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Kurt Huhn - Solange das Herz schlägt (1950)
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Der Winter des vierziger Jahres war voll klirrender Kälte. Er brachte Schnee in kaum vorstellbarer Menge. Tag und Nacht glitzerten an den Fensterscheiben eng
gedrängt und übereinander wachsend die mannigfaltigsten Motive aus der Blumenwelt des Eises. In so mancher Morgenfrühe schwiegen sogar die Spatzen. Sie, die ab und zu am vergitterten Fenster wie Schatten vorbeihuschten oder vom Dach des Menschenkäfigs hellstimmig schilpten, diese Lausbuben der Gassen, gaben in der Kälte keinen Laut von sich. Selbst die Stadtbahn weckte mich nicht mehr auf. Der alte Strohsack stank leise und ausdauernd vor sich hin. Sein Mief kam mir intensiver vor, seit mir die dichte Schneedecke die Geräusche der Stadt zunichte machte.
Nach Monaten erst hatte ich gelernt, dass die Augen in der Gefangenenzelle eine untergeordnete Rolle zu spielen hätten. Die Hausordnung sah deshalb auch verschärfte Maßnahmen vor, wenn es der Häftling wagte, einen Blick durch die stählernen Gitter in die Umgebung zu tun.
Man kennt ja so schnell den Grundriss seiner staatlichen Behausung. Man kennt auch bald das Gästebuch. Name und Tag der Einlieferung auf die Wände geschrieben, in den Stein gekratzt, gaben mir Auskunft über eine große Anzahl meiner Vorgänger. Trotz emsiger Arbeit ließ sich jedoch nicht der erste Insasse ermitteln.
So mancher trug mit seinem Namen seine politische Hoffnung, seinen starken, unbesiegbaren Glauben ein,
seinen proletarischen Klassenstolz, der mit dem Vormarsch der Arbeiterbewegung und dem praktischen Kampf für den Sozialismus wuchs. In oft bitteren Stunden sind mir die unterschiedlichen Schriftzüge, die eingegrabenen geballten Fäuste, stilisierten Fahnen und gereimten Zweizeiler zur Stärkung geworden. Sie wurden zur Glücksquelle, die den Gedanken der Vereinsamung ein Ende bereiteten.
Doch bevor ich die Bedeutung jener einfallsreichen Tätigkeit erkannte, die Notwehr gegen die Gefangenschaft, Einsamkeit und Zwiespältigkeit in Schriftzeichen und Bildnissen herausfand, verneinte ich mit kühlem Verstand diese Art der Selbstverständigung und betrachtete sie als Allotria.
Die Langeweile trieb mich zum Licht, zum Fenster. Wenn auch die herben Buchstaben der Hausordnung warnten und die rostbraunen Gitterstäbe meine Sehnsucht brachen, es verminderten sich die Hemmungen in meiner Brust. Ich bestieg die Pritsche. Mir gegenüber befand sich die Abteilung des Erkennungsdienstes. Dort wurde der Eingelieferte katalogisiert, fotografiert, und man nahm von ihm Fingerabdrücke.
Aber wie ein Blitzstrahl schlug mir sofort das Licht auf die Augen, das auf der Flaumdecke des Neuschnees tanzte. Ich schwankte und war, von der Helle übermannt, noch nicht ganz auf den Boden zurückgeglitten, als der Zellenriegel knackte. Ich hatte das viele Licht nicht gut vertragen. Mir war elend. Fast verlor ich das Gleichgewicht. Nur allmählich zeichnete sich in der verwandelten Szene die Gestalt des Wachtmeisters ab. Immer noch leuchtete der Schnee und blitzte das Licht, das mir in die Augen geströmt war. Immer noch befand sich das Hirn in der Welt hinter dem Menschenkäfig. Langsam nur fand es zurück.
Die Tür flog auf und der Wachtmeister überschüttete mich mit heftigen Vorwürfen. Ihn, seine Frau und die Kinder brächte mein Ungehorsam in ärgste Schwierigkeiten. Das betonte er erregt und unsicher.
Da sah ich auch den Kalfaktor, sah seine Genugtuung auf dem grinsend triumphierenden Gesicht und sah den Hass und die Zufriedenheit des schäbigen Kerls. Er hatte mich durch den Spion in der Tür beobachtet und meine Disziplinlosigkeit dem Wachtmeister gemeldet. Ich sah dem Wachtmeister über die Schulter, fixierte den Kalfaktor und konzentrierte mich ganz auf sein teuflisch feixendes Gesicht. Er kroch in sich zusammen. Der Wachtmeister wich rückwärts aus, stemmte mit einem Ruck die Hände in die Hüften und bohrte dem Kalfaktor die Ellenbogen in die Magengrube, dass er mit einem rettenden Sprung auf den Gang verschwand.
Ich kam darauf in die Dunkelzelle, die im Keller lag. Wir gingen sehr langsam. Der Wachtmeister seufzte. Ich verstand. Sein Vertrauen auf einen friedlichen Lebensabend war ins Wanken geraten. Überall kamen wir an seinen Kollegen vorüber, betrachtete uns ein Kommissar oder lauerte ein Kalfaktor. Wir konnten das Schweigen nicht brechen. Unsere Schritte verrieten uns von Stufe zu Stufe. Ich spürte ja, dass er mich nicht gern in den Keller brachte. Sicher hatte er schon viele Männer in den Keller gebracht. Mich hätte er davor bewahrt, wenn mich nicht der Kalfaktor verraten hätte. Als er ihm die Ellenbogen in den Bauch stieß, war es mir ja nicht entgangen, dass er ihm eine schmerzhafte Belehrung erteilte. Ich musste in den Keller. Der Kalfaktor hätte seine Meldung sonst an den ablösenden Wachtmeister weitergegeben. Er würde sich schon Gehör verschafft haben, wäre ich nicht in den Keller gekommen. In die Büßerzelle. Zum Abschleifen. Der Kalfaktor hegte nur Hass gegen den politischen Häftling.
Ich verschwand in dem dunklen Loch. Hier gab es keinen Schemel. Keine Pritsche. Ein Holzrost lag am Boden. Der feuchte Zellenraum war bald abgetastet. Nach beendeter Orientierung hockte ich nieder. Ich dachte nicht nach draußen. Das hatte keinen Sinn. Es brach nur die eigene Kraft. Man durfte in diesem Haus nicht an den unbekümmerten Menschenstrom denken, der täglich an diesem Bau vorbeifloss.
Ich gedachte vielmehr eines einzelnen Menschen, der seinen hastigen Schritt für eine Sekunde zügelte und an der roten Fläche hinaufsah. Mit ihm lief ich im Schnee durch das alte Stadtviertel, begleitete ihn zur Elektrischen und ließ ihn zu den Kollegen in den Betrieb fahren.
Die Kälte kroch mich an. Vor der Tür gab es Stimmen. Rede und Antwort schwankten hin und her. Deutlich konnte ich jedoch kein Wort verstehen. Es wurde still. Ich machte einige Kniebeugen, um warm zu werden. Dann maß ich nochmals den Raum aus und führte Boxhiebe in die Dunkelheit. Ich durfte nicht kalt werden, nicht schlafen. Die wilden Lufthiebe machten mich wieder munter und warm. Wieder hörte ich Stimmengemurmel. Einige Riegel schoben sich zurück. Glühbirnenschein hing vor der Büßerzelle.
Mit barscher Stimme forderte mich der hier amtierende Wachtmeister auf, die Zelle zu verlassen. Ich zögerte. Da flog die Tür zu und die Riegel schnappten ein. Stimmengemurmel kam wie aus weiter Ferne. Vor meinen Augen zuckten bunte Kringel. Sie schleuderten hin und her. Sie stachen wie mit schmerzenden Nadelstichen. Noch mal und noch mal kamen Licht und Dunkelheit. Dann befand ich mich auf dem Gang und tastete mich die Stufen empor.
In meiner Zelle angekommen, überbrückte ich die Demütigung durch die Inschriften auf den Wänden. Sie sprachen vom Kampf ums Dasein. Auch im Faschismus standen sie gleich Signalen dort. Ja, sie wurden weitergeführt. Sie waren sprechende Belege dafür, dass der Freiheitsgedanke des Volkes trotz Faschismus zum Sieg führen würde, dass weder Verfolgung noch Haft die organische Entwicklung zu einem Arbeiter-und-Bauern-Staat hindern könne, weder Marter noch Tod des einzelnen das Ganze zu vernichten imstande sei.
Eines Tages wurde ich dem Arzt vorgeführt. Er saß am Schreibtisch. Es tat mir wohl, dass mein Gesundheitszustand überprüft werden sollte. Ich hätte nie erwartet, dass einem Häftling soviel Wohlwollen zuteil werden könnte. Der Doktor beschrieb eine Kartothekkarte. Seine abwehrende Linke bremste meinen Schritt. Sie deutete auf einen Stuhl. Ich setzte mich. Nach einem neuen Handzeichen stand ich auf. Das Handzeichen wies zur Tür. Ich ging. Es war eine völlig neue, ungewohnte Untersuchung. Ratlos sah ich den Wachtmeister an. Der blickte gleichgültig geradeaus. Diesem banalen Akt folgte der Transport.
Kaum war die „grüne Minna" in Sachsenhausen angekommen und wir sieben Häftlinge ausgestiegen, als ein Rudel SS über uns herfiel. Mit Koppelzeug und Fausthieben schlugen sie uns nieder, mit den eisenbeschlagenen Stiefeln traten sie auf jeden ein, der sich aus dem Schnee zu erheben wagte. Getreten, geschlagen, bespien, hetzten sie uns durch das Tor, rissen uns an den Haaren durch den Schnee, stellten uns Beine und heulten dazu wie Wölfe, denen der Hunger in den Flanken brannte. Sie waren kalt wie der Schnee und grimmig wie der Frost. Es blieb nutzlos, in Deckung zu gehen, sie arbeiteten weiter mit Koppel und Fäusten und schrien lauter als die Tonsäulen, aus denen Musikfetzen tönten.
Endlich wurden wir in einer Reihe aufgebaut. Unsere Lungen arbeiteten wie Blasebälge. In den Nasenlöchern gefror der Atem. Nach dieser „Eingangspolonäse" spürten wir noch nicht die abgesunkene Temperatur. Ich trug einen leichten Sommeranzug. Den Pullover hielt ich in der Hand. Aber wir hatten Befehl, in strammer Haltung zu stehen. Noch glühten wir innerlich. Sonne flimmerte auf dem Schnee. Unser Blick war auf eine SS-Unterkunft gerichtet. Gelächter klang heraus. Sie brüllten uns etwas zu. Sie drohten mit Fäusten und Peitschen. Ihre Stimmen überschlugen sich in einem Wortbrei.
In der Nase juckten die Eiskristalle. Allmählich kroch die Kälte an mir hoch. Auch der Wind blies durchdringend. Die Sonne schien zwar, doch der Frost war stärker. Er fühlte sich durch ihren Glanz beleidigt. Meine Augen begannen in diesem grellen Weiß zu versagen. Die SS-Unterkunft geriet ins Schwimmen und die Gitter an den Fenstern wanderten. Ich begann vor Frost zu beben. Die SS beobachtete uns durch die Fenster ihrer warmen Unterkunft. Ab und zu erfasste ich die Situation ja noch. Vor allem, wenn sich das Geheul hinter den Scheiben wieder hob.
Wie hatte ich mich nach der Klarheit des winterlichen Himmels gesehnt, als ich in meiner einsamen Zelle hin und her schritt, das Auge auf das vergitterte Fenster gerichtet. Unter der dichten Schneedecke wusste ich Keim und Wurzel geborgen vor dem Frost. Hochschäftige Kiefern zeichneten sich mit ihren rissigen Stämmen von der weißen Decke ab und das Nadeldach trug die Schneepatzen, ohne die Äste zu beugen. So verging die erste harte Stunde. Unsere Zähne klapperten. Wir rückten enger aneinander. Unsere Glieder schlotterten. Ich hatte ständig die Zehen bewegt und nach einiger Zeit auch die Finger. Mir war so kalt, dass ich nicht mehr spürte, ob noch das Leben darin saß. Wir warteten vergebens darauf, dass wir uns rühren durften oder in einen Raum geführt wurden.
Die zweite Stunde verging.
Ich wurde müde. Wie oft war ich Stunden um Stunden durch Schnee gegangen und durch schneidende Kälte, aber während der ständigen Bewegung war ich vor der Kälte gesichert. Hier standen die Füße auf dem Fleck fest und die Hände drückten sich an die Hosennaht. Der Blick traf sich mit dem Schnee und der Schnee tanzte. Das Herz wurde schwer und der Schlaf immer quälender. Hinter uns bereiteten sie das Essen. Irgendwo hinter uns roch es nach Gemüse und qualmendem Holz.
Die dritte Stunde war fast herum, da nahte sich uns der Kommandant mit einem Stab von Blockführern. Sie trugen ihre gefütterten Mäntel und Handschuhe und wateten mit ihren knarrenden Langschäftern durch den Schnee, den ich nicht mehr sehen mochte.
Auf ihren Gesichtern lag Hohn. Sie gingen ganz langsam an uns vorbei. Der warme Atem tanzte vor ihren Gesichtern, aber der höhnische Ausdruck um Augen und Lippen bewegte wieder mein Blut, das ich schon erstarrt glaubte. Die Frostschrauben ließen von mir ab.
Der Kommandant stellte seine Fragen nach Alter,
Beruf und Grund der Schutzhaft. Mein linker Nebenmann lallte. Der Kommandant sah ihn unwillig an. Mein Nebenmann rang die Hände. Es kam jedoch kein Wort aus seinem Mund. Unter Qualen entstand ein Ton, wie ihn ein Mensch von sich gibt, der keine Kräfte mehr hat. Es war ein erschütternder Laut.
Der Kommandant lachte. Er lachte lange. Die Schreie meines Nachbarn schraubten sich immer höher, sie wurden wilder und unheimlicher. Die Blockführer lachten, bis allen die Luft knapp wurde.
Der Kommandant sah meinen Nachbarn lauernd an. Mit zusammengepressten Lippen und kaltem Blick überlegte er. Dann verlangte er den Arzt und den Bock. Vier Blockführer entfernten sich im Laufschritt.
Zuerst kam der Arzt. Aus fünf Meter Entfernung warf er einen flüchtigen Blick auf uns alle. Es genügte ihm für eine exakte Diagnose. Wozu nur dieser Aufwand? Der Arzt nickte den Blockführern zu, die soeben ein Holzgerät herantrugen. Sie setzten es ab. Sprangen auf meinen Nachbarn los, warfen ihn über den Bock und schnallten ihn fest. Sie korrigierten hier und dort Schnallen und Riemen. Legten ihre Mäntel hin, prüften den Schwung der Ochsenziemer und der erste Schlag traf das Gesäß. Ich erwartete einen Schmerzensschrei. Nichts. Der Blockführer holte aus, schlug und ging dabei in die Knie. Er stöhnte vor Anstrengung. Fünf Schläge trafen. Der Mann auf dem Bock schwieg. Der nächste Blockführer trat an.
Mein Herz schlug rasend schnell. Mir war, als stände ich auf glühenden Kohlen und nicht auf tiefgefrorener Erde und Schnee. Und immerfort wechselten die Blockführer und fielen die Hiebe. Der Mann auf dem Bock röchelte nur. Hosen, Unterzeug und Hemd gingen in Fetzen. Blut spritzte uns ins Gesicht.
Vierzig Hiebe sausten. Nun schnallten sie den Mann ab. Ein Stoß, er fiel vom Bock in den Schnee. Er versuchte sich zu erheben, war aber zu schwach. Der Arzt bohrte ihm die Stiefelspitze in die Rippen. Was ging denn in seiner Hirnschale vor? Wo war die helfende Hand, wo blieb das oft betonte Gewissen, die Berufsehre, das gütige Herz, der unbestechliche Sinn, entstandene Leiden zu heilen?
Auf Händen und Knien kroch der Geschlagene auf uns zu. Wir standen stramm und wie gestorben da. An meinem Hosenbein zog er sich hoch. Ein Bächlein roten Blutes floss zwischen den bebenden Lippen hindurch. Arzt und Kommandant entfernten sich. Nun konnte ich den Geschlagenen stützen und ihm verstohlen die Hand drücken. Wir stolperten zur Aufnahmebaracke. Wir stürzten gemeinsam in den Schnee und ernteten Fußtritte und Ohrfeigen. Ich sah nichts mehr und fühlte nichts mehr, und wenn den Scharführern die Geduld riss, dann schlugen und brüllten sie, aber das alles rollte ab wie ein gefährlicher Traum, in dem wir uns langsam voran bewegten.
In der Baracke gaben wir sämtliche Utensilien, die wir bei uns trugen, in eine Tüte, wurden registriert und kahl geschoren. Ein Häftling drückte uns Badeseife in die Hand, und wir traten unter die Brausen. Ich genoss die warmen Wasserstrahlen in vollen Zügen. Es schien mir alles überstanden, was einem Zugang zustoßen konnte. Solange das Wasser lief, waren wir den Betätigung suchenden Muskeln der SS entwischt. Ja, ich wagte neugierig durch die dampfenden Strahlen in den Raum zu sehen und erblickte einen Halbkreis der SS. Sie hatten die Hände auf dem Rücken. Sie schnitten böse Gesichter. Sie ermunterten sich durch Zurufe. Ich wich zur Mitte aus. Eiskalt floss das Wasser aus den Brausen über uns her. Ich zog mich krumm, rieb die Haut und strampelte. Wer davon sprang, den traf der Fahrradschlauch der SS. Sie schlugen, fluchten und johlten. Sie warfen Seifenstückchen auf die Fliesen, die Männer glitten aus und die Fahrradschläuche zerschnitten unbarmherzig die nackte Haut. Hilflos krochen die Männer über die Fliesen. Ich hockte verkrampft in der Mitte, bis das Wasser abgestellt war.
Häftlinge drückten uns die Staatsanzüge in die Hand. Noch nass zogen wir das stinkende Zeug über.
Ich bekam eine alte Kavalleriehose, eine geflickte Zebrajacke, ein Hemdbruststück mit halben Ärmeln daran, zwei linke Schnürstiefel ohne Bänder und das Krätzchen.
Dem Geschlagenen lief schon wieder das Blut durch die zusammengepressten Lippen über das Kinn. Sein Gesäß war unförmig aufgeschwollen und schillerte in allen Farben. Wir halfen ihm in die übel riechenden Lumpen, die die Schadenfreude der SS erhöhten.
Wieder standen wir vor der Baracke in strammer Haltung in frostiger Luft und auf eisigem Boden. Uber mir hörte ich die Krähen schreien, und in der Ferne standen Kiefern voll schwarzer Nadeln und trockener Astzacken. Ich hörte auch eine flüchtige Meise. Aber der bittere Wind und der steigende Bodenfrost nebst dem auf uns gedrehten Maschinengewehr triumphierten, die Flüche und Verwünschungen der SS ...
Nein!
Die beschriftete Wand in der Zelle fiel mir ein, die halbverblichenen Ermunterungen, die trotzigen Schwüre, tief in die Ziegel gegraben gegen die bösen Tage, leuchteten deutlich auf.
Da wir allein blieben, machte mir der Geschlagene durch Gesten klar, dass er stumm sei. Ab und zu spuckte er geronnenes Blut in den Schnee, bis ihn ein Blockführer in den Strafbunker brachte.
Wir rückten im Laufschritt in das Barackenfeld ein. Während dieser Gangart verlor ich die unförmigen Schuhe, und wenn auch die Erde kalt und hart war und wie mit Nadeln stach, so erreichte ich doch bald die Baracke, die von Häftlingen wimmelte.

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