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Sunao Tokunaga - Stille Berge (1948)
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In Begleitung von Jamanaka Kisuke, der eine Konservenbüchse voll Kleister trug, stieg Furukawa Schiro, einen Packen Aufrufe unter dem Arm, von Stockwerk zu Stockwerk, ging von Werkhalle zu Werkhalle, von der Schleiferei in die Werkzeugabteilung, von der Montagehalle in die Kontrollabteilung. Wenigstens das will ich tun, wenn ich schon zu nichts anderem tauge, schien sein Gesicht zu sagen.
Allmählich begann ihm seine Beschäftigung Freude zu machen. Allerdings hätte er den Grund nicht zu nennen gewusst. Er geriet in eine übermütige Stimmung wie in seiner Knabenzeit, wenn er mit den andern Herbstfeuer am Flussufer anzündete.
Die Aufregung der älteren Meister belustigte ihn.
Er stieg ins erste Stockwerk hinauf und betrat die Montagehalle eins, wo die elektrischen Uhren und Drehzahlmesser zusammengesetzt wurden; hier arbeiteten viele Frauen.
Schiro näherte sich dem Tisch des Obermeisters und neigte den Kopf.
„Guten Tag. Ich möchte gern einen von diesen Zetteln ankleben."
Der Meister, ein Mann von etwa vierzig Jahren, betrachtete Schiro, der inzwischen an ihm vorbeigegangen war und die Wand hinter dem Arbeitstisch musterte, erstaunt durch seine Brillengläser.
„Was ist das für eine Bekanntmachung?" fragte der Meister.
„Einen Augenblick... so, ja..." Schiro kletterte ohne weiteres auf den Stuhl, von dem sich der Meister soeben erhoben hatte, warf einen Blick über die ganze Werkhalle, und gerade, als alle zu ihm hinsahen, klebte er den Aufruf sorgfältig und fest an. Der Meister las ihn, erschrak, lief aufgeregt hin und her; doch die Augen der Arbeiter hingen wie gebannt an dem Plakat; es wäre dumm, wenn man es wieder abreißen würde.
„He, he, warte mal..."
Schiro war schon an der Tür, als der Meister ihn einholte. An den Ölflecken auf Schiros schmutziger Uniform konnte man sofort erkennen, dass er in der Dreherei arbeitete.
„Wer hat befohlen, das Plakat anzukleben?"
Doch dann überlegte der Meister, es wäre am besten, wenn der Kleber das Plakat selbst entfernte. „Hör mal", sagte er, „das geht aber nicht! Nimm es wieder ab." „Nein, das lassen wir hängen..." Schiro machte eine abweisende Handbewegung. Der Meister wurde wütend. „Runter damit, hörst du? Was ist das für eine ,Initiativgruppe'? Ein Meister aus eurer Dreherei, ja?"
Schiro verlor für einen Augenblick die Fassung. Er ließ den Kopf hängen und schob die Unterlippe vor. Jamanaka Kisuke beobachtete unruhig sein verlegenes Gesicht. Doch dann blickte Schiro auf, und um seine Augen bildeten sich zahllose Fältchen. „Was das ist? Das ist... äh... wie soll ich sagen... Das ist unser Recht als Arbeiter, ja, das ist es!" stieß er hervor. „Das Recht der Arbeiter?" „Jawohl!"
Schiro ließ den verdutzten Meister einfach stehen und ging in die Kontrollabteilung.
Er wunderte sich, dass die Worte, die er ohne langes Nachdenken ausgesprochen hatte, solch eine unerwartete Wirkung erzielten. Die Sache begann ihn immer mehr zu reizen.
Der Obermeister der Kontrollabteilung erwies sich als ziemlich hartnäckig. Er stierte Furukawa böse an.
„Das geht nicht, sage ich dir!" brüllte er und zog den Stuhl zurück, auf den Schiro steigen wollte. „Das darf hier nicht angeklebt werden!"
„Wo befehlen Sie es denn sonst anzukleben?" schrie Schiro noch lauter als der Meister. Sein Gesicht nahm einen drohenden Ausdruck an.
Als er die Kontrollabteilung verlassen hatte, blieb er auf dem Korridor stehen. „Das Recht der Arbeiter... Das Recht der Arbeiter..." Er zog die Broschüre über die Gewerkschaften, die er neuerdings stets bei sich hatte, aus der Hosentasche und begann, hastig darin zu blättern.
Gewiss stand da ein Satz über die Rechte des Arbeiters.
Schiro hatte, seit er diese Broschüre besaß, schon ein paarmal angefangen, sie zu lesen; aber er war stets darüber eingeschlafen. All das war ihm abseitig vorgekommen, ohne jede Beziehung zu seinem täglichen Leben. Er hatte das Gefühl gehabt, dass niemand seinen Kummer verstehen könne.
Und nun klebte er Aufrufe an, da er glaubte, Araki moralisch verpflichtet zu sein. Gegen eine Erhöhung der Löhne hatte er gar nichts; aber er wusste, dass sich für ihn nichts ändern, dass seine tote Mutter nicht wiederkommen würde, selbst wenn man ihm einen vielfachen Lohn zahlte. Schiro wollte etwas Großes vollbringen, etwas, das sein ganzes Leben bis auf den Grund verändern würde... Seit Araki ihn beschimpft und beschämt hatte, war er überzeugt, ein verlorener Mensch zu sein, der zu nichts mehr taugte. Aber worin lag seine Schuld? Warum war er in diesen Zustand geraten? Solange er keine Antwort auf diese Frage fand, kümmerte ihn nichts anderes.
Aha, hier ist es: „Die selbständige Gründung von Gewerkschaften ist das Recht der Arbeiter, entsprechend dem Geist des Potsdamer Abkommens..."
Das ist gut, sehr gut! Befriedigt steckte Schiro die Broschüre in die Tasche und ging weiter. Jamanaka Kisuke folgte ihm. Als Schiro zum ersten Male einen Blick in die Broschüre geworfen hatte, waren ihm die Worte „Recht der Arbeiter" aufgefallen. Sie hatten sich ihm eingeprägt, und bei der Unterhaltung mit dem Meister der Montagehalle eins waren sie ihm ganz von selbst über die Lippen gekommen.
Plötzlich tauchte ein Gegner vor Schiro auf, den man nicht durch die Berufung auf das „Recht der Arbeiter" aus dem Felde schlagen konnte. Als er und Kisuke die belebteste Stelle der Fabrik — die Galerie mit der Kontrolluhr - erreichten und Schiro auf Kisukes Schultern stieg, um den Aufruf ans Geländer zu kleben, traten unvermutet zwei Wachmänner auf sie zu. „Habt ihr die Erlaubnis des Direktors?" fragten sie. — Schiro ließ sich nicht einschüchtern. „Was hat das mit dem Direktor zu tun?" Aber ihm war nicht ganz wohl dabei zumute. Die Wachleute standen schon lange im Dienst der Fabrik; das Argument „Rechte der Arbeiter" machte nicht den geringsten Eindruck auf sie. Sie wiederholten nur immerzu: „Habt ihr die Erlaubnis des Direktors oder nicht?" Schiro war verwirrt; er wusste nicht, was er antworten sollte; da streckte einer der Wachleute, ein langer Kerl, die Hand nach dem Plakat aus.
„Halt, warte!"
Schiro stellte sich mit dem Rücken vor das Plakat, zog seine Broschüre aus der Tasche, breitete sie auf dem Brett unter der Kontrolluhr aus und begann zu lesen. Er hätte es nicht erklären können, aber er fühlte, dass die Wachmänner kein Recht hatten, den Aufruf herunterzureißen. Fieberhaft blätterte er in der Broschüre und suchte nach Sätzen, die auf diese Tölpel wirken könnten.
Da knackte das Telefon. Sie riefen gewiss den Direktor an...
„Na schön", schrie Schiro durch das kleine Fenster des Pförtnerhäuschens. „Wenn ihr den Direktor anruft, dann ruft nur auch gleich die an, die das Potsdamer Abkommen gemacht haben, und fragt sie, ob man diesen Aufruf abreißen darf oder nicht!"

Am Nachmittag des nächsten Tages fand im Arbeitszimmer  des  Direktors  eine  außerordentliche Sitzung der Werkleitung statt. Ungefähr zehn Personen hatten sich versammelt; unter ihnen der Chef der Produktionsabteilung, der Verwaltungschef und der Leiter der Personalabteilung. Keiner wollte so recht mit der Sprache heraus. „Nun, jedenfalls muss man sie herrufen..." Der Verwaltungschef sah den Direktor an und drückte auf den Klingelknopf. Die Tür wurde geöffnet, und auf der Schwelle erschien Torisawa Ren in roter Bluse und dunkelblauem Rock. Ihre Lippen glänzten, als ob sie Rot aufgelegt hätte.
„Rufen Sie Arakikun aus der Dreherei, Kassawarakun aus der Montagehalle zwei und Nakatani von der Versuchsabteilung, verstanden? Sie sollen unverzüglich zum Direktor kommen."
Ren wandte sich um und wollte gehen, aber die erregte Stimme des Direktors hielt sie zurück: „Takenoutschi Tadaitschi soll auch herkommen."
Sagara stand auf, trat ans Fenster und zog die Vorhänge zu.
Der Arbeitstag war zu Ende. Der Fabrikhof lag im Schein der untergehenden Sonne.
Der Direktor konnte nicht verstehen, warum die Abteilungsleiter so zurückhaltend waren; es sah fast aus, als fürchteten sie sich vor irgendetwas. Natürlich hatte sich die Lage verändert, und man musste schon ein paar Zugeständnisse machen. Aber das ging zu weit! In einigen Werkhallen hatten diese Aufrufe unangetastet bis heute Vormittag gehangen. Mehr noch, unter den Meistern hatten sich einige bereitgefunden, an der Versammlung im Speisesaal teilzunehmen. Dreißig Leute waren dort gewesen, wie man sagte. Und jetzt benahmen sich die Abteilungsleiter, die für Ruhe und Ordnung in der Fabrik verantwortlich waren, als ginge sie das alles gar nichts an. Meinten das der Verwaltungschef und die anderen vielleicht auch? Sagara war wütend über die Gleichgültigkeit seiner Untergebenen.
„Aber, Herr Direktor... äh..., wie soll ich sagen... äh... wenn die Arbeiter erklären, sie hätten die Absicht, eine Gewerkschaft zu gründen, so hat die Company kein Recht, das zu verhindern", bemerkte Tschidschiwa von neuem. Er hatte das schon mehrmals gesagt. Die andern schwiegen.
Der Direktor ging nicht auf Tschidschiwas Worte ein. Dieser Schwätzer! Es war doch so: Bisher lag kein Befehl der Besatzungsmächte vor, Gewerkschaften zu bilden, folglich musste man verhindern, dass sich die Arbeiter zusammenschlossen.
Direktor Sagara wusste, dass es im Hauptwerk der Company seit Ende des vergangenen Jahres eine Gewerkschaft gab. Die Arbeiter forderten höhere Löhne, und vor einigen Tagen war dort ein Streik ausgebrochen, den die Company mit allen Kräften zu unterdrücken suchte. Er wusste auch durch Takenoutschi, dass Araki in Tokio gewesen war und wahrscheinlich Verbindung mit den „Rädelsführern" aufgenommen hatte. Er bemühte sich bereits, einen Vorwand zu finden, um Araki hinauszuwerfen. Andererseits war er der Ansicht, dass der abgelegene Bezirk am Suwasee nicht mit Tokio oder Jokohama zu vergleichen sei; deshalb war es schwierig, den Eindruck richtig zu beurteilen, den die Proklamation auf die Arbeiter ausübte.
„...weil Japan das Potsdamer Abkommen als eine der Kapitulationsbedingungen angenommen hat...", redete Tschidschiwa mit wachsendem Eifer drauflos, verstummte aber plötzlich erschrocken, als er den kalten, undurchdringlichen Blick Komatsus auf sich gerichtet sah.
„Sie erklären sich also mit der Kommunistischen Partei solidarisch?" fragte Komatsu. „Nein, nein, wo denken Sie hin... Die Kommunistische Partei - das ist etwas ganz anderes..." Tschidschiwa fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. „Sie haben mich falsch verstanden... wie kann man nur! Das ist etwas ganz anderes! Die Gewerkschaft - das ist Demokratie..." Der Verwaltungschef lachte laut auf. Er war ein Mann von dreiunddreißig Jahren, der an der Universität Kejo Finanzwirtschaft studiert hatte. Nach dem Kriege war er einer der ersten, die wieder Zivil anzogen und sich die Haare lang wachsen ließen. Er veröffentlichte in der Lokalpresse häufig Artikel über Finanzfragen und erfreute sich dadurch einer größeren Popularität im Bezirk als der Direktor selbst. „Komatsusan drückt sich recht undemokratisch aus..." Das Lachen des Verwaltungschefs flößte Tschidschiwa neuen Mut ein; er wurde ruhiger. „Sie scheinen zu glauben, Gewerkschaft und Kommunistische Partei seien ein und dasselbe." „Jawohl. Die Gewerkschaft - das ist nichts anderes als Kommunismus. Ich bin überzeugt, dass all das schließlich gegen den Kaiser gerichtet ist und den Untergang unseres Landes zum Ziel hat", zischte Komatsu und richtete sich auf.
Nun lächelte sogar der Chef der Produktionsabteilung. Dieser Mann, ein ehemaliger technischer Zeichner, war älter als Sagara und stand länger im Dienst der Company als der Direktor. Die Anwesenden missbilligten Komatsus Standpunkt; aber sie wussten, dass die Ereignisse im Hauptwerk und die Erregung, die seit dem letzten Abend in den eigenen Werkhallen herrschte, einen gewissen Einfluss auf die Angestellten ausübten.
„Demokratie heißt: jedem, dem Arbeiter wie dem Kapitalisten, volle Freiheit zubilligen und die Grundrechte des Menschen anerkennen", fuhr Tschidschiwa fort und strich sich die Haare aus der Stirn.
Komatsu Nobujoschi beachtete das Lachen der andern nicht; er verzog keine Miene und musterte Tschidschiwa nach wie vor mit seinem kalten, feindseligen Blick.
Tschidschiwa hatte einige Bücher gelesen, die ihm Ren besorgt hatte. Er entsann sich einiger Sätze aus der Schrift von Engels, „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft", und bildete sich ein, damit alles erfasst zu haben. Auch jetzt war er überzeugt, die fortschrittlichsten Gedanken zu vertreten.
„Sie sind da." Hinter Ren, die sich verbeugte und die Tür aufhielt, traten Araki, Kassawara und Nakatani ein. In einigem Abstand folgte mit betretener Miene Takenoutschi. Er verneigte sich. Der Direktor sah ihn finster und misstrauisch an.
Takenoutschi hatte sich seit dem vergangenen Abend nicht bei Sagara sehen lassen und, wie ein Mitglied der „Tenrju-Gesellschaft" dem Direktor berichtet hatte, an der Versammlung im Speisesaal teilgenommen.
„Ich bitte, Platz zu nehmen", sagte der Direktor und bemühte sich, gelassen zu sprechen. Er wies auf die Stühle, die Torisawa Ren aus dem Nebenzimmer hereingebracht hatte.
„Sie haben es natürlich sehr eilig. Nun, ich werde Sie nicht lange aufhalten." Sagara lächelte ironisch. Er wusste, dass nach Feierabend wieder eine Versammlung im Speisesaal stattfinden sollte.
Er wurde jedoch enttäuscht: Keiner griff seine gehässigen Bemerkungen auf, mit denen er seine Gegner in Verlegenheit bringen wollte. Die Gesichter seiner Untergebenen zeigten keine Spur von Schüchternheit. Sagara erkannte, dass sich die Lage in der Fabrik innerhalb kurzer Zeit tatsächlich verändert hatte.
Er vermied es, Takenoutschi anzusehen, der hinter Arakis Stuhl stand, da er keinen Platz mehr gefunden hatte. Im Übrigen schien auch Takenoutschi heute anders zu sein als sonst. „Ich wollte einiges mit Ihnen besprechen. Schließlich sind wir ja alle leitende Mitarbeiter der Fabrik, Mitarbeiter der ,Tokio-Electro'", begann Sagara. Er war bestrebt, den ruhigen Ton beizubehalten; aber seine Hand, die das Feuerzeug an die Zigarette führte, zitterte. Er dachte, es würde ihm jetzt kaum gelingen, diesen Kommunisten Araki ohne weiteres aus der Fabrik zu werfen. Und dass er Kommunist war, bezweifelte Sagara nicht.
„Wir wollen einmal versuchen, die Dinge vom Standpunkt der Betriebsdisziplin aus zu sehen, vom Standpunkt der bestehenden Hausordnung... Wie
wollen Sie es motivieren, dass Sie, meine Herren -Sie, leitende Mitarbeiter, verantwortliche Angestellte der Company - die Arbeiter aufwiegeln und eine Bewegung zur Bildung einer Gewerkschaft im Betrieb organisieren?"
Araki wollte etwas erwidern, doch der Direktor ließ ihn nicht zu Worte kommen.
„Nein, warte! Ich kann mir schon denken, was du sagen willst. Nakatanikun, Kassawarakun, was ist Ihre Meinung?"
Der kleine Nakatani, der fast in dem tiefen Sessel verschwand, presste die Lippen aufeinander und schluckte krampfhaft. Wenn schwierige Fragen vor ihm auftauchten, dann musste er sich immer erst sammeln, bevor er sprechen konnte.
Die Überheblichkeit des Direktors und sein ironischer Ton ließen keinen Zweifel. Der Verwaltungschef wandte sich zum Fenster um, und in diesem Augenblick mischte sich Tschidschiwa in das Gespräch, als wollte er sich beeilen, die Pause zu füllen. „Aber... äh... ich meine... man sagt doch, dass sogar in Amerika die Techniker das Recht beanspruchen, Gewerkschaftsverbände zu gründen..."
Der Direktor warf ihm einen wütenden Blick zu, und Tschidschiwa verstummte. Aber seine Bemerkung nahm dem Direktor nicht nur alle Sicherheit, sondern sie machte ihm klar, dass die allgemeine Stimmung keineswegs ungünstig für Araki war. „Habe ich denn etwas gegen die Gewerkschaft gesagt?" rief Sagara so laut, dass er selbst zusammenzuckte.
Im selben Augenblick bereute er, unwillkürlich ein so großes Zugeständnis gemacht zu haben, und fuhr noch lauter fort: „Ich bin nur gegen die Kommunistische Partei."
Araki blieb ruhig. „Es handelt sich ja gar nicht um die Kommunistische Partei. Wir sprechen über die Gewerkschaft."
Er fühlte sich sicher. Sogar die Leiter der Werkabteilungen waren auf seiner Seite. Da mischte sich Tschidschiwa wieder ein: „Selbstverständlich, Herr Direktor! Arakikun ist ja auch gar kein Kommunist !"
Araki nickte; er war verblüfft über diese unvermutete Unterstützung. „Na schön, wenn er es selbst abstreitet, so wollen wir es glauben", sagte Sagara lächelnd und lehnte sich im Sessel zurück - die Situation war fast die gleiche wie damals in der Versammlung der „Trauergesellschaft". „Ich weiß nicht, wie das bei euch vor sich geht", fuhr er fort, „ob demokratisch oder sonstwie... Und wann soll sie gegründet werden, eure Gewerkschaft?"
Die prompte Antwort auf diese ironische Frage überraschte den Direktor. „In einigen Tagen berichten wir offiziell darüber im Namen der Gewerkschaft an die Hauptverwaltung der Company." Solche Reden hörte Sagara zum ersten Mal. Alle standen auf und verließen den Raum. Sagara bemerkte, wie Tschidschiwa, schon an der Tür, Araki etwas ins Ohr flüsterte. Der Direktor hielt sich an der Tischkante fest und blickte ihnen wütend nach.

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