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B. Traven - Ein General kommt aus dem Dschungel (1940)
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ZEHNTES KAPITEL

1

Don Petronio Bringas, Divisions-General und Kommandant der Armee, die von der Regierung ausgeschickt war, die Rebellen zu vernichten, saß beim Frühstück. Es war ein Frühstück eines Divisionarios würdig, obgleich es in dem Herrenhaus eines kleinen Ranchos vorgesetzt wurde, in dem der General sein Hauptquartier eingerichtet hatte. Je länger das Hauptquartier in dem Rancho verweilte, um so magerer und zerknitterter im Gesicht wurde der bedauernswerte Mann, dem der Rancho gehörte. Freilich, der General war ja kein Banditenhäuptling. Er war ein richtiger General der Federal-Truppen. Er bezahlte für jede Mahlzeit einen halben Peso. Das war dasselbe, was jeder Reisende, jeder Händler, der des Weges zu reisen hatte und indem Rancho Herberge für die Nacht erbat und bekam, auch zu zahlen hatte. Hotels gibt es auf jenen langen einsamen Pfaden nicht; der Reisende übernachtet in dem Rancho, den er auf dem Wege spät am Nachmittag antrifft und wo er erfährt, dass er den nächsten Rancho nicht innerhalb der nächsten drei Stunden erreichen kann, während es in einer Stunde dicke Nacht sein wird.
Jeder Reisende ist zufrieden mit dem, was ihm die Ranchera, die Frau des Rancheros, vorsetzt, und für jede besondere Zutat, sogar für ein wackliges Bettgestell, ist er dankbar. So aber kann ein Ranchero natürlich nicht einem Divisions-General gegenüber handeln. Was der General vorgesetzt bekommt, ist für jede Mahlzeit wenigstens vier Pesos wert, aber er bezahlt nur einen halben Peso. Der Ranchero fürchtet sich, mehr als den üblichen Preis zu verlangen, um den Zorn und Unwillen des Generals nicht zu erregen und in Ungnade zu fallen bei allen den kleinen Diktatoren, die sein Schicksal bestimmen.
Wäre der General allein, so wäre das gerade noch zu ertragen, und der Ranchero würde sich sagen, dass man für das Wohl des Vaterlandes auch etwas tun müsse. Aber an dem General hängt ein langer Schwanz von Offizieren, Burschen und Ordonnanzen, die alle dabei helfen, den armen Rancho kahl zu fressen, alle für einen halben Peso die Mahlzeit, und allen muss vorgesetzt werden, wie so ein armer Bauer glaubt, dass Generale, Majore und Leutnants zu essen gewohnt sind.
Der General und die übrigen Offiziere langweilen sich, weil die verfluchten Rebellen nicht in den Hohlweg gehen wollen, der zu ihrer Abschlachtung ausersehen wurde. Und so kommen jeden Tag Frauen zu Besuch, die sich der General und die Offiziere von der Stadt aus, wo sie in Garnison liegen, herbestellen. Der Ranchero und seine Familie verbringen die Nacht in eine Ecke des Portico gequetscht, damit die Einquartierung die guten Räume und sonst alles haben kann. Die zwanzig oder dreißig Burschen, die alle mit an dem Schwanze hängen, können keinen halben Peso bezahlen, sie zahlen nur fünfzehn Centavos. Aber keiner darf hungrig aufstehen. Das alles, schmerzhaft wie es auch ist, gehört nicht zu den größeren Sorgen des Rancheros, dem das Glück zuteil geworden ist, Reichtümer durch die Einquartierung zu erwerben, wie ihm täglich fünfzigmal erzählt wird. Es verschwinden Hühner, Schweine, Kälber, ganze Säcke von Mais, und die Mädchen des Ranchos laufen herum mit graugelben Flecken im Gesicht und erzählen der Frau, dass sie sicher seien, es habe geschnappt.
So wird man recht gut verstehen, warum der Ranchero jeden Tag vierzehnmal vor sich hinbetete: »Oh, lieber Gott im Himmel droben, lass doch schon endlich die Rebellen anrücken, dass sie geschlachtet werden und dass der ganze grässliche Unfug hier vorüber ist und ich wieder meinen Rancho habe, auch wenn es nur noch Ruinen sind.«
Der Divisionario hatte gegenwärtig keine Eile, auf die
Rebellen loszugehen. Er bekam Kriegslöhnung, solange er im Felde stand. Waren die Rebellen erst einmal alle erschlagen, dann musste er zur Garnison zurück, und die Kriegslöhnung und die reichen Mahlzeiten für einen halben Peso hörten auf.

 

2

Es war zehn Uhr morgens, als er sich behäbig, gutgelaunt, schwer und mächtig in den rohen Stuhl fallen ließ, den ihm der Ranchero mit einem »Ya listo, mi generali« angeboten hatte, um damit gleichzeitig anzudeuten, dass alles bereit sei und die Mädchen auf dem Wege seien, mit den Schüsseln anzumarschieren.
Der Divisionario wetzte das Messer gegen die Gabel, während er mit dicken Lippen schmatzte und dann sagte: »He, Don Rosendo, was haben wir denn heute Schönes zum al muerzo? Hoffentlich etwas recht Gutes. Verflucht, hier draußen auf dem Lande, da habe ich ewig Hunger und kann den ganzen Tag und die halbe Nacht nur am Essen bleiben.«
Der Ranchero zog einen schmerzlich pfeifenden Atem ein und sagte: »Hühnerbrühe, mi general, gerösteten Reis mit rotem Chili und Tomaten, Eier á la Ranchera, gerösteten Hahn, junges Schwein, Barbacoa mit besoffener Sauce, ich meine natürlich, barbacoa con salsa borracha, dann Bohnenbrei, Papaya und Kaffee.«
»Das ist alles, Don Rosendo?« fragte der Divisionario mit einer enttäuschten Gebärde. »Keinen Mole Poblano de Guajolote heute?«
»Siento muchisimo, ich bedauere außerordentlich, mi general«, erwiderte der geplagte Mann mit einem Achselzucken. »Die Truthähne, die mir noch verbleiben, sind zu jung, sie schon zu schlachten. Die drei Dutzend gute und fette, die ich hatte, nun Sie wissen ja, mi general, wo die hingekommen sind.«
»Aber, mein lieber Don Rosendo, auf einem Rancho, wie Sie einen so schönen haben, da wachsen doch diese Vögel wild und wie blöd drauflos. Da müssen sie eben mehr Eier legen.«
»Wer, ich?«
»Glauben Sie vielleicht, ich werde das auch noch für Sie tun, Don Rosendo? Das können Sie aber mit dem besten Willen nicht von mir verlangen.« Der Divisionario war so erfreut über seinen Witz, dass er in einem brüllenden Gelächter herausplatzte und immer noch lachte, als nach und nach die übrigen Offiziere in den Raum kamen, um sich ebenfalls zu Tisch zu setzen.
»Caballeros«, rief er sie an, während er aufs neue vor Lachen aufzuplatzen versuchte, »Caballeros, nein, Sie werden es nicht für möglich halten, aber hier Don Rosendo hat mich aufgefordert, Eier für ihn zu legen. Was sagen Sie dazu?« Mit beiden Fäusten, in der einen das Messer, in der anderen die Gabel haltend, paukte er auf den Tisch, um seinem brüllenden Gelächter größere musikalische Kraft zu geben.
»Was sollten Sie denn für Eier legen, mi General?« fragte Capitan Segu mit unschuldiger Miene. Nur seine Miene war unschuldig, nicht seine Frage. Er wollte seinem Vorgesetzten das Vergnügen noch erhöhen. Der Divisionario hätte den Capitan küssen mögen, dass er ihm eine Gelegenheit gab, das Gelächter zu erneuern und noch zu verstärken.
»Haben Sie alle das gehört, Caballeros, was hier Capitan Segu mich gefragt hat? Haben Sie das gehört, Caballeros?« Er konnte kaum die Worte richtig formen, so sehr brüllte er in seinem Gelächter.
»Fragt mich hier auch noch Capitan Segu, was für Eier ich legen sollte.«
Der Capitan ließ sein Gesicht versteinern, und nicht einmal mit einem Augenzwinkern deutete er an, dass er den Witz begriff. Das erregte nur um so mehr das Gelächter des Divisionarios, den Capitan so unschuldig dreinblicken zu sehen. Mit der Gabel zeigte er jetzt auf den Capitan und wandte sich nach allen Seiten zu den lachenden Offizieren, sie zu veranlassen, der Richtung seiner Gabel zu folgen.
»Fragt mich der Capitan Segu, was für Eier ich legen soll.
Caballeros, Caballeros, was für Eier soll ich legen?«
Der Capitan veränderte abermals seine Miene. Er griff seinen Stuhl bei der Lehne und zog ihn dicht an sich heran, um sich an den Tisch zu setzen. Dabei blickte er verwundert und fragend um sich, als ob er unter keinen Umständen begreifen könne, warum denn hier so gelacht würde. Er setzte sich langsam und sagte nun mit ärgerlicher Stimme: »Verflucht noch mal, Caballeros, da ist doch nichts zu lachen, dass ich gefragt habe, was für Eier gelegt werden sollen; es gibt doch alle möglichen Arten von Eiern, auf denen ein Divisions-General sitzen kann.« Nicht so sehr seine Antwort, als vielmehr der beleidigte und verärgerte Tonfall, mit dem er das zu sagen wusste und wodurch er nun seine vermeintliche Unschuld im Begreifen eines albernen Witzes auf die Spitze trieb, war es, was den Divisionario vor Lachen die Brühe in die unrechte Kehle schlucken ließ. Er erholte sich, zeigte mit dem Esslöffel auf den Capitan, während er vor Lachen zu ersticken drohte, und brüllte: »Capitan Segu, Sie hätten Leichenbestatter werden sollen, nicht aber Offizier, mit dem Gesicht, das Sie aufmachen, wenn es rundherum fröhlich und lustig zugeht.«
»Bitte um Entschuldigung, mi Jefe, ich bin ja Leichenbestatter«, sagte der Capitan ungerührt.
»He?« fragte der Divisionario kurz, »Sie, ein Leichenbestattungsgeschäft? Wo denn? Habe nie davon gehört.«
»Aber Caballeros, ist das so schwer zu verstehen?« fragte der Capitan. Er verzog keine Miene, als er trocken hinzufügte: »Wir sind doch alle hier Leichenbestatter. Oder wozu denken Sie denn, meine Herren, wozu wir Revolver an der Seite haben und draußen die Leute Karabiner und Maschinengewehre?«
»Oder mit anderen Worten, Capitan, wollen Sie damit sagen, dass ich ein eierlegender Leichenbestatter bin?« Wieder brüllte der Divisionario sein heftiges Lachen. Alle übrigen Offiziere fielen mit ein, einige wenige aus Höflichkeit, die Mehrzahl jedoch, weil sie gleich ihrem General die Unterhaltung als die geistreichste und witzigste betrachteten, die sie seit langer Zeit gehabt hatten.
Als das Lachen dünner wurde, fand der Capitan Gelegenheit zu antworten: »Das sind nicht meine Worte, mi General, das sind Ihre Worte, bitte vielmals um Entschuldigung.«
»Hombre«, sagte nun der Divisionario, »Sie sind wirklich der humorloseste, geistloseste und witzloseste Mann, der mir je in meinem Leben vorgekommen ist. Nicht ein Krümelchen von Humor hat der Mann in sich. Mann, Sie vertrocknen ja. Aber das soll uns alles nicht hindern, das schöne junge Saugschweinchen, das uns die ebenso schönen Mägdelein auf nicht ganz so schönen Schüsseln hier jetzt hereinbringen und vorsetzen, mit Bedacht und Wohlgenuss auf seine Schmackhaftigkeit zu untersuchen. Ola, Leutnant Cosio, schieben Sie mir die liebliche Comiteco-Flasche herüber, ich muss die knusperige Fettschwarte dieses Säuglings mit einem guten Trunk alkoholisieren, um sie von Mikroben und Bazillen zu befreien. Und bei dieser Gelegenheit, Capitan Segu, wie denken Sie über Mikroben?«
»Es kommt darauf an, welche Art von Mikroben Sie meinen, mi General.« Der Capitan hatte ein Stückchen Fleisch auf der Gabel aufgespießt und drehte es nachdenklich, seinen Blick darauf gerichtet, mehrere Male herum, ehe er es in den Mund schob. Als er es endlich hinuntergeschluckt hatte, der Divisionario sicher längst nicht mehr an seine Frage dachte, sagte der Capitan: »Welche Art von Mikroben meinen Sie, mi Jefe? Es kommt darauf an, wer die Frage stellt. Vielleicht sind wir alle, die wir hier herumsitzen und Schwein essen, nichts anderes als Mikroben, und wahrscheinlich betrachten uns die Schweine als deren Mikroben. Fragen wir einmal bei denen an, wie sich ihr Weltbild, von ihnen aus gesehen, gestaltet. Ein jeder Parasit fühlt sich als das wichtigste Wesen im Universum, während er gleich zeitig das Wesen, deiner sein Leben verdankt, als zu keinem anderen Zweck geschaffen betrachtet, als ihm zur Nahrung zu dienen.«
Soweit vermochte der Divisionario, völlig beschäftigt mit seinem mächtigen Stück Braten, nicht zu folgen. Er war nicht weitergekommen als bis zum ersten Satze. Den letzten Bissen noch im Munde, prustete er wieder sein breites Lachen hervor. »Erst lege ich Eier für Don Rosendo. Und Sie fragen mich, welche Art von Eiern ich denn nun lege? Dann machen Sie mich zu einem eierlegenden Leichenbestatter. Und nun gar zu einer Mikrobe. Und das tun Sie Ihrem kommandierenden General an, Capitan? Ich muss das später mit Leutnant Ochoa eingehend besprechen, ob nicht die Mikrobe gar ein Anlass für das Kriegsgericht sein könnte, sich näher damit zu befassen. Aber zuerst, Capitan Segu, lassen Sie uns mit einem guten hohen Glase Comiteco die Milliarden von Mikroben, die wir in den letzten zehn Minuten runtergeschluckt haben, wieder einmal alkoholisieren. Ich weiß aus langer Erfahrung, meine Mikroben vermögen einen nichtswürdigen vergifteten Mescal von einem so eleganten Comiteco Anejo, wie wir hier vor uns haben, sehr gut zu unterscheiden. Und meine Mikroben begehen in dieser Hinsicht nie einen Irrtum. Also, und da kommt die Barbacoa anmarschiert, begrüßt mit Jubel und Kriegsgeschrei. Hören Sie, Don Rosendo, die Tunke könnte besoffener sein, fehlt frischer grüner Chili. Nicht bissig genug. Reichen Sie mir mal das Tellerchen rüber, mit den jungfräulichen Schoten. Muchas gracias!«

 

3

Der Divisionario blickte auf.
In der offenen Tür stand eine menschliche Gestalt, die er nicht genau zu erkennen vermochte. Der Raum, in dem die Offiziere aßen, hatte keine Fenster. Alles Licht kam durch die Türe, die darum immer offen stand.
Der Divisionario saß mit dem Gesicht der offenen Tür zu. Das grelle Tageslicht fiel ihm in die Augen.
Darum vermochte er wohl zu sehen, dass in der Tür jemand stand, jedoch konnte er das Gesicht nicht sofort erkennen. Er bemerkte nur, dass der Mann ein gewöhnliches rotes Taschentuch um den Kopf gewickelt hatte, so als habe er Zahnschmerzen. Hinter dem Mann tauchte nun ein indianischer Bursche auf, der einen verdreckten Sack auf dem Rücken schleppte und diesen Sack jetzt polternd im Portico niederfallen
ließ.
»Was gibt's, Hombre?« fragte der Divisionario.
»Teniente Primero Ruhen Bailleres a sus ordenes, mi General, meldet sich zurück von Erkundungsritt und Nachtpatrouille.«
»Adelante, Teniente Bailleres, kommen Sie herein, wir sind beim Frühstück. Ola, Don Rosendo, lassen Sie einen Stuhl bringen für Leutnant Bailleres.«
Der Leutnant kam nun völlig herein.
»Mann, wie sehen Sie denn aus? Die Nase abgeschossen? Teufel noch mal.« Der Divisionario fand es komisch und lachte. »Lässt sich besser küssen ohne Nase, Leutnant. War überhaupt viel zu lang.«Er fiel mit diesen Worten erneut in sein brüllendes Lachen. »Was sagen Sie, Caballeros, waren wir nicht stets alle der Meinung, dass die Nase unseres Kameraden Bailleres viel zu lang war, um nach guter und ausgeprobter Soldatenart küssen zu können?«
Die Offiziere lachten nicht, sondern verzogen aus Höflichkeit ihre Gesichter zu einem sauren Grinsen.
Das Lachen seines kommandierenden Generals brachte den Leutnant in heftige Wut, die er jedoch vorerst nicht merken ließ, und er bewahrte Haltung.
Inzwischen brachte ein indianischer Junge einen Stuhl herein, und der Leutnant setzte sich nieder. Ein Mädchen legte ihm ein Besteck vor und stellte Teller für ihn auf.
In dem kleinen Rancho, wo der Leutnant und seine Begleiter ihre Pferde zurückgelassen hatten, waren ihm zwei junge Burschen mit auf den Weg gegeben worden, um die Pferde zu bringen und den Sack, den er an den General zum Frühstück abliefern sollte.
Der eine dieser beiden indianischen Burschen, und zwar derjenige, der den Sack gebracht hatte, kauerte im Portico und wartete darauf, dass man ihn rufe. Der andere Bursche sattelte im Patio die Pferde ab und übergab sie den Soldaten.
»Hören Sie, Teniente«, redete der Divisionario den Leutnant an, »so kalt ist es doch jetzt um diese Stunde nicht mehr, dass Sie da mit dem Rotzfetzen um den Kopf gebunden herumlaufen, wie ein altes Weib. Oder haben Sie Zahnschmerzen? Mann, reden Sie, was ist denn los?«
Der Leutnant hatte sich, auf dem Wege hierher, in einem Bach das Blut und den verkrusteten Dreck abgewaschen. Der Stumpf der Nase hatte aufgehört zu bluten. In dem kleinen Rancho hatte er sich den Stumpf mit Aguardiente gereinigt, und die Wunde war nun trocken, obgleich hässlich genug.
Der Offizier zögerte einige Sekunden, dann begann er, den Knoten des rotgeblümten Tuches unter dem Kinn zu lösen. Es war seine Absicht gewesen, das Tuch mit einer raschen Geste runterzureißen, als Antwort auf die Ansprache des Divisionarios, die er lächerlich und blöde gefunden hatte. jedoch das Tuch klebte an beiden Ohren fest, und als der Leutnant daran zerrte, tat es ihm weh.
»Bitte, Companeros«, sagte er, reichen Sie mir die Flasche rüber.« Ein Offizier, der ihm zunächst saß, sagte: »Sie brauchen einen, Kamerad. Blass genug sehen Sie aus.“ Er goss ihm ein Wasserglas voll ein.
Der Leutnant goss es mit vier großen, glucksenden Schlucken hinunter. Dann nahm er die Flasche zur Hand und goss den Inhalt über seinen Schädel.
»He, he, Sie da!« rief der Divisionario. »Ich habe gedacht, Sie seien längst getauft. Und nun noch dazu mit diesem kostbaren Anejo. Das ist mir aber doch ein unerhörter Luxus hier draußen, wo man das Zeug so schwer beschaffen kann und wo man - ja, Hombre, Mensch, was ist denn das?«
Der Leutnant, als er fühlte, dass der Branntwein das Tuch an den Ohren genügend aufweichte und löste, hatte mit einem mutigen Ruck das Tuch heruntergerissen. Sofort begann das Blut wieder an seinem Halse herabzulaufen. Den Kopf zum Divisionario hinstreckend, rief er: »Darum, mi General, hatte ich das Tuch um den Kopf. Wie gefällt Ihnen das?«
»Auch abgeschossen?«
»Nichts abgeschossen. Alles abgeschnitten. Von den Wilden, den Bestien.«
»Leutnant Bailleres, Sie werden mir nun nicht erzählen wollen, dass ich Sie dort auf Kundschaft geschickt habe? Sicher nicht. Sie schlugen es vor. Und ich ließ Sie gehen. Wo sind die beiden Unterleutnants und der Unteroffizier, die Sie mit sich nahmen?«
»Die Wilden haben sie dort behalten.«
»Als Geiseln?«
»Das weiß ich nicht, mi General. Darüber wurde mir nichts gesagt. Ich wurde aus dem Lager gebracht, um Ihnen die Botschaft auszurichten, die das dreckige Schwein, das sich da
General nennen lässt, an Sie zu schicken wünschte.«
»Wie sieht denn der Verbrecher aus? Ein Chamula?«
»Nein, mi General. Chamula ist er nicht. Aber er ist Indigena. Wie er deren General sein kann, das verstehe ich nicht. Er knickt zusammen wie ein lahmer Hund. Kann kaum gerade stehen. Weiß nicht einmal, wie er einen Gewehrkolben anfassen soll. Niemand respektiert ihn. Die sagen alle du zu ihm. Frisst wie die ganze Bande mit den Fingern. Schläft auf einem Petate wie die Schweine alle. Mit der verlausten Schweinegesellschaft sind wir fertig in drei Stunden. Alles Gesindel.«
»Das ist uns nichts neues, Leutnant. Ich hätte mehr erwartet.« Der Divisionario begann glucksend zu lachen. »Die Schönheit, Leutnant, ist dahingegangen. Und es waren so schöne Öhrchen. Es scheint mir dennoch, der verlauste General, von dem Sie hier sagen, dass er zusammenknickt wie ein lahmer Hund, hat auf alle Fälle keinen Respekt vor Ihnen gehabt. Vielleicht war er nicht ganz so dumm, wie Sie ihn hielten, als Sie den Vorschlag machten, sich als Peones zu maskieren, um deren Stellung, Stärke, Bewaffnung und Pläne zu erfahren. Er hat durch Ihre Maskierung hindurchgesehen. Und wenn Sie nun das nächste Mal den Karneval irgendwo mitmachen, müssen Sie schon den ganzen Kopf einwickeln, eine Maske vor dem Gesicht allein tut es nicht mehr bei Ihnen. Wie kann man auch ein solcher Esel sein und sich von den Räubern die Ohren abschneiden lassen.«
Mitleid hatte der Leutnant ja nicht erwartet, weder von seinem kommandierenden General noch von seinen Kameraden. Er würde es sich verbeten haben, hätte man ihm Mitleid gezeigt, und würde behauptet haben, dass ein Soldat sich zu opfern habe, denn darum sei er Soldat. Dass aber nun niemand ihn als Helden feierte, ja nicht einmal als einen tapferen Offizier, der es gewagt hatte, sich mitten unter den Feind zu begeben, Schmerzen und Schändung erlitten hatte, um sich einen Namen in seinem Bataillon zu verdienen, das ärgerte ihn.
Es war richtig, der kommandierende Divisionario hatte ihm nicht befohlen, auf Kundschaft zu gehen.
Er hatte sich freiwillig angeboten, mehr um gegenüber seinen Kameraden zu protzen, als um eine notwendige Aufgabe zu erfüllen.
Es lag dem General gar nichts oder nur sehr wenig an irgendwelchen Erkundigungen hinsichtlich der Rebellen. Er nahm die Rebellen militärisch nicht ernst und betrachtete es in vieler Hinsicht als seiner Stellung und seines Ranges unwürdig, dass man ihn, den göttlichen Divisionario, ausgeschickt hatte, eine Bande verlauster Peones zu bekämpfen. Das konnte, nach seiner Ansicht, ein Mayor mit einem halben Bataillon besorgen. Aber irgendwer im Kriegsministerium hatte ihm den Befehl erteilt, mit so und so vielen Truppen gegen die Rebellen loszugehen, und diesem Befehl hatte er zu gehorchen.
Wenn die drei jungen Offiziere sich nach einem Abenteuer sehnten, weil es ihnen zu langweilig wurde, hier im Dreck herumzustampfen und auf die Ankunft der Rebellen zu warten, so war das ihre Sache.
Er gab ihnen die Erlaubnis, weil sie darum ersucht hatten. Dass ihr Abenteuer für sie unglücklich ausgegangen war, das kümmerte ihn nicht. Warum sollte er sich also nun nicht das Vergnügen gönnen, den Leutnant aufzuziehen, sich an seinem traurigen Aussehen zu ergötzen, so wie er sich ergötzt haben würde, wenn ein Leutnant in einem Liebesabenteuer mit der Leiter zusammengebrochen wäre.
Leutnant Bailleres dachte freilich anders darüber. Er fühlte sich als Held. Und weil ihm diese Anerkennung verweigert wurde, gedachte er nun gleichfalls ein Vergnügen zu haben, und zwar auf Kosten des Divisionarios, der schmatzend und mit viel Lärm und Klappern sein dickes Frühstück bewältigte und mehr auf die richtige Zugabe von Salz, Pfeffer, Chili und Tomatentunke achtete als auf die Leiden und den gedemütigten
Stolz seines Leutnants.
»Der Lausegeneral hat mir eine Botschaft aufgetragen, die ich an Sie überbringen soll, mi General«, sagte der Leutnant, als er mit der Suppe gerade fertig war.
»Diese Botschaft wird recht lustig sein, Caballeros, und idiotisch obendrein. An mich eine Botschaft von verlausten Peones. Dann kommen Sie nur raus damit, Teniente.« Der Divisionario lachte breit, verschluckte sich und hustete.
»Die Botschaft ist nicht gerade sehr respektvoll, mi General.«
»Das habe ich Sie nicht gefragt, Teniente Bailleres. Aber ich hoffe, dass sie wenigstens lustig ist.« Der Divisionario blickte die Offiziere an und grinste. »Meine Herren, nun bekommen wir Unterhaltung.«
»Ganz sicher, mi General. Aber geben Sie mir nicht die Schuld. Ich richte nur aus, was mir aufgetragen wurde. Ihre Mutter ist eine alte Hure.«
»Was sagen Sie da? Was fällt Ihnen ein, Teniente Bailleres?« »Sie wollten hören, was der General der verlausten Schweine Ihnen zu sagen hat.« »Das ist etwas anderes. Gut denn, kommen Sie heraus.«
»Und Sie haben Ihre Mutter gehurt und Ihre beiden Großmütter. Und er lässt Ihnen sagen, dass er Sie, mitsamt Ihren Heerscharen, zu Fetzen hauen wird und dass er sich das Vergnügen machen wird, Sie persönlich aus Ihrem Stab herauszuzerren, um Ihnen Ohren, Nase und einige andere Anhängsel abzuschneiden.
Er wird Ihnen nicht den Gefallen tun, sich von Ihnen im Hohlweg von La Pena Alta abschlachten zu lassen, sondern er wird in weitem Bogen um Sie herumgehen und alle großen Fincas und Orte, die Sie im Rücken haben, anzünden und alle ihre Bewohner an den nächsten Bäumen aufhängen und sie dort baumeln lassen mit der Absicht, dass Sie vom Kriegsministerium schmachvoll degradiert werden sollen wegen Faulheit, und weil Sie die Hosen zu voll haben, ihn anzugreifen. Und wenn Sie auch nur einen Funken von Mut haben und ein richtiger Mann und Soldat sein wollen, dann sollen Sie doch dort hinkommen, wo er Sie erwartet. Aber Sie seien ja nur ein alter, wackliger Hurenbock, der sich nicht raus traut gegen verlauste Rebellen und nur an sein Fressen denkt und an seine Kriegsdiäten. Sie seien hundertmal verlauster und verhurter als der dreckigste und idiotischste seiner Muchachos, die genug Saft in den Schwänzen haben, um Sie, Ihre ganzen Heerscharen und alles, was Uniform trägt und mit Revolvern, Karabinern und Maschinengewehren herumspaziert, mit morschen Knüppeln anzugreifen, und die nicht einmal einen zerbrochenen Machete zu Hilfe nehmen, um Sie alle miteinander vereiterten Hunden und alten Schweinen zum Fraße vorzuwerfen. Denn zu irgend etwas anderem, als Ihre eigenen Mütter zu huren und Ihre Großmütter zu notzüchtigen, sei ja keiner von Ihnen nütze, und Soldaten seien Sie nur darum, weil, wenn Sie keine Uniformen anziehen könnten, sich keiner von Ihnen auch nur ein Stück Brot oder eine verschimmelte Tortilla durch ehrliche Arbeit verdienen könnte. Und Sie, mi General, sind der größte, dümmste, faulste, verfressenste, vereitertste Hurenbock Ihrer eigenen Mutter, den es auf Erden gibt; in Ihrem Kopfe haben Sie nur eine Blase mit lauwarmem Wasser, wenn man Sie gegen das Schienbein stößt, bricht es um wie ein wurmzerfressener Knüppel, weil Sie den Knochenfraß haben, und Ihre Mutter geht in Tapachula für zehn Centavos mit gewöhnlichen Soldaten unter Bäumen huren. Und Sie seien überhaupt kein General, sondern nur, weil Ihre Frau und alle Ihre Töchter in den Betten aller Leute gelegen hätten, die etwas zu sagen haben, nur darum sind Sie heute Divisionario. Und wenn Ihre Frau nicht überall herumhuren würde und Ihre Töchter ihr dabei helfen würden, dann wären Sie jetzt noch nicht einmal Sergeant, sondern Muletreiber.
Perdoneme, mi General, entschuldigen Sie mich, aber Sie
wollten die Botschaft hören. Und ich, als untergebener Offizier, habe Ihrem Befehl nachzukommen, mi General, und wie immer bin ich zu Ihren Diensten und mit allem Respekt. Und nun habe ich noch etwas an Sie zu überbringen, das Ihnen der Läusegeneral zum Frühstück schickt.«
Weder der General noch einer der übrigen Offiziere, die am Tisch saßen oder hereingekommen waren und herumstanden, hatten den Leutnant unterbrochen. Sie ließen ihn ausreden, als wäre er ein Irrsinniger, der für das, was er sagte, nicht verantwortlich gemacht werden könne. Aber als er nun zu Ende war, begriffen sie alle, insbesondere der Divisionario, dass der Leutnant nicht für sich gesprochen hatte, sondern dass er, in der Tat, nur das ausrichtete, was ihm der General der Rebellen aufgetragen hatte.
Eine einzige dieser Redewendungen würde den Leutnant vor das Kriegsgericht gebracht haben, und die ganze Rede würde ihn sicher zweihundertundfünfzig Jahre Haft im Militärgefängnis Santiago gekostet haben. Abgesehen von dem allen, die Redewendungen waren derart, dass sie ein Offizier nicht gut selbst erfinden konnte, auch wenn er sich jede Mühe gegeben hätte. Das alles waren die Gründe, warum sowohl der Divisionario als auch die übrigen Offiziere den Leutnant mit keinem Wort unterbrochen hatten.
Der Divisionario wie auch die Offiziere hatten aufgehört zu essen, als die ersten bedeutungsvollen Worte fielen. Erst wurde der Divisionario dunkelrot im Gesicht, dann blass, dann wieder rot. Die Offiziere, besonders die jüngeren, wurden blass und blieben blass. Ein jeder im Raum erwartete, dass der General seinen Revolver ziehen und den Leutnant erschießen würde. Aber sowenig, wie der Leutnant unterbrochen worden war, so wenig machte auch nur einer die Geste, ihn zu erschießen oder ins Gesicht zu schlagen. Ohne zu stocken hatte der Leutnant seine Rede vorgetragen. Seine Verärgerung gab ihm den Mut, drauflos zu berichten, ohne sich mit einem >Perdon< gelegentlich zu entschuldigen. Das hob er sich für den Schluss auf. In der Gemütsverfassung, in der er sich befand, ermüdet von dem langen Ritt durch die Nacht, gedemütigt infolge der Schändung, gleichgültig und beinahe kraftlos infolge des Blutverlustes und der Schmerzen, wäre es ihm gleichgültig gewesen, hätte ihn der Divisionario erschossen. Er hätte es als Gnade betrachtet.

 

4

Der Rede folgte eine Stille von mehreren Sekunden, die allen Anwesenden erschienen, als wären es Minuten. Niemand wusste etwas zu sagen oder zu tun, um die lastende Spannung aufzulösen. Dann aber wurde diese Stille hart unterbrochen von dem lauten Ruf des Leutnant Bailleres: »He, Chamaco, bring den Sack herein, den du am Sattelknopf getragen hast.«
Der Junge hatte sich im Portico hingehockt und darauf gewartet, dass er von irgendwem etwas zu essen bekommen würde. Den Sack hatte er gleich bei der Ankunft vom Sattel abgebunden und neben sich im Portico hingelegt. jetzt nahm er den Sack auf und brachte ihn in den großen Raum, wo die Offiziere versammelt waren.
»Hier, mi General«, sagte Leutnant Bailleres, »ist das Geschenk, das Ihnen der räudige Hund von einem Banditenhauptmann übersendet.«
»Mir ein Geschenk. Von diesem verlausten Schwein.« Der Divisionario war noch nicht ganz wieder aufgewacht von der Flut schamloser und schmachvoller Beleidigungen, die über ihn hinweggesaust waren. »Schmeiß das Geschenk auf den Mist. Was kann mir dieser Stinkknochen von einem respektlosen und gottlosen Indianerlümmel zum Geschenk machen? Vielleicht einen gestohlenen Schinken, den er vergiftet hat. Schmeiß den Sack raus auf den Mist, Chamaco!«
Der Junge vom Rancho nahm den Sack wieder auf. Als er bereits über die Türschwelle gegangen war und schon wieder im Portico stand, packte den Divisionario die Neugier, zu wissen, was in dem Sack sei. Gleichzeitig dachte er, dass vielleicht der Inhalt des Sacks einen Aufschluss geben möchte hinsichtlich der Pläne, die der Rebellenhauptmann habe. »Leutnant Bailleres, wissen Sie, was in dem Sack ist?«
»No, mi General. Ich habe, ehrlich gestanden, auf dem elenden Ritt an andere Dinge gedacht als daran, nachzusehen, was in dem Sack sei. Außerdem, mi jefe, fühle ich mich nicht berechtigt, einen zugeschnürten Sack mit einem Inhalt, der Ihnen gehört oder Ihnen übersandt wird, zu öffnen.« »Das ist richtig, Leutnant Bailleres, danke!«
Er winkte einem der jüngeren Offiziere: »Rufen Sie mir den Jungen mit dem Sack wieder her!«
Der Junge kam zurück und ließ den Sack auf den hartgestampften Lehmboden des Raumes fallen. Alle Anwesenden blickten auf den Sack, als ob sie erraten wollten, was drin sein möchte. Es mochten wirklich vergiftete Schinken sein, oder Kokosnüsse, oder Kürbisse. Vielleicht, und dieser Gedanke kam allen zu gleicher Zeit, vielleicht waren es Bomben, aufzufliegen im selben Augenblick, in dem sie aus dem Sack rollten.
Ein Capitan gab diesem Gedanken Ausdruck: »Mi general, wir sollten Vorsicht üben, das scheinen Bomben zu sein.«
»Reden Sie hier nicht so unvernünftig, Capitan. Wenn das Bomben wären, dann wäre auf alle Fälle der Junge mit dem Sack nicht hier.«
Die Offiziere lachten, und der Capitan verzog das Gesicht.
»Binde den Sack schon endlich auf, Chamaco«, befahl der Divisionario dem Jungen.
Der Junge hockte sich neben den Sack nieder und nahm den Knoten zwischen seine Zähne, um ihn zu lösen, so fest war er geknüpft. Das dauerte Leutnant Ochoa zu lange. Er nahm ein Messer vom Tisch, und mit einem Ruck schnitt er den Baststreifen durch.
»Schütte den Sack aus, Chamaco«, sagte der Divisionario, sich von seinem Stuhl erhebend, um besser über den Tisch sehen zu können.
Der Junge nahm den Sack an seinen unteren Zipfeln, hob ihn auf, und heraus kollerten die abgeschnittenen Köpfe der drei Begleiter des Leutnant Bailleres.
»Das sollen sie aber hart büßen, diese Wilden, diese barbarischen Henker!« schrie der Divisionario, als er sich von seinem Schreck erholt hatte. »Und meine heilige Mutter, mi santa madre, meine Mutter in sein dreckiges Maul zu nehmen und sie zu besudeln! Das Fell ziehe ich ihm langsam ab, tagelang, hinter einem Esel. Diese Bestien von zuchtlosen, verwilderten Tigern. Was habe ich von jeher gesagt und vorgeschlagen, meine Herren, ich wiederhole das und werde es so lange wiederholen, bis es endlich einmal bei der Regierung gehört wird: Alle Indianer sind auszurotten, mitleidlos zu vernichten wie das giftigste Getier, das wir im Lande haben. Und ehe wir nicht alles, was Indianer ist, vom Erdboden vertilgt haben, eher wird dieses schöne Land keine Ruhe und keinen Frieden haben. Meine mir so heilige Mutter zu besudeln, dieser Wicht, dieser verlauste Fetzen von einem stinkenden Indigena. Und hier, unser Kamerad, Leutnant Bailleres, für sein Leben schimpfiert, und drei unserer Kameraden in bestialischer Weise abgeschlachtet. Was hat der räudige Hund mir sagen lassen? Ich ihn nicht verdreschen kommen, wo er mich erwartet? Er mich erwarten? Er, so ein dreckiges Schwein von einem verlausten Rebellen, mich erwarten? So ein Lappen, so ein Spritzer von Hundedreck, und sagt mir, dass ich mich vor ihm verstecke und nicht rauskomme aus dem Loch, ihm das Leder abzuziehen. Caballeros, mit einem einzigen Bataillon nehme ich mir das Dreckhäufchen jetzt vor. Und verflucht, Caballeros, Sie alle mögen mir ins Gesicht spucken, wenn ich nicht die ganze Lausebande in drei Tagen bis auf das letzte Krümchen zermalmt habe. Nur dem Hund von einem stinkenden Indianer lasse ich nicht die Gnade zuteil werden, ihn mit einem Knüppel zu erschlagen wie das ganze andere Gesindel. Den bringe ich, seine zerfressenen Knochen zusammengeschnürt, hergeschleift hinter einem alten lahmen Mule. Coronel Viana, Sie übernehmen das
Oberkommando der hier zurückbleibenden Truppe während meiner Abwesenheit.«

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