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Sunao Tokunaga - Die Straße ohne Sonne (1931)
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II. Streikbrecher

Stürmische Nächte wechselten mit eiskalten, regnerischen Tagen; das Jahresende rückte näher. Okayo kam zurück.
Blaß, mit trüben Augen, aus denen alles Leben geflohen schien; das aufgedunsene Gesicht und die geschwollenen Glieder hatten sie gegen früher so verändert, daß ihr Vater, der aus seinem Bett herauskroch, zu weinen begann, als sie, von Takae gestützt , über die Schwelle des Hauses trat.
Zwei Bettmatten wurden nebeneinandergelegt. Okayo konnte nicht mehr aufrecht sitzen. Ihre Lippen waren schwarz und zitterten unaufhörlich wie vor Frost. Sie war im Gefängnis krank geworden - Beri-Beri (Anm.: Beri-Beri, japanisch Kak-ke, eine im ganzen Osten weitverbreitete Krankheit, die durch vitaminarme Ernährung entsteht. Infolge vollständigen Versagens aller Organe des Körpers tritt in den meisten Fällen der Tod ein.). Trotzdem waren ihre Sinne immer noch wach. Ihr bleiches Gesicht hob sich von der Bettdecke ab, während sie alle Dinge berichtete, die Takae zum Weinen brachten.
" Ich werde sterben und mein Kind wird auch nicht am Leben bleiben. " Sie lächelte traurig und weh unter ihrer Frisur, die Takae eben in Ordnung gebracht hatte.
" Ach, er ist auch so geworden, sie haben ihn genau so zugerichtet, noch schlimmer - und wenn ich selbst wieder gesund würde - ihn werde ich nie wiedersehen. "
Sie ahnte, daß sie ihren Freund nicht mehr sehen würde. Das Bild Miatjis, den sie seit der Begegnung im Gang der Polizeiwache nicht mehr gesehen hatte, war in ihr eingebrannt.
Das Essen widerte sie an; die Reissuppe, die die Schwester ihr fast gewaltsam aufdrängte, hatte sie gleich wieder erbrochen. Der Senkawa-Kanal war ganz mit Eis bedeckt.
Takae konnte nicht mehr ins Streiklokal gehen, sie mußte ihre beiden Kranken pflegen. Durch Genossinnen der Frauenabteilung, die sie zuweilen besuchten, hörte sie, daß die Stimmung der Gruppe ganz gesunken und gebrochen war.
Niedergedrückt saß sie an Okayos Kissen. Dunkel und schwer lastete die Nachricht auf ihren Gedanken, daß die Fabrik die Aussperrung aufgehoben und mit großen Kosten und vieler Mühe etwa dreihundert Streikbrecher gesammelt und mit ihnen die Produktion wieder in Gang gebracht habe.
" Wir suchen Schriftsetzer, Buchdrucker und Anleger", hatte eine einfache, aber sehr große Anzeige in den Zeitungen sich der Sturmflut der Erwerbslosen entgegengeworfen. Es war ein harter Schlag gegen die Streikenden, die so plötzlich die Kälte des Jahresendes doppelt spürten. Die Gesellschaft hatte nach der Generalaktionärsversammlung alle Posten von Direktoren und Angestellten neu besetzt und begann ihre Magazine wieder aufzubauen. Groß aufgemachte Begrüßungsartikel in allen Zeitungen setzten die Kunden von der Wiederaufnahme der Arbeit in Kenntnis. Gleichzeitig ließ die Entlassung von 2700 Streikenden den unbeugsamen Willen Okawas erkennen. Die Einigungsvorschläge der Bürger des Kotshikawabezirks wie der Vermittlungsversuch des Chefs des Kotshikawa-Polizeiamts wurden rundweg abgelehnt. Auch ein buddhistischer Oberpriester hatte aus demselben Grunde Okawa aufgesucht. Der äußerst würdige Priester hielt diesem harten reichen Mann eine Predigt, warnte ihn, auf seine Erfolge und seinen Reichtum stolz zu sein und wollte die Massen retten. Der Priester glaubte, diesen Auftrag vom Himmel selbst erhalten zu haben. Es gab alte Vorbilder, die ihn in seiner Handlungsweise bestärkten. Aber der Weltmann hatte ihn gar keiner Antwort gewürdigt. Nachdem er etwa zehn Minuten lang geredet und sich dann von seinem Sessel erhoben hatte, sagte Okawa nur:
" Ich danke vielmals für Ihre Bemühung. "
Die niedergedrückte Stimmung entstand nicht nur aus all diesen Gründe». Die vielen Opfer hatten große Lücken in die Gruppen der Kämpfer gerissen, und in die leeren Stellen schlichen sich jetzt die Spitzel der Gesellschaft. Im kalten Wind des Jahresendes flatterten traurig die Jahrmarktsfahnen.
Hagimura stand früh auf, steckte seine Füße in die Strohsandalen und verließ zum ersten Male sein Haus. Nur weil bei dem Schlag, den er bekam, der Knochen nicht verletzt war, konnte die stark schmerzende Wunde verhältnismäßig schnell verheilen.
Er wollte sich nach der Lage des Streikbüros erkundigen und dann Takae danken und Okayo besuchen.
Jedesmal wenn er an einen kleinen Stein stieß, fühlte er schmerzhaft seine Kopfwunde.
" Donnerwetter, du läufst ja schon, schadet die das nicht?" schrie Takae laut und erstaunt, als er in der Tür erschien. "Ach, es geht schon wieder, ist gar nicht so schlimm." Er begrüßte den alten Vater, dankte Takae und sah der Okayo, die auf den Matten lag, in das bleiche Gesicht. "Ich habe gehört, du hast Miatji getroffen. "
" Ja", nickte Okayo, dann sagte sie weiter: "Furchtbar - - sein Gesicht." Den Schluß verschluckte sie in der Kehle. Seit sie wieder zu Hause war, lag sie apathisch auf ihren Kissen.
" Ach was, in einem Jahr ist er wieder gesund zurück, es war doch nur der Versuch zu einem Attentat. " Takae wollte die Schwester aufheitern. Aber Hagimura schwieg. "Hat die Gesellschaft die Fabrik wieder aufgemacht?" Takae nickte und fragte dann: "Hat man dir auch deine Entlassung mitgeteilt?" Sie nahm vom leeren Bücherschrank zwei Postkarten und zeigte sie ihm. Der kranke Vater seufzte tief auf. "Haha... entlassen auf Grund der Fabrikordnung... na... nein, ich habe nichts bekommen. "
Er besah die andere Seite der Karte und sagte:
" Die Hunde, sie denken, daß sie mich nicht erst besonders benachrichtigen brauchen. " Er lachte laut, aber dabei schnitt wieder ein heftiger Schmerz durch seinen Kopf.
" Nun, ich werde mal zum Streikbüro gehen." Er sorgte sich ständig um die Streikleitung, die nach dem Sturm auf die Oji-Papierfabrik immer kleiner wurde, die meisten Genossen waren fortwährend in Haft. "Geh' lieber nicht, wenn du unterwegs mit den Banditen zusammentriffst, ist diesmal Schluß mit dir."
Er ging langsam, die Strohsandalen schleppend, nach draußen, in der Tür drehte er sich um und lachte-
" Oh, ich bin ja so schon halb tot, vielleicht ist es besser, wenn sie mich ganz totschlagen. "
Zum Streikleitungsbüro unter dem Haksuan-Abhang war es nur einige 100 Meter. Diese Gegend hier war ganz in der Macht der Streikenden und deshalb auch für ihn sicher.
" Die Gesellschaft hat durch Zeitungsanzeigen wieder Arbeiter eingestellt".... Takaes Worte fielen ihm beim Gehen ein, als er einige unbekannte Arbeiter, die wie Drucker aussahen, in Begleitung von Streckern in das Büro gehen sah.
" Hallo, hallo, Hagimura, wieder gesund - - " Einige Genossen, die sich hier zu schaffen machten, sammelten sich um ihn. "Och nee, du bist nicht gestorben", schrie Ando, der seinen Kopf aus einem Fenster in der ersten Etage heraussteckte. Er arbeitete als Hagimuras Vertreter.
" Was schwatze ich,so einfach stirbt man doch nicht. " Bei Andos rauhem und ehrlichem Ton mußte er nun wirklich lachen, wie seit langem nicht.
" Aber schade, wenn du gestorben wärst, hätten wir dich geehrt wie Liebknecht", sagte Ando, während er Berichte und Bücher ordnete. Die Anwesenden lachten laut und herzlich über die liebevolle Grobheit. "Aber kannst du wirklich schon weder herumlaufen?" "Natürlich. " Hagimura las die Präsenztafel, die Berichte der Abwehrabteilung und der Gruppenzellen. Alle Blätter und Berichte deuteten auf eine große Veränderung. Während dieser letzten zehn Tage, an denen er im Bett lag, hatte sich die Lage der Streikenden zusehends verschlechtert.
Im Büro war keiner von der höchsten Leitung, nur vier oder fünf junge Leute arbeiteten in diesem kritischen Augenblick. "Ando, was sind das für Leute, die ich nicht kenne?" "Die machen mir Kummer, das sind Streikbrecher, die auf das Inserat hin in die Fabrik gegangen sind. Wir haben abgefangen und auf sie eingeredet, aber sie verstehen uns gar nicht", sagte Ando, die Berichte in den Händen.
" Du kannst doch recht geschickt sprechen, versuch' du es doch mal mit ihnen. Matsumoto und Kuroiva sind auch gerade dabei. Es werden jetzt schon immer mehr Streikbrecher. Sie machen mit ihren Redensarten die beiden ganz verrückt. "
Wirklich mußten ja die Streikenden alle Hoffnung verlieren, wenn immer mehr Arbeitswillige in die Fabrik gingen.
Von unten hörte man deutlich die laute Stimme Kuroivas. Hagimura wollte erst die Lage erkunden und stieg die Treppe herab. Unten waren zwei Zimmer voll von Streikbrechern. An einem kleinen Tisch in der Ecke sprachen Kuroiva und der blasse Matsumoto aufgeregt auf die Männer ein und versuchten ihnen die Lage zu erklären. "Dieser Streik geht noch weiter; er fängt erst jetzt wirklich an. Die Gesellschaft erklärt, daß sie uns entlassen hat, aber wir haben die Entlassung gar nicht angenommen, wie können wir mit solcher unvorschriftsmäßigen Entlassung einverstanden sein", schrie Kuroiva, sich auf den Tisch stützend. Aber es blieb ohne Wirkung. "Wir haben im Büro gehört, daß das Entlassungsgeld den Leuten durch Postanweisung zugeschickt worden ist", sagte ein Arbeiter, der an der Säule lehnte, sah seine Kollegen an und fuhr fort: "Es hat keinen Zweck, wir sind nicht hierher gekommen, um ins Streikbüro zu gehen, wir wollen zur Gesellschaft und arbeiten. " Dreißig, vierzig Köpfe nickten ihm zu. "Jawohl, das ist ja lächerlich, laß uns schon gehen." Es waren alles undisziplinierte, unorganisierte Arbeiter, außerdem standen hier ihre eigenen Interessen mit denen der Streikenden in direktem Widerspruch.
" Laßt euch doch nicht betrügen! Jetzt will die Gesellschaft euch einstellen, und wenn der Streik zu Ende ist, wird sie euch wieder fortjagen. " Kuroiva erhitzte sich, aber sie blieben ganz gleichgültig und
kalt.
" Ach, wir sind zufrieden, wenn wir solange Arbeit haben, bis wir wieder rausgejagt werden, wir sind ja bescheiden."
Sie hatten keine Spur von Klassenbewußtsein und dachten nur an ihr eigenes Interesse. Sie wurden immer hartnäckiger. Der Arbeiter, der eben geredet hatte, schrie wieder: "In der Frühe sind wir hierher gekommen, um zu arbeiten, wenn wir jetzt noch lange hier herumreden, werden wir überhaupt nicht mehr eingestellt. "
Diese Erwerbslosen waren auf jeden Fall zufrieden, wenn sie nur Arbeit bekamen.
Je mehr Arbeitswillige zur Streikleitung gebracht wurden, desto hartnackiger wurden sie und drängten, wieder fortzukommen und sich nicht länger ihre Arbeit nehmen zu lassen. Da kamen noch einige, von einem Streikposten begleitet. "Hallo, noch ein paar, erkläre den Brüdern damit sie ein Einsehen haben!" Er ging gleich wieder fort.
In den Morgenzeitungen war die erste Annonce erschienen, und jetzt, zur Mittagszeit, war die Masse der Arbeitswilligen schon nicht mehr zu zählen. Die Streikposten kämpften mit aller Kraft gegen die Schutzkette der Gesellschaft und der Polizei, sie boten alle List auf, um die Streikbrecher abzufangen.
" Kollegen, denkt daran, wie schwer wir bis jetzt gekämpft haben - und wie es mit uns werden soll, wenn ihr die Arbeit aufnehmt - -". Kuroiva starrte mit geröteten Augen auf den Mann an der Säule, der sich am hartnäckigsten wiedersetzte.
" Aber Kollege", sagte ein alter fünfzigjähriger, verhungerter Mann, der neben Kuroiva saß, und hob seine Hand, "ich habe auch nicht zum Spaß meinen Beutel um und um gedreht, um von Fukagawa bis hierher mit der Elektrischen fahren zu können. Ich bin schön ein halbes Jahr ohne Arbeit. Frau und Kinder sind schon ganz vertrocknet. Wenn ich jetzt keine Arbeit bekomme, kann ich das Jahresende nicht überleben. So geht das nicht weiter. " Er zog seine Pelerine fester um sich. "Ich bin schon seit einem Jahr erwerbslos", kam eine Stimme aus den hintersten Reihen.
" Macht keinen Quatsch, laßt uns ruhig an die Arbeit gehen." "Wir machen das nicht zu unserm Vergnügen, wir stehen auf der Grenze zwischen Leben und Verhungern."
" Wirklich, mir ist das schon alles Jacke wie Hose - ne, nicht wenn ihr droht, erst recht nicht, laßt uns in Frieden."
Die Stimmung wurde immer verzweifelter, die Streikbrecher begannen zu lärmen und fühlten sich immer sicherer. Da fuhr Kuroiva auf und brüllte:
" Also, ihr wollt uns verraten, wollt Streikbrecher machen -". Hagimura wollte sich zu ihm durchdrängen, aber die Menschen standen dicht wie eine Mauer.
" Was heißt verraten -!" Mitten in der Menge reckte sich plötzlich ein junger Mann auf, der wie ein Werkstudent aussah, und ging dicht an Kuroiva heran. "Warum sollen wir Verräter sein, was habe ich mit euch überhaupt zu tun? Wenn ich in der Fabrik arbeite, ist es mein fester Wille, mein Recht, das das bürgerliche Gesetz schützt - was seid ihr für Dummköpfe! "
Der kleine Werkstudent glaubte die Streikenden durch seine Worte niedergetrumpft zu haben.
" Richtig, wer streikt, streikt, und wir tun, was wir wollen!" Die Erwerbslosen standen. Da sprang Kuroiva vor, in die Erwerbslosen herein: "Du Lump!", und schlug dem Werkstudenten mit der Faust ins Gesicht, daß der das Gleichgewicht verlor und lang hinschlug. Ein ungeheurer Tumult entstand. Durch den Lärm alarmiert, kamen die Genossen von oben herunter, von außen umstellten die Streikposten das Zimmer.
" Warte doch!" Hagimura drängte sich zu Kuroiva und Matsumoto. "Kollegen, ihr könnt ja gehen, wenn ihr wollt, aber erst seid mal ruhig, ich möchte auch etwas sagen!"
" Na, sag schon!" "Das ist doch keine Sache, gleich zu schlagen!" - aber sie beruhigten sich schnell, weil sie jetzt fortkommen sollten. "Ihr könnt natürlich gehen, aber mir scheint, ihr habt gar nicht verstanden, was bis jetzt geredet worden ist. Deshalb hört erst einmal zu, was ich euch zu sagen habe, nachher könnt ihr meinetwegen fortgehen, Hagimura trat hinter den Tisch.
" Gut, wir hören zu, aber dann laßt uns in Frieden gehen!" Die Leute beruhigten sich schnell und setzten sich wieder. "Ich kenne doch selbst die meisten von euch, es ist nicht schön, man muß es vermeiden, sich unter Kollegen zu zanken; wir haben doch alle denselben Beruf -"
" Natürlich! - Selbstverständlich!" riefen die Leute, die noch in Aufregung waren.
" Jawohl ja, selbstverständlich", sagte Hagimura und sah zu den Rufenden hin. "Genauso wie ihr durch die lange Arbeitslosigkeit leidet, haben wir durch diesen siebzig Tage dauernden Streik gelitten; da ist es bestimmt nicht richtig, wenn wir, die dasselbe zu leiden haben, uns in den Haaren liegen und zanken."
Seine witzige Schlußfolgerung machte die Stimmung der Leute zugänglicher.
" Wir sind Brüder und müssen selbstverständlich erreichen, daß es allen gut geht. Aber wenn ihr Arbeit nehmt, verlieren wir. " Hagimura sah, daß der Werkstudent das Zimmer verlassen wollte, er wischte sich das Blut von der Nase.
" Hallo, wart' doch mal einen Augenblick - sag' mir mal, wie denkst du denn darüber?"
Der Student versteckte sich wieder hinter den Rücken, weil alle Blicke auf ihn Ger waren.
" Wir Streikenden sind nicht etwa neidisch darauf, daß ihr Arbeit bekommt, wir wollen euch absolut nicht davon abhalten; aber ihr müßt verstehen, wie Kollege Kuroiva euch schon erzählt hat, daß dieser Streik ausgebrochen ist, weil achtunddreißig Arbeiter aus der Schriftgießerei entlassen wurden - wenn wir nun so denken, du bist du und ich bin ich, wie der Mann da im schwarzen Mantel gesagt hat, dann brauchten wir jetzt nicht unter dem kalten Himmel mit hungrigem Bauch zu sitzen... " Hagimura redete weiter und vergaß ganz, wie ihn der Kopf schmerzte. "Aber ihr müßt als Arbeiter auch einsehen, was das heißt, daß hier dreißigtausend Menschen auf Leben und Tod für diese achtunddreißig kämpfen, versteht ihr nicht diesen unerhörten Mut, begreift ihr nicht diese Macht...?" Hagimura hob seine Stimme, die Erwerbslosen saßen schweigend mit gesenkten Köpfen. Da holte Matsumoto die alte Gewerkschaftsfahne herunter.
" Kollegen, hebt die Köpfe auf und schaut auf diese Fahne! Diese Fahne ist das Symbol der dreitausend Streikenden - der Geist der Opfer in den Gefängnissen! Die Qualen der verstorbenen Genossen, die Schreie der wahnsinnig gewordenen Frauen, all das ist eingedrungen, eingewebt in das rote Tuch!"
Die Fahne hing schwer herab. Das Tuch war von vielen Flecken gefärbt. Jeder Fleck hatte einen tiefen Sinn. Die Männer saßen mit gesenkten Köpfen.
" Kollegen, Genossen, ich möchte genau wissen, ob ihr mich verstanden habt. Hier steht unsere Fahne, unsere rote Fahne - ihr, die ihr mich nicht verstanden habt, geht über diese Fahne, zertretet diese Fahne und geht, geht, ganz gleich, ob in die Fabrik oder irgendwo anders hin..!'
Den Männern stieg es heiß die Kehle hoch, einige husteten kurz, aber keiner wagte sich zu bewegen.

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