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Sunao Tokunaga - Stille Berge (1948)
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Auf dem Fabrikhof war ein Netz gespannt. Der Direktor und der Verwaltungschef spielten Tennis. Der kleine Balljunge lachte über den Direktor; es sah ja auch zu komisch aus, wie er mit seinem dicken Bauch hin und her rannte.
Es war still und einsam auf dem Fabrikhof, den die letzten Strahlen der untergehenden Sonne beleuchteten. Es gab jetzt viel Arbeit auf den Feldern - die Gerste wurde gejätet, Kartoffeln wurden gelegt und Reissetzlinge gepflanzt; deshalb beeilten sich die Arbeiter, die in den Dörfern wohnten, abends heimzukommen. Im Arbeiterinnenheim schauten einige Frauen aus den Fenstern. Sie hatten die Ellbogen auf die Simse gestützt und trugen ihre Arbeitsjacken über den Nachtkimonos.
Aber die Ruhe war trügerisch. In diesem Augenblick fanden zwei Versammlungen in der Fabrik statt, bei denen es sehr lebhaft zuging. Den beiden Männern auf dem Fabrikhof, die an diesem stillen und scheinbar schläfrigen Abend einander den Ball zuwarfen, war es durchaus nicht gleichgültig, was dort geschah.
Der Junge lachte hellauf. Ein heftiger Schlag hatte den Ball weit aus dem Spielfeld getrieben. Sagara blieb stehen und ließ den Tennisschläger sinken. „Na, wie ist es? Machen wir Schluss?" Der Verwaltungschef, ein großer junger Mann, kam auf den Direktor zu und nahm den Zelluloidschirm von der Stirn, der seine Augen gegen die Sonne schützte.
„Sie spielen wirklich meisterhaft, Direktor, das muss man sagen!"
Direktor Sagara prustete und wischte sich mit dem Taschentuch den Schweiß vom Gesicht.
„Na, hören Sie mal! Erst treiben Sie einen in die Enge, und dann machen Sie sich noch lustig!"
Der Junge brachte einen Eimer Wasser, ein Stück Seife und ein Handtuch. Während die beiden Spieler sich die Hände wuschen, fragte der Direktor: „Was meinen Sie, kann man den Absolventen unserer Abendschule den Titel ,Angestellte zweiten Grades' geben? Vereinbart sich das mit der Betriebsordnung?" „Mit der Betriebsordnung? Nun, es gibt viele Beispiele dafür, aber..."
Der Verwaltungschef trocknete sich die Hände, bot seinem Partner eine Zigarette an und reichte ihm Feuer.
„Gibt es unter den Fabrikarbeitern solche verdienstvollen Leute?"
„Was sagen Sie - verdienstvolle? Hm, nun ja, was heißt verdienstvoll", antwortete der Direktor unbestimmt und stieß eine Wolke Tabakrauch aus. „Na gut, wir werden sehen. Ich werde dann mit Ihnen sprechen."
Er warf das Jackett, das ihm der Junge gebracht hatte, über den Arm und ging, noch immer vom Spiel erhitzt, die Galerie entlang. An der Ecke machte er kehrt.
„Ich will doch mal in die Versammlung der Jugendsektion schauen!"
Der Verwaltungschef hatte seine Jacke korrekt angezogen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.„Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie sich dort nicht zu oft zeigten. Sie könnten in eine peinliche Lage geraten." „Hm..."
„Es ist doch noch nicht bekannt, wie die Sowjetunion im Kontrollrat für Japan auftreten wird."
Sagara runzelte die Stirn und zog seinen feisten Hals zwischen die Schultern, blähte seine kurze Nase und schob die Oberlippe vor. Es war vergebliche Mühe, ihn überzeugen zu wollen. Er nickte, als erkenne er die Begründung des Verwaltungschefs an, rückte den Schirm seiner Sportmütze zurecht, machte eine Schwenkung mit seinem dicken Bauch und ging davon.

Die Komiteemitglieder waren so aufgeregt, dass keiner bemerkte, wie Sagara gemächlich an den Fenstern des Gewerkschaftsraumes vorüberschritt.
„Vorsitzender! Ich bitte ums Wort", verlangte Takenoutschi Tadaitschi und beugte sich weit über den Tisch. „Lassen Sie uns offen sprechen! Gibt es in der Gewerkschaft Kommunisten oder nicht?" fragte er laut und warf Araki einen misstrauischen Blick zu.
Araki, der den Vorsitz führte, antwortete nicht.
Wie in allen Gewerkschaftsorganisationen Japans nach dem Kriege, bestanden die ersten Gewerkschaftskomitees im Werk Kawasoi aus Meistern und Werkhallenleitern. Einfache Arbeiter waren nicht dabei.
„Beunruhigt Sie das so sehr?" fragte Nakatani und nahm eine Prise Tabak aus seinem Beutel.
Takenoutschi wandte sich brüsk zu ihm um. „Jawohl, das beunruhigt mich! Weil Missverständnisse auftreten können, wenn solche Artikel über uns in der Zeitung erscheinen. Die öffentliche Meinung..." Er trommelte mit den Fingern auf den Zeitungsausschnitt.
„Nicht wahr?" Er machte eine Kopfbewegung zu Tschidschiwa hin.
„Nun, Takenoutschikun, du bist doch, soviel ich weiß, Mitglied der Sozialistischen Partei? Und die Sozialistische Partei erlässt doch auch allerhand Aufrufe - oder nicht?" bemerkte Kassawara.
Alle lachten. Takenoutschi war aufs äußerste gereizt und wollte etwas erwidern, aber er fand nicht die passenden Worte.
„Trotzdem...", begann Tschidschiwa und blickte wie gewöhnlich von einem zum andern. „Natürlich wird die Freiheit des Denkens durch das Potsdamer Abkommen garantiert, wie der Vorsitzende des Komitees sagt. Trotzdem... Die Sozialistische Partei handelt stets legal, während die Kommunistische Partei..." Er suchte nach einer Begründung für seine Einwände.
„Die Kommunistische Partei ist ebenfalls legal", unterbrach ihn Nakatani lachend, und Tschidschiwa schrie aufgebracht: „Bitte keine Zwischenrufe! Die Kommunistische Partei... Na schön, zugegeben, die Kommunistische Partei ist auch legal. Aber wenn so ein Artikel erscheint und die Stimmung der Gewerkschaftsmitglieder zu beeinflussen droht, dann müssen wir einen entsprechenden Aufruf erlassen."
„Richtig!" bestätigte Takenoutschi und hob den Kopf. „Man muss Klarheit schaffen! Wenn es in der Gewerkschaft Kommunisten gibt, dann gibt es welche, und wenn nicht, dann nicht!"
Eine heftige Diskussion begann. Einige Mitglieder des Gewerkschaftskomitees - der Obermeister der Montagehalle eins, Tsurutama, und andere - beteiligten sich nicht daran, sondern beobachteten gespannt die Streitenden. „Wollen wir abstimmen, Herr Vorsitzender?" fragte Takenoutschi ironisch lächelnd.
Araki hielt seinem höhnischen Blick ruhig stand. Er schwieg eine Weile. Arakis Schweigen aber bedeutete stets, dass er eine Antwort bereit hatte, die dem Gegner die Sprache verschlagen würde. Langsam hob er das Feuerzeug an seine Tabakspfeife, rauchte sie an, nahm sie aus dem Mund und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
„Wir wissen nicht, ob zurzeit Mitglieder der Kommunistischen Partei unter uns sind. Aber selbst wenn es im Augenblick keine gibt, so ist es möglich, dass es in Zukunft welche geben wird. Bei der Sozialistischen Partei liegen die Dinge, soviel ich weiß, ebenso. Sogar unter den Mitgliedern der ,Tenrju-Gesellschaft' soll es eine ganze Menge Angehörige der Sozialistischen Partei geben. Die Gewerkschaft ist keine politische Organisation, und es gehört nicht zu ihren Aufgaben, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. So betrachtet auch die Gewerkschaftsorganisation des Hauptwerkes die Sache. Mich interessiert jedoch, wie die übrigen Mitglieder des Gewerkschaftskomitees darüber denken - Tsurutamasan zum Beispiel. Ich hätte gern seine Ansicht und die der andern Kollegen gehört."
Obermeister Tsurutama und die andern bisher Unbeteiligten nickten erleichtert, als Araki so energisch auftrat, und schlossen sich seiner Meinung an.
Araki lehnte sich im Stuhl zurück. „Eine Verleumdung durch die Zeitung ist sinnlos und erreicht niemals ihren Zweck. Ist es nicht so, Tschidschiwasan?"

Als Sagara, noch immer mit der gleichen sorglosen Miene, die Galerie entlang schritt und in den Saal blickte, in dem die Jugendsektion der Gewerkschaft ihre Versammlung abhielt; stellte er fest, dass dort die Lage noch viel gespannter war.
Ikenobe führte den Vorsitz, und auf der Männerseite des Saales stand hochaufgerichtet ein junger Bursche in Soldatenuniform. Er hatte einen Fetzen Papier in der Hand und gab Erklärungen zu dem soeben eingebrachten Vorschlag ab, dass Mitglieder des Kommunistischen Jugendverbandes „kein Recht" haben sollten, „der Jugendsektion der Gewerkschaft beizutreten". „Lauter!" rief der Vorsitzende.
Der Bursche blickte verwirrt zur Seite; dann las er stockend, als könnte er die Schrift auf dem Zettel nur mit Mühe entziffern, weiter: „Der Grund dafür... liegt darin... darin, dass sie der Kommunistischen Partei nahestehen... Die Kommunistische Partei... beleidigt erstens Seine Majestät den Kaiser... Zweitens will sie alle reinen Sitten und schönen Bräuche...
das patriarchalische System... äh... unseres Landes Japan vernichten... Drittens lehnt sie... das Privateigentum ab."
Dieser junge Mann war erst vor kurzem heimgekehrt. Er arbeitete als Lagerverwalter in der Werkzeugabteilung. Die Zuhörer verstanden ihn schlecht; denn seine Rede enthielt allzu viele Fremdwörter. Trotzdem wurden alle Anwesenden unruhig, weil sie sahen, was sich hinter diesen Ausführungen verbarg.
Über dem Platz des Vorsitzenden hingen Plakate, auf denen mit Tusche geschrieben stand: „Für allgemeine Teilnahme an der Demonstration am 1. Mai!" -„Wir verlangen Kulturinstitute für die Jugend!" -„Wir schaffen Aktionstrupps der Jugend!"
Es war die erste Versammlung nach der Gründung der Jugendsektion der Gewerkschaft. Ungefähr zweihundert junge Leute waren erschienen; zwei Drittel davon waren Mädchen. Bis zum Auftritt jenes Burschen war die Diskussion über die einzelnen Fragen von lebhaften Zwischenrufen, Gelächter und beifälligen Äußerungen begleitet gewesen.
Ikenobe erhob sich: „Wir haben die Erklärungen zu dem eingebrachten Vorschlag gehört. Wer hat noch eine Frage?" „Es liegt noch ein Antrag vor!"
Wie nicht anders zu erwarten war, kam dieser Ruf aus der Ecke, in der eng zusammengedrängt ungefähr zwanzig Angehörige der „Tenrju-Gesellschaft" saßen. Es war ganz unverkennbar Schimas Stimme, der eigentlich gar nicht mehr zur Jugend gehörte. Er zog die
Militärmütze tief in die Stirn und versuchte, sein Gesicht zu verdecken. Man sah, dass er den Mitgliedern der „Tenrju-Gesellschaft" Anweisungen erteilte.
Wieder stand ein junger Mann in Uniform auf und las etwas von einem Zettel ab. „Wenn man... äh... unser Japan mit einer Familie vergleichen will, so ist Seine Majestät der Kaiser das Oberhaupt dieser Familie. Es läuft auf dasselbe hinaus, ob man ein Land leitet oder eine Familie."
Komatsu Nobujoschi, der stellvertretende Vorsitzende, hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt, die Hände in den Hosentaschen, mit der gleichgültigen Miene eines Menschen, den das, was rings um ihn vorgeht, nicht im Geringsten berührt. „He, Vorsitzender! Noch ein Antrag!" Es war offensichtlich, dass jedesmal derselbe Text verlesen wurde - ein organisierter Störungsversuch. Es wurde laut im Saal, und aller Augen wandten sich Furukawa und Onoki zu, die neben dem Podium auf den Plätzen für das Sektionsaktiv saßen.
Zu Beginn der Versammlung hatte Furukawa Bericht erstattet und einen Resolutionsentwurf vorgelegt. Dann kamen auf einmal diese überraschenden Anträge... Seitdem hatte sich Furukawa nicht mehr gerührt; er schien ganz und gar mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
„Ich bitte ums Wort!" rief Komatsu. „Ich bin an dem soeben eingebrachten Kollektivantrag beteiligt!"
Beim Klang dieser Stimme zuckte Furukawa zusammen und hob den Kopf.
Ohne den Vorsitzenden zu beachten, stieg Komatsu auf das Podium.
Sein Auftreten war ein Verstoß gegen die Versammlungsordnung.
Onoki und einige andere protestierten heftig, aber dem Vorsitzenden Ikenobe gelang es nicht, die Ordnung wiederherzustellen.
Inzwischen hatten sich Jamanaka Kiku und Kassuga Schinobu aus der Gruppe der Jungkommunisten gelöst und unbemerkt bis an den Tisch des Aktivs durchgeschlängelt. Sie flüsterten Hatsue etwas ins Ohr, die ihre Mitteilung sofort an Furukawa und Onoki weitergab. Wie sich herausstellte, hatten die Mitglieder der „Tenrju-Gesellschaft" die Zeitung mit dem berüchtigten Artikel über das „Kommunistennest" Kawasoi herumgereicht. „Ich glaube, es ist jedem klar, dass zwischen dem Kommunistischen Jugendverband und der Kommunistischen Partei kein Unterschied besteht", begann Komatsu.
„Richtig! Stimmt!" pflichteten die Mitglieder der „Tenrju-Gesellschaft" bei. Komatsu war bleich und ungewöhnlich erregt. Während er sprach, schüttelte er von Zeit zu Zeit die Faust.
„Zugegeben, dass heutzutage die freie Meinungsäußerung gestattet ist... Aber wie sollen wir die Kommunisten nennen, die unsere herrlichen Traditionen, das patriarchalische System, die Altersordnung, die Regulierung des ganzen Lebens durch den Familienältesten zerstören wollen?"
Bei den Worten Komatsus geriet Furukawa in Wut. Er stürzte auf das Podium. „Die Kommunisten zerstören die Familie nicht! Im Gegenteil, die Kommunisten erstreben bessere Familienverhältnisse." Furukawa sprach hastig und gestikulierte wild. Aber er war kein Araki; es ging über seine Kräfte, sich Auge in Auge mit dem Gegner zu messen und dessen vorbereitete, wohldurchdachte Angriffe abzuwehren. „Die japanische Familie auf dem Lande ist feudalistisch. Und in der Stadt ist sie bürgerlich. Versteht ihr? Was ist die Familie? Wie bezeichnet Engels die Familie?" Er verzog das Gesicht, legte die Hand an die Stirn, überlegte und fuhr fort: „Die monogame Familie ist gegründet auf die Herrschaft des Mannes. Versteht ihr?"
Die Jungkommunisten hörten ihm aufmerksam zu, die andern blieben gleichgültig. Die meisten der anwesenden Jungen und Mädchen stammten aus Bauernfamilien und begriffen nicht, was Furukawa sagte. Als aber die Mitglieder der „Tenrju-Gesellschaft" brüllten: „Nieder mit den Kommunisten! Runter mit dir!" gerieten sie ebenfalls in Bewegung. „Das patriarchalische System in Japan besteht unverändert seit Jahrtausenden", erklärte Komatsu. „Die Kommunisten wollen das Privateigentum und die Familie vernichten! Genug! Ich verlange, dass über diese Frage abgestimmt wird."
Der Beifall der „Tenrju"-Leute übertönte seine letzten Worte und die wütenden Zwischenrufe Furukawas. „So hört mich doch an!... Der Jugendverband lehnt das Privateigentum nicht ab... Das ist Verleumdung... Demagogie!" stieß er hervor. „Ruhe! Ruhe!" beschwichtigte der Vorsitzende.
Einige, die sich durch die provokatorische Rede Komatsus beeinflussen ließen, schrien mit den „Ternju"-Leuten: „Abstimmen! Abstimmen!"
Da konnte sich Onoki nicht länger beherrschen. Er sprang vor und rief: „Hört mal zu! Seht mich an! Jaja, mich!" Er warf den Kopf in den Nacken und zeigte mit dem Finger auf sein Gesicht. „Ich bin Jungkommunist! Habe ich wirklich eine so scheußliche Fratze, dass man denken könnte, ich wäre zu all diesen Gemeinheiten fähig, von denen hier gesprochen wurde? Seht mich doch einmal genau an!"
Die „Tenrju"-Leute tobten und wollten Onoki zum Schweigen bringen, aber man applaudierte ihm bereits. Besonders lange und herzlich klatschten die Arbeiterinnen, unter denen es viel Jungkommunisten gab.
„Aber diese Burschen... Ja, die dort..." - Onoki wies auf die lärmenden „Tenrju"-Leute - „bombardieren uns schon lange mit solchen gemeinen Vorwürfen. Dabei handelt es sich doch nur darum, wer tatsächlich die Interessen der Arbeiter vertritt!"
Zornsprühend ging Onoki an seinen Platz.
Stimmzettel wurden verteilt, und die Abstimmung begann.
Furukawa stand wie erstarrt. Wenn alle Jungkommunisten dagegen stimmten, so bedeutete das ungefähr neunzig Stimmen. Es war der erste Zwischenfall dieser Art, und Furukawa war nicht sicher, ob man sich auf die Einmütigkeit der Jungkommunisten verlassen konnte. Seine Kehle wurde trocken, sein Gesicht brannte. Doch im Grunde hatte er keine Angst vor der Abstimmung; ihn empörten das dreiste Benehmen und die Frechheit der „Tenrju"-Leute. Viele von ihnen trugen Uniformen. Alle Demobilisierten, die in die Fabrik zurückkamen, wurden sofort in diese Gesellschaft gezogen.
Furukawa beobachtete die Mitglieder der „Tenrju-Gesellschaft" aufmerksam und fühlte, wie der Hass, ein kalter Hass, den er nie zuvor gekannt hatte, sein ganzes Wesen durchdrang.
„Ausgegebene Stimmzettel 203, ungültig 51", verkündete Ikonobe. Neben ihm standen die Mitglieder der Zählkommission, zu denen auch Vertreter der „Tenrju-Gesellschaft" gehörten. „Für die vorgeschlagene Resolution stimmten 69, dagegen 83."
Als der Applaus der Jungkommunisten aufbrandete, fühlte Furukawa, dass er nahe daran war, das Bewusstsein zu verlieren. Er lief auf die Galerie hinaus und trank einen Schluck Wasser. Tränen verdunkelten seinen Blick. Das war sie - die Kraft der Organisation!
„Einen Augenblick!" Eine Hand legte sich auf seine Schulter. „Du bist doch Furukawa, wenn ich nicht irre?"
Furukawa hob den Kopf. Kalte Augen, die in krassem Gegensatz zu einem freundlichen Lächeln standen, blickten ihn unter dem Schirm einer Sportmütze hervor an. „Na, wie geht's?"
Es war Direktor Sagara!
„Wie bitte?" fragte Furukawa. Er begriff nicht, was der Direktor von ihm wollte. „Du bist ja ein Prachtkerl geworden!" Der Direktor warf sein Jackett auf den anderen Arm und berührte wieder Furukawas Schulter. Blitzartig dachte Furukawa an die Zeit, da er im Werk Oi gearbeitet hatte und das graue Bärtchen unter der kurzen, breiten Nase im Gesicht des Direktors noch schwarz gewesen war. „Besuch mich doch mal in meiner Wohnung, ja?"

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