschuldigt und zum Erschießen verurteilt. Er reichte kein Gnadengesuch ein und wurde vierundzwanzig Stunden nach der Urteilsverkündung erschossen.
Walja war in diesem Prozess als Zeugin geladen. Sie erzählte uns, dass Sniegurko zugegeben hat, er habe kommunistische Propaganda betrieben, dass er aber die Beschuldigung des Landesverrats schroff von sich wies. ›Mein Vaterland‹, sagte er, ›das ist die Polnische Sozialistische Sowjetrepublik. Jawohl, ich bin Mitglied der Kommunistischen Partei Polens, ich wurde gezwungen, Soldat zu werden. Und ich habe solchen Soldaten, wie ich einer bin, die Augen geöffnet. Ihr könnt mich dafür hängen, aber mein Vaterland habe ich nicht verraten und werde es nicht verraten. Nur ist unser Vaterland nicht das gleiche. Euer Vaterland ist das Land der Pans, und mein Vaterland das der Arbeiter und Bauern. Und in diesem meinem Vaterland, das kommen wird - davon bin ich fest überzeugt -, wird mich niemand einen Verräter nennen.‹
In der Nacht richteten sie dem Gefängnis gegenüber, neben dem Krankenhaus, den Galgen auf. Und dicht am Wald, ein wenig abseits vom Weg, am Steilhang, wurde der Platz für die Erschießung gewählt. Dort hatten sie auch einen Graben für uns alle ausheben lassen.
Das Urteil wurde in der Stadt öffentlich ausgehängt, es war allen bekannt. Die Polen hatten beschlossen, es am helllichten Tag vor allem Volk zu vollstrecken, zur Abschreckung. Bereits am frühen Morgen begannen sie das Volk aus der Stadt zum Galgen zu treiben. Manche kamen auch aus Neugier, obwohl es ihnen Grauen einflößte, aber sie kamen doch. Eine gewaltige Menschenmenge hatte sich beim Galgen angesammelt. Wohin das Auge reichte, überall sah man Menschen. Du weißt doch, das Gefängnis ist von einer Bretterwand umgeben; dort in der Nähe war der Galgen, und das Stimmengewirr drang bis zu uns. Auf der Straße wurden Maschinengewehre aufgestellt; aus dem ganzen Umkreis war die Gendarmerie zu Pferd und zu Fuß zusammengezogen worden. Zur Absperrung der Straßen und Gärten wurde ein ganzes Bataillon aufgeboten. Für die zum Strang Verurteilten hatten sie eine besondere Grube, gleich beim Galgen, ausheben lassen. Schweigend warteten wir auf das Ende, selten wurde ein Wort gewechselt. Wir hatten alles am Vorabend besprochen und voneinander Abschied genommen. Nur Rosa flüsterte in einer Ecke der Zelle unzusammenhängende Worte. Walja, durch die Vergewaltigungen und die Prügel entsetzlich zugerichtet, konnte nicht gehen und lag fast die ganze Zeit. Die beiden Kommunistinnen aus dem Städtchen, zwei Schwestern, umarmten sich und nahmen voneinander Abschied; sie konnten sich nicht mehr beherrschen und brachen in Schluchzen aus. Stepanow aus der Kreisstadt, ein junger Bursche, kräftig wie ein Athlet, der bei seiner Verhaftung Widerstand geleistet und zwei Gendarmen verwundet hatte, forderte eindringlich von den Schwestern: ›Keine Tränen morgen, Genossinnen! Weint euch lieber hier aus, damit ihr später dort nicht weint! Wozu sollen wir diesen Bluthunden noch eine Freude machen! Sie werden sowieso kein Erbarmen mit uns haben, sterben müssen wir doch, so lasst uns wenigstens einen ehrenhaften Tod sterben! Niemand von uns darf sich kleinkriegen lassen. Genossen, denkt daran, dass wir ehrenhaft sterben müssen.‹
Und dann kamen sie uns holen. Voran schritt Szwarkowski, der Chef der Spionageabwehr - ein Sadist, ein gemeiner Schweinehund. Wenn er sich nicht selbst über die wehrlosen Frauen hermachte, so überließ er sie den Gendarmen und ergötzte sich am Zusehen. Der Weg vom Gefängnis über die Straße zum Galgen war zu beiden Seiten durch Gendarmerie abgesperrt. Und so standen sie da, die ›Kanarienvögel‹, wie man sie ihrer gelben Schulterklappen wegen nannte, mit gezückten Säbeln.
Man trieb uns mit den Gewehrkolben auf den Gefängnishof und stellte uns in Viererreihen auf, dann wurden wir durch das geöffnete Tor auf die Straße geführt. Sie brachten uns vor den Galgen; wir sollten unsere Genossen sterben sehen und dann selbst an die Reihe kommen. Der Galgen war hoch, aus festen Balken gezimmert. Drei Schlingen aus dicken gedrehten Seilen hingen daran. Das Fußgerüst mit der kleinen Leiter stützte sich auf einen Pfosten, der sich zurückschlagen ließ. Ringsum ein summendes, wogendes Meer von Menschen. Aller Augen waren auf uns gerichtet. Wir erkannten unsere Leute.
Auf einer Vortreppe, etwas abseits, hatte sich die polnische Schlachta mit Ferngläsern versammelt, darunter auch viele Offiziere. Sie waren gekommen, um sich anzusehen, wie man die Bolschewiki hängt.
Der Schnee unter den Füßen war weich, die Bäume waren wie mit Watte besprenkelt. Schneeflocken wirbelten, langsam fielen sie und tauten auf unseren heißen Gesichtern; das Trittbrett war ebenfalls mit Schnee bedeckt. Wir hatten alle fast nichts an, aber niemand spürte die Kälte; Stepanow merkte nicht einmal, dass er nur Socken an den Füßen hatte. Vor dem Galgen standen der Militärstaatsanwalt und die höheren Offiziere.
Schließlich brachte man Walja und die anderen zwei Genossen, die zum Tode durch den Strang verurteilt waren, aus dem Gefängnis. Sie gingen alle drei Arm in Arm. Walja in der Mitte. Sie war zu schwach und konnte nicht allein gehen, die Genossen stützten sie. Sie bemühte sich aber, aufrecht zu schreiten, dachte an die Worte Stepanows: ›Man muss ehrenhaft sterben! ‹ Sie war ohne Mantel, hatte nur eine Strickjacke an.
Szwarkowski behagte es offensichtlich nicht, dass die drei untergefasst gingen; grob stieß er sie vorwärts.
Walja sagte irgend etwas, und dafür versetzte ihr ein berittener Gendarm einen heftigen Knutenhieb ins Gesicht.
In der Menge schrie eine Frau wie eine Wahnsinnige auf und versuchte die Absperrungskette zu durchbrechen und zu den Verurteilten zu gelangen. Man packte sie jedoch und schleppte sie weg. Wahrscheinlich war es Waljas Mutter. Als sich die drei dem Galgen näherten, begann Walja zu singen.
Niemals in meinem Leben habe ich eine solche Stimme gehört - mit solcher Leidenschaft kann nur einer singen, der in den Tod geht. Sie sang die ›Warszawianka‹, ihre Genossen fielen ein. In dumpfer Wut schlugen die Berittenen mit ihren Knuten auf sie ein. Es war aber, als spürten sie die Hiebe gar nicht. Man prügelte die drei, bis sie niederfielen, und schleppte sie dann wie Säcke zum Galgen. Hastig verlas man das Urteil und legte ihnen die Schlingen um den Hals. Da begannen wir zu singen:
Wacht auf, Verdammte dieser Erde…..

Von allen Seiten stürzten sie sich auf uns. Ich konnte nur noch sehen, wie ein Soldat mit dem Gewehrkolben den Stützbalken aus dem Fußgerüst heraushieb und alle drei in den Schlingen zuckten…..
Uns zehn Leuten wurde, bereits an der Wand, im letzten Augenblick das Urteil verlesen: Der General hatte uns zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit begnadigt. Die übrigen sechzehn wurden erschossen.«
Samuil riss an seinem Hemdkragen, als sei er ihm zu eng geworden.
»Drei Tage lang wurden die Erhängten nicht vom Galgen abgenommen. Tag und Nacht standen Posten davor. Am vierten Tag riss der Körper des Genossen Toboldin ab, er war der schwerste. Da wurden die anderen abgenommen und gleich am Platz verscharrt.
Der Galgen blieb auch weiter stehen. Er stand da mit hängenden Schlingen, wartete auf neue Opfer.«
Samuil schwieg, den Blick unbeweglich irgendwohin ins Weite gerichtet. Doch Pawel bemerkte nicht, dass er zu erzählen aufgehört hatte. Vor seinen Augen erstanden drei menschliche Körper, die stumm, mit entsetzlichen, seitwärts hängenden Köpfen, hin und her schaukelten.
Auf der Straße ertönte das Signal zum Sammeln. Dieser Ton zwang Pawel aufzublicken. Er sagte leise, kaum hörbar:
»Komm, gehen wir weg von hier, Samuil!«
Auf der Straße trotteten, von Kavalleristen eskortiert, gefangene polnische Soldaten vorüber. Vor dem Gefängnistor stand der Regimentskommissar und schrieb einen Befehl nieder.
»Hier, Genosse Antipow.« Er übergab dem stämmigen Schwadronsführer einen Zettel.
»Bestimmen Sie eine Geleitmannschaft und lassen Sie alle Gefangenen in Richtung Nowograd-Wolhynsk abführen. Die Verwundeten sind zu verbinden, auf Wagen zu verladen und in derselben Richtung abzutransportieren. Man muss die Gefangenen etwa zwanzig Werst hinter die Stadt bringen, dann können sie gehen, wohin sie wollen. Wir haben keine Zeit, uns mit ihnen lange abzugeben. Und achten Sie darauf, dass es zu keinen Ausschreitungen kommt.«
Pawel schwang sich in den Sattel und sagte, zu Samuil gewandt:
»Hast du gehört? Die hängen unsere Leute, und wir sollen sie zu den Ihren eskortieren und vor Ausschreitungen bewahren! Wie kann man uns das zumuten!«
Der Regimentskommissar wandte sich Pawel zu und sah ihn aufmerksam an. Dann sagte er energisch:
»Grausamkeit wehrlosen Gefangenen gegenüber wird mit Erschießen bestraft. Wir sind nicht wie die Weißen!«
Als Pawel vom Tor wegritt, erinnerte er sich an den Schlußsatz des vom Revolutionären Kriegsrat ausgegebenen Befehls, der dem gesamten Regiment verlesen worden war:
»Das Arbeiter-und-Bauern-Land liebt seine Rote Armee. Es ist stolz auf sie. Es fordert, dass auf ihrem Banner kein einziger Schandfleck sei.«
Kein einziger Schandfleck, wiederholte er in Gedanken.

Während die 4. Kavalleriedivision Shitomir nahm, stieß die 20. Brigade der 7. Schützendivision, die zum Bestand der Stoßtruppe des Genossen Golikow gehörte, im Raum des Dorfes Okuninowo zum Dnepr vor.
Eine aus der 25. Schützendivision und der Baschkirischen Kavalleriebrigade bestehende Gruppe hatte den Befehl erhalten, über den Dnepr zu setzen und die Eisenbahnlinie Kiew-Korosten bei der Station Irscha zu unterbrechen. Durch dieses Manöver wurde den aus Kiew zurückweichenden Polen der einzige Schienenstrang abgeschnitten. Hier, bei der Überschreitung des Dnepr, büßte der Jungkommunist Mischa Lewtschukow aus Schepetowka sein Leben ein. Während sie über die schwankende Notbrücke liefen, flog eine Granate mit unheilvollem Zischen über ihre Köpfe hinweg und krepierte im Wasser. Im selben Augenblick verschwand Mischa unter dem Ponton. Gierig schluckten ihn die Wellen, sie gaben ihn nicht mehr her. Der semmelblonde Rotarmist Jakimenko, der eine Mütze mit abgerissenem Schirm aufhatte, rief verwundert aus:
»Was soll denn das bedeuten? Da ist doch der Mischa ins Wasser gefallen. Verschwunden ist der Junge, als hätte ihn der Erdboden verschluckt.«
Er blieb stehen und starrte erschrocken in die dunkle Flut hinunter, doch die Nachrückenden stießen ihn vorwärts.
»Was gaffst du da, du Dummkopf? Mach, dass du weiterkommst!«
Es blieb keine Zeit, dem Kameraden nachzutrauern. Die Brigade war ohnedies hinter den anderen Truppen, die bereits das rechte Ufer besetzt hatten, zurückgeblieben.
Und so erfuhr Serjosha von Mischas Tod erst vier Tage später, als die Brigade die Station Butscha im Gefecht genommen hatte und, mit Frontschwenkung gegen Kiew, erbitterten Angriffen der Polen standhielt, die nach Korosten durchzubrechen versuchten.
Jakimenko lag neben Serjosha in der Schützenlinie. Er hielt im Schießen inne, öffnete mühsam den Verschluss des glühend heiß gewordenen Gewehrs und wandte sich Serjosha zu:
»Das Gewehr fordert auch mal 'ne Ruhepause, genau wie der Mensch!«
Sergej konnte seine Worte unter dem Feuerlärm nur mühsam verstehen.
Als es etwas ruhiger geworden war, sagte Jakimenko beiläufig:
»Du, dein Kamerad ist im Dnepr ertrunken. Ehe ich mich's versah, hatten ihn die Wellen verschluckt.«
Dann griff er nach dem Gewehrverschluss, holte aus der Patronentasche einen Ladestreifen hervor und lud hastig durch.
Die 11. Division, die entsandt worden war, um Berditschew zu besetzen, stieß in der Stadt auf erbitterten Widerstand der Polen.
In den Straßen kam es zu blutigen Kämpfen. Die Maschinengewehre knatterten und versperrten der Reiterei den Weg. Trotzdem konnte die Stadt genommen werden, und die Reste der polnischen Truppenteile wurden in die Flucht gejagt. Auf dem Bahnhof bemächtigte man sich der Züge. Der schrecklichste Schlag wurde jedoch den Polen durch die Sprengung von einer Million Artilleriegeschossen versetzt, der Munitionsbasis der gesamten polnischen Front. Die Fensterscheiben der Häuser splitterten in tausend Stücke, und die Häuser selbst zitterten bei den Detonationen, als seien sie aus Pappe.
Der Vorstoß gegen Shitomir und Berditschew war für die Polen ein Schlag in den Rücken. Eilig fluteten sie in zwei Strömen von Kiew zurück und bahnten sich verzweifelt einen Weg aus dem eisernen Ring.
Die Ereignisse überstürzten sich. Jeder Tag brachte etwas Neues.
Die Lawine der Budjonny-Reiter versetzte dem Feind ununterbrochen einen Schlag nach dem anderen, zerstörte und zertrümmerte die gesamte polnische Etappe. Trunken vom Siegesrausch, in leidenschaftlichem Hass, stürmten die Kavalleriedivisionen zum Angriff gegen Nowograd-Wolhynsk, das Herz der polnischen Etappe.
Gleich einer vom steilen Ufer zurückgeworfenen Welle fluteten sie vorwärts und stürzten sich immer wieder mit dem schrecklichen Ruf »Drauf und dran!« auf den Feind …
Nichts half den Polen: weder das Netz der Drahtverhaue noch der verzweifelte Widerstand der Besatzung, die sich in der Stadt befestigt hatte. Am Morgen des 27. Juni überquerten die Budjonny-Reiter in Kavallerieformationen den Fluss Slutsch, drangen in die Stadt Nowograd-Wolhynsk ein und nahmen die Verfolgung der Polen in Richtung auf den kleinen Flecken Korez auf. Zur selben Zeit überschritt die 45. Division den Fluss Slutsch bei Nowy Miropol, und Kotowskis Kavalleriebrigade stürmte gegen die Ortschaft Ljubar vor.
An die Funkstation der 1. Reiterarmee erging der Befehl des Oberkommandierenden der Front:
»Die gesamte Kavallerie ist einzusetzen, um Rowno zu erobern.« Der unüberwindliche Vormarsch der roten Divisionen jagte die Polen als zersplitterte, demoralisierte Gruppen in die Flucht.
Pawel hatte das Empfinden verloren, eine Einzelperson zu sein. Er war vollständig in der Masse aufgegangen; das Wörtchen »ich« hatten er und die anderen Kämpfer gänzlich vergessen, nur das »wir« war geblieben: unser Regiment,
unsere Schwadron, unsere Brigade.
Eines Tages, als Pawel vom Brigadekommandeur zur Station geschickt wurde, auf der ein Panzerzug hielt, hatte er dort eine unerwartete Begegnung. Sein Pferd nahm den Bahndamm in vollem Lauf. Vor dem ersten graugestrichenen Waggon zog Pawel die Zügel an. Drohend und unnahbar stand der Panzerzug mit den schwarzen Schlünden der in den Türmen verborgenen Geschütze. Neben ihm machten sich mehrere ölbeschmierte Gestalten zu schaffen, bemüht, die schwere Stahlhülle an den Rädern hochzuheben.
»Wo finde ich den Kommandeur des Panzerzuges?« fragte Pawel einen Rotarmisten in Lederjacke, der einen Eimer Wasser schleppte.
»Dort.« Der Rotarmist deutete mit der Hand nach der Lokomotive.
Kortschagin machte vor der Lokomotive halt und fragte: »Wer ist der Kommandeur?«
Ein Mann mit pockennarbigem Gesicht, von Kopf bis Fuß in Leder gekleidet, wandte sich ihm zu:
»Ich bin's.«
Pawel zog einen Brief aus der Tasche.
»Hier ein Befehl des Brigadekommandeurs. Bestätigen Sie den Empfang auf dem Umschlag.«
Der Kommandeur legte den Briefumschlag aufs Knie und setzte seine Unterschrift darauf.
An der Lokomotive hantierte irgendeine Gestalt mit der Ölkanne. Pawel konnte nur einen breiten Rücken sehen, aus der Tasche der Lederhose lugte der Griff einer Pistole hervor.
»Da hast du die Bescheinigung«, sagte der Mann im Lederzeug und hielt Pawel den Umschlag entgegen.
Pawel griff nach den Zügeln und machte Anstalten wegzureiten. Da richtete sich der Mann an der Lokomotive in seiner ganzen Größe auf und wandte sich um. Im selben Augenblick sprang Pawel vom Pferd, als habe ihn der Wind aus dem Sattel gehoben.
»Artjom, Bruderherz!«
Der über und über ölbeschmierte Lokomotivführer setzte schnell seine Ölkanne auf den Boden und schloss den jungen Rotarmisten in seine Arme.
»Pawka! Du Schlingel! Bist du's wirklich?« rief er, als wollte er seinen Augen nicht trauen.
Der Kommandeur des Panzerzuges beobachtete erstaunt die Szene. Die Artilleristen lachten.
»Schau einer an. Da haben sich zwei Brüder gefunden.«

Am 19. August verlor Pawel bei Lwow im Gefecht seine Mütze. Er brachte sein Pferd zum Stehen. Vor ihm jedoch durchbrachen die Schwadronen bereits die polnischen Schützenlinien. Da kam Demidow durch das Gesträuch der Schlucht gesprengt. Er stürmte zum Fluss hinunter und schrie:
»Der Divisionskommandeur ist gefallen.«
Pawel zuckte zusammen. Letunow war tot, der heldenhafte Divisionskommandeur, dieser außergewöhnlich tapfere Genosse. Grenzenlose Wut packte Pawel.
Er versetzte dem abgehetzten Gnedko einen Schlag mit der stumpfen Seite seines Säbels und stürzte sich mitten in das Handgemenge.
»Haut die Hunde zusammen! Haut sie nieder! Schlagt die polnische Schlachta! Sie haben Letunow getötet.« Und blindlings, ohne sein Opfer zu sehen, hieb er auf eine Gestalt in blauer Uniform ein. Rasend vor Wut über den Tod ihres Divisionskommandeurs, schlugen die Schwadronen einen Zug Legionäre zusammen.
Wild stürmten sie auf das freie Feld hinaus, hinter den Fliehenden her, aber da feuerte die Batterie auf die Reiter. Todsprühend zerrissen Schrapnelle die Luft.
Vor Pawels Augen flackerte eine grüne Flamme auf - grün wie Magnesiumlicht, donnernd schlug es ihm in die Ohren, als packten glühende Eisen seinen
Kopf. Entsetzlich, unbegreiflich drehte sich die Erde im Kreis, neigte sich zur Seite und kippte um.
Pawel wurde wie ein Strohhalm aus dem Sattel geworfen. Über Gnedkos Kopf hinweg schlug er schwer zu Boden.
Dann wurde es Nacht um ihn.

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