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Kurt Kläber - Barrikaden an der Ruhr (1925)
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ROTE  FAHNEN UBER KAWASAKI

Es gab schon oft rote Fahnen in Kawasaki, denn Kawasaki ist eine große Arbeiterstadt in Japan, und die Arbeiter von Kawasaki sind eine Elitetruppe der japanischen Arbeiter. Sie erheben ihre Fahnen oft über ihren Papierhütten, am 1. Mai und wenn man ihnen wieder einen Jen von ihren erbärmlichen Löhnen abzieht. Aber diesmal waren es andere Fahnen, die über Kawasaki wehten. Es waren die Fahnen der Mädchen von Kawasaki. Das war, als flösse in Kawasaki das Wasser plötzlich aufwärts, als schiene die Sonne in der Nacht und der Mond am Tage. Das war etwas, was die Unternehmer in Kawasaki nie erwartet hatten, auch die Arbeiter von Kawasaki nicht, denn zwischen den Mädchen von Kawasaki und Kawasaki selbst war eine hohe Mauer, und vor und hinter der Mauer waren Wächter und Polizisten.
Die Mädchen von Kawasaki sind die Weberinnen und Spinnerinnen der großen Seidenwebereien von Kawasaki. Es gibt viele solcher Webereien in der großen Stadt und in jeder hunderte von Mädchen. Sie haben alle das gleiche Schicksal. Sie kommen vom Land. Sie sind Töchter kleiner Reisbauern. Die Bauern um Kawasaki sind arm, ganz arm, wie alle Bauern in Japan. Der Reis wird von Jahr zu Jahr billiger und das Leben immer teurer, und dann kommen die Aufkäufer von Kawasaki und sagen: "Bauer, hast du keine Tochter?"
Der Bauer sagt weder ja noch nein, denn der japanische Bauer ist wie alle Bauern in der Welt misstrauisch. Der Aufkäufer sagt: "Wir brauchen Weberinnen für Kawasaki, und wir zahlen für jede Weberin achtzig Jen!"
Achtzig Jen. Das ist für einen japanischen Bauern genau so, wie wenn es plötzlich Taler regnete. Kawasaki ist außerdem der Traum jedes Bauern in den Bergen und Tälern um die Stadt. "Kawasaki ist groß!" sagen sie. "Kawasaki ist schön!" sagen sie. "Kawasaki ist beinahe so schön wie der Berg Fudschijama."
"Achtzig Jen hast du gesagt?" fragt der Bauer. "Und die Tochter darf außerdem die Stadt sehen?"
"Ja", antworten die Aufkäufer.
Der japanische Bauer ist auch vorsichtig: "Was muss die Tochter für die achtzig Jen in Kawasaki machen?"
"Für die achtzig Jen soll sie fünf Jahre arbeiten. Sie bekommt dafür Essen und Trinken, Arbeitskleider und einen Schlafraum. Außerdem im Monat noch fünf Jen für ihre sonstigen Bedürfnisse!"
Der Bauer drückt einen Augenblick die Augen zusammen: "Achtzig Jen, und fünf Jen im Monat für die Tochter." Es hieße die Götter versuchen, wenn er nicht Zugriffe, und der Aufkäufer bekommt die Tochter. Der Bauer fragt sie nicht einmal, denn die Mädchen um Kawasaki tun noch ungefragt, was ihnen ihre Väter sagen.
Die Aufkäufer bekommen die Mädchen von den Bauern auch billiger. Einige gehen im Frühjahr als Händler in die Dörfer. "Brauchst du nicht", sagen sie zu dem Bauer, "Stoff für einen Kimono, eine Hacke, Tee?"
Der Bauer kauft das eine und das andere, und dann lässt er es anstehen. Wenn die Ernte schlecht war, und sie ist meistens schlecht, kommt der Aufkäufer wieder und verlangt das Geld für die Waren. "Das Geld oder die Tochter!" Und der Bauer gibt ihm die Tochter, und die Tochter geht dann für dreißig oder vierzig Jen nach Kawasaki.
Sie gehen gern in die Stadt, die Mädchen aus den Dörfern. Kann es ihnen in Kawasaki schlimmer gehen als auf dem Land? Mit fünf Jahren müssen sie schon durch das Wasser stampfen und die Reispflanzen in den lehmigen Boden stopfen. Dann helfen sie die Pflanzen bewässern, und später helfen sie bei der Ernte. Sechzehn Arbeitsstunden hat der Tag, und dabei gibt es früh eine Schale Tee, mittags einen Teller Reis und abends einen Teller Reis.
Die Aufkäufer vergessen auch nie, mit den Mädchen zu sprechen, bevor sie mit dem Vater sprechen. "Es ist schön in Kawasaki", sagen sie. "Es gibt Kinos in Kawasaki, Soldaten, Theater." Sie zeigen ihnen Seidenstoffe, die sie in den großen Seidenwebereien weben werden. Bunt, farbig, wie Feuer, wie Blut. Sie dürfen sie über die Schultern werfen. Ja, sie gehen mit Freude nach Kawasaki, die kleinen Mädchen aus den Dörfern im Gebirge. Sie können es gar nicht erwarten, bis sie einer der Agenten auf seinem Karren mitnimmt oder bis sie die Bahn nach Kawasaki fährt.
In Kawasaki beginnt das Erwachen. Die Mädchen sehen nichts weiter als den Bahnhof und die Straßen, durch die sie der Karren fährt. Dann biegen sie in das Tor der Weberei ein, für die sie der Agent gekauft hat. Diese Webereien sind große Gefängnisse. Wenn die Tore hinter den Mädchen zuschlagen, sind sie für fünf oder zehn Jahre gefangen, und es gibt keinen Weg für sie, der wieder aus diesen Toren herausführt, außer dem Weg auf den Friedhof.
Der Agent führt sie zuerst in ein Aufnahmebüro, wo man ihren Namen und die Summe, für die sie gekauft wurden, genau einträgt. Dann kommen sie in eine große, mit vergitterten Fenstern versehene Halle, wo sie nun ihre Abende und ihre Nächte verbringen. Gewöhnlich leben und schlafen 200 Mädchen in dem länglichen Raum. Jede hat nichts weiter als ein Stück Holz, um den Kopf darauf zu legen. Keine Decke, keinerlei Kissen, denn die Mädchen von Kawasaki schlafen in ihren Kleidern. Nicht einmal einen winzigen Spind haben sie. Was sie anhaben, bleibt alles, was sie besitzen, und erst wenn es zerfällt, gibt man ihnen etwas Neues.
Am nächsten Morgen beginnt das, was die Agenten das neue Leben genannt haben. Es beginnt damit, dass sie ein Aufseher mit groben Worten weckt. Sie werden noch früher geweckt als daheim auf dem Lande, kurz nach vier. Dann drängt man sie alle in einen winzigen Eßraum, wo sie eine dünne Brühe mit Reis bekommen und fünf oder sechs Rübenstücke. Das bekommen sie alle Tage, nur an Feiertagen ist die Brühe dicker und schmackhafter. Vom Eßsaal treibt sie der Aufseher zehn Minuten später in die Maschinensäle. Aber auch da beginnt nicht das, was ihnen die Agenten erzählt haben. Ein Ertrinken in roten, blauen, gelben und grünen Fäden. Sie müssen schwere Spulen tragen, müssen aufwischen, überall zugreifen, und es vergehen Monate, bis man sie an die Webstühle lässt.
Die Arbeit an den Webstühlen ist aber nicht leichter als die andere. Die schweren Eisenschiffchen sausen wie Pfeile hin und her. Da müssen Fäden geknüpft werden. Da drängen die Aufseher. Da rattern die Alarmklingeln, weil sich irgendwo die Fäden verwirrt haben. Die Arbeit wird auch nicht einfacher, wenn sich die Mädchen eingearbeitet haben. Zu dem einen Webstuhl kommt dann ein zweiter, manchmal ein dritter, und die armen Mädchen sind wie tot, wenn sie abends in ihre Schlafsäle zurückkommen.
So vergehen Tage und Wochen. In den Mittagspausen werden die Weberinnen genau so gehetzt wie bei der Arbeit. Es darf auch immer nur ein Teil essen, die anderen müssen inzwischen nach allen Maschinen sehen. In den großen Webereien in Kawasaki werden um die Mittagszeit die Maschinen nicht ausgeschaltet. Die Abendstunden sind beinahe noch schlimmer als die Arbeitsstunden. Die Mädchen liegen mit müden Rücken auf ihren Hölzern, und wenn sie nicht sofort in Schlaf fallen, denken sie.
Sie denken daran, dass erst zwei oder drei oder vier Monate vergangen sind, und dass noch dreißigmal zwei Monate vergehen müssen oder noch fünfzehnmal vier. Dass sie betrogen worden sind, und dass es nichts Schlimmeres gibt als diese Webereien. Dass sie die Hölle sind, und dass jeder Tag auf dem Lande dagegen das Paradies war. Und sie möchten lieber sterben als am nächsten Morgen wieder aufwachen.
Manche denken auch an die Burschen, die sie in den Dörfern zurückgelassen haben. Diese Burschen wandern jetzt durch die Felder. Manche weinen leise. Manche schreien aber auch. Dann schalten die Aufseher das Radio ein, oder man führt die Mädchen in eine Halle, wo ein Kinoapparat steht. Aber auch das macht das Leben nicht leichter. Es macht es noch schwerer, und manchmal stößt dann eines der Mädchen ihren Kopf durch die Matten gegen den Boden, oder es steht auf und stößt ihn gegen die Gitterstäbe. Aber das nützt alles nichts. Nur der Tod sprengt die Gefängnisse der Mädchen von Kawasaki. Der Tod, sonst nichts.
Aber eines Tages sprengte sie nicht der Tod. Eines Tages sprengten sie die Mädchen selber. Das war der große Tag von Kawasaki. Der Tag, den keiner in Kawasaki vergessen wird. Die alten und die jungen Frauen, die Männer, die in den Metallbetrieben arbeiten, und die Straßenbahnarbeiter von Kawasaki, keiner wird es vergessen. An dem Tag wehten auch die roten Fahnen über Kawasaki. Die roten Fahnen, die aus den Toren der Webereien kamen. Aber das alles hat eine lange Vorgeschichte.
Mit den Mädchen, die gleich nach dem Fest der Baumblüte in die Webereien des großen Fujikonzerns gekommen waren, war auch das Mädchen Kane gekommen. Sie kam aus den Bergen und war die Tochter des alten Yamamoto. Sie war noch jünger, als die Mädchen sonst waren. Vierzehn Jahre. Sie war auch nur von dem Agenten gekauft worden, weil der alte Yamamoto gesagt hatte: "Sie ist schon siebzehn." Aber Yamamoto war einer von den ganz armen Bauern. Er hatte nichts weiter als ein paar Acker Pachtland, und die letzte Ernte war ihm durch eine Überschwemmung vernichtet worden.
Kane war, wie die anderen, mit Freude nach Kawasaki gegangen. Sie sah auch noch mit Freude, das Kawasaki schöner war, als es der Agent ihr vorgemalt hatte. Hüpfende Straßenbahnen mit bemützten Schaffnern, Pferde, Autos, bunte Teestuben, große Verkaufsstellen, Menschenmassen, die sich durch die Straßen schoben. Als das Tor hinter ihr zuschlug, wollte sie es zuerst nicht glauben. Ja, sie wandte sich wieder um. Sie wollte hinein in den Wirbel von Menschen und Tieren und nicht in das graue, vergitterte Haus. Man musste sie gewaltsam zurückhalten, und der alte Kuroda ließ sie binden und von den Wächtern in den Saal schleppen.
Da lag sie nun immer, wenn sie nicht arbeitete, Blüten in den schwarzen Flechten. Diese Blüten gibt man den Mädchen von Kawasaki, wie man ihnen die Bilder aus aller Welt zeigt und ihnen die Musik aus den Kaffeehäusern von London, Paris und New York vorspielen lässt. Da lag sie und dachte an das Kawasaki, das hinter den Gitterstäben war. Sie dachte auch an ihr Dorf, an die Reisfelder und
an Nagata, einen jungen Burschen, mit dem sie am Abend durch diese Felder gegangen war. Langsam wurde es dunkler. Sie sah den Mond, denselben Mond, den sie alle Abende im Gebirge gesehen hatte. Sie sah die Sterne und sie hörte kleine Glocken. Sie hätte gerne geschlafen, aber ihr Herz schlug so heftig und ihr kleiner Körper zog sich so sonderbar zusammen, dass sie auch noch wach war, als der Himmel im Westen wieder heller wurde, sich langsam rötete, und als die Sonne durch die Gitterstäbe kam.
Viele Wochen waren schon vergangen. Am Tage musste Kane die schweren Spindeln tragen, und am Morgen bekam sie die gleiche dünne Reissuppe wie am Mittag, und als sie immer zarter und gebrechlicher wurde, schickte man sie in den Raum, wo die Seide gekocht und gewaschen wurde. Aber da war es noch schlimmer als in den Websälen. Das Wasser dampfte aus allen Kesseln. Von den Wänden kam ein süßlicher, dumpfer Brodem. Sie hustete, die kleine Kane, und bald schmerzte ihr alles, wenn sie husten musste, und ihre Nachbarinnen wussten schon, sie hatte Beriberi, das Mädchen aus dem Gebirge. Beriberi war neben der Schwindsucht die einzige Möglichkeit, wenn auch nicht lebend, so wenigstens tot aus diesem
Gefängnis zu kommen.
Aber es war sonderbar: je hinfälliger Kane wurde, um so sehnsüchtiger sah sie nach den Fenstern und um so öfter dachte sie an die Reisfelder im Gebirge, an die kleinen Maulbeerbäume, an Nagata und an ihren alten Vater. Jetzt blieb sie auch nicht mehr liegen, sie stand auf. Sie schlich sich zu den Fenstern hin. Sie wollte dem Mond näher sein. Sie wollte die Nacht näher spüren. Sie wollte beides greifen, den Mond und die Nacht, und wenn auch Kijose, der Aufseher, schimpfte und sie gewaltsam wieder zu ihrem Lager zurückschleppte, sobald Kijose den Raum verlassen hatte, stand Kane
auf und sah wieder hinaus.
Bis sie eines Tages, als der Schmerz in ihrer Brust und in ihrem Leib sie beinahe wie einen Bogen zusammenzog, verzweifelt spürte,
dass sie wahrscheinlich wirklich das alles da draußen nie wieder anfassen und sehen würde. Dass sie, wenn ihre Schmerzen nicht nachließen, wirklich sterben musste. Diese Verzweiflung packte sie so furchtbar, dass sie mitten in der Arbeit - sie stampfte gerade die schweren Gespinste in eine graue Lauge - zu schreien begann. Erst leise, es klang wie ein ärmliches Zirpen, dann lauter, verzweifelter, und zuletzt so, dass die anderen Mädchen ihre Arbeit stehenließen, zusammenliefen und um Kane herumstanden.
Die Aufseher kamen. Der alte Kuroda, einer der schlimmsten Kerle in der großen Kaserne. Aber wenn er auch die Mädchen wieder an ihre Bottiche treiben konnte, Kane konnte er nicht zum Schweigen bringen. Ja, wie er das Mädchen auch beutelte, an den Haaren zerrte, hin und her schob, ihr mit den schwersten Strafen drohte, Kane schrie weiter, schrie noch lauter, und als der Alte ihr die Hand über den Mund schob, biss sie hinein, und zu gleicher Zeit schlug sie ihm ihre Fäuste ins Gesicht.
Kuroda pfiff, und Kijose und Oshima rannten durch den Saal. Kijose packte Kane bei den Armen, Oshima bei den Beinen, und sie wollten sie aus dem Saal hinaustragen. Aber die anderen waren bereits vom Geschrei des Mädchens angerührt. Als man Kane an ihnen vorbeitrug, versuchten sie, das Mädchen den Wächtern zu entreißen, und als das nicht gelang, schrien sie mit. Alle vierzig Mädchen in dem kleinen Saal schrien plötzlich, und als hätten sie durch das Geschrei Mut bekommen, fielen sie nochmals über die Aufseher her. Einige stellten sich ihnen in den Weg, andere fassten nach ihnen, und ehe die Wächter die Tür erreichen konnten, hatten die Mädchen Kane befreit, und die Wächter standen atemlos und verzweifelt beiseite.
Da läutete es Mittag. Die Mädchen nahmen Kane in ihre Mitte und gingen mit ihr in den Eßraum. Da hatte man schon von ihrer Revolte gehört. Alle standen in Haufen und sahen auf die Mädchen aus der Wäscherei. Aber während des Essens beruhigten sich die Mädchen wieder, auch Kane, und es wäre wohl nicht zu einer großen Revolte
gekommen, wenn Kuroda nicht mit vier seiner Getreuen wiedergekommen wäre um zum zweiten Male nach Kane und zwei anderen Mädchen aus der Wäscherei zu fassen.
Kane schrie schon, als der alte Kuroda noch in der Tür stand, und jetzt schrien alle. Nicht nur die Mädchen aus der Wäscherei, auch die Mädchen aus den benachbarten Websälen. Sie schrien sich beinahe heiser, und dazwischen nahmen sie die Holzschuhe von ihren Füßen und trommelten auf den Boden. Als die Wächter trotzdem näherkamen, gingen sie sogar zur Offensive über. Erst warfen sie nur mit ihren Pantoffeln, dann aber auch mit Suppentellern, mit Schüsseln, und es waren noch nicht fünf Minuten vergangen, da hatten Kuroda und die Wächter den Saal wieder verlassen. Die Mädchen waren Sieger geblieben.
Jetzt geschah es aber, dass Matjan einsprang. Matjan und ein anderes Mädchen, das Takae hieß. Matjan war die Schwester eines jungen Arbeiters, und sie hatte sich nur an die Weberei verkaufen lassen, um ihrem Bruder zu helfen, dass er das Technikum besuchen konnte. Ja, sie war wohl die einzige in dem kleinen Saal, die sich wissentlich verkauft hatte und auch wusste, dass die Mauern der Fujiweberei ein Gefängnis waren und dass man, wenn man einmal hineingegangen war, seine fünf Jahre absitzen musste. Sie wusste auch: wenn man dem Mädchen Kane helfen wollte, jetzt, nachdem man einen ersten Sieg über die Aufseher und die Fujikompanie errungen hatte, musste man noch organisierter und konzentrierter vorgehen, und es kam vor allen Dingen darauf an, die errungenen Vorteile auszunutzen.
Aber, was wollten die Mädchen eigentlich? Wie Matjan hörte, hatte das Mädchen Kane, das Beriberi hatte und wohl sterben musste, geschrien, und Kuroda hatte sie schlagen wollen. Dann hatten alle geschrien, die Wächter waren gekommen, und die Wächter waren in die Flucht geschlagen worden, und nun waren noch mehr Wächter gekommen, und die Mädchen hatten sie auch auf die Gänge getrieben.
Matjan sprach mit Takae, die ihre Freundin war, und die auch nie wegen der Versprechungen der Agenten in die große Weberei gekommen war. Takae war trotz ihrer neunzehn Jahre bereits Witwe. Tarui, ihr Mann, war bei einem Streik getötet worden, und da sie keine Kinder hatte und auch sonst nicht wusste, was sie machen sollte, hatte sie sich von einem der Agenten anwerben lassen. Takae wusste noch besser als Matjan, dass jetzt etwas geschehen musste. Besonders als sie hörte, wie Kuroda alle Türen, die in ihren Eßsaal führten, schließen ließ, und sah, dass sie nun in dem kleinen Saal eingeschlossen waren.
Durch das Zuknallen der Türen und das Einschnappen der großen Schlösser hatte sich auf einmal der Lärm ein wenig gelegt. Ja, langsam ebbte er ganz ab. Nur Kane schrie noch, allerdings auch leiser und zischender, und bald schlug ihr Kopf nach unten, und auch ihr Schreien hörte auf.
Da stemmte sich Matjan in die Höhe, sah sich um und sagte: "Ja, Mädchen von Kawasaki, was wollt ihr eigentlich?" Takae stellte sich neben sie und fragte dasselbe.
Ein paar sagten: "Diese Hunde haben Kane geschlagen!" Ein paar andere sagten: "Sie sollen Kane ins Krankenhaus bringen oder einfach nach Hause lassen!" Wieder andere sagten nur: "Diese Teufel!" und schimpften vor allen Dingen auf die Aufseher. Matjan sagte: "Also um Kane handelt es sich." Aber da schrien plötzlich ein paar: "Ich will auch hinaus!" "Ich will auch aus diesem Loch!" "Man soll uns wenigstens an den Sonntagen hinauslassen!" Und Matjan hörte auf alle Stimmen und merkte sich auch alles, was die Mädchen sagten.
Da wurden die Saaltüren wieder aufgerissen. Diesmal war es Takekawa, einer der Direktoren des Fujikonzerns, der im Saal erschien, und hinter ihm stand eine ganze Kolonne Aufseher. Takekawa schimpfte und schrie: "Warum stellt ihr alle euch vor das Mädchen Kane!" Und er drohte ihnen: "Wenn ihr nicht sofort Ruhe gebt und das Mädchen ausliefert, werde ich euch das Essen entziehen, den Lohn kürzen und euch alle außerdem noch bestrafen lassen!"
Aber schon bei den ersten Worten schwoll das Klappern der Holzschuhe und das Schreien der Mädchen wieder an, und als das Trommeln seinen Höhepunkt erreicht hatte, schrien die Mädchen auch wieder. Sie schrien diesmal so laut, dass es über und unter ihnen gehört wurde, dass auch über und unter ihnen mit dem Trommeln und dem Schreien begonnen wurde. Bald erfüllte es das ganze Haus, und auf einmal war es so, als wäre das Schreien der einzige Ton, der noch in der Luft war. Auch aus den Kellern kam es heraus, aus den Websälen, aus den Spinnereien, und es donnerte und gellte durch alle Räume, als raste der Teufel durch das große Haus.
Takekawa versucht mit Hilfe der Wächter wieder bis zu Kane vorzustoßen. Aber diesmal begannen die Mädchen noch schneller mit ihrem Bombardement. Sie blieben auch nicht hocken. Sie standen auf. Sie drangen auf die Wächter ein. Sie warfen sie zu Boden. Sie stürzten den Männern, die wieder aufgesprungen waren, und zu den Türen zurückrannten, sogar nach. Ja, als sich die Männer von außen gegen die Türen stammten, warfen sie sich gleichfalls dagegen, versuchten die Türen aus den Angeln zu heben, sie zu zertrümmern.
Es wäre ihnen wahrscheinlich nicht gelungen, aber die Mädchen von den oberen Sälen kamen herunter, auch die Mädchen aus den unteren Sälen kamen herauf, und den Wächtern und Takekawa blieb nichts weiter übrig, als sich aus dem Flur auf die Treppe zurückzuziehen, von der Treppe in den Hausgang und von dem Hausgang auf den Hof. Auf dem Hof schoben sie eiligst die großen Riegel vor die eisenbeschlagenen Türflügel, um die Mädchen wenigstens im Hause festzuhalten. Es gelang ihnen auch. Als die ersten mit ihren Fäusten gegen die Türflügel trommelten, waren die schweren Riegel schon eingeschnappt und die Tür war verschlossen.
Aber die Mädchen tobten weiter. Sie schrien durch alle Fenster: "Lasst uns heraus!" Sie rissen die kleinen Vorhänge herunter. Sie rüttelten an den Gitterstäben. Sie trommelten an die Wände. Sie jagten von den vorderen Türen zu den hinteren Türen, Ja, es war, als hätte alle ein wilder Taumel erfasst, als wären sie angezündet,
in Brand gesteckt und loderten nun wie ein helles Feuer durch den langgestreckten, steinernen Bau.
Takekawa, der in der Eile dreißig von seinen Wächtern zusammengeholt hatte, versuchte zum zweiten Male zu den Mädchen zu sprechen. Jetzt wollte er auch schon wissen, warum sie sich eigentlich hinter das Mädchen Kane stellten, und warum sie so schrien und tobten. Aber die Mädchen antworteten ihm nur mit Schimpfworten oder indem sie ihre Wurfgeschosse durch das Fenster nach ihm und den Wächtern schleuderten, und sie sagten nichts weiter als: "Öffnet die Türen! Öffnet sie, sonst...!"
Sonst... Matjan, Takae und die beiden anderen Mädchen, die mit Freude auf den überkochenden Kessel sahen, fragten sich das auch, denn dieses "Sonst!" musste mit einer Tat verbunden werden, damit Takekawa wirklich die Türen öffnete. Es war jetzt das wichtigste, dass sie aus dem Hause herauskamen, dass sie diesen Aufruhr von ihrem Haus auch auf die anderen übertragen konnten, dass ihre kleine Flamme nicht vorzeitig in dem Haus erstickt wurde, sondern in die anderen Gebäude hinüberschlug und den ganzen Fujikonzern in Brand steckte.
Aber die Mädchen waren schon selber dahintergekommen, wie sie ihre Drohungen unterstreichen konnten. Als sie nichts mehr hatten, was sie diesen schwabbligen Kerlen da draußen an den Kopf werfen konnten, warfen sie ihr Werkzeug hinaus, und als die Werkzeuge zu Ende waren, griffen sie in die Maschinen. Sie zerrissen die fertigen Gespinste, nahmen die Weberschiffchen aus ihren Gleitbahnen und schlugen in das Gestänge. Sie packten auch die fertigen Seidenballen, fetzten sie durch die großen Säle, hingen sie in die Fenster oder warfen sie hinunter in den Hof. Einige riefen: "Wenn ihr die Türen nicht öffnet, schlagen wir auch die Maschinen zusammen!" Als der erschrockene Takekawa hörte, dass sie tatsächlich mit Stuhlbeinen auf die Maschinen einschlugen, ließ er die Türen endlich aufreißen, und die Mädchen stürmten nun auch über den Hof.
Aber wenn der dicke Takekawa gedacht hatte, diese Freiheit -und es war eine große Freiheit, denn die Mädchen durften sonst nur auf den Hof, wenn man sie hinüber in den Kinosaal führte - würde die Mädchen beruhigen oder zur Vernunft bringen, so hatte er sich getäuscht. Als der Wind sie umwehte, als sie das erste Mal wieder frei unter freiem Himmel standen, schlug ihre Rebellion noch höhere Wellen, und ihr Geschrei, das für einen Augenblick verstummt war, wurde lauter, dringender und gellender.
Es trat jetzt auch das ein, was Matjan und Takae erwartet hatten. Man hörte sie in den benachbarten Häusern. Überall tauchten die Köpfe der Mädchen auf, und überall versuchten die Mädchen aus ihren Arbeits- und Eßsälen heraus und auf den Hof zu kommen. Takekawa schickte seine Wächter nach allen Seiten, aber wie sich die Wächter auch anstrengten, sie wurden auch in den anderen Häusern überrannt. Ihr Brüllen und Schimpfen wurde auch dort von den Schreien der Mädchen übertönt, und bald waren alle Arbeitshäuser leer.
Dreitausend Mädchen des großen Fujikonzerns überschwemmten plötzlich den Hof. Sie mischten sich und wogten durcheinander. Die Mädchen um Kane schrien dabei den anderen zu, was sie auf den Hof und zur Rebellion getrieben hatte. Auch die anderen waren sofort bereit, für das Mädchen Kane einzutreten, und nicht nur für das Mädchen Kane, auch für ihre eigene Freiheit. Sie hatten ja alle nur einen Gedanken: wie kann man das Leben in diesem Gefängnis erträglicher machen und wie kann man diese Mauern durchbrechen, denn alle wollten ja nichts weiter, als ihre Wünsche und Sehnsüchte einmal in den Straßen und Häusern von Kawasaki ertränken und ersticken.
Die Wächter, es waren jetzt beinahe hundert, Takekawa hatte auch die Vorarbeiter und alle Austräger um sich gesammelt, versuchten, die Mädchen wenigstens von den großen Einfahrtstoren abzuhalten, denn wenn sie gegen die Tore vorstießen, auch die Tore eroberten, dann war es für immer mit dem Löschen dieses Brandes vorbei. Aber auch die Mädchen wussten bereits, dass diese Tore der
weitere Weg in die Freiheit waren, und wenn es den Wächtern bisher auch gelungen war, sie immer wieder von ihnen fernzuhalten und sie gegen die Häuser zu treiben, sie stießen immer wieder gegen die Tore vor, denn dort mussten sie hinaus, die Mauern waren zu hoch, um über sie in die Stadt zu kommen.
Wenn es nicht mit Gewalt ging, so musste es mit List versucht werden. Es war erstaunlich, wie schnell die Mädchen auch das begriffen. Und wieder war es kaum nötig, dass Matjan und die anderen - es waren jetzt durch ein paar bekannte Mädchen aus den Nachbarhäusern schon sieben geworden, die wie ein heimlicher Rat hinter dem Feuer standen - eingriffen. Plötzlich stürmten einige Mädchen in die Häuser zurück, lärmten in ihnen und warfen wieder die schweren Seidenballen auf den Hof. Einige andere versuchten zu gleicher Zeit mit Hilfe von Tonnen und Stützen auf die Mauern zu klettern. Der alte Takekawa musste zum zweiten Male seine Wächter teilen. Einige liefen den Mädchen nach in die Häuser, einige an den Mauern entlang, um die Mädchen, die sich schon auf den Mauerrand geschwungen hatten, wieder herunterzuzerren. Aber die Mädchen hatten nur darauf gewartet, dass Takekawa einen Teil seiner Leute von den großen Toren wegnahm. Jetzt stürmten sie von allen Seiten wieder gegen die Tore vor, sie überrannten den dicken Takekawa. Sie überrannten den Rest der Wächter, sie brachen die Tore auf und standen plötzlich auf der Straße.
Sie standen im brandenden Leben von Kawasaki. Sie sahen wieder das. wonach sie sich drei, vier, fünf und sechs Jahre gesehnt hatten: die hüpfenden Straßenbahnen, die kleinen Teestuben, lärmende und lachende Menschen. Sie standen einen Augenblick wie versteinert da. Und jetzt begann das, was Kawasaki so erschütterte, wie nichts vorher Kawasaki erschüttert hatte, weder eines der vielen Feste der Baumblüte, die Kawasaki schon gefeiert hatte, noch der Tod des Kaisers, weder die großen Bet-Tage für Schinto und Buddha, noch die Siege von Schanghai und Mukden.
Ein Teil der Mädchen ging noch einmal zurück. Sie holten sich einige der Seidenballen, und bevor sie die ersten Schritte in die Freiheit und in die Stadt wagten, rollten sie die Ballen auf und bekränzten sich damit. Sie zogen die Seide über sich, steckten sie an kleine Bambusstäbe, bekränzten sich das Haar, die Leiber, und es waren rote Ballen, mit denen sie sich bekränzten. Ballen von derselben leuchtenden Farbe, wie sie die Arbeiter auf ihren Fahnen trugen, wenn sie durch Kawasaki zogen.
Aber sie wählten das Rot nicht deswegen. Sie wählten es wahrscheinlich, weil sie das Gelb hassten, denn gelb waren die Fahnen, die auf allen Gebäuden des Fujikonzerns wehten, und weil grün ihnen zu freudig war, schwarz zu düster. Sie wählten wahrscheinlich rot, weil dieses Rot einen Teil ihrer Sehnsucht wiederspiegelte. Weil die Farbe nach ihrem Herzen griff. Weil etwas von ihrem Blut in dieser Farbe war, von ihrem Blut, das seit Jahren in ihnen versackte und das nun mit ihnen ausbrach, sich mit ihnen über die Stadt ergoss und wie ein Feuer vor ihnen hertanzte.
Sie zogen auch in den gleichen Reihen durch die Stadt, wie sonst die Arbeiter durch die Stadt zogen. Aber auch nicht, weil sie das wussten oder von den Arbeitern gesehen hatten. Sie wussten es nicht. Sie hatten in Kawasaki ja außer ihren Kasernen nur den blauen Himmel gesehen. Sie bildeten die gleichen Reihen, weil sie sich nahe sein wollten, weil sie sich noch etwas fürchteten in der großen Stadt und weil sie zusammen das blieben, das, was sie im Hof gewesen waren: eine Macht.
Zuerst zogen sie nur durch die nächsten Straßen, und wie ein Lauffeuer ging es durch Kawasaki: die Mädchen von Kawasaki sind aus ihren Kasernen ausgebrochen. Die Mädchen von Kawasaki ziehen durch Kawasaki. Mit roten Fahnen ziehen sie durch die Straßen.
Die Autokolonnen stauten sich. Die Straßenbahnen blieben stehen. Die Schaffner und die Passagiere winkten den Mädchen zu, und die Mädchen lachten auch und schwenkten ihre Tücher. Als sie an die großen Metallbetriebe kamen, stürzten die Metallarbeiter heraus, und einige zogen mit und sprachen auf die Mädchen ein. Sie brachten auch Ordnung in den großen Zug und geleiteten ihn vor das Haus der Metallarbeiter. Einer der Metallarbeiter, der alte Ando, sprach zu ihnen, und dann sprach Matjan, und dann sprach Takae, und dann sprach die kleine Kane, wegen der man ausgezogen war. Dann wählte man eine Kommission von vierzehn Mädchen, zwei aus jedem Haus, und dann gingen die Mädchen in Abteilungen in das Metallarbeiterhaus hinein, und die Metallarbeiter teilten ihnen für die Nacht Quartiere zu.
Die vierzehn ausgewählten Mädchen saßen die ganze Nacht mit den Sekretären der Metallarbeiter und der Textilarbeiter von Kawasaki zusammen und sie sprachen darüber, was nun weiter geschehen sollte.
Der alte Ando sage ihnen: "Bevor ihr wieder in die Kasernen der Kompanie zurückgeht, müsst ihr Forderungen aufstellen, damit solche Dinge, wie sie mit dem Mädchen Kane passiert sind, nicht wieder geschehen können!" Sie nannten Forderungen. Ganz zaghaft nannten sie sie. Die Arbeiter waren erstaunt, wie gering diese Forderungen waren. Die Mädchen wollten nichts weiter, als dass man sie für einige Tage nach Hause lasse, wenn ein Familienmitglied schwer krank sei oder im Sterben liege. Dass man ihren Eltern und Geschwistern erlaube, sie während ihrer fünf- oder zehnjährigen Haftin Kawasaki auch einmal zu besuchen. Am Sonntag etwas Fleisch und alle vierzehn Tage oder vier Wochen die Möglichkeit, aus ihrem Gefängnis hinaus in die Stadt zu gehen. Dann verlangten sie noch, einer Gewerkschaft beitreten zu können. Solche armen Forderungen waren es.
Am nächsten Morgen gingen die Delegierten, deren Zahl von den Mädchen nach einer kurzen Aufzählung der Forderungen, die allgemeine Zustimmung erlangten, auf zwanzig erhöht worden war, zur Kompanie und erklärten: "Wir kehren alle erst in die Webereien zurück, wenn unsere Forderungen erfüllt werden!" Der alte Furuya, der Genaraldirektor der Fujikompanie lachte: "Nichts wird erfüllt, und ihr werdet trotzdem bald wieder kommen."
Aber er täuschte sich. Es war kein Strohfeuer, was in den Mädchen zu brennen begonnen hatte. Sie hielten aus. Sie hielten ganze vierzehn Tage aus. Und die Textilarbeiter halfen ihnen dabei. Sie sammelten für sie und unterstützten sie. Auch die Metallarbeiter hielten weiter die Hände über sie, die Buchdrucker, die Straßenbahner. Sogar auf dem Lande wurde für sie gesammelt und in den vier Infanteriekasernen von Kawasaki, und nach diesen vierzehn Tagen gaben die große Fujikompanie und der alte Furuya nach. Die Forderungen der Mädchen wurden bewilligt; nur die Delegierten sollten als Rädelsführer entlassen und nicht wieder eingestellt werden.
Aber die Mädchen wussten schon, das war nur eine Drohung, und sie blieben fest: "Wir kommen alle oder keine kommt!" Und nach drei weiteren Tagen wurde von dem alten Furuya auch die Kündigung der zwanzig Delegierten zurückgenommen.
Die Mädchen zogen genau so wieder in ihre Gefängnisse zurück, wie sie hinausgezogen waren, in einer großen Demonstration, überall von Rot überlodert, überall mit Rot geschmückt. Nur dass sie diesmal auch richtige Arbeiterfahnen mit sich führten, denn die Textilarbeiter von Kawasaki hatten es sich nicht nehmen lassen, ihre Kameradinnen, die jetzt ihre Genossinnen geworden waren, mit ihren Fahnen zu begleiten. Ja, es war ein noch gewaltigerer Zug geworden, dieser Rückmarsch. Außerdem ein Zug der Gemeinschaft und der Verbrüderung. Ein Zug, der zugleich eine Brücke aus den Webereien zu der Stadt Kawasaki und zu den anderen Arbeitern von Kawasaki wurde, ein lebendiges Band der Kameradschaft und der proletarischen Solidarität. Ein Band, das von den Mädchen, als ihre Zeit vorbei war, auch hinauf in die Berge, zu den Bauern um Kawasaki getragen wurde. Und was die Fujikompanie auch tat, um dieses Band zu zerreißen, es wurde immer wieder von den Mädchen geknüpft, denn sie kannten jetzt die Stellen, wo die große Fujikompanie verwundbar war, wo man sie treffen konnte.
Aber nicht nur in und um Kawasaki hatten die Mädchen Brücken geschlagen. Auch über Kawasaki hinaus, in die anderen Spinnerei-
en und Webereien. Wie ein Feuer lief die Nachricht von der Rebellion der Mädchen von Kawasaki und von ihren Erfolgen durch alle japanischen Spinnereien. Auch hinüber nach Korea. Auch in die großen Webereien von Kanton und Schanghai. Aber auch nach Indien und in die amerikanischen Textil- und Seidenhöllen. Und auch hier in Europa, in Manchester, in Lodz, in Oberschlesien, in Marseille haben die Seidenweberinnen und die Textilarbeiter von euren roten Fahnen gehört, ihr Mädchen von Kawasaki. Sie grüßen euch. Sie jubeln euch zu, die Unterdrückten der ganzen Welt!

 
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