Nemesis-Archiv   WWW    

Willkommen bei Nemesis - Sozialistisches Archiv für Belletristik

Nemesisarchiv
Walter Müller – Wenn wir 1918 … (1930)
http://nemesis.marxists.org

Fünfter Teil
Der Endkampf

Extrablatt – Vorwärts - 16. Okt. 1926

Unruhen in Australien

Aus Sidney wird gefunkt:
Bei den Einweihungsfeierlichkeiten des neuen zentralaustralischen Bewässerungsreviers ist es zu größeren Unruhen gekommen, bei denen es mehrere hundert Tote gegeben haben soll. Auf unaufgeklärte Weise sind größere Mengen, Alkohol eingeschmuggelt worden, unter dessen Einfluss scheinbar die ersten Streitigkeiten entstanden. Auch in Sidney sind schwere Ausschreitungen vorgekommen. In den Nachtstunden zogen betrunkene Horden durch die Stadt und schlugen alle Chinesen und Japaner, die ihnen begegneten, nieder, während die Inder verschont wurden. Die Rädelsführer waren kürzlich eingewanderte amerikanische Arbeiter, die sich von den Rassenvorurteilen noch nicht befreit haben. Die völlig überraschte Miliz war machtlos. Die Banden sollen angeblich schwer bewaffnet sein.


Extrablatt – Vorwärts - 17. Okt. 1926

Australien in Gefahr
Sidney, 16. X. 1926, abends 28 Uhr 20 (Funkspruch)

Die Stadt ist in der Gewalt der Aufständischen. An allen Häusern kleben Aufrufe folgenden Inhalts:
„Australier! Angehörige der weißen Rasse! Werft das rote Joch ab! Was hat euch die rote Herrschaft schon gebracht? Einige Jahre hindurch ging es euch etwas besser. Aber jetzt soll die angekündigte Lohnerhöhung um sechs Monate verschoben werden. Die letzte Verkürzung der Arbeitszeit wird wieder rückgängig gemacht. Man sagt, das sei eine vorübergehende Maßnahme zur Behebung des asiatischen Notstandes. Aber man wird schon wieder neue Ausreden erfinden, wenn diese nicht mehr zieht. Wir sollen Opfer bringen für die Gelben. Was gehen uns die Asiaten an? Wir sind stolz darauf, Angehörige der weißen Rasse zu sein. Wir wollen Australien wieder von den Gelben säubern.
Wir haben Brot, Fleisch, Wolle und Häute in Hülle und Fülle. Wenn die Roten es für ihre „farbigen Brüder" brauchen, dann sollen sie es uns abkaufen. Amerika streckt uns die Bruderhand entgegen. Schlagen wir ein! Jeder weiße Mann, der sich für Amerika erklärt, erhält sofort 1000 Dollars ausgezahlt. Bald werden wir alle unser eigenes Auto haben, wie die amerikanischen Arbeiter!
Amerikas Wirtschaft steht in höchster Blüte. Die amerikanischen Arbeiter müssen keine Opfer für die kommenden Generationen bringen, wie man sie uns ständig zumutet. Wenn wir nur ein gutes Leben haben, was scheren uns die Nachkommen! Die sollen sehen, wie sie fertig werden! Wir mussten uns ja auch mit dem begnügen, was da war.
Genug der Zwangsarbeit und bureaukratischen Bevormundung!
Der Kapitalismus bringt die Freiheit. Wir verlangen Freihandel, Wiederherstellung des Privateigentums am Boden und an den Produktionsmitteln und Ausweisung aller Asiaten.
Steckt die roten Brutstätten, die Gewerkschafts- und Klubhäuser, die roten Warenhäuser und Massenabfütterungsstellen in Brand! Schlagt die roten Hunde nieder! Rottet sie aus, mit Stumpf und Stiel, mit Weib und Kind!
Australien gehört der weißen Rasse."
Genossen in Europa, Asien und Afrika: Helft uns! Australische Sender antworten nicht mehr. Funkt uns, was geschehen? Krieg???

Sidney, den 17. X. 27, 4 Uhr 40 (Funkspruch)
Amerikanische Kriegsflotte vor Sidney. Truppen werden ausgebootet. Die Funkstation wird beschossen. Unser Schicksal ist besiegelt. Es lebe der Sozialismus!


Vorwärts - 29. Oktober 1926

Australien verloren!
Amerikas Ultimatum

Amerika verlangt sofortige Einstellung aller Versuche zur Wiederhergewinnung Australiens. Wenn nicht innerhalb drei Tagen eine formelle Verzichtleistung vorliegt, wird der Krieg auf der ganzen Front eröffnet.

Was sollen wir tun?
Die Lage ist äußerst schwierig. Amerika hat sehr geschickt den Zeitpunkt gewählt, in dem unsere Hände durch die Not in China und Indien gebunden sind. Vielleicht hätten wir im nächsten Jahr schon Nahrungsmittelüberfluss gehabt. Wir waren zu leichtgläubig. Es ist ein schwerer Fehler, dass wir den Kapitalisten geglaubt und ihr Abrüstungsversprechen für bare Münze genommen haben. Nach Beendigung des afrikanischen Aufbaus, nach Überwindung der asiatischen Nahrungsmittelknappheit, würden wir den Amerikanern in jeder Hinsicht überlegen sein. Die amerikanische Produktion, die Handels- und Luftflotte halten keinen Vergleich mit den unsrigen aus. Aber wir haben uns stets nur auf friedlichen Fortschritt und auf reine Defensivmaßnahmen beschränkt. Wir haben keine Offensivwaffen entwickelt. Ohne solche Waffen aber würde ein Krieg so bald nicht zu unserem Siege führen können. So schwer es uns auch fällt: zunächst müssen wir nachgeben. Voraussetzung hierfür ist natürlich die sofortige Einstellung des weißen Terrors, der augenblicklich in allen australischen Hafenstädten wahre Orgien feiert, und Amnestierung aller Gefangenen. Die Straßen der australischen Städte sind rot vom Blute unserer Genossen. Der australische Himmel rötet sich vom Feuerschein der angezündeten sozialisierten Gebäude. Wenn diese Schreckensszenen nicht sofort aufhören, wenn die amerikanische Regierung dem Gemetzel und den furchtbaren Gräueltaten nicht sofort Einhalt gebietet, wenn nicht sofort die viehische Abschlachtung wehrloser Frauen und Kinder aufhört, die kein anderes Verbrechen begangen haben, als dass sie eine andere Hautfarbe besitzen, dann müssen wir den Krieg führen, koste es, was es wolle!
In diesem Falle müssen wir uns in der ersten Zeit auf unvermeidliche Niederlagen gefasst machen. Wenn aber die Umstellung unserer Industrie auf Kriegsbedarf durchgeführt ist, dann hat die letzte Stunde des Kapitalismus geschlagen. Riesige Summen haben wir für chemische Forschungen ausgegeben. Diese Summen sollten helfen, das Leid der Menschheit zu mildern. Unsere Chemiker, die für all ihre Versuche unbeschränkte Geldmittel zur Verfügung hatten, haben aber der Natur auch furchtbare Geheimnisse entlockt. Wehe den Kapitalisten, wenn wir gezwungen sein sollten, diese Geheimnisse zu offenbaren und in den Dienst
der Kriegsindustrie zu stellen! Nur wenige Monate wären dazu nötig.
In unserer Antwortnote werden wir auf diese Perspektive hinweisen. Wir werden auch darauf hinweisen, dass die ersten so genannten „Unruhen" in Australien weiter nichts waren als bestellte Arbeit von amerikanischen Provokateuren, die unter der Maske von Auswanderern ins Land gekommen waren. Die amerikanischen Schlachtschiffgeschwader sind ja angeblich nur zufällig in der Nähe gewesen. Wie kommt es aber dann, dass sie gleich über hunderttausend Mann Landungstruppen zur Verfügung hatten? Wie kommt es, dass eine große amerikanische Zeitung schon über Unruhen berichtete, als es noch gar keine gab?


Vorwärts - 1. November 1926

Einlenken Amerikas?

Nach einer bisher unbestätigten Nachricht aus U.S.A. will die amerikanische Regierung auf unsere Vorschläge eingehen, den weißen Terror endlich unterbinden und die Auswanderungsfreiheit in Australien und Amerika wiederherstellen.
Und Japan? Man müsste annehmen, dass die japanische Regierung energische Schritte gegen die Hinmetzelung ihrer Rassenangehörigen unternommen habe. Weit gefehlt! Der japanische Außenminister hat erklärt, dass das Einvernehmen zwischen den beiden kapitalistischen Staaten niemals so herzlich gewesen sei wie gerade jetzt. Aus dieser Erklärung geht deutlich hervor, dass die ganze Rassenhetze nur vorgeschoben war, um neuen Raum für den Kapitalismus zu gewinnen. Es geht nicht um die Hautfarbe. Es geht um den Profit


Vorwärts - 9. November 1926

Ein trauriger Revolutionsfeiertag

Der achte Jahrestag der Revolution ist nicht geeignet, fröhliche Stimmung zu erzeugen. Wir haben eine schwere Niederlage erlitten, und wir müssen uns über ihre ganze Größe im klaren sein. Zu fest waren wir von unserer Sieghaftigkeit überzeugt. Wir glaubten, dass uns überhaupt nichts missbilligen könne. Wohl ist es richtig, dass wir auch früher alle Schwierigkeiten überwunden haben, aber doch nur, weil wir sie in Rechnung setzten und zur richtigen Zeit alle Anstrengungen machten, um diese Hindernisse zu überwinden. Diesmal sind wir aber hineingeschliddert, ohne uns über die Größe der Gefahr im klaren zu sein. Sträfliche Unterlassungssünden haben wir begangen. Die Berichte amerikanischer Arbeiter über die Kriegsrüstungen wurden leider nicht ernst genommen. Waren wir nicht auf allen Fronten im Vormarsch? War nicht unsere Überlegenheit über das kapitalistische System so augenscheinlich, dass der endgültige Zusammenbruch des Kapitalismus uns nur noch eine Frage der Zeit zu sein schien? Wir sind zu weit gegangen mit unseren großen Projekten. Die Tiefbohrungen und die Wüstenbekämpfung haben ungeheure Summen von Kapital und Arbeit verschlungen. Jetzt müssen wir einen Rückzug antreten.
Der kommende Parteitag steht vor schweren Entscheidungen.


Vorwärts - 11. November 1926

Der Kampf auf dem Parteitag

Noch tobt der Kampf. Aber aus dem Dickicht der verschiedenartigsten Vorschläge heben sich schon die großen Richtlinien ab.
Ein Teil der Mitglieder gruppiert sich um das so genannte „Gemütlichkeitsmemorandum", wie die Denkschrift der rechten Gewerkschaftler scherzhaft genannt wurde. Die Denkschrift schlägt vor, das industrielle Entwicklungstempo zu verlangsamen, die Arbeitszeit weiter zu verkürzen und alle Kraft auf die weitere Verbesserung der Lebenshaltung zu konzentrieren.
Die Verfasser glauben, dass unsere Überlegenheit dadurch am deutlichsten gezeigt werden kann, und dass wir auch der revolutionären Entwicklung in U.S. A., Japan und Australien so am besten dienen. Nach einer gewissen Abrundung unserer Produktion und nach langsamer Vollendung des afrikanischen Aufbaus — so argumentieren sie — können wir ja dem Einzelmenschen alles bieten, wonach er Verlangen trägt. Wozu brauchen wir immer neue Luftschiffe, Traktoren, Flugzeuge, Schiffe, Eisenbahnen, Landstraßen, Automobile, Fabriken, Hütten und Kraftwerke? Ist es das, was der Mensch vom Leben verlangt? Sehnt er sich nicht vielmehr nach einem Leben in der Stille, unter grünen Bäumen, in ländlicher Abgeschiedenheit? In schroffem Gegensatz zu diesen Anschauungen stehen die Vertreter der zweiten Gruppe, denen das Entwicklungstempo immer noch zu langsam ist. Diese Ultralinken sind bereit, den Anspruch der jetzt lebenden Generation auf Glück und Ruhe völlig zu ignorieren. Sie wollen den Erdball restlos industrialisieren, wollen immer neue, immer gewaltigere Giganten aus Stahl und Beton auftürmen, wollen alle Menschen zu ihrem Schöpferdrang (oder Schöpferwahnsinn?) bekehren.
Zuerst prallten die Vertreter der beiden Anschauungen mit äußerster Heftigkeit aufeinander. Langsam bildet sich jetzt eine dritte Richtung heraus, die einen Mittelweg gehen will.


Vorwärts - 16. November 1926

Beschlüsse des Parteitages
Ausgleich zwischen den Extremen

Beschluss betreffend: die künftige Linie"
Das Tempo der Industrialisierung wird zunächst noch verschärft, um alle schwebenden Projekte beschleunigt zum Abschluss zu bringen. Die Mittel für Tiefbohrungen und Wüstenbekämpfung werden aber in den nächsten Jahren herabgesetzt. Sämtliche Pläne der Föderationen werden umgearbeitet mit dem Ziel, die S. U. in Gebiete von dreifacher Struktur einzuteilen:
1. in Hauptindustrie- und Kulturzentren, die aufs höchste industrialisiert und mit allen Annehmlichkeiten des Lebens versehen werden,
2. in reine Wohngebiete, in denen nur diejenigen Arbeiten verrichtet werden, die der unmittelbaren Versorgung dienen, und die vorwiegend ländlichen Charakter tragen.
3. in so genannte primitive Gebiete, aus denen alle Errungenschaften der Technik verbannt sind (auch Automobile). Das Überfliegen dieser Gebiete ist verboten. In diesen riesigen Menschennaturschutzparks sollen Pferde, Maultiere, Yaks und Lamas die einzige Transporterleichterung darstellen. Bei Abholzungsarbeiten in den Wäldern dürfen nur ausnahmsweise Traktoren verwandt werden. Die Naturfreunde werden 11 Monate des Jahres in selbstgebauten Blockhütten hausen und ihr „Paradies" nur während des industriellen Pflichtmonats verlassen.
Der Parteitag hat diesen Beschluss nach langen Debatten gefasst, in der Zuversicht, dass damit ein Ausgleich geschaffen wird zwischen den Anhängern höchster technischer Kultur und den Freunden der Parole „Zurück zur Natur".
In wenigen Jahren angestrengter Arbeit ist das gesteckte Ziel zu erreichen.

Beschluss betreffend: Australien.
Es werden vorläufig keine Versuche zur Wiedergewinnung des australischen Festlandes unternommen. Eine offizielle Verzichterklärung wird auf keinen Fall geleistet.

Beschluss betreffend: Einwanderung von Parteigenossen in die S.U.
Mitglieder der Parteiorganisation in Australien und Amerika haben auf jeden Fall im Lande zu bleiben; nur wenn zwingende Gründe dafür sprechen, darf die lokale Parteiorganisation Auswanderung in die S. U. bewilligen.


Vorwärts - 12. Dezember 1926

Amerikanischer 10 Milliarden-Auftrag

Die Kapitalisten wollen jetzt auch mit der Anlage von Erdwärmekraftanlagen beginnen, und zwar, um das uns geliehene Kapital zu verwerten, ohne den amerikanischen Markt zu schädigen. Die Erdwerk-A.-G. soll mit einem Kapital von 10 Milliarden Dollars ausgestattet und ähnlich der Amazonas-A.-G. organisiert werden. (Die Amazonas-A.-G., vor vier Jahren mit einem Kapital von 1 Milliarde Dollars gegründet, hat ihr Kapital inzwischen viermal verdoppelt und beutet jetzt alle Energie- und Rohstoffquellen im riesigen Amazonasgebiet aus. Sie wurde zu dem Zweck gegründet, alle überschüssigen Kapitalmengen aufzusaugen und damit die bis Ende 1923 enorm gestiegene amerikanische Produktionskapazität auch nach Verlust der außeramerikanischen Expansionsmöglichkeiten restlos auszunutzen und weiter zu erhöhen. Das ist, von kleineren Reibungen abgesehen, geglückt. Die Amazonas-A.-G. verleihe zuletzt 12 % Dividende. Die Aktien werden in Wall Street mit 233 notiert. Das Nominalkapital von 16 Milliarden wird also an der Börse mit 37280000000 Dollars bewertet.) Die erste Erdwärmeanlage soll südlich Antofagasta an der Westküste Südamerikas angelegt werden. Ganz nahe der Küste ist hier ein Meerestief von 7625 m vorhanden. Ein Zementschacht von 5o m Durchmesser soll auf den Meeresgrund herabgesetzt werden, wo dann die eigentliche Bohrung beginnt. Zwei kilometerbreite Pontonbrücken stoßen von der Küste aus ins Meer vor. Sie sollen als Wellenbrecher dienen und zugleich die schwimmenden Fabriken tragen. Die Zementfabriken sollen zuerst täglich 2 m und später 10 m Schachtrand produzieren. Täglich wird sich also der Riesenschacht 10 m tiefer ins Meer hineinsenken. Die Bohrkrone, die sich in zweieinhalb Jahren in den Meeresboden einwühlen wird, besteht aus Stellit, Nirostastahl und Edelmetallen und ist mit Diamanten besetzt. Der zunächst schwimmende Schacht ist 20 m über der Sohle abgedichtet. Bis zur Tiefe von 2000 m ist das Gewicht der Tunnelwand stärker als das des verdrängten Wassers. In dieser Zeit muss der Schacht teilweise von den Riesenpontons getragen werden. Dann tritt ein Ausgleich ein, und später muss der Schacht zur Herstellung des Ausgleichs belastet werden. In 7625 m Tiefe beginnen dann die eigentlichen Bohrungen. Es ist also gleich von Beginn der Bohrung an mit einem erheblichen Nutzeffekt zu rechnen. Der amerikanische Kapitalismus hofft mit dieser gigantischen Unternehmung das Gespenst der Krise zu bannen.

Drolliges Zwischenspiel im Zentralwirtschaftsrat
Eine Abordnung von Berliner Jungpionieren verlangte gestern die völlige Kommunisierung der Süd- und Tropenfrüchte, vor allem der Kokosnüsse. Die Sprecher der Abordnung betonten, dass die Berliner Jungpioniere und Jungfalken dem Genuss aller unnatürlichen und gesundheitsschädlichen Süßigkeiten — mit Ausnahme von Schokolade — abgeschworen haben und Vorkämpfer des reinen Kommunismus seien. Die Selbstdisziplin sei bei ihnen so entwickelt, dass überhaupt keine Missbräuche mehr vorkommen. Da aber viele Südfrüchte und vor allem die sehr begehrten Kokosnüsse nur gegen Geld abgegeben werden (wenn auch zu sehr niedrigen Preisen), sei hier eine Lücke im jugendkommunistischen System vorhanden, die sofort geschlossen werden müsse. Die Delegierten waren schließlich der Belehrung zugänglich, dass nur solche Nahrungs- und Genussmittel kommunisiert werden können, die im Überfluss vorhanden sind oder erzeugt werden können, wie Bananen, Apfelsinen usw.


Vorwärts - 12. Februar 1927

Es wird Licht im „dunklen Erdteil"

Der Traum August Bebels ist verwirklicht und übertroffen worden: wir haben die Landwirtschaft der ganzen Äquatorprovinz fast restlos elektrifiziert. Die Getreidefabrik „Bebel" bearbeitet jetzt schon über 1 Million Hektar und entspricht fast vollkommen dem Zukunftsbild, das August Bebel in seinem Buche „Die Frau und der Sozialismus" entworfen hat. Die Elektrizitätsmengen des unteren Kongo gestatteten es uns, die menschliche Arbeitskraft im eigentlichen Produktionsprozess fast ganz auszuschalten. Die elektrischen Bodenbearbeitungs-, Sä- und Erntemaschinen sind völlig automatisiert. In Abständen von je 1000 m durchziehen Schienen und stationäre elektrische Leitungen das Land. Ohne menschliche Bedienung pendeln zwischen diesen Leitungen die elektrischen Maschinen hin und her. unaufhörlich, Tag und Nacht. Die 1000 PS Bodenbearbeitungsmaschinen mit einer Arbeitsbreite von 4 m legen diesen Weg 25 mal in der Stunde zurück. Sie fräsen, eggen, säen und versehen den Boden mit Dungstoffen und Bakterien. Am Endpunkt angelangt, werden sie von der Bedienungsmaschine automatisch geladen und gewendet, um ihren Weg fortzusetzen. In der zehntägigen Aussaatkampagne legen sie 6000 km zurück und bearbeiten 2400 ha. Je zwei Saatmaschinen werden auf dem Hauptverbindungsstrang von einer Hilfsmaschine bedient, die mit zwei Mann besetzt ist. Das Auffüllen und Wenden geschieht automatisch. Die Bemannung der Hilfsmaschine hat lediglich zu prüfen, ob die Saatmaschine noch in Ordnung ist. Kleine Reparaturen und Materialauswechselungen können von der Mannschaft selbst vorgenommen werden. Jede Hilfsmaschine steht aber in telephonischer Verbindung mit der nächsten Werkstatt und kann sofort das Reparaturschnellauto oder eine neue Maschine herbeirufen.
Die 2000 PS - Erntemaschinen mähen und dreschen das Getreide und schälen den Boden. Das Stroh wird sofort zerkleinert, im Säurekessel aufgeweicht und als Dungstoff ausgestreut. Die Körner werden am Endpunkt in Einheitsbehälter entleert.
Die Getreidefabrik „Bebel" erntet zweimal im Jahr. Die vorjährigen Versuche einer dreimaligen Ernte unter Anwendung elektrischer Bestrahlung haben noch kein befriedigendes Resultat gebracht. Günstigere Ergebnisse zeitigten die Versuche mit Saatgutvorbereitung und Getreidepflanzung. Das tropische Zentrallandwirtschaftsinstitut hofft, dass es durch Vervollkommnung dieser Methoden möglich wird, zur fortlaufenden Bestellung überzugehen, so dass die technischen Einrichtungen das ganze Jahr hindurch voll ausgenutzt werden können. Die Maschinen werden alle 10 Tage herausgezogen und überholt. Alle Maschinenteile, die irgendwie schadhaft sind, werden ausgewechselt und verschrottet. Einige besonders stark in Anspruch genommene Teile verfallen ohne Rücksicht auf ihren Zustand der Einschmelzung. Die Erntemaschinen wechseln alle Stunden automatisch die Messer aus. Bei den neuesten Maschinen werden immer mehr Teile aus Leichtmetall verwandt.
Die große Aluminiumfabrik in Kamerun deckt jetzt bereits den gesamten afrikanischen Bedarf. Die Lage dieser Fabrik ist in jeder Beziehung ideal. Gewaltige, günstig gelegene Bauxitvorkommen, starke Wasserkräfte, gute Verkehrswege, Lage mitten im Verbrauchs- und Weiterverarbeitungsgebiet.
Eine Erweiterung des Eisenbahnnetzes soll nach Vollendung der noch im Bau befindlichen Linien nicht mehr vorgenommen werden. Das jetzige Netz genügt völlig den höchsten Anforderungen. Das Wasserstraßennetz ist jedoch infolge unvorhergesehener Schwierigkeiten noch nicht so weit ausgebaut wie im Plan vorgesehen. Der Kongo ist ab 1. Mai in seinem ganzen Laufe schiffbar. Die Verbindung zum Tanganjikasee ist kanalisiert. Die Schiffstrockenverbindung mit dem Sambesi wird dagegen erst Ende dieses Jahres fertig gestellt. Das Kraft- und Hebewerk an den Viktoriafällen ist eröffnet. Die Energie kann jedoch erst zu einem kleinen Teil ausgenützt werden. Der Aufbau der oberen Sambesi-Industrie hat sich stark verzögert, da die Schwierigkeiten an den Kebrabasafällen im Mittellauf des Sambesi immer noch nicht behoben sind. Der Ausbau der Kebrabasawerke hat schon jetzt 40% mehr Zement verschlungen als der Plan vorsieht. Die Arbeiten im Verbindungsgebiet des Njassasees mit dem unteren Sambesi wurden 6 Wochen vor dem im Plan festgesetzten Zeitpunkt beendet, die Trockenverbindung für 1000-t-Einheitsschiffe zwischen Njassa- und Tanffaniikasee wird aber nicht vor Ende nächsten Jahres fertig. Die Stauwerke zwischen Kiwu - und Tanganjikasee beginnen dagegen schon am 1. April mit der Elektrizitätserzeugung. Der Schiffsverkehr wird am 1. Mai aufgenommen. Die Verbindung des Tanganjika- mit dem Viktoriasee wird Anfang 1928 fertig. Der östliche Großschifffahrtsweg ist jetzt auf der ganzen Strecke Viktoriasee—Alexandria zum größten Teil ausgebaut. Auf der Strecke Viktoria—Kioga—Albertsee sind noch zwei Staustufen, zwei Schleusen und drei Elektrizitätswerke im Bau. Zwischen Faschoda und dem Albertsee müssen wir noch 100 km Flusslauf kanalisieren. In einem Jahre können die ersten Flussschiffe von der Mündung des Kongo und des Sambesi bis zur Mündung des Nils fahren. Und Ende nächsten Jahres, am Tage der Weltrevolution, wird der kürzere Nord-Südverbindungsweg eingeweiht. Afrika, noch vor kurzem der zurückgebliebenste Erdteil, wird die modernste Wirtschaftsprovinz der S. U. Afrika ist schon jetzt das Land der Elektrizität. Aus dem dunklen Erdteil wurde der hellste Erdteil. Es arbeiten dort zur Zeit außer der eingeborenen Bevölkerung 16 Millionen Europäer, 15 Millionen Inder, 8 Millionen Chinesen, 600 000 weiße und über 4 Millionen schwarze Einwanderer aus Nordamerika, 1125000 Einwanderer aus Mittel- und Südamerika und 60000 japanische Einwanderer, ferner eine Million Arbeiter aus Java, Borneo, Celebes, Sumatra und den anderen Südseeinseln.


Vorwärts - 8. März 1927

Erdbeben in Japan

Japan ist wieder einmal von einem außergewöhnlich heftigen Erdbeben heimgesucht worden. Am schwersten wurden die Bezirke Yosa, Naka, Takano und Kumanobetroffen. Nach den vorliegenden Meldungen sollen ungefähr 3000 Menschen tot und 15000 Gebäude zerstört sein. Die Leidtragenden sind zum größten Teil Proletarier, vor allem in der Provinz Tango, dem Hauptsitz der japanischen Seidenindustrie. Unbekümmert darum, dass in Japan immer noch der Kapitalismus besteht, werden wir auch diesmal wieder unsere proletarische Solidarität bekunden und in noch viel erheblicherem Umfange als 1923 unseren bedrängten Klassengenossen Hilfe leisten. Auf die erste Kunde vom Erdbeben haben sich sofort in allen größeren Städten Hilfskomitees gebildet. Aus China sind bereits 100 Flugzeuge mit Ärzten, Helfern, Medikamenten und Nahrungsmitteln abgeflogen. Sibirien, Annam und Indien rüsten je drei, China fünf Hilfsschiffe aus. Heute werden weitere 1000 Großflugzeuge und 10 Luftschiffe Kurs auf Japan nehmen.


Vorwärts - 12. März 1927

Unruhen im Erdbebengebiet

Nach einem drahtlosen Bericht unseres Luftschiffes „Weitling" sind im Erdbebengebiet Unruhen ausgebrochen. Die japanischen Militärbehörden haben zwar nicht gewagt, die Hilfeleistung unserer Luftformationen zurückzuweisen. Sie versuchten jedoch, die Bevölkerung von unseren Helfern zu isolieren, um sie vor der „Vergiftung" mit sozialistischen Ideen zu bewahren. Die japanischen Proletarier in Tango zerrissen die Sperrketten des Militärs und verbrüderten sich mit unseren Helfern. Der größte Teil der Soldaten stellte sich auf die Seite der Bevölkerung. Ein Selbsthilfekomitee hat die Verteilung der Lebensmittel, die Leitung der Rettungsarbeiten und die Aufstellung einer proletarischen Polizei übernommen.
Der Flug-, Sport- und Wehrverband hat beschlossen, weitere 20 Luftschiffe und 10000 Flugzeuge zur Hilfeleistung abzusenden. Von drei Punkten des asiatischen Festlandes aus wird ein ständiger Flugverkehr mit dem Zentrum des Erdbebengebietes aufgenommen. Alle freiwilligen Flugplatzmannschaften stehen in Alarmbereitschaft. Der Flugverkehr auf den Linien Berlin—Wladiwostok, Rom-Shanghai und Madagaskar—Kalkutta—Kanton wird verdoppelt. Alle Reserveflugzeuge werden in Dienst gestellt.


Vorwärts - 17. März 1927

Japan untersagt die Landung weiterer Hilfsschiffe

Die japanische Arbeiterschaft droht mit Generalstreik, wenn das Verbot der Landung von Hilfskräften nicht zurückgezogen wird. Die Hilfsmaßnahmen der Regierung selbst versagen völlig, während die Truppen überall mit größter Rücksichtslosigkeit gegen die verzweifelten Massen der Streikenden und Obdachlosen vorgehen. In ganz Japan wird zur Bildung von Arbeiterwehren aufgerufen. Der Flug-, Sport- und Wehrverband dirigiert weitere 15000 Flugzeuge nach Ostasien.


Vorwärts - 20. März 1927

Generalstreik in Japan

Unruhen in Yokohama. Der Aufstand breitet sich aus. Drei Regimenter gehen zu den Auf ständischen über. Unsere Hilfsmannschaften werden stürmisch begrüßt. Amerika interveniert wegen unsrer angeblich politischen Hilfeleistung. Der Flug-, Sport- und Wehrverband der S.U. beschloss heute Verdoppelung seiner Flugzeugproduktion und eine Umlage von 10 Mark pro Mitglied.

Vorwärts - 24. März 1927

Revolution in Japan!

Fast die Hälfte Japans ist schon in der Gewalt der Revolutionäre. Auch auf den kleineren Inseln sind Aufstände ausgebrochen. Stündlich treffen neue rote Luftstreitkräfte ein. Eine regelmäßige Schiffsverbindung mit dem asiatischen Festland ist hergestellt. Unsere Hilfsmannschaften haben Befehl erhalten, sich am Kampf zu beteiligen. Die größten Schiffseinheiten der japanischen Flotte sind in der Gewalt der Revolutionäre. Vor Nagasaki sind zwei amerikanische leichte Kreuzer, die sich am Kampf gegen die Revolution beteiligen wollten, von einem japanischen Geschwader in den Grund gebohrt worden. Ohne das Eingreifen der Amerikaner hätte dieser Kampf wahrscheinlich mit der Niederlage der Aufständischen geendet. Die Amerikaner wollten die Stadt vollständig in Brand schießen. Dadurch wurde die Erinnerung an die amerikanischen Grausamkeiten in Australien unter den japanischen Mannschaften wachgerufen. Die roten Matrosen gewannen unter diesen Umständen fast kampflos das Übergewicht auf den Schiffen. Ein Teil der Offiziere beteiligte sich sogar am Kampf gegen die Amerikaner.
Auf Anordnung des revolutionären Kriegskomitees soll die Flotte nach Übernahme der Macht sofort für den Kampf gegen die australische Amerikaflotte mobilisiert werden. Wenn Amerika jetzt in den Krieg eingreift, dann ist das Schicksal der amerikanischen Flotte in Australien entschieden. Zusammen mit unseren sonstigen Streitkräften besitzt die japanische Flotte ein solches Übergewicht, dass am Ausgang des Kampfes kein Zweifel bestehen kann. Die Entsendung von amerikanischer Verstärkung käme in diesem Falle bestimmt zu spät.


Vorwärts - 25. März 1927

Die Lage in Australien
Geheimfunkspruch

Die Stimmung in der Bevölkerung wird für Amerika immer gefährlicher, obwohl man versucht, die neue Knechtschaft durch außerordentlich hohe Löhne schmackhaft zu machen. Bezeichnenderweise legen die neuen Behörden den Auswanderern arischer Rasse keinerlei Schwierigkeiten in den Weg. Bisher sind mehr als 600000 weiße Arbeiter ausgewandert.
Fast zwei Millionen weitere Auswanderungsgesuche sind eingereicht und anstandslos genehmigt worden. Es fehlt jedoch an Transportmöglichkeiten. Die Arbeiter gelber und schwarzer Rasse sind dagegen durch die brutale Unterdrückung so eingeschüchtert, dass sie es nicht wagen, Auswanderungsgesuche zu stellen. Man versucht mit allen Mitteln, die „Farbigen" als billige und willfährige Ausbeutungsobjekte im Lande zu behalten. Durch die amerikanische Herrschaft wird also genau das Gegenteil von dem eintreten, was vorher als Ziel des Eingreifens angegeben wurde. Alle Auswandererberichte stimmen darin überein, dass die einheimische australische Arbeiterschaft so gut wie überhaupt nicht an den Rassenkämpfen teilgenommen hat. Die Amerikaner mussten bereits seit längerer Zeit planmäßig Konterrevolutionäre nach Australien geschickt haben, In der ersten Zeit nach der Überrumpelung, als alle sozialistischen Depots planmäßig geplündert wurden, ließen sich leider auch einige Australier von dem kapitalistischen Fieber anstecken. Aber der Rausch verflog schnell. Allzu rasch tauchten die Aasgeier auf. Amerikanische Schieber und Spekulanten kauften von der neuen Regierung Häuser, Fabriken und Terrain zu Spottpreisen. Die amerikanischen Banken schickten ihre Agenten. Eine Neugründung, die Amerikanisch-Australische Bank, riss für wenige Millionen ungeheure Ländereien an sich. Bald begannen die Preise zu steigen. Über Nacht wurden Millionen gewonnen. In diesem Stadium wurden auch viele frühere Sozialisten vom Goldfieber ergriffen. Aber der Katzenjammer folgte. Die neuen Hausbesitzer, die unsere wunderbaren Wohnpaläste für ein Spottgeld gekauft hatten, forderten horrende Mieten. Langsam wurde eine kapitalistische Errungenschaft nach der anderen wieder eingeführt. Eine ungeheure Wut hat sich der Bevölkerung bemächtigt, die zusehen muss, wie all unsere Werte für ein Spottgeld verramscht und Spekulationsobjekte in der Hand von Börsenjobbern wurden.
Die Partei ist aber außerstande, diese Verbitterung zu organisieren. Der offene Terror hat zwar dank dem Druck der S.U. aufgehört; aber wie die Gerichte mit unsern Genossen verfahren, — das ist nichts anderes als kalter Terror. Die Ereignisse in Japan lieferten den Vorwand zu erneuten Massenverhaftungen und -erschießungen revolutionärer Japaner wegen angeblicher Spionage.


Vorwärts - 28. März 1927

Japan: Räterepublik!
Amerika fordert Nichteinmischung

Japan ist mit dem heutigen Tage ein Teil der Sozialistischen Union geworden. Der Zentralrat wird der amerikanischen Regierung mitteilen, dass die Gesetze der Sozialistischen Union von heute nacht 24 Uhr ab in vollem Umfange auch in Japan gelten und dass jeder amerikanische Versuch zur Wiederherstellung der Unterdrückungsherrschaft in Japan den Krieg bedeutet.
Der Flug-, Sport- und Wehrverband hat der neugegründeten japanischen Schwesterorganisation 10000 Flugzeuge geschenkt und wird sofort 10000 Mann Ausbildungspersonal in Japan stationieren. Bis zum Ausbau der japanischen Roten Armee wird ein internationales sozialistisches Hilfskorps in Stärke von 100000 Mann in Japan stationiert. Der F.S.W. verpflichtet alle seine Mitglieder zur Zahlung einer besonderen Verteidigungsabgabe von 3 Mark pro Monat und beabsichtigt die Auflegung einer Verteidigungsanleihe.
Die Ausarbeitung eines japanischen Wirtschaftsplans wird sofort in Angriff genommen. Die Emigrantenplankommission der S. U., die auch die japanischen Wirtschaftsverhältnisse studierte, hat bereits wertvollste Vorarbeit in dieser Richtung geleistet. Sie hat eine große Zahl von Mitarbeitern in die japanische Plankommission delegiert. Den Ehrenvorsitz übernahm Katayama.
Die Belegschaft der Junkerswerke in Dessau hat beschlossen, bis zum 1. Juni weiterhin unbezahlte Überstunden zu leisten. Am 1. Mai soll das hunderttausendste Flugzeug in Dessau fertig gestellt werden, das zugleich das millionste Flugzeug des Flug-, Sport- und Wehrverbandes sein wird. Ende dieses Jahres wird auf je 1000 Einwohner der S.U. ein Flugzeug kommen.


Vorwärts - 11. April 1927

Arbeitsfieber

Alle größeren Betriebe ahmen das Beispiel der Junkerswerke nach und verschärfen das Produktionstempo durch unbezahlte Überstunden und Feiertage. Die Kruppwerke wollen bis zum 1.Mai den zweimillionsten Traktor fertig stellen, die Lenin-Luxemburg-Werke die dreißigtausendste Lokomotive. Überall wird das Tempo beschleunigt. Der Sechsstundentag und die Viertagewoche sind an vielen Orten schon zur Ausnahme geworden und bilden nur noch in den Tropen die Regel, obwohl dort eigentlich die Dreitagearbeitswoche vorgeschrieben ist. Dieser Arbeitsbereitschaft und diesem Opferwillen ist es vor allen Dingen zuzuschreiben, wenn Amerika jetzt plötzlich ganz still geworden ist und sich mit dem Umsturz in Japan abfindet. Wir haben die amerikanischen Kriegsdrohungen nicht für ernst genommen, wir begrüßen aber den Enthusiasmus der breiten Massen, die sehr wohl begreifen, dass in der Steigerung unserer Produktivkraft die beste Gewähr für den Endsieg des Sozialismus liegt. Die Tatsache, dass in zwei Erdteilen noch der Kapitalismus besteht, zwingt uns, unsere Produktivkräfte immer weiter zu steigern, obwohl wir nach rein sozialistischen Gesichtspunkten schon längst innehalten und ganz bequem mit der halben Arbeitszeit auskommen könnten. Unsere Produktivkraft ist pro Kopf der Bevölkerung jetzt schon fast doppelt so groß wie die amerikanische. Unsere Vorräte wachsen immer mehr. Ein immer größerer Teil unserer Arbeit dient der Vermehrung unserer Produktivkräfte. Wenn wir mit der gleichen Intensität weiterarbeiten, wird unsere Produktivkraft am Ende des Wirtschaftskrieges der amerikanischen um das Dreifache überlegen sein. Unsere Vorräte werden sich zu Bergen häufen, die wir in Jahren nicht verbrauchen können.
Unsere industrielle Produktion (mit Ausnahme des Verkehrswesens und der Elektrizitätserzeugung) könnte lange stilliegen, ohne dass irgendwo ein Mangel einträte. Weshalb arbeiten wir trotzdem in diesem rasenden Tempo weiter? Weil wir nicht ruhen und rasten dürfen, solange nicht das kapitalistische System zusammengebrochen ist! Auch die Amerikaner häufen Vorräte an und erweitern ihre Produktivkräfte immer mehr. Aber sie sind außerstande, uns nahe zu kommen, geschweige denn uns einzuholen. Alle Waren sind drüben mit Grundrente, Zins, Profit, Reklame- und Zirkulationsunkosten belastet. Wenn die kapitalistische Wirtschaft auch noch niemals und in keinem Lande so geblüht hat wie jetzt in Amerika, so findet doch ständig eine wahnsinnige Kapitalvernichtung durch Konkurrenz, Konkurse usw. statt. Und das alles in Zeiten der Hochkonjunktur! Was wird geschehen, wenn die unvermeidliche Krise eintritt?


Vorwärts - 1. November 1927

Erfreuliche Zahlen

Bald wird in Europa die letzte Wohnung, die den Mindestansprüchen nicht genügt, von den bisherigen Inhabern geräumt sein. Ein schlechtes Erbe des kapitalistischen Systems ist dann endgültig liquidiert. Zehn weitere Bauregimenter treten am 9. November die Reise nach Asien an. In Europa wird jetzt alle Kraft auf den Bau neuer Halbwochenheime, Ferienheime und Kurhäuser konzentriert. Nach Beendigung des Wirtschaftskrieges soll der Mindesturlaub zwei Monate, der Höchsturlaub (bei Anrechnung von Anleiherückzahlung) sechs Monate betragen. Wenn die Zahl der Ferienheime bis dahin nicht ganz gewaltig vermehrt ist, werden bürokratische Scherereien und gelegentliche Überfüllung kaum zu vermeiden sein.
Das europäische Straßennetz soll im kommenden Jahr um 14000 km verlängert werden.
Endlich beginnt auch die Massenfabrikation von Kleinautomobilen. Im nächsten Jahre sollen erstmalig
1 Million Sechssitzer,
2 Millionen Viersitzer und
4 Millionen Zweisitzer hergestellt werden. Der Preis beträgt voraussichtlich 1000, 800 und 600 Mark. Der Kauf eines Privatautos ist zunächst nur denjenigen Arbeitern gestattet, die noch für mehr als 1000 Mark selbstgezeichnete Anleihepapiere besitzen.
Die Überholung und Reparatur von Kleinautos in sozialistischen Werkstätten wird kommunisiert. Für Benzin und Öl sind jedoch die Gestehungskosten zu zahlen. Die Personenbeförderung auf allen Eisenbahnstrecken bis zu 100 km wird ab 1. Januar kommunisiert. Der Flug-, Sport- und Wehrverband hat beschlossen, die Verteidigungsabgabe so lange beizubehalten, bis ein Stand von 700 Luftschiffen, 1500000 Flugzeugen und 1800000 Großkraftwagen erreicht ist. Der F.S.W. zählt jetzt in der ganzen S.U. (einschließlich Japan) 432 Millionen Mitglieder.


Vorwärts - 9. November 1927

Katanga
Das Herz der Welt

Millionen deutscher Arbeiter feiern den neunten Jahrestag der deutschen Revolution im Zentrum Afrikas. Die deutschen Stoßbrigaden und Stoßdivisionen haben im Kongogebiet und vor allem in der Provinz Katanga einen großen Sieg errungen. Katanga, das industrielle Herz der Welt, ist beinahe völlig ausgebaut. Fast alle bedeutenden Eisenbahnlinien Afrikas stoßen in dieser wichtigsten Wirtschaftsprovinz zusammen. Durch die Vollendung des Bahnbaus Grootfontein—Livingstone ist Katanga auch mit der Walfischbai verbunden. Die Zentralbahn Kapstadt—Livingstone—Stanleyville—Tripolis verbindet Katanga auf der kürzesten Linie (300 km kürzer als die Nillinie) mit dem Mittelmeer. Die zweite Kontinentalquerverbindung nach der Lobitobay ist seit dem 1. Oktober in Betrieb. Auf der Linie Kongomündung—Albertville am Tanganjikasee sind nur noch 300 km auszubauen, dann ist auch die dritte Transkontinentalbahn fertig gestellt. Die Arbeiten an der Strecke Duala—Jaunde— Bangui—Shambe—Addis Abbeba schreiten gut vorwärts. Bangui wird außerdem durch Anschluss an die Strecke Stanleyville—Mahagi—Pt. Florence—Mombas mit dem Indischen Ozean verbunden. Mahagi erhält eine direkte Eisenbahnverbindung mit Addis Abbeba. Die Nigerbahn trifft sich am Tsadsee mit der Lagosbahn. Der Verkehr auf der Strecke Tsadsee—El Obeid—Khartum—Ft. Sudan wird am 1. Mai aufgenommen. Von diesem Tage an sind alle wichtigen Punkte Afrikas vom zentralafrikanischen Bahnhof Katanga aus ohne Umsteigen zu erreichen. Viel wichtiger für die Entwicklung unseres Weltkraftzentrums ist jedoch die Vollendung der drei großen Wasserwege Sambesi—Kongo—Nil und ihrer Verbindungen. Jetzt erst kann sich die Industrie in Katanga richtig entfalten: dort werden heute die vier größten Werke der Welt eingeweiht; in Elisabethville eine Kupferschmelze und an den drei großen Staustufen oberhalb Bakama eine elektrotechnische, eine Stellitfabrik und eine Fabrik zur Herstellung elektrischer Traktoren. Damit werden selbst die Riesenbetriebe des unteren Kongo in den Schatten gestellt. Am 1. Mai wird jedoch der untere Kongo den Rekord zurückerobern. An diesem Tage wird die große Luftstickstoffabrik eingeweiht, in der 10 Millionen Pferdestärken aus den Wasserkräften des unteren Kongo verwertet werden. Katanga hat jetzt die amerikanische Kupferproduktion übertroffen. Im nächsten Jahre wird die Kupfererzeugung 1 Million Tonnen erreichen. Fast drei Viertel der gesamten Produktion werden in Afrika selbst verwertet. Mehr als 100000 t erreichen über Tanganjikasee—Viktoriasee—Nil das Mittelländische und Schwarze Meer. Die Kupferproduktion Katangas wird aber bald von der Stellitfabrikation in den Schatten gestellt werden. Leichtmetalle und Stellit verdrängen das Eisen immer mehr aus der afrikanischen Wirtschaft. Durch den Ausbau des Wasserverkehrssystems werden die gewaltigen Kobaltlager Katangas mit den Molybdänfundstellen verbunden. Die Hauptgrundlage der Stellitproduktion bilden jedoch die reichen Chromschätze Rhodesiens. Rhodesiens Anteil an der Weltproduktion von Chromerzen betrug schon im Jahre 1924 70%. Seitdem ist die Produktion von 175000 auf 425000 t gesteigert worden. In zwei Jahren soll die Million erreicht sein. Noch niemals waren für eine neue Produktion so gute Bedingungen vorhanden wie für die Stelliterzeugung und Verwertung in Zentralafrika. Gewaltige Energiemengen, riesige Kobalt- und Chromlager, dazu noch Kohle in geringer Entfernung und verbunden durch billige Transportwege. Und ein fast unbegrenztes Absatzgebiet in nächster Nähe. In der ersten Zeit unseres afrikanischen Aufbaus haben wir große Materialverluste erlitten, da viele Maschinen und Maschinenteile aus gewöhnlichem Eisen oder Stahl hergestellt waren und unter der Einwirkung des tropischen Klimas rasch verwitterten. Die europäische Produktion von Nirostastahl konnte nur etwa die Hälfte des rasch wachsenden afrikanischen Bedarfs decken. Dieser Sorge sind wir nun enthoben. Stellit ist dem Nirostastahl mindestens ebenbürtig. Infolge des Zusammentreffens aller günstigen Produktionsfaktoren sind jedoch unsere Gestehungskosten für Stellit in Zentralafrika nur halb so hoch wie für Nirosta in Europa. Dazu kommt noch die Transportersparnis. Die Diamantenförderung ist in Katanga um 300%, in Süd- und Südwestafrika um 200% gestiegen. Die Gestehungskosten sind auf 15% gegenüber 1913 gesenkt worden, so dass wir jetzt zur industriellen Diamantverwertung in großem Maße übergehen können. Auch hier fallen Förderungs-, Verarbeitungs- und Verwertungsgebiete fast zusammen.
Ein halbes Pfund Radium ist bisher in Katanga gewonnen worden. Der Preis für ein Gramm Radium betrug vor dem Kriege 630000 Mark. Wir haben die Gestehungskosten jetzt auf 60000 Mark, also auf weniger als ein Zehntel des früheren Verkaufspreises herabgedrückt. Die Uranlagerstätten Katangas sind allerdings viel günstiger gelegen und viel reichhaltiger als die amerikanischen. Die große Senkung der Gestehungskosten ist jedoch auch zu einem nicht geringen Teile auf unsere überlegenen Methoden der Gewinnung zurückzuführen.
Die Zinnproduktion Katangas ist in diesem Wirtschaftsjahr um weitere 100% gestiegen und soll in den nächsten Jahren noch weiter erhöht werden. Die Ausbeutung der großen Gold- und Silberfundstätten wird erst in Angriff genommen, wenn (nach Fertigstellung der großen Stauwerke) an den Nebenflüssen überschüssige Energie vorhanden ist.
Die afrikanischen Eisenbahnen sind bereits restlos elektrifiziert. Die Eisenbahn spielt in Afrika eine viel größere, das Auto dagegen eine geringere Rolle als beispielsweise in Nordsibirien und in der Mandschurei. Der Elektrobus ist dagegen viel stärker verbreitet als in anderen Teilen der S. U. Maßgebend für diese Entwicklung waren zwei Gründe: die volle Ausnutzung der gewaltigen Energiemengen sowie die Frage der Bequemlichkeit und Hitzebekämpfung. Im tropischen Afrika ist das Autofahren kein ungetrübter Genus. Unsere Eisenbahnen und Elektrobusse sind dagegen mit allem Komfort ausgestattet, fast wärmedicht und mit Kühlanlagen versehen.
Die Kanalverbindung Senegal—Niger, die nach dem Generalkriegsplan schon am 1. Juli d. J. hätte fertig sein müssen, ist immer noch nicht hergestellt, weil die neuen nordwestafrikanischen Bewässerungspläne es nötig machten, den Wasserspiegel der Stauseen am oberen Niger und Bakoy um durchschnittlich 30—70m, in einem Falle sogar um 100 m höherzulegen, als ursprünglich vorgesehen. Obwohl die Weitzementproduktion auch in diesem Jahre wieder um 30% gestiegen ist, konnten für diesen Abschnitt nur ungefähr 10% mehr geliefert werden, denn der Ausbau des wichtigeren zentralafrikanischen Gebiets verschlang riesige Mengen Zement und Beton. Aus demselben Grunde wurden auch die angefangenen Arbeiten an dem Verbindungskanal und der Seenplatte südlich Timbuktu unterbrochen. Die Arbeiten sollen erst nach Ablauf des Wirtschaftskrieges wieder aufgenommen werden. Dieser Kanal, der bei Monti in den oberen Niger einmündet, wird dies Gebiet auf dem kürzesten Wege mit dem Ozean verbinden. Das bedeutet eine Ersparnis von vielen hundert Kilometern Wassertransportweg. Trotz der großen wirtschaftlichen Bedeutung dieses Projektes müssen wir es, vor allem wegen Zementmangels, zurückstellen. Die Kanalisierung der Verbindung Benue— Tschadsee ist dagegen fast drei Monate früher beendet worden, als im Plan vorgesehen. Auf dieser Strecke haben nicht weniger als acht Stoßbrigaden verschiedener ehemaliger „Nationen" miteinander im sozialistischen Wettbewerb gestanden. Dieser Wettstreit ist ein Symbol für den sozialistischen Wirtschaftskrieg. Dieselben Menschen, die sich auf Befehl ihrer kapitalistischen Herren vor zehn Jahren gegenseitig umbringen sollten, wetteifern jetzt mit friedlichen Mitteln und fördern dadurch den sozialistischen Aufbau.


Vorwärts - 4. August 1928

Amerikanische Zumutungen

Der amerikanische Außenminister übergab dem Botschafter der S. U. in Washington gestern zwei Noten. In der ersten wird nicht mehr und nicht weniger als ein Auflösungsbefehl der Internationale an ihre illegalen Sektionen in den Vereinigten Staaten gefordert. Die zweite Note beschäftigt sich mit den amerikanischen Plankomitees. Diese aus „ehemals in den Vereinigten Staaten ansässigen Elementen" gebildeten Komitees seien der eigentliche Kopf jener staatsfeindlichen „anarchistischen" (!) Sektionen der Internationale, die den „amerikanischen Wirtschaftsfrieden unterwühlen und insgeheim den bewaffneten Umsturz organisieren".
Die amerikanische Regierung verlangt Verbot und Auflösung dieser Plankomitees.
Unser Botschafter gab sofort die Erklärung ab, dass er es ablehne, die Note betr. die illegalen Sektionen der Internationale weiterzuleiten, da die Internationale keine Einrichtung der S.U. sei.
Mit der zweiten Note wird sich der Zentralrat der S.U. in seiner nächsten Plenarsitzung beschäftigen.


Vorwärts - 12. August 1928

Unsere Antwort an Amerika

Amerikas Forderung, die amerikanischen Plankomitees aufzulösen, wurde abgelehnt.
Die Antwortnote betont, dass alle Mitglieder der amerikanischen Wirtschaftsräte in unserem Bundesgebiet ebenso arbeiten wie alle anderen Werktätigen. Sie beschäftigen sich in ihrer Freizeit damit, die amerikanische Wirtschaft, die amerikanische Produktionskapazität usw. zu studieren. Sie stellen keine Umsturzpläne für Amerika auf, sondern sind der festen Überzeugung, dass der Kapitalismus auch in Amerika bald nicht mehr existenzfähig sein wird. Die amerikanischen Plankommissionen haben sich lediglich das Ziel gestellt, für den Augenblick, in dem Amerika sich der S. U. anschließt, alles vorzubereiten, damit sich die sozialistische Umgestaltung der amerikanischen Wirtschaft und ihre Einordnung in die Weltplanwirtschaft möglichst reibungslos vollziehen kann.
Der Zentralrat sehe keinerlei Veranlassung, den amerikanischen Einwanderern in den Arm zu fallen, wenn sie versuchen, schon heute die Richtlinien festzulegen, nach denen ein sozialistisches Amerika zu leiten sei. Diese Praxis habe sich in Japan sehr gut bewährt. Die sozialistische Wirtschaft Japans würde heute sicher nicht so gut funktionieren, wenn die japanische Emigration nicht schon jahrelang vorgearbeitet hätte.


Vorwärts - 23. September 1928

Amerika nimmt alles ab!

Die Amerikaner wollen plötzlich den ganzen Rest der Anleihesumme sofort zurück haben. Sie haben Milliardenbestellungen aufgegeben, die in Maschinen, Rohstoffen, Halbfertigfabrikaten und sogar in Automobilen, Traktoren, Flugzeugen usw. geliefert werden sollen. Außerdem wünschen sie Schiffe mit einem Gesamtraumgehalt von 3 Millionen Bruttoregistertonnen. Die Erschließung Südamerikas soll noch weiter verstärkt und beschleunigt werden. Zehn neue Erdwärmefabriken werden in Angriff genommen. Ein Zehntel der Lieferungen kann noch vor Ablauf dieses Jahres ohne Beeinträchtigung der Produktionspläne geliefert werden. Die geplanten Generalferien nach Schluss des Wirtschaftskrieges lassen sich leider nicht durchführen. Wir müssen noch einige Zeit mit der jetzigen Intensität weiter arbeiten. Aus Gewerkschaftskreisen ist folgender Antrag zur beschleunigten Ausführung des Lieferungsprogramms für Amerika eingebracht worden:
„Bis Ende März sollen alle Arbeiter in der gemäßigten Zone unter Beibehaltung der jetzigen Arbeitswoche (4 Arbeits-, 2 Ruhetage) täglich 8 statt 6 Stunden arbeiten. Der Übergang zur neuen Arbeitswoche (3 Arbeits- und 3 Ruhetage) erfolgt erst am 1. Juli 1929. Dieses Programm macht es möglich, die ganzen Lieferungen an Amerika ohne Störung des Ausgleichsprogramms bis zum Ende des nächsten Halbjahres auszuführen."


Vorwärts - 1. Oktober 1928

Das Ausgleichsprogramm

Im Jahre 1929 sollen alle Lücken ausgefüllt werden, die der Wirtschaftskrieg noch gelassen hat. Das Jahr 1930 soll das erste nahezu statische Jahr unserer Wirtschaft werden. Die Produktion wird nicht mehr weiter ausgedehnt. Im Gegenteil! Tausende von Betrieben werden stillgelegt, darunter 10% aller Gruben. Die Ausnutzung der Weltwasserkräfte nähert sich Ende nächsten Jahres der theoretischen Höchstgrenze bis auf 21%. Für den Ausbau der kleineren Nebenflüsse zweiten und dritter Ordnung sind 3 Milliarden Mark vorgesehen, für den Ausbau aller Werke, welche das Hochwasser bisher nicht restlos ausnutzen konnten, 1 Milliarde und für die Ausnutzung geringer Gefälle bei größeren Flüssen in ebenem Gelände 6 Milliarden Mark. Für Tiefschachtanlagen werden 10 Milliarden Mark ausgeworfen. Weitere 10 Milliarden Mark werden für Wüstenbekämpfung und Aufforstungen ausgesetzt. Die letzten Lücken im transasiatischen Kanalsystem werden geschlossen. Die Tiefschachtanlagen an den beiden Ecken der arabischen Halbinsel werden im nächsten Jahre bis auf 9000 m Tiefe hinabgetrieben. Am 1. August wird der Damm vollendet, der das Rote Meer vom Indischen Ozean abschließt. Das Rote Meer, das fast gar keine Zuflüsse hat, ist ein ideales Verdunstungsmeer. Der Spiegel soll im Laufe der Zeit um 150 m gesenkt werden, so dass noch eine natürliche Fahrrinne bleibt. Die Schleusenwasserverluste des Suezkanals werden später durch Nilwasser ausgeglichen.


Vorwärts - 17. Oktober 1928

Die Autofabrik „Kongo"

Das Automobilstraßennetz der S.U. verlängert sich 1929 um 60000 km. Die Serienproduktion von Kleinautomobilen wird ausgedehnt auf
1,6 Millionen Sechssitzer,
4 Millionen Viersitzer und
9 Millionen Zweisitzer.
Der Preis sinkt auf 800, 600 und 400 Mark. Außerdem werden erstmalig 500000 Viersitzer mit vollkommener Campausrüstung geliefert; mit Anbauzelt, Schlaf- und Kochgelegenheit und allem denkbaren Komfort ausgerüstet, sollen sie den Reisenden von allen Unterkunftsmöglichkeiten unabhängig machen (Preis komplett 900 Mark). Die Zweisitzer werden alle von der neuen Autofabrik „Kongo" geliefert. Diese Fabrik ist wohl vorläufig das letzte Wort der Technik. Die Fordwerke, auf die Amerika eine Zeitlang mit Recht stolz war, sind eine mittelalterliche Bruchbude im Vergleich zu unserm neuen Kongowerk. Die Lage ist allerdings unvergleichlich günstiger. Der Kongo, an dessen Ufer sie sich 5o km weit hinzieht, liefert die Energie, bringt Einzelteile, Stellit, Kupfer, Aluminium, Kautschuk, Glas und alle sonstigen Materialien herbei und nimmt die fertigen Automobile zur Verfrachtung auf. Der Arbeitsprozess; ist so weitgehend automatisiert, dass die Arbeiter fast nur noch Kontrollfunktionen ausüben. Jeder Arbeitsvorgang wird von zwei Personen beobachtet. Wenn alles klappt, kann es vorkommen, dass die Aufsichtspersonen, die ständig die Hand am Ausrückhebel haben, stundenlang nicht in Funktion treten. Sobald jedoch eine Hemmung eintritt, ändert sich das Bild vollständig. Durch einen Hebeldruck wird das in Arbeit befindliche und das nächstfolgende Stück aus dem Produktionsgang herausgenommen. Das übernächste Stück wird bereits auf den ersten oder zweiten Reservestrang geleitet, wo ein Aufseher den weiteren Arbeitsprozess überwacht, während der andere die automatisch herbeigerufene Reparaturkolonne benachrichtigt. Die Fabrik hat ihre Arbeit vorläufig mit einem Fünftel der Normalgeschwindigkeit aufgenommen. Im nächsten Jahre wird die Geschwindigkeit auf ein Viertel, ein Halb und schließlich auf zwei Drittel der Normalgeschwindigkeit gesteigert. Die Höchstgeschwindigkeit soll im Jahre 1930 erreicht werden. Jede Sekunde wird dann ein Auto die Fabrik verlassen. Wenn man den Ausfall durch Störungen mit 1:30 in Ansatz bringt, wird also die Jahresproduktion 1930 ungefähr 30 Millionen Stück betragen. Die Arbeitszeit beträgt vier Stunden täglich, also jährlich 360 Stunden (Halbarbeitswoche, Halbjahresurlaub). Da pro Schicht 10000 Arbeiter beschäftigt werden, sind zur Aufrechterhaltung der ununterbrochenen Produktion insgesamt 2 40000 Arbeiter notwendig, dazu etwa 10000 Ingenieure, Techniker und Verwaltungsfachleute.
Die Gestehungskosten pro Auto werden 1930 etwa 200 Mark betragen, der Wert der Gesamtproduktion also 6 Milliarden Mark. Davon entfallen 5oo Millionen Mark auf Personalkosten. Dieselbe Summe ist an den Anleiherückzahlungsfonds und an die Zentralpensionskasse abzuführen. Alle Arbeiter und Angestellten erhalten nur noch einen Individuallohn bzw. ein Taschengeld von jährlich 720 Mark, das sie aber in den meisten Fällen kaum verbrauchen können. Wohnung, Wäsche, Ernährung, Bekleidung und kulturelle Bedürfnisse sind restlos kommunisiert. Der Bedarf wird zum größten Teil aus den Eigenbetrieben des Kongotrusts gedeckt, mit Ausnahme des Fleisches, das aus Südafrika importiert wird und frei Kongomündung 20 Pf. das Pfund kostet. Brot aus den zentralafrikanischen Brotfabriken kostet den Trust 3 Pfg.. ein Ei 2 Pfg. Obwohl alles im Überfluss vorhanden ist, sind für die Versorgung der 125000 Arbeiter, die sich in den Wohnpalästen und Halbwochenheimen in der Nähe der Fabrik aufhalten, nur noch 50 Millionen Mark erforderlich. 70 Millionen Mark werden dagegen für die anderen 125000 Arbeiter ausgeworfen, die ihren halbjährigen Urlaub in den Ferien-, Kur- und Erholungsheimen des Kongotrusts verbringen. Diese Heime sind auf der ganzen Welt verstreut. Die meisten liegen in Skandinavien, am Mittelmeer, in der Schweiz, am Kaukasus, in der Krim und auf den Südseeinseln. Für Versorgung und Instandhaltung der Heime und Wohnpaläste sind
100 Millionen Mark in Ansatz gebracht. Weitere 100 Millionen Mark werden an den Weltverkehrstrust gezahlt. Der gewährt dafür allen Arbeitern des Kongotrusts freie Fahrt auf allen Verkehrslinien der S.U. Dasselbe Prinzip wird auch in allen anderen afrikanischen Betrieben eingeführt.


Vorwärts - 2. November 1928

Das Tote Meer verschwunden

Die Trockenlegung des Toten Meeres wurde am 1. November beendet. Die Annahme, dass sich auf dem Boden des Toten Meeres gewaltige Ablagerungen befinden, hat sich bestätigt. Sie sind sogar viel ergiebiger, als angenommen wurde. Es ist deshalb beschlossen worden, den ganzen Meeresgrund noch um 57 m abzubauen (850 m unter dem Meeresspiegel). In dieser Tiefe werden 2 Milliarden Quadratmeter Verdunstungspfannen eingerichtet, auf denen unter Ausnutzung der vorhandenen Verdunstungs- und Sonnenkraftmaschinen 10000 cbm Wasser aus dem Mittelländischen Meer in der Sekunde verdunstet werden sollen. Die Niederschläge des Dampfes werden den großen nordarabischen Bewässerungsfeldern zugeleitet. Das Kraftwerk wird zunächst 68 Millionen Kilowatt liefern. Es wird jedoch gleich für eine Leistung von 200 Millionen Kilowatt ausgebaut und genügt dann für die Ausnutzung der Wassermengen, die in den ersten Jahren von den Tiefschachtanlagen verschlungen werden.
Infolge der Austrocknung des Toten Meeres ist der Bedarf der Menschheit an verschiedenen wichtigen Chemikalien für mehr als 100 Jahre gedeckt.


Vorwärts - 30. April 1929

Endziel in Sicht!

Wir nähern uns dem Zeitpunkt, in dem der Übergang zum Vollsozialismus spruchreif wird.
Die Schwierigkeiten, die durch die Abtrennung Australiens entstanden, dürfen als überwunden gelten. Die Kapitalisten haben sich gründlich verrechnet. Nach dem Raub Australiens waren die größten landwirtschaftlichen Überschussgebiete der Erde mit relativ geringer Bevölkerungsdichte im kapitalistischen Rahmen vereinigt. Die amerikanischen Nachbeter von Malthus glaubten ganz ernsthaft, dass wir bei dem rapiden Bevölkerungszuwachs in der S. U. bald die Grenze des Nahrungsmittelspielraums erreichen würden und dann auf die Gnade der Kapitalisten angewiesen wären. Aber wir haben aus den Rückschlägen gelernt; jetzt verfügen wir über einen großen Nahrungsmittelüberschuss, der sich noch in diesem Jahre wesentlich vergrößern wird. Wir sind von der australisch-argentinisch-amerikanischen Einfuhr unabhängig und können bald zur restlosen Kommunisierung aller Nahrungsmittel (bis auf einige Luxusspeisen) übergehen. Die letzten Ausnahmen von der kommunisierten Wohnungswirtschaft werden morgen aufgehoben. Bald wird auch der letzte Winkel der S.U. mit sozialistischen Waschanstalten ausgestattet sein. Die Güte der kommunisierten Bekleidungsgegenstände ist im letzten Jahr so sehr verbessert worden, dass kein nennenswerter Bedarf nach Luxuskleidung mehr besteht. Mit Rücksicht auf die japanische Wirtschaftsstruktur haben wir bisher an dem Verkauf von Seidenwaren zu verhältnismäßig hohen Preisen festgehalten. Dieser Notwendigkeit sind wir jetzt enthoben durch die vollendete Rekonstruktion der japanischen Industrie, durch die Verbesserung und Erweiterung unserer Kunstseiden-, Holzfaser- und Edelpapierindustrie sowie durch die neuen Seidenmischverfahren, die es uns gestatten, fast alle leichten Bekleidungsgegenstände in seidenähnlicher Qualität herzustellen. Vom 1. Januar 1930 ab sind Pelzwaren die einzige nicht kommunisierte Kleidung. Die restlose Kommunisierung des Verkehrswesens ist leider immer noch nicht möglich. Die vorplanmäßige allgemeine Einführung der paritätischen Arbeits- und Ruhewoche hat eine über Erwarten große Steigerung des Fernverkehrs gezeitigt. Bei einer völligen Kommunisierung wäre eine weitere Zunahme zu befürchten, so dass bald die Grenze unserer Leistungsfähigkeit erreicht würde. Eine wesentliche Vergrößerung unseres Eisenbahnparks und Verlängerung des Schienennetzes wird jedoch im Hinblick auf in Aussicht stehende Verkehrsumwälzungen nicht mehr vorgenommen. Trotzdem wird am 1. August der hauptamtliche Bahnkontrollapparat fast restlos abgebaut. Von diesem Tage ab gibt es keine Kontrolleure, Fahrkarten und Schalter mehr. Der Nahverkehr wird gänzlich kommunisiert, der Fernverkehr bis zur Gesamtlänge von 10000 km jährlich. Jeder Werktätige erhält zum 1. August einen neuen Personalausweis mit Fahrscheinbogen. Auf allen Fernbahnhöfen stehen Automaten, welche in die Fahrscheinbogen Ort, Datum und Zeit der Abfahrt und Ankunft lochen, die Kontrolle erfolgt durch Stichproben, Verrechnung vierteljährlich durch den Klub. Missbrauch wird als schwerer Betrug bestraft. Die Individuallöhne werden morgen, am 1. Juli und am 1. Dezember um je 10% gesenkt. Die gekürzten Beträge sind an die Verrechnungsstellen der Kommunisierungskasse abzuführen.
Die Kommunisierung des Postverkehrs (wird wahrscheinlich am 1. September durchgeführt. Sie soll sich jedoch nur auf die gewöhnlichen Postsendungen erstrecken. Telegrammgebühren bleiben vorläufig bestehen, sie werden aber um 30% gesenkt.


Vorwärts - 5. Mai 1929

Drohende Überbevölkerung?

In der amerikanischen Presse wird immer wieder das Gespenst einer Übervölkerung der Welt an die Wand gemalt. Auch in unseren eigenen Reihen sind angesichts des rapiden Bevölkerungszuwachses mehrmals Befürchtungen laut geworden. Allein der asiatische Geburtenüberschuss beträgt jetzt jährlich rund 20 Millionen. Als Folge verbesserter Lebenshaltung, kürzerer Arbeitszeit und zunehmender Hygiene wird sich das durchschnittliche Lebensalter der Asiaten seit 1918 wahrscheinlich bald verdoppelt haben. Wir müssen also mit einer weiteren starken Bevölkerungszunahme in den nächsten Jahrzehnten rechnen. Trotzdem besteht keinerlei Anlass zu Befürchtungen. Einer Verdoppelung, ja sogar einer Verdreifachung unserer Bevölkerungszahl können wir mit Ruhe entgegensehen, denn unsere Nahrungsmittelreserven würden dadurch nicht erschöpft. Viele hundert Millionen Hektar Land in Afrika und in den zentralasiatischen Tiefebenen können noch bewässert werden. Die arktischen Gebiete und die asiatischen Gebirge und Hochebenen werden immer besser durch Forstwirtschaft und Viehzucht ausgenützt. Die Verfahren zur Aufschließung des Holzes werden ständig verbessert. Bald können wir das Holz zu tierischer Nahrung verarbeiten. Aber selbst wenn das nicht der Fall wäre, könnten wir durch Ausnutzung unserer Wälder für veredelte Holzfaserproduktion große Landstrecken, die jetzt mit Gespinstpflanzen bebaut werden, dem Ackerbau erschließen. Die Intensivierung der Landwirtschaft hat noch ungeahnte Perspektiven. Die Kunstdüngervorräte, die wir allein aus den Chemikalien des toten Meeres gewonnen haben, genügen für mehr als hundert Jahre, ganz abgesehen von den neuerschlossenen asiatischen Reichtümern an Chemikalien und von den Fortschritten der synthetischen Nahrungsmittelchemie. Die Reichtümer unserer Meere werden erst zu einem ganz geringen Teil ausgenutzt. Wir erinnern nur an die ungeheuren Planktonmassen des Saragossameeres, die noch der Erschließung harren. Und von der Sonnenenergie, die unserem Erdball zuströmt, wird auch erst ein verschwindender Bruchteil rationell verwertet.
Wir stehen also auf fast allen Gebieten noch am Anfang! Ist nun eine ständige starke Bevölkerungsvermehrung wünschenswert oder gar notwendig? Viele Genossen sind der Ansicht, dass wir das stärkste Interesse an einer raschen Bevölkerungszunahme der S.U. haben, um dadurch unser numerisches Übergewicht gegenüber dem kapitalistischen Sektor der Welt zu vergrößern. Andere empfehlen wieder eine starke Geburteneinschränkung.
Wir haben bereits gezeigt, dass eine Übervölkerung nicht zu befürchten ist. Die malthusianischen und neomalthusianischen Lehren waren nichts weiter als ein Versuch, das vom kapitalistischen System verursachte Elend auf die angeblich zu starke Bevölkerungsvermehrung zurückzuführen. Der Nahrungsmittelspielraum pro Kopf der Bevölkerung ist in den kapitalistischen Ländern mindestens dreimal so groß wie in der S. U. Trotzdem gibt es dort Arbeitslosigkeit, Not und Elend. Erscheinungen, die wir nicht mehr kennen. Warum? Weil die Reservearmee ein notwendiger Bestandteil des kapitalistischen Systems ist. Weil der Kapitalismus auch unter günstigsten Verhältnissen außerstande ist, die Aufgaben zu erfüllen, die unter einem vernünftigen Wirtschaftssystem mit Leichtigkeit gelöst werden. So wenig Anlass wir aber auch haben, uns vor einer Überbevölkerung zu fürchten, ebenso wenig besteht Anlass, einer allzu starken Bevölkerungsvermehrung das Wort zu reden. Unsere Wirtschaftsführung strebt dem Ziele zu, möglichst nur erstklassige Böden in tropischen und subtropischen Ge-
bieten intensiv zu bewirtschaften, um in der kalten und gemäßigten Zone immer mehr zur extensiven Wirtschaft übergehen zu können. Hierdurch wird der größtmögliche Ertrag mit dem geringsten Aufwand erzielt. Eine allzu starke Bevölkerungsvermehrung würde aber dieser Tendenz entgegenwirken und uns zwingen, auch zweit- und drittklassige Böden intensiv zu bewirtschaften. Daher ist es auch durchaus nicht gleichgültig, an welchem Zeitpunkt Australien zurückgewonnen und Amerika in den Rahmen der sozialistischen Union eingegliedert wird. Die Einbeziehung bzw. Wiedereingliederung der riesigen Landstriche Argentiniens, Brasiliens und Australiens in die sozialistische Weltplanwirtschaft wird uns dem Endziel näher bringen und eine erhebliche Steigerung der Durchschnittsproduktivität zur Folge haben. Die Welt hat Platz genug für alle Menschen, heute und in Zukunft. Aber sie ist zu eng geworden für den raubgierigen Kapitalismus. Die Stunde des Endkampfes rückt näher. Schon machen sich Anzeichen einer großen Krise in den kapitalistischen Ländern bemerkbar. Bald wird die Sterbeglocke des Kapitalismus läuten.


Vorwärts - 23. Juni 1929

Verschärfte Krise des Kapitalismus

Die Krise in den kapitalistischen Ländern verschärft sich zusehends. Die letzte Note der amerikanischen Regierung stellt eine offene Bankerotterklärung dar. Im vorigen Jahre kündigte Amerika pomphaft große Bestellungen an, zwecks Liquidierung unserer Anleihen. Der größte Teil der Bestellungen wurde aber immer und immer wieder verzögert, bis endlich angesichts der zunehmenden Arbeitslosigkeit und Absatzstockung in Amerika alle weiteren Bestellungen inhibiert wurden. In der Note vom 19. Juni macht die Regierung der U. S. A. nochmals das Angebot, die Anleiheschuld zu annullieren gegen eine formelle Anerkennung Australiens als eines integrierenden Bestandteils der „Vereinigten Staaten von Amerika und Australien". Die amerikanische Regierung will sogar darüber hinaus eine Entschädigung für das konfiszierte sozialistische Eigentum in Australien leisten. Der Botschafter hat bei Überreichung der Note durchblicken lassen, dass Amerika bereit sei, bis zu fünf Milliarden Dollar für die offizielle Verzichterklärung zu zahlen, wenn die S.U. sich verpflichte, diese Summen in Form von australisch-amerikanischen Landeserzeugnissen abzunehmen und gleichzeitig einen langfristigen Handelsvertrag abzuschließen. Wenn wir aber in der australischen Frage nicht nachgeben, will die amerikanische Regierung trotz katastrophaler Steigerung der Arbeitslosigkeit in kürzester Frist alle Lieferungen abrufen.

Die Note des Zentralrats
Die S.U. lehnt es ab, Schacher mit Land und Menschen zu treiben. Australien ist und bleibt ein rechtmäßiger Bestandteil der Sozialistischen Union. Bis heute gibt es in Australien keine Volksvertretung, die Bevölkerung Australiens hat niemals durch eigene freie Willenskundgebung ihren Anschluss an die Vereinigten Staaten von Amerika gutheißen. Die Beamten der angeblichen australischen Regierung sind Usurpatoren und Verbrecher. Wir fordern alle Einwohner des australischen Festlandes auf, den Weisungen dieser Verbrecher auf keinen Fall Folge zu leisten. Nach Widerübernahme der Macht in Australien wird die S. U. alle Personen rücksichtslos zur Verantwortung ziehen, welche der kapitalistischen Gewaltherrschaft aktiv oder passiv Vorschub geleistet oder Land und Produktionsmittel käuflich erworben haben.


Vorwärts - 3. Juli 1929

Sturmzeichen!

Den größten Umfang hat die kapitalistische Wirtschaftskrise in Argentinien angenommen. Die Fleisch- und Getreidevorräte häufen sich zu Bergen, obwohl der Getreidepool schon mehrmals größere Mengen Nahrungsmittel vernichten ließ. In Australien sind die unabsetzbaren Vorräte noch größer. Die Auswirkungen waren aber bis vor kurzem nicht so krass. Durch die gemeinsame Stützungsaktion der amerikanischen Regierung und der Banken ist es eine Zeitlang gelungen, die kapitalistische Wirtschaft Australiens vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Aber die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten.
Der 1. Juli sollte ein Freudentag Australiens werden. An diesem Tage wurde mit riesigem Pomp die Einweihung des großen Nord-Südkanals gefeiert. In allen kapitalistischen Blättern wurde die schnelle Beendigung des Kanalbaus als eine Großtat amerikanischer Technik gefeiert. Die Zeitungen weisen darauf hin, dass wir in unserem sozialistischen Generalwirtschaftsplan in der Fassung vom Jahre 1925 die Fertigstellung des Kanals erst für das Jahr 1931 vorgesehen hatten.
Wie sehr berechtigt unsere vorsichtigen Schätzungen waren, zeigen die ungeheuren Schwierigkeiten, die beim Bau des Kanals aufgetreten sind und deren schnelle Überwindung von der kapitalistischen Presse so überschwänglich gefeiert wird. Der Kanal, der den Carpentariagolf über den Eyre- und Torressee mit der Spencerbucht verbindet, sollte den Schlussstein des australischen Bewässerungssystems bilden. Er geht zum größten Teil durch Wüste und völlig ödes Land. Große Strecken porösen Bodens mussten überwunden werden. Auf einer Strecke von vielen Kilometern sind Sohle und Kanalwände vollständig betoniert. Neun gewaltige Staubecken wurden angelegt, um eine dauernde Wasserversorgung auch in Zeiten lang anhaltender Dürre zu gewährleisten.
Wir sind weit davon entfernt, die Bedeutung dieses Baues, den wir selbst begonnen haben, zu unterschätzen. Die amerikanischen Zeitungen behaupten nun aber, dass der Bau ein Beweis für die Überlegenheit der kapitalistischen Kultur und Technik sei. Wie steht es damit? Die kostspieligen Untersuchungen, Vermessungs- und Planarbeiten waren bereits vor der Konterrevolution durchgeführt, auch Spezialfabriken, Transportanlagen, Wohnhäuser und Baracken bereits errichtet. Die Erdbewegungen, die nach dem Voranschlag bis zum 15. Oktober 1925 bis zu 12% durchgeführt sein sollten, waren jedoch im Rückstand. Das Bankenkonsortium, das insgeheim den ganzen Umsturz in Australien finanzierte, hat als Dank die ganzen Anlagen für ein Spottgeld von der amerikanischen Regierung erhallen. Ein 200 km breiter Landstreifen beiderseits des Kanals ging in den Besitz der Gesellschaft über. Dazu wurden von der amerikanischen Regierung offiziell und geheim staatliche Subventionen gewährt, die mindestens das Drei - bis Vierfache der Kaufsumme von 100 Millionen Dollars betragen dürften. Die Millionenarmee der kleinen amerikanischen Sparer hat Riesensummen zur Finanzierung des Kanalbaus aufgebracht. Die ausgedehnten Landstriche, die durch Bewässerung erschlossen wurden, bildeten ein Spekulationsobjekt von größtem Ausmaß.
Jetzt ist das gewaltige Werk beendet. Wenn Australien heute noch sozialistisch wäre, dann wären wir wieder einen großen Schritt weiter gekommen. In kapitalistischen Händen aber muss alles, was der Menschheit zum Segen gereichen könnte, zum Fluch werden.
Während in Australien noch große Reden geschwungen wurden, setzte in der Wall Street schon der Kladderadatsch
ein. Bei Eröffnung der Börse zeigten sich Sturmzeichen. Dann wurde die Börse auf 3 Tage geschlossen. Die Schließung der Börse, die dreitägige Ruhe an allen Schulen und öffentlichen Anstalten ist angeblich nur erfolgt, damit das ganze amerikanische Volk Zeit hat, sich an den Jubelfeiern zu beteiligen. Überall werden optimistische Reden gehalten, überall flattert das Sternenbanner, überall wird von „prosperity" gesprochen. Aber hinter dieser glänzenden Fassade verbirgt sich ein riesengroßer Katzenjammer. Das kunstvolle Gebäude der amerikanischen Bankenwelt steht vor dem Zusammenbruch. Wenn die neuerschlossenen Riesenländereien in Kultur genommen werden, dann ist der vollständige Ruin der amerikanischen Farmerschaft nicht mehr aufzuhalten.
Drei amerikanische Finanzgruppen bekämpfen sich mit erbitterter Hartnäckigkeit. Wenn Wall Street darüber abstimmen könnte, — die australischen Berieselungsanlagen würden sofort stillgelegt. Die neuerschlossenen Gebiete würden niemals vom Pfluge berührt. Australien würde wieder zur Einöde. Die an der Erschließung Australiens interessierte austral-amerikanische Gruppe würde bestimmt in der Minderheit bleiben. Aber sie findet in der Regierung eine Stütze, da eine Stilllegung der großen Unternehmungen unzweifelhaft eine neue australische Revolution auslösen
würde.
Aber auch die Mehrheit der Bankgewaltigen ist unter sich uneinig. Eine mächtige Finanzgruppe ist zwar für die Abdrosselung der australischen Produktion, aber gegen neue Zollerhöhungen und Einfuhrverbote.
Diese Gruppe besitzt starke Interessen in Argentinien, für dessen Landwirtschaft die geplanten amerikanischen Schutzmaßnahmen den Todesstreich bedeuten. Die dritte Gruppe, die vornehmlich den ländlichen Kredit finanziert, riskiert Kopf und Kragen, wenn es nicht gelingt, die drohende Katastrophe von der amerikanischen Landwirtschaft fernzuhalten. Infolge der riesenhaften Ausdehnung des amerikanischen Abzahlungsgeschäfts sind aber auch alle anderen Banken in mehr oder minder starkem Maße am inländischen Kreditgeschäft beteiligt. Kompliziert werden diese Fehden noch durch die gemeinsame Beteiligung aller Banken an der Amazonas-A.-G. Der Zusammenbruch der australischen Kurse würde auch die Amazonas-Aktien mit in den Abgrund reißen, und alle anderen Werte müssten folgen.
Die kapitalistische Götterdämmerung naht. Ein Gewitter steht drohend am Himmel. Wen wird der Hauptschlag treffen? Das ist die Frage, um die jetzt hinter den Kulissen gerungen wird.
Die Arbeitslosigkeit lähmt bereits das Leben in den amerikanischen Städten. Lohnkürzungen und Lohnunterbietungen sind an der Tagesordnung. Preisabbau auf der ganzen Linie soll folgen. So hofft man die Absatzkrise zu überwinden. Aber was wird wirklich geschehen? Bald sind Millionen nicht mehr imstande, ihre Abzahlungsraten und Mieten zu zahlen. Der Farmer schuftet und schwitzt, um dem Untergang zu entgehen. Die Schlinge des Kapitals legt sich immer fester um seinen Hals. Einen Nachbarn nach dem anderen sieht er zusammenbrechen. Die Schulden werden immer höher. Wenn auch der Diskontsatz an der Börse heruntergeht: dem Farmer im Hinterland nützt es nichts, seine Schuldknechtschaft wird dadurch nicht verringert. Wer nicht im Konkurrenzkampf unterliegen will, muss immer neue, immer bessere Maschinen anschaffen. Und neue Maschinen kosten Geld. Die Wirtschaft wirft nichts mehr ab. Also nochmals zur Bank. Je höher die Schuldenlast, um so höher der Zinsfuß. Die Banken lassen sich ja auch das Risiko diskontieren. Immer schwebt das Damoklesschwert des Bankerotts über dem Farmer. Zur Konkurrenzbank kann er nicht gehen, denn „seine" Bank hat es in der Hand, ihm jeden Tag das Genick zu brechen.
Auch in Süd- und Mittelamerika kriselt es überall. Bandenkriege und Generalsinsurrektionen sind an der Tagesordnung. Selbst Angehörige der begüterten Kreise kokettieren mit der antiimperialistischen Bewegung. Die Machenschaften an der New Yorker Börse entscheiden über Tod und Leben der Südamerikaner. Wenn heute ein Aktienpaket in der Wall Street den Besitzer wechselt, dann wird morgen vielleicht eine neue Kupfergrube in Bolivien stillgelegt. Wenn zwei Banken sich in New York befehden, dann knallt es in Peru oder Paraguay. Wenn eine Baissespekulation fehlzuschlagen droht, dann helfen Maschinengewehrschüsse in Asuncion nach. Was bedeuten die paar Millionen, die eine südamerikanische Revolution kostet gegen die großen Kursgewinne, die derjenige erzielen kann, der rechtzeitig im Bilde ist.
„Los von U. S. A.!" das ist der Ruf, der immer ertönt, wenn ein neues Revolutiönchen begonnen wird. Aber das Ergebnis ist immer wieder dasselbe. Eine neue Junte kommt ans Ruder, und dahinter steckt wieder eine amerikanische Bankengruppe. Es gibt allerdings auch bürgerliche Kreise, die diese Parolen ernst nehmen und ernsthaft bestrebt sind, sich von der Hörigkeit der New Yorker Börse zu befreien. Aber dazu ist es zu spät. Unter der Oberfläche glimmt überall der Funke der wirklichen, der proletarischen Revolution. Eine Rebellion in Nikaragua löst an der Börse schon andere Gefühle aus als eine Insurrektion in Cuba. Aber Nikaragua ist klein, und die amerikanischen Bombengeschwader fliegen schnell. Mexiko mit seinem größeren Proletariat ist schon bedenklicher. Aber wirklich gefährlich wird dem amerikanischen Imperialismus erst die heranreifende Revolution in den ABC-Staaten werden. Wenn der drohende Blitz von der amerikanischen Börse etwa nach Argentinien abgelenkt werden sollte, dann gibt es dort eine ernsthafte Revolution. Das argentinische Proletariat hat eine Tradition. Die illegale Arbeit unserer Partei-
genossen ist nicht vergeblich gewesen. Ein Funke genügt, um das Pulverfass zur Explosion zu bringen. Schon morgen nach Wiedereröffnung der Börse wird sich zeigen, ob es gelungen ist, einen Blitzableiter zu finden. Eins aber ist heute schon sicher: die ganz Großen haben ihr Schäfchen rechtzeitig ins Trockene gebracht, hunderttausend kleine Aktienbesitzer dagegen werden zu Bettlern. Hunderttausend Farmer müssen die Scholle verlassen. Weitere Millionen von Arbeitern werden auf die Straße geworfen. Ferner kann heute schon mit Bestimmtheit gesagt werden, dass die australische Landspekulation zusammengebrochen ist. Größere Geländekomplexe sind in den letzten Wochen und Monaten verkauft worden. In den letzten Tagen aber haben sich keine Käufer mehr gefunden, obwohl die Bodenpreise sprunghaft fielen. Was nützt der beste jungfräuliche Boden mit guten Transport- und Berieselungsmöglichkeiten, wenn er in Zentralaustralien liegt und wenn nicht einmal der Farmer in der Nähe der großen Hafenstädte seine Waren loswerden kann? Uns kommen diese Sorgen fast komisch vor. Wir würden in diesem Fall automatisch größere Bodenflächen minderer Klasse aufforsten oder aber eine Viehvermehrung vornehmen. Nicht so im Kapitalismus. Der einzelne Besitzer will sofort eine Rente von seinem Kapital haben oder er will wenigstens die in Zukunft zu erwartenden Gewinnaussichten jederzeit realisieren können. Wir als Sozialisten würden uns freuen, wenn wir halb Australien mit Wald bedecken könnten, denn der Wald ist der Jungbrunnen für die Menschheit und für die Natur. Der Wald speichert für uns und für die kommenden Generationen die Sonnenenergien auf. Er verbessert die Bodenqualität und das Klima und schafft uns eine ständige Landreserve. Überindustrialisierung, Zentralisation und Mechanisierung, diese drei Begleiterscheinungen der modernen Kultur haben einen wahren Hunger nach Einsamkeit, Ruhe und Abgeschiedenheit hervorgerufen. In unseren großen Wirtschafts- und Kulturzentren ballen sich schöpferische Ideen und korporatives Wollen zusammen. In diesen gewaltigen Kollektivorganismen kommt das menschliche Gefühls- und Empfindungsleben oft zu kurz. Andrerseits haben wir aber gerade durch die restlose Mechanisierung und Rationalisierung des Wirtschaftsprozesses erst die Möglichkeit individuellen Auslebens für den Einzelmenschen geschaffen. Schaffensfreude, Neigung zur Geselligkeit und zeitweiliger Wunsch nach Einsamkeit sind in fast allen Menschen in gleich starkem Maße vorhanden. Wo aber könnte die Sehnsucht nach Abgeschiedenheit besser und angenehmer erfüllt werden als im Walde? Wir nehmen große Aufforstungen auch vor, wenn keinerlei wirtschaftliche Erwägungen dafür sprechen. Zweck und Ziel sozialistischer Wirtschaft ist eben immer und überall der Mensch und sein Wohlbefinden. Wir wissen sehr wohl, dass auch die höchste materielle Kultur nicht gleichbedeutend mit persönlichem Glück ist. Unsre hochentwickelte kollektive Kultur ist nur die Voraussetzung für das individuelle Glück aller Menschen.
Für den Kapitalismus als System existieren solche Erwägungen nicht. Wald hat für den kapitalistisch wirtschaftenden Menschen nur dann einen Zweck, wenn er in klingende Münze umgesetzt werden kann. Das ist aber in immer geringerem Maße der Fall. Schon seit längerer Zeit konnte der aufmerksame Beobachter feststellen, dass in den kapitalistischen Ländern die Preise für neu aufgeforstete oder mit jungem Wald bestandene Bodenflächen ständig fallen. Die Kapitalisten glauben nicht mehr an ihre eigene Zukunft. Niemand glaubt mehr an die Dauer dieses Systems. Deshalb werden Werte, die schnell realisierbar sind, an den Börsen der kapitalistischen Welt immer mehr bevorzugt.
Diese Erscheinung zeigt sich besonders krass bei australischen Werten. Kein Mensch mehr will australische Terrains oder Fabriken kaufen. Die Kapitalrückwanderung nach dem Kontinent ist enorm. Der Boden brennt den Kapitalisten unter den Füßen. Sie möchten lieber heute als morgen nach „Gods own country" zurückkehren. Nur wollen sie wenigstens einen Teil des investierten oder erspekulierten Geldes retten. Überall aber zeigen ihnen die Australier die kalte Schulter. „Morgen werden Fabriken und Boden wieder uns allen gemeinsam gehören", sagt sich jeder, „weshalb soll ich ihn da heute kaufen? Die Aussicht, dass die kapitalistische Wirtschaft weiter besteht, ist zu gering. Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Sozialisten wieder zur Macht kommen und mich zur Verantwortung ziehen, wenn ich mich in Geschäfte mit den Yankees eingelassen habe." Sturmzeichen stehen am Himmel...


Vorwärts - 14. Juli 1929

Amerika will Krieg!

Die Kapitalisten wollen nicht kampflos den Schauplatz der Geschichte verlassen. Das steht nach den letzten Meldungen unabweisbar fest. Die großen amerikanischen Bestellungen haben nur den Zweck gehabt, unsere Produktivkräfte zu fesseln und den gegenseitigen Besitzstand an industriellen Hilfsmitteln zugunsten Amerikas zu verschieben. Die amerikanische Wirtschaft wird in fieberhaftem Tempo auf Kriegsbedarf umgestellt. Auch wir müssen uns sofort umstellen :
Ab heute befindet sich die ganze S. U. im Zustand der Mobilmachungsstufe A. Damit treten automatisch folgende Verordnungen in Kraft:
Verlängerung des Arbeitstages von 6 auf 8 Stunden bzw. von 4 auf 6 Stunden bei gleich bleibenden Löhnen. Verstärkung der gesamten Produktion.
Vergrößerung der landwirtschaftlichen Anbaufläche. Gesteigerte Produktion aller Erzeugnisse, die sowohl Kriegsais auch Friedenszwecken dienen können. Wiederinbetriebnahme und Umstellung aller stillgelegten Werke und Gruben.
Entsendung eines Expeditionskorps von 100000 Mann nach Grönland.
Räumung Irlands, Portugals und Nordwestafrikas von Kindern.
Aufstellung eines stehenden Heeres von 10 Millionen Mann. Sofortige Räumung aller Helligen und Bau von 1000 U-Booten.
Sofortiger Baubeginn eines zweiten Kanaltunnels England—Frankreich.
Anlage von weiteren Gasschutzstollen von 100 m Tiefe in der ganzen S.U.
Massenherstellung von Gasschutzkleidung und Gasschutzvorrichtungen.
Im kommenden Kriege wird es kein Hinterland geben. Die neuen Gasraketen, die von jedem Punkt aus jeden anderen beliebigen Ort der Erdoberfläche erreichen können, werden auf dem ersten Teil ihres Weges von flüssiger Luft und dann von komprimierten Giftgasen getrieben. Der todbringende Inhalt der Geschosse ist also zugleich Antriebsstoff, der sich in Schwaden auf das überflogene Gebiet hinabsenkt. Hauptkriegszentren werden wahrscheinlich die nördlichen Eisgebiete sein. Als Hauptabschussgebiete kommen für uns außerdem die Sahara, die Südseeinseln und die zentralasiatischen Hochebenen und Gebirge in Frage. Am meisten gefährdet sind die Küstenprovinzen, denn sie können durch explodierende Torpedos von Giftgasen überflutet werden. Wir dürfen uns nicht über die ungeheure Gefahr hinwegtäuschen, die ein Krieg auch für uns bedeutet. Wir können dem drohenden Kriege nur entgehen, wenn wir uns entschlossen zeigen, alle Opfer, die der Ernst der Stunde von uns verlangt, sofort freiwillig zu bringen. Der Flug-, Sport- und Wehr-Verband hat beschlossen, die Verteidigungsabgabe auf monatlich 10 Mark zu erhöhen.


Vorwärts - 27. Juli 1929

Amerika leugnet Kriegsvorbereitungen
und verlangt Fortsetzung der Lieferungen

Der Zentralrat hat die Fortsetzung der Lieferungen abgelehnt und verlangt Zulassung von Kontrollkommissionen, welche alle amerikanischen Betriebe besuchen und mit den Arbeitern ungehindert sprechen können.

Letzte Nachrichten
In Amerika wurde das Auswanderungsverbot im vollen Umfang wieder in Kraft gesetzt. Aus Argentinien werden Unruhen gemeldet. Der Streik im australischen Kohlenrevier dehnt sich aus. Die Polizei geht mit Tränengas gegen die Streikenden vor. Die Hafenarbeiter sind in den Sympathiestreik getreten.


Vorwärts - 24. August 1929

Die Werbewoche des Flug-, Sport- und Wehrverbandes

Der F.S.W. musterte am 1. Mai 1928 5oo Millionen Mitglieder und 150 Millionen Jugendlicher. Seitdem ist diese Zahl auf über 600 Millionen ordentliche und 200 Millionen jugendliche Mitglieder gestiegen. Bis zum nächsten 1. Mai soll die Milliarde erreicht werden (750 plus 250 Millionen). Das bedeutet die nahezu restlose Organisierung aller Einwohner der S. U. Am weitesten entfernt von diesem Ziel sind wir in Indien und Zentralasien. In diesen Gegenden müssen mindestens 5o Millionen neue Mitglieder geworben werden, wenn das Ziel der Werbewoche „Antwort an Amerika" erreicht werden soll. Zur Unterstützung der dortigen Werbeaktion gehen aus Russland und Mitteleuropa heute 200 Luftschiffe und 10000 Flugzeuge ab. Der F.S.W. besitzt jetzt 2000 Luftschiffe, 1650000 Großkraftwagen, 2 200 000 Flugzeuge und eine Sport - und Wanderflotte mit einer Gesamttonnage von 6000000 t. Die persönliche Ausrüstung ist für jedes Mitglied fünffach vorhanden. Diese Gesamtausrüstung soll innerhalb eines Jahres verdoppelt werden. Hierfür sind für das nächste Jahr 100 Milliarden Mark vorgesehen. 90 Milliarden aus der monatlichen Verteidigungsabgabe von 10 Mark und 10 Milliarden aus der natürlichen Akkumulation der F.S.W.-Werke. Alle Mitglieder der F.S.W. sind verpflichtet, ab 1. September monatlich 10 Stunden an Verteidigungsarbeiten (Stollenanlagen, Gasschutz usw.) teilzunehmen und ihre ganze übrige Zeit der Ausbildung zu widmen. Alle Verteidigungsanlagen sind möglichst so herzurichten, dass sie eventuell auch produktiven oder gesellschaftlichen Zwecken dienen können.


Vorwärts - 25. August 1929

Revolution in Argentinien!

In Buenos Aires und Cordoba gelang es den Regierungstruppen mit großer Mühe, die Ruhe wieder herzustellen. In Rosario und in der ganzen Provinz Santa Fe blieben jedoch die Aufständischen siegreich. Die zahlreichen Italiener haben sich der Bewegung angeschlossen. Die Aufständischen verlangen Volksabstimmung über den Anschluss an die Sozialistische Union und drohen für den Fall der Ablehnung mit der Unabhängigkeitserklärung und mit selbständigem Anschluss des Staates Santa Fe an die S. U. Höchste Mobilmachungsstufe in Afrika. Die Zuspitzung der Lage macht den sofortigen Übergang zur höchsten Mobilmachungsstufe in ganz Afrika notwendig, obwohl die neuen Mobilmachungspläne noch nicht restlos ausgearbeitet sind. Gewisse Reibungs- und Kräfteverluste werden deshalb nicht zu vermeiden sein. Bei der großen Bedeutung, die Afrika unter den gegenwärtigen Verhältnissen zukommt, ist es jedoch unbedingt erforderlich, dass auch die letzten Reste des afrikanischen Wirtschafts- und Verkehrssystems sofort ausgebaut und alle im Bau befindlichen Fabriken unverzüglich fertig gestellt werden. Von morgen ab gilt für alle Werktätigen in Afrika das Gesetz der permanenten Arbeit. Jede Minute des Tages gilt jetzt dem sozialistischen Aufbau und der sozialistischen Verteidigung.
Am 1. September findet in Moskau, Italien und Spanien auf Antrag des F. S. W. eine Urabstimmung statt, die den freiwilligen Übergang zur höchsten Mobilmachungsstufe auch in Europa zum Ziele hat.


Vorwärts - 2. September 1929

Höchste Mobilmachungsstufe in der ganzen S.U.

In Moskau und in Italien ist der Antrag auf freiwillige Einführung der permanenten Arbeit fast einstimmig, in Spanien gegen 10% der abgegebenen Stimmen angenommen worden. Das Revolutionäre Kriegskomitee hat daraufhin angeordnet, dass die höchste Mobilmachungsstufe vom 10. September ab in der ganzen S. U. gilt. Diese Maßnahme war notwendig, um Reibungen zu vermeiden, die bei unserer weitgehenden Arbeitsteilung unweigerlich eingetreten wären. Bei Durchführung der permanenten Arbeit werden ohnehin an alle leitenden Wirtschaftsfunktionäre außerordentlich hohe Anforderungen gestellt, die sie nur unter zielbewusster Mitarbeit aller Werktätigen erfüllen können. Worauf kommt es an? Unsere Rohstoff- und Energieerzeugung muss verdreifacht werden. Alle Theater, Kinos, Leseräume, Vergnügungsstätten usw. werden geschlossen und, wenn sie in der Nähe von Arbeitsstätten liegen, in Liege- und Schlafsäle umgewandelt. Der Druck von Büchern, Zeitschriften und der meisten Zeitungen und die Herstellung aller entbehrlichen Waren wird eingestellt. Alle Verkehrseinrichtungen dienen nur noch den Zwecken der wirtschaftlichen Mobilmachung. Jedes Fleckchen Erde wird bestellt. Jede ausbesserungsbedürftige Straße wiederhergestellt. Viele tausend Kilometer neuer Straßen und Eisenbahnen müssen in Monatsfrist erstehen. Die Steigerung unserer allgemeinen Produktionskapazität ist eine noch wichtigere Aufgabe als die vermehrte Herstellung von Kriegs- und Gasschutzmaterial.

Buenos Aires in der Hand der Revolutionäre
Rotes Erkundungsluftschiff mit stürmischem Jubel empfangen. Provisorische Räteregierung fordert Unterstützung vom Zentralrat der S.U. 10 Luftschiffe und 100 Großflugzeuge sind von Afrika aus unterwegs. Alle S.U.-Schiffe im Atlantischen Ozean werden aufgefordert, Brücke Kapstadt— Buenos Aires zu bilden, damit zweite Staffel von 20000 Flugzeugen abgehen kann.

Generalstreik in Australien!
In Melbourne und Sidney ruht die Arbeit. Die Zentralkommission der revolutionären Gewerkschaften und die Parteizentrale haben in gemeinsamer illegaler Sitzung den Generalstreik für ganz Australien beschlossen.


Vorwärts - 3. September 1929

Sieg der Revolution in Argentinien
Ultimatum des Zentralrats

Argentinien ist von heute ab ein Glied der Sozialistischen Union. Der Zentralrat hat dem amerikanischen Botschafter mitgeteilt, dass er jede Einmischung in die argentinischen Verhältnisse als Angriff auf das Bundesgebiet der S.U., d. h. als Kriegserklärung, betrachten wird. Die Herren der Wallstreet haben sich wohl inzwischen davon überzeugt, dass der Krieg den Untergang des kapitalistischen Systems bedeutet. Millionen demonstrierten in den letzten Tagen in Amerika gegen den Krieg und für die Wiederherstellung der Auswanderungsfreiheit. In Nicaragua ist es dem nordamerikanischen Militär noch einmal gelungen, den Aufstand niederzuschlagen. In Mexiko genügten die einheimischen Truppen zur Unterdrückung des Aufstandes. Der Zentralrat der S. U. hat an die nordamerikanische Regierung ein Ultimatum mit dreitägiger Frist gestellt, in der sofortige Einstellung aller Rüstungen, Verschrottung des gesamten Kriegsmaterials und Zurückziehung aller Truppen aus Australien, Mittel- und Südamerika gefordert wird. Nach einem Funkspruch aus Brisbane ist der größte Teil von Ostaustralien in der Gewalt der Boten Armee.


Vorwärts - 6. September 1929

Letzte Meldungen

Amerika verzögert die Antwort und verlangt Verhandlungen. Zentralrat erklärt sein Einverständnis. Verhandlungsbeginn in London am 14. September. Nach einer noch unbestätigten Meldung ist die Revolution auch in Perth (Westaustralien) siegreich. Adelaide (Südaustralien) wird von amerikanischen Kriegsschiffen beschossen.


Vorwärts - 16. September 1929

Bombenattentate in der ganzen Union

An vielen Stellen der S.U. sind gestern Bombenanschläge erfolgt, die zweifellos auf amerikanische Anstiftung zurückzuführen sind. In Südfrankreich ist ein Teil des im vorigen Jahre fertig gestellten Südkanals verschüttet worden. Eine strategische Gefährdung ist dadurch nicht eingetreten, da die Verbindung zwischen dem Mittelländischen Meer und dem Atlantischen Ozean auf der größeren Nordstrecke aufrechterhalten bleibt. Der Hauptzweck des Südkanals war außer der Herstellung der kürzesten Verbindung die rechtzeitige Abführung von Hochwassern. Die Hochwassergefahr ist aber infolge unsrer umfangreichen Aufforstungsarbeiten und dank den vielen neuen Talsperren nicht mehr erheblich.
In Portugal und Südspanien sind einige Angehörige der früheren herrschenden Klasse festgenommen worden, die Bombenanschläge organisiert und die Bevölkerung durch Flugblätter zum Widerstand gegen die permanente Arbeit aufgefordert haben. Dieser Aufruf hat nur in Lissabon und in einigen kleineren Städten Andalusiens geringen Erfolg gehabt. Auf Anordnung des Zentralrats werden in den nächsten Monaten 100000 Freiwillige aus Mitteleuropa in Südspanien eingesetzt. Einzelne Teile Spaniens sind erst in den letzten Jahren aus dem Dornröschenschlaf des Mittelalters geweckt worden. Die exponierte Lage, welche die Pyrenäenhalbinsel im Kriegsfall einnimmt, zwingt uns, diesem Gebiet erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Ein Anschlag auf den Staudamm von Gibraltar hat Zerstörungen angerichtet. Der Damm erfüllt jedoch nach wie vor seine strategische Aufgabe: den Schutz der Mittelmeereinfahrt. Eine Explosion am Suezkanal hat nur geringe Zerstörungen verursacht. Dagegen haben die Verschwörer in Indien an zwei Stellen größere Erfolge erzielt.
Bei Ambala wurde durch Sprengung ein Teil des Kanals verschüttet, der den Suilej (Nebenfluss des Indus) mit dem oberen Ganges verbindet. Eine von Delhi aus organisierte religiöse Aufstandsbewegung wurde von der gut revolutionär gesinnten Arbeiterschaft Meeruts niedergeschlagen. Größerer Schaden wurde durch die Sprengung des Staudamms bei Benares angerichtet. Hier gelang es den Aufwieglern auch, Unruhe in weite Kreise der Bevölkerung zu tragen. Der Damm bei Benares, der das Gefälle des mittleren Ganges in einem Falle von 9 m ausnutzt, ist der jüngste und letzte Staudamm Indiens. Um die religiösen Gefühle der zurückgebliebenen Volksschichten Indiens zu schonen, hat man lange auf die Ausnutzung dieser Energie verzichtet. Da trotz aller Aufklärungsversuche das aus hygienischen Gründen äußerst verwerfliche Massenbaden an den so genannten heiligen Stellen unter der Einwirkung religiöser Fanatiker immer wieder periodenweise einsetzte, entschlossen sich die leitenden Stellen Indiens schließlich gerade aus
diesem Grunde zur Anlage des Staudamms. Durch die im letzten Quartal erfolgte Hebung des Wasserspiegels ist zwar der beabsichtigte Zweck erreicht worden. Es blieb aber ein Unruheherd in der Bevölkerung zurück, der nun offenbar von amerikanischen Agenten geschickt ausgenutzt wird. Infolge der Sprengung des Staudamms ist die am 1. Mai eröffnete Riesenfabrik „Chattopaddhaya" vorläufig außer Betrieb gesetzt worden. Das Werk ist eine Spezialfabrik für Autoflugboote, die sich gleich gut auf dem Wasser, auf dem Lande und in der Luft fortbewegen. Nach den bisherigen Nachrichten muss mit dem Ausfall einer Monatsproduktion (850000 Stück) gerechnet werden. Der Vorfall entbehrt nicht einer gewissen Komik, da der Pate und Leiter des Werkes, der verdiente Revolutionär Chatto, in der vorrevolutionären Zeit selbst Bombenspezialist war. Die Hälfte der Werkbelegschaft (100000 Mann) wird auf selbstgebauten Flugbooten mit 500000 Passagieren sofort den Marsch nach Argentinien antreten. Die andere Hälfte wird im Reparaturmonat neue Kräfte ausbilden und an den Erweiterungsbauten mitarbeiten, durch welche die Leistungsfähigkeit des Werkes wesentlich erhöht werden soll. Nach diesem Attentat ist die erst vor kurzem aufgenommene Produktion von Autoflugbooten, die in Zukunft unser Hauptverkehrsmittel sein werden, fast gänzlich zum Erliegen gekommen. Die Umstellung des Kongowerkes auf die Fabrikation von zweisitzigen Rollflugbooten wird erst in 14 Tagen beendet sein. Bis zur völligen Umstellung der großen Werke am Hoangho und in Ostsibirien werden noch zwei Monate und bis zur Eröffnung der zentralafrikanischen Fabrik Gigant" sogar noch drei Monate vergehen. Außer einigen kleineren europäischen Werken ist zur Zeit nur eine mittlere Fabrik am Kaspischen Meer auf den Bau von einsitzigen Rollflugbooten eingerichtet, die monatlich 100000 Stück liefern kann. Die kaspischen Boote haben jedoch nur einen Aktionsradius von 1000 km und besitzen wegen ihrer stabilen absturzsicheren Bauart keinen hohen Gefechtswert.
Was bezweckt Amerika mit diesen Anschlägen? Glaubt es damit auf die schwebenden Verhandlungen in London einzuwirken? Oder führt es diese Verhandlungen nur, um uns Sand in die Augen zu streuen; bedeuten diese Attentate, dass Wallstreet zum größten Verbrechen der Weltgeschichte bereits fest entschlossen ist? Wir müssen auf das Schlimmste gefasst sein: Werktätige der Welt: seid bereit!


Extrablatt – Vorwärts - 16. Sept. 1929

Abbruch der Verhandlungen!
Appell an Amerikas Arbeiter!

Die amerikanischen Unterhändler haben erklärt, dass sie ohne persönliche Rücksprache mit dem Staatspräsidenten keine Bindung eingehen können. Die Delegation wird sich morgen abend einschiffen. Für heute abend hat sie die Einladung zum „Appell an Amerika" angenommen. Durch diesen Appell sollen die Schrecken eines Krieges der ganzen Welt demonstriert werden. Der Vortrag wird von der Albert Hall auf alle Sender der S. U. übertragen und hoffentlich auch von allen amerikanischen Arbeitern gehört.


Sondernummer – Vorwärts - 20. September 1929

Der letzte Krieg!
Gekürztes Protokoll der Radioschlacht am Entscheidungstage

Aus der Rede in der Albert Hall:
... .. es steht einwandfrei fest, dass die Bombenattentate von der amerikanischen Regierung organisiert worden sind. Nach den Regeln des Völkerrechts sind wir berechtigt, diese Anschläge als Kriegshandlungen anzusehen und auch unsererseits den Krieg zu eröffnen. Wir haben es nicht getan, sonst wären die hier anwesenden Herren Delegierten heute vielleicht die einzigen lebenden amerikanischen Staatsbürger. Ganz Amerika würde in Schutt und Asche liegen und von einer meterhohen Gasschicht bedeckt sein, die alles Leben zerfrisst. Gewiss, die Millionäre sind mit erstklassiger Gasschutzkleidung versehen. Glauben sie aber wirklich, dass sie für all die unzähligen tödlich wirkenden Gasverbindungen die passenden Gegenmittel gefunden haben? Und wenn, was geschieht mit den Millionen, für die nicht genügend gassichere Schutzunterstände vorhanden sind? Was wird aus den Arbeitern, denen man bisher absichtlich die Wirkungen des modernen Gaskrieges verheimlichte? In der S.U. weiß jedes Kind, was der Krieg bedeutet und wie furchtbare Opfer er kosten wird. Darum, und nur darum — nicht aus Schwäche — ließen wir die Provokationen unerwidert und wenden uns auf diesem Wege an alle amerikanischen Arbeiter.
Hört uns, Genossen! Lasst euch nicht missbrauchen! Werdet nicht zu Selbstmördern! Besinnt euch auf eure Rechte und Pflichten, ehe es zu spät ist! Glaubt euren Herren nicht, wenn sie euch noch so viel versprechen und noch so viel vorlügen! Wir haben nichts zu verheimlichen und nichts zu verbergen, deshalb können wir wahr sein. Wir werden euch jetzt zeigen, wie stark wir sind, nein, wie stark ihr seid. Ihr, jawohl, ihr! Denn wir gehören zusammen. Wir haben beide denselben Feind, den Kapitalismus, der lieber die Welt in Flammen aufgehen lässt, als kampflos abzutreten.
(Der Saal wird verdunkelt. Lichtbilder werden gezeigt.)
Bild 1 Wüste. Wie Nadeln in einem Kissen ragen Tausende und aber Tausende von Raketen aus dem Sande hervor.
Bild 2 Hochgebirgstal. Übersät mit vielen tausend abschussbereiten Raketen.
Bild 3 Gasdichter Unterstand. Ein Mensch im Gaspanzer. Vor ihm eine Schaltanlage. Was geschieht, wenn er auf den Knopf drückt? Bild 4 Eisfläche. Raketen. Raketen. Raketen. Was geschieht, wenn der Mann auf den Knopf drückt? Dann erheben sich tausend Raketen. In wenigen Minuten verlassen sie die Atmosphäre. Immer noch ansteigend eilen sie durch die Stratosphäre auf Amerika zu. In dem Augenblick, in dem sie den siebzigsten Längengrad überqueren, öffnen sich die Ventile. Das unter hohem Druck komprimierte Gift entweicht und vergast. Quer über den ganzen Kontinent senkt sich der Tod herab auf Boston, Albany, Buffalo, Detroit, Chikago, Omana und Denver, und aus 4oooo m Höhe sausen die ersten tausend Raketen herab auf Sacramento, Oakland und San Franzisko. Im selben Augenblick überqueren 1000 Raketen, die auf den Hochebenen Tibets abgeschossen wurden, den Kontinent von West nach Ost, öffnen die todbringenden Ventile über Los Angelos und vernichten im Fallen New Orleans. Tausend solcher Todeslinien liegen jetzt unsichtbar über der Union. Wollt ihr warten, bis sie sichtbar werden? Wichtige Städte wie New York, Philadelphia, Washington, Baltimore, Sankt Louis, Memphis und Oklahoma werden hundertfach geschnitten. Eine Million Gasraketen, von denen hundert genügen, um die Bevölkerung New Yorks zu vernichten, werden am ersten Tage abgeschossen. Und hunderttausend werden ihnen täglich folgen,... denn
Bild 5 so wie hier in diesem englischen Bergwerk, das zur Giftgasfabrik umgebaut wurde, arbeiten unzählige Menschen für die Zerstörung. Sie arbeiten für die Zerstörung, aber sie wollen sie nicht, hört ihr es, Genossen in Amerika? Die Entscheidung liegt bei euch! Bild 6 Meeresküste. Aus tausend Mündungen grinsen die Kappen der Giftgastorpedos. Wenn ihr es nicht verhindert, amerikanische Genossen, werden sie den Ozean durchschwimmen und eure Küsten beim Zerschellen in Gischt und tödliche Nebel hüllen.
Film.....Auf der Leinwand sieht man 100 Flugzeuge
manövrieren. Sie formieren sich in Zehnerstaffeln. Steigen, wenden. Die Ordnung wird aufgelöst. Sie werden zusammenstoßen. Nein, das Knäuel entwirrt sich. Die Linie ist wiederhergestellt. Schnurgerade fliegen alle hundert. Gute Piloten, was? Nein, nur ein einziges von diesen hundert ist bemannt. Alle anderen werden elektrisch ferngesteuert. Alle anderen führen je eine Tonne komprimiertes Gift, das schlimmste Gift, das Menschenbirne erfinden konnten. Wenige Kubikmillimeter genügen, um den ganzen Körper eines Menschen mit eitrigen Blasen zu bedecken. Das Gift lässt dem Menschen gerade noch Zeit, die rasenden Schmerzen zu empfinden. Er sieht noch, wie sein Nebenmann die Luft mit den Händen krallt, wie die Augen aus dem Kopfe hervorquellen und zerfließen, wie Kinder tot zu Boden sinken, dann bricht auch sein Blick. Die Außenwelt ist tot. Aber inwendig frisst das Feuer weiter, schleicht in die Eingeweide, zerfetzt die Lungen, zerwühlt die Schleimhäute, zerschneidet die Gedärme und bringt das Blut in den Adern zum Kochen. Eine Minute noch hat der Mensch, der der Herr der Erde sein könnte, Zeit, um nachzudenken, ob diese Höllenqualen notwendig waren. Denkt jetzt an diese Minute, Genossen! Denkt daran, ehe es zu spät ist! Denkt daran, solange ihr nicht nur fluchen, denkt daran, solange ihr noch handeln könnt. Denkt aber nicht nur an euch. Denkt auch an die vielen Millionen von Unschuldigen, die ihr jetzt noch durch eine kühne Tat retten könnt. Setzt lieber euer Leben im Bürgerkrieg aufs Spiel. Bringt, wenn es nötig ist, euer Leben zum Opfer, um das Leben von hundert Millionen zu retten. Ergreift das rote Banner! Hebt die Fahne der Rebellion empor! Empört euch gegen die Verbrecher, die eine aufblühende hoffnungsvolle Welt vernichten wollen, um ihre Vormachtstellung zu behaupten!"
Der Führer der amerikanischen Delegation, Mr. Young, unterbricht den Redner:
Halt, im Namen der amerikanischen Regierung protestiere ich gegen dieses Vorgehen. Das ist Revolution, das ist die Kriegserklärung. Die amerikanische Regierung will den Frieden."
„Wir sind besser unterrichtet, Mr. Young. Hier ist ein Funkspruch von amerikanischen Freunden: ,Heute Mittag wurde das Gesetz über die allgemeine Wehrpflicht und über die zwölfstündige Arbeitspflicht veröffentlicht. In einer Anzahl von Fabriken ist daraufhin sofort die Arbeit niedergelegt worden. Der sozialistische Bund ruft zum Generalstreik auf.' Wir unterstützen diesen Aufruf! Hört ihr es, Arbeiter in Amerika? Keinen Hammerschlag mehr für den Kapitalismus! Keine Welle mehr darf sich morgen drehen! Kein Zug darf mehr verkehren, keine Maschine laufen! Wir wissen genau, dass die amerikanische Regierung in diesem Augenblick mit den führenden Köpfen der Industrie und der Banken versammelt ist, und dass sie ebenso wie die ganze übrige Welt am Rundfunk den Ereignissen in diesem Saale lauscht. Wir fordern sie auf, sich zu äußern. Das Schicksal der Welt entscheidet sich in den nächsten Stunden. Mitglieder der amerikanischen Regierung: eine ungeheure Verantwortung ruht auf euren Schultern. Sagt, was ihr plant! Sagt, ob ihr bereit seid, alles zu tun, um das furchtbare Unheil, das der Menschheit droht, von ihr abzuwenden! Nehmt sofort direkte Funkverbindung mit uns auf! Wir stellen unsere Empfangsapparate ein. Wir warten ___wir warten........wir warten.
Lange, qualvoll lange Minuten vergehen. Die Menschen der ganzen Welt bereiten sich vor auf den Todesgang. Die Gasanzüge werden herausgeholt. In Amerika ist es jetzt 16 Uhr. Eine Maschine nach der anderen wird zum Stillstand gebracht. Bei uns bricht die Nacht herein. Aber unsere Maschinen laufen. Neben jedem Arbeitsplatz liegt die Gasausrüstung. In jedem Arbeitssaal sind die Lautsprecher eingeschaltet. Alles lauscht der Übertragung aus der Albert Hall. Und Amerika kommt immer noch nicht. In Tausenden von Unterständen sitzen Männer, die den Tod in den Händen halten. Sie warten auf den Befehl, der den Kontakt zur Auslösung bringt. Nein... nein... sie warten nicht auf diesen Befehl. Sie warten auf etwas anderes. Sie denken mit Entsetzen an die Möglichkeit, dass sie den Finger auf den elektrischen Knopf legen müssen. Endlich, endlich meldet sich Amerika... " „Hier Regierung der U.S.A. Sind bereit, Verhandlungen fortzusetzen, wenn Sie Flotte zurückziehen. Warum sagen Sie der Welt nicht auch, dass fünf rote Flotten vor 36 Stunden Kurs nach Amerika nahmen?"
„Hier Sozialistische Union. Jawohl, die roten Flotten sind unterwegs. Aber warum sagt ihr nicht, dass die amerikanische Flotte schon vor drei Tagen ausgelaufen ist?" „Hier U.S.A. Die Flotte ist zurückgekehrt." „Hier S. U. Ja, weil Meutereien an Bord ausbrachen! Aber die Meuterer sind gefangen gesetzt, und die Schiffe sind wieder ausgelaufen. Leugnet ihr das?.....Warum antwortet ihr nicht?.....Antwortet.....Es geht um Sein oder Nichtsein..... Ihr steht vor dem Richterstuhl der Menschheit.....Wollt ihr den Frieden?.....Gebt Antwort!!!... .."
„Achtung..... Achtung... Hier Sender Chicago... Wir sind revolutionäre Arbeiter... wir haben den Rundfunk besetzt... wir wollen den Frieden... wir wollen den Sozialismus... man beschießt uns... wir grüßen...
Gewehrgeknatter, Handgranatenexplosion.
Hier Station Chicago... Ku Kux Klan... Rebellennest ausgehoben... Chicago steht treu zur Regierung..." „Hier S. U. Wir warten auf Antwort... Wollt ihr den Frieden? Gebt ihr Rückzugsbefehl?"
„Hier U. S. A. Wir wollen den Frieden. Wir geben Antwort in 24 Stunden."
„Hier S. U. Unmöglich. Der Krieg ist unvermeidlich, wenn der Aufmarsch nicht eingestellt wird, wenn die Flotten nicht Rückzugsbefehl erhalten."
„Hier U.S.A. Wir kommen in einer Stunde wieder. Die Delegierten sollen nicht abfahren und die direkte Kabelverbindung wieder aufnehmen."
Die amerikanische Delegation verlässt den Saal.
„Hier S.U. Wir werden warten. Wir benutzen diese Stunde, um einen letzten Appell an das amerikanische Volk zu richten.
Hört uns, Genossen, wir senden auf allen Wellenlängen! Weshalb will eure Regierung den Krieg? Weil der Kapitalismus, im friedlichen wirtschaftlichen Wettkampf besiegt, in eine hoffnungslose Lage geraten ist. Eure Herrscher wissen, dass es den Menschen in der S.U. gut geht. Aber sie wissen auch, dass es uns in kurzer Zeit noch viel, viel besser gehen wird. Wir sind aus der Zeit des Aufbaus bald heraus. Wir haben gesät und immer wieder gesät. Jetzt ist die Erntezeit herangekommen. Wollt ihr uns helfen, amerikanische Genossen, diese schöne kostbare Ernte in die Scheuern zu bringen, oder wollt ihr, dass alles umsonst gewesen ist, dass alles der Vernichtung anheim fällt? Jetzt erst werden die Erfolge unseres jahrelangen planmäßigen Aufbaus greifbar. Seht hin nach Zentralasien, Spanien, Südfrankreich, Italien und Nordafrika! Wo vor zehn Jahren noch Wüstensand und kahles Gestein war, keimt jetzt das junge Grün. Harte Arbeit, viel Mühe und riesige Mengen Material hat das gekostet. Könnt ihr euch vorstellen, dass diese Pracht sich in den nächsten Jahren richtig entfaltet, dass dann aber niemand da sein wird, sie zu bewundern, weil die Menschen, die sie geschaffen haben, von Gasschwaden hingemäht worden sind — durch eure Schuld? Schaut hin nach Sibirien! Was haben wir aus der Taiga gemacht! Vor wenigen Jahren war dieser Name noch ein Schreckenswort. Heute finden Millionen Menschen dort Erholung. Das ganze riesige Gebiet ist durchgeforstet. Wir haben Platz geschaffen für junges Grün und dabei Riesenmengen Holz gewonnen, weil mehr als wir in den nächsten Jahrzehnten brauchen werden. Milliarden Kubikmeter sind in Rohzellulose verwandelt und eingeweckt worden. Wir sind so reich, dass wir auf Jahre hinaus keine Verwendung für die Riesenmengen dieses wichtigen Ausgangsstoffes haben. In unseren Riesenlaboratorien sitzen teils berufsmäßig, teils ehrenamtlich jetzt schon mehr als hunderttausend Menschen. Täglich werden neue Verwertungsmöglichkeiten entdeckt. Der Berg unserer Vorräte wird dadurch nicht kleiner. Wollt ihr uns zwingen, diese Reichtümer buchstäblich zu verpulvern, um euch damit zu vernichten? Und so geht es auf allen Gebieten. Unsere Tiefbohrungen fressen sich immer weiter ins Erdinnere ein. Täglich werden neue Energiequellen und neue Reichtümer erschlossen. Wir haben Überfluss an Lokomotiven, Waggons und Großkraftwagen und produzieren dennoch wegen der drohenden Kriegsgefahr täglich Tausende und aber Tausende. Unsere Kohlenvorräte übersteigen zwei Milliarden Tonnen. Wir können jährlich produzieren: 2 Milliarden Tonnen Kohle,
200 Millionen Tonnen Rohstahl, 2 Millionen Tonnen Kupfer, je eine Million Tonnen Zinn, Zink, Blei, Stellit und Aluminium. Unsere Chemikalien-, Stickstoff- und Düngemittelvorräte reichen für Jahrzehnte. Der Krieg würde sie in wenigen Monaten fressen. Wir haben jetzt fast 40 Millionen Reitpferde, 1 Milliarde Rinder und Schafe, 600000000 Schweine. Der drohende Krieg zwingt uns, gewaltige Breschen in diese Bestände zu legen, denn alles ungeschützte tierische Leben wird von Giftgasen gefressen werden. Tag und Nacht arbeiten unsere Schlachthäuser, um unsere Konservenbestände zu erhöhen. Schaut hin nach den Tundren Sibiriens und Nordeuropas, die wichtige Bestandteile der Weltwirtschaft geworden sind! Jahr für Jahr vermehren sich unsere sorgfältig gehüteten Renntierherden. Nur alte und kranke Tiere durften in den letzten Jahren geschlachtet werden. Seht unsere tausend Pelztierfarmen! Seht auf das grün gewordene Zentralasien und auf die blühende Mandschurei! Betrachtet unsere Tropengebiete, in denen jeder Sonnenstrahl, jedes Fleckchen Erde und jeder Wassertropfen für die Menschheit nutzbar gemacht wird und in denen trotzdem Schönheit und Harmonie durch unser Wirken nicht zerstört, sondern erhöht worden sind! Spanien, Indien und die Südsee galten früher den Uneingeweihten sehr zu Unrecht als Paradies. Erst durch unsere Planarbeit und gegenseitige Hilfe wurden die märchenhaften Vorstellungen nicht nur Wirklichkeit, sondern sogar übertroffen.
Die weiten Landflächen Nord- und Mitteleuropas sind für unsere agrarische Produktion entbehrlich geworden. Eine Million Quadratkilometer sind heute Wald, Gärten, Parks und Spielplätze. Jedes Jahr werden eine Million Landwirte pensioniert. Die Landwirtschaft ist in unseren Breiten ein Sport, ein Vergnügen. Und trotzdem ist unsre landwirtschaftliche Produktion noch gestiegen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist die landwirtschaftliche Arbeit in Nord- und Mitteleuropa keine Pflichtarbeit mehr. Es wird nichts mehr für sie bezahlt. Jeder Betrieb, jeder Klub und jede Schule hält einen Spielplatz und einen Park in Ordnung und führt einen landwirtschaftlichen Betrieb. Bisher ist uns noch kein Fall bekannt geworden, in dem die Arbeit hätte befohlen werden müssen. Immer fanden sich genug Freiwillige.
Wir lassen jetzt unsere Jugend zu Worte kommen. Wir wenden uns jetzt an die amerikanische Jugend und an die amerikanischen Mütter. Hört ihr es, Mütter in Amerika? In euren Händen liegt die Entscheidung! Wollt ihr, dass eure Kinder es von morgen ab ebenso gut haben wie unsere, oder wollt ihr dulden, dass die Jugend der ganzen Welt vom Krieg verschlungen wird? Genosse Strong hat das Wort." „Kameraden in Amerika!
Mein Vater ist im imperialistischen Kriege gefallen. Meine Mutter starb in Hull kurz nach der Revolution. 1920, ich war damals 10 Jahre alt, kam ich mit einem Transport von Austauschkindern nach Deutschland, wo ich der internationalen Arbeitsschule in Bordesholm zugeteilt wurde. Wir waren hundert Jungen und Mädel aus Deutschland, England, Frankreich und Russland. In einem mittleren Gutshof nisteten wir uns ein. Der Hof war verwildert. Der frühere Besitzer war nach Amerika geflohen. Jetzt steht er neben mir. Wir haben den Hof wieder hoch gebracht und eine Musterwirtschaft daraus gemacht, nich wohr, Vadder Mathes?"
„Jo, datt mutt man woll seggn, allns wat recht is, min Jung."
„Dieser Gutshof mit seinen Nebenbetrieben, das ist unsere Schule. Das was ihr drüben ,Lernen' nennt, kennen wir eigentlich nur im Winter. Aber ich glaube, wir lernen auch im Sommer mehr als ihr. Im Sommer beginnt jeder Tag mit dem Wettlauf zum See, an dem nur die beiden Gruppen, die zur Viehfütterung und zum Bereiten der Morgensuppe eingeteilt sind, nicht teilnehmen. Nachdem wir uns eine halbe Stunde im Wasser herumgebalgt, wird gefrühstückt. Und dann beginnt der Morgensport. Jede Gruppe hat jeden Tag eine andere Aufgabe: Grasmähen, Wege harken, Unkraut jäten, Kühe melken, Traktor- und Maschinenölen, Putzen der Reitpferde und der beiden Wagenpferde, die wir aus Pietät noch solange behalten wollen, bis sie eines natürlichen Todes sterben. Diese beiden Reliquien sind schuld, dass wir den sozialistischen Wettbewerb mit dem Weberklub zweimal verloren haben. Die Mitglieder des Weberklubs bewirtschaften in ihrer freien Zeit ein ebenso großes Gut am Einfelder See und liefern ebenso wie wir ihre Überschüsse an die Zentralgenossenschaftsküche in Neumünster ah. Da sie ihre Wagenpferde längst abgeschafft haben, konnten sie mehr Milchvieh halten und mehr Milch abliefern. Wir haben aber dieses Manko durch vermehrten Hackfrucht- und Gartenbau und durch die Erträge unserer Imkerei ausgeglichen und jetzt schon drei Jahre nacheinander den sozialistischen Wettbewerb gewonnen, so dass wir Liese und Lotte, auf denen wir vor acht Jahren unsere ersten Reitversuche unternahmen, behalten konnten. Zum Reiten taugen die beiden Museumsgäule allerdings auch nicht mehr. Dafür haben wir jetzt fünf prachtvolle Reitpferde, die jeden Tag von zwei anderen Fünfergruppen betreut und geritten werden.
Außer in Erntezeiten schließt sich an den Nutzsport eine Stunde Bewegungssport an: Tennis, Schlagball, Golf, Leichtathletik usw.
Nach dem Mittag schwingen wir uns auf unsere Elektroräder, und dann geht's hinaus ins Land auf den wundervollen Radfahrwegen, die wir zum Teil selbst gebaut haben und unterhalten. Die Elektroräder sind richtige Fahrräder, die mit kleinen Sammelbatterien und winzigen Elektromotoren ausgestattet sind. Sie können also ebenso gut als Tretwie als Motorräder gebraucht werden. Bei euch in Amerika kennt man sie nicht. Kein Wunder, das ständige Nachladen der Batterien an jedem beliebigen Orte würde im Kapitalismus soviel Scherereien und soviel Unkosten verursachen, denn bei euch müsste eine solche Einrichtung ja ,rentabel' organisiert sein. Bei uns aber ist an jedem Hof, an jedem Klubgebäude, an jedem Erholungsheim und an jeder Jugendherberge eine elektrische Ladestation. Wir könnten durch die ganze S. U. fahren. Auf unseren täglichen Ausfahrten schalten wir aber die Motoren meistens nicht ein. Nicht um Strom zu sparen, sondern weil uns das Strampeln mehr Vergnügen macht. Man bleibt auch gesunder dabei. Darum fahren wir auch wenig Auto, obwohl wir es, ebenso wie das Fliegen, gelernt haben. Irgendwo im Walde wird Rast gemacht. Dann beginnt die internationale Stunde. Niemand darf in dieser Stunde in seiner Muttersprache reden. Sogar das Esperanto ist in dieser Stunde verpönt. Ein acht Tage vorher bestimmter Referent spricht über ein aktuelles Thema, zu dem sich ein Sprecher jeder Gruppe äußern muss.
Nach der Rückkehr werden zunächst mit vereinten Kräften die Wirtschaftsaufgaben erledigt, dann gehört jeder sich selbst. Er kann Sport treiben, kann im Lesesaal studieren oder im Schreibsaal an seinem Sommerpensum arbeiten. Er kann basteln oder malen, Schach spielen, rudern, segeln oder zum nächsten Flugplatz fahren. Einen eigentlichen Ruhetag kennen wir nicht, brauchen wir auch nicht, da wir uns die Arbeit so einrichten, dass sie uns Vergnügen macht. Wenn auf der Elbe oder auf der Kieler Föhrde wichtige Regatten stattfinden, an denen sich eine unserer Mannschaften beteiligt, dann stehen wir morgens eine Stunde früher auf, verrichten schnell die notwendigsten Arbeiten und lassen nur eine Gruppe für Notstandsarbeiten zurück. Außerdem hat jede Gruppe alle 20 Tage einen Tag Bewegungsfreiheit innerhalb der Grenzen Skagerrak—Ostsee—Rostock—Berlin—Harz—Köln. Vor Beendigung des zwanzigsten Lebensjahres muss außerdem jeder gesunde Schüler teilgenommen haben: an einer der drei großen Segelfahrten Kiel—Leningrad, Kopenhagen—Hammerfest oder Rund um England, sowie an einer Europarundfahrt und als Pilot am Indien—Afrikarundflug. An den Schulbesuch schließt sich eine einjährige Weltreise an. Ich war mit meiner Gruppe auf dieser Weltreise, amerikanische Jugendkameraden, als die Kriegsvorbereitungen eurer Regierung bekannt wurden. Wir haben uns sofort in den Dienst der sozialistischen Verteidigung gestellt. Wir gehören zum Raketenflugzeuggeschwader 19. In einer Stunde starten wir. In 15 Stunden sind wir in Amerika, tot oder lebend. Bis dahin muss die Frage: Krieg oder Frieden, sozialistischer Aufbau oder Weltzerstörung, entschieden sein. Werden wir unsere Weltreise durch Amerika friedlich fortsetzen können oder in Amerika untergehen, werden wir ein totes, verbranntes Amerika antreffen oder ein neues Amerika, das endlich den Weg zur großen sozialistischen Union gefunden hat? Wenn es sein muss, werden wir kämpfend untergehen. Wir wissen, wofür wir kämpfen und sterben. Wofür aber kämpft ihr, amerikanische Jugendkameraden, wofür sterbt ihr?"
„Achtung... Achtung... Hier Geheimsender Cincinnatti... Bewaffneter Aufstand niedergeschlagen... Generalstreik wird weitergeführt... Regierung verbreitet Nachricht, dass S. U. den Krieg an Amerika erklärt hat. Bedrohung der U.S.A. durch Raketen wird als Lüge hingestellt... "
„Achtung... Hier S. U. Amerikaner, glaubt den Meldungen eurer Regierung nicht! Sie schildert euch den Krieg harmlos. Sie will euch in Sicherheit wiegen. Glaubt uns, kein Fleck der U. S. A. wird gasfrei bleiben, wenn durch Schuld eurer Regierung der Krieg ausbricht!"
Die amerikanischen Delegierten sind wieder im Saal erschienen. Sie wünschen eine nichtöffentliche Sitzung.
„Nein, Mr. Young, keine Geheimniskrämerei! Jetzt ist keine Zeit mehr für Geheimdiplomatie. Sagen Sie hier, frei und offen, vor aller Welt, was uns die Regierung der U.S.A. mitzuteilen hat!"
„Meine Herren! Meine Regierung betrachtet sich als angegriffen. In Australien konnten die Revolutionäre nur mit Hilfe von Luftstreitkräften der S. U. die Oberhand gewinnen. Von Argentinien aus fliegen 10000 rote Flugzeuge nordwärts. Im Gran Chaco sind riesige Automobilkolonnen nach Norden unterwegs. In Valparaiso sind 5ooo rote Flugzeuge gelandet. Die Besatzungen haben sich mit den aufständischen chilenischen Arbeitern verbündet und die Verbindung zwischen Nord- und Südchile zerstört. Über Rio de Janeiro und über der Amazonasmündung sind rote Luftschiffe erschienen. Die ganze Ozeanenge zwischen Freetown und Kap S. Roque wimmelt von roten Schiffen. Über Pernambuco und Bahia treffen ständig neue Luftgeschwader ein. Die roten Luftkommandeure haben die brasilianische Neutralität gebrochen, indem sie die örtlichen Befehlshaber der brasilianischen Küstenstädte funkentelegraphisch aufgefordert haben, die gefangenen Verbrecher freizulassen. Nach Meldungen amerikanischer Handelsschiffe bewegen sich die roten Flotten auf dem Atlantik weiter westwärts. Das alles fasst die amerikanische Regierung als Kriegseröffnung auf."
„Gestatten Sie, Mr. Young, dass ich einige Dinge richtig stelle! In Valparaiso, Santiago und Concepcion hatten sich Zehntausende von Arbeitern aus ganz Chile angesammelt, denen von der Regierung die Auswanderungserlaubnis verweigert wurde. Da Polizei und Militär mit den Arbeitern sympathisierten, rief die chilenische Regierung Hilfe von einem nordamerikanischen Kreuzer herbei. Gegen die Landung nordamerikanischer Truppen protestierten sogar einige chilenische Offiziere, während der größte Teil des Offizierskorps sich den Amerikanern anschloss. Es kam zum Kampf, der mit dem Siege der Chilenen endete. Ein Arbeiter- und Soldatenrat wurde gebildet. Er übernahm die Regierungsmacht und rief die Hilfe der roten Luftflotte herbei.
In Brasilien verweigerten nahezu alle Arbeiter die Arbeit und wollten auswandern, man hat sie zu Tausenden gefangen genommen, ihnen hohe Freiheitsstrafen zudiktiert und sie dann an die Unternehmer zur Ausbeutung verkauft. Man hat sogar freie Indianer aus dem Urwald gefangen und in die Sklaverei verkauft. Und eine Regierung, welche die Sklaverei nicht nur duldet, sondern sogar selbst ausübt, ist unserer Ansicht nach keine Regierung, sondern eine Verbrecherbunde. Darin sind wir doch hoffentlich einig, Mr. Young, oder sollte in U. S. A. der Sezessionskrieg schon ganz in Vergessenheit geraten sein?
Ihre Mitteilungen bedürfen aber noch einer gewissen Ergänzung. Die Regierungsgewalt in Nikaragua ist jetzt vollkommen in die Hand der amerikanischen Militärs übergegangen. In Mexiko sind amerikanische Regierungstruppen zur Unterdrückung des Aufstandes eingerückt. In Columbia und Venezuela landen ständig neue amerikanische Truppen. Von Guyana aus dringen amerikanische Tankkolonnen auf brasilianischem Gebiet in Richtung auf den Amazonas vor. In Bolivia hat der nordamerikanische Kommandant, der bisher rein beratende Funktionen hatte, den Belagerungszustand erklärt und eine amerikanische Legion aufgestellt. Die Luftgeschwader der Vereinigten Staaten beherrschen den ganzen Norden Südamerikas. Wir fragen noch einmal vor aller Welt: Ist die amerikanische Regierung bereit, der Flotte Rückzugsbefehl zu geben und sich in die Verhältnisse Südamerikas nicht einzumischen?" „Die Regierung der U.S.A. verlangt unverzügliche Räumung Südamerikas einschließlich Argentiniens von allen roten Truppen."
„Drahten Sie sofort, dass eine Räumung Argentiniens nicht erfolgen kann, da Argentinien als ein Teil der S. U. anzusehen ist. Wir sind jedoch bereit, uns in die südamerikanischen Verhältnisse nicht einzumischen, wenn die amerikanischen Truppen zurückgezogen und alle Gefangenen freigelassen werden und wenn vor allen Dingen die Auswanderungsfreiheit in vollem Umfange wiederhergestellt wird."
„Ganz unmöglich, dann gibt es keine Arbeiter mehr in Südamerika!"
„Und ohne Arbeiter gibt es keinen Profit und keinen Zins und kein arbeitsloses Leben. Deshalb gibt es in Nordamerika zwar 6 Millionen Arbeitslose, aber keine Auswanderungsfreiheit. Und deshalb gibt es für den bankerotten Kapitalismus keinen anderen Ausweg mehr als den Krieg, der von Anfang an verloren ist, und deshalb gibt es für euch, amerikanische Arbeiter, keinen anderen Ausweg als den: Schlagt eure Kapitalisten und ihre Helfershelfer nieder! Befreit euch von diesen Parasiten, bevor sie die ganze Welt in Flammen setzen!
„Meine Herren, das ist die Kriegserklärung! Sind Sie sich dessen bewusst?"
„Nein, der Krieg ist schon von der U. S. A. erklärt worden. In allen Städten der U. S. A. sind Demonstranten erschossen worden. In Milwaukee sind zehntausend Menschen, die waffenlos auf einem öffentlichen Platz für den Frieden demonstrierten, durch Giftgasgranaten getötet worden. In vielen Orten der U.S.A. haben die Arbeiter die Giftgasfabriken besetzt. Dort wo sie sich bewaffnet haben, gelang es ihnen, sich zu behaupten. An anderen Stellen aber, wo sie töricht genug waren, dem Versprechen der Kapitalisten zu glauben, sind sie erbarmungslos niedergemetzelt worden." „Ich habe soeben einen neuen Funkspruch meiner Regierung erhalten. Die U. S. A. ist nunmehr bereit, einen neuen Friedensvertrag abzuschließen, in dem völlige gegenseitige Abrüstung zugesichert wird."
„Und Südamerika? Und die Auswanderungsfreiheit?" „In Südamerika Status quo. Auswanderungsfreiheit für 100000 Arbeiter pro Jahr." „Und die übrigen 5900000 Arbeitslosen?" „Für die wird gesorgt werden."
„Und die Millionen anderen Arbeiter, die nicht mehr unter miserablen Verhältnissen für andere schuften wollen? Und die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung, die längst den Kapitalismus satt hat und sich nach dem Sozialismus sehnt? Werden Sie eine Volksabstimmung zulassen? Werden sofort Neuwahlen erfolgen?"
„Nein, der Senat hat beschlossen, die Legislaturperiode für den Präsidenten und für alle Körperschaften um 5 Jahre zu verlängern."
„Das ist Vergewaltigung. Die amerikanische Bevölkerung verlangt Kursänderung."
„Wir bedauern außerordentlich, den Stimmungen einzelner Leute nicht nachgeben zu können. Die Regierung wird fest bleiben."
„Dann muss sie gestürzt werden."
„Vielleicht, aber dann ist das Ihre Schuld. Dann ist es auch Ihre Schuld, wenn die amerikanische Regierung einige hundert Millionen Menschen mit ins Verderben reißt. Die sozialistische Union ist gut gerüstet. Aber auch wir haben Waffen. Schlimmere Waffen, als Sie ahnen! Von unseren Festungen aus, die mit auserlesenen Kerntruppen besetzt sind, können wir die halbe Welt vernichten." „Die amerikanische Regierung glaubt also noch immer Bedingungen stellen zu dürfen. Was verlangen die Herren von uns?"
„Keine Antastung der Monroedoktrin! Die Regierung der U. S. A. übt auf dem ganzen amerikanischen Kontinent die Polizeigewalt aus und verpflichtet sich, keinen Angriffskrieg zu führen. Gegenseitige Abrüstung ohne Kontrolle, im Vertrauen darauf, dass jede Regierung ihr Versprechen hält!"
„Ohne Kontrolle! Unmöglich, dies Vertrauen kann die amerikanische Regierung nicht mehr beanspruchen. Wir können die Welt nicht der ständigen Bedrohung durch eine Horde von... "

„Achtung!!! Achtung!!! Achtung!!! Gasalarm!!! Gasalarm!!! Gasalarm!!!
Amerikanische Giftgastorpedos an den europäischen Küsten!!!
Militärischer Angriffsplan C, Variante 3 tritt in Kraft! Gasalarm für die ganze Welt! Gasanzüge anziehen! Gasmasken und Gastelefone umhängen! Amerika eröffnet den Krieg!!!
In ganz Amerika Bürgerkrieg. Noch keine Giftgasraketen auf amerikanischen Kontinent abschießen. Alle Flugzeug - und Schiffsgeschwader: Maisch! Alle nicht eingeteilten Schiffe: aufmarschieren zu Massentransporten Afrika-Südamerika unter dem Schutze des sechsten und siebenten Schiffs- und des zweihundertsten bis dreihundertsten Flugzeuggeschwaders in Linie Freetown—Kap S. Roque. Nordostbrasilien ist besetzt. Gefangene Arbeiter in Fortaleza— Pernambuco und Bahia befreit.
Wenn der amerikanische Vormarsch nach dem Süden nicht sofort eingestellt wird, legen wir Sperrfeuer auf den Äquator und auf den 5o. Längengrad. Angriffsflotte setzt Vormarsch westwärts fort. Zweite Linie errichtet schwimmenden Festungs-, Minen- und Torpedofanggürtel Grönland— Azoren—Madeira. Dritte Abwehrlinie Island—Irland—Portugal, verstärkt durch russische Abteilung 37—50. Achtung! Portugal! Höchstalarm!!! Nach Fliegermeldung landen in wenigen Minuten Giftgastorpedos an eurer Küste. Lücke im Fangsystem. Befehl an Spanien: Gasmasken auf! Gastelefon einschalten!
Achtung, Achtung, australische Genossen, ihr müsst allein mit euren Gegnern fertig werden!
Kriegsleitung von jetzt ah Pamir. Wellenlänge 1 — 100 des Geheimcode 37.
An die Bewohner von Labrador, Halifax, Florida, Panama und Bermuda! Wir müssen Torpedoabschussstelle vernichten und Kanalzone sperren. In zehn Minuten landen 300000 Raketengeschosse, die mit den neuesten, schrecklichsten Giften gefüllt sind. Gegen dieses Gift gibt es keine Rettung, — wir selbst wissen kein Mittel dagegen. Flieht westwärts oder nehmt euch sofort das Leben, wenn ihr nicht die schrecklichsten Qualen erdulden wollt! Wir müssen euch opfern, um die Menschheit zu retten.

An die Arbeiterschaft Amerikas!
Genossen, wir können euch nur noch drei Stunden Zeit geben. Wenn die kapitalistische Pest bis dahin nicht vom Erdboden vertilgt ist, müssen wir 100 Millionen Menschen vernichten, um das Leben von 1000 Millionen zu retten. Nützt diese drei Stunden! Zerstört alle Brücken, Verkehrsmittel und Bahnhöfe! Steckt alle Häuser, Wälder, Dörfer, Städte, Fabriken, Lagerschuppen und Schiffe in Brand! Fangt mit eurem eigenen Eigentum an! Schont nicht eure eigenen Häuser! Wenn ihr siegt, werden wir euch in Jahresfrist die herrlichsten Wohnpaläste bauen. Wenn ihr aber nicht siegt, seid ihr in vier Stunden alle tot. Zündet die Städte an und flieht! Schont nur die Rundfunksender! Achtung! Achtung!!
Amerikanische Giftgasraketen bestreuen Ostsibirien und Nordafrika. Gasabwehrmittel 37, 49 und 101 anwenden.
An irischer Küste Gastorpedos abgefangen. Sperrfeuer auf Panamakanal.
Wir unterbrechen jetzt die Sitzung, ziehen um in Gaskeller. Amerikanische Delegierte fordern wir auf, mitzukommen. Amerikanische Regierung fordern wir auf, sich in zehn Minuten zu melden zur Wiederaufnahme von Verhandlungen. Amerikanische Arbeiter fordern wir auf, ihre Pflicht zu tun und Bericht zu erstatten."
„Achtung, Achtung, Achtung... Hier Philadelphia... Revolutionskomitee... Wir haben die Giftgasfabriken gestürmt und die Raketenabschussstellen besetzt. Neue Regierungstruppen rücken an, wir sind zu schwach, wir werden unterliegen. Wir haben tausend Raketen im Meer versenkt, aber 10000 liegen noch da. Wir haben keine Zeit mehr. Die Regierungstruppen rücken vor. Gebt Feuer auf Philadelphia, gebt Feuer! Wenn ihr das neue sozialistische Amerika aufbaut, denkt an die Arbeiter von Philadelphia!" „Achtung, Achtung. Hier Chef der Marineleitung U.S.A. Halloh, Atlantikflotte. Halloh, Florida, Cuba, Panama, Port of Spain, Halloh Bermuda... Lebt ihr noch?... Meldet euch doch!... Warum meldet ihr euch nicht??? Gebt Antwort!!!"
„Achtung! Hier zweites rotes Raketengeschwader, nördlich Bermuda. Habt Dank, Arbeiter von Philadelphia. Nehmt euch das Leben, schnell, in dreißig Minuten platzen die ersten tausend Raketen. Habt Dank." „Halt! Halt! Hier Rotes Oberkommando. Haltet ein, Genossen in Philadelphia! Wir stoppen Gasabschuss. Falls Lage unhaltbar, ergebt euch. Hilfe naht. Baltimore und New York funken Arbeitersieg."
„Achtung, Dach der Welt, Rotes Oberkommando. Wenn Raketenabschuss nicht sofort eingestellt wird, können wir den nordamerikanischen Kontinent nicht mehr schonen. In Südamerika nördlich des Äquators lebt kein Mensch mehr. In Mexiko und Nikaragua hat die Revolution gesiegt. Aus U.S. A. erhalten wir keine Nachricht. Beeilt euch Arbeiter in Amerika!"
Achtung! Achtung! Hier Verhandlungszentrum London. Das oberirdische London ist tot. In tiefen Kellern und Unterständen hausen Millionen dicke, abscheuliche Larven, in denen sich Menschen verstecken. Die amerikanische Regierung hat sich trotz mehrfacher Aufforderung nicht gemeldet. Sind die amerikanischen Delegierten da? Melden Sie sich doch! Man kann doch niemand hinter diesen Gaspanzern erkennen. Halloh, Genossen, die fünf Mann dort in der Ecke werden es sein. Führt sie zum Tisch. Steckt ihre Telefonkontakte in das Schaltbrett! Halloh, wer ist Mr. Young? Hand hoch! Sie zittern, Mr. Young, Sie haben das nicht gewollt? Das hat schon mal jemand gesagt, als es zu spät war. Aber diesmal geht es nicht so harmlos für die Herren ab wie anno 14. In wenigen Stunden ist ganz Nordamerika ein Leichenfeld, wenn Ihre Regierung sich nicht sofort ergibt und den Raketenabschuss einstellt. Mitglieder der amerikanischen Regierung, meldet euch! 100 Millionen Menschenleben sind in eurer Hand. Ein Druck auf den Knopf, und sie sind vernichtet. Wir, die Sieger, machen euch, den Besiegten, den zum Tode verurteilten, in letzter Minute ein Angebot: das ungeheuerlichste Angebot, das je in der Geschichte der Menschheit gemacht wurde. Wir fordern sofortige Kapitulation innerhalb zehn Minuten. Aber um 100 Millionen unschuldige Menschenleben zu schonen, gewähren wir euch so phantastische Bedingungen, wie sie noch niemals von hundertprozentigen Siegern den Besiegten gewährt wurden. Wir bieten euch tausendmal mehr, als ihr je durch Kriegsgewinn erreichen könntet. Ihr wolltet ein arbeitsloses Leben in Reichtum und Üppigkeit. Ihr sollt es haben. Wir dehnen unser Angebot auf das ganze amerikanische Volk aus, auf all die Millionen Todgeweihten. Unsere nächste Jahresproduktion von 30 Millionen Autoflugbooten gehört euch. All unsere Flugzeug- und Luftschifflinien, unsere Luxusdampfer, unsere Salonexpresszüge und Autoverbindungen stehen euch ohne Gegenleistung zur Verfügung. An jedem Orte der Welt erhaltet ihr freie Wohnung in unseren Wohnpalästen, Kurorten und Erholungsheimen. Überall reichliche Verpflegung und Kleidung. Unsere Sportplätze, Theater und Konzertsäle stehen euch offen. Dies Angebot gilt für alle Amerikaner ohne Unterschied, hört ihr! Aber einen Unterschied werden wir doch machen. Strafe muss sein. Allen Amerikanern, die sich rechtzeitig auf ihre Menschheitspflicht besonnen haben, steht es frei, jährlich die wenigen hundert Stunden zu arbeiten, die in Zukunft noch notwendig sind. Die anderen aber, die nur dem Zwang gehorchen, sollen davon ausgeschlossen sein. Sie dürfen in keiner Fabrik, in keinem Studio, in keinem Laboratorium arbeiten und auch an der gesellschaftlichen freiwilligen Arbeit nicht teilnehmen. Sie sollen als die Drohnen sterben, die sie sein wollten. Jetzt überlegt euch, Amerikaner, ob es noch einen Sinn hat, den Krieg fortzusetzen. Unser Angebot ist ernst gemeint, wir werden unser Wort halten. Entscheidet euch!!!"

„Minute um Minute vergeht. Qualvolles Warten an den Empfängern. Immer noch fallen Raketen. Keine Nachricht aus Amerika. Anscheinend versuchen einige Sender zu funken. Man kann nichts verstehen. Störungssender sind auf vielen Wellen am Werk. Der Raketenregen wird stärker. Wir können nicht länger warten ... Die Transkontinentalraketenbatterien schalten den Strom ein... Die Raketenflugzeuggeschwader setzen zum Angriff an. Auch von Westen her nähern sich die ersten Raketenflugzeuge dem amerikanischen Kontinent. Das Ozeansperrfeuer liegt jetzt überall dicht vor der amerikanischen Küste. Unsere Sperrlinien berichten, dass immer mehr Torpedos abgefangen werden.
Aber die wurden schon vor einem Tage abgeschossen. Auch der Raketenregen hört nicht auf... Wir wissen nicht, wie es jetzt drüben aussieht... Vielleicht ist es schon entschieden... aber wir können nicht mehr warten... wir können nicht das Schicksal der ganzen Menschheit aufs Spiel setzen... wir müssen handeln ... Immer noch keine Nachricht... wir können nicht länger warten...
Raketenbatterien......Achtung!!!!!!
Feuerwalze verlegen auf den... Halt! Halt!
Man funkt... Ist das Amerika?... Welche Welle, Wellenmesser? Alle S.U.-Sender: Sendung einstellen!! Welle 711 sendet... Welle 711? Ist das Symbol? Die Welle des siebenten November?
Ja! ja! Das ist Amerika!!! Scharf einstellen!... scharf! scharf!...
Musik, Musik!... Sie spielen, hört ihr es, Genossen? Sie spielen: Die Internationale. Umarmt euch Brüder! Die Welt ist unser!!"

Sozialismus • Kommunismus • Sozialistische Belletristik • Kommunistische Unterhaltungsliteratur • Proletarisch-Revolutionäre Literatur • Utopische Klassiker • Arbeiterroman • Agitationsliteratur