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Sunao Tokunaga - Die Straße ohne Sonne (1931)
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III. Frauenversammlung

Draußen wellte ein wilder Herbststurm. Ein Teil des Buddhatempels Anrakusi unter der Anhöhe des Botanischen Gartens diente als drittes Büro der Streikenden. In der Nähe des Eingangs des dunklen, verwüsteten Tempels standen einige Polizisten im Finstern, nur ihre Augen leuchteten.
Diese Weiber haben Mut."
Rund wie Lumpenknäuel kamen die Frauen vom Wind herangejagt. Sie verschwanden, als saugte sie der Tempel ein, im Vorbeigehen sahen sie die Polizisten über die Achsel an.
Drinnen begann die Funktionärsversammlung der streikenden Frauen. Als Takae erschien, war die Tagesordnung schon zur Hälfte erledigt. Sie setzte sich in eine Ecke des ungeheizten Zimmers und begrüßte die Kolleginnen mit einem bedrückten Gesicht.
" Guten Abend, entschuldigt, daß ich mich verspätet habe," sagte sie ganz leise zu Fusa-tjan, die, in einen schwarzen Wollschal gehüllt, der nur ihre Augen sehen ließ, neben ihr saß.
" Du bekommst keine Fleißprämie," scherzte Fusa-tjan, unter der vorspringenden Stirn sahen ihre Augen vorwitzig heraus. "Ach, schadet nichts, ich werde die ganze Nacht bleiben und die Arbeit nachholen."
Am Vorstandstisch saß Fräulein Oja, die Leiterin der Frauenabteilung. Im Zimmer, unaufhörlich schwätzend, waren etwa dreißig Frauen versammelt, sie schrieben, fragten, sprachen miteinander, wie es ihnen paßte.
" Kollegin Vorsitzende, man soll die Privatunterhaltungen verbieten," schrie Matsu-tjan, die rechts neben Takae saß. Takae dachte: das ist ein unangenehmer Mensch da neben mir, sie ist bei der Vorsitzenden lieb Kind. Ihre Stimme klang wie geborstenes Metall, unter rötlichem Haar
funkelten kleine Walfischaugen:
" Vorsitzende, laß abstimmen, mach schnell," schrie Fusa-tjan, um Matse-tjan zum Stillschweigen zu bringen, nachdem sie die Vorschlagsliste an Takae weitergegeben hatte. "Wie kann diese Rothaarige von Privatunterhaltungen reden, sie selber schwätzt soviel."
Fusa-tjan war nicht nur mit Matsu-tjan böse, die gegen sie voreingenommen war, sondern auch mit der Vorsitzenden, die vom Schlage jener nicht übermäßig gescheiten Intellektuellen war. "Die Tagesordnung fortsetzen!" kamen Zurrufe von den Mitgliedern
aus der Buchbinderabteilung.
" Was sagst du, du Wasserkopf," schimpfte Matsu-tjan leise Fusa-tjan, doch es war kaum zu hören. Sie hatte eigentlich mehr Angst vor Takae als vor Fusa-tjan. Takae hob den Kopf, nachdem sie das Protokoll unterschrieben hatte. Vor Takae hatte selbst die Vorsitzende, Fräulein Robuko Oja, ein bißchen Angst, deshalb dämpfte Matsu-tjan bei solchen Bemerkungen ihre Stimme.
Aber Takae dachte immer noch an Okayo und Hagimura. Sie grübelte darüber, ob Miatji wohl die heutige Brandstiftung auf dem Gewissen habe, wußte, daß es sich bestimmt aufklären würde, wenn sie mit Hagimura sprechen konnte, aber der war von der Verhaftung am Gokokutempol noch nicht zurück.
" Dann wollen wir über alle Vorschläge zusammen abstimmen," sagte die Vorsitzende und plusterte sich auf, nachdem sie sich mit der Schriftführerin beraten hatte.
Diese Frau mit dem Spitznamen "ewige Jungfrau" hatte noch niemals ihre Brille abgelegt, von ihrer runden Nase perlte fettiger Schweiß. "Sie hat eine Nase wie ein Hund, deshalb kann sie auch so gut riechen," sagten die Mädel, die zu der Vorsitzenden in Opposition standen. Sie hatte das typische Doppelkinn und die fettige Haut einer alten Jungfer. "Erster Punkt. Die Arbeit im Straßenverkauf wird unter Führung der Abteilungsleitung fortgesetzt wie gestern. Zweitens. Die Vorschläge der Genossin Matsu Takahaji, betreffend Gegenmaßnahmen gegen Sen Ogawa und andere Verräter, werden vom Gruppenleiterkomitee erledigt. Zu Ausschußmitgliedern sind ernannt: Koto Motsujama, Mutsu Tokura. Drittens. Methoden der Agitation der streikenden Arbeiterfrauen für unsere Sache, und zwar Organisierung der Frauenreferenten und agitatorische Theatervorführungen durch den proletarischen Künstlerverband. Dazu werden außer der Vorsitzenden zwei Ausschußmitglieder bestimmt. Das ist alles. Wer dafür ist, den bitte ich die Hand zu erheben."
Die Frauen hoben wie Schülerinnen die Hände. Die Vorsitzende zwinkerte der Schriftführerin zu.
Draußen hinter der Papiertür knarrte die Holztür im Wind. "Ach, ich bin so schläfrig," flüsterte Fusa-tjan in Takaes Ohr; die unterdrückte ein Gähnen und fragte:
" Wer kommte heute von der Streikleitung, um Bericht zu geben?" Fusa-tjan hielt den Kopf schief.
" Ich weiß nicht... Verhandlungen, die weder Kopf noch Schwanz..." "Man muß zeigen, daß wir zu allem entschlossen sind. " Fusa-tjan verriet ihre Ungeduld und jede dachte wie sie. "Kommt der Bericht der Streikleitung wieder erst nach elf Uhr?" fragte ein Mädchen mit einer Momoware-Frisur (Anm.: Momoware und Itjogaeschi sind Haartrachten, wie sie bei den Töchtern bürgerlicher Familien üblich sind; etwa: sehr ordentlich frisiert.), die an der Papiertür saß. Sie hieß Ogin-tjan und war Helferin in der Schriftsetzerabteilung. Alle Vorschläge waren erledigt. Für das Wichtigste, den Bericht über die Streiklage, sollte wie immer ein Mitglied der höchsten Streikleitung kommen.
" Vorsitzende, ich wünsche eine Pause", riefen einige ermüdete Stimmen von der anderen Seite. Aber die ewige Jungfrau schwieg feierlich, sie wollte keine Pause beschließen lassen. Sie wälzte Pläne, wobei sie ein Mädchen, das eine Itjogaeschi-Frisur trug, scharf ansah. Das Mädchen verbarg sich in einem roten Wollschal und war leicht eingenickt. Sie lehnte an einer Papiertür, auf der etwas wie ein Tempelbild hing.
Die Vorsitzende sagte hinterhältig - "unerhört, ein Straßenmädchen als Funktionärin!" -
Sie warf einen Blick voll schärfster Verachtung auf das blasse Profil mit der Itjogaeschi-Frisur.
" Natürlich ist sie schläfrig, sie will noch auf dem Rückweg im Cafe Geld verdienen..."
" Vorsitzende, einen Dringlichkeitsantrag", schrie Matsu-tjan. Alle fuhren auf und richteten ihre Blicke auf die Sprecherin. Takae staunte gleichfalls - was war denn da los? Die Vorsitzende schaufelte mit ihrem Kinn, als wenn sie darauf gewartet hätte. "Mein Antrag lautet: Ich möchte zur Kenntnis bringen, daß sich ein Mitglied der Frauenabteilung so beträgt, daß die Ehre des Streiks gefährdet wird. "
Die Versammelten sahen einander an. "Das ist ja interessant", flüsterte Fusa-tjan.
" Ich erkläre, hier ist ein Mädel im Zimmer, das die weibliche Ehre als Lockmittel braucht, um damit Geld zu verdienen. Das ist das Schamloseste, was eine Frau tun kann. Ich hoffe, daß sie das einsieht und uns sofort verläßt. Ich will deshalb auch noch keinen Namen nennen. Es genügt wohl, wenn ich ihre Handlungsweise, die das Ansehen des Streiks gefährdet, anprangere. Wenn sie aber nicht von allein verschwindet, werde ich ihren Namen doch..."
" Einen Moment"
Die Vorsitzende hob die Hand. Die rothaarige Matsu-ijan sah selbstgefällig in die Brille der Vorsitzenden, ob sie auch ihren Auftrag gut
durchgeführt hätte.
" Schon gut, schon gut, Begründung genügt."
Die Vorsitzende winkte Matsu-tjan, sich zu setzen, sie hatte die ganze Sache längst begriffen. Aber die andern konnten die Handlung der Vorsitzenden nicht verstehen, die gegen alle Gepflogenheiten verstieß. Eines verstanden sie aber - Kimi-tjan, ein bleiches Mädchen aus der Buchbinderabteilung, das immer eine gepflegte Itjogaeschi-Frisur trug, war noch blasser geworden und hatte ihren Kopf sinken lassen. Takae war erstaunt, sie kannte Okimi recht gut. Es war möglich, daß diese Vorwürfe auf Wahrheit beruhten, aber wozu mußte man diese Dinge zur Sprache bringen? Man konnte gewiß nicht sagen, daß die Kleine sehr kampftüchtig war, aber sie erledigte ihre Aufgaben sehr gewissenhaft; warum mußte man dieses kleine schüchterne Mädel jetzt anklagen, sie hatte ganz allein eine fünfköpfige Familie zu ernähren, ihre gute Frisur und ihr ungesundes, blasses Aussehen kamen nicht aus ihrem eigenen Willen - diese Bande hat das unglaublich angefangen. Takae war heute außergewöhnlich zurückhaltend, weil sie immer an Okayo denken mußte, aber jetzt fühlte sie, wie eine heiße Wut in ihr
aufstieg.
" Ich bitte die Antragstellerin, ihren Antrag zurückzuziehen, da das für das Mädchen eine Lebensfrage ist. Ich schlage vor, daß sie sich mit mir persönlich darüber aussprechen soll." Die ewige Jungfrau lachte der Rothaarigen vielsagend zu. "Teufel, die Bande macht Theater", dachte Takae. Die Rothaarige bestand hartnäckig auf ihrem Antrag. Alle Blicke wanderten von den kleinen Walfischaugen Matsu-tjans zu Takae, von da zur Vorsitzenden und endlich zu Okimi, die hilflos an der Tür saß; als wenn sie sich unsichtbar machen wollte.
" Warte mal, Genossin Shirajama (das war der Familienname der Rothaarigen), wenn du deinen Vorschlag nicht zurückziehen willst, will ich vorher meine Meinung sagen", sagte die Vorsitzende und Matsu-tjan setzte sich. Fusa-tjan stieß an Takaes Knie. "Die Bande will die kleine Kimi-tjan quälen... pfui Teufel!" Fusa-tjan war, wie Takae und Okimi aus der Buchbinderei. "Genossin Shirajama erklärt, ihren Antrag nicht zurückziehen zu wollen. Das ist furchtbar hart für die Betroffene... Wenn die Betreffende wirklich hier im Zimmer ist, wird sie natürlich von allein gehen, deshalb habe ich gefordert, daß dieser Antrag zurückgezogen wird. " Die randlose Brille schoß ihre Blitze auf das Profil der Okimi. Sie triumphierte, daß es ihrem Keuschheitsfanatismus gelungen war, eine Genossin aus diesem Kreis auszuschließen.
" Ich möchte zu dieser Angelegenheit noch sagen, daß die werktätigen Frauen ganz allgemein das Prinzip der Keuschheit viel zu wenig beachten. Wir sind in der Fabrik, und gerade in solchen ungewöhlichen Zeiten wie jetzt, von den Männern verachtet wie die Dirnen, und nur deshalb, weil wir zu wenig auf unsere Ehre halten." Die ewige Jungfrau war in der Tat noch unberührt, aber das hatte wohl seine besonderen Gründe.
" Vorsitzende!" schrie Fusa-tjan, die sich nicht mehr halten konnte, und gleichzeitig erscholl von allen Seiten lärmender Einspruch. Aber die Vorsitzende bestand hartnäckig auf diesem Antrag. "Die Keuschheit gehört zum Wesen der Frau, und ich kann absolut nicht verstehen, wie eine Frau ihr höchstes Gut so verhökern kann und wie ein altes Taschentuch fortwerfen..."
Die ewige Jungfrau redete sich fast von Atem. Während jene "Damen", die mit der Vorsitzenden sympathisierten, schweigend zuhörten, gab die Gruppe um Fusa-tjan und Ogin-tjan laut ihrer Empörung Ausdruck. "Vorsitzende, du bis halstarrig. " "Vorsitzende, hör auf mit deiner Litanei!"
Takae schrie jetzt auch. Das ganze Zimmer tobte, und die Predigt der Vorsitzenden war nicht mehr zu hören. "Vorsitzende, eine Frage", schob Takae sich vor. Fusa-tjan sprang zu Okimi und sagte: "Keine Sorge, wir halten zu dir!" Am Tisch schrie Takae aufgebracht:
'Ich habe eine Frage an die Genossin Shirajama, die den Antrag gestellt hat. Wen willst du anklagen, wer hat dich verkauft?" Sie sah die Rothaarige durchdringend an und schüttelte erregt ihr festgebundenes Haar. Matsu-tjan zögerte verlegen.
" Nun los, wenn du jemand anklagst, mußt du stichhaltige Gründe dafür haben."
Takae drängte sich an Matsu-tjan heran. Die Vorsitzende schlug auf den Tisch und schrie gellend, um ihrem Günstling zu helfen: "Ich bitte um Ruhe!"
" Natürlich kann ich es sagen, es ist Kimi-tjan von deiner Abteilung." "Was, Kimi-tjan, das ist ja interessant. Dann heraus mit deinen Beweisen!"
Takae näherte ihr Gesicht der Rothaarigen. "Quatsch, was soll ich da lange beweisen." Sie wollte kneifen. " Dummes Weibsstück!"
Takaes Hand fuhr in die roten Haare. Alle sprangen auf; die in der Nähe der beiden Frauen standen, bemühten sich, Takae zurückzuhalten.
" Nobu-tjan!"
Takae drehte sich um und sprang zum Platz der Vorsitzenden, die angeblich eine höhere Schule besucht haben sollte, und sah ihr fest in die Augen. Die Vorsitzende erschrak, denn Takae war die einzige, die ihr an Schlagfertigkeit gewachsen war, und ihrem drohenden Gesicht nach war alles von ihr zu erwarten. "Nobu-tjan, du willst hier mit dieser Rothaarigen eine abgekartete
Komödie aufführen?"
Um Takae sammelten sich Fusa-tjan, Ogin-tjan und andere, die zu der Gruppe der Vorsitzenden in Opposition standen; auch um diese, Fräulein Oja, sammelten sich ihre Schützlinge, die "Damengruppe", und im Augenblick war im Zimmer ein aufgeregtes Durcheinander.
" Eine abgekartete Komödie? Ich tue nur, was ich als Leiterin der
Frauenabteilung tun muß."
Die Vorsitzende gab sich Mühe, beherrscht zu bleiben, um als Ältere
Takae ihre Überlegenheit fühlen zu lassen.
" Du lügst, dein Gesicht verrät genau, was du vorhast!"
Takae wurde in ihren Worten immer gleich scharf und ausfallend,
weshalb die "Damen" sie "Führerin der Fürsorgemädchen" nannten.
" Versteh gefälligst, ich habe als Frauenleiterin die Verantwortung
und muß auch die Moral der Mitglieder überwachen. Wie kannst du als
Funktionärin der Frauen so wild sein wie ein Mann, das ist schamlos."
" Sie hat recht!"
" Fürsorgegöre!"
" Mannstolles Weibstück!" riefen die "Damen" durcheinander.
Takae kam wieder an den Tisch und überschrie den Lärm: "Genossinnen,
ich bin gegen dieses Gerede von Keuschheit, mit dem sie nur unsere
Genossin herausbringen will."
" Jawohl, sehr richtig!" schrien Fusa-tjan und ihre Anhängerinnen, und
eine von ihnen rief höhnisch:
" Alte Jungfer!"
" Die Vorsitzende will mit ihrem bourgeoisen Keuschheitsgeschwätz unsere Genossin Kimi-tjan rausdrängeln!"
Der Lärm wuchs wieder an, die Vorsitzende trommelte auf den Tisch und schrie mit ihrer meckernden Stimme:
" Das ist eine scheußliche Lüge, was die Genossin Takae Haruki sagt, hat gar keinen Sinn und Verstand. Sag' gefälligst, warum ich bürgerlich sein soll, warum?" Die ewige Jungfrau bog ihr rot angelaufenes Gesicht über den Tisch
vor, ihre Lippen zitterten hysterisch.
" Natürlich bist du eine Spießbürgerin. Soll ich erst den Grund sagen? Dein ganzes Keuschheitsgerede hat weiter keinen Zweck, als den sexuellen Akt möglichst teuer an den Mann zu verkaufen. Ihr sagt, ich bin eine Jungfrau oder eine Dame, weil ihr euch lieber leichter und teurer an einen Angestellten anstatt an einen Arbeiter verkaufen wollt. Das ist deine Keuschheitstheorie, und das ist praktisch nichts anderes als die bürgerliche Ansicht über diese Dinge." Takaes Antwort traf den Nagel auf den Kopf.
" Seht euch mal unsere Damen an!" kreischte Ogin-tjan begeistert. Das löste allgemeine Heiterkeit aus. Die Vorsitzende stand wie mit Wasser begossen und zitterte unter diesem Lachen. "Also meinst du, es sei ganz in Ordnung, sich zu prostituieren?" versuchte die Jungfrau die ganze Diskussion zu verdrehen. "Ob das gut ist oder nicht gut ist, weiß ich nicht, darauf kommt es hier auch gar nicht an. Aber eins ist klar, wenn sich eine prostituiert, damit sie als Genossin hier bei uns mitarbeiten und dabei noch eine fünfköpfige Familie ernähren kann, so ist das weit ehrlicher und richtiger als die ganze geheiligte eheliche Liebe von euch." "Scheußlich!" "Das soll man anhören!"
" Sie verdient wahrhaftig, daß sie Anführerin der Fürsorgemädel genannt wird!" riefen die Damen dazwischen.
" Aha, also behauptest du doch, daß die Prostitution berechtigt ist. " Die Vorsitzende wollte Takae verächtlich machen und den Sinn ihrer Worte verdrehen, um sich ihren Sieg zu sichern, aber Takae ließ nicht locker.
" Natürlich habe ich recht. Es ist viel sauberer und macht viel weniger Gestank, wenn man die ganze sogenannte Ehre einfach wie ein altes Taschentuch wegwirft, als daß man als ewige Jungfrau im Glassahrank stehen bleibt wie eine faule, alte Konserve!"
Das Gesicht von Fräulein Oja, verzerrte sich, ihre Lippen zitterten hysterisch, die wandte sich um, schlug die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen. Der Lärm im Zimmer war nicht mehr zu beruhigen, die "Damen" brüllten vergebens aus vollem Halse, es war umsonst: die Opposition hatte gewonnen.
" Sei tapfer, brauchst nicht mehr zu weinen, Kopf hoch, wir haben gewonnen, wir stehen zu dir." Takae umarmte Kimi-tjan und ließ sie aufstehn: "Kimi-tjan, jetzt rede du zu diesen 'Damen' und erkläre ihnen, daß die Frauen der Arbeiterklasse nicht nur ihre weibliche Ehre, sondern ihr ganzes Leben opfern müssen, bis wir mit dem ganzen Proletariat befreit sein werden, - sag ihnen das!"

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